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135,182
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olgstut-2003-04-11-8-w-53902
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
8 W 539/02
| 2003-04-11T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:20
| 2019-02-12T12:17:55
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<em>1.</em>
</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<em>Auf die weitere Beschwerde des Verfahrensbevollmächtigten der Antragsteller (Beteiligte Ziffer 1 – 3) wird – unter Abänderung des Beschlusses der 5. Zivilkammer des Landgerichts Tübingen vom 13. Dezember 2002 und des Beschlusses des Amtsrichters beim Amtsgericht Tübingen vom 24.10.2002 – der Geschäftswert für das Verfahren erster Instanz auf 2.880,00 EUR festgesetzt.</em>
</td>
</tr>
</table>
<p/>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<em>2.</em>
</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<em>Im übrigen wird die weitere Beschwerde des Verfahrensbevollmächtigten der Antragsteller zurückgewiesen.</em>
</td>
</tr>
</table>
<p/>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<em>3.</em>
</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<em>Die Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</em>
</td>
</tr>
</table>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
1. Auf Antrag der Antragsteller hat das Amtsgericht für die aus einer Bauherrengesellschaft hervorgegangene Eigentümergemeinschaft durch Beschluss vom 13.9.2002 einen Notverwalter nach § 26 Abs. 3 WEG bestellt. Auf der vom Notverwalter einberufenen Eigentümerversammlung wurde der Beteiligte Ziffer 12 zum "ordentlichen" Verwalter bestellt. Der Notverwalter hat für seine Tätigkeit eine Vergütung (einschließlich Mehrwertsteuer) in Höhe von 953,52 EUR berechnet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Durch (gesonderten) Beschluss vom 24.10.2002 hat der Amtsrichter unter Bezugnahme der Vergütung des Notverwalters den Geschäftswert des Verfahrens auf 1.000,– EUR festgesetzt (Bl. 153 d. A.) Dagegen hat sich der Verfahrensbevollmächtigte der Antragsteller mit der ausdrücklich im eigenen Namen erhobenen "sofortigen Beschwerde" vom 9.11.2002 gewandt und eine Heraufsetzung des Geschäftswerts auf die Vergütung des bestellten Verwalters für drei Jahre in Höhe von 8.640,– EUR beantragt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Nachdem der Amtsrichter durch Beschluss vom 19.11.2002 der (unbefristeten) Geschäftswertbeschwerde des Antragstellervertreters nicht abgeholfen hatte, hat das Landgericht das Kostenrechtsmittel als unbegründet zurückgewiesen und zugleich die weitere Beschwerde zum Oberlandesgericht zugelassen. Der Antragstellervertreter verfolgt mit der weiteren Beschwerde vom 20.12.2002 sein Begehren auf eine Erhöhung des Geschäftswerts auf 8.640,– EUR weiter. Die Beschwerdegegner haben sich zu diesem Begehren auch im Verfahren der weiteren Beschwerde nicht geäußert.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
2. Das – zugelassene – Kostenrechtsmittel des Antragstellervertreters ist statthaft und zulässig (§§ 31 Abs. 3 Satz 1, 14 Abs. 3 Satz 2, 3 KostO). Der Senat ist an die Zulassung durch das Beschwerdegericht gebunden. Darüber hinaus ist eine gefestigte Rechtsprechung zu dieser Frage nicht feststellbar.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Beschwerdebefugnis des Beschwerdeführers und seine Beschwer ergeben sich aus § 9 Abs. 2 BRAGO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das als Rechtsbeschwerde ausgestaltete Kostenrechtsmittel des Beschwerdeführers hat in der Sache teilweise Erfolg.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Zutreffend ist der rechtliche Ansatz der Vorinstanzen, nämlich dass der Geschäftswert nach § 48 Abs. 3 WEG unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten zu bemessen ist. Rechtsfehlerfrei ist weiter die Ansicht von Amts- und Landgericht, dass die tatsächlichen Probleme, die ein ordentlicher, über die Notverwalterbestellung berufener Verwalter für die Gemeinschaft zu bewältigen hat, für die Bemessung des Geschäftswert keine unmittelbare Erheblichkeit haben kann.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die weitere Erwägung der Vorinstanzen, für die Bemessung dieses Interesses sei die dem Notverwalter geschuldete Vergütung der maßgebliche Anknüpfungspunkt, hält dagegen der rechtlichen Nachprüfung nicht stand. Zwar trifft es zu, dass für Streitigkeiten mit dem Verwalter die von der Gemeinschaft noch zu zahlende Verwaltervergütung in der Regel ein tauglicher Maßstab für die Bemessung des Interesses nach § 48 Abs. 3 Satz 1 WEG ist (vgl. Niedenführ/Schulze, WEG 6. Aufl., Rn 45; Bärmann/Pick/Merle, WEG 8. Aufl., Rn 44; Staudinger/Wenzel, WEG (1997) Rn 22, je zu § 48 WEG, je mit RsprNw).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Jedoch ist es nach Ansicht des Senats rechtlich verfehlt, diese Erwägungen auf das vorliegende Notverwalter-Bestellungsverfahren zu übertragen. Das Interesse der Eigentümer an einer Notverwalterbestellung geht dahin, mit Hilfe dieses "Rechtsbehelfs" eine den Anforderungen an eine ordnungsgemäße Verwaltung entsprechende Funktionsfähigkeit der Eigentümergemeinschaft zu erlangen. Dazu gehört die zwingend vorgeschriebene Bestellung eines "ordentlichen" Verwalters (§§ 20 Abs. 2 iVm Abs. 1, 26 ff WEG). Das Interesse der Gemeinschaft zielt also dahin, den irregulären Zustand der Notverwaltung möglichst kurz zu halten und so schnell wie möglich den gesetzlich vorgeschriebenen Regelzustand zu erreichen. Dieses Interesse nach der Höhe der (am Ende der Notverwaltung tatsächlich in Rechnung gestellten) Vergütung des Notverwalters zu bemessen, setzt an einem unzutreffenden Maßstab an; die vielfach von Zufälligkeiten (oder auch von den Fähigkeiten des bestellten Notverwalters) abhängige Dauer der Notverwaltung ist nach Ansicht des Senats nicht geeignet, das Interesse der Gemeinschaft sachgerecht zu erfassen. Vielmehr teilt der Senat die Ansicht des Beschwerdeführers, dass die Vergütung des aufgrund der angeordneten Notverwaltung bestellten "ordentlichen" Verwalters in der vorliegenden Fallkonstellation der richtige Bezugspunkt ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Allerdings besteht kein hinreichender Anlass, die dreijährige Vergütung des ordentlichen Verwalters in Ansatz zu bringen. Vielmehr wird dem Interesse der Eigentümergemeinschaft an der Bestellung einer ordnungsgemäßen Verwaltung bereits durch den Abschluss eines 1-Jahres-Vertrags genügt. so dass hier die vereinbarte Vergütung für 12 Monate in Höhe von 2.880,– EUR das Interesse der Eigentümergemeinschaft ausreichend erfasst. Hilfsweise führt der Ansatz des Regelwerts (§ 30 Abs. 2 KostO) zum selben Ergebnis.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 31 Abs. 4 KostO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,183
|
ag-tubingen-2003-04-11-ii-3-in-27202
|
{
"id": 103,
"name": "Amtsgericht Tübingen",
"slug": "ag-tubingen",
"city": 95,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Amtsgericht"
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|
II 3 IN 272/02
| 2003-04-11T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:21
| 2019-01-17T11:55:12
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Antrag des ... vom 12.08.2002 auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Die Kosten des Verfahrens trägt der Erbe.</p>
<p>3. Die am 13.08.2002 angeordneten Sicherungsmaßnahmen werden aufgehoben.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Antrag auf Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens ist zurückzuweisen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Nach dem schriftlichen Gutachten des vorläufigen Insolvenzverwalters vom 02.12.2002 hat der Nachlass lediglich einen Gläubiger ... mit Forderungen von insgesamt 1.236.440,79 Euro.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Nach dem in § 1 InsO normierten Hauptziel der Insolvenzordnung dient das Insolvenzverfahren dazu die Gläubiger eines Schuldners gemeinschaftlich zu befriedigen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Insolvenzverfahren ist daher bei nur einem Gläubiger des Schuldners (oder Nachlasses) nicht anwendbar. Hierfür ist die Einzelzwangsvollstreckung vorgesehen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Gericht verkennt nicht, dass dies zum einen bei natürlichen Personen dazu führt, dass diese bei nur einem Gläubiger keine Restschuldbefreiung gem. §§ 286 ff. InsO erhalten können. Und zum anderen eine Beschränkung der Erbenhaftung gem. § 1975 BGB, bei nur einem Gläubiger, nicht möglich ist. Der Wortlaut des Gesetzes geht aber eindeutig von einer Mehrzahl der Gläubiger aus.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Lediglich aus § 1 Satz 2 InsO lässt sich möglicherweise schließen, dass bei natürlichen Personen auch bei nur einem Gläubiger das Insolvenzverfahren durchgeführt werden kann, da als weiteres Verfahrensziel die Restschuldbefreiung normiert wurde. Dies kann aber nicht auf das Nachlassinsolvenzverfahren übertragen werden.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
111,726
|
larbgsh-2003-04-11-2-sa-11803
|
{
"id": 1061,
"name": "Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein",
"slug": "larbgsh",
"city": null,
"state": 17,
"jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": null
}
|
2 Sa 118/03
| 2003-04-11T00:00:00
| 2018-11-27T02:30:21
| 2019-01-17T11:35:39
|
Beschluss
|
ECLI:DE:LARBGSH:2003:0411.2SA118.03.0A
|
<div class="docLayoutText">
<div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc">
<!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff-->
</h4></div>
<div class="docLayoutText"><div>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p style="text-align:left">Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Lübeck vom 23.1.2003 - 2 Ca 3514/02 - wird auf seine Kosten zurückgewiesen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p style="text-align:left">Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p style="text-align:left">Gegen diesen Beschluss ist ein Rechtsmittel nicht gegeben.</p></dd>
</dl>
</div></div>
<div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc">
<!--hlIgnoreOn-->Gründe<!--hlIgnoreOff-->
</h4></div>
<div class="docLayoutText"><div>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_1">1</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
<strong>I.</strong>
Der Beklagte wendet sich gegen ein Urteil des Arbeitsgerichts Lübeck vom 23.1.2003, zugestellt am 10.2.2003, mit dem das Arbeitsgericht festgestellt hat, dass das Arbeitsverhältnis der Parteien nicht durch fristlose, sondern durch ordentliche Kündigung geendet hat.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_2">2</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Der am 7.3.2003 per Fax und 10.3.2003 im Original eingegangene Schriftsatz weist an der für die Unterschrift vorgesehenen Stelle folgenden Schriftzug auf:
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_3">3</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Mit Verfügung vom 10.3.2003, am selben Tag gegen 15:07 Uhr mit Fax an die Beklagtenvertreter abgesandt, wurde darauf hingewiesen, dass Bedenken zur Zulässigkeit der Berufung bestehen, da die Berufungsschrift nicht ordnungsgemäß unterzeichnet sei. Mit dem am 14.3.2003 eingegangenen Schriftsatz vom 13.3.2003, der wie folgt abgezeichnet war:
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_4">4</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Für den Berufungskläger
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_5">5</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
wandte der Beklagte ein, es handele sich um die Unterschrift seiner Prozessbevollmächtigten, nicht um ein Kürzel. Der Schriftsatz vom 24.3.2003 ist wie folgt gezeichnet:
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_6">6</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Der Beklagte trägt vor, die Berufung sei nicht unzulässig, weil der Schriftsatz erkennbar unterzeichnet sei. Die Unterschrift sei noch nie beanstandet worden. Ein faires Verfahren fordere, dass zuerst eine Warnung erfolge.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_7">7</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Ergänzend wird auf den Inhalt der Akten verwiesen.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_8">8</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
<strong>II.</strong>
Die Berufung ist als unzulässig zu verwerfen.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_9">9</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Der Beklagte hat die Frist für die Einlegung der Berufung von einem Monat nach Zustellung des angefochtenen Urteils, die am 10.3.2003 ablief, § 66 Abs. 1 ArbGG, versäumt. Der Berufungsschriftsatz genügt nicht den Formvorschriften. Gem. § 64 Abs. 6 ArbGG, §§ 519 Abs. 4, 130 Ziff. 6 ZPO müssen vorbereitende Schriftsätze mit einer Unterschrift der Person versehen sein, die den Schriftsatz verantwortet.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p style="text-align:left"></p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a class="Overl" name="rd_10" title="zum sonstigen Orientierungssatz">10</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Sofern die Berufungsschrift von der Beklagtenvertreterin abgezeichnet sein sollte, kann jedenfalls nicht festgestellt werden, dass es sich bei dem Zeichen um eine Unterschrift handelt. Es ist nicht zu erkennen dass sie mit diesem Zeichen ein „E“, ein „l“ oder etwas Anderes schreiben wollte. Schon gar nicht kann festgestellt werden, dass damit eine vollständige Unterschrift geleistet werden sollte. Es handelt sich damit nicht um einen Schriftzug, der als Unterschrift gewertet werden könnte, denn eine Unterschrift setzt einen individuellen Schriftzug voraus (vgl. hierzu: LAG Berlin Beschluss vom 12.10.2001 - 6 Sa 1727/01 - NJW 2002,989). Nicht notwendig ist, dass die Unterschrift lesbar ist. Es muss sich aber um die Wiedergabe eines Namens handelt und es muss sich aus ihr die Absicht einer
<span style="text-decoration:underline">vollen Unterschriftsleistung</span>
erkennen lassen (BAG Beschluss vom 30.8.2000  5 AZB 17/00 - NZA 2000,1248). Das ist hier nicht der Fall.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p style="text-align:left"></p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a class="Overl" name="rd_11" title="zum sonstigen Orientierungssatz">11</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Anderes ergibt sich auch nicht aus den von dem Beklagten zitierten Entscheidungen. Im Gegenteil ergibt sich aus der angezogenen Entscheidung des BGH (vom 8.10.1991 - XI ZB 6/91 - NJW 1992,243), dass es erforderlich ist, dass ein die Identität des Unterschreibenden ausreichend kennzeichnender, individuell gestalteter Namenszug vorliegt, der die Absicht erkennen lässt, eine volle Unterschrift zu leisten, das Schriftstück also nicht nur mit einem abgekürzten Handzeichen zu versehen. Dabei könne der Namenszug flüchtig geschrieben sein und brauche weder die einzelnen Buchstaben klar erkennen zu lassen noch im ganzen lesbar zu sein, wobei bei der Prüfung, ob eine Unterschrift vorliegt, eine dem Schriftzug beigefügte vollständige Namenswiedergabe in Maschinen- oder Stempelschrift zur Deutung vergleichend herangezogen werden könne. Maßgebend sei, dass die Unterschrift sicherstelle, dass das Schriftstück auch vom Unterzeichner stammt. Diesen Anforderungen genügt das Zeichen gerade nicht.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p style="text-align:left"></p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a class="Overl" name="rd_12" title="zum sonstigen Orientierungssatz">12</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Entgegen der Auffassung des Beklagten kann auch nicht aus der Art der Zeichnung erkannt werden, dass es sich um die Unterschrift seiner Prozessbevollmächtigten handeln sollte. Denn die „Unterschrift“ der Beklagtenvertreterin erfolgt nicht gleichbleibend., wie sich aus dem oben Wiedergegebenen ergibt. Ein Buchstabe ist, auch wenn der druckschriftlich hinzugefügte Name betrachtet wird, nicht erkennbar. Weder kann ein „E“ noch ein „l“ oder gar der Rest des (Doppel-)Namens identifiziert werden.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_13">13</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Der Beklagte kann sich auch nicht darauf berufen, dass in anderen Fällen ein gleichartiges Zeichen seiner Prozessbevollmächtigten vom Gericht nicht beanstandet worden sei. Ob dies zutrifft, kann nicht überprüft werden. Dass die Klagerwiderung vom Arbeitsgericht nicht beanstandet worden ist, reicht alleine nicht aus, um einen Vertrauensschutz zu begründen. Es kann daraus nicht gefolgert werden, dass die „Unterschrift“ der Beklagtenvertreterin jahrelang anerkannt worden wäre. Zudem muss der Beklagtenvertreterin als Rechtsanwältin die Problematik einer unzureichenden Unterschrift bekannt sein, da diese Frage in Fachliteratur und Rechtsprechung regelmäßig behandelt wird. Auch sind entsprechende Entscheidungen des LAG Schleswig-Holstein, in denen die Berufung wegen der „Unterschrift“ als unzulässig verworfen worden ist, veröffentlicht (z.B. Beschluss vom 10.9.1999 - 4 Sa 510/98 -; vom 20.8.1990 - 4 Sa 210/90 - ; vom 6.7.1989 - 4 Sa 118/89 - sämtlich zitiert nach JURIS).
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_14">14</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Unterschrift unter einen bestimmenden Schriftsatz stellen auch nicht lediglich eine „Förmelei“ dar. Sie dienen vielmehr der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit (LAG Schleswig-Holstein Beschluss vom 10.9.1999 - 4 Sa 510/98 - ).
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_15">15</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Soweit der Beklagte die Grundsätze eines fairen Verfahrens anspricht, sei darauf hingewiesen, dass sofort, nachdem das Original der Berufungsschrift vorgelegt worden war, die Beanstandung der Zeichnung per Fax mitgeteilt wurde, um ihm noch Gelegenheit zu geben, innerhalb der Berufungsfrist eine ordnungsgemäß unterzeichnete Berufung einzureichen. Diese Chance hat er indes nicht wahrgenommen. 
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_16">16</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Die Berufung ist daher mit der Kostenfolge aus § 97 ZPO zu verwerfen.
</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_17">17</a></dt>
<dd><p style="text-align:left">
Die Rechtsbeschwerde ist nicht zuzulassen, da nicht ersichtlich ist, dass die Bedeutung des Falls über den Einzelfall hinausginge.
</p></dd>
</dl>
</div></div>
<br>
</div>
|
135,176
|
olgkarl-2003-04-10-2-wf-14302
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
2 WF 143/02
| 2003-04-10T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:16
| 2019-02-12T12:17:54
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die (richtig: sofortige) Beschwerde der Antragstellerin gegen den Prozesskostenhilfe versagenden Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Sinsheim vom 07. November 2002 (20 F 35/01) wird zurückgewiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Mit Beschluss vom 07. November 2002 hat das Familiengericht das Prozesskostenhilfegesuch der Antragstellerin für ihren (neuen) Antrag vom 26. September 2002 zurückgewiesen, mit dem sie begehrt hat, ihr im Einzelnen aufgeführte Gegenstände des ehelichen Hausrats zuzuweisen, anzuordnen, dass das Alleineigentum an diesen mit Rechtskraft der Entscheidung auf sie übergeht und den Antragsgegner zu verpflichten, die Gegenstände an sie herauszugeben. Weiter beantragt sie (Ziff. IV der Schrift vom 26. September 2002), dem Antragsgegner eine Ausgleichszahlung in Höhe von 2.500,00 Euro für den von ihm einbehaltenen Hausrat zu ihren Gunsten aufzuerlegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Zur Begründung führt das Familiengericht aus, die Gegenstände seien unzureichend bezeichnet, ein vollstreckungsfähiger Titel könne deshalb nicht geschaffen werden. Somit sei der Antrag unzulässig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Gegen den Beschluss hat die Antragstellerin Rechtsmittel insoweit eingelegt, als in diesem ihr Prozesskostenhilfegesuch für die mit Ziffer IV beantragte Ausgleichszahlung abgelehnt wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
In Ziffer IV seien keinerlei Gegenstände unzureichend bezeichnet. Es sei eine konkrete Ausgleichszahlung beziffert, deren Höhe anhand ihrer Antragsschrift vom 26. September 2002 nachvollziehbar sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Familiengericht hat der Beschwerde mit Beschluss vom 05. November 2002 nicht abgeholfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Es wiederholt seine Auffassung, dass die Gegenstände unzureichend bezeichnet seien und führt weiter aus:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Über den geforderten Ausgleichsbetrag von 2.500,00 Euro hat sich das Gericht im angefochtenen Beschluss bisher nicht geäußert. Hier fehlt aber auch jegliche Substantiierung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
II. Die gemäß §§ 13 HausratsVO, 14 FGG, 621 a, 567 ff ZPO statthafte sofortige Beschwerde ist in der Sache nicht gerechtfertigt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Das Familiengericht hat zurecht Prozesskostenhilfe für den Antrag auf Auferlegung einer Ausgleichszahlung (nur dieser steht nach der Beschränkung des Rechtsmittels zur Entscheidung des Beschwerdegerichts) versagt. Diesem Antrag nach § 8 Abs. 3 Satz 2 HausratsVO fehlt die hinreichende Erfolgsaussicht i. S. d. § 114 ZPO, denn er ist unzulässig.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Nach allgemeiner Ansicht (vgl. nur Palandt/Brudermüller, BGB, 62. Aufl., Anhang zu §§ 1361 a, 1361 b, § 8 HausratsVO Rn. 11; Münchner Kommentar / Müller-Gindulis, BGB, 4. Aufl., § 1 HausratsVO Rn. 19 und § 8 Rn. 13; Staudinger / Weinreich, BGB, 13. Bearbeitung, § 8 HausratsVO Rn. 18), die auch vom Senat vertreten wird (Beschluss vom 15. April 1987, FamRZ 1987, 848) setzt eine Ausgleichszahlung voraus, dass überhaupt einer der Parteien vom Hausrat durch den Richter etwas zugeteilt wird (§ 8 HausratsVO). Die alleinige Geltendmachung eines Ausgleichsanspruchs, auf den die Antragstellerin ihren Antrag vom 26. September 2002 beschränkt hat, ist unzulässig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Im Übrigen vermisst das Familiengericht in seinem Nichtabhilfebeschluss vom 05. Dezember 2002 zurecht eine nähere Substantiierung hinsichtlich des geforderten Ausgleichsbetrags. Die bei der Wertfestsetzung zu berücksichtigenden Billigkeitsgesichtspunkte erfassen jedenfalls den Verkehrswert der dem einen wie dem anderen Ehegatten
<span style="text-decoration:underline">zugeteilten</span>
Gegenstände (vgl. Schwab/Maurer, Handbuch des Scheidungsrechts, 4. Aufl., Teil VIII Rn. 45). Insoweit sind die Angaben im Schriftsatz der Antragstellerin vom 26. September 2002 (auch die in der beigefügten Hausratsliste)  nicht ausreichend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Es bestand kein Anlass, eine Kostenentscheidung zu treffen, vgl. § 127 Abs. 4 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,179
|
olgstut-2003-04-10-8-w-49702
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
8 W 497/02
| 2003-04-10T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:19
| 2019-02-12T12:17:54
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>
<em>1. Auf die sofortige weitere Beschwerde des Notars wird der Beschluss der 2. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart vom 6.11.2002 dahin</em>
</p>
<p/>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>
<strong>
<em>abgeändert,</em>
</strong>
</p>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
<p/>
<blockquote>
<p>
<em>dass die Kostenrechnung zu UR Nr. 208/2002 des Notariats Stuttgart-Mühlhausen II vom 25.7.2002 auf 99,28 Euro festgesetzt wird.</em>
</p>
</blockquote>
<p/>
<p>
<em>2. Die weitergehende Rechtsbeschwerde des Notars wird</em>
</p>
<p/>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>
<strong>
<em>zurückgewiesen.</em>
</strong>
</p>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
<p/>
<p>
<em>3. Die Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</em>
</p>
<p/>
<table class="Rsp">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">Wert der weiteren Beschwerde:</p></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">187,63 Euro</p></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">– zurückgewiesener Teil:</p></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:justify">183,28 Euro</p></td>
</tr>
</table>
<p/>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:12pt"><tr><td>I.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Beteiligten sind unterschiedlicher Auffassung darüber, wie Antrag und Bewilligung einer
<em>beschränkt persönlichen Dienstbarkeit</em>
durch den Grundstückseigentümer zugunsten einer Wärmelieferantin kostenrechtlich zu bewerten sind.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
1. Die Kostenschuldnerin hat anlässlich der Sanierung einer größeren Liegenschaft mit mehreren Wohngebäuden und deren Ausstattung mit einer modernen Wärmeversorgung am 18./26.4.2000 mit einem "Wärme-Contracting-Unternehmen" einen
<em>"Vertrag über Wärmelieferung"</em>
geschlossen. Darin hat sich die Wärmelieferantin verpflichtet, aus einer auf ihre Kosten zur Verfügung gestellten Wärmeerzeugungsanlage die auf dem Grundstück der Kostenschuldnerin zu errichtenden Wohnungen über ein neues Rohrleitungsnetz und neue Heizkörper mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. Die Kostenschuldnerin ist im Gegenzug die Verpflichtung eingegangen, der Wärmelieferantin die Verlegung der erforderlichen Rohrleitungen und die Installation der notwendigen Anlagenteile auf dem Grundstück unentgeltlich zu gestatten und insbesondere die baulichen Anlagen (Heizraum mit den erforderlichen Ver- und Entsorgungseinrichtungen) unentgeltlich zur Nutzung bereit zu stellen. Zugleich hat die Kostenschuldnerin sich verpflichtet, während der auf 15 Jahre begrenzten Vertragslaufzeit ihren Wärmebedarf ausschließlich bei dieser Wärmelieferantin zu beziehen und dafür einen näher bestimmten Wärmepreis zu bezahlen. Dieser Wärmepreis setzt sich aus einem von der Menge der gelieferten Wärme unabhängigen jährlichen Grundpreis und einem verbrauchsabhängigen Arbeitspreis zusammen. Der – unter bestimmten Bedingungen abänderbare – jährliche Grundpreis ist im Betrag auf (umgerechnet) 20.187,34 Euro festgelegt. Die für den Betrieb der Wärmeerzeugungsanlage erforderlichen Räumlichkeiten sind der Wärmelieferantin von der Grundstückseigentümerin für eine monatliche Pacht von 1,– DM zur Nutzung überlassen. In § 6 Abs. 3 des Wärmelieferungsvertrags hat sich die Grundstückseigentümerin verpflichtet, zur Sicherung der Rechte der Wärmelieferantin auf deren Verlangen und auf deren Kosten "zusätzlich die
<em>Eintragung einer beschränkt persönlichen Dienstbarkeit</em>
zum Betrieb der WEA in dem betreffenden Gebäude zu bewilligen", wobei diese Dienstbarkeit auf die Laufzeit des Wärmelieferungsvertrages – hier bis 26.4.2015 – begrenzt ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Mit Schreiben vom 28.6.2002 hat die Wärmelieferantin die Bewilligung der im Vertrag erwähnten Grunddienstbarkeit zwecks Eintragung im Grundbuch von der Grundstückseigentümerin verlangt und ihr eine "Kundeninformation" mit einem Mustertext übersandt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
2. Aufgrund eines Antrags der Grundstückseigentümerin vom 18.7.2002 hat der beteiligte
<em>Notar</em>
am 24.7.2002 den
<em>Entwurf einer Eintragungsbewilligung</em>
bezüglich einer beschränkten persönlichen Dienstbarkeit zugunsten des Wärmelieferanten gefertigt mit folgendem wesentlichen Inhalt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="5"/>
1. Die ... ist berechtigt, auf dem jew. Grundstück eine zentrale Heizungs- und Warmwasseraufbereitungsanlage zu errichten, zu unterhalten und zu betreiben.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="6"/>
2. Die ... ist berechtigt, dass jew. Grundstück und die darauf errichteten Gebäude jederzeit zu betreten, um die Heizungsanlage zu errichten, zu warten, zu überwachen oder sonstige Arbeiten an ihr vorzunehmen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="7"/>
3. Dem jeweiligen Eigentümer des dienenden Grundstücks ist es verboten, auf dem dienenden Grundstück Anlagen für die Versorgung des Gebäude mit Heizwärme oder Warmwasser zu errichten, zu betreiben oder durch Dritte errichten oder betreiben zu lassen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="8"/>
4. Die Ausübung der Dienstbarkeit darf einem Dritten überlassen werden.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:6pt"><tr><td>..."</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Außerdem hat der beteiligte Notar die Unterschriften der vertretungsberechtigten Vorstandsmitglieder der Kostenschuldnerin unter dem von ihm gefertigten Entwurf beglaubigt. Zum Zeitpunkt der Bewilligung hatte die von der Dauer des Wärmelieferungsvertrags abhängige Dienstbarkeit noch eine Laufzeit von 12 Jahren und 9 Monaten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
3. In seiner
<em>Kostenrechnung vom 25.7.2002</em>
hat der Notar gemäß § 24 Abs. 2 KostO einen
<em>Geschäftswert</em>
von 248.905,– Euro zugrunde gelegt, beruhend auf dem 12 1/3-fachen des jährlichen Grundpreises von 20.187,– Euro. Daraus hat er nach § 145 Abs. 1 S. 1 i.V.m. § 38 Abs. 2 Nr. 5 KostO eine
<em>halbe Gebühr</em>
in Höhe von 216,– Euro angesetzt; zusammen mit (nicht strittigen) Nebengebühren in Höhe von 37,59 Euro und der gesetzlichen Mehrwertsteuer hat sich ein Gebührengesamtbetrag von 282,56 Euro ergeben.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Gegen diese Kostenrechnung haben die Kostenschuldnerin und die (letztlich kostentragungspflichtige) Wärmelieferantin Einwendungen erhoben und geltend gemacht, der Geschäftswert müsse entweder nach § 30 Abs. 2 KostO auf 3.000,– Euro oder allenfalls auf die Errichtungskosten festgesetzt werden, da es "letztlich" nur um eine Unterschriftsbeglaubigung gegangen sei; unter Hinweis auf ihre bundesweite Tätigkeit hat die Wärmelieferantin um die Festsetzung eines "angemessenen" Geschäftswerts gebeten und im Laufe des Verfahrens die Zahlung von 100,– Euro angeboten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Der Bezirksrevisor ist den Einwendungen entgegengetreten und hat die Notarkostenrechnung geringfügig für zu niedrig erachtet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
4. Das
<em>Landgericht</em>
hat die angegriffene Notarkostenrechnung durch Beschluss vom 6.11.2002 auf insgesamt 94,93 Euro herabgesetzt. Dabei hat es dem Notar nur eine
<em>halbe</em>
Entwurfsgebühr nach § 145 Abs. 1 Satz 2 KostO zugestanden, woraus sich über § 38 Abs. 2 Nr. 5 KostO eine Viertel-Gebühr ergibt; denn er habe nur einen Fremdentwurf ergänzt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Außerdem hat es einen Geschäftswert von 76.500,– Euro zugrunde gelegt, der sich wie folgt errechnet:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
– Jahreswert der Nutzungen nach § 24 Abs. 1 KostO von 6.000,– DM, gebildet durch eine Verdoppelung des Regelwerts nach § 30 Abs. 2 KostO,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
– multipliziert mit der Laufzeit von 12,75 Jahren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Dieser Geschäftswert führt zu einer Gebühr von 44,25 Euro, die sich durch die unstrittigen Nebengebühren und die Mehrwertsteuer auf den genannten Endbetrag erhöht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Im Hinblick darauf, dass Entscheidungen über die notarkostenrechtliche Bewertung von Wärme-Contracting-Verträgen bislang nicht vorliegen, mit einer zunehmenden Verbreitung solcher Verträge aber zu rechnen ist, hat das Landgericht die weitere Beschwerde nach § 156 Abs. 2 S. 2 KostO
<em>zugelassen</em>
.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
5. Daraufhin hat der beteiligte Notar mit Schriftsatz vom 19./21.11.2002
<em>weitere Beschwerde</em>
nach § 156 Abs. 2 KostO eingelegt und sowohl die Berechnung der Gebühr als auch die Berechnung des Geschäftswerts angegriffen; er hält seine Kostenrechnung nach wie vor für richtig.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Mit Beschluss vom 21.11.2002 hat das Landgericht ergänzend begründet, warum es der weiteren Beschwerde nicht abhilft (vgl. aber § 156 Abs. 4 S.4 KostO iVm § 29 Abs.3 FGG).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Kostenschuldnerin und Bezirksrevisor haben sich im Verfahren der weiteren Beschwerde nicht mehr geäußert.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:12pt"><tr><td>II.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Das Rechtsmittel des beteiligten Notars ist – nachdem die Zulassung der weiteren Beschwerde durch das Landgericht für den Senat bindend ist – nach § 156 Abs. 2 KostO als Rechtsbeschwerde statthaft. Es ist auch binnen Monatsfrist (§ 156 Abs. 2 S. 1 KostO) und formgerecht (§§ 156 Abs. 4 KostO, 29 Abs. 1 S. 3) eingelegt worden und somit auch im übrigen zulässig. Es hat jedoch nur geringen Erfolg.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
1. Rechtsfehlerfrei ist die Annahme des Landgerichts, dass hier nur die Hälfte einer vollen
<em>Entwurfsgebühr</em>
in Ansatz gebracht werden kann, weil hier kein Eigenentwurf des Notars (§ 145 Abs. 1 Satz 1 KostO), sondern nur eine
<em>Ergänzung eines Fremdentwurfs</em>
nach § 145 Abs. 1 Satz 2 KostO angenommen werden kann.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Zwar liegt nicht nur ein Fall einer Unterschriftsbeglaubigung vor, wie von Kostenschuldnerseite vorgebracht, sondern es ist ein Fall des § 145 Abs. 1 KostO gegeben. Zutreffend hat das Landgericht unter Bezugnahme auf die Senatsrechtsprechung (Die Justiz 1992, 412 = JurBüro 1992,618 = BWNotZ 1993,12; Die Justiz 2002, 550 = FGPrax 2002,237) ausgeführt, dass hier nur eine Ergänzung eines Fremdentwurfs anzunehmen ist, die durch Satz 2 dieser Norm geregelt wird. An dieser Rechtsprechung hält der Senat auch für den vorliegenden Fall fest.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Dass der von der Kostenschuldnerin vorgelegte Fremdentwurf in einem mit "Kundeninformation" überschriebenen Druckstück enthalten ist, steht seiner Qualifikation als "Fremdentwurf" iSv § 145 Abs. 1 KostO nicht entgegen. Vielmehr ergibt sich im Zusammenhang mit dem vorgelegten Wärmevertrag, dass es sich um eine rechtlich geprüfte und im Geschäftsverkehr der Wärmelieferantin ständig benutzte Fassung handelt, so dass sichergestellt ist, dass die von der Kostenschuldnerin zugesagte Sicherung der Rechtsstellung des Wärmelieferanten im Grundbuch ausreichend gewährleistet ist. Anders als etwa bei der Heranziehung eines Vertragsmusters aus einem Formularbuch bedarf es keiner eigenverantwortlichen Prüfung durch den Notar darauf, ob der von den Vertragspartnern vorgelegte Text geeignet ist, das von ihnen erstrebte rechtliche Ziel zu erreichen. Die Einfügung der Grundbuchdaten stellt ebenso wie die aus dem Wärmevertrag unschwer zu entnehmende Befristung und die Auswechslung der Wörter "an 1. Rangstelle" durch "an rangbereiter Stelle" nur eine
<em>Ergänzung</em>
eines fremden Entwurfs dar. Auf das Kriterium der "Verkehrsfähigkeit" des Fremdentwurfs kommt es nach der Neufassung des § 145 Abs. 1 KostO nicht mehr an (Senat aaO).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
2. Dagegen hält die Berechnung des
<em>Geschäftswerts</em>
durch das Landgericht der rechtlichen Nachprüfung nicht in vollem Umfange stand.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
a) Zutreffend ist der rechtliche Ausgangspunkt des Landgerichts, dass sich der Geschäftswert für die einzutragende beschränkte persönliche Dienstbarkeit (§ 1090 BGB), die in erster Linie aus einer
<em>Benutzungsdienstbarkeit</em>
besteht und durch eine Ausschlussdienstbarkeit ergänzt wird, nach § 24 Abs. 1 KostO berechnet, da dadurch die dauernde Nutzung des der Kostenschuldnerin gehörenden Grundstücks durch die Wärmelieferantin zur Erfüllung ihrer im Wärmelieferungsvertrag eingegangenen Verpflichtungen gesichert werden soll (vgl. Senat, Die Justiz 1992,108 = RPfl 1992, 290 = JurBüro 1992, 691 (Stromkabel); BayObLG FGPrax 2000, 254 = RPfl 2001,47 (betr. Stellplatzverpflichtung); Bayr. Notarkammer, Streifzug durch die KostO, 5. Aufl., Rn 868).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Ebenso ist die Annahme der Beschwerdekammer frei von Rechtsfehlern, dass sich der aus der bestimmten Dauer des Vertrages ergebende Zeitfaktor nach § 24 Abs. 1 a) KostO – in Abweichung zur Berechnung des Notars – auf 12,75 beläuft.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
b) Dagegen vermag der Senat die Ansicht des Landgerichts, der "Jahreswert" nach § 24 Abs.1 KostO als weiterer Berechnungsfaktor könne über eine entsprechende Anwendung des § 30 Abs. 2 KostO bestimmt werden, nicht als rechtlich unbedenklich einzustufen. Die Ermessensausübung des Landgerichts hält der Senat für rechtsfehlerhaft (vgl. BayObLG JurBüro 1985,1384 = RPfl 1985,330).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
aa) Richtig ist zwar die Ansicht der Beschwerdekammer, dass die spezielle und deshalb für den Fall des nicht feststellbaren Jahreswerts vorrangig zu prüfende Auffangvorschrift des § 24 Abs. 5 KostO zur Bestimmung des Jahreswerts nicht herangezogen werden kann, weil diese Bestimmung nach ganz herrschender Meinung nur für die Nutzung des gesamten Grundstücks einschlägig ist, nicht aber für die hier vorliegende Nutzung in nur einzelnen Beziehungen (vgl. Senat Die Justiz 1992,108 ua; Korintenberg / Schwarz, KostO 15. Aufl., § 24 Rn 30, 31; Rohs / Wedewer, KostO 3. Aufl. (LoseblSlg) § 24 Rn 6,16).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Auch ein einmaliger, von der Nutzungsberechtigten an den Grundstückseigentümer zu zahlender Entschädigungsbetrag als Bemessungsgrundlage – wie ihn der Senat (Die Justiz 1992,108) bei einer Dienstbarkeit für ein Stromerdkabel bejaht hat (vgl. auch OLG Schleswig JurBüro 1987,586 und JurBüro 1988,888 für eine Freileitung) – scheidet hier mangels entsprechender Vereinbarung aus.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Ebenso lassen die Herstellungskosten für die Heizanlage keinen tragfähigen Schluss auf den Nutzwert der Dienstbarkeit zu (vgl. Rohs aaO § 24 Rn 6).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
bb) Ein geeigneter Ansatzpunkt für den jährlichen Nutzwert ist grundsätzlich ein vereinbarter Pacht- oder Mietzins, den der Nutzungsberechtigte an den Eigentümer zu bezahlen hat (vgl. OLG Oldenburg JurBüro 1998, 204 = RPfl 1998 171 = FGPrax 1998,76 = NJW-RR 1998,644 für eine Windenergieanlage).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die im Wärmelieferungsvertrag vereinbarte Pacht für die Nutzung der Räumlichkeiten für die Wärmeerzeugungsanlage von 1.– DM/pro Jahr (= 0,51 Euro) kann jedoch kein tauglicher Ansatz für die Bemessung des Nutzungswerts sein, wie das Landgericht zutreffend dargelegt hat. Es handelt sich vielmehr um einen "Erinnerungswert", um die Entgeltlichkeit der Raumnutzung gedanklich niederzulegen. Diese in den Wärmepreis eingehende Pachtzahlung ist offenbar zur Vereinfachung der Kalkulation so niedrig gewählt worden. Einer solchen Vereinbarung stehen keine grundsätzlichen rechtlichen Bedenken entgegen, aber als Bemessungsgrundlage für den Jahreswert nach § 24 KostO ist sie untauglich (vgl. § 140 KostO). Hinzu kommt, dass eine Pacht für die Räume (und Nebenräume) der Heizzentrale nicht die ganze Tragweite der Dienstbarkeit erfasst, denn diese erstreckt sich darüber hinaus auf das gesamte Grundstück und umfasst auch sämtliche Rohrleitungen und Heizkörper.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
cc) Gleichfalls steht es mit der herrschenden Meinung im Einklang, dass dann, wenn sich auch über die Hilfsvorschrift des § 24 Abs. 5 KostO ein Jahreswert nicht ermitteln lässt, auf die allgemeine Bestimmung des § 30 KostO auszuweichen ist. Danach kommt für die hier vorliegende vermögensrechtliche Angelegenheit zunächst eine – näher zu begründende – Schätzung nach § 30 Abs. 1 in Betracht; bei Ermanglung genügender tatsächlicher Anhaltspunkte für eine Schätzung kommt schließlich als "letzte Auffangvorschrift" Abs. 2 zum Zuge, der einen Regelwert von 3000 Euro oder ein Mehrfaches davon festlegt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Allerdings hat der Senat durchgreifende systematische Bedenken gegen die – bisher nicht vertretene – Idee des Landgerichts, den – verdoppelten – Regelwert des § 30 Abs. 2 KostO als "Jahreswert" nach § 24 Abs. 1 KostO in Ansatz zu bringen. Dies führt zu einer Scheingenauigkeit der Geschäftswertberechnung, die sich schwerlich rechtfertigen lässt und die der Subsidiarität des Abs. 2 nicht hinreichend Rechnung trägt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Rechtlich vertretbar wäre allenfalls die – von der Kostenschuldnerin befürwortete, aber vom Landgericht nicht vorgenommene – unmittelbare Bemessung des Geschäftswerts nach § 30 Abs. 2 KostO, wobei auch eine Verdoppelung oder auch Vervielfachung des Regelwerts angesichts der Größe des Objekts hätte in Betracht gezogen werden können.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
dd) Vorzuziehen ist vielmehr eine Schätzung des Jahresnutzwerts nach § 30 Abs. 1 KostO unter Heranziehung der getroffenen Vereinbarungen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Insoweit ist zwar die Auffassung des Landgerichts zutreffend, dass es für die Bemessung des Jahresnutzwerts der Dienstbarkeit auf die tatsächliche oder fiktive Entgeltzahlung der dadurch berechtigten Wärmelieferantin ankommen muss und nicht auf die Zahlung der belasteten Grundstückseigentümerin für die Wärmelieferung. Es ist allgemein anerkannt, dass sich der Wert eines solchen dinglichen Nutzungsrechts nach dem Wert für den Berechtigten, also die Wärmelieferantin, bemisst und nicht nach dem Wert der Belastung für die Grundstückseigentümerin (Senat Die Justiz 1992,108 ua; BayObLG JurBüro 1985, 1384; JurBüro 2000, 94; OLG Schleswig JurBüro 1987,586; OLG Oldenburg JurBüro 1998,204 ua; Rohs / Wedewer aaO Rn 6). Deshalb kommt es – entgegen der Auffassung des Notars – auf die finanzielle Belastung des Eigentümers zur Erfüllung seiner Vermieterpflichten nicht an.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Den Einwendungen der Rechtsbeschwerde, der (von der belasteten Grundstückseigentümerin zu zahlende) jährliche Wärmegrundpreis entspreche "genau" dem Nutzwert der Dienstbarkeit für die Wärmelieferantin, kann der Senat nicht folgen. Dieser Grundpreis setzt sich aus zahlreichen Komponenten zusammen, die unmittelbar Entgelt für Wärmelieferung sind, zB Investitionskosten für die technische Installation der gesamten Heizanlage, Kapitaldienst, Instandhaltung und Wartung sowie den Grundpreis für den Energiebezug (vgl. auch Schmid, Wärmecontracting in der Wohnungswirtschaft, WE 2003,89); diese übersteigen den Nutzwert der Dienstbarkeit bei weitem. Als unmittelbar einzusetzender Berechnungsfaktor scheidet deshalb der jährliche Wärmegrundpreis aus.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
Allerdings ist es nach Auffassung des Senats möglich (und deshalb auch geboten), aus den in diesem Vertrag vereinbarten Leistungen, insbesondere dem Wärmegrundpreis, zumindest annäherungsweise im Wege der Schätzung Rückschlüsse auf den Nutzwert der Dienstbarkeit zu ziehen, etwa durch Ansatz eines Bruchteils des jährlichen Grundpreises als Jahreswert. Zu einer solchen Schätzung ist der Senat im Rahmen des Rechtsbeschwerdeverfahrens befugt, um eine Zurückverweisung zu vermeiden, weil keine weiteren tatsächlichen Feststellungen erforderlich sind. Eine nähere Berechnung des Nutzwerts würde die Einholung eines Sachverständigengutachtens erfordern, was völlig außer Verhältnis zum Wert der Kostenrechnung steht (vgl. auch § 19 Abs. 2 S.1 Hs 2 KostO; Senat Die Justiz 1992,108; OLG Karlsruhe RPfl 1972,332). Eine solche Anknüpfung an den Grundpreis rechtfertigt sich auch deshalb, weil damit ein kostenrechtlich relevanter Bezug zur Größe des Objekts und damit zur wirtschaftlichen Bedeutung des zugrundeliegenden Vertrags und seiner dinglichen Absicherung durch die Dienstbarkeit erreicht wird.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
Unter Berücksichtigung der langfristigen Sicherung der Nutzung des (gesamten) Grundstücks und der Abnahmeverpflichtung für die Wärmelieferung hält der Senat den Ansatz eines Drittels des jährlichen – gesamten – Wärmegrundpreises (ohne Aufspaltung in Heizzentrale und Leitungsnetz) für angemessen. Der ergänzenden Unterlassungsdienstbarkeit – die für sich allein genommen nicht nach § 24 Abs. 1 KostO, sondern nach § 30 Abs. 2 KostO zu bewerten wäre (Rohs / Wedewer, § 24 Rn 3) – kommt daneben kein zusätzlicher Wert zu.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
3. Dies führt zu folgender Berechnung:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="44"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Geschäftswert:</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">        </td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Jährlicher Wärmegrundpreis:</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">20 187,34 Euro</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Daraus Nutzwert für die Lieferantin: 1/3:</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">6 729,11 Euro</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">x Nutzungsdauer 12,75 Jahre</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">85 796,19 Euro</td></tr></table></td>
</tr>
</table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="45"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Gebührenberechnung:</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">        </td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">(½ Gebühr nach § 38 Abs. 2 Nr. 5 KostO:</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">96,– Euro)</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">davon die Hälfte (§ 145 Abs. 1 S.2 KostO):</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">48,– Euro</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Weitere unstreitige Gebühren</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">37,59 Euro</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Zwischensumme</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">85,59 Euro</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Mehrwertsteuer</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">13,69 Euro</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">        </td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">        </td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">Gesamtsumme:</td></tr></table></td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:justify">
<strong>99,28 Euro</strong>
</td></tr></table></td>
</tr>
</table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
Somit war die vom Landgericht zuerkannte Höhe der Notarkostenrechnung nur geringfügig zu erhöhen. Im wesentlichen war das Rechtsmittel des Notars zurückzuweisen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
4. Da eine Abweichung von einer anderen obergerichtlichen Rechtsbeschwerde-Entscheidung nicht ersichtlich ist, kommt eine – neuerdings grundsätzlich mögliche (§ 156 Abs. 4 S. 4 KostO) – Vorlage an den Bundesgerichtshof nach § 28 Abs. 2 FGG nicht in Betracht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 156 Abs. 5 Satz 2, 131 Abs. 1 Satz 2 KostO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,169
|
olgstut-2003-04-09-3-u-12101
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
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"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
3 U 121/01
| 2003-04-09T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:13
| 2019-02-12T12:17:53
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil des Landgerichts Ulm/Donau vom 5. Juni 2002 (4 O 156/01) Die Klage wird abgewiesen.</p>
<p>2. Die Klägerin trägt die Kosten des Rechtsstreits beider Rechtszüge.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p>Berufungsstreitwert:                        10.225,00 EUR</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td/></tr></table>
|
|
135,170
|
olgstut-2003-04-09-3-u-12102
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{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
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3 U 121/02
| 2003-04-09T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:13
| 2019-02-12T12:17:53
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil des Landgerichts Ulm/Donau vom 5. Juni 2002 (4 O 156/01)</p>
<p>abgeändert:</p>
<p>Die Klage wird abgewiesen.</p>
<p>2. Die Klägerin trägt die Kosten des Rechtsstreits beider Rechtszüge.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p>Berufungsstreitwert: 10.225,00 EUR</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin verlangt vom Beklagten die Abgabe einer Baulasterklärung gegenüber der zuständigen Baurechtsbehörde mit dem aus dem Tenor der erstinstanzlichen Entscheidung ersichtlichen Inhalt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Parteien sind Eigentümer benachbarter Grundstücke in . Hinsichtlich der Grundstückssituation wird auf den Lageplan K 1 = Bl. 6 d.A. verwiesen. Wegen des unstreitigen Sachverhalts und des Parteivorbringens erster Instanz wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Landgericht hat durch Urteil vom 5.6.2001 der Klage in vollem Umfang stattgegeben. Es hat angenommen, eine solche Verpflichtung folge aus dem durch die Grunddienstbarkeit begründeten gesetzlichen Schuldverhältnis. Ausweislich des Grundbuchs (Nr. 182) bestehe eine Grunddienstbarkeit in Form eines Geh- und Fahrrechts seit der Erbauseinandersetzung im Jahre 1957 jedenfalls zu Gunsten des Flurstücks 492/10. Die Voraussetzungen, die der BGH für die Begründung eines derartigen Anspruchs angenommen habe, seien vorliegend erfüllt. Soweit die geforderte Baulast auch die Sicherstellung der Abwasserentsorgung verlange, folge ein entsprechender Anspruch aus § 7 des Nachbarrechtsgesetzes. Wegen der Einzelheiten der Begründung wird auf die Entscheidungsgründe verwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Gegen dieses Urteil richtet sich die rechtzeitig eingelegte und ordnungsgemäß begründete Berufung des Beklagten, der seinen Klagabweisungsantrag weiterverfolgt. Die Berufung des Beklagten macht im Wesentlichen geltend:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Eine dem wahren Willen der Parteien entsprechende Auslegung der der Dienstbarkeit zu Grunde liegenden schuldrechtlichen Vereinbarung decke die begehrte Baulastübernahmeerklärung nicht. Mit der Übernahme der von der Eigentümerin des Flurstücks 492/6 und der Eigentümerin des Grundstücks 492/10 zu übernehmenden Dienstbarkeit solle erreicht werden, dass dem Willen des Erblassers Rechnung getragen werde und die Erben als nunmehrige Eigentümer der aus dem Flurstück 492/11 gebildeten Teilgrundstücke diese jeweils mit einem Wohnhaus für sich bebauen könnten. Zweck der Vereinbarung sei gewesen, in Erfüllung des Willens der Erblasserin jedem der Beteiligten ein Teil des Ackergrundstücks 492/11 zuzuschreiben und jeweils mit einem Wohnhaus für sich zu bebauen. Diese Einschränkung ergebe sich bereits aus dem Wortlaut der Grunddienstbarkeit. Durch die Errichtung der Wohnhäuser "für sich" auf den Flurstücken 492/11, 492/6 und 492/10 sei der mit der Dienstbarkeit vom 2. Juli 1957 verfolgte Zweck erreicht worden. Eine intensive Bebauung des Flurstücks 492/10 bzw. 492/3 mit einem weiteren zusätzlichen Wohnhaus wie beabsichtigt sei nicht mehr von der Grunddienstbarkeit gedeckt. Die vom Landgericht zugesprochene Verpflichtung zur Baulastübernahmeerklärung gehe auch über die vereinbarte Grunddienstbarkeit hinaus, weil sie das Geh- und Fahrrecht nicht auf den jeweiligen Eigentümer der herrschenden Grundstücke beschränke, sondern jeden beliebigen Dritten, also auch Mieter und Kunden bei einer gewerblichen oder freiberuflichen Nutzung, einschließe. Das Landgericht trage auch der späteren Entscheidung des BGH vom 3. Juli 1992 (NJW 1992, 2885) nicht Rechnung, wonach es auch maßgeblich sei, ob bei der Bestellung der Grunddienstbarkeit bereits Anlass bestanden habe, die Übernahme einer Baulast zu erwägen, genau dies sei vorliegend nicht der Fall gewesen. Für die zugesprochene Baulast bestehe im Übrigen auch kein Rechtsschutzbedürfnis, weil die Klägerin das aus dem Flurstück 492/11 abgemarkte Flurstück 492/3 bebauen wolle, hierfür sei eine Baulast zu Gunsten des Flurstücks 492/10 wenig hilfreich. Letztlich wäre der Anspruch auf Baulastübernahmeerklärung auch verwirkt. Die Klägerin habe das Flurstück 492/3 in Kenntnis des Umstands erworben, dass es sich hierbei um eine Gartenfläche handele, die nicht bebaut werden könne, zumal wenn dieses Grundstück von dem Flurstück 492/11, welches über einen direkten Zugang zum Kugelbergweg hin verfüge, abgemarkt werde. Die mit dem Bauvorhaben der Klägerin verbundenen Beeinträchtigungen seien dem Beklagten nicht zumutbar. Auch für die Verpflichtung zur Abgabe einer Baulasterklärung hinsichtlich der Duldung der Entwässerungsleitungen bestehe kein Rechtsschutzbedürfnis, da das auf dem Flurstück 492/10 befindliche Wohnhaus über alle entsprechenden Anschlüsse für sämtliche Medien (Wasser, Abwasser, Telefon) verfüge.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
das Urteil des Landgerichts Ulm vom 5.6.2002 abzuändern und die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Klägerin beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
die Berufung des Beklagten kostenpflichtig zurückzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die Klägerin verteidigt das landgerichtliche Urteil.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Auf den Hinweis des Senats im Termin vom 4.12.2002 (260/261) hat die Klägerin das Schreiben der Stadt vom 18.12.2002 (A 275) vorgelegt, aus dem sich ergibt, dass sich die Baurechtsbehörde hinsichtlich der Entwässerung mit einem rechtskräftigen Duldungstitel gemäß § 7 e des Nachbarrechtsgesetzes Baden-Württemberg zufrieden gibt. Die Klägerin, die meint, einen derartigen Anspruch aus der genannten Norm herleiten zu können, hat hilfsweise einen geänderten Antrag angekündigt (272/285), diesen Antrag jedoch im Termin vom 19. März 2003 (289/290) nicht gestellt. Der Beklagte vertritt die Auffassung, der Klägerin stehe kein Duldungsanspruch aus § 7 e NRG BW zu.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten des Berufungsvorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze Bezug genommen, insbesondere die Berufungsbegründung vom 2.10.2002 (233/249) und die Berufungserwiderung vom 29.10.2002 (255/259).
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die zulässige Berufung des Beklagten ist begründet. Sie erzielt einen vorläufigen Erfolg und führt zur Klagabweisung, weil der Klägerin jedenfalls derzeit ein Anspruch auf Abgabe der geforderten Baulasterklärungen nicht zusteht.
</td></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
a) Nach der Rechtsprechung des BGH, der der Senat beitritt, kann sich bei Fehlen vertraglicher Vereinbarungen die Verpflichtung, die verlangte Baulasterklärung abzugeben, als Nebenpflicht aus dem durch die Grunddienstbarkeit geschaffenen gesetzlichen Schuldverhältnis ergeben. Voraussetzung hierfür ist, dass eine beiderseitige Interessenabwägung einen Vorrang des Anspruchstellers ergibt. Dabei ist darauf abzustellen, ob die Grunddienstbarkeit zu dem Zweck bestellt wurde, das Grundstück des eine Baulast Begehrenden baulich zu nutzen, ob die Übernahme der Baulast zwingende Voraussetzung für die Bebauung des Grundstücks ist, ob eine Befreiung vom Baulastzwang in Betracht kommt, ob bei der Bestellung der Grunddienstbarkeit Anlass bestand, bereits die Übernahme einer Baulast zu erwägen und schließlich, ob Inhalt und Umfang der geforderten Baulast der Dienstbarkeit entsprechen (vgl. BGH NJW 1992, 2885, 2886; BGH NJW-RR 1992, 1484; BGH NVwZ 1990, 192, 193 sowie NJW 1989, 1608). Mit den Entscheidungen vom 3.7.1992 (vgl. NJW 1992, 2885, 2886 sowie NJW-RR 1992, 1484, 1485) hat der BGH diese Voraussetzungen weiter dahingehend präzisiert, dass der Kläger die begehrte Baulastübernahmeerklärung nur dann fordern kann, wenn ihm allein mit einer Baulast des nach dem zuletzt verlangten Inhalts gedient wäre, es somit darauf ankomme, ob der Kläger allein mit der beantragten Baulast eine Genehmigung erreichen könnte, weil andernfalls der Beklagten im Rahmen der nach § 242 BGB gebotenen Interessenabwägung eine Baulastbestellung in dem verlangten Umfang nicht zumutbar wäre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
b) Dagegen folgt ein Anspruch der Klägerin auf Abgabe einer Baulasterklärung durch den Beklagten weder aus § 917 Abs. 1 BGB noch aus § 7 e NRG BW.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
(1) Ausgangspunkt der Überlegungen ist der Rechtssatz, dass die Baulasterklärung im Sinne von § 71 LBO BW zwar eine öffentlich-rechtliche Verpflichtung begründet, die Abgabe aber an sich freiwillig ist und bei Fehlen entsprechender rechtsgeschäftlicher Verpflichtungen grundsätzlich kein Anspruch eines Eigentümers/Bauwilligen gegen einen Nachbarn auf Abgabe einer solchen Erklärung besteht (vgl. VGH Baden-Württemberg BRS Nr. 160; Sauter, LBO Baden-Württemberg, Stand: September 2002, Rn. 3 zu § 71 LBO; vgl. auch die Begründung des RP Tübingen im Widerspruchsbescheid vom 9.3.2001 [B 5 = 54], durch den der Widerspruch des Beklagten gegen den der Klägerin erteilten Bauvorbescheid vom 20.11.2000 zurückgewiesen worden ist).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Von diesem Ausgangspunkt aus muss die zitierte Rechtsprechung des BGH bereits als Durchbrechung dieses Grundsatzes angesehen werden, die lediglich deshalb zu akzeptieren ist, weil die Belastung durch die Baulast auch nach den vom BGH dargestellten Abwägungskriterien nicht wesentlich über die bereits auf freiwilliger Basis bestellte Grunddienstbarkeit hinausgeht, wobei es eine - allerdings hinzunehmende - zusätzliche Belastung darstellt, dass die Baulast nur nach einem Verzicht der Baurechtsbehörde (vgl. § 71 Abs. 3 LBO BW) erlischt, eine Erklärung des von der Baulast Begünstigten mithin nicht ausreichend ist (kritisch zur zitierten BGH-Rechtsprechung Staudinger/Jörg Mayer, NB 2002, § 1018 Rn. 136, 152, der meint, der BGH habe damit an sich bereits den "Rubikon" überschritten, weil dort über den Inhalt der Dienstbarkeit hinausgegangen werde, da dies eine Regelung eines öffentlich-rechtlichen Rechtsverhältnisses gegenüber der Baubehörde betreffe).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
So hat der BGH auch stets betont, dass sich eine entsprechende Verpflichtung zur Abgabe einer Baulasterklärung aus dem genannten gesetzlichen Schuldverhältnis nur nach einer beiderseitigen Interessenabwägung mit Vorrang des Anspruchstellers ergeben könne, wobei zu berücksichtigen sei, ob Inhalt und Umfang der geforderten Baulast der Dienstbarkeit entspreche (vgl. BGH NVwZ 1990, 192, 193; NJW-RR 1992, 1484).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Danach lässt sich der BGH-Rechtsprechung jedenfalls keineswegs entnehmen, dass auch eine nachbarrechtliche Norm wie § 917 Abs. 1 BGB oder § 7 e NRG BW als Anspruchsgrundlage für die Verpflichtung zur Abgabe einer Baulasterklärung genügen könnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
(2) Belege aus sonstiger Rechtsprechung und Schrifttum, die die klägerische Rechtsauffassung stützen würden, sind dem Senat nicht ersichtlich. Vielmehr lassen sich gegenteilige Belege darstellen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
§ 7 e NRG BW stellt eine nach Art. 124 EGBGB zugelassene Ausprägung des allgemeinen Notwegrechts nach § 917 Abs. 1 BGB dar (vgl. Dehner, Nachbarrecht, 6. Aufl., 1981, § 27 S. 604; Vetter/Karremann/Kahl, Das Nachbarrecht in Baden-Württemberg, 16. Aufl., § 7 e Bemerkung 1; vgl. auch Palandt/Bassenge, 62. Aufl., § 917 Rn. 1). In der Literatur wird vertreten, dass Notwegrechte keine ausreichende und tragfähige Grundlage für die Anerkennung einer Verpflichtung zur Abgabe einer Baulasterklärung darstellen (vgl. Masloh NJW 1995, 1993, 1995). Der VGH Baden-Württemberg (BRS Nr. 160) hat eine aus dem Notwegrecht nach § 917 BGB fließende (öffentlich-rechtliche) Verpflichtung der Beklagten zur Übernahme einer Baulast abgelehnt. Dem tritt der Senat bei. Notwegrechte (§ 917 BGB, § 7 e NRG BW) begründen rein privatrechtliche Duldungspflichten zwischen Nachbarn, die zudem durch Gewährung einer Entschädigung zu kompensieren sind (vgl. § 917 Abs. 2 BGB: Notwegrente; vgl. auch §§ 7 e Abs. 1 S. 3, Abs. 3 NRG BW). Damit lässt sich eine korrespondierende Verpflichtung des belasteten Grundstücks zur Abgabe einer Baulast nicht vereinbaren.
</td></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Danach kann die Klägerin keinesfalls vom Beklagten die Abgabe der Baulast hinsichtlich der Führung der Entwässerungsleitungen verlangen. Eine Baulast mit diesem Inhalt ist nämlich vom Inhalt der bewilligten Grunddienstbarkeit (Wegerecht) nicht mehr gedeckt, geht vielmehr vom Umfang darüber hinaus.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Aber auch ein Anspruch auf die Abgabe einer Baulasterklärung hinsichtlich der Duldung der Zufahrt (Wegerecht) steht der Klägerin jedenfalls derzeit nicht zu. Zwar würde sich diese Baulast wohl innerhalb des Rahmens und des Zwecks der bestehenden Grunddienstbarkeit halten. Es steht jedoch fest, dass die Klägerin das von ihr erstrebte Ziel (Genehmigungsfähigkeit des Bauvorhabens gemäß Bauvorbescheid vom 20.11.2000) mit diesem ihr rechtlich allenfalls zustehenden Inhalt einer Baulast (Wegerecht) derzeit nicht erreichen kann. Denn dazu wäre nach dem Schreiben der Stadt vom 18.12.2000 (A 275) - zusätzlich - ein rechtskräftiger Duldungstitel gemäß § 7 e NRG BW erforderlich. Ein solcher kann im vorliegenden Verfahren nicht erzielt werden, nachdem die Klägerin ihren Hilfsantrag nicht gestellt hat und wegen der Notwendigkeit einer Anschlussberufung gemäß § 524 ZPO nach Ablauf der in § 524 Abs. 1 S. 2 ZPO genannten Frist auch nicht mehr wirksam stellen konnte. Die Klage musste daher insgesamt abgewiesen werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Klägerin ist es unbenommen, den Duldungsanspruch gemäß § 7 e NRG BW in Verbindung mit dem rechtlich möglichen und zulässigen Inhalt einer Baulasterklärung in einem neuen Klageverfahren geltend zu machen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 91, 708 Nr. 10, 713 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Revisionszulassungsgründe gemäß § 543 ZPO n.F. bestehen nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Der Schriftsatz der Klägervertreter vom 3.4.2003 gibt keine Veranlassung zur Wiedereröffnung der mündlichen Verhandlung, §§ 525, 296 a, 156 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,171
|
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|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
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"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
3 U 29/01
| 2003-04-09T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:14
| 2019-02-12T12:17:53
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung des Klägers gegen das vom Vorsitzenden der 23. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart als Einzelrichter erlassene Urteil vom 19.12.2000 - Aktenzeichen 23 O 249/99 - wird</p>
<p>zurückgewiesen.</p>
<p>II. Der Kläger trägt auch die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Der Kläger kann die Zwangsvollstreckung durch die Beklagte gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 115 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<p>IV. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p>Streitwert Berufungsverfahren:</p>
<p>Bis zur teilweisen Berufungsrücknahme im Termin zur Berufungsverhandlung</p>
<p>vom 12.03.2003: 451.290,71 EUR,</p>
<p>davon entfallen 443.621,33 EUR oder 867.641,91 DM auf den ursprünglich angekündigten Berufungsantrag Ziff. 1. (Zahlungsantrag),</p>
<p>der Rest auf Berufungsantrag Nr. 2 (gerichtet auf Erteilung einer ordnungsgemäßen Schlussrechnung, vom LG zutreffend auf 15.000,-- DM festgesetzt - entspricht 7.669,38 EUR).</p>
<p>Danach:</p>
<p>412.734,65 EUR (792.238,83 DM = ermäßigter Zahlungsantrag + 15.000,-- DM = Antrag auf Schlussrechnung ergibt 807.238,83 DM oder 412.734,65 EUR).</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger ist Konkursverwalter über das Vermögen der ... In dieser Eigenschaft verlangt er unter Berufung auf einen zwischen der Gemeinschuldnerin und der Rechtsvorgängerin der Beklagten am 24.02.1992 abgeschlossenen Generalunternehmervertrag die Zahlung von Fertigstellungskosten (von zuletzt: 17.387 DM), außerdem die Zahlung eines Vorschusses für die Beseitigung einer Reihe von Mängeln an der von der Beklagten teilweise erstellten Wohnanlage in Höhe von zuletzt 280.351,83 DM.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Darüber hinaus nimmt er die Beklagte auf Schadensersatz in Höhe von 494.500,-- DM in Anspruch. Dieser Schaden sei der Gemeinschuldnerin dadurch entstanden, dass die Beklagte am 25.11.1993 beim Landgericht Heilbronn im Wege einer einstweiligen Verfügung die Eintragung einer Gesamtsicherungshypothek auf dem Baugrundstück der Gemeinschuldnerin erwirkt habe, obwohl die Parteien im GU - Vertrag die Anwendung des § 648 BGB ausgeschlossen hätten. Die Beklagte habe damit "in zumindest leicht fahrlässiger Weise" (so ausdrücklich die Klagbegründung - dort S. 10 = Bl. 26 d. A.) gegen den vertraglichen Ausschluss von § 648 BGB unter § 2 Nr. 1h des GU-Vertrages verstoßen. Darin liege eine PVV des GU - Vertrages. Der Schaden der Gemeinschuldnerin resultiere daraus, dass sie - entgegen ihrer vertraglichen Pflicht - den Käufern des gebildeten Wohnungseigentums nicht mehr lastenfrei das Eigentum habe übertragen können, insgesamt 4 Erwerber deshalb den Rücktritt des Kaufvertrag erklärt hätten und der Kläger wegen des zwischenzeitlich am Immobilienmarkt eingetretenen Preisverfalls die betreffenden 4 Eigentumswohnungen erst am 20.12.1996 und nur zu einem - insgesamt um 494.500,-- DM - niedrigeren Preis hätte verkaufen können. Nachzutragen bleibt, dass das Landgericht Heilbronn im Hauptsacheverfahren (3 O 1419/95) mit Urteil vom 29.09.1995 die Klage der Beklagten auf Bewilligung der Eintragung einer Gesamtsicherungshypothek für ihre Restwerklohnforderung abgewiesen hat und die Beklagte im Wege der Widerklage auf Zustimmung zur Löschung der eingetretenen Vormerkung verurteilt worden war.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Schließlich richtet sich seine Klage auf Erteilung einer Schlussrechnung über die von der Beklagten erbrachten Bauleistungen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands vor dem Landgericht wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils verwiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Landgericht hat die Klage insgesamt abgewiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Seine Begründung folgt der Auffassung der Beklagten, wonach die geltend gemachten Ansprüche auf Zahlung von Fertigstellungskosten sowie für Vorschuss für Mängelbeseitigungskosten verjährt seien. Ebenfalls verjährt sei der geltend gemachte Schadensersatzanspruch (resultierend aus der Vollziehung der einstweiligen Verfügung des Landgerichts Heilbronn - Grundlage: § 945 ZPO). Etwas anderes gelte zwar für einen Schadensersatzanspruch aus positiver Vertragsverletzung. In der Beantragung und Vollziehung der einstweiligen Verfügung sei jedoch keine solche positive Vertragsverletzung zu sehen. Etwas anderes könne nur dann angenommen werden, wenn es der Beklagten darum gegangen sei, die Gemeinschuldnerin zu schädigen. Entsprechendes habe aber nicht einmal der Kläger behauptet.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Am fehlenden Rechtsschutzbedürfnis scheitere schließlich die Klage, soweit gerichtet auf Erteilung einer ordnungsgemäßen Schlussrechnung (Klagantrag Ziff. 2). Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Begründung des angefochtenen Urteils verwiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Gegen dieses Urteil hat die Beklagte form- und fristgerecht Berufung einlegen lassen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Mit seinem Rechtsmittel verfolgt er den vom Landgericht abgewiesenen Zahlungsanspruch in Höhe von insgesamt 792.238,83 DM weiter ebenso wie den Anspruch auf Erteilung einer ordnungsgemäßen Schlussrechnung.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Seine Berufungsbegründung lässt sich wie folgt zusammenfassen:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Was den Schadensersatzanspruch wegen vertragswidriger Beantragung und Vollziehung der einstweiligen Verfügung des Landgerichts Heilbronn angeht, wendet der Kläger sich zwar nicht gegen die vom Landgericht angenommene Verjährung eines Schadensersatzanspruches gestützt auf § 945 ZPO. Er sieht aber nach wie vor im Antrag und der Vollziehung der einstweiligen Verfügung eine positive Vertragsverletzung der Beklagten. Zwischen beiden Anspruchsgrundlagen bestehe Anspruchskonkurrenz. Die vom Landgericht vorgenommene Bezugnahme auf die BGH-Rechtsprechung sei zu pauschal. Sie übersehe, dass der Bundesgerichtshof schon lange von seiner Auffassung abgerückt sei, die Inanspruchnahme eines Gerichtsverfahrens schließe generell die Rechtswidrigkeit dieses Vorgehens aus. Soweit der Entscheidung BGHZ 20, 169 f. solches entnommen werden könnte, habe der Bundesgerichtshof in den späteren Entscheidungen BGHZ 36, 18 f., 74, 9 f. sowie 95,10 f. diesen Grundsatz nur auf solche Fälle angewandt, in denen dem Kläger/Antragsteller lediglich leichte Fahrlässigkeit habe vorgehalten werden können. Hier habe die Beklagte jedoch eindeutig vorsätzlich gegen ihre Pflicht aus § 2h des GU-Vertrages verstoßen (dort ist eine Sicherungshypothek des Bauunternehmers gemäß § 648 BGB ausdrücklich ausgeschlossen). Des weiteren unterscheide sich der vorliegende Sachverhalt von demjenigen sämtlicher BGH-Entscheidungen dadurch, dass es dort lediglich um außervertragliche Schadensersatzansprüche gegangen sei, hier aber die Beklagte gegen eine vertragliche Pflicht verstoßen habe. Schließlich greife das Hauptargument der Entscheidungen BGHZ 36, 21; 74,16; 95,18 f., wonach der Schutz des Verfahrensgegners vom Verfahren selbst nach Maßgabe seiner gesetzlichen Ausgestaltung übernommen werde, hier gerade nicht. Denn der Verfügungsbeschluss gegen die frühere Gemeinschuldnerin, gerichtet auf Eintragung einer Vormerkung auf Eintragung einer Bauhandwerkersicherungshypothek, sei bekanntlich vom Landgericht Heilbronn am 25.11.1993 ohne Anhörung der Antragsgegnerin und späteren Gemeinschuldnerin erlassen worden. Eine effektive Verteidigungsmöglichkeit habe damit bis zum Erlass der einstweiligen Verfügung für die Gemeinschuldnerin nicht bestanden; vielmehr erst im nachfolgenden Widerspruchsverfahren.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Schließlich erhebt die Berufungsbegründung grundsätzliche dogmatische Einwendungen gegen die zitierte BGH-Rechtsprechung. Sie verweist in diesem Zusammenhang nicht nur auf die ihrer Ansicht nach divergierende Rechtsprechung des 1. Zivilsenats zur unberechtigten Schutzrechtsverwarnung (BGHZ 38, 200 f.), sondern auch auf gegensätzliche Stimmen in der Literatur (nämlich Hopt: Schadensersatz aus unberechtigter Verfahrenseinleitung, Dissertation 1968; Fenn: Schadenshaftung aus unberechtigter Klage oder Rechtsfertigungsgrund der Inanspruchnahme eines gesetzlich eingerichteten und geregelten Verfahrens; ZHR 132 - 1969 -, 344; Zeiss, JZ 1970, 198).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Soweit das Landgericht die Auffassung vertreten habe, der Anspruch auf Zahlung von Fertigstellungskosten (in Höhe von 17.400,-- DM) sowie der Anspruch auf Zahlung von Vorschuss für Mängelbeseitigungskosten (Grundlage: § 13 Nr. 5 Abs. 2 VOB/B) sei verjährt, hält die Berufungsbegründung des Klägers dem entgegen: Der vom Landgericht als Folge der Beauftragung der Firma mit der Fertigstellung des steckengebliebenen Bauvorhabens gesehene konkludente Verzicht auf eine Abnahme scheitere schon daran, dass die Parteien im GU - Vertrag eine förmliche Abnahme vereinbart hätten. Dass die Parteien auf eine solche förmliche Abnahme am 16.09.1994 (= Datum der Beauftragung der Firma ) verzichtet hätten, könne deshalb nicht ohne weiteres angenommen werden. Gegen einen solchen Verzicht spreche u.a., dass der Kläger mit Schreiben vom 24.08.1994 (Anlage K 17) gegenüber der Beklagten die fristlose Kündigung des GU - Vertrages erklärt habe. Diese fristlose Kündigung habe nicht als Abnahme im Sinne einer Billigung des Werks der Beklagten als im wesentlichen vertragsgemäß verstanden werden können, sondern nach Begründung und Hintergrund dieser Kündigung als Ausdruck der fundamentalen Unzufriedenheit des Klägers mit dem bisherigen Werk der Beklagten.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Zu Unrecht aberkannt habe das Landgericht schließlich den geltend gemachten Anspruch auf Erteilung einer ordnungsgemäßen Schlussrechnung. Die Auffassung des Landgerichts, wonach der Klage insoweit das Rechtsschutzbedürfnis fehle, weil § 14 Nr. 4 VOB/B dem Auftraggeber die Möglichkeit gebe, die Schlussrechnung auf Kosten des Auftragnehmers zu erstellen, überzeuge nicht. Denn sie stehe im Widerspruch zur herrschender Meinung in Literatur und Rechtsprechung. Außerdem könne vom Auftraggeber nicht verlangt werden, dass er eine solche Schlussrechnung zunächst vorfinanziere und anschließend auch noch das Prozessrisiko der gerichtlichen Geltendmachung seiner Kosten trage.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Den Schadensersatzanspruch der Gemeinschuldnerin wegen vertragswidriger Beantragung der Beschlussverfügung beim Landgericht Heilbronn beziffert der Kläger auf insgesamt 494.500,-- DM, den Anspruch auf Zahlung weiterer Fertigstellungskosten (angeblich geschuldeter jedoch nicht erstellter Kanalanschluss) auf weitere 17.387,-- DM und den Anspruch auf Vorschusszahlung für die Beseitigung der behaupteten Mängel auf insgesamt 280.351,83 DM. In der Summe ergibt dies 792.238,83 DM. Das ist der vom Kläger im Berufungsverfahren in der Hauptsache verlangte Betrag. Soweit der Kläger ursprünglich in der Hauptsache 867.647,91 DM verlangt hatte (vgl. seinen Berufungsantrag Ziff. 1 gemäß BB vom 02.05.2001 - Bl. 279 d. A., gestellt in der Berufungsverhandlung vom 15.08.2001), hat er die Berufung in Höhe des Differenzbetrages inzwischen zurückgenommen (vgl. Sitzungsprotokoll vom 12.03.2003, S. 2 = Bl. 502 d. A. i. V. m Schriftsatz vom 17.10.2001 - Bl. 361 f. d. A.).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Nach alledem beantragt der Kläger nunmehr noch,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
1. Das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 19.12.2000 - 23 O 249/99 - wird abgeändert und die Beklagte verurteilt, an den Kläger 792.238,83 DM nebst 9 % Zinsen hieraus seit Rechtshängigkeit zu zahlen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
2. Über das Bauvorhaben in ..., eine ordnungsgemäße Schlussrechnung zu erteilen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
die Berufung zurückzuweisen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Dazu verteidigt sie das Urteil des Landgerichts als richtig.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Auf der Grundlage des Beweisbeschlusses vom 14.11.2001 (Bl. 384 - 388 d. A.) hat der Sachverständige ... ein schriftliches Gutachten erstellt (unter dem Datum 27.06.2002 - Bl. 411-451 d. A.).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Nach Einholung dieses Gutachtens hat der Beklagtenvertreter Bedenken gegen die Schlüssigkeit des von der Berufung weiterverfolgten Anspruchs auf Zahlung weiterer Fertigstellungskosten sowie Vorschusszahlung für Mängelbeseitigung erhoben. Begründet hat er diese Bedenken wie folgt: Mit der Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen der Gemeinschuldnerin am 31.01.1994 sei der zwischen ihr und der Beklagten noch nicht vollständig erfüllte GU - Vertrag kraft Gesetzes in ein Rückabwicklungsschuldverhältnisses umgestaltet worden (BGHZ 106, 236 f., 242). Als Folge der Konkurseröffnung habe die Beklagte ihrerseits eine Schadensersatzforderung nach § 26 KO kraft Gesetzes gegen die Gemeinschuldnerin erworben. Unstreitig habe der Kläger nicht Erfüllung gewählt. Nur dann, wenn der Wert der von der Beklagten erbrachten Leistungen abzüglich der von der Gemeinschuldnerin geleisteten Zahlungen einen Saldo zugunsten der Gemeinschuldnerin ergebe, könne der Kläger denknotwendig überhaupt noch Ansprüche gegen die Beklagte haben. Dabei handele es sich aber nur noch um bloße Rechnungs- oder Abzugsposten von dem der Beklagten gegen die Gemeinschuldnerin zustehenden Schadensersatzanspruch. Von dieser Umgestaltung seien insbesondere auch die hier geltend gemachten Gewährleistungsansprüche umfasst. Auch sie könnten - als bloße Rechnungsposten innerhalb des zwischen den Parteien bestehenden Abrechnungsverhältnisses - nicht mehr selbständig geltend gemacht werden (BGHZ 96, 392, 395 f.). Schon aus dem eigenen Vortrag des Klägers ergebe sich aber, dass dieser keinen Anspruch gegen die Beklagte haben könne. Die erbrachten Leistungen habe nämlich die Beklagte mit 5.700.864,56 DM abgerechnet und bezahlt erhalten. In Höhe der Differenz zum vereinbarten Pauschalpreis von 7.197.960,-- DM, d.h. in Höhe von 2.190.095,50 DM stehe der Beklagten gegen die Gemeinschuldnerin ein Schadensersatzanspruch zu. Von diesem Schadensersatzanspruch müsse sie zwar ihre ersparten Aufwendungen abziehen. Doch bleibe ein positiver Saldo zugunsten der Gemeinschuldnerin nur übrig, wenn ihre in die Abrechnung einzustellenden Gegenansprüche den Schadensersatzanspruch der Beklagten (abzüglich ersparter Aufwendungen) überstiegen (Schriftsatz Beklagtenvertreter vom 18.07.02 - Bl. 465-467 d. A.).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Senat hat die vom Beklagtenvertreter geäußerten Bedenken hinsichtlich der Schlüssigkeit des Anspruchs auf Fertigstellungskosten/auf Vorschusszahlung für Mängelbeseitigung für beachtlich gehalten und den Klägervertreter mit Beschluss vom 22.08.2002 darauf hingewiesen (Bl. 475 d. A.). Die im genannten Beschluss eingeräumte Gelegenheit zur Stellungnahme hat der Klägervertreter genutzt (Schriftsatz vom 18.09.2002 - Bl. 480-482 d. A.).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Nach nochmaliger Beratung ist der Senat zum Ergebnis gekommen, dass der dort gehaltene Vortrag des Klägervertreters nicht geeignet ist, die erheblichen Bedenken gegen die Schlüssigkeit dieses Teils der mit der Berufung verfolgten Forderung auszuräumen. Darauf sind die Parteien in der Terminsverfügung des Vorsitzenden vom 19.12.2002 (Bl. 486 d. A.) ebenfalls hingewiesen worden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Die Berufung ist zulässig, aber als unbegründet zurückzuweisen. Einer weiteren Beweisaufnahme bedarf es dazu nicht. Auch das vom Senat eingeholte Sachverständigengutachten war entbehrlich. Dazu im Einzelnen:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>I. Schadensersatzanspruch aus vertragswidrigem Verfügungsantrag?</td></tr></table><table><tr><td>1.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Das Landgericht hat den Anspruch auf Schadensersatz wegen "Beantragung einer einstweiligen Verfügung auf Anordnung der Eintragung einer Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Einräumung einer Gesamtsicherungshypothek" für unbegründet gehalten, weil ein Anspruch gemäß § 945 ZPO verjährt sei - was von der Berufung hingenommen wird - und die Beantragung und Vollziehung der einstweiligen Verfügung keine positive Vertragsverletzung darstelle. Letzteres greift die Berufung des Klägers bekanntlich an.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Damit stellt sich die Frage, ob der Kläger über die Anspruchsgrundlage positiver Vertragsverletzung von der Beklagten denjenigen Schadensersatz verlangen kann, den ihr das Landgericht auf Grundlage des § 945 ZPO deshalb - zu Recht - versagt hat, weil ein solcher Anspruch schon lange vor Klageerhebung verjährt war. Offensichtlich vertritt der Kläger die Auffassung, zwischen dem Schadensersatzanspruch gemäß § 945 ZPO und dem mit der Berufung weiter verfolgten (gleichgerichteten) Schadensersatzanspruch aus positiver Vertragsverletzung bestehe Anspruchskonkurrenz. Dem kann aber nicht gefolgt werden.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>a) Bei dem vom Kläger geltend gemachten Schaden handelt es sich um einen Vollziehungsschaden im Sinne von § 945, 1. Altern. ZPO. Die genannte Bestimmung setzt nämlich voraus, dass ein Schaden nicht durch die bloße Anordnung einer einstweiligen Maßnahme, sondern durch deren Vollziehung entstanden ist (BGHZ 122, 172, 176; OLG Saarbrücken NJW-RR 1998, 1039; Zöller/Vollkommer, 23. Aufl., § 945 Rn. 14). Er umfasst alle durch den Vollzug der einstweiligen Maßnahme adäquat kausal verursachten Vermögenseinbußen (Gehrlein MDR 2000, 687, 688). Dazu gehören Schäden aus entgangenen Aufträgen, Gewinnausfall oder Beeinträchtigung des Absatzes (Zöller § 945 Rn. 14).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Vollzogen wurde die Beschlussverfügung des Landgerichts Heilbronn vom 25.11.1993 durch die Eintragung der Vormerkung zur Sicherung eines Anspruchs auf Einräumung einer Gesamtsicherungshypothek auf dem Grundstück der Gemeinschuldnerin. Als Folge der Eintragung dieser Vormerkung konnte die Gemeinschuldnerin ihrer Pflicht aus zuvor mit 4 Erwerbern abgeschlossenen notariellen Kaufverträgen zur Übertragung des lastenfreien Eigentums (Wohneigentums) nicht nachkommen; diese 4 Erwerber sind infolge dessen vom Kaufvertrag zurückgetreten; der daraus nach Behauptung des Klägers resultierende Mindererlös von insgesamt 494.500,-- DM ist adäquat kausal verursacht durch die eingetragene Vormerkung und damit ein Vollziehungsschaden im Sinne von § 945 1. Alt. ZPO.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>b) Dass die Beschlussverfügung von Anfang an ungerechtfertigt war, hat sich im Hauptsacheverfahren vor dem Landgericht Heilbronn erwiesen. Denn dort wurde nicht nur die Hauptsacheklage (der dortigen Klägerin und hiesigen Beklagten) auf Bewilligung der Eintragung einer Gesamtsicherungshypothek für deren angebliche Restwerklohnforderung abgewiesen, sondern sie zudem - auf Widerklage des Klägers hin - auf Zustimmung zur Löschung der eingetragenen Vormerkung verurteilt. Da dieses Urteil des Landgerichts Heilbronn im Hauptsacheprozess rechtskräftig ist, ist die dort vorgenommene Beurteilung auch für den vorliegenden Schadensersatzanspruch maßgeblich (BGHZ 122, 175; BGH NJW 1988, 3268, 3269).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>c) Auch die Auffassung des Landgerichts, wonach der Schadensersatzanspruch des Klägers, soweit er auf § 945 ZPO gestützt ist, schon vor Einreichung der Klage verjährt war, ist zutreffend.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Nach einhelliger Meinung in Rechtsprechung und Literatur unterlag der Anspruch aus § 945 ZPO der Verjährungsfrist von 3 Jahren (§ 852 BGB a. F. - BGHZ 75, 1 f., 3; BGH NJW 1992, 2297). Nach dieser Vorschrift kam es für den Beginn der Verjährungsfrist auf den Zeitpunkt an, in welchem der Verletzte von dem Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntnis erlangte. Die beiden soeben zitierten BGH-Entscheidungen sehen diese Voraussetzung in dem Zeitpunkt als gegeben an, zu dem der Arrestprozess oder das Verfahren über den Erlass einer einstweiligen Verfügung abgeschlossen war. Ob die Gemeinschuldnerin oder später der Kläger als Konkursverwalter Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung des Landgerichts eingelegt hatten und dieses Verfügungsverfahren daraufhin streitig zu Ende geführt wurde, ist offen. Zutreffend hat das Landgericht stattdessen auf den Abschluss des Hauptsacheverfahrens vor dem Landgericht Heilbronn abgestellt (Entscheidungsgründe S. 10 - 1. Abschnitt von oben). Denn wenn das einstweilige Rechtsschutzverfahren nicht weiter betrieben wird, die Parteien aber über den zugrundeliegenden Anspruch in der Hauptsache streiten, so beginnt die Verjährungsfrist in der Regel nicht vor, sondern mit rechtskräftigem Abschluss dieses Prozesses (BGH NJW 1993, 863; Musielak/Huber 3. Aufl., § 945 Rn. 9). Rechtskräftig abgeschlossen war der Hauptsacheprozess mit Zustellung des Urteils des Landgerichts Heilbronn vom 29.09.1995 - 3 O 1419/95 - welche nach den Feststellungen des Landgerichts spätestens im Oktober 1995 erfolgt ist (wird vom Kläger nicht in Frage gestellt). Rechtskraft dieses Urteils trat somit spätestens mit Ablauf der 1-monatigen Berufungsfrist - im Laufe des November 1995 - ein. Die 3-jährige Verjährungsfrist des § 852 BGB a. F. war somit spätestens mit Ende des Monats November 1998 abgelaufen (§ 201 BGB a. F. galt nicht für die dreijährigen Verjährung nach § 852 BGB). Die Zustellung des Mahnbescheids in der vorliegenden Sache an die Beklagte, erfolgt am 25.10.1999, also fast 1 Jahr später, konnte die Verjährungsfrist mithin nicht mehr unterbrechen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Dies führt zu folgendem Zwischenergebnis:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Der einschlägige Schadensersatzanspruch, nämlich § 945 ZPO, ist verjährt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Würde der Kläger auf andere deliktische Anspruchsgrundlagen ausweichen (§§ 823 Abs. 1, 826 BGB), würde dies nicht weiterhelfen. Denn auch insoweit beruft sich die Beklagte wiederum zu Recht auf Verjährung (§ 852 Abs. 1 BGB a. F.). Im übrigen kommt die Anwendung dieser Anspruchsgrundlagen nur für solche Schäden in Betracht, welche nicht zu den "Vollziehungsschäden" gehören (also beispielsweise solche Schäden, die schon durch die Anordnung der einstweiligen Maßnahme entstanden sind - vgl. Gehrlein MDR 2000, 688; Zöller/Vollkommer § 945 Rn. 14).</td></tr></table><table><tr><td>2.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Korrigieren kann der Kläger dieses Ergebnis zu seinen Gunsten auch nicht dadurch, dass er denselben Schaden auf der Anspruchsgrundlage einer pVV verfolgt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>a) Die Berufungsbegründung setzt sich eingehend mit einer Reihe von Entscheidungen des Bundesgerichtshofs zur Haftung aus unberechtigter Verfahrenseinleitung auseinander. Offenbar entnimmt sie v.a. der Entscheidung BGHZ 95, 10 ff., dass die subjektiven Voraussetzungen eines darauf gestützten Schadensersatzanspruches im Gegensatz zur früheren Rechtsauffassung des Bundesgerichtshofs weniger streng zu fassen sind (somit kein Fall des § 826 BGB vorliegen muss) und stattdessen eine grobfahrlässige Verkennung der Rechtslage ausreicht. Dies solle jedenfalls dann gelten, wenn die Gerichtsentscheidung aufgrund einer lediglich vorläufigen, summarischen Beurteilung der Rechtslage erfolgt und, wie im vorliegenden Verfahren über die Beschlussverfügung, es sich zunächst einmal um ein einseitiges Verfahren handelt, also für den Gegner zunächst und im Regelfall keine sicheren Verteidigungsmöglichkeiten bestehen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Tatsächlich kann dies der zitierten Entscheidung BGHZ 95, 10 ff. jedoch nicht entnommen werden. Denn liest man diese Entscheidung genau, ist der Bundesgerichtshof dort keinesfalls von der in der früheren Entscheidung BGHZ 74, 9 ff. vertretenen Auffassung abgerückt, wonach der Rechtsschutzbegehrende seinem Gegner nicht außerhalb der schon im Verfahrensrecht vorgesehenen Sanktionen nach dem sachlichen Recht der unerlaubten Handlung für die Folgen einer nur fahrlässigen Fehleinschätzung der Rechtslage haftet (BGHZ 74, 15 - dort ausdrücklich ausgenommen der Sonderbereich der gewerblichen Schutzrechtsverwarnung). Vielmehr hat der BGH in der späteren Entscheidung BGHZ 95, 10 ff. genau diesen Grundsatz der vorangegangenen Entscheidung BGHZ 74, 9 ff. wiederholt (BGHZ 95, 19). Richtig ist zwar, worauf die Berufungsbegründung offenbar auch abstellt, dass der erkennende Senat des Bundesgerichtshofs im nächsten Abschnitt seiner Entscheidung es zwar als bedenklich bezeichnet hat, dem Rechtsschutzbegehrenden das "Recht auf Irrtum" grundsätzlich auch dort zuzubilligen, wo lediglich eine vorläufige, summarischen Beurteilung der sachlichen Rechtslage erfolgt und keine im Regelfall sicheren Verteidigungsmöglichkeit für den Gegner bestehen. Doch schließt sich dem im ersten Satz des nächsten Absatzes folgende Formulierung an:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>"Der Senat bejaht dem gegenüber auch hier die Anwendbarkeit der in BGHZ 74, 9 dargestellten Grundsätze."</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Das kann doch nur bedeuten, dass der Bundesgerichtshof in seiner späteren Entscheidung - BGHZ 95 - das Recht auf Irrtum auch dem Antragsteller eines solchen Verfahrens zugesteht, in dem lediglich eine vorläufige, summarische Beurteilung der Rechtslage erfolgt (im konkreten Fall: Verfahren über den Antrag auf Einstellung der Zwangsvollstreckung nach § 773 Abs. 3 ZPO).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>Auch in einer noch späteren Entscheidung hat der Bundesgerichtshof ausdrücklich an dem in BGHZ 74, 9 f. aufgestellten Grundsatz festgehalten, wonach der Rechtsschutzsuchende nicht nach sachlichem Recht der unerlaubten Handlung für die Folgen einer nur fahrlässigen Fehleinschätzung der Rechtslage hafte (BGHZ 118, 201, 206 unter ausdrücklichem Hinweis auf die früheren Senatsentscheidungen BGHZ 74, 9, 14 f., 36, 18, 20 f. sowie schließlich BGHZ 95, 10, 19). Dieser Grundsatz soll - so die zitierte Entscheidung - nur dann nicht geltend, wenn im Wege eines gerichtlichen Verfahrens in Rechtsgüter Dritter eingegriffen wird.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Im übrigen - und das ist hier entscheidend - kann keiner der soeben zitierten Entscheidungen entnommen werden, dass der Bundesgerichtshof darin von dem Grundsatz abgerückt ist, das Ingangsetzen und Betreiben eines gesetzlich geregelten Verfahrens der Rechtspflege stelle außerhalb des Anwendungsbereichs des § 826 BGB keine unerlaubte Handlung dar. Vielmehr heißt es in der schon mehrfach zitierten Entscheidung BGHZ 74 auf Seite 12 nur, dass dies (eine unerlaubte Handlung durch unberechtigte Verfahrenseinleitung) möglich sei, "soweit eine Schädigung vorsätzlich und sittenwidrig begangen wurde (§826 BGB) entspricht gesicherter Rechtsprechung". Von dieser "gesicherten Rechtsprechung" abzurücken bestand offensichtlich weder im Fall der soeben zitierten BGH - Entscheidung noch anlässlich der angesprochenen späteren Entscheidungen BGHZ 95, 10ff. und 118,201 ff. ein Anlass. Denn dort ging es jeweils um Fälle von Fahrlässigkeit.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>Davon, dass auch hier kein Fall einer vorsätzlichen und sittenwidrigen Schadenszufügung vorliegt, ist auszugehen (so - zu Recht - schon das Landgericht auf S. 11, 2. Abschnitt seines Urteils).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>b) Selbst wenn man dem soeben herangezogenen Grundsatz nicht folgt, wonach unterhalb der subjektiven Grenzen des § 826 BGB kein Schadensersatzanspruch aus unberechtigter Verfahrenseinleitung in Betracht kommt, ergibt sich für den hier zu beurteilenden Fall nichts anderes.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>Denn als zu Unrecht in Anspruch Genommene war die Gemeinschuldnerin gegen Vollziehungsschäden - wie die hier von ihr behaupteten - ausreichend über § 945 ZPO geschützt. Diese Vorschrift begründet zum Schutz des Schuldners einen materiell-rechtlichen, verschuldensunabhängigen Schadensersatzanspruch. Er beruht auf dem allgemeinen Rechtsgedanken, dass der Gläubiger aus einem noch nicht endgültigen Titel auf eigenes Risiko vollstreckt (BGHZ 131, 141, 143). Der Nachteil, welcher dem (vermeintlichen) Schuldner dadurch entsteht, dass dem Gläubiger einstweiliger Rechtsschutz aufgrund eines summarischen Verfahrens mit verminderten Beweismaß und häufig ohne seine vorherige Anhörung gewährt wird, wird somit durch die "scharfe Haftung des Gläubigers" kompensiert (Gehrling MDR 2000, 687, 688; Musielak, § 945 Rn. 1). Dazu passt es nicht, die subjektiven Voraussetzungen eines Schadensersatzanspruchs aus unberechtigter Verfahrenseinleitung daran zu knüpfen, dass der Antragsteller die Rechtslage grob fahrlässig verkannt hat.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Selbst die von der Berufungsbegründung u.a. zitierte Dissertation von Hopt ("Schadensersatz aus unberechtigter Verfahrenseinleitung") sieht den Arrestschuldner (und folglich auch den Verfügungsschuldner) durch die verschuldensunabhängige Haftung des Arrestgläubiger gemäß § 945 ZPO ausreichend geschützt (S. 206). Dem schließt er auf S. 207 unter III. folgendes "Ergebnis" an:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>"Bei den vorläufigen Sicherungsverfahren geht die gesetzliche Wertung auf eine Haftung des Antragstellers ohne Verschulden. Die Frage nach den Verhaltensnormen für den Antragsteller stellt sich gar nicht."</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="50"/>Das kann doch nur bedeuten, dass der von der Berufungsbegründung gewählte Ansatz auf den vorliegenden Fall eines Vollziehungsschadens nicht passt: Es ist also überflüssig, danach zu fragen, ob den Gläubiger vor Einleitung des Verfügungsverfahrens bestimmte deliktische oder vertragliche Verhaltenspflichten gegenüber dem (vermeintlichen) Schuldner treffen und ob er diese vorsätzlich, grob oder nur einfach fahrlässig verletzt hat. Vielmehr ist der Schuldner gegen Vollziehungsschäden ausreichend durch die von § 945 ZPO vorgesehene scharfe Haftung des Gläubigers geschützt. Jedenfalls im Anwendungsbereich des § 945 ZPO berechtigt ist deshalb die Auffassung, wonach die gerichtliche Geltendmachung einer unberechtigten Forderung keine positive Vertragsverletzung darstellt (Palandt/Heinrichs 61. Aufl., § 276 BGB Rn. 116). Dies steht auch im Einklang mit der Auffassung, dass Ersatz für Vollziehungsschäden nur über § 945 ZPO, nicht aber aufgrund von allgemeinem Deliktsrecht verlangt werden kann.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="51"/>Es kann deshalb dahinstehen, ob die Beklagte im Verfügungsverfahren vor dem Landgericht Heilbronn die Eintragung der Vormerkung in fahrlässiger oder gar vorsätzlicher Verkennung der Rechtslage erwirkt hat.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="52"/>II. Ansprüche auf Zahlung weiterer Fertigstellungskosten und Vorschuss für Mängelbeseitigung?</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="53"/>Ob dem Landgericht darin gefolgt werden kann, auch diese Ansprüche seien verjährt, mag in der Tat fraglich sein. Ein Verzicht auf die im GU - Vertrag (§11 Ziff. 1) vereinbarte förmliche Abnahme kann jedenfalls nicht darin gesehen werden, dass der Kläger die Fa. mit der Fertigstellung der Arbeiten beauftragt hat. Denn am Vertragsschluss mit der Fa. hat die Beklagte nicht mitgewirkt. Es ist deshalb nicht erkennbar, woraus sich ein entsprechender Verzichtswille der Beklagten ergeben soll.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="54"/>Entscheidend kommt es darauf aber nicht an. Denn es lässt sich schon nicht feststellen, dass dem Kläger überhaupt der geltend gemachte Anspruch auf Vorschuss von Mängelbeseitigungskosten und Zahlung von Kosten für die Fertigstellung des Kanalanschlusses zusteht.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="55"/>Dieser ergibt sich aus den folgenden Überlegungen:</td></tr></table><table><tr><td>1.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="56"/>Der GU-Vertrag zwischen der Gemeinschuldnerin und der Beklagten war zum Zeitpunkt der Konkurseröffnung (31.01.1994) von den beiden Vertragspartnern nur teilweise erfüllt:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="57"/>Die Beklagte schuldete noch die Fertigstellung des Bauwerks gegen Zahlung der vereinbarten Restvergütung von 2.190.104,44 DM (= Differenz zwischen Pauschalpreis gemäß GU-Vertrag von 7.197.969,-- DM ./. auf die erbrachten und abgerechneten Leistungen der Beklagten gezahlter 5.007.864,56 DM). Die Ausgangssituation des § 17 Abs. 1 KO war somit gegeben, nämlich ein beidseitiger Vertrag, der vom Gemeinschuldner und vom anderen Teil noch nicht vollständig erfüllt worden war. Die Gegenposition des Klägers beruht dem gegenüber auf der unzutreffenden Annahme, die Gemeinschuldnerin habe ihre vertraglichen Pflichten vollständig erfüllt, weil der Beklagten ihre in Rechnung gestellten Teilleistungen im Gesamtbetrag von 5.007.864,56 DM vergütet erhalten habe.</td></tr></table><table><tr><td>2.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="58"/>Eine positive Erklärung, den mit der Beklagten vor Konkurseröffnung abgeschlossenen GU-Vertrag vollständig erfüllen zu wollen oder, was dem gleichsteht, dessen weitere und vollständige Erfüllung von der Beklagten zu verlangen, hat der Kläger - eigenem Vortrag nach - zu keiner Zeit abgegeben (so ausdrücklich Schriftsatz vom 18.09.2002, S. 2 ganz oben = Bl. 481 d. A.).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="59"/>Für eine dahin gehende konkludente Erklärung fehlt die Grundlage:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="60"/>Die Beklagte hatte die Arbeiten seit spätestens Herbst 1993, also schon vor Konkurseröffnung eingestellt und hat sie bis heute nicht wieder aufgenommen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="61"/>Eine Aufforderung zur Mängelbeseitigung erfolgte erstmalig im Schreiben des Klägers an die Beklagte vom 29.07.1999 (Anlage K 26), also lange nach Kündigung des GU-Vertrages, erfolgt mit Schreiben des Klägers vom 24.08.1994 (Anlage K 17) und unmittelbar nachfolgender Beauftragung der Firma mit Fertigstellung des Bauwerks (16.09.1994 - vgl. dazu Anlage K 25). Dass der Kläger von der Beklagten im entscheidenden Zeitraum bis zur Kündigungserklärung vom 24.08.1994 die weitere Vertragserfüllung verlangt hat, lässt sich ebenso wenig seinem an die Beklagte gerichteten Schreiben vom 01.08.1994 (Anlage K 19) entnehmen, auf welches seine Kündigungserklärung Bezug nimmt. Denn dort lässt er die Beklagte lediglich auffordern, die Fenster wieder einzubauen, die sie im November 1993 entfernt hatte.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="62"/>Es bleibt deshalb dabei: Mit seinem Schreiben vom 24.08.1994 hat der Kläger deutlich gemacht, dass er die weitere Erfüllung des GU-Vertrages mit der Beklagten ablehne. Denn kündigt der Konkursverwalter den vom Gemeinschuldner abgeschlossenen Bauvertrag, so stellt sich dies als Weigerung dar, den Bauvertrag zu erfüllen (Hess, KO, 5. Aufl. - 1995 - § 17, Rn. 53).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="63"/>Im übrigen wäre selbst ohne die Kündigungserklärung vom 24.08.1994 von einer solchen Ablehnungserklärung des Klägers auszugehen. Folgt man der zur Konkursordnung vertretenen neueren Auffassung, wonach der Vertrag grundsätzlich durch die Konkurseröffnung über das Vermögen der Partei beendet wurde und der Konkursverwalter nur im Interesse der Masse oder der Konkursgläubiger Erfüllung nach § 17 KO verlangen konnte, so stellte im Zweifel jede Nichterklärung die Nichtausübung der Option zur Vertragserfüllung dar. Die Abgabe keiner Erklärung war somit im Zweifel Ablehnung (Kuhn/Uhlenbruck, KO, 11. Aufl., § 17 Rn. 36b).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="64"/>In Frage stellen lässt sich dieses Ergebnis auch nicht mit der Erwägung, die Beklagte habe ihrerseits den GU-Vertrag mit Schreiben vom 05.05.1994, gerichtet an die KSK , gekündigt (vgl. dazu Anlage K 20). Denn eine solche Kündigung wäre auf der Grundlage der soeben dargestellten Auffassung zur Wirkung der Konkurseröffnung auf bestehende Verträge ohne Wirkung geblieben. Unabhängig davon kann das genannte Schreiben der Beklagten nicht als Kündigungserklärung gegenüber dem Kläger gewertet werden. Dagegen sprechen Adressierung (Adressat: KSK und eben nicht der Kläger!) und Inhalt (nämlich modifiziertes Angebot zur Fertigstellung des Bauvorhabens; die Beklagte ist damit zutreffend von einer Beendigung des früheren GU-Vertrages infolge Konkurseröffnung ausgegangen).</td></tr></table><table><tr><td>3.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="65"/>Rechtsfolge der Erfüllungsablehnung durch den Konkursverwalter war die Umgestaltung des ursprünglichen Schuldverhältnisses:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="66"/>An die Stelle des gegenseitigen Schuldverhältnisses trat nämlich der einseitige Anspruch des Vertragsgegners des Gemeinschuldners auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung (§ 325 BGB a. F.). Der an die Stelle des Gemeinschuldners getretene Konkursverwalter hatte dagegen keinen Erfüllungsanspruch mehr gegen den Vertragspartner des Gemeinschuldners; ein solcher Erfüllungsanspruch war vielmehr erloschen (BGHZ 106, 236, 242; BGH ZIP 1987, 304, 305).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="67"/>Entsprechendes galt für den auch hier gegebenen Fall, dass der gegenseitige Vertrag vor Konkurseröffnung vom Gemeinschuldner und seinem Vertragspartner nur zum Teil erfüllt worden war (BGHZ 106, 242).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="68"/>Soweit der Kläger meint, der Bundesgerichtshof sei von diesen Grundsätzen mit seiner späteren Entscheidung BGHZ 129, 336 ff. abgewichen, kann dem nicht gefolgt werden. Denn dort ging es um die ganz andere Frage nach der Reichweite eines vom Konkursverwalter ausdrücklich gestellten Erfüllungsverlangens im Falle eines vor Konkurseröffnung schon teilweise erfüllten Vertrages (vgl. ergänzend: Kreft ZIP 1997, 865, 867 f.; gleiches gilt für die Entscheidung BGHZ 135, 25 ff.). Mit dem ganz anders gelagerten Problem nach den Folgen einer Erfüllungsverweigerung durch den Konkursverwalter hat diese Frage somit nichts zu tun.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="69"/>Weigert sich aber der Konkursverwalter, einen nur teilweise erfüllten Vertrag zu erfüllen, gilt folgendes: Innerhalb des an die Stelle des Vertrages getretenen Abrechnungsverhältnisses sind die vom Gemeinschuldner vor Konkurseröffnung erbrachten Teilleistungen nur unselbständige Rechnungsposten bei der Ermittlung des dem Vertragsgegner entstandenen Schadens (BGH ZIP 1987, 305 mit zahlreichen Zitaten zur - so ausdrücklich - "feststehenden Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs").</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="70"/>Die Umgestaltung des Schuldverhältnisses erfasst auch etwaige Gewährleistungsansprüche; auch sie können als bloße Rechnungsposten nicht mehr selbständig gemacht werden (BGHZ 96, 392, 395).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="71"/>Daraus folgt für den vorliegenden Fall:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="72"/>Erfüllungsansprüche, Ansprüche auf Mängelbeseitigung einschließlich der hier geltend gemachten Vorschussansprüche auf Kosten für eine solche Mängelbeseitigung sind erloschen. Daraus entstehende Kosten sind nur noch Gegenrechnungspositionen gegenüber einem Schadensersatzanspruch der Beklagten.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="73"/>Soweit der Kläger meint, ihm stehe für diesen Fall ein positiver Saldo in Höhe der verlangten Mängelbeseitigungskosten zu, weil die Beklagte schon vollständig befriedigt sei, kann dem nicht gefolgt werden. Denn der denkbare Schaden der Beklagten resultiert aus dem entgangenen Gewinn (§ 252 BGB) aus dem nicht mehr zu Ausführung gelangten Teil des GU-Vertrages (so zu Recht der Beklagtenvertreter im Schriftsatz vom 18.07.02 - dort Ziff. 3 = Bl. 467 d. A.).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="74"/>III. Anspruch auf Erteilung einer Schlussrechnung ?</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="75"/>Auch ein solcher Anspruch besteht nicht.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="76"/>Ob man der Auffassung des Landgerichts folgen kann, wonach einer darauf gerichteten Klage das Rechtsschutzbedürfnis fehlt, mag zwar in der Tat zweifelhaft sein. Denn die Nachweise bei Heyermann/Riedl/Rusam (§ 14 VOB/B Rn. 51) und Ingenstau/Korbion/Locher (§ 14 VOB/B Rn. 55) zeigen, dass sich mittlerweile die ganz überwiegende Meinung der Auffassung angeschlossen hat, dass der Auftraggeber Klage auf Erteilung der Schlussrechnung erheben könne.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="77"/>Diese Problematik braucht aber nicht vertieft zu werden. Denn der Senat ist der Auffassung, dass ein eventueller Anspruch auf Erteilung einer Schlussrechnung verwirkt ist.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="78"/>Die Verwirkungsvoraussetzungen ergeben sich einmal aus dem Zeitraum von über 6 Jahren zwischen Kündigung des GU - Vertrages (24.08.1994) und der erstmaligen Geltendmachung des Anspruches auf Erteilung einer Schlussrechnung mit Schriftsatz vom 05.09.2000. Ein so langer Zeitraum reicht für eine Verwirkung aus, zumal die Rechnung gemäß § 8 Nr. 6 VOB/B hätte unverzüglich erteilt werden müssen. Auch der für die Annahme einer Verwirkung zusätzlich erforderliche besondere Vertrauenstatbestand ist hier gegeben. Er folgt daraus, dass die Beklagte mit Schreiben vom 31.12.1995 und 25.03.1996 (Anlagen B 1 und B 2) Rechnungen vorgelegt hat, ohne dass der Kläger auf der Vorlage "ordentlicher" Schlussrechnungen bestanden hat. Wie der Geschäftsführer der Beklagten in der Berufungsverhandlung vom 12.03.2003 plausibel ausgeführt hat, ist es ihm aufgrund des Zeitablaufs und der Schwierigkeiten einer hier erforderlichen Abrechnung nach Kündigung eines Pauschalpreisvertrages nicht mehr möglich, eine ordnungsgemäße Schlussrechnung zu erstellen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="79"/>IV. Nebenentscheidungen:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="80"/>Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 sowie - für den in der Berufungsinstanz zurückgenommenen Teil der Zahlungsklage - aus § 269 Abs. 3 Satz 2 ZPO (a. F.). Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus den §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO. Die Voraussetzungen für eine Zulassung der Revision sind nicht gegeben. Denn das vorliegenden Urteil orientiert sich an den Grundsätzen der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Die Rechtssache hat deshalb weder grundsätzliche Bedeutung (§ 543 Abs. 2 Nr. 1 ZPO n. F.) noch erfordern die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts (§ 543 Abs. 2 Nr. 2 ZPO).</td></tr></table></td></tr></table>
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135,173
|
olgkarl-2003-04-09-6-u-8002
|
{
"id": 146,
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6 U 80/02
| 2003-04-09T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:15
| 2019-02-12T12:17:53
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil der 7. Zivilkammer des Landgerichts Mannheim vom 10. Mai 2002 wird zurückgewiesen.</p>
<p>II. Die Kosten der Berufung fallen der Klägerin zur Last.</p>
<p>III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Klägerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von EUR 4.000 abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<p>IV. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die Klägerin verlangt als Inhaberin der für alkoholische Getränke ausgenommen Bier eingetragenen deutschen Wortmarke "Biovin" vom Beklagten Unterlassung der Benutzung der Second-Level-Domain "biovino" - insbesondere in der Form  - im Zusammenhang mit dem Versandhandel von Wein sowie Zustimmung zur Löschung der Domain biovino.de. Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Auf die tatsächlichen Feststellungen im angefochtenen Urteil wird Bezug genommen, § 540 Abs. 1 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Klägerin trägt vor,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>das Landgericht habe zu Unrecht eine geringe statt einer normalen Kennzeichnungskraft der Klagemarke angenommen. Entgegen der Ansicht des Landgerichts könne sich der Beklagte nicht auf § 23 Nr. 2 MarkenG berufen. "Biovino" sei im Zusammenhang mit Wein keine Beschaffenheitsangabe. Der Verkehr zergliedere oder analysiere diesen Begriff nicht. Fremdsprachige Begriffe dürften nicht ihrer deutschen Übersetzung gleichgestellt werden. Es fehle auch Beleg dafür, dass die inländischen Verkehrskreise "Biovino" mit "Biowein" gleichsetzen würden. "Biovino" sei auch kein Wort der italienischen Sprache; dort heiße Biowein "vino ecologico". Die angegriffene Domain werde schließlich auch nicht beschreibend, sondern im Gegenteil als Name des Geschäfts des Beklagten verwendet. Die Domain sei nicht nur Adresse, sondern würden in der Regel kennzeichenmäßig gebraucht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Klägerin beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>unter Abänderung des angefochtenen Urteils nach ihren in erster Instanz gestellten Sachanträgen zu erkennen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Der Beklagte beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>die Berufung zurückzuweisen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Der Beklagte trägt vor,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>das Landgericht habe zu Unrecht Verwechselungsgefahr bejaht. Im Übrigen verteidigt der Beklagte das Urteil des Landgerichts unter Wiederholung und Vertiefung eines erstinstanzlichen Vortrags.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Wegen des weiteren Parteivortrags wird auf die Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Die zulässige Berufung ist unbegründet. Das Urteil des Landgerichts trifft im Ergebnis zu. Die Klägerin hat gegen den Beklagten keine Ansprüche auf Unterlassung oder Einwilligung in die Löschung der Domain. Das Urteil des Landgerichts hält der berufungsgerichtlichen Nachprüfung im Ergebnis stand. Allerdings kann dahinstehen, ob sich der Beklagte auf § 23 Ziffer 2 MarkenG berufen kann. Denn zwischen der Klagemarke und der angegriffenen Bezeichnung besteht keine Verwechselungsgefahr. Das Landgericht hat die rechtlichen Grundlagen der Beurteilung der Verwechselungsgefahr zutreffend herausgearbeitet und anhand der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes dargestellt, dass es auf eine Gesamtbeurteilung von drei Kriterien in ihrer Wechselwirkung ankommt. Hierauf verweist der Senat zur Vermeidung von Wiederholungen. Auch die Feststellungen des Landgerichts zu den einzelnen Kriterien dieser Gesamtbetrachtung treffen im Ergebnis zu. Der Senat vermag aber die aus der Gesamtschau der einzelnen Kriterien in ihrer Wechselwirkung gewonnene Überzeugung des Landgerichts von einer bestehenden Verwechselungsgefahr nicht zu teilen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>1. Die von der Klägerin mit der Klagemarke gekennzeichneten Waren, nämlich Weine aus ökologischem Anbau, sind identisch mit den Waren, für deren Kennzeichnung der Beklagte die angegriffene Bezeichnung einsetzt. Die Berufung nimmt diese Auffassung des Landgerichts als ihr günstig hin. Rechtsfehler sind insoweit nicht erkennbar.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>2. Die einander gegenüberstehenden Zeichen sind sehr ähnlich. Der Unterschied zwischen beiden Zeichen besteht nur darin, dass der allein prägende Teil der angegriffene Bezeichnung am Wortende gegenüber der Klagemarke zusätzlich den Buchstaben "o" aufweist. Das Landgericht legt richtig dar, dass der Gesamteindruck der einander gegenüberstehenden Zeichen - bei einer, so ist zu ergänzen, von der Kennzeichnungskraft isolierten Betrachtung - klanglich, schriftbildlich und begrifflich sehr ähnlich ist. Auch diese Darlegungen des Landgerichts greift die Berufung als ihr günstig nicht an. Rechtsfehler sind nicht zu erkennen. Anzumerken bleibt lediglich, dass es für diese Beurteilung des Rückgriffs auf die Bedeutung des Worts "vin" in der französischen Sprache und des Worts "vino" in der italienischen Sprache nach Auffassung des Senats nicht bedarf. Auch ohne jede Kenntnisse dieser fremden Sprachen wird der angesprochene Verbraucher, der die Zeichen nicht nebeneinander (klanglich, schriftbildlich oder in ihrer Bedeutung) wahrnimmt, sondern nur mit dem einen Zeichen konfrontiert wird und das andere aus seiner Erinnerung abrufen muss, dazu neigen, die sehr starken Gemeinsamkeiten zu betonen, während der einzige Unterschied zurücktreten wird.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>3. Die Kennzeichnungskraft der Klagemarke "biovin" ist für Wein aus biologischem Anbau schwach. Das Landgericht hat hierzu ausgeführt, bei Übersetzung der Bestandteile "bio" und "vin" aus der französischen Sprache in die deutsche Sprache komme man auf den rein beschreibenden Begriff "Biowein". Dies hält den Angriffen der Berufung im Ergebnis stand. Zwar ist der Berufung zuzugeben, dass dem Verkehr eine zergliedernde Betrachtung in der Regel fern liegt, so dass nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden kann, der Verkehr werde in der Klagemarke die Bestandteile "bio" und "vin" erkennen. Ebenso teilt der Senat die Bedenken der Berufung gegen die Überlegungen des Landgerichts zur Übersetzung des Zeichenteils "vin". Zutreffend ist aber der Ausgangspunkt, dass nämlich die Bezeichnung "Biowein" eine im Inland eingeführte und dem Verkehr bekannte Beschreibung von Weinen ist, die in einer bestimmten An- und Ausbauweise erzeugt worden sind. Die Unterschiede der Klagemarke zu dieser rein beschreibenden Bezeichnung sind nach Überzeugung des Senats für den Verkehr marginal. Die erste Silbe des Klagezeichens stimmt mit der beschreibenden Bezeichnung vollkommen überein. Bei der Zweiten Silbe tritt an die Stelle des Buchstabens "w" der Buchstabe "v", die aber beide in der deutschen Sprache denselben Laut bezeichnen. Auch die Klägerin ist der Auffassung, dass nach deutschen Sprachgebrauch das Zeichen "biovin" phonetisch wie "biowin" wahrgenommen werde. Die zu einer Eintragungsfähigkeit führende Abwandlung der Klagemarke gegenüber der rein beschreibenden Bezeichnung der Warengattung besteht daher darin, dass der aus zwei Vokalen bestehende, einsilbig ausgesprochene Doppellauts "ei" durch den Vokal "i" ersetzt worden ist. Dieser Unterschied ist für die angesprochenen Verkehrskreise, die sich zudem bei der Wahrnehmung und Artikulation deutschsprachiger Worte nicht ausschließlich der Hochsprache bedienen, sondern diese zumindest durch Dialekte mehr oder weniger stark einfärben, nur noch bei gesteigerter Aufmerksamkeit überhaupt wahrnehmbar und tritt nach Überzeugung des Senats in der tatsächlichen alltäglichen Situation der Wahrnehmung des Klagezeichens vollkommen zurück. Damit ist die Klagemarke aber klanglich, schriftbildlich und begrifflich zu der beschreibenden Angabe nahezu identisch. Die Eintragungsfähigkeit der Klagemarke wird allein durch diese geringfügigen Abwandlungen zur freizuhaltenden Gattungsbezeichnung begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>4. Bei einer Gesamtbeurteilung der Warenidentität, der hohen Übereinstimmung der einander gegenüberstehenden Zeichen und der sehr schwachen Kennzeichnungskraft des Klagezeichens, ergibt sich für den Senat - entgegen der Ansicht des Landgerichts - keine Gefahr, der Verkehr werde Waren, die mit der Klagemarke oder der angegriffenen Bezeichnung gekennzeichnet sind, miteinander verwechseln oder diese auch nur gedanklich in Verbindung bringen. Das Landgericht hat der äußerst geringen Kennzeichnungskraft der Klagemarke nach Meinung des Senats nicht die erforderliche Bedeutung beigemessen. Angesichts der offenen und für jeden angesprochenen Verbraucher leicht zu erkennenden Anlehnung der Klagemarke und der angegriffenen Bezeichnung an eine rein beschreibende Bezeichnung der Warengattung "Biowein" liegt eine Verwechslungsgefahr fern. Der Verbraucher wird bei Konfrontation mit der Klagemarke oder mit der angegriffenen Bezeichnung in aller Regel keine gedankliche Beziehung zu der anderen Bezeichnung herstellen, sondern seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, dass lediglich marginale, die Semantik der deutschen Sprache letztlich nicht erheblich in Frage stellende Abwandlungen einzelner Laute zur beschreibenden Bezeichnung vorliegen. Deshalb wird der Verkehr die Klagemarke und die angegriffene Bezeichnung nicht miteinander, sondern beide gleichermaßen nahezu ausschließlich mit der beschreibenden Angabe verwechseln oder zumindest gedanklich in Verbindung bringen. Deshalb ist im vorliegenden Fall der Schutzbereich der Klagemarke nahezu auf die identische Benutzung beschränkt und erstreckt sich nicht auf andere sprachliche Abwandlungen der beschreibenden Angabe, an die sich auch die Klagemarke in erheblichem Umfang anlehnt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711 Satz 1 ZPO. Die Revision war nicht zuzulassen. Die gesetzlichen Voraussetzungen gem. § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor. Die Rechtssache hat keine grundsätzliche Bedeutung. Die Fortbildung des Rechts und die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung erfordern keine Entscheidung des Bundesgerichtshofs.</td></tr></table>
</td></tr></table>
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135,174
|
olgstut-2003-04-09-9-u-20402
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
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9 U 204/02
| 2003-04-09T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:15
| 2019-02-12T12:17:53
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Ulm vom 21.11.2002 - 6 O 183/02 - wird</p>
<p>zurückgewiesen.</p>
<p>2. Die Klägerin trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Klägerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 120 % des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben Höhe leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird zugelassen.</p>
<p>Streitwert des Berufungsverfahrens und Beschwer der Klägerin: bis 20.000,00 EUR</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin verlangt die Duldung der Zwangsvollstreckung in das Grundstück der Beklagten, aus einer erstrangigen Grundschuld in Höhe von 37.800,00 DM (19.326,83 EUR) nebst 15 % Zinsen. Die Grundschuld war unter der lfd.Nr. 5 in Abteilung III am 6.7.1983 zu Gunsten der Bank X-AG eingetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Im Range nach dieser Grundschuld wurde am 2.5.1995 unter der lfd. Nr. 1 in Abteilung II des Grundbuchs ein Wohnungsrecht zugunsten der Eltern der Beklagten eingetragen. Dem Wohnrecht nachrangig ist eine unter der lfd. Nr. 7 in Abt. III am 8.2.1996 zu Gunsten der Klägerin bestellte Grundschuld in Höhe von 200.000,00 DM zuzüglich 15 % Zinsen. Letztere Grundschuld sichert nach der von der Beklagten am 8.2.1996 abgegebenen weiten Zweckerklärung die Forderungen der Klägerin gegen die Firma S., deren Inhaber der Ehemann der Beklagten war und die in Insolvenz gefallen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Ziff. 1 a der genannten Zweckerklärung (Bl. 37/38) lautet wie folgt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
"1 a Abtretung der Rückgewähransprüche
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der Sicherungsgeber tritt hiermit den, auch zukünftigen oder bedingten, Anspruch auf Rückgewähr aller vor- und gleichrangigen Grundschulden (Anspruch auf Übertragung oder Löschung oder Verzicht sowie auf Zuteilung des Versteigerungserlöses) an die Sparkasse ab.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Sicherungsgeber verpflichtet sich, die Sparkasse unverzüglich zu unterrichten, wenn ihm ein Gläubigerwechsel bei vor- oder gleichrangigen Grundschulden bekannt wird. Der Anspruch auf Rückgewähr von Grundschulden, die in Zukunft Vor- oder Gleichrang erhalten, ist von diesem Zeitpunkt an ebenfalls an die Gläubigerin abgetreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Hat der Sicherungsgeber die Rückgewähransprüche bereits an einen anderen abgetreten, so sind sie mit dem Zeitpunkt an die Sparkasse abgetreten, in dem sie dem Sicherungsgeber wieder zustehen. Außerdem tritt er hiermit seinen Anspruch auf Rückabtretung der Rückgewähransprüche an die Sparkasse ab."
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Diese Abtretung legte die Klägerin gegenüber der X- AG offen, weshalb letztere die streitgegenständliche - nicht mehr valutierte - Grundschuld am 6.5.2002 an die Klägerin abtrat. Der Gläubigerwechsel wurde am 9.8.2002 im Grundbuch eingetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Beklagte wehrt sich gegen die Zwangsvollstreckung aus der dem Wohnungsrecht der Eltern vorgehenden streitgegenständlichen Grundschuld mit der Begründung, die Klägerin habe allenfalls das Recht, die Grundschuld löschen zu lassen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Zu den Einzelheiten des in erster Instanz gehaltenen Sachvortrags beider Parteien wird auf die Feststellungen im Urteil des Landgerichts verwiesen (§ 540 Abs. 1 Ziff. 1 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Das Landgericht hat die Klage abgewiesen mit der Begründung, die auf die Übertragung der streitgegenständlichen Grundschuld gerichtete Klausel Ziff. 1 a der Zweckerklärung sei gemäß § 3 AGBG nicht Vertragsbestandteil geworden. Auf die Entscheidungsgründe des landgerichtlichen Urteils wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Gegen das ihr am 22.11.2002 zugestellte Urteil hat die Klägerin am 20.12.2002 Berufung eingelegt und diese am 17.1.2003 begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Klägerin vertritt die Auffassung, entgegen der Ansicht des Landgerichts sei die oben zitierte Klausel Ziff. 1 a der Zweckerklärung wirksam. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 19.1.1990 (BGHZ 110, 108 = WM 1990, 345 = NJW 1990, 1177), auf die sich das Landgericht berufe, trage die landgerichtliche Entscheidung nicht. Die angegriffene Klausel diene ersichtlich nur der Rangverbesserung und nicht einer Sicherungserweiterung der unter lfd. Nr. 7 eingetragenen Grundschuld in Höhe von 200.000,00 DM. Allein die Sicherungserweiterung aber habe der Bundesgerichtshof als möglicherweise überraschende Klausel in Frage gestellt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Klägerin habe eine zusätzliche Sicherheit für die Erweiterung des der Firma S. eingeräumten Kreditrahmens gebraucht. Die unter der lfd. Nr. 7, Abteilung III eingetragene Grundschuld in Höhe von 200.000,00 DM habe wegen der vorrangigen beschränkt persönlichen Dienstbarkeit für die Eltern der Beklagten nicht ausgereicht. Deshalb sei mit der Beklagten ausdrücklich über die Abtretung der Rückgewähransprüche gesprochen worden. Die fragliche Klausel sei auch durch die fettgedruckte Überschrift klar und für jedermann ersichtlich hervorgehoben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Klägerin beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Unter Abänderung des Urteils des Landgerichts Ulm vom 31.10.2002 wird die Beklagte verurteilt, wegen des Betrages in Höhe von 19.326,83 EUR nebst 15 % Zinsen p.a. hieraus seit 23.6.1983, die Zwangsvollstreckung in das auf ihren Namen im Grundbuch von ... aus der zu Gunsten der X-AG in Abteilung III, lfd.Nr. 5 eingetragenen Grundschuld ohne Brief über 37.800,00 DM (entspricht: 19.326,83 EUR), abgetreten an die Klägerin, zu dulden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
die Berufung zurückzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Beklagte verteidigt die Entscheidung des Landgerichts und trägt vor, aus der Klausel Ziff. 1 a der Zweckerklärung gehe noch nicht einmal hervor, dass der Klägerin eine weitere Sicherheit in Gestalt der vorrangigen Grundschuld eingeräumt werden sollte. Keinesfalls habe die Beklagte der Klausel entnehmen können, dass der Klägerin eine weitere im Rang vor dem Wohnungsrecht ihrer Eltern stehende Grundschuld eingeräumt werden sollte. Die formularmäßige Ausdehnung der dinglichen Haftung des Sicherungsgebers für alle bestehenden und künftigen Verbindlichkeiten eines Dritten bei Bestellung einer Grundschuld aus Anlass einer bestimmten Kreditaufnahme sei überraschend im Sinne des § 3 AGBG. Nichts anderes könne für eine mit einer formularmäßigen Erklärung erfolgte Abtretung von Rückgewähransprüchen gelten, gleich, ob damit eine Erhöhung des Sicherungsumfanges oder eine Verstärkung bereits bestellter Sicherheiten bezweckt sei. Nach der Formulierung der Klausel über die Abtretung der Rückgewähransprüche habe die Beklagte allenfalls damit rechnen müssen, dass die Klägerin die Löschung der im Klageantrag bezeichneten Grundschuld oder aber die Zuteilung eines die Forderung der weiteren Grundschuldgläubigerin übersteigenden Veräußerungserlöses hätte verlangen können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Dem geltend gemachten Duldungsanspruch stehe auch entgegen, dass die Klägerin es unterlassen habe, detailliert darüber Rechnung zu legen, wie sich die von ihr geltend gemachte Forderung zusammensetze. Die Klägerin könne allenfalls den auf dem bei ihr unter der Nummer 1653504 geführten Konto der Firma S. am 3.5.2000 bestehenden Saldo verlangen, jedoch abzüglich der von ihr nach Insolvenzeröffnung entgegengenommenen Zahlungen Dritter. Danach aber stehe der Klägerin keine Forderung mehr zu, die durch die Grundschuld gesichert sein könnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die in der Berufungsinstanz von ihnen eingereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die zulässige Berufung ist nicht begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Die Klägerin weist jedoch zu Recht darauf hin, dass das Landgericht seine Entscheidung, die Klausel Ziff. 1 a der Sicherungszweckerklärung vom 8.2.1996 sei überraschend im Sinne des § 3 AGBG und daher nicht Vertragsbestandteil geworden, nicht auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 19.1.1990 (BGHZ 110, 108 f = WM 1990, 345 = ZIP 1990, 298) stützen kann. Auch der Bundesgerichtshof hat in dem genannten Urteil eine entsprechende Klausel, worin die Sicherungsgeberin ihre Rückgewähransprüche gegen Gläubiger vor- und gleichrangiger Grundschulden an die Sicherungsnehmerin abgetreten hatte - jedoch im Gegensatz zum hier zu entscheidenden Fall mit der Bestimmung, sie dienten als weitere Sicherheit neben der vom Kreditnehmer bestellten Grundschuld -, gelten lassen, wenn auch mit der einschränkenden Auslegung, sie verstärkten lediglich die bestellte Sicherheit, für die bestellte Grundschuld könne daher nur der bessere Rang der abgetretenen Grundschulden in Anspruch genommen werden. Nur für den Fall, dass die Auslegung ergeben hätte, die Rückgewähransprüche und damit die im Sicherungsfall abgetretenen vorrangigen Grundschulden sicherten in ihrer vollen Höhe zusätzlich und über den Haftungsumfang der bestellten Grundschuld hinaus den Darlehensrückzahlungsanspruch, gab er zu bedenken, dass die Klausel gegen § 3 AGBG verstoßen könnte. Ein solcher erhöhter Haftungsumfang wurde aber von der Klägerin des Falles, den der Bundesgerichtshof zu entscheiden hatte, nicht geltend gemacht, weshalb er diese Frage letztendlich unbeantwortet lassen konnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Auch hier begehrt die Klägerin lediglich die Möglichkeit, den besseren Rang der streitgegenständlichen Grundschuld zu nutzen. Den Zwangsversteigerungserlös hingegen will auch sie auf die ihr bestellte Grundschuld in Höhe von 200.000,00 DM anrechnen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Nach § 3 AGBG werden Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht Vertragsbestandteil, die nach den Umständen, insbesondere nach dem äußeren Erscheinungsbild des Vertrages, so ungewöhnlich sind, dass der Vertragspartner des Verwenders mit ihnen nicht zu rechnen braucht. Die Abtretung von Rückgewähransprüchen, wie sie in der streitgegenständlichen Klausel vereinbart ist, ist jedoch im Rahmen einer Sicherungszweckerklärung nicht unüblich, sondern wird allgemein vorgenommen. Sie hat auch insoweit einen Sinn, als der nach §§ 1179 a, 1179 b BGB bestehende Löschungsanspruch gegenüber einer Zession des Rückgewähranspruchs wirkungslos ist und stellt daher sicher, dass ein Dritter die vorrangige Grundschuld bei frei werdender Valutierung nicht erwerben kann und damit eine Rangverbesserung der nachrangigen Grundschuld verhindert (siehe hierzu Lwowski, Das Recht der Kreditsicherung, Rn. 225; Clemente, Recht der Sicherungsgrundschuld, Rn. 495, 496; Gaberdiel, Kreditsicherung durch Grundschulden, Rn. 864 i.V.m. Rn. 871; Staudinger, Kommentar zum BGB, 13. Aufl., Vorbemerkung zu §§ 1191 f BGB, Rn. 135 f, 136).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Letztendlich braucht die Frage, ob die Klausel wirksam ist, aber auch hier nicht entschieden zu werden, wie sich aus den nachstehenden Gründen ergibt.
</td></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Die Klägerin kann die Duldung der Zwangsvollstreckung aus der an sie von der X-AG abgetretenen Grundschuld nach den §§ 1191, 1192, 1147 BGB nicht verlangen, weil es die Parteien unterlassen haben, eine Vereinbarung darüber zu treffen, in welcher Weise die Klägerin die abgetretenen Rückgewähransprüche verwenden darf, d.h. es fehlt an einer entsprechenden Sicherungsabrede.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Aus der streitgegenständlichen Klausel ergibt sich keineswegs, wie die Klägerin annehmen möchte, dass sie die Zwangsvollstreckung aus der erstrangigen Grundschuld betreiben darf. Allein der Abtretung der Rückgewähransprüche ist dies nicht zu entnehmen. Die Verwendungsbefugnis muss sich aus dem Inhalt einer schuldrechtlich getroffenen Sicherungsabrede ergeben (Clemente a.a.O. Rn. 491; Schimansky/Bunte/Lwowski - Merkel, Bankrechtshandbuch, Anhang 2 zu § 94 Anmerkung Nr. 4). Staudinger (Staudinger, BGB, a.a.O. Rn. 136) ist zwar der Ansicht, dass die Beschränkung auf das Ranginteresse auch in den Sicherungsvertrag hineininterpretiert werden könne, wenn - "wie es schlechte Sitte ist" - eine ausdrückliche Klausel dieses Inhalts fehle. Damit verzichtet er aber offensichtlich nicht auf eine die Rückgewähransprüche betreffende ausdrückliche Sicherungsabrede, denn er beruft sich auf die bereits oben zitierte Entscheidung des Bundesgerichtshofs. Diese setzt jedoch nach ihrem Tatbestand eine entsprechende Sicherungsvereinbarung voraus.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Wenn - wie hier - eine Abrede darüber, wozu die abgetretenen Ansprüche auf Rückgewähr vor- und gleichrangiger Grundschulden der Kreditgeberin dienen sollen, völlig fehlt, eröffnet sich dem Kreditinstitut eine Vielzahl von Möglichkeiten, die von der Altgläubigerin abgetretene Grundschuld zu gebrauchen, die die Sicherungsgeberin zum Zeitpunkt der Abtretungsvereinbarung nicht zu überblicken vermag. Diese reichen von der einfachen Löschung der Grundschuld, dem Verzicht auf die Grundschuld, der Ausnutzung des besseren Ranges durch Zwangsvollstreckung bis hin zur zusätzlichen, neben die bestellte Grundschuld tretenden Verwertungsmöglichkeit. Welche dieser Möglichkeiten die Klägerin verwirklichen wollte, bleibt dabei unklar.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Es ist aber nicht gerechtfertigt, im Falle des völligen Fehlens einer Sicherungsabrede dem Kreditinstitut eine Rangverbesserung mit der Begründung einzuräumen, dies sei die üblicherweise vereinbarte Rechtsfolge der Abtretung von Rückgewähransprüchen. Dem ist entgegenzuhalten, dass eine solche Abtretung der Rückgewähransprüche auch den Sinn haben kann, der Bank nur ein Löschungsrecht in bezug auf die vorrangige Grundschuld zu gewähren, damit ihre eigene Grundschuld im Rang entsprechend nachrückt und ihren Rang auf diese Weise verbessert. Die Bank ist dann dagegen gesichert, dass die vorrangige Grundschuld an einen dritten späteren Kreditgeber zur Sicherung seiner Rückzahlungsforderung abgetreten wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Zwar wird in der hier vorliegenden Klausel der Rückgewähranspruch seinem Inhalt nach im Einzelnen dargestellt mit den Worten "Übertragung, Löschung, Verzicht und Zuteilung des Versteigerungserlöses"; daraus muss aber auch der juristisch vorgebildete Leser nicht schließen, dass die Bank aus dieser erstrangigen Grundschuld vollstrecken können soll, ohne dass dies im Rahmen einer Sicherungszweckabrede ausdrücklich vereinbart ist. Bei der wiedergegebenen Definition der Rückgewähransprüche mag auch eine Rolle gespielt haben, dass umstritten ist, ob ein Rückgewähranspruch formularmäßig auf den Löschungs- und/oder Verzichtsanspruch beschränkt werden kann. Teilweise wird im Schrifttum dies für schlechthin unwirksam gehalten (Gaberdiel a.a.O. Rn. 756 m.w.N.). Wenn also eine Bank alle möglichen Formen der Rückgewähr einer Sicherheit in ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufnimmt, so kann dies auch den Sinn haben, möglichen Bedenken gegen die Wirksamkeit der nur auf einen Teil der genannten Möglichkeiten beschränkten Abtretung des Rückgewähranspruchs zu begegnen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Da nach § 5 AGBG Zweifel bei der Auslegung Allgemeiner Geschäftsbedingungen zu Lasten des Verwenders gehen, ist im Falle des völligen Fehlens einer Sicherungsabrede der Zweck der Abtretung eng auszulegen und der Bank nur der Löschungs- bzw. Verzichtsanspruch zuzugestehen. Es darf dem Verwender einer solchen Allgemeinen Geschäftsbedingung, wie sie hier formuliert ist, nicht überlassen bleiben, sich die jeweils für ihn günstigste Verwertungsart abgetretener Ansprüche auszusuchen, ohne dass ihr eine entsprechende Vereinbarung der Vertragsparteien und damit auch ein dahingehender Erklärungswille der Sicherungsgeberin zugrunde liegt, denn ein juristischer Laie hat nicht die Kenntnisse, alle möglichen Rechtsfolgen einer Abtretung, wie sie hier geschehen ist, in Betracht zu ziehen und deren Nachteile abzuwägen. Weil hier eine klare Darstellung in der von der Klägerin verwendeten Klausel fehlte, nach der die erstrangige Grundschuld ebenfalls der Sicherung der Darlehensrückzahlungsansprüche wenigstens im Sinne einer Rangverbesserung dienen sollte, konnte die Beklagte nicht darauf kommen, dass sie allein durch die Abtretung der Rückgewähransprüche das Wohnungsrecht ihrer Eltern aufs Spiel setzte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Die Parteien haben auch nicht, wie das Landgericht zu Recht entschieden hat, die geltend gemachte Rangverbesserung der bestellten Grundschuld mündlich vereinbart. Die Klägerin hat ihre Behauptung, sie hätte die Vorrangstellung mit der Beklagten verabredet, nicht bewiesen. Dem Zeugen B. war nicht erinnerlich, ob er am 8.2.1996, dem Tag, an dem die Sicherungszweckerklärung von der Beklagten abgegeben worden war, die Abtretung der Rückgewähransprüche überhaupt angesprochen hatte. Nach seinen Angaben hatte er offensichtlich nur darauf besonderen Wert gelegt, der Beklagten die in der Sicherungszweckabrede enthaltene weite Zweckerklärung zu erläutern. Der Zeuge konnte nur darüber Auskunft geben, dass er die Klausel Ziff. 1 a routinemäßig anspreche. Weil eine vorrangige Grundschuld eingetragen gewesen sei, ging er bei seiner Vernehmung davon aus, dass er die Klausel auch angesprochen hat. Was er aber dazu gesagt hat und was die Parteien dann dazu vereinbart haben, bleibt unklar. Der Zeuge gab zwar an, dass im Vorfeld der Unterzeichnung über die erstrangige Grundschuld der Bausparkasse und die vorrangige Dienstbarkeit diskutiert worden sei. Die Beklagte habe jedoch gesagt, dass sie das Wohnungsrecht der Eltern ungern im Rang zurücktreten lassen wolle gegen die noch zu bestellende Grundschuld in Höhe von 200.000,00 DM, weil sie es ihren Eltern wegen ihres hohen Alters nicht zumuten wollte, zum Notar zu gehen, um eine Rangrücktrittserklärung abzugeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Der Zeuge B. gab zwar in seiner Vernehmung weiter an, die Beklagte habe in Vorgesprächen ihre Bereitschaft bekundet, nach Rückzahlung ihrer Schulden bei der Bausparkasse könne die Klägerin im Verwertungsfalle auf die erstrangige Grundschuld zurückgreifen, daraus kann aber nicht geschlossen werden, dass ein dahingehender rechtswirksamer Vertrag tatsächlich auch entstanden ist. Die Sicherungszweckerklärung jedenfalls, die die Beklagte letztendlich abgegeben hat und die die Vermutung der Vollständigkeit und Richtigkeit für sich hat, enthält eine solche Vereinbarung nicht. Hinzu kommt, dass der Zeuge S. zwar bestätigt hatte, dass von dem Wohnungsrecht der Eltern die Rede gewesen sei, in diesem Zusammenhang habe aber der Zeuge B. gesagt, man solle mit alten Leuten nicht streiten. Dem kann auch entnommen werden, dass die Parteien das Wohnungsrecht gerade nicht tangieren wollten. Deshalb bezweifelt der Senat ebenso wie das Landgericht, dass die Parteien eine Sicherungsabrede im Hinblick auf die in Ziff. 1 a der Sicherungszweckerklärung vereinbarte Abtretung des Rückgewähranspruchs mündlich getroffen haben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Die Klage war daher als unbegründet abzuweisen, ohne dass es noch auf die weiteren Einwendungen der Beklagten, insbesondere soweit sie die noch bestehende Valutierung der zugunsten der Klägerin eingetragenen Grundschuld bestreitet, ankam.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf den §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Die Revision wird nach § 543 Abs. 2 Nr. 2, 2. Alt. ZPO zugelassen, weil nicht auszuschließen ist, dass die von der Klägerin verwendete Klausel den Streitgegenstand auch anderer Verfahren bildet, weshalb es erforderlich ist, in bezug auf die Auslegung einer solchen Klausel eine einheitliche Rechtsprechung zu erzielen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,167
|
ag-heidenheim-a-d-brenz-2003-04-09-2-f-27103
|
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"id": 47,
"name": "Amtsgericht Heidenheim a. d. Brenz",
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2 F 271/03
| 2003-04-09T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:09
| 2019-01-17T11:55:12
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>
1. Die Entscheidungsbefugnis über die Teilnahme an der Sprachreise vom 13.04. bis 25.04.2003 nach Eastbourne/Großbritannien wird für
<strong>M auf den Vater,</strong>
für
<strong>A auf die Mutter übertragen.</strong>
</p>
<p/>
<p>2. Eine weitergehende Regelung wird nicht getroffen.</p>
<p/>
<p>3. Die Kostenentscheidung folgt der Kostenentscheidung in der Hauptsache.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Eltern streiten sich darüber, ob M und A an einer Sprachreise in den Osterferien nach Großbritannien, die der Vater mit Zustimmung der Mutter gebucht hat, teilnehmen sollen. An- und Abreise nach England erfolgen dabei mit dem Flugzeug.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Bei Scheidung der Ehe der Eltern mit Urteil vom 18. Oktober 2002 – rechtskräftig seit 26. November 2002 – erfolgte keine Regelung der elterlichen Sorge (2 F 110/02 Amtsgericht – Familiengericht – H). Der gemeinsame Sohn M, geboren am 30.04.1989 wohnt beim Vater, die Tochter A, geboren am 20.12.1990 bei der Mutter.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Entscheidungsbefugnis darüber, ob die Kinder an der Sprachreise nach England teilnehmen oder nicht, war für A auf die Mutter, für M auf den Vater zu übertragen (§ 1628, 1697 a BGB).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Sprachreise nach England ist für beide Kinder eine Angelegenheit von erheblicher Bedeutung. Nachdem sich die Eltern über die Teilnahme der Kinder an der Reise nicht einigen können, hat deshalb auf Antrag das Familiengericht die Entscheidungsbefugnis auf einen Elternteil zu übertragen, nachdem mangels Regelung der elterlichen Sorge beide Elternteile gemeinsam die elterliche Sorge für beide Kinder ausüben.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Entscheidung des Gerichts hat sich dabei gemäß § 1697 a BGB unter Berücksichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten sowie der berechtigten Interessen der Beteiligten am Wohl des Kindes zu orientieren.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Prinzipiell entspricht eine Sprachreise, mit der ein Kind einverstanden ist und die es wünscht, auch dem Wohl des Kindes.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Auch ist zu berücksichtigen, dass die Mutter von A ihr Einverständnis mit einem Sprachaufenthalt der Kinder in England gegeben hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Auf der anderen Seite war zu berücksichtigen, dass sich Großbritannien in Koalition mit den Vereinigten Staaten von Amerika ohne ausdrückliche Billigung durch eine UN-Resolution im Krieg mit dem Irak befindet. Die Gefahr von Terroranschlägen durch Mitglieder islamistischer Gruppen an Flughäfen und in Großstädten kriegsbeteiligter Nationen ist nicht von der Hand zu weisen. Dies gilt auch für Terroranschläge auf Flugzeuge. Selbstmordanschläge auf amerikanische Soldaten im Irak hat es bereits gegeben. Terroranschläge in Israel sind an der Tagesordnung. Ein Aufruf des irakischen Diktators S H zum Heiligen Krieg ist erfolgt. Die tägliche Information im Fernsehen über das schreckliche Leid der irakischen Zivilbevölkerung trägt ebenfalls wohl nicht dazu bei, gewaltbereite Islamisten zu besänftigen. Die allgemeine Lage hat – wie aus Presseberichten ebenfalls bekannt ist – dazu geführt, dass die Fluglinien mit erheblich zurückgehenden Fluggastzahlen konfrontiert werden. Wenn unter diesen Umständen die Mutter der Meinung ist, die Kinder sollten die Flugreise nach England derzeit nicht antreten, kann nicht von einer willkürlichen Entscheidung gesprochen werden. Dazu kommt, dass A bei ihrer Anhörung bekundet hat, sie könne mit einer Absage der Sprachreise leben. Dazu kommt, dass A im Hinblick auf ihre Englischnote nicht so dringend auf die Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse angewiesen ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Im Hinblick auf diese Gesamtumstände ist, nachdem A ihren Lebensmittelpunkt auch bei der Mutter hat, die Entscheidung der Mutter zu akzeptieren.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Das Familiengericht ist nicht dazu da, eine nachvollziehbar begründete, sich am Wohl des Kindes orientierende Entscheidung abzuändern.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Das gleiche gilt für den Vater im Hinblick auf M. Wenn der Vater bei der derzeitigen Situation zu der Überzeugung gekommen ist, die Gefahr von Terroranschlägen sei nicht so groß, dass die Reise abgesagt werden müßte, ist dies zumindest für M zu akzeptieren. Hier kommt hinzu, dass die Mutter ausdrücklich die Entscheidungsbefugnis für M im Hinblick auf die Sprachreise dem Vater überlassen hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Entscheidungsbefugnis hinsichtlich der Sprachreise nach England wurde deshalb für A auf die Mutter, für M auf den Vater übertragen. Vom Gericht wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es damit keine Entscheidung darüber getroffen hat, ob die Kinder an der Sprachreise teilnehmen oder nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Diese Entscheidung müssen alleine die Eltern treffen, denen insoweit allein die Entscheidungsbefugnis für das jeweilige Kind übertragen wurde.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Mutter sei noch auf folgendes hingewiesen: Das Gericht hielte es für fair und selbstverständlich, dass sie bezüglich A die Stornokosten der Reise übernimmt und ihre Einwilligung zu der Sprachreise zu einem späteren Zeitpunkt erteilt. Allerdings hält es das Gericht für nicht wahrscheinlich, dass die Gefahr von Terroranschlägen nach Beendigung des Irak-Krieges sich sofort verringern wird.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Entscheidung erging ohne Anhörung der Eltern, weil diese im Hinblick auf die Kürze der Zeit nicht mehr möglich war.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Beide Parteien sollten binnen eines Monats mitteilen, ob eine mündliche Verhandlung und eine Entscheidung in der Hauptsache noch notwendig ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,164
|
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"id": 147,
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"slug": "olgstut",
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}
|
1 Ss 103/03
| 2003-04-07T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:07
| 2019-02-12T12:17:52
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des Landgerichts Hechingen vom 3. Dezember 2002 wird als unbegründet</p>
<p>verworfen.</p>
<p>Der Beschwerdeführer trägt die Kosten seines Rechtsmittels.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Das Amtsgericht - Schöffengericht - Hechingen hatte den Angeklagten am 1. März 2002 wegen gemeinschaftlichen Betruges unter Einbeziehung "des Strafbefehls des Amtsgerichts Albstadt vom 9. August 2000 und des Urteils des Amtsgerichts Hechingen vom 5. November 2001" zu der Gesamtfreiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die zuungunsten des Angeklagten eingelegte Berufung der Staatsanwaltschaft hat das Landgericht Hechingen in dem angefochtenen Urteil mit der Maßgabe verworfen, dass die Einbeziehung der Geldstrafe aus dem Strafbefehl des Amtsgerichts Albstadt entfiel. Auf die Berufung des Angeklagten hat es das Urteil des Schöffengerichts Hechingen im Rechtsfolgenausspruch dahin abgeändert, dass der Angeklagte unter Einbeziehung der Strafe aus dem Urteil des Amtsgerichts Hechingen vom 5. November 2001 zu der Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt wurde; seine weitergehende Berufung hat es verworfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Landgericht hat festgestellt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Durch die wirksame Beschränkung der Berufungen der Staatsanwaltschaft und des Angeklagten auf den Rechtsfolgenausspruch sind die den Schuldspruch tragenden tatsächlichen und rechtlichen Feststellungen des Urteils des Amtsgerichts Hechingen vom 1. März 2002 bindend geworden. Danach hat der Angeklagte (auch) in der Zeit vom 1. Januar 1997 bis zum 30. Oktober 2000 mit der Mitangeklagten D. M. in eheähnlicher Lebensgemeinschaft zusammengelebt; aufgrund eines gemeinsamen Tatplanes, der der Aufbesserung der beiderseitigen Finanzen diente, beantragte die Mitangeklagte M. Sozialhilfe für sich und ihre beiden vom Angeklagten abstammenden Kinder, wobei sie bewusst wahrheitswidrig behauptete, die eheähnliche Gemeinschaft mit dem Angeklagten bestehe nicht mehr. Der Angeklagte, der teils Arbeitslohn, teils Lohnersatzleistungen bezog, bestätigte mehrfach wahrheitswidrig die Beendigung der eheähnlichen Lebensgemeinschaft, meldete sich von seiner Wohnanschrift bei der Mitangeklagten M. zum Schein ab und begründete einen Scheinwohnsitz bei einem türkischen Landsmann. Die so erschwindelte Sozialhilfe von etwa 70.000 DM verbrauchten die Angeklagten gemeinsam mit ihren Kindern.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die auf eine Verfahrensrüge und auf die Sachrüge gestützte Revision des Angeklagten ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
1. Die Revision rügt in der nach § 344 Abs. 2 Satz 2 StPO gebotenen Form, § 261 StPO sei verletzt, da der Sachverhalt und die Strafzumessungserwägungen des mit seiner elfmonatigen Freiheitsstrafe nach § 55 StGB einbezogenen Urteils des Amtsgerichts Hechingen vom 5. November 2001 (4 Ds 35/01) bei der Frage der Strafaussetzung zum Nachteil des Angeklagten verwertet worden sei; dieses Urteil sei jedoch in der Berufungshauptverhandlung weder nach § 249 Abs. 1 StPO verlesen worden noch Gegenstand des Selbstleseverfahrens nach § 249 Abs. 2 StPO gewesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Verfahrensrüge ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
a) Zu Recht weist die Revision zunächst darauf hin, dass der Vorsitzende der Berufungsstrafkammer zu Beginn der Berufungshauptverhandlung zwar einen Bericht über das bisherige Verfahren erstattet (§ 324 Abs. 1 StPO) und dabei das erstinstanzliche Urteil im vollen Umfang verlesen hat, in dem die mit Urteil vom 5. November 2001 abgeurteilte Tat geschildert wurde. Danach hatte der Angeklagte am 27. Januar 2001 gegen 22.00 Uhr der Schwester der Mitangeklagten M. in deren Wohnung in B. ein Messer in den Bauch gestoßen, so dass diese eine 5 cm tiefe, stark blutende Wunde erlitt, die notärztlich versorgt werden musste.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Bei der Einbeziehung der hierfür verhängten elfmonatigen Freiheitsstrafe in die Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und 4 Monaten hebt das Landgericht bei der Bewährungsfrage hierauf zum Nachteil des Angeklagten ab.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Zu Recht vertritt die Verteidigung die Auffassung, dass in der - teilweisen und nur durch das erstinstanzliche Urteil vermittelten - Verlesung des Urteils vom 5. November 2001 keine förmliche Verlesung zu Beweiszwecken nach § 249 StPO gesehen werden kann. Seit dem StrafverfahrensänderungsG 1979 darf der Berufungsrichter die Verlesung ganz unterlassen, wenn die Verfahrensbeteiligten darauf verzichten und nicht etwa die Einführung rechtskräftig gewordener Feststellungen die Verlesung gebietet (§ 324 Abs. 1 Satz 2 StPO). Mit dieser Regelung hat der Gesetzgeber zu erkennen gegeben, dass die Verlesung der Gründe des erstinstanzlichen Urteils nicht stets zu den Grundlagen eines ordnungsgemäßen Berufungsverfahrens gehört; die Verlesung kann auch zur "überflüssigen und zeitraubenden Formalie" (BT-Drucks.8/976 S.58) werden. Für die Erreichung des von § 324 Abs. 1 StPO verfolgten Zwecks der umfassenden Unterrichtung der Beteiligten ist die Wahrung der Form somit weniger wichtig. Diese Besonderheiten rechtfertigen es, die Verlesung des erstinstanzlichen Urteils als unwesentlichen Teil der Berufungsverhandlung zu betrachten (vgl. BGH NStZ 1987, 135 m.w.N.) Zur Beweisaufnahme gehört die Urteilsverlesung nicht; erforderlichenfalls muss das Urteil erster Instanz nochmals förmlich zum Zweck der Beweisaufnahme verlesen werden, da diese nach § 324 Abs. 2 StPO dem Bericht nachzufolgen hat (vgl. Meyer-Goßner StPO, 46. Auflage, § 324 Rdn. 5; Ruß in KK, StPO, 4. Auflage, § 324 Rdn. 6, jeweils m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
b) Die Revision beanstandet, dass das Urteil vom 5. November 2001 in der Beweisaufnahme nicht förmlich nach § 249 Abs. 1 oder Abs. 2 StPO verlesen worden ist. Nach dem hierfür allein maßgeblichen Protokoll der Berufungshauptverhandlung, das weder widersprüchlich noch lückenhaft ist und daher volle negative Beweiskraft nach §§ 273 Abs. 1, 274 Satz 1 StPO entfaltet, trifft dies zu. Dass dieses Urteil, wie im angefochtenen Urteil festgestellt wird (UA S. 5) und was der Vorsitzende der Berufungsstrafkammer in einer dienstlichen Äußerung bestätigt hat, in der Berufungshauptverhandlung "verlesen" wurde, ist demgegenüber ohne Bedeutung (vgl. BGHSt 11, 159; OLG Köln NStZ-RR 1997, 367; Meyer-Goßner, StPO, 46. Auflage, § 261 Rdn. 38a; Engelhardt in KK, StPO, 4. Auflage, § 261 Rdn. 24; Julius in HK, StPO, 3. Auflage, § 249 Rdn. 29).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Revision behauptet - in einer Fußnote - des weiteren, dass ein auch nur teilweises "Vorlesen" der Urteilsurkunde im Sinne eines Vorhalts nicht erfolgt sei; der Angeklagte habe sich auch nicht von sich aus zum Inhalt des Urteils vom 5. November 2001 geäußert. Dem steht die volle positive Beweiskraft des Protokolls entgegen (§§ 273 Abs. 1, 274 Satz 1 StPO). Im Hauptverhandlungsprotokoll heißt es dazu auf Seite 2: "Das Vorstrafenverzeichnis wurde verlesen. Die Vorstrafen wurden erörtert". Erörtern bedeutet nach allgemeinem Sprachgebrauch "eingehend besprechen, diskutieren, debattieren" (Wahrig, Deutsches Wörterbuch, S. 1174), "über das Für und Wider eines noch nicht geklärten Sachverhalts sprechen, diskutieren" (Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, S. 740). Der Begriff des Erörterns setzt also eine Kommunikation zwischen mindestens 2 Personen voraus, an deren Ende jede den Sachverhalt kennt und eine Bewertung hierzu abgegeben hat oder abgeben konnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Damit ist erwiesen, dass der Vorsitzende dem Angeklagten im Rahmen einer Erörterung das Urteil vom 5. November 2001 vorgehalten und mit ihm darüber in der Berufungshauptverhandlung ein Gespräch geführt hat; andernfalls wäre der Satz, die Vorstrafen seien erörtert worden, neben dem Satz über die Verlesung des Vorstrafenverzeichnisses sinnlos. Das Protokoll beweist sonach positiv, dass das erwähnte Urteil, das bei der Frage der Strafaussetzung zum Nachteil des Angeklagten verwertet wurde, im Wege des Vorhalts Gegenstand der Berufungshauptverhandlung gewesen ist. Dabei war der Angeklagte als Auskunftsperson und nicht etwa die ihm vorgehaltene Urkunde das Beweismittel (vgl. BGHSt 6, 141; Engelhardt in KK, StPO, 4. Auflage, § 261 Rdn. 24 m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Dem kann nicht mit Erfolg entgegengehalten werden, der Angeklagte sei - insbesondere aufgrund seines eher bescheidenen Bildungsgrades - nicht in der Lage gewesen, einen Sachverhalt wie den im Urteil vom 5. November 2001 abgeurteilten (Messerstich gegen die Schwester der ehemaligen Lebensgefährtin) zu erfassen und wiederzugeben, zumal er jede eigene Schuld bestreite. Der Sachverhalt sowie die darauf beruhenden Erwägungen zur Versagung der Strafaussetzung zu Bewährung sind einfach gelagert und wegen ihres eingängigen Charakters leicht im Gedächtnis zu behalten. Es ist weder aufgrund der äußeren Form noch aufgrund des Inhalts ausgeschlossen, dass der Angeklagte den wesentlichen Urteilsinhalt auf Vorhalt wiedergeben konnte. Damit ist das Urteil vom 5. November 2001 aufgrund der Aussage des Angeklagten in die Berufungshauptverhandlung eingeführt worden. Die Verfahrensrüge ist unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
c) Im übrigen hätte die Verfahrensrüge auch dann keinen Erfolg, wenn in der - durch das Hauptverhandlungsprotokoll bewiesenen - Nichtverlesung des Urteils vom 5. November 2001 ein Verfahrensfehler läge; denn das angefochtene Urteil könnte nicht auf diesem Fehler beruhen. Ist in der Hauptverhandlung ein urkundsbeweislich verwertetes Schriftstück nicht verlesen, jedoch sein Inhalt erörtert und nicht bestritten worden, so kann das Urteil auf dem Unterbleiben der Verlesung nicht beruhen (vgl. Diemer in KK, StPO, 4. Auflage, § 249 Rdn. 52 mit Hinweis auf unveröffentlichte Rechtsprechung des BGH; OLG Düsseldorf StV 1995, 120; Gollwitzer in LR, StPO, 25. Auflage, § 249 Rdn. 108; Paulus in KMR, StPO, § 249 Rdn. 40). Im vorliegenden Fall ist die Erörterung des Inhalts der Urteilsurkunde durch das Protokoll bewiesen; es ergibt sich jedoch weder aus dem Hauptverhandlungsprotokoll noch aus dem Urteil noch aus der Revisionsbegründung, dass der Angeklagte den Inhalt dieses Urteils bestritten hat; dass er - wie im erstinstanzlichen Urteil (UA S. 6) mitgeteilt wird - dessen sachliche Richtigkeit bestritten hat, ändert an seinem Inhalt nichts.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
2. Die Sachrüge ist ebenfalls unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
a) Soweit das Landgericht dem Angeklagten "gesteigerte kriminelle Intensität" bescheinigt, weil er die Tat nicht nur, wie es in den meisten Fällen des Sozialhilfebetruges vorkomme, durch bewusstes Verschweigen der eheähnlichen Gemeinschaft, also durch bloßes Unterlassen begangen habe, sondern bei 2 Einwohnermeldeämtern bewusst unwahre Angaben zur Anschrift gemacht habe, liegt keine unzulässige strafschärfende Berücksichtigung eines nicht vorhandenen Milderungsgrundes vor. Das Landgericht wollte vielmehr die gezielten und aktiven Mitwirkungshandlungen des Angeklagten bei dem gemeinschaftlich mit der Mitangeklagten M. begangenen Sozialhilfebetrug hervorheben. Der Tatbeitrag des Angeklagten geht auch nach der Erfahrung des Senats über das bei solchen Betrügereien übliche Maß hinaus und durfte daher strafschärfend berücksichtigt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
b) Keiner Klärung bedarf die Annahme des Landgerichts, dass Sozialhilfebetrügereien immer mehr zunähmen. Zwar wäre eine gemeinschaftsgefährliche Zunahme solcher Delikte Voraussetzung für die Auffassung, die Verteidigung der Rechtsordnung gebiete nach § 56 Abs. 3 StGB die Vollstreckung der Freiheitsstrafe (vgl. Tröndle/Fischer, StGB, 51. Auflage, § 46 Rdn. 11 m.w.N.). Indes kommt es hierauf nicht an, weil bereits die Erwägungen des Landgerichts zu § 56 Abs. 2 StGB die Versagung von Strafaussetzung zur Bewährung tragen. Insoweit bestand keine weitergehende Erörterungspflicht des Landgerichts zu den besonderen Umständen nach § 56 Abs. 2 StGB, da die beiden Einzelstrafen von 10 und 11 Monaten Freiheitsstrafe schon sehr nahe an die Jahresgrenze heranreichen, bei deren Überschreitung Strafaussetzung zur Bewährung nur bewilligt werden darf, wenn besondere Umstände in der Tat und in der Persönlichkeit des Angeklagten vorliegen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,166
|
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19 T 288/02
| 2003-04-07T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:08
| 2019-01-17T11:55:12
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Das Beschwerdeverfahren wird bis zur Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes ausgesetzt.</p>
<p>2. Dem Europäischen Gerichtshof werden gemäß Artikel 234 EGV Fragen nach der Auslegung der Richtlinie 69/335/EWG des Rates vom 17.07.1969 betreffend die indirekten Steuern auf die Ansammlung von Kapital (ABl L 249, S. 25) in der Fassung der Richtlinie 85/303/EWG des Rates vom 10.06.1985 (ABl L 156, S. 23, im folgenden: Richtlinie 69/335) zur Vorabentscheidung vorgelegt:</p>
<p>1. Sind die Gebühren für die notarielle Beurkundung durch einen beamteten Notar eines unter diese Richtlinie fallenden Rechtsgeschäfts in einem Rechtssystem wie dem im württembergischen Landesteil von Baden-Württemberg (Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart), in dem nebeneinander beamtete und freiberufliche Notare tätig sind, wobei in jedem Fall der Notar selbst Gebührengläubiger ist, aber, soweit Notarbeamte tätig werden, diese nach einem Landesgesetz einen - pauschalierten - Anteil der Gebühren an den Staat abzuführen haben, der der Dienstherr dieser Notare ist und der diese Einnahmen für die Finanzierung seiner Aufgaben verwendet, als Steuer im Sinne der Richtlinie 69/335 in der geänderten Fassung anzusehen - in Abgrenzung zu dem dem Beschluss des EuGH vom 21.03.2002 Rs. C-264/00 - "Gründerzentrum-Betriebs-GmbH" - zugrundeliegenden Sachverhalt?</p>
<p>2. Falls diese Frage bejaht werden sollte: Entfällt die Eigenschaft als Steuer im Sinne der Richtlinie 69/335 dann, wenn der Staat auf die Geltendmachung seines Anteils aus dem Rechtsgeschäft verzichtet, mithin die landesrechtliche Vorschrift, nach der ein Anteil der Gebühren an den Staat abzuführen ist, nicht mehr anwendet?</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die Vorlagefrage stellt sich in einem Beschwerdeverfahren vor dem Landgericht Stuttgart gemäß § 156 Abs. 6 Kostenordnung (KostO) betreffend Notarkosten im württembergischen Rechtsgebiet des Landes Baden-Württemberg (Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Kammer sieht sich im Hinblick auf die Richtlinie 69/335 und die Auslegung des Gemeinschaftsrechts durch den EuGH mit Beschluss vom 21.03.2002 Rs. C-264/00 "Gründerzentrum-Betriebs-GmbH" daran gehindert, ohne Anrufung des Europäischen Gerichtshofs in der Sache zu entscheiden.</td></tr></table>
<table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Der Beteiligte Ziff. 1 (staatlicher Notar im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart) hat in seiner Eigenschaft als öffentlicher Notar Beschlüsse in Bezug auf die Beteiligte Ziff. 2 (Kostenschuldnerin) beurkundet und seine Kosten hierzu unter AV - II - 02 Nr. 65 mit insgesamt EUR 2.892,46 (Kostenrechnung vom 10.06.2002 in Anlage 1 zu Bl. 1/8) angesetzt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Beteiligte Ziff. 2 ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Am 08.06.2002 ließen die Vorstandsmitglieder der ..., der alleinigen Gesellschafterin der Kostenschuldnerin, vom Beteiligten Ziff. 1 unter UR-Nr. 1147/2002 folgende Beschlüsse der Kostenschuldnerin beurkunden (Anlage 6 zu Bl. 1/8):</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>1. Zusammenlegung von Geschäftsanteilen zu einem einheitlichen Geschäftsanteil im Nennbetrag von ... DM</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>2. Umstellung des Stammkapitals und der Geschäftsanteile der Gesellschaft auf Euro</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>3. Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln um ... EUR auf ... EUR Namensänderung der Gesellschaft</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Hierfür setzte der Beteiligte Ziff. 1 unter dem 10.06.2002 Kosten zu folgenden Werten an:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>a) für die Zusammenlegung der Geschäftsanteile Wert: ... EUR</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>b) für die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln Wert: ... EUR</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>c) für die Euroumstellung und Namensänderung (Satzungsänderung) Wert: ...EUR</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Mit der Kostenrechnung wurden der Kostenschuldnerin die Gebühren und Auslagen für die Urkunde in Höhe von insgesamt 2.493,50 EUR zuzüglich MwSt in Rechnung gestellt. Diese Kosten umfassen eine Beschlussgebühr gemäß § 47 KostO mit 1.584,-- EUR netto aus einem Gesamtwert von ... EUR für die Kapitalerhöhung sowie die Satzungsänderung. Der Staatsanteil bemisst sich hieraus mit 1.183,83,-- EUR, der Notaranteil mit 400,17 EUR.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Für die Tätigkeit der Beurkundung diesbezüglich hat der Beteiligte Ziff. 1 seinen persönlichen (Zeit)Aufwand wie folgt bemessen, und der Beteiligte Ziff. 3 hieraus Aufwandskosten, die um den Sachaufwand und den Aufwand für notwendige Rückstellungen wegen möglicher Haftungsansprüche noch zu erhöhen seien, errechnet:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1"><rd nr="14"/></th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">5 Stunden Notartätigkeit</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(Besoldungsgruppe A 13) à 59,--</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">EUR 295,00 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1 Stunde Geschäftsstellentätigkeit</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(bestenfalls BAT 5c) à 40,--</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">EUR 40,00 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Gesamtbetrag</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">335,00 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
</table>
<br/>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Der Dienstvorgesetzte des Notars, der Beteiligte Ziff. 3, vertritt die Meinung, der Kostenansatz verstoße im Lichte der Entscheidung des EuGH vom 21.03.2003 Rs. C-264/00 "Gründerzentrum-Betriebs-GmbH" (Anlage 2 zu Bl. 1/8), die auch auf das Staatsnotariat in Württemberg anwendbar sei, teilweise - in Bezug auf die Kosten für die Beurkundung der Kapitalerhöhung und Satzungsänderung - gegen die Richtlinie 69/335. Er hat deshalb den Beteiligten Ziff. 1 am 29.07.2002 angewiesen (Anlage 3 zu Bl. 1/8), die Entscheidung des Landgerichts gemäß § 156 Abs. 6 KostO herbeizuführen und den Kostenansatz dahin zu berichtigen, dass lediglich ein Betrag von 1.465,66 EUR brutto vom Kostenschuldner zu erheben ist. Er meint, Kosten für Urkundsgeschäfte, die in den Anwendungsbereich der Gesellschaftssteuerrichtlinie fielen, könnten überhaupt nicht - nicht einmal in Höhe des tatsächlichen Aufwands - angesetzt werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Der Beteiligte Ziff. 1, der den Kostenansatz in voller Höhe für berechtigt erachtet, ist der Anweisung zur Vorlage der Akten an die zuständige Beschwerdekammer des Landgerichts Stuttgart nachgekommen (Bl. 10). Er vertritt die Meinung, an einer Reduzierung der Gebühren auf den tatsächlichen Aufwand sehe er sich aufgrund der Bestimmungen der Kostenordnung und der Bundesnotarordnung gehindert. Jedenfalls sei der Beschluss des EuGH vom 21.03.2002 nicht auf die Gebühren eines Württembergischen Amtsnotars anzuwenden, wenngleich das Justizministerium Baden-Württemberg (Anlage 5 zu Bl. 1/8) den Anwendungsbereich der Richtlinie auch hierauf bezieht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Im Erlass vom 22.05.2002 - Az. 5656/0227 (Anlage 5 zu Bl. 1/8), gerichtet auch an die Notarvereine und Notarkammer des Landes Baden-Württemberg, hat das Justizministerium Baden-Württemberg - Ministerialdirektor - bis zu einer im Zuge der angestrebten Neuordnung des Gebührenanteilsrechts der Notare im Landesdienst beabsichtigten europarechtskonformen Anpassung des Landesjustizkostengesetzes die staatlichen Notare unter anderem angewiesen, sofern die durchzuführende Prüfung des tatsächlich angefallenen Aufwands im Einzelfall zum Ergebnis führe, dass es sich bei einer nach der Kostenordnung anfallenden Gebühr um eine nach der Gesellschaftssteuerrichtlinie unzulässige Steuer handele, diese bis auf weiteres in vollem Umfang nicht zu erheben.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Die Kammer ist der Auffassung, dass die am konkret zu entscheidenden Fall orientierte Entscheidung des EuGH im Beschlussverfahren vom 21.03.2002 Rs. C-264/00 "Gründerzentrum-Betriebs-GmbH" nicht auf die hier zu entscheidende Fallkonstellation anzuwenden ist. Der Beschluss des EuGH entfaltet räumlich und personell direkte Wirkungen nur für das Ausgangsverfahren vor dem Amtsgericht Müllheim/Baden (Beschluss vom 20.06.2000 - UR II 42/99) und damit für die Notare im Landesdienst für das badische Rechtsgebiet. Auch die hierzu bislang ergangenen obergerichtlichen Entscheidungen betreffen ausdrücklich nur diesen Rechtskreis (OLG Karlsruhe Beschluss vom 24.09.2002 - 14 Wx 133/00 = Rpfleger 2002, 655, Beschluss vom 05.12.2002 - 14 Wx 130/01 = Rpfleger 2003, 218). Die Entscheidung entfaltet damit keine Bindungswirkung für die Frage, ob die Erhebung von Notargebühren des Landes Baden-Württemberg im Bereich des Landesteiles Württemberg gegen die Gesellschaftssteuerrichtlinie verstößt, soweit die Beurkundung durch Bezirksnotare (staatliche Notare) erfolgt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Zwar sind im wesentlichen vergleichbare Sachverhalte in europarechtlicher Hinsicht auch gleich zu beurteilen, soweit sich aus der Ausgangsentscheidung des Europäischen Gerichtshofes nicht ergibt, dass gerade die bestehenden Unterschiede eine abweichende Beurteilung rechtfertigen. Die Kammer sieht aber für die vorliegende Sache eine rechtlich andere Beurteilung rechtfertigende Unterschiede zur Ausgangsentscheidung, die auch in den Gründen der Entscheidung des EuGH Erwähnung gefunden haben.</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Nach Auffassung der Kammer sind die vom Beteiligten Ziff. 3 beanstandeten Kostenansätze mit der Regelung der Art. 10 und Art. 12 Nr. 1 lit. e. der Richtlinie 69/335 vereinbar. Die Gebühren für die notarielle Beurkundung eines unter die Gesellschaftssteuerrichtlinie fallenden Vorgangs (hier die nach §§ 2, 53 Abs. 2 GmbHG notwendig notariell beurkundungsbedürftige Kapitalerhöhung und Satzungsänderung einer juristischen Person) werden auch bei Beurkundung durch einen beamteten Notar im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart nicht vom Besteuerungsverbotstatbestand des Art. 10 lit. c (durch rechtsformbezogene Formalität ausgelöste, den Gesellschaften auferlegte Abgabe, die die gleichen Merkmale wie die Gesellschaftssteuer ausweist) erfasst, da sie keine Steuer im Sinne der Richtlinie darstellen, sondern - nach der Gesellschaftssteuerrichtlinie zulässig - als Abgaben mit Gebührencharakter zu qualifizieren sind.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Gem. § 115 Bundesnotarordnung (BNotO) vom 24.02.1961 (BGBl. I S. 97) in der durch das Gesetz zur Änderung des Einführungsgesetzes zur Insolvenzordnung und anderer Gesetze vom 19. Dezember 1998 (BGBl. I S. 3836) geänderten Fassung gilt die BNotO im Oberlandesgerichtsbezirk Karlsruhe nicht. An ihre Stelle tritt das Landesgesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 12. Februar 1975 (GBl. für Baden-Württemberg 1975, S. 116, im folgenden LFGG) in der Fassung des Rechtsbereinigungsgesetzes vom 18. Dezember 1995 (GBl. für Baden-Württemberg, S. 29).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Anders als im Bezirk des Oberlandesgerichts Karlsruhe (badischer Landesteil) können nach § 116 BNotO, § 3 Abs. 2 LFGG im Bezirk des Oberlandesgerichts Stuttgart (württembergischer Landesteil) aber nicht nur beamtete Notare sondern auch Anwaltsnotare - freiberufliche Notare - bestellt werden. Hiervon wird auch in großem Umfang Gebrauch gemacht. Damit kann der Rechtsuchende im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart, der die Dienste eines freien Notars in Anspruch nimmt, sich der staatlichen Gebührenerhebung entziehen. Er hat die freie Notarwahl und muss auch keine zusätzlichen Wege in Kauf nehmen. Anders als in Portugal (hierzu EuGH vom 29.09.1999 Rs. C-56/98 "Modelo") und auch anders als im badischen Teil Baden-Württembergs hat der Rechtsuchende die Möglichkeit des Ausweichens auf selbständige Notare (bei denen die Gebühr keine Steuer oder Abgabe darstellt, da sie nicht dem Staat zufließt), weshalb der obligatorische Charakter der staatlichen Abgabe entfällt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Auch die in anderer Weise geregelte Gebührengläubigerschaft rechtfertigt hier eine andere Beurteilung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Nach § 20 BNotO kann mit der Beurkundung jeder Notar, ob beamtet oder freiberuflich tätig, beauftragt werden. Gemäß § 17 Abs. 1 BNotO ist der Notar verpflichtet, für seine Tätigkeit die gesetzlich vorgeschriebenen Gebühren zu erheben. Gebührengläubiger ist mithin in vollem Umfang der Notar.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Die Gebühren sind im Gesetz über die Kosten in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Kostenordnung) vom 26. Juli 1957 (BGBl. I S. 960) in der durch das dritte Gesetz zur Änderung der Bundesnotarordnung und anderer Gesetze vom 31. August 1998 geänderten Fassung (im folgenden KostO) geregelt. Diese Gebühren gelten einheitlich im Bundesgebiet sowohl für die freiberuflich tätigen (ca. 94 %) als auch die beamteten Notare. Zu erheben sind beim jeweiligen Kostenschuldner im gesamten Bundesgebiet in jeweils gleicher Höhe anzusetzende, nach der KostO anfallende Gebühren, die sich nach dem Geschäftswert und der Gebührentabelle sowie einem bestimmten Gebührensatz bemessen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Im Bezirk des Oberlandesgerichtes Karlsruhe ist nach § 10 Abs. 1 Landesjustizkostengesetz vom 30. März 1971 in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. Januar 1993 (im folgenden LJKG) in jedem Fall Gebührengläubiger die Staatskasse. Hiernach werden Gebühren und Auslagen für die Tätigkeit der Notare im badischen Rechtsgebiet zur Staatskasse erhoben, wobei den Beamtennotaren neben ihren Bezügen nach dem Landesbesoldungsgesetz ein Anteil an den Gebühren nach der Berechnung in § 11 LJKG zufließt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Insoweit unterscheidet sich der hier zu entscheidende Fall von dem der Vorlage des Amtsgerichts Müllheim zugrundeliegenden (hierzu Tz. 19 des Beschlusses des EuGH vom 21.03.2002). Zwar erhalten auch im Bezirk des Oberlandesgerichts Stuttgart die beamteten Notare feste Dienstbezüge. Nach § 12 Abs. 1 S. 2 LJKG, § 14 Abs. 1 LJKG i.V.m. § 3 Abs. 1 des LFGG sind für die hier fraglichen Beurkundungen aber Gebührengläubiger die Notare selbst. Lediglich über eine landesrechtliche Regelung, § 14 LJKG, ist von den beamteten Notaren ein pauschalierter Teil an die Staatskasse abzuführen (interner Gebührenzufluss). Die Staatskasse ist direkt nach § 15 LJKG erst dann zum Einzug berechtigt, falls die Einziehung unterbleibt. Die Staatskasse kann aber auch von einer Erhebung der Kosten absehen, so wenn sie die Anwendung des LJKG in diesem Punkt für europarechtswidrig hält, mithin auf Einziehung ihres Anteils verzichtet. Ein Anteil an Beurkundungsgebühren fällt ihr nur soweit zu, als Rechtsuchende sich - frei in der Auswahl - für die Beurkundung gerade bei einem staatlichen Notariat entscheiden. Mithin fließen dem Dienstherrn der Notare zur Finanzierung seiner Aufgaben nicht aus allen Beurkundungen im Rechtskreis Einnahmen zu. Nicht jede Beurkundung erfolgt im übrigen durch das gültige Gebührensystem kostendeckend, zumal sich der tatsächlich angefallene Aufwand nur schwer feststellen und errechnen lässt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Die Kammer sieht sich zur Vorlagefrage Ziff. 2 veranlasst, da der Erlass des Justizministeriums vom 22.05.2002 - Az. 5656/02227 - zumindest auch eine Anweisung dahingehend beinhalten könnte, den Staatsanteil vorbehaltlich einer Neuregelung des landesrechtlichen Kostengesetzes nicht einzuziehen, so dass jedenfalls hierdurch ein Steuercharakter der Kostenerhebung entfallen ist.</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,816
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"id": 88,
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"slug": "ag-schorndorf",
"city": 80,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Amtsgericht"
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|
1 M 325/03
| 2003-04-04T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:40
| 2019-01-17T11:53:46
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die Erinnerung des Schuldners vom 27.03.2003 wird der Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts Schorndorf vom 07.02.2003</p>
<p/>
<p>aufgehoben.</p>
<p/>
<p>Die Wirksamkeit der Entscheidung wird bis zur ihrer Rechtskraft hinausgeschoben.</p>
<p/>
<p>Die Kosten des Erinnerungsverfahrens trägt G A.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Gläubiger ist der am 07.11.1989 geborene gemeinsame Sohn des Schuldners und der G A. Die am 01.03.1997 geschlossene Ehe zwischen dem Schuldner und G A wurde durch Urteil des Amtsgerichts Schorndorf vom 04.04.2000 rechtskräftig geschieden. Die elterliche Sorge für den Gläubiger verblieb beiden Parteien zur gemeinsamen Ausübung. Vom Zeitpunkt der Trennung der Eltern bis längstens 01.09.2002 lebte der Gläubiger bei seiner Mutter. Anschließend ist er zum Schuldner übergewechselt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Aufgrund eines Unterhaltsfestsetzungsbeschlusses des Amtsgerichts Pforzheim vom 11.07.2002 (1 FH 11/02) hat G A für den Gläubiger gegen den Schuldner einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss des Amtsgerichts Schorndorf vom 07.02.2003 wegen aufgelaufener Unterhaltsrückstände für die Monate Oktober 2002 und für den Zeitraum Mai 2002 bis September 2002 erwirkt. Der Antrag auf Erlass des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses wurde am 05.02.2003 gestellt. Mit Schriftsatz vom 27.02.2003 hat der Schuldner Erinnerung gegen den Pfändungs- und Überweisungsbeschluss eingelegt mit der Begründung, dass der Gläubiger nicht ordnungsgemäß vertreten gewesen sei, weil G A nicht alleinvertretungsberechtigt sei, da sie die elterliche Sorge nicht allein ausübe und der Gläubiger sich zum Zeitpunkt der Beantragung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses auch nicht mehr in ihrer Obhut befunden habe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Von Gläubigerseite wird vorgetragen, dass die zum Zeitpunkt der Titulierung der Unterhaltsansprüche bestehende Alleinvertretungsmacht der G A für die Zwangsvollstreckung fortwirke. Darüber hinaus sei G A in dem Zeitraum, für welchen der rückständige Unterhalt beigetrieben werden soll, für den Unterhalt des Gläubigers aufgekommen, weshalb der Sache nach dieser ein Anspruch auf Erstattung des Unterhalts gegen den Schuldner zustehe, für den Fall einer Verneinung der Vertretung der G A "leer ausgehen" würde.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Akten Amtsgericht Schorndorf 1 M 111/03 wurden beigezogen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Erinnerung ist begründet. Zulässigkeitsvoraussetzung eines Zwangsvollstreckungsantrags ist das Vorliegen der allgemeinen Prozessvoraussetzungen, zu denen die wirksame gesetzliche Vertretung des minderjährigen Gläubigers zählt. Vorliegend war der Gläubiger zum Zeitpunkt der Beantragung und des Erlasses des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses nicht wirksam vertreten. Gemäß § 51 Abs. 1 ZPO i.Verb.m. § 1629 Abs. 1 Satz 2 BGB wird der unter elterliche Sorge stehende Minderjährige durch die Eltern gemeinsam vertreten. Die elterliche Sorge steht vorliegend unstreitig beiden Eltern des Gläubigers gemeinsam zu, sodass die Mutter nur dann wirksam einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss hätte beantragen können, wenn sie ausnahmsweise einzelvertretungsberechtigt gewesen wäre. Ein Fall der Einzelvertretung ist vorliegend jedoch nicht gegeben. Ein Alleinvertretungsrecht von G A ergibt sich insbesondere nicht aus § 1629 Abs. 2 Satz 2 BGB, wonach der die Obhut innehabende Elternteil die Unterhaltsansprüche des Kindes gegen den anderen Elternteil geltend machen kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das Alleinvertretungsrecht endet nämlich, wenn seine Voraussetzungen wegfallen mit der Folge, dass nicht nur für den Zeitraum ab Wegfall des Alleinvertretungsrechts sondern auch für bis dahin aufgelaufene Unterhaltsrückstände der bislang insoweit alleinvertretungsberechtigte Elternteil Unterhaltsansprüche nicht mehr geltend machen bzw. vollstrecken kann (MünchKomm/Huber, BGB, § 1629 Rdnr. 93).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Nachdem vorliegend das Obhutverhältnis nach § 1629 Abs. 2 Satz 2 BGB unstreitig spätestens im September 2002 auf den Schuldner übergegangen ist, konnte somit G A im Februar 2003 mangels gesetzlicher Vertretungsmacht für den Gläubiger keinen wirksamen Antrag auf Erlass eines Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses mehr stellen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Entgegen der Auffassung der Gläubigerseite kommt es auch nicht zu einer ungerechtfertigten Benachteiligung des bisherigen Obhutinhabers, der während des Obhutverhältnisses für den Kindesunterhalt aufgekommen ist. Die Gläubigerseite übersieht hierbei, dass es sich bei dem Unterhaltsanspruch um einen Anspruch des Kindes und nicht um einen Anspruch des Elternteils handelt und der Elternteil, in dessen Obhut sich das Kind früher befunden hat, seine Aufwendungen für den Kindesunterhalt in dem zurückliegenden Zeitraum ggf. im Wege des sogenannten "familienrechtlichen Ausgleichsanspruchs" geltend machen kann. Eine Vereitelung der Ansprüche des Kindes ist ebenfalls nicht zu befürchten, da nach Bestellung eines Ergänzungspflegers die Vollstreckung wegen der titulierten Unterhaltsansprüche weiter betrieben werden kann.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Kosten des Erinnerungsverfahrens waren G A aufzuerlegen, da diese durch Beantragung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses für den Gläubiger, ohne hierzu bevollmächtigt zu sein, das Erinnerungsverfahren veranlasst hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
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135,161
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|
15 U 8/02
| 2003-04-04T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:05
| 2019-02-12T12:17:52
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kläger 18.631,52 EUR nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 % über dem Basiszinssatz ab dem 21.03.2003 zu zahlen.</p>
<p>Es wird festgestellt, dass der Beklagten gegenüber den Klägern eine restliche Forderung aus dem Darlehensvertrag vom 10.05.1980 - Kto.-Nr. 55 55 46 41 - in Höhe von 34.777,55 EUR - Stand 28.02.2003 - nicht zusteht. Das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 11.01.2002 - 3 O 352/01 - wird insoweit abgeändert.</p>
<p>Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 11.01.2002 - 3 O 352/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>Die Beklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Beklagte kann eine Vollstreckung der Kläger abwenden durch Sicherheitsleistung in Höhe von 28.000 EUR, wenn nicht die Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leisten.</p>
<p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Mit schriftlichem Vertrag vom 10.05.1980 gewährte die Beklagte den Klägern ein Darlehen über insgesamt 663.000 DM. (Es handelte sich um ein Darlehen über 650.000 DM und ein Zusatzdarlehen von 13.000 DM.) Das Darlehen diente einer Baufinanzierung der Kläger. Unter Ziffer 2.3 "Rückzahlung des Darlehens" war in dem - von der Beklagten vorformulierten - Darlehensvertrag vereinbart:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
"Die Tilgung erfolgt durch eine Lebensversicherung bei der Ö. M., lt. bes. Anlage. Ablauf: 31.05.2000".
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Vertragsformular der Beklagten sah im übrigen in dem Abschnitt 2.3 ("Rückzahlung des Darlehens") verschiedene - alternative - Regelungen für "Tilgungsdarlehen", "Abzahlungsdarlehen" und "Festdarlehen" vor. Sämtliche dieser Formulierungen sind im Darlehensvertrag gestrichen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die für die Rückzahlung des Darlehens in Bezug genommene Anlage lautete wie folgt:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
"Das Darlehen wird getilgt durch eine bei der Ö. M. abzuschließende bzw. bereits bestehende Lebensversicherung als Tilgungslebensversicherung. Während der Dauer des Schuldverhältnisses werden die Rechte und Ansprüche aus dieser Lebensversicherung mit besonderer Erklärung, die einen wesentlichen Bestandteil dieses Darlehensvertrages bildet, an die Sparkasse abgetreten.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das Darlehen kann von Seiten der Stadt+Kreis-SPARKASSE P. zu sofortiger Rückzahlung gekündigt werden, wenn der Schuldner mit fälligen Beitragsleistungen zur Tilgungslebensversicherung länger als drei Monate im Rückstand bleibt und wenn die als Tilgung dienende Lebensversicherung gekündigt oder in eine beitragsfreie umgewandelt oder wenn irgendeine Zahlung daraus fällig wird.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Außerdem ist die Sparkasse ermächtigt, bei Bedarf auch schon vor Eintritt des Versicherungsfalles die Rechte aus dem Versicherungsvertrag geltend zu machen. Die der Sparkasse aus ihrer Abtretung zufließenden Versicherungsleistungen werden mit dem Darlehen verrechnet.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Diese Anlage ist wesentlicher Bestandteil des Darlehensvertrages vom 10.05.1980."
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Klägerin Ziffer 1 hatte im Hinblick auf die beabsichtigte Tilgung des Darlehens bereits am 11.04.1980 eine Lebensversicherung bei der Ö. M. abgeschlossen mit Versicherungsbeginn 01.05.1980 und Versicherungsablauf 01.05.2000. Als Versicherungssumme war vereinbart DM 650.000 (Tod) bzw. DM 520.000 (Leben).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Darlehenszinsen und Lebensversicherungsbeiträge wurden von den Klägern in der Folgezeit regelmäßig und vollständig bezahlt. Nach dem 01.05.2000 wurde die Versicherungssumme der Lebensversicherung an die Beklagte ausbezahlt. Der an die Beklagte gezahlte Betrag - einschließlich der angesammelten Überschussanteile - erreichte nicht die ursprünglich vereinbarte Darlehenssumme von DM 663.000; zwischen der ausbezahlten Versicherungssumme und dem ursprünglichen Darlehensbetrag lag eine Differenz von DM 89.019. Mit Schreiben vom 05.07.2000 forderte die Beklagte die Kläger auf, diesen Differenzbetrag von DM 89.019 zu zahlen; das Darlehen sei insoweit durch die Zahlung der Ö. M. noch nicht vollständig getilgt.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Kläger haben die Auffassung vertreten, das Darlehen vom 10.05.1980 sei vollständig getilgt. Aus der ausdrücklichen Vereinbarung im Darlehensvertrag ergebe sich, dass die Tilgung - allein - durch die Lebensversicherung bei der Ö. erfolgen solle, so dass weitere Zahlungen von den Klägern - unabhängig von der Höhe der ausbezahlten Versicherungssumme - nicht zu leisten seien. Vorsorglich haben die Beklagten darauf hingewiesen, sie seien bei Abschluss des Darlehensvertrages nicht auf die Besonderheiten der Tilgung des Darlehens durch eine Lebensversicherung hingewiesen worden. Niemand habe ihnen erklärt, dass bei der Tilgung des Darlehens durch eine Lebensversicherung das Risiko einer Unterdeckung bei Ablauf der Lebensversicherung bestehen könne. Die Kläger haben erstinstanzlich beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
festzustellen, dass der Beklagten den Klägern gegenüber die mit Schreiben vom 05.07.2002 geltend gemachten Forderung von DM 89.019 aus dem Kreditvertrag Darlehens-Nr. ... nicht zusteht.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Beklagten sind dem Antrag der Klägerin entgegengetreten. Von den Klägern sei in jedem Fall der volle Darlehensbetrag in Höhe von DM 663.000 zurückzuzahlen. Etwas anderes ergebe sich auch nicht aus dem Darlehensvertrag. Das Risiko einer evtl. Unterdeckung durch die ausbezahlte Lebensversicherung, wenn die Entwicklung der Überschussanteile nicht den Erwartungen der Kläger entsprochen habe, sei allein von den Klägern zu tragen. Aufklärungspflichten seien von der Beklagten nicht verletzt worden.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Das Landgericht Karlsruhe hat mit Urteil vom 11.01.2002 entsprechend dem Antrag der Kläger entschieden. Nach der ausdrücklichen Vereinbarung im Darlehensvertrag stehe der Beklagten keine weitergehende Forderung gegen die Kläger mehr zu, da eine Tilgung des Darlehens durch die Lebensversicherung - unabhängig von der Höhe der ausbezahlten Summe - vereinbart worden sei.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Beklagten. Die Beklagte weist ergänzend darauf hin, dass sie ihre Restforderung aus dem Darlehensvertrag in Höhe von ursprünglich DM 89.019 inzwischen teilweise mit Zahlungen der Kläger verrechnet habe, so dass nunmehr - Stand 28.02.2003 - lediglich noch eine Forderung gegen die Kläger in Höhe von 34.777,55 EUR offen sei. Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 11.01.2002 (3 O 352/01) aufzuheben und die Klage abzuweisen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Kläger beantragen,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
die Berufung der Beklagten zurückzuweisen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Kläger beantragen außerdem im Wege der Klageänderung,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
die Beklagte zu verurteilen, an die Kläger 18.631,52 EUR nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 % über dem Basiszinssatz seit dem 21.03.2003 zu bezahlen, und
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
festzustellen, dass der Beklagten/Berufungsklägerin gegen die Kläger/Berufungsbeklagten ein Anspruch auf Zahlung in Höhe von 34.777,55 EUR nicht zusteht.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Kläger verteidigen das Urteil des Landgerichts und verlangen im Übrigen im Berufungsrechtszug nunmehr Rückzahlung der zwischenzeitlich an die Beklagte im Hinblick auf die streitige Forderung geleisteten Zahlungen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Die Beklagte beantragt hinsichtlich der Klageänderung
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Klageabweisung.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die Beklagte sieht keine Grundlage für einen Rückforderungsanspruch der Kläger.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schriftsätze verwiesen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Die Berufung der Beklagten ist nicht begründet.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Das Landgericht hat zurecht festgestellt, dass der Beklagten keine Forderung mehr aus dem Darlehensvertrag vom 10.05.1980 gegen die Kläger zusteht. Die Darlehensforderung ist vollständig erloschen durch die Auszahlung der Lebensversicherungssumme an die Beklagte. Dass die ausgezahlte Versicherungssumme hinter dem ursprünglichen Darlehensbetrag von DM 663.000 zurückbleibt, ist ohne Bedeutung.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Bei einem Darlehensvertrag hat der Darlehensgeber zwar normalerweise einen Anspruch auf Rückzahlung der vollen Darlehenssumme (§ 607 Abs. 1 Satz 2 BGB). Der Grundsatz der Vertragsfreiheit ermöglicht es den Parteien jedoch, abweichende Regelungen zu treffen. Hiervon haben die Parteien im Vertrag vom 10.05.1980 Gebrauch gemacht. Die Parteien haben ausdrücklich vereinbart, dass eine (vollständige) Tilgung des Darlehens erfolgt durch die Auszahlung der Versicherungssumme bei Ablauf der Lebensversicherung an die Beklagte, unabhängig von der Höhe des ausbezahlten Betrages. Die Parteien haben insoweit vereinbart, dass die Auszahlung der Versicherungssumme an die Beklagte zur Tilgung des Darlehens an Erfüllungs Statt und nicht erfüllungshalber erfolgt. Dies ergibt eine Auslegung des schriftlichen Darlehensvertrages.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Die Formulierung "die Tilgung erfolgt durch eine Lebensversicherung..." (Ziffer 2.3 des Vertrages) ist bei wörtlicher Auslegung so zu verstehen, dass mit der Auszahlung der Lebensversicherungssumme das Darlehen getilgt ist und dass dementsprechend weitere Zahlungen der Kläger zur Rückführung des Darlehens nicht erforderlich sind.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Entsprechendes ergibt sich aus der Formulierung "Das Darlehen wird getilgt durch eine ... Lebensversicherung" in der Anlage zum Darlehensvertrag. Besondere Bedeutung kommt dem Begriff "Tilgungslebensversicherung" zu: Wer mit der Bankenpraxis der Kombination von Darlehensverträgen mit (Tilgungs-) Lebensversicherungen nicht vertraut ist, muss diesen Begriff so deuten, dass durch die Lebensversicherung die Tilgung des Darlehens (endgültig) erledigt wird.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Parteien haben in dem Darlehensvertrag diejenigen Formulierungen, die die Auslegung der Beklagten stützen könnten, gestrichen. Der Auffassung der Beklagten folgend würde es vorliegend um ein "Festdarlehen" gehen, welches zu einem bestimmten Zeitpunkt (oder in Abhängigkeit von der Fälligkeit der Lebensversicherungssumme) rückzahlbar war. Dementsprechend hätte in dem Formularvertrag die für "Festdarlehen" vorgesehen Formulierung (letzte Zeile zu Ziffer 2.3 der Formulars) nicht gestrichen werden dürfen, wenn das Risiko einer Unterdeckung des Darlehensbetrages durch die Lebensversicherungssumme nach dem Willen der Parteien bei den Klägern hätte verbleiben sollen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Die Formulierung in der Anlage zum Darlehensvertrag "Die der Sparkasse aus ihrer Abtretung zufließenden Versicherungsleistungen werden mit dem Darlehen verrechnet" steht der Auslegung nicht entgegen. Die Bestimmung über eine "Verrechnung" von Versicherungsleistungen steht im dritten Absatz der Anlage und bezieht sich dementsprechend systematisch ausschließlich auf den in diesem dritten Absatz geregelten Sonderfall: Die Möglichkeit der Verrechnung sollte für die Beklagte dann bestehen, wenn sie "bei Bedarf auch schon vor Eintritt des Versicherungsfalles" die Rechte aus dem Versicherungsvertrag geltend machen würde. Für diesen Sonderfall ist die Regelung "einer Verrechnung" konsequent, da bei einer vorzeitigen Beendigung des Versicherungsverhältnisses die Leistungen der Lebensversicherung zwangsläufig (möglicherweise erheblich) unter der in Aussicht genommenen Ablaufsumme liegen mussten.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Beklagte verweist zwar zurecht darauf, dass die Regelung über die Tilgung des Darlehens in dem Vertrag vom 10.05.1980 nicht der üblichen Bankenpraxis entspricht. Der Senat hält es insbesondere für möglich, dass der zuständige Mitarbeiter der Beklagten tatsächlich - entsprechend der üblichen Praxis - ein Festdarlehen mit den Klägern vereinbaren wollte. Für die Auslegung des Vertrages können die übliche Praxis und mögliche Vorstellungen des Mitarbeiters der Beklagten allerdings keine Rolle spielen, da diese Vorstellungen in den Formulierungen des Vertrages, wie ausgeführt, keinen Niederschlag gefunden haben. Bei der Kombination eines Darlehens mit einer Tilgungslebensversicherung kann - für die Auslegung des Vertrages - nicht ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass den Klägern als Kunden die übliche Bankenpraxis bekannt war. Die vertragliche Regelung war - aus der Sicht der Kläger - auch keineswegs sinnlos oder abwegig für die Beklagte. In einem Fall der vorliegenden Art wird üblicherweise die erforderliche Versicherungssumme für die Lebensversicherung von der Bank vorgegeben, so dass die Beklagte - aus der Sicht der Kläger - ein eventuelles Risiko bei der Tilgung des Darlehens durch die Lebensversicherung selbst am besten beurteilen konnte. Angesichts der Eindeutigkeit der Formulierungen im Darlehensvertrag und angesichts der Besonderheiten einer Lebensversicherung muss einem Kunden, der keine besondere Erfahrung in Bankgeschäften besitzt, auch nicht ohne weiteres auffallen, dass die Beklagte mit dem vorliegenden Vertrag ein gewisses Risiko (für den Fall einer Unterdeckung der Lebensversicherungssumme) übernahm. Ob die Beklagte nach der von ihr gewählten Vertragsformulierung im umgekehrten Fall bei einem Überschuss der Auszahlungssumme gegenüber dem Darlehensbetrag diesen Überschuss hätte behalten dürfen, kann in diesem Zusammenhang dahinstehen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Der Auslegung des Vertrages steht auch nicht entgegen, dass das eingegangene Risiko für die Beklagte unkalkulierbar gewesen wäre. Die Beklagte kannte bei Abschluss des Darlehensvertrages die bereits früher abgeschlossene Lebensversicherung und konnte dementsprechend das eingegangene Risiko beurteilen. Die Beklagte konnte hierbei auch das Risiko der Verrechnung von Überschussanteilen der Lebensversicherung mit Beiträgen (vgl. den dritten Absatz auf Blatt 1 des Versicherungsscheins, Anlagen OLG K6) kalkulieren und berücksichtigen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Durch Absatz 2 der Anlage zum Darlehensvertrag hatten die Parteien sichergestellt, dass die Beiträge zur Lebensversicherung während der gesamten Vertragsdauer von den Klägern vollständig bezahlt werden mussten. Gegen eine Verminderung der Versicherungssumme bei unvollständigen Beitragsleistungen war die Beklagte dementsprechend geschützt. Sie brauchte auch nicht zu befürchten, dass die Kläger und die Ö. M. irgendeine die Beklagte benachteiligende Vereinbarung hinsichtlich der Lebensversicherung abschließen würden. Denn jede Änderung des ursprünglichen Lebensversicherungsvertrages hätte - im Hinblick auf die Sicherungsabtretung - das Einverständnis der Beklagten erfordert.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Die von der Beklagten erstinstanzlich vorgelegte "Prognoseberechnung" (eine Übergabe an die Kläger ist streitig) hat für die Auslegung des Vertrages keine Bedeutung. Der Darlehensvertrag nimmt an keiner Stelle auf diese Prognoseberechnung (Anlagen LG B3) Bezug. Wann und in welchem Zusammenhang die Berechnung erstellt wurde, ist unklar. Anscheinend bestand - den Sachvortrag der Beklagten als richtig unterstellt - kein unmittelbarer zeitlicher Zusammenhang mit dem Abschluss des Darlehensvertrages; denn die Berechnung stammt vom 23.01.1980 und verwendet einen anderen Zinssatz als der Darlehensvertrag vom 10.05.1980. Dass die Prognoseberechnung irgendwelche Auswirkungen auf einen späteren Darlehensvertrag haben soll, lässt sich den vorgelegten Berechnungen nebst Erläuterungen nicht entnehmen. Insbesondere ergibt sich aus der Angabe einer "restlichen Versicherungsleistung" von 644.800 DM in der Berechnung nicht, welche Bedeutung diese Zahl für den Darlehensvertrag zwischen den Parteien - und die Tilgung durch die Lebensversicherung - haben soll.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Der Darlehensvertrag wäre allerdings dann im Sinne der Beklagten auszulegen, wenn den Klägern bei Unterzeichnung des Vertrages bewusst gewesen wäre, dass der Beklagten bei der Formulierung des Vertrages ein Fehler unterlaufen ist ("falsa demonstratio"). Eine entsprechende Vorstellung der Kläger ist von der Beklagten jedoch weder schriftsätzlich vorgetragen noch unter Beweis gestellt. Weder aus dem Umstand, dass die Kläger - nach dem Sachvortrag der Beklagten - vor Abschluss des Darlehensvertrages sich möglicherweise ein anderweitiges Angebot über eine Lebensversicherung bei der Allianz eingeholt haben, noch aus der beruflichen Erfahrung des Klägers Ziffer 2 (der Kläger Ziffer 2 ist Inhaber eines Malergeschäfts) folgt, dass die Kläger eventuelle abweichende Vorstellungen des Mitarbeiters der Beklagten bei Abschluss des Darlehensvertrages gekannt haben.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Der Beklagten steht ein Rückzahlungsanspruch auch nicht hinsichtlich des Zusatzdarlehens in Höhe von 13.000 DM zu. Denn für dieses Zusatzdarlehen hatten die Parteien im schriftlichen Darlehensvertrag die gleichen Bedingungen vereinbart wie für den Rest des Darlehens ("... wird in die Rückzahlungsvereinbarung nach Ziff. 2.3 einbezogen.", vgl. Ziff. 2.2.2 des Vertrages.).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Ein anderes Ergebnis würde sich auch dann nicht ergeben, wenn man im einen oder anderen Punkt Zweifel an der Auslegung des Vertrages hätte. Im Hinblick auf § 5 AGB-Gesetz würden sich solche Zweifel zu Lasten der Beklagten auswirken. Sowohl bei der Formulierung über die Tilgung in Ziff. 2.3 des Darlehensvertrages als auch bei der Anlage zum Darlehensvertrag handelt es sich unstreitig um Allgemeine Geschäftsbedingungen der Beklagten.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
Im Hinblick auf die Auslegung des Darlehensvertrages (siehe oben) kommt es auf eine eventuelle Verletzung von Aufklärungspflichten durch die Beklagte nicht an.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
Der von den Klägern im Berufungsrechtszug im Wege der Klageänderung geltend gemachte Zahlungsanspruch ist begründet. Die Beklagte ist zur Zahlung in Höhe von 18.631,52 EUR verpflichtet. Da die Darlehensforderung der Beklagten durch die Auszahlung der Lebensversicherungssumme im Juni 2000 erloschen ist, steht den Klägern hinsichtlich der nach dem Erlöschen der Darlehensforderung erfolgten Zahlungen ein Rückforderungsanspruch gemäß § 812 Abs. 1 S. 1 BGB (ungerechtfertigte Bereicherung) zu. Die von der Beklagten zu erstattenden Zahlungen ergeben sich aus der Aufstellung der Beklagten in der Anlage zum Schriftsatz vom 17.03.2003. Im Jahr 2000 handelt es sich um die Zahlungen vom 29.09.2000 über 1.502,19 DM, vom 01.12.2000 über 905,78 DM, vom 06.12.2000 über 973,64 DM und vom 29.12.2000 über 1.283,30 DM. Im Jahr 2001 erfolgten Zahlungen in Höhe von insgesamt 15.046,07 DM; im Jahr 2002 beliefen sich die Zahlungen (bis einschließlich Februar 2002) auf 1.249,72 EUR und (für den Rest des Jahres) auf 6.109,62 EUR; im Jahr 2003 erfolgten bis zum 28.02.2003 Zahlungen von 1.194,12 EUR. Aus diesen Beträgen ergibt sich die Klageforderung in Höhe von 18.631,52 EUR.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
Die geltend gemachten Zinsen stehen den Klägern zu gemäß §§ 291, 288 Abs. 1 BGB.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 100 Abs. 1. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Ziffer 10, 711 ZPO.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="45"/>
Für eine Zulassung der Revision (§ 543 Abs. 2 ZPO) bestand kein Anlass. Insbesondere ist eine grundsätzliche Bedeutung der Sache für den Senat nicht ersichtlich. Der Senat kann nicht feststellen, dass die Art und Weise der Gestaltung und Formulierung des vorliegenden Darlehensvertrages in größerem Umfang auch bei anderen Banken üblich wäre.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr></table>
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|
135,162
|
lg-freiburg-2003-04-04-4-t-25502
|
{
"id": 131,
"name": "Landgericht Freiburg",
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"city": 109,
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}
|
4 T 255/02
| 2003-04-04T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:05
| 2019-01-17T11:55:11
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Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die sofortige Beschwerde der Beteiligten Ziffer 1 bis 3 wird der Beschluss des Grundbuchamtes Gutach i. Br. vom 15.10.2002 (GRG 334/92) aufgehoben.</p>
<p>Der Antrag des Landkreises auf Erteilung eines Unschädlichkeitszeugnisses hinsichtlich der lastenfreien Abschreibung des Teilgrundstücks Lagerbuch-Nr. 108/110 wird hinsichtlich der im Grundbuchblatt Nr.... in der Zweiten Abteilung unter Nr.1 eingetragenen Grunddienstbarkeit zurückgewiesen.</p>
<p>Im übrigen wird das Verfahren zur erneuten Entscheidung an das Grundbuchamt Gutach zurückverwiesen.</p>
<p>2. Das Beschwerdeverfahren ist gerichtskostenfrei. Außergerichtliche Auslagen werden nicht erstattet.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Beteiligte Ziffer 4 - der örtliche Landkreis - und die Beteiligten Ziff. 5 haben am 17.11.1992 einen notariellen Kaufvertrag hinsichtlich der abvermessenen Teile des Grundstücks Flst.-Nr. 108 mit den neuen Lagerbuch-Nr. Flst.-Nr. 108/110 und Flst.-Nr. 108/111 abgeschlossen. Die Teilgrundstücke sollten lastenfrei auf den Beteiligten Ziffer 4 übergehen. Die Auflassung wurde erklärt und Grundbuchvollzug beantragt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Mit Vertrag vom 21.8.1996 haben die Beteiligten Ziff.5 den gesamten Grundbesitz an ihren Sohn übergeben. Dieser ist am 17.12.1996 im Grundbuch Blatt Nr.692 als Eigentümer eingetragen worden. Die dargestellten Belastungen sind dort jetzt in der Zweiten Abteilung unter Nr. 1 und 3 erfasst.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Am 04.03.1997 hat das Grundbuchamt eine Zwischenverfügung erlassen, wonach dem Antrag nicht entsprochen werden könne, weil die Freigabeerklärungen aus den Lasten Abteilung II Nr. 2 (Unterhaltspflicht für den auf den Flst.-Nr. 108 und 110 befindlichen Mühlekanal) und Nr. 4 (Mitbenutzungsrecht für einen Steinbruch) nicht vorlägen. Zur Vorlage der Freigabeerklärung wurde eine Frist bis zum 31.05.1997 gesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der beteiligte Landkreis hat daraufhin am 20.03.1997 dargelegt, dass es sich bei der in Abteilung II Nr. 2 eingetragenen Belastung tatsächlich nicht um eine solche handele, vielmehr werde der jeweilige Eigentümer durch die lastenfreie Abschreibung der genannten Teilgrundstücke begünstigt, weshalb er hierdurch nicht in seinen Rechten beeinträchtigt werde. Eine Abschreibung sei deshalb ohne förmliche Freigabeerklärung möglich. Hilfsweise werde der Erlass eines Unschädlichkeitszeugnisses beantragt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Nach Anhörung der Beteiligten Ziffer 1 bis 3 - den Eigentümern des Grundstücks Lagerbuch-Nr. 110 - hat das Grundbuchamt mit der angefochtenen Entscheidung entschieden, dass die Aufhebung der im Grundbuch von
Gutach-Siegelau
in Blatt ... in Abteilung II Nr. 1 eingetragenen Reallast an den Teilstücken Flst.-Nr. 108/110 mit 8,39 a und 108/111 mit 0,01 a für den Eigentümer des Flst.-Nr. 110 der Gemarkung Siegelau unschädlich sei. Wegen der Begründung wird auf die angefochtene Entscheidung Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Hiergegen haben die Beteiligten Ziffer 1 bis 3 sofortige Beschwerde eingelegt. Wegen der Einzelheiten wird auf die Beschwerdebegründung vom 23.12.2002 Bezug genommen. Hierzu sind sämtliche Beteiligten angehört worden. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Akte verwiesen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die sofortigen Beschwerden der Beteiligten Ziffer 1 bis 3 sind zulässig und im wesentlichen begründet; sie führen zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung, teilweise zur Zurückweisung des Antrags auf Erteilung eines Unschädlichkeitszeugnisses durch den beteiligten Landkreis, im übrigen zur Zurückverweisung des Verfahrens an das Grundbuchamt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
1. Nach § 22 Abs. 1 des Baden-Württembergischen Ausführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch (im folgenden AGBGB) kann das Eigentum an einem Teil eines Grundstücks (Trennstück) frei von Belastungen übertragen werden, wenn die Rechtsänderung für die Berechtigten unschädlich ist. Das Unschädlichkeitszeugnis wird nach § 23 Nr. 1 AGBGB erteilt, wenn das Trenngrundstück im Verhältnis zu den verbleibenden Grundstücken oder Grundstücksteilen einen geringen Wert und Umfang hat. Nach § 26 Abs. 1 Satz 1 AGBGB wird das Unschädlichkeitszeugnis nur auf Antrag erteilt. Nach Satz 2 der genannten Bestimmung ist antragsberechtigt jeder, der an der Feststellung der Unschädlichkeit ein rechtliches Interesse hat und darlegt, dass die Bewilligung des Berechtigen nicht oder nur unter unverhältnismäßigen Schwierigkeiten zu erlangen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
2. Vorliegend hat der beteiligte Landkreis ein derartiges Interesse dargelegt. Dieses wird nicht dadurch berührt, dass die Beteiligten Ziffer 5 ihr Grundstück an den Beteiligten Ziffer 6 mitsamt den bereits abvermessenen Teilgrundstücken Lagerbuch-Nr. 108/110 und 108/111 übertragen haben und diese Übertragung im Grundbuch vollzogen worden ist, obwohl der Eintragungsantrag der Beteiligten Ziffer 4 und 5 bislang noch nicht erledigt ist (vgl. §§ 17,18 GBO). Der Beteiligte Ziffer 6 ist nämlich in die schuldrechtliche Verpflichtung der Beteiligten Ziffer 5 eingetreten, so dass zu erwarten ist, dass auch er als nunmehr Berechtigter die entsprechende Auflassung erklären wird.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
3. Die sofortigen Beschwerden der Beteiligten Ziffer 1 bis 3 haben Erfolg, weil das abzutrennende Grundstück Flurstück-Nr. 108/110  nach Art der den Beteiligten Ziffer 1 bis 3 zustehenden dinglichen Berechtigung im Verhältnis zu den verbleibenden Grundstücksteilen einen mehr als nur geringen Wert und Umfang hat (vgl. § 23 Nr. 1 AGBGB).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Ob die Voraussetzungen nach § 23 Nr. 1 AGBGB vorliegen, beurteilt sich dabei nicht allein nach dem ausgewiesenen Grundbuchstand, vielmehr ist hierfür die tatsächlich gegebene materielle Rechtslage maßgeblich. Das vom Grundbuchamt im vorliegenden Fall einzuhaltende Verfahren bestimmt sich nämlich nicht nach der Grundbuchordnung. Verfahrenrechtlich handelt es sich vielmehr um ein teilweise landesrechtlich geregeltes Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit, das seine Grundlage in Artikel 120 EGBGB hat. § 27 AGBGB bestimmt für das Verfahren, dass vor Erteilung des Unschädlichkeitszeugnisses die erforderlichen Ermittlungen von Amts wegen anzustellen sind (vgl. auch BayObLG, DNotZ 1994, 178 für das bayerische Antragsverfahren auf Erteilung eines Unschädlichkeitszeugnisses; vgl. Demharter, Grundbuchordnung 24. Auflage Anhang zu § 13 GBO Rdnr. 10, Rdnr. 29 zu den vom Grundbuchamt im Grundbuchverfahren zu beachtenden Verfahrensgrundsätzen).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
4. Zu Gunsten der jeweiligen Eigentümer des Grundstücks Flst.-Nr. 110 der Gemarkung Siegelau besteht im Gegensatz zur Auffassung des Grundbuchamtes nicht eine Reallast auf Unterhaltung des auf den Grundstücken Flst.-Nr. 108 und 110 befindlichen Mühlekanals. Vielmehr stellt die in Grundbuchblatt Nr. ... in der II. Abteilung unter Nr. 1 allein eingetragene gemeinsame Unterhaltungsverpflichtung lediglich eine Nebenbestimmung im Sinne von § 1021 BGB dar, also zu einer zu Gunsten der jeweiligen Eigentümer des Flst.-Nr. 110 bewilligten Grunddienstbarkeit.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
a) Mit Vertrag vom 11.09.1871 hatte Andreas Mack, Bauer, an Josef Kern, Müller, einen Teil seines Grundbesitzes verkauft, wozu insbesondere eine „Kundenmühle mit zwei Mahlgängen“ sowie verschiedene Äcker und Wiesen gehörten. Als Kaufbedingungen hatten die Beteiligten vereinbart, "dass Bauer und Müller das Mühlenwuhr sowie den Mühlebach bis an den Kanal gemeinschaftlich zu unterhalten haben. Der Müller hat hinlängliches Wasser zum gegenwärtigen Mahlbetrieb anzusprechen, das übrige Wasser kann der Bauer benutzen". Damit hatte der „Bauer“ dem „Müller“ eine Grunddienstbarkeit im Sinne von 637 des Badischen Zivilgesetzbuches (L.R.S) bewilligt. 637 L.R.S. bestimmt nämlich, dass Grunddienstbarkeit jede Last heißt, die einem Grundstück zum Verbrauch und Vorteil eines fremden Grundstücks aufliegt. Dessen Recht zu diesem Vorteil heißt die Grundgerechtigkeit. Nach 639 L.R.S. entsteht die Grundgerechtigkeit teils aus der natürlichen Lage der Orte, teils aus Verfügungen des Gesetzes, teils aus verbindlichen Willenserklärungen der Eigentümer.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Grunddienstbarkeiten sind nicht wie die Personalservituten auf Genussrechte an fremden Liegenschaften beschränkt. Sie können auch ein bloß negatives Verhalten des Verpflichteten bezwecken. Dagegen können die Grunddienstbarkeiten nicht auf eine positive Leistung des Verpflichteten gehen: Nur die Verbindlichkeit, die Kosten der Anlagen einer Dienstbarkeit zu tragen, kann dem Verpflichteten als Nebenverbindlichkeit auferlegt werden (Platenius, Badisches Landrecht [1896] 109 f mit Hinweis auf 689, 699 L.R.S.). 699 L.R.S. belegt, dass die Beteiligten zum Inhalt der Dienstbarkeit machen können, dass der Eigentümer des belasteten Grundstücks die Verbindlichkeit hat, die zum Gebrauch oder zur Erhaltung der Dienstbarkeit erforderlichen Anlagen auf seine Kosten zu machen (vgl. auch Platenius aaO. 194; vgl. heute § 1021 BGB).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
b) Dass es sich vorliegend um eine solche Grunddienstbarkeit handelt und nicht um eine Reallast, ergibt sich zum einen aus dem am 06.01.1882 zwischen Benedikt Haas & Co. in Emmendingen und Franz Josef Hamm abgeschlossenen Tauschvertrages hinsichtlich des im vorgenannten Vertrag vom 11.09.1871 nicht verkauften, sondern zunächst im Eigentum des Andreas Mack, Bauer, verbliebenen Grundbesitzes. Benedikt Haas & Co hatte nämlich im Wege der Vollstreckung den Restbesitz des Andreas Mack erworben und diesen Restbesitz, unter anderem also das heute unter Lagerbuch-Nr. 108 und 108/110 erfasste Grundstück an Franz Josef Hamm übertragen, wobei die Beteiligten vereinbart hatten, dass die im Grundbuch Band VI Nr. 16 Seite 211 „beschriebenen Dienstbarkeiten“ auf den neuen Erwerber, also Franz Josef Hamm übergehen sollten. Bei den „beschriebenen Dienstbarkeiten“ handelt es sich um die bereits zitierten Vereinbarungen, insbesondere also das Recht des Müllers auf „hinlängliches Wasser zum gegenwärtigen Mühlenbetrieb“.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Dass die Beteiligten keine Reallast begründen wollten, ergibt sich zum anderen auch daraus, dass die Neubegründung solcher Lasten im Zuge der Zurückdrängung des Feudalstaates durch Gesetze vom 05.10.1820 und vom 10.04.1848 verboten worden waren (vgl. Motive III 572, 575; Staudinger/Amann [Juli 2002] Einleitung zu §§ 1105 bis 1112 Rdnr 1, 4).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
c) Dem jeweiligen Eigentümer des Grundstücks Flst.-Nr. 110 steht somit ein Recht auf Benutzung des Grundstücks Flst.-Nr. 108 im Sinne eines Wasserzuflusses vom Mühlenwehr aus dem Siegelbach über den Mühlebach zu. Da das abzutrennende Grundstück Flst.-Nr. 108/110 im Bereich des Mühlebaches liegt, würde dieses Wasserrecht durch die beantragte lastenfreie Abschreibung wesentlich beeinträchtigt, weshalb dem Antrag des beteiligten Landkreises auf Erteilung eines Unschädlichkeitszeugnisses nicht stattgegeben werden kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
d) Dass die dargestellte Grunddienstbarkeit bislang nicht zutreffend im Grundbuch eingetragen ist, ist unschädlich (vgl. § 31 Abs1 AGBGB). Gutgläubiger lastenfreier Erwerb nach dem 31.12.1977 ist nämlich nicht erfolgt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
5. Hinsichtlich des Grundstücks Flst.-Nr. 108/111 war das Verfahren an das Grundbuchamt zurückzugeben, da der Sachverhalt insoweit völlig unaufgeklärt ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
6. Fürsorglich wird darauf hingewiesen, dass die Kammer über den Antrag des beteiligten Landkreises, ein Unschädlichkeitszeugnis bezüglich des Mitbenutzungsrechtes an einem Steinbruch zu erteilen, nicht befinden konnte, weil hierüber auch das Grundbuchamt nicht entschieden hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
7. Die Entscheidung beruht im Übrigen auf den §§ 28 AGBGB, 131 KostO, 13 a FGG.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
135,163
|
lg-konstanz-2003-04-04-9-ns-43-js-1307502
|
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"id": 136,
"name": "Landgericht Konstanz",
"slug": "lg-konstanz",
"city": 47,
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"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
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|
9 Ns 43 Js 13075/02
| 2003-04-04T00:00:00
| 2019-01-07T11:08:06
| 2019-01-17T11:55:11
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung des Angeklagten wird das Urteil des Amtsgerichts S vom 20.11.2002 im Rechtsfolgenausspruch dahin abgeändert, dass der Angeklagte zu der</p>
<p>Geldstrafe von 90 Tagessätzen in Höhe von je 25,00 Euro</p>
<p>verurteilt wird.</p>
<p>Dem Angeklagten wird nachgelassen, die Geldstrafe in monatlichen Raten in Höhe von je 200,00 Euro zu zahlen, beginnend mit dem 1. des Monats, der der Rechtskraft dieses Urteils folgt.</p>
<p>2. Die Berufungsgebühr wird um die Hälfte ermäßigt. Die Kosten des Rechtsmittels und die notwendigen Auslagen des Angeklagten hat er selbst zu 2/3, die Staatskasse zu 1/3 zu tragen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Angeklagte wurde durch Urteil des Amtsgerichts S vom 20.11.2002 wegen Missbrauchs von Berufsbezeichnungen zu der Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Gegen dieses Urteil hat der Angeklagte durch Anwaltsschriftsatz vom 25.11.2002 form- und fristgerecht Berufung eingelegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
In der Hauptverhandlung hat er mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft K erklärt, dass das Urteil nur im Rechtsfolgenausspruch angefochten werde mit dem Ziel, dass entweder eine Geldstrafe oder eine zur Bewährung auszusetzende Freiheitsstrafe verhängt wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Rechtsmittel hatte den aus dem Tenor ersichtlichen Erfolg.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der 43-jährige Angeklagte ist ledig, hat keine Kinder und auch sonst keine Unterhaltsverpflichtungen. Nach der Mittleren Reife erlernte er den Beruf des Heizungs- und Lüftungsbauers und legte die Meisterprüfung ab. Bis 1985 arbeitete er als Selbständiger in diesem Beruf, wobei er zwischenzeitlich, nämlich 1980, das Abitur nachholte. Anschließend besuchte er die Schule für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft in Stuttgart und war danach in der Immobilienbranche als Projektentwickler tätig. Später machte er sich als Immobilienmakler selbständig. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit hat er seit 01.04.2003 wieder eine Anstellung bei einer Gebäudetrockenlegungsfirma. Er verdient dort mindestens 1 000,00 Euro brutto im Monat. Dazu erhält er Provisionen. Er selbst rechnet mit einem Monatseinkommen von 3 000,00 bis 4 000,00 Euro brutto. Der Angeklagte hat Schulden in Höhe von mindestens 5 000,00 Euro, die sich während der Zeit seiner Selbständigkeit angehäuft haben. Derzeit kann er die Schulden nicht bedienen. Er hat im Jahre 2002 deshalb vor dem Amtsgericht S die eidesstattliche Versicherung abgeben müssen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Angeklagte, der selbst auf Grund von Rückenproblemen gesundheitlich angeschlagen ist, pflegt seine in W. lebende Mutter, die auf Grund zweier erlittener Schlaganfälle auf seine Hilfe angewiesen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Angeklagte ist in der Vergangenheit immer wieder strafrechtlich in Erscheinung getreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
1. Bereits am 31.07.1985 hat ihn das Amtsgericht B in Sachen 6 Cs 934/85, rechtskräftig seit 10.08.1985, wegen Fahrens mit einem nicht versicherten Fahrzeug zu der Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 60,00 DM verurteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
2. Am 11.06.1986 erging Straferkenntnis des Amtsgerichts B in Sachen 6 Cs 593/96. Wegen Betrugs wurde eine Geldstrafe von 10 Tagessätzen zu je 30,00 DM festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
3. Am 10.11.1986 verurteilte ihn das Amtsgericht R in Sachen 7 Ds 629/86 wegen Betrugs rechtskräftig zu der Freiheitsstrafe von drei Monaten, deren Vollstreckung zunächst zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die Strafaussetzung musste widerrufen werden. Die Strafvollstreckung war am 13.11.1987 erledigt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
4. Am 10.03.1988 verurteilte ihn das Amtsgericht B in Sachen 8 Cs 329/88 wegen Fahrens mit einem nicht versicherten Fahrzeug zu der Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 40,00 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
5. Am 08.03.1989 verurteilte ihn wiederum das Amtsgericht B in Sachen 7 Ds 139/88 wegen Betrugs sowie Fahrens mit einem nicht versicherten Fahrzeug in zwei Fällen zu einem Jahr Freiheitsstrafe, deren Vollstreckung für vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die Strafaussetzung musste widerrufen werden. Der Strafrest wurde wiederum zur Bewährung ausgesetzt. Auch diese Bewährungsaussetzung musste widerrufen werden, so dass die Strafvollstreckung letztlich am 14.07.1999 erledigt war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
6. Am 13.03.1989 verurteilte ihn das Amtsgericht R wegen Betrugs zu der Freiheitsstrafe von einem Monat, welche für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Auch diese Strafaussetzung wurde widerrufen. Die Strafvollstreckung war am 17.08.1992 erledigt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
7. Am 07.06.1991 verurteilte das Amtsgericht W den Angeklagten in Sachen 6 Ds 721/90 wegen Betrugs in vier Fällen zu elf Monaten Freiheitsstrafe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
8. Am 05.02.1992 verurteilte das Amtsgericht B den Angeklagten in Sachen 9 Ls 1565/91 wegen Betrugs in elf Fällen und Unterschlagung sowie wegen eines weiteren Betrugsfalles unter Einbeziehung der Entscheidung des Amtsgerichts W vom 07.06.1991 zu einem Jahr und neun Monaten Freiheitsstrafe sowie wegen eines weiteren Betrugsfalles zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Hinsichtlich der letztgenannten Strafe wurde der Strafrest durch das Landgericht U zur Bewährung ausgesetzt, die Strafaussetzung aber widerrufen. Ein weiterer Strafrest wurde zur Bewährung ausgesetzt bis 30.07.2001. Bezüglich der Hauptstrafe wurde der Strafrest ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt, die Strafaussetzung widerrufen und der dann noch verbleibende Strafrest erneut bis 30.07.2001 zur Bewährung ausgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
9. Am 30.10.1998 wurde der Angeklagte durch das Amtsgericht B in Sachen 12 Cs 170 Js 82639/98 wegen vorsätzlichen unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen zu der Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 50,00 DM verurteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
10. Am 12.11.1998 verurteilte das Amtsgericht B den Angeklagten in Sachen 2 Ds 25 Js 23909/97 wegen Betrugs zu der Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 30,00 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
11. Am 25.06.1999 verurteilte das Amtsgericht B den Angeklagten in Sachen 17 Cs 105 Js 16210/99 wegen Betrugs in acht Fällen, davon in sieben Fällen um eines geringwertigen Vermögensvorteils Willen, zu der Gesamtgeldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 25,00 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
12. Zuletzt verurteilte das Amtsgericht K den Angeklagten am 27.06.2000, rechtskräftig seit 06.06.2001, in Sachen 11 Ls 41 Js 888/00 wegen Betrugs in fünf Fällen in Tatmehrheit mit unbefugten Gebrauchs eines Fahrzeuges zu der Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Monaten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Das Amtsgericht K hatte hierbei folgende Feststellungen getroffen: Der Angeklagte war im Juli 1999 aus der Haft entlassen worden. Auf Grund eines Todesfalles rechnete er mit einer größeren Erbschaft. In Erwartung dieser Erbschaft ging er ab Oktober 1999 finanzielle Verpflichtungen ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte er allerdings noch keine Auszahlung der Erbschaft erhalten und wusste auch nicht, wann diese Auszahlungen erfolgen würden. Er war bei Begehung der nachfolgend geschilderten Taten nicht in der Lage, die entstehenden Verbindlichkeiten zu begleichen, was ihm bewusst war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Am 20.10.1999 hatte er mit der Geschädigten W einen Mietvertrag über deren Ferienwohnung in Ü geschlossen. Bis zu seinem Auszug am 20.12.1999 bewohnte er diese Ferienwohnung. Der Mietzins sollte monatlich 900,00 DM betragen. Bei Abschluss des Mietvertrages war dem Angeklagten bekannt und bewusst, dass er den Mietzins nicht würde bezahlen können. Jedoch trat er gegenüber W. S. als zahlungsfähiger und zahlungswilliger Mieter auf und erreichte deshalb, dass sie ihm die Wohnung zum vereinbarten Mietzins zur Verfügung stellte, ebenso das vorhandene Telefon, welches er benutzte. Frau S. entstand ein Gesamtschaden in Höhe von 2 396,00 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Am 02.11.1999 ließ sich der Angeklagte von der Fa. T. in S. eine Tankkreditkarte auf seinen Namen ausstellen. Bei der Erteilung dieser Tankkreditkarte täuschte er seine Zahlungsfähigkeit und -willigkeit vor. Hierdurch wurde ihm ermöglicht, im November 1999 für 1 070,72 DM, im Dezember 1999 für 813,35 DM und am 09.01.2000 für 93,47 DM, mithin insgesamt für 1 977,04 DM an Zapfsäulen der Geschädigten zu tanken, obwohl er bereits bei Abschluss des Kreditvertrages wusste, dass sein Konto, für das er dem Autohaus eine Bankeinziehungsermächtigung erteilt hatte, keine Deckung aufwies. Als sich dies herausstellte, zahlte er - weil er dazu nicht in der Lage war - die Gesamtverbindlichkeiten in der Folgezeit nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Am 07.12.1999 schloss der Geschädigte A. R. mit Frau M. B. einen Kaufvertrag über einen Pkw Marke Daimler Benz. Der Angeklagte hatte dieses Fahrzeug von M. B. zur Nutzung überlassen bekommen und auch den Kaufvertrag zwischen beiden Parteien vermittelt. A. R. entrichtete den Kaufpreis direkt an M. B.. Auf Grund ihrer bereits länger bestehenden Bekanntschaft gelang es dem Angeklagten, den Geschädigten zu überreden, ihm den Pkw bis zum 11.12.1999 unentgeltlich zu überlassen, wobei er betonte, er benutze das Auto nur so lange, bis ihm ein eigenes Fahrzeug zur Verfügung stehe. In der Folgezeit gab der Angeklagte das Fahrzeug jedoch nicht heraus. Erst bei der Festnahme des Angeklagten am 12.01.2000 konnte der Pkw sichergestellt werden. In der Hauptverhandlung blieb ungeklärt, ob der Angeklagte neben der von vornherein beabsichtigten unentgeltlichen Nutzung des Fahrzeuges auch die Absicht hatte, das Fahrzeug endgültig für sich zu behalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Am 04.12.1999 und am 13.12.1999 beauftragte der Angeklagte jeweils die Fa. Autohaus J. GmbH in Ü. mit Reparaturarbeiten an dem von ihm genutzten Pkw. Es handelte sich um den vorgenannten Pkw Marke Daimler Benz. Der Angeklagte hatte A. R. zugesagt, die Kosten für die Reparaturen zu tragen, weil dieser ihm das Fahrzeug unentgeltlich überlassen hatte. In beiden Fällen war dem Angeklagten allerdings bewusst, dass er die Kosten für die Autoreparaturen nicht würde begleichen können. Der beauftragten und geschädigten Firma entstand mithin ein Verlust in Höhe von 1 064,01 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
In der Zeit vom 09.12.1999 bis 30.12.1999 mietete der Angeklagte ein Zimmer im Hotel S. in L. an. Auch diesen Vertrag ging er ein, obwohl ihm bewusst war, dass er die Kosten für die Hotelunterkunft nicht würde aufbringen können. Vielmehr verließ er am 30.12.1999 in der vorgefassten Absicht das Hotel, die entstandenen Kosten für die Zimmermiete in Höhe von 1 870,00 DM und für den Verzehr im Gastronomiebereich im Wert von 158,00 DM nicht zu begleichen. Insgesamt entstand dem Hotel S. ein Schaden in Höhe von 2 028,00 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Noch vor der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht K am 27.06.2000 hat der Angeklagte die entstandenen Schäden vollständig beglichen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Auf Grund der zulässigen Berufungsbeschränkung sind die Feststellungen im amtsgerichtlichen Urteil unter II. in Rechtskraft erwachsen. Damit steht fest, dass der Angeklagte am 26.02.2002 im Rahmen eines Rechtsstreites zwischen seiner Bekannten A. A. und der Fa. Q. AG von M. aus an die Kundenbetreuung der Q. AG in F. Schreiben gerichtet hat, welches den Briefkopf „Anwaltskanzlei G. K., zugelassen beim Landgericht und Oberlandesgericht“ und die Schlussformel: „Mit freundlichen Grüßen Rechtsanwalt K.“ getragen hat. Diesem Schreiben hatte der Angeklagte eine von seiner „Mandantin“ unterschriebene Vollmacht beigefügt. Zu der Zeit, als er dieses „Mandat“ angenommen hatte, „führte“ der Angeklagte eine „Kanzlei“ in seiner Wohnung in M. Mit diesem Schreiben trat der Angeklagte bewusst als Rechtsanwalt nach außen auf, obwohl er die notwendige Zulassung hierfür nicht besaß. Seine fehlende Berechtigung, als Anwalt aufzutreten, war ihm bekannt und bewusst. Zwar hatte er zuvor in Italien im Jahre 2001 einen Kurs besucht, in welchem auch Recht Gegenstand des Unterrichts gewesen war und diesen Kurs abgeschlossen. Auch hatte er bei der Rechtsanwaltskammer in Freiburg telefonisch ein schriftliches Antragsformular für die Aufnahme in die Rechtsanwaltskammer angefordert. Der in Italien getätigte Abschluss war jedoch völlig ungeeignet, damit eine Anwaltszulassung zu erreichen. Dies war dem Angeklagten auch bewusst. Durch sein Auftreten als Rechtsanwalt wollte der Angeklagte der Forderung seiner Bekannten mehr Nachdruck verleihen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>IV.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
In der Hauptverhandlung hat die Kammer zum Sachverhalt noch ergänzend folgende Feststellungen getroffen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Im „Anwaltsschreiben“ vom 26.02.2002 fehlten beim Briefkopf im Hinblick auf das genannte Landgericht und das Oberlandesgericht jeweils die Orte der Zulassung. Außerdem enthielt dieses Schreiben weder eine Telefon- noch eine Telefax- oder E-Mail-Nummer der Anwaltskanzlei. Inhaltlich nahm der Angeklagte in diesem Schreiben Bezug auf das Schreiben der Fa. Q. vom 21.02.2002 und teilte lediglich mit, dass er nach Rücksprache mit seiner „Mandantin“ bereit sei, den von der Fa. Q. unterbreiteten Vorschlag anzunehmen. Er bat um Mitteilung, ob die Fa. Q. hiermit einverstanden sei. Für die Fa. Q. bestanden sogleich Zweifel an der Echtheit des Schreibens, was die Anwaltszulassung des Angeklagten betraf. Sie informierte deshalb mit Schreiben vom 01.03.2002 die Rechtsanwaltskammer in F, die am 20.06.2002 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft K gegen den Angeklagten erstattete.
</td></tr></table>
<table><tr><td>V.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Die in der Berufungsverhandlung getroffenen Feststellungen beruhen auf den Einlassungen des Angeklagten. Dieser hat glaubhaft und nachvollziehbar seine persönliche und wirtschaftliche Situation geschildert. Die ergänzend getroffenen Feststellungen beruhen ebenfalls auf den Einlassungen des Angeklagten, die dieser auf Vorhalt des Gerichtes gemacht hat. Er hat eingeräumt, das Schreiben vom 26.02.2002, so wie festgestellt, an die Fa. Q. in F. gesandt zu haben. Bei der polizeilichen Vernehmung am 12.07.2002 sei ihm mitgeteilt worden, dass die Fa. Q. Mitteilung an die Rechtsanwaltskammer in Freiburg gemacht habe, weil diese Zweifel an der Berechtigung seines Auftretens als Anwalt gehabt habe. Ihm sei weiter mitgeteilt worden, dass die Rechtsanwaltskammer F bei der Staatsanwaltschaft in K Anzeige erstattet habe. Diese habe dann die Polizei beauftragt, ihn zu vernehmen. Er räume die Tat ohne Einschränkung ein. Er bereue, was er getan habe.
</td></tr></table>
<table><tr><td>VI.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Der Angeklagte hat sich, wie vom Amtsgericht zu Recht festgestellt, hiermit eines Vergehens des Missbrauchs von Berufsbezeichnungen im Sinne des § 132 a Abs. 1 Nr. 2 StGB schuldig gemacht.
</td></tr></table>
<table><tr><td>VII.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Bei der Verurteilung war vom Strafrahmen des § 132 a StGB auszugehen, welcher Geldstrafe und Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr vorsieht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Verhängung einer Freiheitsstrafe, wie im amtsgerichtlichen Urteil erfolgt, kam aus Gründen der Verhältnismäßigkeit nicht in Betracht. Dies ergibt sich zwar noch nicht allein aus dem Umstand, dass § 132 a StGB als Obergrenze des Strafrahmens eine Freiheitsstrafe von einem Jahr vorsieht. Nicht jedes Delikt dieser Art ist damit automatisch ein sogenanntes Bagatelldelikt. Es sind vielmehr Fallgestaltungen denkbar, bei denen die Berufsbezeichnung benutzt wird, um im Wirtschafts- und/oder Rechtsverkehr unerfahrene Personen derart zu beeindrucken oder unter Druck zu setzen, dass diese im Glauben an die vom Angeklagten behauptete Funktion sich zu Handlungen haben verleiten lassen, die sie möglicherweise andernfalls nicht so vorgenommen hätten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Bei der vorliegend zur Aburteilung gelangten Fallkonstellation handelt es sich jedoch um ein solches Bagatelldelikt. Das vom Angeklagten gefertigte, ihn als Rechtsanwalt bezeichnende Schreiben war bereits für einen Laien, insbesondere aber für den Empfänger, so abgefasst, dass Zweifel an der Korrektheit dieses Schreibens sich von vornherein aufdrängen
<strong>mussten</strong>
. Weder waren der Ort des Landgerichts noch derjenige des Oberlandesgerichts angegeben, an welchen der vermeintliche Anwalt zugelassen sein sollte noch enthielt dieses Schreiben eine Telefon-, eine Telefax- oder eine E-Mail-Nummer der „Kanzlei“. Aber auch vom Inhalt dieses Schreibens war dieses, was die Schwere der Tat betrifft, am unteren Ende des Strafrahmens anzusiedeln. Zweck des § 132 a StGB ist der Schutz der Allgemeinheit vor dem Auftreten von Personen, die sich durch den unbefugten Gebrauch von Bezeichnungen den Schein besonderer Funktionen, Fähigkeiten und Vertrauenswürdigkeit geben (vgl. Tröndle/ Fischer StGB 51. Auflage 2003, § 132 a Rdnr. 2 m.N.). Vorliegend erschöpfte sich der Inhalt des Schreibens aber nur in einer Bestätigung eines bereits von der Fa. Q. unterbreiteten Vorschlages. Demnach bedurfte die Fa. Q. des oben bezeichneten Schutzes bereits vom Inhalt des Schreibens her nicht. Hinzu kommt, dass die Fa. Q., wie allgemein bekannt, über eine vorzügliche Rechtsabteilung verfügt, so dass von vornherein auszuschließen war, diese Firma würde sich durch das Auftreten eines Anwaltes in irgendeiner Weise beeindrucken lassen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Zentraler Anknüpfungspunkt für die Strafbemessung ist das nach seiner Schwere abstufbare verschuldete Unrecht (vgl. OLG Karlsruhe StV 1996, 675 m.N.). Die Schuld des Täters im Sinne des § 46 Abs. 1 S. 2 StGB als Grundlage der Zumessung der Strafe ist dabei nicht als Vorwerfbarkeit im Sinne der Voraussetzung jeder Straftat zu verstehen, sondern als das Maß des Vorwurfs, der dem Täter für seine
<strong>Tat</strong>
zu machen ist (vgl. Tröndle/Fischer a.a.O. § 46 Rdnr. 5 m.N.). Es ist mithin die Tat und nicht die Täterpersönlichkeit, die Ausgangspunkt jeder Schuldbewertung ist (vgl. OLG Karlsruhe a.a.O.). Die Strafe darf, unabhängig vom Vorleben des Angeklagten, in keinem groben Missverhältnis zu Tatunrecht und Tatschuld stehen und darf insbesondere nicht gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verstoßen (OLG Stuttgart Die Justiz 2003, 19). Daraus hat das Oberlandesgericht Stuttgart (a.a.O. S. 20) zu Recht den Schluss gezogen, dass bei ausgesprochenen Bagatelldelikten die Verhängung einer Freiheitsstrafe nicht vertretbar ist. Das Tatunrecht wiegt in solchen Fällen so gering, dass die Verhängung einer Freiheitsstrafe eine unangemessen harte und damit gegen das Übermaßverbot verstoßende Sanktion darstellt, und zwar auch dann, wenn es sich - wie vorliegend - um einen vielfach vorbestraften und unter Bewährung stehenden Täter handelt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Wenn - wie vorliegend - von der Art der Tatausführung und deren inhaltlicher Ausgestaltung von vornherein nur eine geringe Gefahr für die gemäß § 132 a StGB geschützten Rechtsgüter ausgeht, handelt es sich um ein solches Bagatelldelikt. Dies hat das Amtsgericht nicht ausreichend bedacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Deshalb kam trotz des Vorlebens und der zahlreichen Bewährungsbrüche und des Umstandes, dass der Angeklagte im Hinblick auf den Strafrest aus dem Urteil des Amtsgerichts K vom 27.06.2002 bei Begehung der Tat unter Bewährung gestanden hat, die Verhängung einer Freiheitsstrafe nicht in Betracht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Bei der Verhängung der demnach ausschließlich zulässigen Geldstrafe war allerdings neben den oben genannten für den Angeklagten sprechenden Gesichtspunkte, was die Art der Durchführung und die inhaltliche Ausgestaltung der Tat anbetrifft, zu seinen Lasten zu berücksichtigen, dass er in der Vergangenheit wiederholt straffällig geworden ist, die ihm immer wieder gewährten Chancen der Bewährungsaussetzung bislang nicht nutzen konnte und während der Begehung der jetzt zur Aburteilung gelangten Tat unter Bewährung gestanden hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Unter Berücksichtigung dieser Umstände erschien eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen tat- und schuldangemessen. Die Höhe des einzelnen Tagessatzes entspricht den derzeitigen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen des erst seit dem 01.04.2003 wieder über eigenes Einkommen verfügenden Angeklagten. Wegen dieses Umstandes und seinen Schulden wurde ihm gemäß § 42 StGB nachgelassen, die Geldstrafe in monatlichen Raten zu zahlen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>VIII.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
Die Kosten- und Auslagenentscheidung beruht auf § 473 Abs. 4 StPO. Dabei wurde
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
berücksichtigt, dass das Rechtsmittel weitestgehend Erfolg hatte, die Berufungsbeschränkung aber erst in der Hauptverhandlung vorgenommen worden ist.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,812
|
olgkarl-2003-04-03-12-u-5701
|
{
"id": 146,
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|
12 U 57/01
| 2003-04-03T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:38
| 2019-02-12T12:16:52
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des Landgerichts Heidelberg vom 08. Februar 2001 - 1 O 123/00 - im Kostenpunkt aufgehoben und im übrigen wie folgt abgeändert:</p>
<p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger aus der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Nr. T 730635.1-279-0142 EUR3.126,09 nebst 4 % Zinsen seit 14.04.2000 sowie bedingungsgemäß ab 1.4.2000 eine monatlich im Voraus zahlbare Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von EUR178.44 sowie aus der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Nr. T 5848236.6-279-0142 weitere EUR 24.720,86 nebst 4 % Zinsen seit 14.04.2000 sowie ab 1.4.2000 bedingungsgemäß eine weitere vierteljährlich im Voraus zahlbare Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von EUR 5.415,09 längstens bis 01.07.2011 zu zahlen und beide Verträge ab 01.07.1999 betragsfrei zu stellen.</p>
<p>2. Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger begehrt Leistungen aus zwei bei der Beklagten bestehenden Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen. In beiden Versicherungen wird der Versicherungsschutz geknüpft an das Vorliegen einer mindestens hälftigen Berufsunfähigkeit. § 2 der vereinbarten Bedingungen bestimmt:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
1. Vollständige Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, auf nicht absehbare Zeit außerstande ist, seinen Beruf oder eine ähnliche Tätigkeit auszuüben, die seiner Ausbildung entspricht und gleichwertige Fähigkeiten und Kenntnisse voraussetzt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
2. Teilweise Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn die vorstehenden Voraussetzungen ebenfalls auf nicht absehbare Zeit nur in einem bestimmten Grad erfüllt sind.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
3. Ist der Versicherte mindestens ein Jahr lang ununterbrochen infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, vollständig oder teilweise außerstande gewesen, seinen Beruf oder eine ähnliche Tätigkeit auszuüben, die seiner Ausbildung entspricht und gleichwertige Fähigkeiten und Kenntnisse voraussetzt, so gilt die Fortdauer dieses Zustands als vollständige oder teilweise Berufsunfähigkeit.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der Kläger hatte 1993 einen Bandscheibenvorfall erlitten; am 04.06.1999 zog er sich in seinem Garten eine Steißbeinprellung zu. Im Juni 1999 betrieb der Kläger, ein Kraftfahrzeugmechanikermeister, eine Tankstelle mit Werkstatt. Die Parteien streiten darüber, ob beim Kläger seit dem 01.07.1999 bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit vorliegt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das Landgericht hat nach Einholung eines Sachverständigengutachtens mit Urteil vom 08.02.2001, auf das auch wegen des Parteivorbringens im ersten Rechtszug verwiesen wird, die Klage mit der Begründung abgewiesen, der Kläger habe lediglich eine 30%ige Berufsunfähigkeit nachzuweisen vermocht. Hiergegen wendet sich die Berufung des Klägers.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Kläger behauptet:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Zu geordneter und im Betriebsablauf sinnvoll einplanbarer Mitarbeit in seinem Unternehmen sei er aufgrund seines Gesundheitszustands nicht mehr halbschichtig im Stande, selbst wenn er seinen Betrieb weiter umorganisieren würde.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Der Kläger beantragt:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des Landgerichts Heidelberg vom 08. Februar 2001 - 1 O 123/00 - im Kostenpunkt aufgehoben und im übrigen wie folgt abgeändert:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger aus der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Nr. T 730635.1-279-0142 EUR 3.126,09 nebst 4 % Zinsen seit 14.04.2000 sowie bedingungsgemäß ab 1.4.2000 eine monatlich im Voraus zahlbare Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von EUR 178.44 sowie aus der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung Nr. T 5848236.6-279-0142 weitere EUR 24.720,86 nebst 4 % Zinsen seit 14.04.2000 sowie ab 1.4.2000 bedingungsgemäß eine weitere vierteljährlich im Voraus zahlbare Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von EUR 5.415,09 längstens bis 01.07.2011 zu zahlen und beide Verträge ab 01.07.1999 betragsfrei zu stellen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Beklagte beantragt
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Zurückweisung der Berufung.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Beklagte behauptet,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
die therapeutischen Möglichkeiten beim Kläger seien nicht ausgeschöpft. Zudem sei sie leistungsfrei, weil der Kläger Anordnungen seines behandelnden Arztes nicht befolgt habe.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens im Berufungsrechtszug wird auf die vorbereitenden Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen. Der Kläger wurde angehört. Insoweit wird auf die Sitzungsniederschrift vom 02.11.2001 verwiesen. Ferner wurde im Berufungsrechtszug Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens der Sachverständigen Dr. Be. (orthopädischer Teil) und Dr. C. (psychiatrischer Teil).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die zulässige Berufung hat Erfolg. Sie führt zur Abänderung des angefochtenen Urteils und zur antragsgemäßen Verurteilung der Beklagten.
</td></tr></table><table><tr><td>I.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Dem Kläger stehen aus den beiden bei der Beklagten bestehenden Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen die begehrten Versicherungsleistungen zu. Die Beweisaufnahme im Berufungsrechtszug hat die bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit zweifelsfrei belegt, wobei diese - insoweit deckungsgleich mit den Feststellungen des Landgerichts - nicht in hinreichendem Maße auf körperliche Gebrechen zurückzuführen ist, sondern im wesentlichen beruht auf einer chronischen psychosomatischen Schmerzkrankheit.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Berufsunfähigkeit im privatversicherungsrechtlichen Sinn ist ein Tatbestand, der sich nicht allein aus gesundheitlichen Komponenten zusammensetzt. Deshalb ist die Beeinträchtigung der allgemeinen Leistungsfähigkeit oder der Belastbarkeit nicht schlechthin maßgeblich. Es geht vielmehr darum, wie sich gesundheitliche Beeinträchtigungen in einer konkreten Berufsausübung auswirken (BGH NJW 1996, 959; zuletzt BGH Urt. v. 26.02.2003 - IV ZR 238/01 -). Dabei ist grundsätzlich davon auszugehen, dass ein mitarbeitender Betriebsinhaber vorzutragen und erforderlichenfalls zu beweisen hat, wie sein Betrieb vor seiner gesundheitlichen Beeinträchtigung organisiert gewesen ist und in welcher Art und in welchem Umfang er bis dahin mitgearbeitet hat (konkrete Ausgestaltung). Denn damit beweist er den bislang konkret ausgeübten Beruf, der bedingungsgemäß den Ausgangspunkt für die Beurteilung gesundheitlich bedingter Berufsunfähigkeit abgibt. Nach der Rechtsprechung des BGH hat der mitarbeitende Betriebsinhaber weiter vorzutragen und erforderlichenfalls zu beweisen, dass die Tätigkeitsfelder, in denen er mit seiner gesundheitlichen Beeinträchtigung in seinem Betrieb noch arbeiten kann, ihm keine Betätigungsmöglichkeiten belassen, die bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit ausschließen. Zu seiner Vortrags- und Beweislast gehört auch, dass ihm eine zumutbare Betriebsumorganisation keine von ihm gesundheitlich noch zu bewältigenden Betätigungsmöglichkeiten eröffnen könnte, die bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit ausschließen würden (Senat VersR 1992, 1075; BGH VersR 1996, 1090; BGH VersR 1994, 205; BGH VersR 1991,1358). Soweit bei der Umorganisation - wie vom Kläger durchgeführt - eigene Ausfälle durch Neueinstellung von Personal ausgeglichen werden, ist zu beachten, dass solche Maßnahmen nur dann zu einem Wegfall der Berufsunfähigkeit führen können, wenn sie nicht mit auf Dauer ins Gewicht fallenden Einkommenseinbußen - etwa durch Personalkosten, die als Ersatz für die eigene Arbeitsleistung anfallen - verbunden sind (BGH Urt. vom 26.02.2003 - IV ZR 238/01).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Der Kläger hat bei seiner persönlichen Anhörung nachvollziehbar und glaubhaft seine früheren Betätigungsfelder, seine Betriebsorganisation vor und nach Juni 1999, die möglichen Tätigkeiten in seinem Betrieb und seine tatsächlichen Leistungen nach Auftreten seiner Beschwerden geschildert. Schwerpunkt seiner Tätigkeit, die an 5 ½ Tagen etwa 55 Stunden in der Woche betrug, war seine Arbeit als Kfz-Meister in der Werkstatt. Daneben war er aber auch im Tankstellenbetrieb beschäftigt. 1997 wurde neben dem mitarbeitenden Sohn in der Werkstatt ein weiterer Kfz-Mechaniker beschäftigt. Damals erfolgte auch eine Umstellung auf EDV. Selbst wenn er unabhängig von seiner Qualifikation im Betrieb auch auf andere Tätigkeiten ausweiche, sei ihm eine halbschichtige Tätigkeit jedoch nicht mehr möglich. Seine starken Schmerzen ließen ein Arbeiten über eine sinnhafte Zeitspanne nicht zu. Zudem könne sein Arbeitseinsatz auch nicht verlässlich vorgeplant werden. Sein Sohn müsse die Arbeitseinteilung für die nicht wenigen Mitarbeiter monatlich im Voraus vornehmen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Aufgrund dieser Angaben ist festzustellen, dass eine als über halbschichtig zu wertende Beschäftigungsmöglichkeit trotz der Erkrankung darin besteht, dass der Kläger in Lage wäre, nachhaltig und zuverlässig vorplanbar in seinem Betrieb dort anfallende Tätigkeiten - sei es durchgehend oder im Wechsel bei Grundeinheiten von einer Stunde bei Büroarbeit oder Kassen bzw. Verkaufstätigkeiten - täglich knapp über 2 ½ Stunden am Stück oder aufgeteilt zwischen Vormittag und Nachmittag auszuüben. Die Beweisaufnahme hat jedoch zweifelsfrei belegt, dass eine solche Möglichkeit krankheitsbedingt nicht besteht.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Der Sachverständige Dr. C. kommt in seinem nachvollziehbaren, erkennbar sachkundigen und überzeugenden Gutachten zu dem Ergebnis, dass die Arbeitsfähigkeit des Klägers in ganz wesentlichem Umfang von einer chronischen psychosomatischen Schmerzkrankheit beeinträchtigt ist. Diese hindert ihn zwar nicht daran, zeitweise leichte Tätigkeiten in wechselnder Körperhaltung auszuführen. Die stark fluktuierende Schmerzsymptomatik stehe einer Arbeit von länger als einer Stunde jedoch entgegen und erfordere im Betriebsablauf unübliche Pausen. Die Arbeitseinsätze des Klägers seien nicht planbar und von seiner jeweils aktuellen Tagesverfassung abhängig. Insoweit deckt sich die Beurteilung des Sachverständigen weitgehend mit den Ergebnissen des sozialgerichtlichen Verfahrens. Dort kam der Gutachten Prof. Dr. Ba. in seinem Gutachten vom 24.11.2002 zu der Feststellung, dass der Kläger krankheitsbedingt leichte körperliche Arbeiten ohne starke Belastung täglich maximal 2 Stunden durchführen könne, wenn er seine Zeit nach eigenem Dafürhalten einteilen könne und die Möglichkeit zu Ruhepausen variabler Dauer habe. Damit steht jedoch mit hinreichender Gewissheit (§ 286 ZPO) fest, dass der Kläger seinen Beruf oder eine ähnliche Tätigkeit auszuüben, die seiner Ausbildung entspricht und gleichwertige Fähigkeiten und Kenntnisse voraussetzt, selbst bei Ausnutzung der Möglichkeiten einer betrieblichen Umorganisation nicht mehr halbschichtig ausüben kann.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Hiergegen erinnert nach Vorliegen des Gutachtens auch die Beklagte nichts weiter. Sie vertritt jedoch die Auffassung, es bestünden vom Sachverständigen nicht beachtete therapeutische Möglichkeiten, die der Annahme einer bedingungsgemäßen Berufsunfähigkeit entgegenstehe. Damit allerdings kann sie dem Anspruch des Klägers nicht mit Erfolg entgegentreten. Die Unfähigkeit des Klägers zur Berufsausübung im Sinne von § 2 Nr. 1 der Bedingungen ist belegt. Weiter ist bei der von der Beklagten gewählten Fassung ihrer Bedingungen lediglich erforderlich, dass dieser Zustand "auf nicht absehbare Zeit" besteht. Das aber ist der Fall. Selbst wenn aber entsprechend der eher üblichen Fassung des Begriffs der Berufsunfähigkeit verlangt werden müsste, dass der Zustand "voraussichtlich dauernd" (vgl. Voit, Berufsunfähigkeitsversicherung, S. 132) bestehen bleibe, würde nichts anderes gelten. Ev. mögliche Behandlungen, denen der Versicherte sich nicht freiwillig unterzieht bzw. die er nicht selbst ins Auge fasst, haben bei der Prognose außer Betracht zu bleiben (OLG Hamm VersR 1998, 442); ihnen kommt allenfalls im Rahmen der Obliegenheit, ärztliche Anordnungen zu befolgen - hier: § 4 Nr. 4 der Bedingungen - Bedeutung zu. Darüber hinaus käme es - zumindest für den Zeitraum ab dem 01.07.2000 - wegen der Fiktion des § 2 Nr. 3 der Bedingungen auf die Prognose gar nicht mehr an (OLG Hamm VersR 1995, 1039).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Die Beklagte ist auch nicht nach § 8 i.V.m. § 4 Nr. 4 ihrer Bedingungen leistungsfrei geworden. § 4 Nr. 4 der Bedingungen bestimmt, dass Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaften Ermessen trifft, um die Heilung zu fördern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, vom Versicherten zu befolgen sind, wobei ihm nichts Unbilliges zugemutet werden darf. Die Beklagte stützt sich insoweit auf die Bemerkung des Klägers, er habe die im Gutachten von Dr. B. vorgeschlagene Therapie mit seinem behandelnden Arzt Dr. S. besprochen, dieser habe ihm "etwas ähnliches geraten" (nicht wie die Beklagte vorträgt "ebenfalls geraten, diese Therapie durchzuführen"). Hiermit lässt sich eine Obliegenheitsverletzung nicht begründen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die nach § 4 Nr. 4 der Bedingungen zu beachtenden Anordnungen, die der untersuchende oder behandelnde Arzt nach gewissenhaftem Ermessen trifft, um die Heilung zu fördern oder die Berufsunfähigkeit zu mindern, sind nur dann zu befolgen, soweit sich die Anordnungen im Rahmen des Zumutbaren halten. Zumutbar sind dabei Maßnahmen, die gefahrlos und nicht mit besonderen Schmerzen verbunden sind und die außerdem sichere Aussicht auf zumindest Besserung - bis zur Leistungsgrenze - bieten (OLG Hamm VersR 92, 1120). Verstößt der Versicherte gegen diese Schadensminderungsobliegenheit, besteht Leistungsfreiheit, allerdings nur für die Dauer des Verstoßes unter weiteren Voraussetzungen. (OLG Hamm VersR 1998, 442). Im Streitfall ist eine solche ärztliche Anordnung des Arztes aus mehreren Gründen nicht gegeben.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Die vom Gutachter Dr. B. gegebene Empfehlung ist hier unbeachtlich. § 4 Abs. 4 betrifft lediglich Anordnungen, die der "untersuchende oder behandelnde Arzt" trifft. Gemeint sind nach dem erkennbaren Sinnzusammenhang damit die Ärzte, zu denen sich der Versicherte in Behandlung begeben hat und die ihn auch untersucht haben, um feststellen zu können, welche Therapiemöglichkeiten bestehen (OLG Saarbrücken VersR 2002, 1013; Prölss/Martin/Voit, VVG, 26. Aufl., BUZ § 4 Rdn. 8). Soweit sich die Beklagte auf Äußerungen von Dr. S. als behandelndem Arzt bezieht, muss beachtet werden, dass nicht bereits allgemeine, jedermann bekannte medizinische Ratschläge, sondern nur konkrete Empfehlungen für detaillierte vorgegebene Verhaltensweisen und konkrete vom Arzt erarbeitete Behandlungsvorschläge ärztliche Anordnungen i.S. von § 4 Nr. 4 der Bedingungen sein können (OLG Hamm r+s 1988, 345). Dass ein derartiger Vorschlag erfolgte, kann der bloßen Bezugnahme auf die Äußerung des Klägers bei seiner Anhörung nicht entnommen werden. Letztlich kommt es hierauf aber schon deshalb nicht an, weil die von Dr. B. angeführte Therapie dem Kläger nicht zuzumuten war, da sie zumindest in der vorgeschlagenen Weise keine Aussicht auf Erfolg versprach. Dies ergibt sich aus dem Gutachten von Dr. C., der in Folge eines fehlenden Psychotherapieverständnisses die therapeutischen Möglichkeiten für ausgeschöpft hält. Auch die Beklagte geht mittlerweile hiervon aus und gelangt deshalb zu dem Vorschlag einer vorgeschalteten Motivierungsbehandlung. Dieser zumindest dem medizinischen Laien plausibel klingende Weg ist bislang aber nicht Gegenstand einer ärztlichen Anordnung gewesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Auf die weiteren Schwierigkeiten, die die Fassung von § 4 Nr. 4 der Bedingungen bereitet, kommt es hier deshalb nicht an. Der Senat braucht aus diesem Grund nicht abschließend zu den Fragen Stellung nehmen, ob es im Hinblick auf das geänderte Arzt-Patienten-Verhältnis "Anordnungen" überhaupt gibt bzw. ob und unter welchen Voraussetzungen im Weg einer - vielleicht unzulässigen ausdehnenden - Auslegung hierunter auch ärztliche "Empfehlungen", "konkrete Weisungen" (Prölss/Martin/Voit, a.a.O., Rdn. 7) oder "dringliche Ratschläge" (Benkel/Hirschberg, Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherung, BUZ § 4 Rdn. 30f) fallen. Ferner muss nicht entschieden werden, ob das Ansinnen einer Psychotherapie nicht grundsätzlich aus dem Bereich des Zumutbaren fällt.
</td></tr></table><table><tr><td>II.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Die Entscheidung über die Kosten folgt aus § 91 ZPO. Die Entscheidung über die Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO. Gründe für eine Zulassung der Revision gemäß § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.
</td></tr></table></td></tr></table>
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|
133,813
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}
|
19 U 168/02
| 2003-04-03T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:38
| 2019-02-12T12:16:52
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p><Anmerkung der Dokumentationsstelle des Bundesgerichtshofs: Der Tenor wurde vom Gericht nicht mitgeteilt.></p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Zum Sachverhalt:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Dem Kläger, Leiter der unfallchirurgischen Abteilung eines Universitätsklinikums, war im Oktober 2000 in einer Presserklärung des Klinikvorstands vorgeworfen worden, einen ausländischen Arzt in seiner Abteilung trotz fehlender Approbationsbescheinigung wiederholt eigenverantwortlich operiert haben zu lassen. Hieraufhin ließ der Kläger eine als eidesstattliche Versicherung bezeichnete Erklärung verbreiten, in der er diesen Vorwurf zurück wies. Der Beklagte, kaufmännischer Direktor der Klinik, habe sich, so die Behauptung des Klägers, in einer Personalversammlung der unfallchirurgischen Abteilung am 23.10.2000 abfällig über ihn geäußert und erklärt, die eidesstattliche Erklärung sei eine Lüge. Im November 2001 hat der Kläger Klage auf Widerruf der behaupteten "Lüge" erhoben. Das Landgericht hat die Klage abgewiesen, die Berufung des Klägers blieb erfolglos.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
II. Aus den Gründen:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Landgericht hat offen gelassen, ob die Äußerungen des Beklagten als falsche Tatsachenbehauptungen, die allein einem Widerruf zugänglich wären, anzusehen sind. Allerdings geht es vorliegend nicht um mehrere Tatsachenbehauptungen des Beklagten, sondern allein um seine angebliche Äußerung, die vom Kläger abgegebene eidesstattliche Erklärung sei eine "Lüge". Diese (angebliche) Wertung des Beklagten enthält jedenfalls im Kern die Tatsachenbehauptung, dass die vom Kläger in seiner eidesstattlichen Erklärung gegebene Sachverhaltsdarstellung nicht der Wahrheit entspricht. Trifft letzteres nicht zu, was ggf. vom Kläger zu beweisen wäre (BGH NJW 1977, 1681; Baumgärtel, Beweislast, 2. Aufl., § 1004 BGB, Rdn. 2; Ehmann in Erman, 10. Aufl., Anh. zu § 12 BGB, Rdn. 752), so läge in der Äußerung des Beklagten eine unwahre und zudem ehrverletzende Tatsachenbehauptung, die von ihm zu widerrufen der Kläger grundsätzlich unter der Voraussetzung beanspruchen kann, dass dies geeignet ist, einen hierdurch hervorgerufenen fortbestehenden Störungszustand zu beseitigen (vgl. u.a. BGHZ 128, 1 S. 6; Hager in Staudinger [1999], § 823 BGB, Rdn. C 277; Palandt/Thomas, 62. Aufl., vor § 823 BGB, Rdn. 27; Rixecker in MünchKom, 4. Aufl., Anh. zu § 12 BGB, Rdn. 183). Dass die Behauptung, wie hier in einer Abteilungspersonalversammlung, in einem engeren Kreis aufgestellt worden ist, steht einem Widerrufsverlangen nicht entgegen (vgl. BGHZ 89, 198; Ehmann, a.a.O. Rdn. 749). Eine andauernde Störung bzw. fortbestehende Beeinträchtigung hat der Kläger im ersten Rechtszug geltend gemacht, entgegen dem Landgericht hierzu auch vorgetragen und in diesem Zusammenhang insbesondere auf seine Absicht zur Rückkehr als Chefarzt abgestellt. Zu Unrecht hat das Landgericht mithin die Klage bereits hieran scheitern lassen. Ebenso wenig scheitert entgegen der Ansicht des Landgerichts die Klage daran, dass der Kläger den Widerruf nicht zum nächstmöglichen Zeitpunkt geltend gemacht hat. Eine entsprechende Obliegenheit besteht nicht und ist auch nicht durch das vom Landgericht hierfür herangezogene Zitat (Hager in Staudinger, a.a.O. Rdn. C 279) belegt. Dem Zitat ist lediglich zu entnehmen, dass der Widerruf (ggf. durch Veröffentlichung) zum nächstmöglichen Zeitpunkt verlangt werden kann (ebenso Ehmann, a.a.O., Rdn. 750; Wenzel, Handbuch des Äußerungsrechts, 4. Aufl., Rdn. 13.97 - worauf Hager in diesem Zusammenhang verweist). Dass es dem Kläger mit dem begehrten Widerruf lediglich um eine Genugtuung, um Rechthaberei oder etwa darum geht, in einem künftigen Rechtsstreit seine Stellung zu verbessern, was seinem Begehren entgegenstehen würde (Ehmann, a.a.O., Rdn. 746; Hager, a.a.O., Rdn. C 277; Palandt/Thomas, a.a.O.; Rixecker, a.a.O. Rdn. 186), dafür ist nichts vorgebracht und konkret auch nichts ersichtlich.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Allerdings ist anerkannt, dass dem Widerrufsverlangen wegen Zeitablaufs das Rechtsschutzbedürfnis fehlen bzw. durch bloßen Zeitablauf der zu widerrufenden Behauptung die verletzende Wirkung genommen werden kann (BGHZ 128, 1 S. 9; OLG München AfP 1974, 119; OLG Hamburg AfP 1971, 105; Hager, a.a.O. Rdn. 279; Ehmann, a.a.O., Rdn. 750). Unter diesem hilfsweise herangezogenen Gesichtspunkt hat das Landgericht die Klage nach Auffassung des Senats zu Recht abgewiesen. Die angebliche Äußerung des Beklagten fiel am 23.10.2000, am 08.11.2001 hat der Kläger seine Widerrufsklage eingereicht, d.h. über ein Jahr nach dem Vorfall. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Kläger die angeblich aufgestellte unrichtige Behauptung widerspruchslos hingenommen, jedenfalls ist Gegenteiliges weder erstinstanzlich noch im Senatstermin, in dem dieser Gesichtspunkt erörtert worden ist, behauptet worden. Hinzu kommt, dass die beanstandete Äußerung nicht etwa in der Öffentlichkeit, sondern - wenn überhaupt - nur in Anwesenheit eines begrenzten Kreises von Mitarbeitern gefallen ist, was es besonders nahe legt, schnellstmöglich auf eine Richtigstellung bzw. einen Widerruf zu drängen. Dies war hier umso mehr angezeigt, als es um eine mündliche Äußerung ging, deren Beurteilung als unrichtig und damit den Kläger verletzend nach Darstellung des Beklagten entscheidend von dem Kontext abhängt, in dem sie gefallen sein soll. Mit längerem Zuwarten und damit notwendigerweise verbundener Erschwerung der Aufklärbarkeit läuft bei einer solchen Konstellation der angebliche Verletzte Gefahr, die Möglichkeit zur Führung des Entlastungsbeweises zu verlieren, während der Verletzte in der Lage ist, sich rechtzeitig hierauf einzustellen und sich ggf. verlässlicher Zeugen zu versichern. Soweit der Kläger darauf abstellt, dass der BGH in der zitierten Entscheidung selbst einen Zeitablauf von mehr als zwei Jahren nicht hat ausreichen lassen, einer unwahren Behauptung die verletzende Wirkung zu nehmen, so lag die Besonderheit in dem zu entscheidenden Fall darin, dass es zum einen um eine Veröffentlichung unwahrer Behauptungen in einer auflagenstarken Zeitschrift ging, und zum anderen dieser Zeitablauf ganz überwiegend auf die Dauer des gerichtlichen Verfahrens zurückzuführen war. Die Prozessdauer hat aber insoweit grundsätzlich außer Betracht zu bleiben, es sei denn, dass sie auf das Verhalten des Verletzten zurückzuführen ist (vgl. Ehmann, a.a.O. Rdn. 750; Hager, a.a.O. Rdn. C 279; Wenzel, a.a.O. Rdn. 13.45). Vom Fortbestehen einer Beeinträchtigung ist trotz eines größeren Zeitablaufs in der Regel auch dann auszugehen, wenn eine unwahre Darstellung eine weite Verbreitung gefunden hat, speziell wenn die Öffentlichkeit an der Darstellung stark interessiert gewesen ist (Wenzel, a.a.O.). An diesen Besonderheiten fehlt es vorliegend unstreitig. Der hier in Rede stehende Zeitablauf ist nicht prozessbedingt, und dass die angebliche Äußerung des Beklagten über den Zuhörerkreis vom 23.10.2000 hinaus eine Verbreitung gefunden hat, wird nicht behauptet. Unter diesen Umständen ist dem Kläger ein rechtsschutzwürdiges Bedürfnis für den begehrten Widerruf nicht mehr zuzubilligen, vielmehr davon auszugehen, dass der behaupteten Äußerung, die der Kläger mehr als ein Jahr widerspruchslos hingenommen hat, eine fortbestehende Beeinträchtigung nicht mehr beizumessen ist. Eine andere Be-urteilung rechtfertigt sich auch nicht allein damit, dass er die Rückkehr auf seine Position als Chefarzt anstrebt und der Widerrufsanspruch nicht etwa verjährt ist. Was die Wiederherstellung seines Ansehens in der Belegschaft seiner Abteilung angeht, so erscheint der geforderte Widerruf in Anbetracht des Zeitablaufs vorliegend nicht mehr als das geeignete Mittel, geschweige denn als erforderlich, und die Dauer der Verjährungsfrist schließt im Einzelfall nicht aus, dass infolge Zeitablaufs sowie weiterer Umstände ein Anspruch, selbst wenn er seine Grundlage im Persönlichkeitsrecht hat, bereits zu einem früheren Zeitpunkt nicht mehr durchsetzbar ist.
</td></tr></table></td></tr></table>
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3 Ws 48/03
| 2003-04-03T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:39
| 2019-02-12T12:16:52
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die sofortige Beschwerde der Staatsanwaltschaft wird der Beschluss des Landgerichts B. vom 30. Januar 2003 aufgehoben und die Sache zu neuer Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens an das Landgericht B. zurückverwiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
In der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft B. vom 24.05.2002 wird dem Angeschuldigten zur Last gelegt, er habe als Geschäftsführer der Fa. R. für diese handelnd mit Vereinbarung vom 24.05.1996 unter Missbrauch seiner Vertretungsmacht Patente und Patentanmeldungen der Firma unentgeltlich auf seine Ehefrau übertragen und sich damit der Untreue nach § 266 Abs. 1 1. Alt. StGB schuldig gemacht. Mit dem angefochtenen Beschluss hat das Landgericht B. die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt, weil hinsichtlich des Anklagevorwurfs Verfolgungsverjährung eingetreten sei. Hiergegen wendet sich die Staatsanwaltschaft B. mit ihrer fristgerecht eingelegten sofortigen Beschwerde.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Das zulässige Rechtsmittel (§ 210 Abs.2 StPO) hat in der Sache - vorläufigen - Erfolg. Die Verfolgung der dem Angeklagten in der Anklageschrift vom 24.05.2002 angelastete Tat ist nicht verjährt, da die Verjährungsfrist des § 78 Abs. 3 Nr. 4 StGB entgegen der Auffassung des Landgerichts durch die Verfügung der Staatsanwaltschaft B. vom 21.05.2001 nach § 78 c Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StGB wirksam unterbrochen worden ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
In rechtlicher Hinsicht geht die Strafkammer allerdings zutreffend davon aus, dass lediglich die unbedingte Anordnung der ersten Vernehmung des Beschuldigten gem. § 78 c Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StGB die Verjährung unterbricht, während ein bloßer allgemeiner Ermittlungsauftrag an die Polizei selbst dann keine verjährungsunterbrechende Wirkung entfaltet, wenn im Rahmen der zur Aufklärung des Sachverhalts durchzuführenden Ermittlungen auch die Vernehmung des Beschuldigten erfolgen soll (vgl. BGH NStZ 1985, 545; StV 1997, 634 [Ls]; HansOLG Hamburg MDR 1978, 689; NJW 1978, 434; BayObLG NStZ-RR 1996, 46; LG Hamburg NStZ-RR 1997, 265; Tröndle/Fischer StGB 51. Aufl. § 78 c Rdnr. 10; Jähnke in LK-StGB 11. Aufl. § 78 c Rdnr. 22). Die Auslegung der Verfügung der Staatsanwaltschaft B. vom 21.05.2001, für welche neben Wortlaut und Gestaltung der Verfügung ergänzend auch der bis dahin angefallene Akteninhalt heranzuziehen ist (vgl. BGH NJW 2000, 2829; NStZ 2000, 427, 428; Jähnke a.a.O. Rdnr. 12), ergibt indes, dass die Staatsanwaltschaft die Kriminalpolizei R. unter anderem mit der Durchführung einer ersten verantwortlichen Vernehmung des Beschuldigten im Sinne des § 78 c Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StGB beauftragt hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Mit der Verfügung vom 21.05.2001 leitete die Staatsanwaltschaft gegen den in der Strafanzeige der Firma H. vom 18.05.2001 bestimmt bezeichneten Angeschuldigten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue und des Bankrotts ein. Der Gegenstand des Verfahrens war in tatsächlicher Hinsicht - einschließlich des unter Nr. 2 der Verfügung wiedergegebenen Tatzeitpunkts- durch die Strafanzeige und die beigefügten Unterlagen so weitgehend konkretisiert, dass eine erste Vernehmung des Angeschuldigten sachgerecht möglich war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Nr. 4 der Verfügung vom 21.05.2001 ordnete die Übersendung der Akten an die Kriminalpolizei R. „mit der Bitte um Durchführung der Ermittlungen“ an und führte eingeleitet durch die Formulierung „insbesondere“ drei unterschiedliche Ermittlungsmaßnahmen auf, darunter -neben der unter a) und b) genannten Beiziehung und Auswertung von Konkursakten sowie der Vernehmung verschiedener Zeugen- unter Gliederungspunkt c) die Vernehmung des Beschuldigten. Ein in zeitlicher oder sachlicher Hinsicht gewolltes Stufenverhältnis zwischen den verschiedenen verfügungstechnisch aneinandergereihten Ermittlungsmaßnahmen besteht nach dem Wortlaut der Verfügung nicht. Insbesondere lässt sich der Verfügung nicht entnehmen, dass die Durchführung der Beschuldigtenvernehmung nach den Intentionen der Staatsanwaltschaft vom Ergebnis der weiteren, ansonsten angeordneten Ermittlungen abhängig sein sollte. Allein der Umstand, dass die Anordnung verschiedener Ermittlungsmaßnahmen in ein und derselben Verfügung zusammengefasst wurden, rechtfertigt eine solche Auslegung nicht. Die Annahme des Landgerichts, die Staatsanwaltschaft habe die Beschuldigtenvernehmung nur in Abhängigkeit von weiteren polizeilichen Ermittlungen verfügt und die Entscheidung über ihre Durchführung aus der Hand gegeben, entbehrt daher einer tatsächlichen Grundlage.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Entscheidend für eine Wertung als unbedingte Anordnung einer ersten Beschuldigtenvernehmung spricht der Umstand, dass die auf die Unterbrechung der Verjährung abzielende Absicht der Staatsanwaltschaft in der Verfügung vom 21.05.2001  objektiv erkennbar Ausdruck gefunden hat. So wird unter Nr. 2 der Verfügung ausdrücklich die Tatzeit 24.05.1996 angegeben, wobei die Mitteilung der Tatzeit, die zur rechtlichen Einordnung des Tatvorwurfs in die Verfügung aufgenommene Paragraphenbezeichnung „266“ und die Weisung „Vernehmung des Beschuldigten“ jeweils schreibtechnisch durch Fettdruck aus dem Kontext der Verfügung herausgehoben werden. Diese Hervorhebung lässt zumal vor dem Hintergrund der mehrfachen deutlichen Hinweise in der Strafanzeige vom 18.05.2001 auf den am 24.05.2001 drohenden Verjährungseintritt zweifelsfrei erkennen, dass es der Staatsanwaltschaft bei der Abfassung der Verfügung vom 21.05.2001 maßgeblich auch darum ging, den Lauf der Verjährungsfrist zu unterbrechen. Dem in der Verfügung vom 21.05.2001 selbst nach außen erkennbar zum Ausdruck gebrachten Willen zur Verjährungsunterbrechung kommt bei der Bestimmung des der Verfügung beizumessenden objektiven Sinngehalts entscheidende Bedeutung zu. Er rechtfertigt es, der unter Nr. 4. c der Verfügung vom 21.05.2001 getroffenen Weisung der Staatsanwaltschaft im Wege der Auslegung die unbedingte Anordnung einer ersten Beschuldigtenvernehmung im Sinne des § 78 c Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StGB zu entnehmen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Dass die Vernehmung des Angeschuldigten nicht zeitnah nach der Anordnung vom 21.05.2001, sondern nach umfangreichen kriminalpolizeilichen Ermittlungen erst am 09.04.2002 durchgeführt wurde, ist für die durch die Anordnung als solche bewirkte Verjährungsunterbrechung ohne Belang (vgl. BGH NStZ 1985, 545, 546; Stree/Sternberg-Lieben in Schönke-Schröder StGB 26. Aufl. § 78 c Rdnr. 6; Tröndle/Fischer a.a.O.; Jähnke a.a.O. Rdnr. 10). Für die Unterbrechungswirkung kann aus Gründen der Rechtssicherheit nur die Unterbrechungshandlung nach § 78 c Abs. 1 StGB selbst, nicht aber der weitere Verlauf des Verfahrens maßgeblich sein. Aus diesem Grund spielt es entgegen der Auffassung der Verteidigung für die Beurteilung der Verjährungsfrage auch keine Rolle, dass die Staatsanwaltschaft im weiteren Verlauf des Ermittlungsverfahrens nicht auf eine Durchführung der Beschuldigtenvernehmung insistierte.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Da der Lauf der fünfjährigen Verjährungsfrist des § 78 Abs. 3 Nr. 4 StGB durch die noch am selben Tag in den Geschäftsgang gelangte Verfügung vom 21.05.2001 rechtzeitig nach § 78 c Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, Abs. 2 StGB unterbrochen wurde, ist die Verfolgung der dem Angeschuldigten in der Anklage vom 24.05.2002 angelasteten Tat nicht verjährt. Der angefochtene Beschluss des Landgerichts B. kann daher keinen Bestand haben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Da die Ablehnung der Eröffnung des Hauptverfahrens ausschließlich auf die unzutreffende Annahme eines Prozesshindernisses gestützt worden ist, es mithin bislang an einer sich mit dem hinreichenden Tatverdacht befassenden Sachentscheidung der Strafkammer fehlt, sieht sich der Senat gehindert, selbst über die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden (vgl. Tolksdorf KK-StPO 4. Aufl. § 210 Rdnr. 8; Pfeiffer StPO 4. Aufl. § 210 Rdnr. 4; Paeffgen SK-StPO § 210 Rdnr. 12; vgl. auch BGHSt 43, 122, 124 f; a.A. Rieß in Löwe-Rosenberg StPO 25. Aufl. § 210 Rdnr. 20). Die Sache wird daher zur neuerlichen Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens an das Landgericht B. zurückverwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
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133,815
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8 WF 103/02
| 2003-04-03T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:39
| 2019-02-12T12:16:52
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>Die Beschwerde des Bezirksrevisors gegen den Beschluss der Richterin des Amtsgerichts Nürtingen vom 28.10.2002 wird</p>
<p>zurückgewiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Im zugrunde liegenden Ehescheidungsverfahren ist dem in Berlin wohnhaften Antragsteller durch Beschluss des Amtsgerichts Nürtingen vom 15.05.2001 Prozesskostenhilfe (PKH) bewilligt und sein Berliner Rechtsanwalt "zu den Bedingungen eines am Sitz des Prozessgerichts ansässigen Rechtsanwalts" beigeordnet worden. Nachdem der Antragsteller im Wege der Rechtshilfe bei Beisein des beigeordneten Anwalts in Berlin persönlich angehört worden war, hat dieser den Verhandlungstermin vor dem Amtsgericht Nürtingen am 01.08.2002 für den Antragsteller wahrgenommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Im Vergütungsfestsetzungsverfahren gem. §§ 121 ff. BRAGO hat der Bevollmächtigte des Antragstellers u.a. Reisekosten für die Wahrnehmung des Verhandlungstermins in Höhe von 194,09 EUR nebst Abwesenheitspauschale von 56,24 EUR zuzüglich Mehrwertsteuer, insgesamt 290,10 EUR, geltend gemacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Festsetzung dieser Reisekosten hat der Kostenbeamte des Amtsgerichts in seiner - im übrigen stattgebenden - Festsetzungsentscheidung vom 02.09.2002 abgelehnt unter Hinweis darauf, dass Fahrtkosten von der Bewilligung der Prozesskostenhilfe nicht erfasst seien, weil sie bei Beiordnung eines Nürtinger Rechtsanwalts nicht angefallen wären.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Auf die Erinnerung des Bevollmächtigten des Antragstellers hat die Richterin des Amtsgerichts mit Beschluss vom 28.10.2002 dem Festsetzungsantrag auch bezüglich der Reisekosten stattgegeben und zur Begründung ausgeführt, die angefallenen Reisekosten müssten als notwendig anerkannt werden, denn bei Beiordnung eines Nürtinger Rechtsanwalts wäre dem Antragsteller zusätzlich auch ein Berliner Rechtsanwalt als Verkehrsanwalt beizuordnen gewesen, was höhere Kosten verursacht hätte als tatsächlich entstanden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Gegen diesen Beschluss richtet sich die Beschwerde des Bezirksrevisors vom 11.11.2002, der weiterhin der Auffassung ist, dass angesichts der eingeschränkten Beiordnung des Berliner Bevollmächtigten Anwaltsreisekosten aus der Staatskasse nicht vergütet werden können.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Beschwerde des Bezirksrevisors ist zulässig (§ 128 Abs. 4 BRAGO), hat aber in der Sache im Ergebnis keinen Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
1. Die Erstattung von Anwaltsreisekosten bei Beiordnung eines Rechtsanwalts im Wege der Prozesskostenhilfe ist einerseits durch § 121 Abs. 3 ZPO und andererseits durch § 126 Abs. 1 BRAGO geregelt. Obwohl die Zielsetzung beider Bestimmungen dieselbe ist, stimmen sie keineswegs überein; die Tragweite und auch das Verhältnis dieser beiden Bestimmungen zueinander werden in der obergerichtlichen Rechtsprechung unterschiedlich beurteilt. Durch den Wegfall der Postulationsbeschränkungen bei den Landgerichten (und nunmehr auch bei den Oberlandesgerichten) hat sich an der einschlägigen gesetzlichen Regelung nur die Platzierung geändert: durch Verlagerung der früher in § 121 Abs. 2 S. 2 ZPO enthaltenen Bestimmung in einen eigenen Abs. 3 ist klargestellt worden, dass sie nicht nur für den Parteiprozess (Abs. 2), sondern auch für den Anwaltsprozess (Abs. 1) gilt; zugleich hat aber diese früher vor allem auf die Familiengerichte beschränkte Problematik an praktischer Bedeutung deutlich zugenommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
a) Einerseits wird vertreten, die aus § 121 Abs. 3 ZPO entnommene Beschränkung "zu den Bedingungen eines örtlichen Anwalts" gelte kraft Gesetzes, auch wenn sie nicht ausdrücklich angeordnet ist, mit der Folge, dass Anwaltsreisekosten grundsätzlich nicht vergütungsfähig sind (zB OLG Brandenburg FamRZ 2000,1385 = RPfl 2000,279 = JurBüro 2000,481; OLG Celle MDR 2000,1038 = JurBüro 2000,480 = FamRZ 2000,1387; OLG Naumburg FamRZ 1999, 1683; OLGRep 2002,310; OLG Nürnberg MDR 2001,831 = JurBüro 2001,431 = FamRZ 2002,106). Dem steht die Ansicht nahe, dass ein Antrag eines auswärtigen Anwalts regelmäßig den (konkludenten) Verzicht auf die Anwaltsreisekosten zum Ausdruck bringe (OLG Stuttgart (15. ZS) OLGRep 1999,122; OLG München MDR 2000,1455; OLG Frankfurt OLGRep 2002,326). Andere verwerfen die Annahme eines derartigen Verzichts (zB OLG Bremen NJWRR 2001,1229; OLG Koblenz MDR 2002,175 = JurBüro 2002,84) und halten die Anwaltsreisekosten regelmäßig für vergütungsfähig, wenn eine ausdrückliche Beschränkung der Bewilligung auf die Bedingungen eines örtlichen Anwalts fehlt (zB OLG München MDR 2002,543 = RPfl 2002,159 = FamRZ 2002,1505; OLG Oldenburg OLGRep 2000,145; OLG Rostock FamRZ 2002,510; OLG Schleswig OLGRep 2002,55 = RPfl 2002,85); andere bejahen die Vergütungsfähigkeit - trotz ausdrücklicher Beschränkung - bis zur Höhe der Kosten eines Verkehrsanwalts (zB OLG Zweibrücken FamRZ 2002,107 = NJWRR 2002,500).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
b) Der Senat hat im Vergütungsfestsetzungsverfahren in Übereinstimmung mit der wohl überwiegenden Meinung in ständiger Rechtsprechung die Auffassung vertreten, dass dem vor dem Amtsgericht (Familiengericht) postulationsfähigen, dort aber nicht residierenden Rechtsanwalt nach § 126 Abs. 1 S. 2 BRAGO keine Reisekosten zu vergüten sind (Die Justiz 1981,86 = RPfl 1981,205; Die Justiz 1983,79). Auch dann, wenn bei Beiordnung eines Anwalts am Sitz des Prozessgerichts für die auswärtige Partei aus der Staatskasse zu vergütende Reisekosten angefallen wären, hat der Senat an dieser Ansicht festgehalten; eine Verrechnung ersparter (fiktiver) Parteireisekosten mit tatsächlich angefallenen Anwaltsreisekosten scheidet aus, weil das Rechtsverhältnis zwischen bedürftiger Partei und Staatskasse selbständig neben dem Rechtsverhältnis des beigeordneten Anwalts zur Staatskasse steht (Die Justiz 1987,152 = RPfl 1987,264 = JurBüro 1987,1376; ebenso zB OLG Hamm JurBüro 1981,1220; OLG München MDR 1998,439 = RPfl 1998,294; MDR 2000, 1455, 1456; Gerold/Schmidt/v.Eicken, BRAGO 15. Aufl., Rn 22; Hansens, BRAGO 8. Aufl., Rn 13 - je zu § 126 mwNw; abweichend Riedel/Sußbauer/Schneider, BRAGO 8. Aufl., § 126 Rn 14). Sind der bedürftigen Partei tatsächlich keine Kosten für eine an sich notwendige Reise entstanden, können ihr diese weder erstattet noch statt dessen dem beigeordneten Anwalt gutgebracht werden. Auch eine Abtretung solcher Ansprüche von der Partei an den beigeordneten Anwalt kann daran nichts ändern (unveröff. Senatsbeschluss 8 WF 96/01 v. 25.9.2001).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
c) Nach ihrem systematischen Zusammenhang ist § 121 Abs. 3 ZPO eine für das PKH-Bewilligungsverfahren maßgebende Norm, während § 126 BRAGO (nur) für das Vergütungsfestsetzungsverfahren einschlägig ist. Es ist Sache des beiordnenden Prozessrichters, ob er einer auswärtigen Partei (nur) einen Anwalt am Sitz des Prozessgerichts oder auch einen weiteren Anwalt, insbesondere einen Verkehrsanwalt, (§ 121 Abs. 4 ZPO) zubilligt oder ob er einen auswärtigen Anwalt mit der (auf dem Formular ZP 1 vorgedruckten) Beschränkung "zu den Bedingungen eines örtlichen Anwalts" oder ohne diese Beschränkung beiordnen will. Dabei ist es Aufgabe des Prozessrichters, wie er unter Abschätzung der Kostenfolgen eine effektive Rechtswahrnehmung der bedürftigen Partei sicherstellt. Ist der auswärtige Anwalt (oder die Partei) mit einem derartigen Ausschluss der Reisekosten nicht einverstanden, ist es geboten, durch einen Änderungs- oder Ergänzungsantrag oder durch Beschwerde nach § 127 Abs. 2 ZPO eine Erweiterung der Beiordnung zu erlangen zu versuchen. Für das Vergütungsfestsetzungsverfahren ist die Bewilligungsentscheidung nach gefestigter Senatsrechtsprechung und wohl überwiegender Meinung bindend (§ 122 Abs. 1 BRAGO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Danach sind Anwaltsreisekosten eines auswärtigen Anwalts einer auswärtigen Partei grundsätzlich nur dann vergütungsfähig, wenn eine Beschränkung auf die "Bedingungen eines örtlichen Anwalts" im Beiordnungsbeschluss nicht ausgesprochen bzw. die entsprechende Passage auf dem Bewilligungsformular gestrichen oder abgeändert ist (in diesem Sinne auch die unveröff. Senatsbeschlüsse 8 W 633/2000 v. 6.8.2002; 8 WF 96/01 v. 25.9.2001 und 8 WF 38/02 v. 26.7.2002).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
2. Die ausdrückliche Beschränkung auf die Kosten eines ortsansässigen Anwalts steht jedoch der Erstattung von Anwaltsreisekosten ausnahmsweise dann nicht entgegen, wenn der beigeordnete auswärtige Anwalt einen weiteren Termin vor einem auswärtigen Gericht wahrzunehmen hatte, etwa am Wohnort der auswärtigen Partei oder am Ort seiner Kanzlei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Wird die Beiordnung eines örtlichen Anwalts für die Vergütung unterstellt, so muss daraus die weitere Unterstellung gefolgert werden, dass der örtliche Anwalt zu dem weiteren Termin vor dem auswärtigen Gericht hätte reisen müssen und dürfen. Entschließt sich das Gericht, die (zwingende § 613 ZPO) Anhörung der auswärtigen Partei im Wege der Rechtshilfe durch das auswärtige Gericht durchzuführen, entspricht es sachgemäßer Wahrnehmung der Interessen dieser Partei, wenn der ihr beigeordnete Anwalt diesem weiteren Termin beiwohnt. Eine Reise des Nürtinger Anwalts nach Berlin wäre "erforderlich" geworden (§ 126 Abs. 1 S. 1 BRAGO; vgl. Gerold/Schmidt/v.Eicken, BRAGO 15. Aufl., § 126 Rn 15,16). Da die Kosten der Reise eines Nürtinger Anwalts zu einem Gerichtstermin in Berlin etwa den Reisekosten eines Berliner Anwalts zum Termin nach Nürtingen entsprechen, sind auch keine "weiteren Kosten" im Sinne von Mehrkosten (§ 121 Abs. 3 ZPO) entstanden. Nachdem der Beschwerdeführer dem Termin zur persönlichen Anhörung des Antragstellers beim Amtsgericht Berlin-Schöneberg beigewohnt hat, sind die Kosten einer Anwaltsreise zwischen Berlin und Nürtingen vergütungsfähig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Diese Rechtsfolge steht im Einklang mit der Regelung des § 126 Abs. 1 S. 2 BRAGO: der im 1. Halbsatz enthaltene, dem Grundsatz des § 121 Abs. 3 ZPO entsprechende Ausschluss von Anwaltsreisekosten wird zugunsten des auswärtigen Anwalts wieder aufgehoben und zur Regel des Satzes 1 zurückgekehrt, wonach erforderliche Reisekosten vergütungsfähig sind. Die vom Bezirksrevisor in Bezug genommenen Entscheidungen (OLG Stuttgart (15. ZS) OLGRep 1999,122; OLG München FamRZ 2001,511) stehen nicht entgegen (vgl. auch OLG München FamRZ 2002,1505).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Ob sich die Vergütung der Reisekosten des Beschwerdeführers im vorliegenden Fall auch mit der - von der Amtsrichterin in ihrer Erinnerungsentscheidung herangezogenen - Erwägung rechtfertigen lässt, bei Beiordnung eines Nürtinger Anwalts hätte dem in Berlin wohnhaften Antragsteller dort zusätzlich ein Verkehrsanwalt beigeordnet werden müssen (§ 121 Abs. 4 ZPO), was höhere zusätzliche Kosten als die angefallenen Reisekosten verursacht hätte, bedarf hier keiner Entscheidung. Im Ansatz handelt es sich um eine Erwägung, die für das Bewilligungsverfahren und nicht für das Festsetzungsverfahren einschlägig ist; eine Erweiterung der PKH-Bewilligung ist jedoch nicht Gegenstand des Festsetzungsverfahrens. Obwohl § 121 Abs. 3 ZPO und § 126 Abs. 1 BRAGO das übereinstimmende Ziel haben, vermeidbare Mehrkosten auszuschließen, aber die Vergütung der Kosten, die zur "sachgerechten Wahrnehmung der Interessen" der bedürftigen Partei "erforderlich" sind, zu gewährleisten, muss die Entscheidung über die Erforderlichkeit eines Verkehrsanwalts in der Hand des Prozessrichters bleiben und kann grundsätzlich nicht durch den Kostenbeamten im Vergütungsfestsetzungsverfahren nachgeholt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
3. Eine Zulassung der Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof ist gesetzlich nicht vorgesehen (vgl. Hartmann, KostenG 32. Aufl., Rn 53 zu § 128 BRAGO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Gem. § 128 Abs. 5 BRAGO ergeht die vorliegende Entscheidung gerichtsgebührenfrei und erfolgt keine Erstattung außergerichtlicher Kosten.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,808
|
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"id": 146,
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|
16 UF 4/03
| 2003-04-02T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:37
| 2019-02-12T12:16:51
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Rechtsstreit ist gemäß § 240 ZPO unterbrochen, soweit Unterhaltsansprüche bis zum 08.01.2002 Gegenstand des Rechtsstreits sind.</p>
<p>2. Der Klägerin wird - soweit das Verfahren nicht unterbrochen ist - Prozesskostenhilfe ohne Ratenzahlung unter Beiordnung von RA S., M., bewilligt.</p>
<p>3. Der Prozesskostenhilfeantrag des Beklagten wird - soweit das Verfahren nicht unterbrochen ist - zurückgewiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Parteien haben am 03.03.1995 die Ehe geschlossen. Sie leben seit Ende September 2000 getrennt. Das ehegemeinsame Kind D., geb. am ... 1993, wird von der Mutter betreut und versorgt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Klägerin ist nicht erwerbstätig. Sie bezieht für sich und das Kind seit 20.11.2000 Sozialhilfe. Der auf den Sozialhilfeträger übergegangene Unterhaltsanspruch wurde am 22.11.2000 rückübertragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Beklagte hat bis zu einer betriebsbedingten Kündigung zum 31.03.2001 bei der Spedition D. DM 3.396 netto monatlich verdient. Anlässlich der Kündigung erhielt er eine Abfindung in Höhe von DM 9.700. Seit April 2001 bezieht er Arbeitslosengeld, zuletzt Arbeitslosenhilfe in Höhe von 177,38 EUR wöchentlich (...). Die Parteien haben Schulden in Höhe von ca. 33.000 EUR (...). Streitig ist, ob und in welcher Höhe der Beklagte diese Schulden während der Trennungszeit tatsächlich zurückführt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Klägerin macht Kindes- und Ehegattenunterhalt geltend. Sie trug vor dem Amtsgericht vor, der Beklagte sei zumindest teilweise als leistungsfähig zu beurteilen. Die Abfindung sei für die Zeit ab April 2001 zur Aufstockung des Arbeitslosengeldes bis zu ca. DM 3.075 netto monatlich zu verwenden. Im übrigen habe sich der Beklagte nicht hinreichend um Arbeit bemüht, weshalb dieses Einkommen auf fiktiver Basis fortzuschreiben sei. Sie erkennt Abzüge in Höhe von 934,30 DM an (vgl. ...: DM 17,20 Haftpflicht und Unfallversicherungsprämie, DM 24,10 Lebensversicherungsprämie, DM 710 Kreditrate ...Bank, DM 183 Kreditrate ... Bank). Weitere Abzugspositionen kämen nicht in Betracht, da der Beklagte Nachweise über die tatsächliche Kredittilgung nicht erbracht habe. Die Sollstände seien nicht belegt. Seit 01.04.2001 lebe sie zwar mit ihrem Lebensgefährten zusammen; dieser sei jedoch arbeitslos und beziehe Arbeitslosenhilfe. Ihre Wohnkosten trage das Sozialamt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Klägerin hat beim Amtsgericht beantragt (...):
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
1. Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin für die Zeit von Dezember 2000 bis einschließlich März 2001 einen Unterhaltsrückstand in Höhe von EUR 1.652,50 nebst 9,5 % Zinsen hieraus seit Rechtshängigkeit zu bezahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
2. Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin mit Wirkung ab April 2001 einen monatlichen, monatlich im Voraus zahlbaren Unterhalt
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
a) auf Ehegattenunterhalt
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
bis einschließlich Juni 2001 in Höhe von monatlich EUR 265, ab 01.07.2001 bis 31.12.2001 in Höhe von monatlich EUR 248 sowie ab 01.01.2002 fortlaufend in Höhe von monatlich EUR 247 zu bezahlen;
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
b) auf Kindesunterhalt für das ehegemeinsame Kind Dennis, geboren am 07.07.1993 bis einschließlich Juni 2001 in Höhe von monatlich EUR 148, ab 01.07.2001 bis 31.12.2001 in Höhe von monatlich EUR 130 sowie ab 01.01.2002 fortlaufend in Höhe von monatlich EUR 131 zu bezahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Beklagte hat Klagabweisung beantragt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Der Beklagte hat vorgetragen, die Klägerin selbst habe mittlerweile ein eigenes Erwerbseinkommen; sie sei im Haushalt als Haushilfe tätig. Der Lebensgefährte der Klägerin arbeite ebenfalls. Er selbst beziehe nur Arbeitslosengeld. Er habe sich umfassend um Arbeit beworben; ihm sei es nicht gelungen, eine neue Arbeitsstelle zu finden. Auf seine schriftlichen Bewerbungen habe er Absagen erhalten. Die Abfindung in Höhe von DM 9.700 habe er zur Tilgung von Schulden (DM 2.000 auf einen ehegemeinsamen Kredit beim ..., DM 5.000 auf einen Kredit vom Vater des Beklagten aus dem Jahr 1996 in Höhe von insgesamt DM 14.000) verwendet. Er bezahle monatlich diverse Verbindlichkeiten: DM 160 zugunsten ... Bank, DM 50 an den ... (Rest DM 1.000 per November 2001) und DM 150 an ... für eine Eckbank und eine Waschmaschine (Restsoll DM 600 bis DM 700).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Das Amtsgericht hat der Klage mit Urteil vom 29.11.2002 weitgehend stattgegeben. Zur Begründung hat es im Wesentlichen ausgeführt, es folge der Sachverhaltsdarstellung und Unterhaltsberechnung der Klägerin. Der Beklagte habe sich nicht ausreichend um die Wiedererlangung eines Arbeitsplatzes bemüht. Die behaupteten Bewerbungen und vorgelegte Absagen seien angesichts der Arbeitslosigkeit seit April 2001 unzureichend. Der Beklagte habe nicht hinreichend dargetan, dass ihm der Arbeitsmarkt für eine gleichwertige Stelle mit etwa gleich hohem Einkommen wie beim bisherigen Arbeitgeber verschlossen sei, weshalb ein Nettoeinkommen in Höhe von DM 3.075 monatlich zunächst bei Umlegung der Abfindung und anschließend auf fiktiver Basis fortzuschreiben sei. Weitere als von der Klägerin selbst vorgenommene Abzüge können nicht anerkannt werden, da der Beklagte Nachweise über regelmäßige Tilgungsleistungen nicht erbracht habe. Die Verwendung der Abfindung zur Schuldentilgung könne angesichts der Höhe der Einzelbeträge, insbesondere gegenüber seinem Vater, angesichts des Vorranges der gesetzlichen Unterhaltspflicht gegenüber Frau und Kind unterhaltsrechtlich nicht anerkannt werden. Die zu Gunsten der Unterhaltsvorschusskasse vom Arbeitsamt abgezweigten Beträge gem. den Bescheiden vom 07.05.2001 und 20.07.2001 seien dagegen als Teilleistungen in Abzug zu bringen. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Urteilsgründe Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Gegen das ihm am 06.12.2002 (...) zugestellte Urteil hat der Beklagte mit Schriftsatz vom 07.01.2003 - eingegangen beim OLG am gleichen Tage - Berufung eingelegt, die er mit Schriftsatz vom 08.01.2003 (...) - eingegangen am 10.01.2003 - begründet hat und für die er Prozesskostenhilfe beantragt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Er trägt vor, er sei nicht leistungsfähig. Es sei ihm nicht gelungen, eine neue Arbeitsstelle zu finden. Außerdem sei er überschuldet. Am 08.11.2002 sei das Insolvenzverfahren über sein Vermögen eröffnet worden (...). Damit sei das Verfahren zumindest für die Rückstände unterbrochen. Er beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Unter Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 29.11.2002, Az. 5E F 109/01 wird die Klage abgewiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Klägerin beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
kostenpflichtige Zurückweisung der Berufung
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
und ebenfalls Prozesskostenhilfe. Sie trägt vor, der Beklagte habe nicht ausreichend dargelegt, dass er seiner gesteigerten Erwerbsobliegenheit nachgekommen sei; er habe sich nicht ausreichend beworben. Die fehlende Zahlungsfähigkeit ändere nichts an der Begründetheit der erhobenen Unterhaltsansprüche.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Der Klägerin ist gemäß § 119 S. 2 ZPO Prozesskostenhilfe zu bewilligen, ohne dass es auf die Erfolgsaussicht ihres Prozessvortrages ankäme, da sie vor dem Amtsgericht obsiegt hat. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Bewilligung der Prozesskostenhilfe liegen vor.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Dem Beklagten war, soweit der Rechtsstreit nicht unterbrochen ist, Prozesskostenhilfe zu versagen, denn seine Berufung ist ohne Aussicht auf Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
1. Nach dem Wortlaut des § 240 ZPO wird ein anhängiger Rechtsstreit unterbrochen, wenn über das Vermögen einer Partei das Insolvenzverfahren eröffnet wird. Dabei ist bei Unterhaltsansprüchen zu berücksichtigen, dass diese fortlaufend entstehen (BGHZ 82, 246, 251). Deshalb sind nur die vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 08.11.2001 entstandenen und fällig gewordenen Ansprüche Konkursforderungen. Der Unterhalt für die Zeit nach Eröffnung des Verfahrens kann nicht im Insolvenzverfahren geltend gemacht werden. Daher ist das Verfahren, soweit es die Ansprüche der Klägerin für den Zeitraum bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens betrifft, gemäß § 240 ZPO unterbrochen. Insoweit ist ein Parteiwechsel eingetreten, denn statt des Beklagten ist nunmehr insoweit der Treuhänder Partei des Rechtsstreites (§ 80 InsO). Ob dem Amtsgericht dies bei der Abfassung der Entscheidung bekannt war, ist unerheblich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Die Unterbrechung des Verfahrens steht der Zulässigkeit einer Berufung durch den Beklagten nicht entgegen; insoweit ist auch der Beklagte selbst prozessführungsbefugt und berechtigt, Berufung einzulegen, um die Unterbrechung des Rechtsstreits durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens geltend machen zu können (BGH WM 1984, 1170 für die Revision).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
2. Betreffend die Unterhaltsansprüche für die Zeit nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist der Rechtsstreit fortzuführen, denn insoweit ist keine Unterbrechung des Verfahrens nach § 240 ZPO eingetreten (ebenso OLG Koblenz, FamRZ 2002, 31 und 2003, 109; a.A. Zöller/Greger, ZPO-Kommentar, 23. Aufl., § 240 Rdnr. 8 und MK-Feiber, ZPO, 2. Aufl., § 240 Rdnr. 18 unter Hinweis auf BGH NJW 1966, 51). Bei einem Unterhaltsanspruch handelt es sich zwar um einen im Stammrecht einheitlichen, aber einen in die jeweiligen Rentenbeträge teilbaren Anspruch, so dass es nicht gerechtfertigt ist, die Fortsetzung des Rechtsstreites für nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens entstehende und diesem nicht unterworfenen Unterhaltsansprüche (s.u.) nur deshalb auszuschließen, weil sie zusammen mit vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens entstandenen Unterhaltsansprüchen zusammentreffen. Insoweit schließt sich der Senat der Ansicht des OLG Koblenz an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
3. Gemäß § 35 InsO umfasst die Insolvenzmasse nicht nur das gesamte pfändbare Vermögen, über das der Schuldner zum Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung verfügt, sondern auch das Vermögen, welches er nach der Verfahrenseröffnung erwirbt, letzteres gemäß § 36 Abs. 1 InsO jedoch nur insoweit, als es der Zwangsvollstreckung unterliegt. Laufendes Einkommen des Beklagten ist daher nur insoweit Insolvenzmasse, als es den Pfändungsfreibetrag des § 850 c Abs. 1 ZPO übersteigt (ebenso OLG Koblenz FamRZ 2002, 31). Bei einem Einkommen in der Form der Arbeitslosenhilfe in Höhe von 177,38 EUR wöchentlich und einer Unterhaltspflicht für zwei Personen liegt das tatsächliche Einkommen des Beklagten damit unter der Pfändungsfreigrenze des § 850 c ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der Beklagte muss sich jedoch unterhaltsrechtlich - wie das Amtsgericht zutreffend ausgeführt hat - jedenfalls in der Zeit nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens, d.h. nach dem 08.11.2002 - so behandeln lassen, als habe er ein - fiktives - Einkommen in Höhe von 3.075 DM, d.h. annähernd so viel wie vor der Arbeitslosigkeit. Insoweit kann auf die Ausführungen des amtsgerichtlichen Urteils zur Erwerbsobliegenheit verwiesen werden. Der Beklagte hat sich nicht in ausreichendem Masse um einen neuen Arbeitsplatz bemüht. Die Berufung zeigt nicht auf, weshalb das amtsgerichtliche Urteil in diesem Punkte falsch sein soll, sondern trägt nur fünf weitere erfolglose Bewerbungen - davon eine aus dem Jahre 1997 - vor. Damit sind 11 erfolgslose Bewerbungen im Zeitraum vom April 2001 bis November 2002 dargelegt. Dies ist insgesamt zur Erfüllung der dem Beklagten obliegenden Erwerbsobliegenheit nicht ausreichend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
4. Ebenfalls ist unstreitig, dass der Beklagte erheblich verschuldet ist. Das Amtsgericht hat diese Schulden weitgehend nicht zu Gunsten des Beklagten berücksichtigt, weil er nicht dargelegt hat, ob und in welcher Höhe er diese tatsächlich tilgt. Erstmals mit der Berufung werden diese Schulden übersichtlich dargestellt. Insoweit ist der Sach- und Streitstand jedoch durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens überholt. Wie bereits ausgeführt unterliegt das nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens vom Beklagten erzielte Erwerbseinkommen dem Insolvenzverfahren nur insoweit, wie es unter Beachtung der Pfändungsfreigrenze des § 850 c Abs. 1 ZPO pfändbar ist. Bei einem anzunehmenden Nettoeinkommen in Höhe von 3.075 DM = 1.572,22 EUR und zwei unterhaltsberechtigten Personen sind damit 38 EUR pfändbar und unterfallen der Insolvenzmasse. Damit verfügt der Beklagte über ein "insolvenzfreies" Einkommen in Höhe von 1.572 - 38 = 1.534 EUR. Die Frage, in welcher Höhe der Beklagte die Schulden tatsächlich bedient, stellt sich nicht mehr, da diese Schulden dem Insolvenzverfahren unterliegen und damit für die Unterhaltsberechnung nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens irrelevant sind..
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Bei einem unterstellten Nettoeinkommen in Höhe von 1.572,22 EUR abzüglich berufsbedingter Aufwendungen in Höhe von 5 % = 78,61 EUR ergibt sich ein bereinigtes Nettoeinkommen in Höhe von 1.493,61 EUR. Der Beklagte schuldet damit nach der vom Senat in ständiger Rechtsprechung angewandten Düsseldorfer Tabelle - ebenso seit 01. Januar 2002 Nr. 13 SüdL - Einkommensstufe 3 (Höherstufung um eine Stufe wegen Unterhaltspflicht nur für ein Kind) Kindesunterhalt für Dennis in Höhe von 260 EUR. Damit ergibt errechnet sich ein für die Berechnung des Ehegattenunterhaltes maßgebliches Einkommen in Höhe von 1.493,61 - 260 = 1.233,61 EUR. Daraus folgt ein Anspruch auf Ehegattenunterhalt in Höhe von 1.233,61/2 = 616,81 EUR. Der Erwerbstätigenbonus bleibt dabei unberücksichtigt, da, wie sich aus dem folgenden ergibt, ein Mangelfall vorliegt (vgl. BGH FamRZ 92, 539; s.u.). Die Summe der Unterhaltsansprüche beträgt damit 876,81 EUR. Unter Berücksichtigung des notwendigen Selbstbehaltes für einen Erwerbstätigen in Höhe von 840 EUR stehen vom Einkommen des Beklagten jedoch nur 1.493,61 - 840 = 653,61 EUR für Unterhaltszwecke zur Verfügung. Die Unterhaltsansprüche sind deshalb um die Quote 653,61/876,81 = 74,54 % zu kürzen. Damit ergibt sich ein Anspruch auf Ehegattenunterhalt in Höhe von 460 EUR und ein Anspruch auf Kindesunterhalt in Höhe von 194 EUR. Diese Be-träge liegen über den vom Amtsgericht zugesprochenen Beträgen, so dass die Berufung insoweit ohne Aussicht auf Erfolg ist. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens führt unterhaltsrechtlich damit zu einer Besserstellung der Unterhaltsberechtigten.
</td></tr></table>
<table><tr><td>IV.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Soweit Unterhaltsforderungen vor dem 08.11.2002 Gegenstand des Rechtsstreites sind, steht einer weiteren Förderung des Verfahrens bis zu dessen Wiederaufnahme gegenwärtig § 240 ZPO entgegen. Für die Zeit nach dem 08.11.2002 ist eine Fortsetzung des Rechtsstreites möglich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Eine Kostenentscheidung ist im Prozesskostenhilfeverfahren nicht veranlasst.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,809
|
olgkarl-2003-04-02-21-w-8502
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
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"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
21 W 85/02
| 2003-04-02T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:37
| 2019-02-12T12:16:52
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die sofortige Beschwerde des Klägers wird der Kostenfestsetzungsbeschluss des Landgerichts Mannheim vom 26.09.2002 dahingehend abgeändert, dass die aufgrund des Urteils des Oberlandesgerichts Karlsruhe vom 18.04.2002 vom Beklagten an den Kläger zu erstattenden Kosten EUR 2.897,89 nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 21.06.2002 betragen.</p>
<p>2. Der Beklagte trägt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p>
<p>3. Der Gegenstandswert des Beschwerdeverfahren wird auf EUR 52,26 festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der in M. wohnhafte Kläger hat vor dem dortigen Landgericht ein Urteil auf Schadensersatz erstritten. Die vom Beklagten beim Oberlandesgericht Karlsruhe eingelegte Berufung blieb erfolglos. Der Kläger ließ sich in beiden Instanzen von einem beim Oberlandesgericht Karlsruhe zugelassenen und in M. residierenden Anwalt vertreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Zur Festsetzung der Kosten zweiter Instanz hat der Kläger u.a. als Auslagen seines Anwalts gemäß § 28 BRAGO für die Wahrnehmung eines Verhandlungstermins beim Oberlandesgericht EUR 37,33 Fahrtkosten für 140 km Kfz-Benutzung sowie EUR 15,34 Tage- und Abwesenheitsgeld geltend gemacht. Das Landgericht hat die Festsetzung dieser Kosten mit Beschluss vom 26.09.2002 versagt und ausgeführt, der Kläger hätte einen in Karlsruhe ansässigen Anwalt beauftragen und schriftlich informieren können. Hiergegen wendet sich der Kläger mit der Beschwerde, welcher das Landgericht mit Beschluss vom 06.11.2002 nicht abgeholfen hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die zulässige sofortige Beschwerde gegen den Kostenfestsetzungsbeschluss ist begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Erstattungsfähigkeit der geltend gemachten Reisekosten richtet sich nach § 91 Abs. 1 S. 1 ZPO. Zwar sind gemäß Abs. 2 S. 2 der Vorschrift Mehrkosten nicht zu erstatten, die dadurch entstehen, dass ein beim Prozessgericht zugelassener Anwalt seinen Wohnsitz oder seine Kanzlei nicht an dem Ort hat, an dem sich das Prozessgericht befindet. Erspart die Partei jedoch durch die Beauftragung eines an ihrem Wohnort ansässigen Rechtsanwalts die Kosten einer sonst notwendigen und gemäß § 91 Abs. 1 S. 2 ZPO zu erstattenden Informationsreise, so sind die Reisekosten des Anwalts bis zur Höhe der ersparten Aufwendungen gleichwohl erstattungsfähig (Zöller-Herget, ZPO, 23. A., § 91 RNr. 13 Stichwort Reisekosten; Musielak-Wolst ZPO, 3. A., § 91 RN 18; OLG Koblenz, JurBüro 2000, 85; OLG Nürnberg, MDR 99, 1091f).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Dies ist hier der Fall. Hätte der Kläger mit der Vertretung vor dem Berufungsgericht einen in Karlsruhe ansässigen Anwalt beauftragt, so hätte er ihn in einem persönlichen Gespräch informieren und verlangen können, die damit verbundenen Kosten vom Gegner erstattet zu bekommen. Nur in besonderen Ausnahmefällen, wenn bei Beauftragung bereits feststeht, dass ein eingehendes Mandantengespräch für die Prozessführung nicht erforderlich sein wird, entspricht dies nicht mehr einer zweckentsprechenden Rechtsverfolgung einer kostenbewussten Partei. Dies ist für die Vertretung in der ersten Instanz allgemeine Meinung (BGH B. v. 16.10.2002, VIII ZB 30/02, S. 13; OLG KA JurBüro 2001, 201f; Zöller Herget a.a.O.) und muss auch für die Vertretung im Berufungsverfahren gelten. Eine Partei befindet sich in keiner wesentlich anderen Situation, wenn sie bereits in der ersten Instanz von einem Rechtsanwalt vertreten war, den sie jetzt deshalb wechselt, weil sie dessen Reisekosten nicht vom Gegner ersetzt verlangen könnte. Der nunmehr beauftragte Rechtsanwalt verfügt zwar über die Handakten des in erster Instanz Tätigen. Die Partei wird aber auch ihn in einem persönlichen Gespräch informieren und die prozessualen Möglichkeiten erörtern wollen. Deshalb wird man ihr den Ersatz von Reisekosten für eine Informationsreise nur ausnahmsweise versagen können, beispielsweise in überschaubar gelagerten Fällen, in denen sie eine eigene Rechtsabteilung unterhält, die die Sache bearbeitet oder eine streitige Durchführung des Berufungsverfahrens nicht zu erwarten ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Ein solcher Ausnahmefall liegt hier nicht vor. Bereits in der Berufungsbegründung wird die Echtheit einer Urkunde in Frage gestellt, im weiteren Verfahren trägt der Beklagte angebliche Mängel der gelieferten Adressdatei vor. Beides gibt Anlass, mit dem Rechtsanwalt die tatsächlichen Umstände ausführlich zu erörtern, damit er sachgerecht vortragen kann.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Klägervertreter hat seine Reisekosten gemäß §§ 28 Abs. 2 und 3, 134 BRAGO in der bis zum 31.12.2001 gültigen Fassung errechnet, der Beklagte ist in der Höhe der ersparten fiktiven Reisekosten des Klägers zum Ersatz verpflichtet. Diese berechnen sich gemäß § 91 Abs. 1. S. 2 ZPO nach den Regelungen des ZSEG für Zeugen. Der Kläger macht geltend, seine Fahrtstrecke hätte 10 km mehr als die vom Rechtsanwalt benötigte betragen und eine Informationsreise zu einem Karlsruher Anwalt hätte mindestens drei Stunden gedauert. Für die Berechnung der fiktiven Reisekosten legt der Senat die Sätze des ZSEG in der ab dem 1.1.2002 geltenden Fassung zugrunde, da die Berufungsbegründung des Beklagten am 20.12.2001 vom Oberlandesgericht an den Klägervertreter versandt wurde und eine Besprechung in Karlsruhe vermutlich erst im Januar stattgefunden hätte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Fahrtkosten betragen gemäß § 9 Abs. 3 Nr. 2 ZSEG für 150 km EUR 31,50 (150 x 0,21 EUR). Für den fiktiven Zeitaufwand von 3 Stunden geht der Senat von einem Betrag von mindestens EUR 21,06 aus. Bei der fiktiven Entschädigung für Zeitversäumnis sind die Regelungen des § 2 ZSEG heranzuziehen. Insbesondere bei fiktiven Reisekosten kann die Ermittlung eines möglichen Verdienstausfalls als Grundlage der Entschädigung für "Zeitversäumnis" nur in einer wertenden Betrachtung ermittelt werden. In der Rechtsprechung ist anerkannt, dass der Zeitaufwand eines Mitarbeiters einer juristischen Person arbeitsproduktive Nachteile zur Folge hat und bei der im Kostenrecht gebotenen wirtschaftlichen Betrachtungsweise deshalb auch ohne den Nachweis einer konkreten Einbuße die Entschädigung mit dem Höchstsatz (OLG Stuttgart, JurBüro 2001, 484) bzw. mit einem dem Höchstsatz des § 2 Abs. II ZSEG nahekommenden Betrag (OLG Karlsruhe AnwBl. 1998, 284f: jedenfalls 20,- DM je Stunde bei einem Höchstsatz von DM 25,-) zu bemessen ist. Der Kläger ist selbständig in der Musikbranche beratend tätig und erwirtschaftet einen Umsatz von ca. EUR 40.000,- jährlich. Der Senat hält es für angemessen, die Entschädigung für Zeitversäumnis zumindest mit dem Mittelwert der in § 2 Abs. 2 ZSEG für den Verdienstausfall angegebenen Spanne (EUR 7,50) zu bemessen, ohne dass es weiterer Darlegungen bedürfte. Eine solche vereinfachte Berechnungsweise, die auf den gewöhnlichen Lauf der Dinge abstellt, wird beispielweise bei der abstrakten Schadensberechnung im Anschluss an § 252 Satz 2 BGB angewandt. Bei Gewerbetreibenden kann sie im dargestellten Sinn auch dann bei der Kostenfestsetzung angewandt werden, wenn sie kein vollkaufmännisches Handelsgewerbe betreiben.
</td></tr></table>
<table><tr><td>IV.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Kostenentscheidung ergibt sich aus § 91 Abs. 1 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,810
|
olgstut-2003-04-02-3-ausl-1132001-3-a
|
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|
3 Ausl 113/2001; 3 Ausl 113/01
| 2003-04-02T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:37
| 2019-02-12T12:16:52
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Der Antrag der Staatsanwaltschaft, die Haft zur Durchführung der Auslieferung anzuordnen, wird zurückgewiesen.</p>
<p>Der Verfolgte ist zur Überstellung an die französischen Behörden am Grenzübergang Kehl vorzuführen.</p>
<p>Er darf aufgrund dieser Anordnung nicht länger festgehalten werden als bis zum Ende des Tages, der dem Beginn der Vorführung folgt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>I. Gegen den am 08. Oktober 2001 auf Ersuchen der französischen Behörden festgenommenen und am 25. Oktober 2001 in vorläufige Auslieferungshaft genommenen Verfolgten erging am 16. November 2001 Auslieferungshaftbefehl, der am 25. Februar 2002 unter Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt wurde. Am 18. September 2002 erklärte der Senat die Auslieferung des Verfolgten an die Französische Republik zur dortigen Strafvollstreckung (teilweise) für zulässig. Das Justizministerium ... hat sie insoweit mit Schreiben an die Botschaft der Französischen Republik in Berlin vom 02. Dezember 2002 ... bewilligt. Am 29. Januar 2003 hob der Senat den Auslieferungshaftbefehl als nunmehr wegen Zeitablaufs unverhältnismäßig auf. Mit Schreiben ebenfalls vom 29. Januar 2003, beim Oberlandesgericht eingegangen am 31. Januar 2003, beantragte die Generalstaatsanwaltschaft, den Auslieferungshaftbefehl vom 16. November 2001 zum Zwecke der nunmehr anstehenden Durchführung der Auslieferung in Vollzug zu setzen. </td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>II. Da der Haftbefehl, den wieder in Vollzug zu setzen die Staatsanwaltschaft begehrt, bereits aufgehoben ist, ist der Antrag vom 29. Januar 2003 umzudeuten in einen solchen auf Anordnung der Haft zur Durchführung der Auslieferung (§ 34 IRG). Der Antrag ist zurückzuweisen; als den Verfolgten schonendere, gleichwohl für die Durchführung der Auslieferung zureichende Maßnahme ordnet der Senat die Vorführung des Verfolgten zum Zwecke seiner Überstellung an die französischen Behörden an.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>1. Ein Vorführungsbefehl zum Zwecke der Durchführung der Auslieferung wird durch § 34 IRG nicht ausgeschlossen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>a) Zur Durchführung der Auslieferung eines auf freiem Fuß befindlichen Verfolgten eröffnete der bis 30. Juni 1983 geltende § 30 des Deutschen Auslieferungsgesetzes (DAG) die Möglichkeit sowohl eines Auslieferungshaftbefehls als auch eines Vorführungsbefehls. Allein daraus, dass die § 30 DAG ablösende Bestimmung des § 34 IRG dem Wortlaut nach nur die Anordnung der Haft regelt, kann indes nicht gefolgert werden, dass die Vorführung als weniger schwer wiegende Maßnahme (BGHSt 23, 380, 387) nunmehr ausgeschlossen sein soll (Schomburg/Lagodny, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 3. Aufl., § 34 IRG Rn 9; a. A. Wilkitzki in Grützner/Pötz, Internationaler Rechtshilfeverkehr in Strafsachen, § 34 IRG Rn 30). So gehen auch die Gesetzesmaterialien zum IRG ohne weiteres von der Zulässigkeit eines Vorführungsbefehls aus (Wilkitzki aaO mwN).    </td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>b) Eine Vorführung zum Zwecke der Übergabe an den ersuchenden Staat ist (entgegen Wilkitzki aaO Rn 31) auch nicht deshalb unsinnig, weil die mit dem Vollzug des Vorführungsbefehls verbundene Freiheitsentziehung dieselbe wäre wie beim Vollzug eines Haftbefehls. Vielmehr bleibt ersteres die mildere Maßnahme. Nach §§ 77 IRG in Verbindung mit 135 Satz 2 StPO, der für alle Formen der Vorführung gilt (vgl. Meyer-Goßner, StPO, 46. Aufl., § 135 Rn 1; § 230 Rn 20), erlaubt ein Vorführungsbefehl - der Senat hat dies in der Beschlussformel klargestellt - nur eine kurzfristige, in klarer Weise befristete Ingewahrsamnahme. Wird demgegenüber die Haft angeordnet, so besteht keine Möglichkeit, die Dauer ihrer Vollziehung von vornherein auf einen angemessen erscheinenden Zeitraum zu begrenzen. Es bleibt lediglich eine Aufhebung oder Außervollzugsetzung der Anordnung im Wege der Haftkontrolle (§§ 34 Abs. 3 in Verbindung mit 24, 25 IRG), wenn die Fortdauer der Haft nach den Umständen unverhältnismäßig erscheint. Dass allein die Haftkontrolle eine Beschränkung des Freiheitsentzugs auf das zur Übergabe unumgängliche Maß - schon der notwendigen Ermittlungen zum Verfahrensfortgang wegen - nicht in jedem Falle gewährleisten kann, versteht sich von selbst.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>2. Die Vorführung des Verfolgten ist zur Durchführung seiner Auslieferung erforderlich, aber auch ausreichend. Zwar wird nicht zu erwarten sein, dass er sich den französischen Behörden aus freien Stücken zum Strafantritt stellt. Andererseits ergeben sich aber auch keine Anhaltspunkte dafür, er werde durch aktives Handeln seine Auslieferung vereiteln. Der ihm erteilten Meldeauflage ist der Verfolgte bis zur Aufhebung des Haftbefehls nachgekommen, auch hat er bei der Polizeibehörde seinen Wohnsitzwechsel angezeigt. Bei entsprechender Vorbereitung von Ingewahrsamnahme, Transport und Überstellung erscheint es ohne weiteres möglich, den Verfolgten innerhalb der Frist des § 135 Satz 2 StPO von seinem Wohnort in ... zum Grenzübergang Kehl zu verbringen und dort den französischen Behörden zu übergeben. Seine vorherige Einlieferung in eine Justizvollzugsanstalt, wie die Generalstaatsanwaltschaft sie in Aussicht genommen hat, erscheint entbehrlich.   </td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>III. Über Einwendungen gegen den Vorführungsbefehl, der wegen Gefährdung seines Erfolgs ohne vorherige Anhörung ergeht, entscheidet das Oberlandesgericht (§§ 34 Abs. 2, 23 IRG).</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,811
|
arbg-heilbronn-2003-04-02-7-bv-1902
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"id": 118,
"name": "Arbeitsgericht Heilbronn",
"slug": "arbg-heilbronn",
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"state": 3,
"jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": null
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|
7 BV 19/02
| 2003-04-02T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:38
| 2019-01-17T11:53:46
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<blockquote>
<blockquote>
<p>1. Der AG. wird aufgegeben, die Einstellung der Leiharbeitnehmer ..., ..., .., ... sowie der Arbeitnehmer ... und ... und der Arbeitnehmer ... und ... in der Abteilung Endmontage Kostenstelle 071412 aufzuheben.</p>
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>2. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen die Verpflichtung aus Ziffer 1 wird der AG., bezogen auf jeden Tag der Zuwiderhandlung und jeden Arbeitnehmer, ein Zwangsgeld bis zu 250,00 EUR angedroht.</p>
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>3. Es wird festgestellt, dass die am 24.02.2003 erfolgte vorläufige Beschäftigung der Leiharbeitnehmer ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ... und ... in der Abteilung Endmontage (Kostenstelle 71412) in ... aus sachlichen Gründen dringend erforderlich gewesen ist.</p>
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>4. Es wird festgestellt, dass die am 03.03.2003 erfolgte vorläufige Beschäftigung der Leiharbeitnehmer ..., ..., ... und ... in der Abteilung Ersatzteilmontage (Kostenstelle 71407) in ... dringend erforderlich gewesen ist.</p>
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>5. Im übrigen werden die Anträge zurückgewiesen.</p>
</blockquote>
</blockquote>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Die Parteien streiten darüber, ob der Betriebsrat die Zustimmung zur Einstellung von Leiharbeitnehmern deshalb verweigern kann, weil eine Betriebsvereinbarung einen Wiedereinstellungsanspruch früherer Arbeitnehmer vorsieht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Arbeitgeberin betreibt ein Unternehmen zur Entwicklung und Herstellung von Fluggastsitzen und unterliegt starken Auftragsschwankungen. Im Rahmen ihrer jährlichen Budgetplanungen legt sie die Zahl der im folgenden Jahr voraussichtlich benötigten Planstellen fest. Ergibt sich später ein über die Anzahl dieser unbefristeten Arbeitsverhältnisse hinausgehender Personalbedarf, so entscheidet die Geschäftsführung im Einzelfall, ob der zusätzliche Bedarf durch weitere Planstellen, befristet eingestellte Mitarbeiter oder Leiharbeitnehmer gedeckt wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Arbeitgeberin beschäftigte in den Jahren 1998 bis 2001 im gewerblichen Bereich zwischen 40 und 109 Leiharbeitnehmer. Nach massiven Auftrags- und Umsatzeinbrüchen Ende 2001 setzte die Arbeitgeberin sämtliche Leiharbeitnehmer frei, verlängerte 33 befristete Arbeitsverhältnisse nicht und kündigte 169 unbefristete Arbeitsverhältnisse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:18pt"><tr><td>
<rd nr="4"/>
Zu Gunsten letztgenannter 169 Arbeitnehmer schloß die Arbeitgeberin mit dem bei ihr gebildeten Betriebsrat am 7.12.2001 eine Betriebsvereinbarung, die unter Ziffer I § 4 vorsieht:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td>
<rd nr="5"/>
"Mitarbeiter, die infolge der in diesem Interessenausgleich geregelten Betriebsänderung entlassen werden, haben bis zum 30.4.04 einen persönlichen Anspruch auf Wiedereinstellung gegenüber dem Unternehmen, sofern Arbeitsplätze neu oder wieder zu besetzen sind und diese Arbeitsplätze der Qualifikation der Mitarbeiter entsprechen. (...) In Streitfällen entscheidet das Unternehmen im Einvernehmen mit dem Betriebsrat."
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="6"/>
Im Oktober 2002 beantragte die Arbeitgeberin vergeblich die Zustimmung des Betriebsrats zur Einstellung von acht Leiharbeitnehmern in der Endmontage für die Zeit von 11/02 bis 02/03. Daraufhin teilte die Arbeitgeberin dem Betriebsrat mit, sie werde die Leiharbeitnehmer vorläufig einstellen, da dies aus sachlichen Gründen dringend erforderlich sei. Der Betriebsrat beantragte daraufhin beim Arbeitsgericht, der Arbeitgeberin aufzugeben, die Einstellung der 8 Leiharbeitnehmer aufzuheben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="7"/>
Mit Schreiben vom 14.2.2003 teilte die Arbeitgeberin dem Betriebsrat mit, daß vom 24.2.2003 bis 30.6.2003 insgesamt 32 Leiharbeitnehmer in der Endmontage und vier Leiharbeitnehmer in der Ersatzteilmontage benötigt würden, und bat um Zustimmung zu den geplanten Einstellungen. Unter den 32 Leiharbeitnehmern für die Endmontage befinden sich auch die zunächst bis Februar 2003 eingestellten acht Leiharbeitnehmer.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="8"/>
Mit Schreiben vom 20.2.2003 lehnte der Betriebsrat die Zustimmung zur Einstellung der Leiharbeitnehmer ab. Er berief sich darauf, daß die Anlernphase ungefähr dem Einsatzzeitraum entspreche, so daß die Leiharbeitnehmer keine spürbare Entlastung brächten. Darüber hinaus seien vorrangig die im Jahr 2001 entlassenen Mitarbeiter einzustellen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="9"/>
Mit Schreiben vom 21.2.2003 erklärte die Arbeitgeberin dem Betriebsrat, sie werde die Einstellung der 32 Leiharbeitnehmer in der Endmontage vorläufig durchführen, da dies dringend erforderlich sei. Aufgrund einer unzureichenden Materialversorgung seien insgesamt sechs Schichten verpufft. Ohne Zusatzschichten, die nur mit zusätzlichen Arbeitskräften durchführbar seien, könnten vereinbarte On-dock-Termine nicht eingehalten werden bzw. seien zusätzliche Luftfrachten mit Kosten in Höhe von ca. 57.000 EUR erforderlich. Mit Schreiben vom 25.2.2003 erwiderte der Betriebsrat, seine Zustimmungsverweigerung habe weiterhin Bestand. Sachliche Gründe lägen nicht vor, weil mit täglicher Mehrarbeit und Samstagsschichten der Ausfall binnen einer Woche aufgeholt werden könne. Am 28.2.2003 beantragte die Arbeitgeberin vor dem Arbeitsgericht, die Zustimmung zur Beschäftigung von 32 Leiharbeitnehmern in der Endmontage zu ersetzen und festzustellen, daß die vorläufige Beschäftigung der 32 Leiharbeitnehmer dringend erforderlich sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="10"/>
Hinsichtlich der 4 Leiharbeitnehmer in der Ersatzteilmontage teilte die Arbeitgeberin dem Betriebsrat mit Schreiben vom 26.2.2003 mit, wegen eines erheblichen Lieferrückstandes in Höhe von ca. 500.000 EUR und einem Auftragsbestand bis Juni 2003 von ca. 25 % über Budget werde sie die vorgesehene personelle Maßnahme vorläufig durchführen. Mit Schreiben vom 3.3.2003 blieb der Betriebsrat bei seiner Zustimmungsverweigerung und bestritt die sachlichen Gründe, weil die Lieferrückstände mit Mehrarbeit abzubauen seien. Am 28.2.2003 beantragte die Arbeitgebern vor dem Arbeitsgericht, die Zustimmung des Betriebsrats zur Beschäftigung der vier Leiharbeitnehmer zu ersetzen. Am 6.3.2003 beantragte sie ferner festzustellen, daß die vorläufige Beschäftigung der 4 Leiharbeitnehmer dringend erforderlich sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Arbeitgeberin ist der Ansicht,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="12"/>
der auf der Betriebsvereinbarung basierende Wiedereinstellungsanspruch gelte nur für (unbefristete) Planstellen. Dies ergebe sich daraus, daß der Interessenausgleich nur Arbeitnehmer auf unbefristeten Stellen betreffe. Auch sei während der Verhandlungen über den Abschluß der Betriebsvereinbarung weder diskutiert noch gewollt gewesen, daß Leiharbeitnehmer nicht mehr eingestellt werden könnten. Einer solchen Vereinbarung hätte die Arbeitgeberin nie zugestimmt. Darüber hinaus würde die Ansicht des Betriebsrates dazu führen, daß wegen §§ 16, 14 II 2 TzBfG regelmäßig keine befristeten Arbeitsverhältnisse mehr abgeschlossen werden könnten. Eine solche Einschränkung der unternehmerischen Freiheit sei nicht Gegenstand der Verhandlungen gewesen. Der Wiedereinstellungsanspruch werde auch nicht unterlaufen, da im gewerblichen Bereich 35 Planstellen neu bzw. wieder besetzt worden seien. Im übrigen würden weniger Leiharbeitnehmer als in den Vorjahren beschäftigt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Berufung des Betriebsrates auf die erforderliche Einarbeitungszeit sei irrelevant und auch falsch, da die Leiharbeitnehmer teilweise ehemalige Mitarbeiter seien und im übrigen unqualifizierte Leiharbeitnehmer abgelehnt werden könnten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Arbeitgeberin hat zuletzt beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="15"/>
1. Die vom Betriebsrat verweigerte Zustimmung zur Beschäftigung der Leiharbeiter ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ..., ... und ... in der Abteilung Endmontage (Kostenstelle 71412) des Betriebes in ... in der Zeit vom 24.0.2003 bis 30.06.2003 wird ersetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:10pt"><tr><td>
<rd nr="16"/>
Es wird festgestellt, dass die am 24.02.2003 erfolgte vorläufige Beschäftigung der vorgenannten 32 Leiharbeitnehmer aus sachlichen Gründen dringend erforderlich gewesen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="17"/>
2. Die vom Betriebsrat verweigerte Zustimmung zur Beschäftigung der Leiharbeiter ..., ..., ... und ... in der Abteilung Ersatzteilmontage (Kostenstelle 71407) des Betriebes der Antragstellerin in ... in der Zeit vom 17.02.2003 bis 30.06.2003 wird ersetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:10pt"><tr><td>
<rd nr="18"/>
Es wird festgestellt, dass die am 03.03.2003 erfolgte vorläufige Beschäftigung der vorgenannten 4 Leiharbeitnehmer aus sachlichen Gründen dringend erforderlich gewesen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="19"/>
Der Betriebsrat hat zuletzt beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="20"/>
die Anträge abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="21"/>
Er hat ferner beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="22"/>
1. Der Arbeitgeberin wird aufgegeben, die Einstellung der Leiharbeiter ..., ..., ..., ... sowie der Arbeitnehmer ..., ... und ... und ... in der Abteilung Endmontage Kostenstelle 071412 aufzuheben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="23"/>
2. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen die Verpflichtung aus Antrag Ziffer 1 wird der Arbeitgeberin, bezogen auf jeden Tag der Zuwiderhandlung und jeden Arbeitnehmer, ein Ordnungsgeld bis zu 250,00 EUR angedroht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="24"/>
Er hat vorgetragen,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="25"/>
er sei nicht umfassend über einen Personalbedarf informiert worden. Leiharbeitnehmer, die nicht bereits bei der Arbeitgeberin gearbeitet hätten, müssten eingearbeitet werden; dies führe zu zusätzlichen Belastungen des Stammpersonals. Die Einstellungen verstießen gegen die Betriebsvereinbarung vom 7.12.2001.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="26"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die zwischen den Beteiligten gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen, die Gegenstand der mündlichen Verhandlung waren, sowie die Sitzungsprotokolle verwiesen.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:20pt"><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="27"/>
1. Die Zustimmungsersetzungsanträge sind zulässig, aber unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="28"/>
a) Die Anträge sind zulässig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="29"/>
aa) Insbesondere sind sie gemäß § 253 II Nr. 2 ZPO analog hinreichend bestimmt. Aus den Anträgen ergibt sich hinreichend genau, welche jeweiligen Leiharbeitnehmer für welche Stellen und welche Zeit eingestellt werden sollen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="30"/>
bb) Der Zulässigkeit des auf die Zustimmungsersetzung zur Einstellung von vier Leiharbeitnehmern in der Ersatzteilmontage gerichteten Antrags der Arbeitgeberin vom 28.2.2003 steht nicht entgegen, daß er bereits vor dem Schreiben des Betriebsrat vom 3.3.2003 gestellt worden ist. Denn bereits mit Schreiben vom 20.2.2003 hatte der Betriebsrat seine Zustimmung zu der geplanten Einstellung verweigert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="31"/>
b) Der Antrag auf Zustimmungsersetzung ist unbegründet. Dem Betriebsrat hat zu Recht von seinem Zustimmungsverweigerungsrecht nach § 99 II Nr. 1 BetrVG Gebrauch gemacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="32"/>
aa) Gemäß § 14 III 1 AÜG ist vor der Übernahme eines Leiharbeitnehmers zur Arbeitsleistung der Betriebsrat des Entleiherbetriebs nach § 99 BetrVG zu beteiligen (BAG, Beschluß v. 12.11.2002 -- 1 ABR 1/02, Beschluß v. 15.4.1986 -- 1 ABR 44/84). Unstreitig sind vorliegend Einstellungen im Sinn des § 99 I 1 BetrVG beabsichtigt. Die Leiharbeitnehmer sollen in den Betrieb eingegliedert werden. Sie sollen gemeinsam mit den im Betrieb schon Beschäftigten eine Tätigkeit verrichten, die ihrer Art nach weisungsgebunden ist, der Verwirklichung des arbeitstechnischen Zwecks des Betriebs dient und daher vom Arbeitgeber organisiert werden muß und dem Weisungsrecht der Arbeitgeberin unterliegt (dazu BAG, Beschluß v. 11.9.2001 -- 1 ABR 14/01).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="33"/>
bb) Die Arbeitgeberin hat den Betriebsrat ordnungsgemäß unterrichtet. Gemäß § 99 I 1 BetrVG hat der Arbeitgeber den Betriebsrat vor jeder Einstellung zu unterrichten, ihm die erforderlichen Bewerbungsunterlagen vorzulegen und Auskunft über die Person der Beteiligten zu geben. Die Informationspflicht des Arbeitgebers nach § 99 I BetrVG gilt uneingeschränkt auch bei der Übernahme von Leiharbeitnehmern (ArbG Verden, Beschluß v. 1.8.1989 -- 2 BV 24/89; Kittner, in: Däubler/Kittner/Klebe, BetrVG, 6. Aufl. 2002, § 99 Rn. 133 m.w.N.). Die Verpflichtung des Arbeitgebers gilt aber nur, soweit er dazu auch tatsächlich in der Lage ist und ihm entsprechende Unterlagen zur Verfügung stehen (BAG, Beschluß v. 18.7.1978 -- 1 ABR 8/75; Beschluß v. 18.12.1990 -- 1 ABR 15/90). Bei der Einstellung von Leiharbeitnehmern wird sich daher die Unterrichtung des Betriebsrats im Regelfall auf die Anzahl der Arbeitnehmer, deren Qualifikation, den Einstellungstermin, die vorgesehenen Arbeitsplätze und auf die Auswirkungen der Maßnahme auf die Stammbelegschaft beschränken dürfen (LAG Köln, Beschluß v. 12.6.1987 -- 4 TaBV 10/87; Fitting u.a., BetrVG, 21. Aufl. 2002, § 99 Rn. 53, 153; Däubler/Kittner/Klebe, BetrVG, 6. Aufl. 1998, § 99 Rn. 133).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="34"/>
Diesen Anforderungen genügt die Unterrichtung des Betriebsrats durch die Schreiben der Arbeitgeberin vom 14.2.2003. Aus den Schreiben gehen die Natur der geplanten Maßnahme, die Anzahl der Leiharbeitnehmer, Qualifikation, geplanter Einstellungstermin, Einsatzdauer, die zu besetzenden Stellen und Auswirkungen der Maßnahme auf die Stammbelegschaft hervor. Die Namen der Leiharbeitnehmer konnten nicht mitgeteilt werden, da sie zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt waren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="35"/>
cc) Der Zustimmungsersetzung steht nicht entgegen, daß die Stellen nicht innerbetrieblich ausgeschrieben worden sind, § 99 II Nr. 5 BetrVG. Es kann dahinstehen, ob sich die Verpflichtung zur innerbetrieblichen Ausschreibung nur auf Arbeitnehmer bezieht, deren Arbeitsverhältnis noch besteht (dazu BAG, Beschluß v. 18.12.1990 -- 1 ABR 15/90). Denn anders als bei den zunächst geplanten Einstellungen im November 2002 hat sich der Betriebsrat bei den vorliegend zu entscheidenden Maßnahmen nicht mehr auf die fehlende Ausschreibung berufen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="36"/>
dd) Die Verweigerung der Zustimmung ist aber gemäß § 99 II Nr. 1 BetrVG begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="37"/>
aaa) Nach § 99 II Nr. 1 BetrVG kann der Betriebsrat die Zustimmung unter anderem verweigern, wenn die personelle Maßnahme gegen eine Betriebsvereinbarung verstoßen würde. Voraussetzung ist, daß die Maßnahme selbst gegen eine Betriebsvereinbarung verstößt. Bei einer Beschäftigung von Leiharbeitnehmern und damit einer Einstellung i.S.d. § 99 I 1 BetrVG muß somit die Einstellung als solche untersagt sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="38"/>
Die geplanten Einstellungen der Leiharbeitnehmer sowohl in der Endmontage als auch in der Ersatzteilmontage verstoßen gegen Ziffer I § 4 der Betriebsvereinbarung vom 7.12.2001, da die Arbeitgeberin nicht zuvor geprüft hat, ob die Arbeitsplätze mit früheren Mitarbeitern besetzt werden können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="39"/>
Gemäß § 4 der Betriebsvereinbarung haben Mitarbeiter, die infolge der in der Betriebsvereinbarung geregelten Betriebsänderung entlassen worden sind, bis zum 30.4.2004 einen Anspruch auf Wiedereinstellung, wenn Arbeitsplätze neu oder wieder zu besetzen sind. Zweck der Regelung ist es, die Wiedereinstellung entlassener Arbeitnehmer zu fördern. Daher ist immer dann, wenn ein freier Arbeitsplatz besetzt werden soll, zu prüfen, ob der Platz mit einem früheren Mitarbeiter besetzt werden kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="40"/>
Die Nichteinhaltung dieser Verpflichtung ist von der Betriebsvereinbarung selbst nicht mit Rechtsnachteilen für die Arbeitgeberin bedroht. Sie stellt aber einen Verstoß im Sinne des § 99 II Nr. 1 BetrVG dar.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="41"/>
§ 99 II Nr. 1 BetrVG ist nicht auf Fälle beschränkt, in denen der Einstellung ein ausdrückliches Beschäftigungsverbot entgegensteht (BAG, Beschluß v. 14.11.1989 -- 1 ABR 88/88). Denn da solche Fälle relativ selten sind, käme dem Zustimmungsverweigerungsrecht des Betriebsrats andernfalls nur ein beschränkter Anwendungsbereich zu. Der Verstoß gegen solche Beschäftigungsverbote wird ohnehin regelmäßig sanktioniert, wie sich aus § 58 I Nr. 1-5 JArbSchG oder § 21 I Nr. 1 MuSchG ergibt. Vielmehr greift § 99 II Nr. 1 BetrVG auch dann, wenn der Arbeitgeber sich über einen in einer Betriebsvereinbarung vereinbarten Wiedereinstellungsanspruch hinwegsetzt. Denn § 99 BetrVG dient der Sicherung von Pflichten, die der Arbeitgeber gegenüber dem Betriebsrat im Interesse der Wiedereinstellung der Arbeitnehmer übernommen hat, die aufgrund einer Betriebsänderung aus dem Betrieb ausscheiden mussten, also ohne Schuld ihren Arbeitsplatz verloren haben (BAG, Beschluß v. 18.12.1990 -- 1 ABR 15/90).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="42"/>
bbb) Der Berufung des Betriebsrats auf die Betriebsvereinbarung steht auch nicht entgegen, daß der Interessenausgleich ausdrücklich von einem persönlichen Anspruch der entlassenen Arbeitnehmer spricht. Denn die Einstellung der früheren Mitarbeiter kann nicht losgelöst von dem Einstellungsverfahren gesehen werden. Danach ist gemäß § 4 der Betriebsvereinbarung der Betriebsrat bei der Entscheidung über die Wiederbesetzung zu beteiligen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="43"/>
ccc) Entgegen der Auffassung der Arbeitgeberin erfasst die Betriebsvereinbarung vom 7.12.2001 nicht nur Planstellen, sondern auch zeitlich befristete Arbeitsplätze bzw. Stellen, die mit Leiharbeitnehmern besetzt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="44"/>
Die Betriebsvereinbarung ist hinsichtlich ihres normativen Teils wie ein Tarifvertrag auszulegen (BAG, Urt. v. 27.8.1975 -- 4 AZR 454/74; Urt. v. 5.7.1984 -- 2 AZR 246/83; Fitting u.a., BetrVG, 21. Aufl. 2002, § 77 Rn. 26; GK/Kreutz, 6. Aufl. 1998, § 77 Rn. 51 ff.; Däubler/Kittner/Klebe, BetrVG, 6. Aufl. 1998, § 77 Rn. 26 m.w.N.). Auszugehen ist vom objektiven Inhalt der getroffenen Regelung. Hierbei darf gemäß § 133 BGB nicht an dem buchstäblichen Sinn des Wortlauts gehaftet werden. Vielmehr ist der wirkliche Wille, d.h. der von den Betriebsparteien verfolgte und in der Betriebsvereinbarung, wenn auch nur unvollkommen zum Ausdruck gebrachte, Zweck zu berücksichtigen (BAG, Urt. v. 5.7.1984 -- 2 AZR 246/83 m.w.N.). Eine Betriebsvereinbarung unterliegt der gerichtlichen Billigkeitskontrolle und ist so auszulegen, wie sie bei verständiger Würdigung der beiderseitigen Interessen verstanden werden kann. In Zweifelsfällen ist das soziale Ergebnis ein gewichtiger Auslegungsmaßstab (BAG, Urt. v. 5.7.1984 -- 2 AZR 246/83).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="45"/>
Bei Zugrundelegung dieser Auslegungsgrundsätze kann der Auffassung der Arbeitgeberin nicht gefolgt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="46"/>
Bereits der Wortlaut des § 4 der Vereinbarung beschränkt den Wiedereinstellungsanspruch nicht auf Planstellen, sondern bezieht sämtliche "Arbeitsplätze" ein, die "neu oder wieder zu besetzen" sind. Dies können auch befristete Stellen sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="47"/>
Auch die Systematik der Vereinbarung spricht nicht dafür, den Wiedereinstellungsanspruch auf Planstellen zu beschränken. Zwar besteht der Wiedereinstellungsanspruch nur für Arbeitnehmer, die eine Planstelle innehatten, wie sich aus § 1 der Vereinbarung ergibt. Daraus kann jedoch nicht gefolgert werden, auch der Anspruch selbst beziehe sich nur auf Planstellen. Dies würde zu einer unbegründeten Vermengung des personellen mit dem sachlichen Anwendungsbereich führen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="48"/>
Vom Sinn und Zweck der Betriebsvereinbarung her sind ebenfalls keine Anhaltspunkte dafür ersichtlich, daß den entlassenen Arbeitnehmern künftig nur unbefristete Stellen angeboten werden sollten. Ein arbeitsloser Arbeitnehmer wird in der Regel bestrebt sein, überhaupt einen Arbeitsplatz zu finden. Ob dieser unbefristet oder nur befristet ist, wird nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Wiedereinstellungsanspruch dient der Unterstützung von Arbeitnehmern, die schuldlos ihren Arbeitsplatz verloren haben. Es ist nicht erkennbar, daß diese Unterstützung nach dem Willen der Betriebspartner nur bei Planstellen und damit nur in vielleicht der Hälfte aller Einstellungen greifen sollte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="49"/>
Soweit die Arbeitgeberin vorträgt, eine Erstreckung des Wiedereinstellungsanspruchs auf befristete Stellen würde dazu führen, daß sich befristete Stellen über §§ 16, 14 II 2 TzBfG in unbefristete umwandeln würden, ist ihr nicht zu folgen. Zwar ist es richtig, daß die früheren Arbeitnehmer wegen § 14 II 2 TzBfG ohne Sachgrund nicht mehr befristet eingestellt werden können. Eine Sachgrundbefristung nach § 14 I 1 TzBfG bleibt aber möglich. Denn das Verbot von Befristungen, wenn mit demselben Arbeitnehmer bereits zuvor ein Arbeitsverhältnis bestanden hat, erstreckt sich nur auf kalendermäßige Befristungen, wie sich sowohl aus dem Wortlaut ("Befristung nach Satz 1") als auch aus Sinn und Zweck und der Entstehungsgeschichte der Norm ergibt (vgl. ErfK/Müller-Glöge, § 14 TzBfG Rn. 123; KR/Lipke, § 14 TzBfG Rn. 268 ff.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="50"/>
Der Erstreckung der Betriebsvereinbarung auf befristete und Leiharbeitnehmerstellen steht auch nicht entgegen, daß die Arbeitgeberin dadurch in der Entscheidung, Leiharbeitnehmer einzustellen, beschränkt wird. Durch den Abschluß der Betriebsvereinbarung hat sich die Arbeitgeberin freiwillig in ihrer unternehmerischen Entscheidung beschränkt. Die Beschränkung ist auch nicht unzumutbar, da sie bis zum 30.6.2004 befristet ist. Auch ist die Einstellung von Leiharbeitnehmerin nicht grundsätzlich ausgeschlossen; vielmehr bleibt sie möglich, wenn sich kein geeigneter ehemaliger Arbeitnehmer auf eine neue oder wieder zu besetzende Stelle bewirbt. Schließlich ist auch zu berücksichtigen, daß die unternehmerische Entscheidung eines Arbeitgebers, mit Leiharbeitnehmern zu arbeiten, nur bedingt geschützt ist. So sind beispielsweise Stellen, die mit Leiharbeitnehmern besetzt sind, bei betriebsbedingten Kündigungen mangels Arbeitsverhältnisses zum Entleiher als nicht besetzt anzusehen, sofern die Tätigkeiten nach dem unternehmerischen Konzept nicht dauerhaft von Subunternehmen ausgeführt werden sollen (ErfK/Ascheid, 3. Aufl. 2003, § 1 KSchG Rn. 449 m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="51"/>
2. Der Antrag des Betriebsrats, die Einstellung von acht Leiharbeitnehmern in der Endmontage aufzuheben, ist zulässig und begründet. Er ist hinreichend konkret und die Kehrseite der fehlenden Zustimmungsersetzung, § 101 S. 1 BetrVG.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="52"/>
Mit dem Antrag kann zugleich die Androhung des Zwangsgeldverfahrens verbunden werden (Däubler/Kittner/Klebe, BetrVG, 6. Aufl. 1998, § 101 Rn. 14 m.w.N.). Der Antrag des Betriebsrats, gerichtet auf Ordnungsgeld, ist im Sinne des § 101 S. 2 BetrVG gemäß § 133 BGB dahin auszulegen, daß ein Zwangsgeld und kein Ordnungsgeld angedroht werden soll.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="53"/>
3. Die Anträge nach § 100 BetrVG sind zulässig und begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="54"/>
a) Die Bezugnahme des Betriebsrates auf die von der Arbeitgeberin genannten Gründe, aus denen die vorläufige Beschäftigung der Leiharbeitnehmer dringend erforderlich sei, sowie die Formulierung, der Betriebsrat bestreite die "sachlichen Gründe", die die Wortwahl des § 100 II 2 BetrVG aufgreift, deuten darauf hin, daß der Betriebsrat die Dringlichkeit bestreiten wollte, auch wenn er dies nicht klar zum Ausdruck gebracht hat. Damit sind die Anträge der Arbeitgeberin vom 28.2.2003 und 6.3.2003 zulässig und gehen nicht ins Leere.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="55"/>
Die formellen Voraussetzungen des § 100 BetrVG sind gewahrt. Insbesondere hat die Arbeitgeberin innerhalb von drei Tagen nach dem Bestreiten des Betriebsrats beim Arbeitsgericht die Ersetzung der Zustimmung und die Feststellung beantragt, daß die Maßnahme aus sachlichen Gründen dringend erforderlich war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="56"/>
b) Die Feststellungsanträge, daß die Einstellung der Leiharbeitnehmer sowohl in der Endmontage als auch in der Ersatzteilmontage aus sachlichen Gründen dringend erforderlich ist, sind begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="57"/>
Der Feststellungsantrag des Arbeitgebers nach § 100 III 1 BetrVG ist nur dann zurückzuweisen, wenn die Maßnahme offensichtlich nicht dringend war (BAG, Beschluß v. 7.11.1977 -- 1 ABR 55/75). Das Merkmal "offensichtlich" erfordert eine grobe Verkennung der sachlich-betrieblichen Notwendigkeit der vorläufigen Durchführung der Personalmaßnahme seitens des Arbeitgebers (BAG, Beschluß v. 7.11.1977 -- 1 ABR 55/75; Däubler/Kittner/Klebe, BetrVG, 6. Aufl. 1998, § 100 Rn. 33; GK/Kraft, 6. Aufl. 1998, § 100 Rn. 9 ff.; Fitting u.a., BetrVG, 21. Aufl. 2002, § 100 Rn. 14).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="58"/>
Es ist nicht ersichtlich, daß die Arbeitgeberin im Zeitpunkt ihrer Entscheidung über die vorläufige Einstellung der Leiharbeitnehmer sowohl in der Endmontage als auch in der Ersatzteilmontage die sachlich-betrieblichen Notwendigkeiten für eine alsbaldige Einstellung in grober, ohne weiteres ersichtlicher Weise verkannt hätte. Zu Begründung der Dringlichkeit hat sie sich hinsichtlich der Leiharbeitnehmer in der Endmontage darauf berufen, daß ansonsten vereinbarte On-dock-Termine nicht eingehalten werden könnten bzw. zusätzliche Luftfrachten erforderlich würden, die erhebliche Kosten verursachen. In bezug auf die Ersatzteilmontage hat sie die Dringlichkeit mit einem Lieferrückstand in Höhe von ca. 500.000 EUR und einem Auftragsbestand von etwa 25 % über dem Budget begründet. Diese Gründe sprechen auf den ersten Blick für die sachlich-betriebliche Notwendigkeit, die Leiharbeitnehmer vorläufig einzustellen. Die etwaige Möglichkeit, die Aufträge statt mit neuen Arbeitskräften durch Überstunden zu erledigen, steht dem nicht entgegen. Denn im Rahmen des § 100 BetrVG ist es unerheblich, ob andere Arbeitnehmer den zu besetzenden Arbeitsplatz vorläufig hätten ausfüllen können (GK/Kraft, 6. Aufl. 1998, § 100 Rn. 9; Däubler/Kittner/Klebe, BetrVG, 6. Aufl. 1998, § 100 Rn. 5), ungeachtet der rechtlich begrenzten Möglichkeit, Überstunden anzuordnen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="59"/>
D.Vorsitzende:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="60"/>
Dr. Rudolf
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,805
|
olgkarl-2003-03-30-16-wf-4003
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
16 WF 40/03
| 2003-03-30T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:35
| 2019-02-12T12:16:51
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die Sache wird zur Durchführung des Verfahrens nach § 572 Abs. 1 S. 1 ZPO an das Amtsgericht Tauberbischofsheim - Rechtspfleger - zurückverwiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Das Amtsgericht - Familiengericht - hat mit Beschluss vom 26. November 2002 dem Antragsteller die Kosten des Verfahrens auferlegt, nachdem dieser im Termin zur mündlichen Verhandlung vom 26. November 2002 seinen Scheidungsantrag zurückgenommen hatte. Der Rechtspfleger hat mit Kostenfestsetzungsbeschluss vom 09. Januar 2003 gegen den Antragsteller eine 10/10 Prozessgebühr und eine 10/10 Erörterungsgebühr festgesetzt. Mit seinem als Erinnerung bezeichneten Rechtsmittel rügt der Antragsteller, dass eine Erörterungsgebühr mangels Erörterung der Sach- und Rechtslage nicht habe festgesetzt werden dürfen. Die Antragsgegnerin hat gegenüber dem Amtsgericht beantragt, das Rechtsmittel zurückzuweisen und näher ausgeführt, warum ihrer Auffassung nach eine Erörterung der Sach- und Rechtslage stattgefunden hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Rechtspfleger hat unter dem 27. Februar 2003 verfügt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
1. Rv. Akten an das Oberlandesgericht - Beschwerdekammer - Karlsruhe zur Entscheidung über die Erinnerung. ...
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Senat verweist die Sache an den Rechtspfleger zurück, damit dieser das in § 572 Abs. 1 S. 1 ZPO vorgesehene Verfahren der Abhilfe oder Nichtabhilfe durchführen kann. Die Vorlageverfügung des Rechtspflegers vom 27. Februar 2003 enthält keinen Hinweis darauf, dass der Rechtspfleger geprüft hat, ob er der Beschwerde abhelfen will oder nicht. In geeigneten Fällen mag ein solcher Hinweis auch nicht geboten sein. Werden mit einer Beschwerde keine neuen Gesichtspunkte vorgebracht, ist in der Vorlageverfügung auch die stillschweigende Bestätigung der angefochtenen Entscheidung enthalten. Eine solche stillschweigende Bestätigung ist nicht möglich, wenn, wie hier, Erwägungen, die gegen den Inhalt der angefochtenen Entscheidung sprechen können, erstmals im Beschwerdeverfahren vorgebracht worden sind. Im Übrigen ist dann, wenn eine Beschwerde mit neuen Erwägungen begründet wird, erforderlich, dass das Gericht der ersten Instanz, hier der Rechtspfleger, auch seine Nichtabhilfeentscheidung begründet. Denn der Beschwerdeführer hat Anspruch darauf, zu wissen, wie das Gericht der ersten Instanz seine neu vorgebrachten Erwägungen beurteilt, damit er, überzeugt ihn eine Nichtabhilfeentscheidung, seine Beschwerde zurücknehmen und Gerichtskosten sparen kann. Denn jedenfalls die Rücknahme der sofortigen Beschwerde gegen den Kostenfestsetzungsbeschluss verursacht keine Gebühren, sondern, wie aus Nr. 1957 Kostenverzeichnis zum GKG zu entnehmen ist, nur die Verwerfung oder Zurückweisung derselben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Zwar ist die ordnungsgemäße Durchführung des Abhilfeverfahrens nicht Verfahrensvoraussetzung für das Beschwerdeverfahren; dies bedeutet jedoch nur, dass der Senat über die Beschwerde entscheiden könnte; der Senat unterlässt jedoch eine eigene Entscheidung, da es vor dem Hintergrund des § 572 Abs. 1 S. 1 ZPO nicht Aufgabe des Beschwerdegerichts ist, über erstmals im Beschwerdeverfahren geltend gemachte Gesichtspunkte zu entscheiden.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,801
|
lg-karlsruhe-2003-03-28-1-s-10602
|
{
"id": 135,
"name": "Landgericht Karlsruhe",
"slug": "lg-karlsruhe",
"city": 42,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
}
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1 S 106/02
| 2003-03-28T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:34
| 2019-01-17T11:53:45
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Bruchsal vom 23.04.2002 - 4 C 128/01 - abgeändert:</p>
<p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger 339,67 EUR (664,34 DM) nebst 5 % Zinsen über dem Basiszinssatz der europäischen Zentralbank seit dem 09.08.2001 zu bezahlen.</p>
<p>Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>Der Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Stuttgart vom 28.02.2001 (AZ: 01-9023053-0-6) wird aufgehoben.</p>
<p>1. Die weitergehende Berufung wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Von den Kosten des Rechtstreits erster Instanz trägt die Beklagte 37% bis auf jene Kosten, die der Beklagten bis zum Zeitpunkt des Parteiwechsels entstanden sind und welche die ausgeschiedene  P.. trägt, der Kläger 63%.</p>
<p>Von den Kosten der Berufung trägt der Kläger 63%, die Beklagte 37%.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die - zulässige - Berufung ist teilweise begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>1. Die Kammer nimmt Bezug auf die tatsächlichen Feststellungen der angegriffenen Entscheidung, soweit nicht nachfolgend Änderungen oder Ergänzungen dargestellt sind</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>(§ 540 Abs. 1 ZPO).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Kammer hat den Sachverständigen Prof. Dr. R. zur Erläuterung seines schriftlichen Gutachtens angehört. Für das Ergebnis der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll der mündlichen Verhandlung vom 19.02.2003 verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>2. Das Amtsgericht hat in der angegriffenen Entscheidung ausgeführt, dass die Beklagte gemäß §§ 611, 612 BGB a. F. verpflichtet sei, dem Kläger das noch ausstehende Resthonorar für die im Rahmen der am 03.02.2000 durchgeführten Hüftgelenksoperation erbrachten Leistungen zu zahlen. Auf Grund der überzeugenden Ausführungen des Sachverständigen Prof. Dr. R. sei das Gericht zu der Überzeugung gelangt, dass die GOÄ-Nummern 2125 (Kopf-Halsresektion am Hüftgelenk), 2113 (Synovektomie in einem Hüftgelenk), 2405 (Entfernung eines Schleimbeutels), 2254 (Implantation von Knochen) und 2257 (Knochenaufmeißelung oder Nekrotomie an einem großen Röhrenknochen) selbständige Leistungen beträfen und damit neben der GOÄ-Nummer 2151 (endoprothetischer Totalersatz von Hüftpfanne und Hüftkopf (Alloarthroplastik)) gesondert abrechenbar seien. Die GOÄ enthalte keine ausdrückliche Regelung, dass die streitigen Ziffern nicht gesondert neben der Ziffer 2151 GOÄ abgerechnet werden könnten. Auch § 4 Abs. 2 a GOÄ schließe die gesonderte Abrechnung nicht aus. Rein faktisch sei es erforderlich, vor der Implantation einer Totalendoprothese eine Kopf- und Halsresektion am Hüftgelenk vorzunehmen. Der Sachverständige habe jedoch überzeugend ausgeführt, dass es möglich und üblich sei, eine Kopf-Halsresektion am Hüftgelenk vorzunehmen, ohne dass eine Alloarthroplastik zum Einsatz komme. Auch die Implantation von Knochen gemäß der GOÄ-Nummer 2254 stelle eine eigenständige Leistung im Rahmen des operativen Eingriffs dar. Der Sachverständige habe in seinem Gutachten überzeugend ausgeführt, dass die Unterfütterung des Knochens nicht zwangsläufig bei jeder Implantation einer Totalendoprothese durchzuführen sei. Die Unterfütterung des Knochens bzw. ein lokaler Knochenaufbau könne im Einzelfall erforderlich werden, wenn nur dadurch die Prothese fachgerecht angepasst und eingesetzt werden könne. Dabei komme es entscheidend auf die Umstände des Einzelfalles an, diese Leistung könne daher auch nicht in der GOÄ-Nummer 2151 enthalten sein. Gleiches gelte für die Entfernung des Schleimbeutels, die durch die GOÄ-Nummer 2405 erfasst werde. Nach Darstellung des Sachverständigen werde eine Resektion nicht routinemäßig oder zwangsläufig im Rahmen einer Totalendoprothese durchgeführt, sondern nur dann, wenn der Schleimbeutel Reizungen oder sonstige Auffälligkeiten aufweise, die eine Entfernung erforderlich machten. Auch die mit der GOÄ-Nummer 2113 erfasste Synovektomie sei keine Hilfs- oder Begleitleistung im Rahmen der Alloarthroplastik. Die Entfernung der Gelenkinnenhaut sei nur dann angebracht und medizinisch erforderlich, wenn eine entzündliche Vergrößerung vorliege. Dasselbe gelte für die Knochenaufmeißelung oder Nekrotomie, auch diese Leistung könne im Einzelfall auf Grund der lokalen Gegebenheiten erforderlich werden, gehöre jedoch nicht routinemäßig zu einer Totalendoprothesenimplantation.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Die Kammer nimmt zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug auf die Gründe der angegriffenen Entscheidung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>3. Auf das Berufungsvorbringen war eine teilweise Abänderung der angegriffenen Entscheidung geboten.</td></tr></table>
<div>
<table><tr><td/></tr></table>
</div></td></tr></table>
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|
133,802
|
olgkarl-2003-03-28-1-w-1003
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"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
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"city": null,
"state": 3,
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"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
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1 W 10/03
| 2003-03-28T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:34
| 2019-02-12T12:16:51
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1.   Die sofortige Beschwerde der Klägerin gegen den Beschluss der 7. Zivilkammer des Landgerichts Heidelberg vom 07. März 2003 - 7 O 47/03 - wird als unzulässig verworfen.</p>
<p>2.   Die Klägerin hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu tragen.</p>
<p>3.   Der Beschwerdewert wird auf Euro 1.600,00 festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>
<strong>I.</strong>
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin hat beim Landgericht Heidelberg zur Vorbereitung eines Antrags nach § 850 f Abs. 2 ZPO Klage eingereicht mit dem Antrag festzustellen, dass ihre in einem Vollstreckungsbescheid rechtskräftig titulierten Ansprüche gegen den Beklagten auf vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlungen beruhen (vgl. dazu BGHZ 109, 275).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Das Landgericht hat die Klägerin darauf hingewiesen, dass der Streitwert der erhobenen Feststellungsklage gemäß § 3 ZPO an dem Interesse der Klägerin auszurichten sei. Dessen Bemessung orientiere sich daran, dass das Vollstreckungsgericht trotz Antrags der Klägerin als Gläubigerin gemäß § 850 f Abs. 2, 3 ZPO die Herabsetzung des unpfändbaren Betrages versagte, weil sich das Vorliegen einer unerlaubten Handlung aus dem Vollstreckungstitel nicht ergebe. Der Streitwert könne daher nicht mit der zu vollstreckenden Hauptforderung gleich gesetzt werden, sondern habe sich lediglich an dem Betrag (u. U. einem vielfachen) auszurichten, um den die begehrte Herabsetzung bislang verwehrt wurde. Die Klägerin erhielt Gelegenheit zu ergänzendem Sachvortrag.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Mit Beschluss vom 07.03.2003 hat das Landgericht Heidelberg den Zuständigkeitsstreitwert auf Euro 2.000,00 festgesetzt und zur Begründung unter anderem ausgeführt, dass es der Klägerin als Vollstreckungsgläubigerin darauf ankomme, mehr als den Betrag von monatlich 2,00 Euro zu vollstrecken, der sich aus den Beschränkungen des § 850 c ZPO errechne. Mangels weiterer konkreter Anhaltspunkte z.B. über das monatliche Nettoeinkommen des Vollstreckungsschuldners und dessen Unterhaltspflichten schätzte das Landgericht den monatlich begehrten Differenzbetrag nach Herabsetzung des unpfändbaren Betrages auf maximal ca. 160,00 Euro und setzte so unter Berücksichtigung eines Jahresbetrages den Streitwert auf Euro 2.000,00. fest
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Gegen diese Entscheidung wendet sich die Klägerin mit der Streitwertbeschwerde, zu deren Begründung sie unter anderem ausführt, weitere Angaben könne sie nicht machen, da die Höhe des unpfändbaren Betrages individuell von jedem Rechtspfleger nach eigenem Ermessen festgesetzt werde. Es werde beantragt, den Streitwert (in Anlehnung an eine Entscheidung einer anderen Zivilkammer des Landgerichts Heidelberg in einer anderen Sache) in Höhe von 80 % des Hauptsachestreitwertes festzusetzen; die titulierte Hauptforderung belaufe sich auf DM 24.683,37, die Gesamtforderung einschließlich Zinsen und Kosten betrage derzeit Euro 28.403,28.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
1.  Das als Streitwertbeschwerde bezeichnete, als sofortige Beschwerde i.S.d. § 567 ZPO zu wertende Rechtsmittel der Klägerin ist unzulässig und deshalb zu verwerfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
     Durch den angegriffenen Beschluss hat das Landgericht Heidelberg nicht den mit der Beschwerde gemäß § 25 Abs. 2 GKG anfechtbaren Gebührenstreitwert (§ 11 Abs. 2 GKG) festgesetzt sondern ausdrücklich den Zuständigkeitsstreitwert (§ 2 ZPO, § 24 GKG).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
     a) Danach kommt eine Gebührenstreitwertbeschwerde gemäß § 25 Abs. 3 GKG - die im übrigen deshalb unzulässig wäre, weil die Klägerin an der Feststellung eines höheren Gebührenstreitwertes kein schutzwürdiges Interesse hat (vg. OLGR Köln 1999, 322 m.w.N.) - vorliegend nicht in Betracht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
     b) Eine Streitwertfestsetzung, die zur Bestimmung der sachlichen Zuständigkeit vorgenommen wurde, kann nicht gesondert mit der sofortigen Beschwerde angefochten werden, sondern nur im Zusammenhang mit der Entscheidung in der Hauptsache. Hierüber besteht Einigkeit in der Rechtssprechung und im Schrifttum (vgl. OLG München MDR 1988, 973 und OLGR 1992 158 sowie MDR 1998, 1242; OLG Düsseldorf OLGR 1994, 275; OLGR Köln 1999, 322; Zöller-Herget, ZPO 23. Auflage, § 3 Rdnr. 7 und 16 Stichwort Streitwertbeschwerde a. E.; Schneider-Herget Streitwert-Kommentar 11. Auflage Rdnr. 4182 m. w. N). Daran hat auch die Neugestaltung des Beschwerderechts durch das Zivilprozessreformgesetz nichts geändert (vgl. Zöller a.a.O.; Baumbach/Lauterbach/Hartmann ZPO 61. Aufl. Einf. §§ 3-9 Rdnr. 10). Denn die Wertfestsetzung stellt - auch wenn sie unmittelbare Auswirkungen auf die sachliche Zuständigkeit hat - nur eine vorläufige Einschätzung dar. Unanfechtbar sind auch weiterhin Verweisungsbeschlüsse gemäß § 281 ZPO. Allerdings kann gemäß § 513 Abs. 2 ZPO auch die Berufung nicht darauf gestützt werden, dass das Gericht des ersten Rechtszuges seine Zuständigkeit zu Unrecht angenommen hat. Sollte das Landgericht mangels Verweisungsantrags der Klägerin die Klage als unzulässig abweisen, so bliebe ihr die Anfechtungsmöglichkeit im Wege einer Berufung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
     c)  Eine außerordentliche Beschwerde wegen „greifbarer Gesetzeswidrigkeit“ an die nächst höhere Instanz ist seit der Neuregelung des Beschwerderechts nicht mehr gegeben (vgl. Senat, Beschl. v. 12.11.2002 - 1 W 44/02 - m.w.N.). Im übrigen würden deren inhaltliche Voraussetzungen hier nicht vorliegen, da das Landgericht sich bei der Streitwertfestsetzung am Interesse der Klägerin orientiert und dies in den Gründen seiner Entscheidung ausgeführt hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
2.  Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. § 25 Abs. 4 GKG betrifft ausschließlich das Beschwerdeverfahren wegen der Festsetzung des Gebührenstreitwerts (vgl. dazu auch OLGR Düsseldorf 1994, 275). Der Gegenstandswert für das Beschwerdeverfahren wurde gemäß § 3 ZPO in Höhe eines Bruchteils von etwa 1/5 der Differenz zwischen beantragtem und festgesetztem Streitwert bemessen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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133,803
|
ag-mannheim-2003-03-28-10-c-11702
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{
"id": 63,
"name": "Amtsgericht Mannheim",
"slug": "ag-mannheim",
"city": 55,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Amtsgericht"
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|
10 C 117/02
| 2003-03-28T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:34
| 2019-01-17T11:53:45
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Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p><Anmerkung der Dokumentationsstelle des Bundesgerichtshofs: Der Tenor wurde vom Gericht nicht mitgeteilt.></p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger macht einen Schadensersatzanspruch wegen Verletzung der Abnahmepflicht einer Kaufsache geltend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Über den Internetanschluß eines Bekannten, Herrn Patrick P., bot der Kläger im Internetauktionshaus E-Bay einen PKW, Marke Nissan Patrol in der Zeit vom 21.03. bis 28.03.2002 zum Verkauf an. Dabei wurde das Fahrzeug wie folgt beschrieben: "EZ 12/90, 120 Tkm gelaufen, Diesel 85 Kw, 2826 ccm, Rammschutz vorne und hinten aus Alu, Klimaanlage, Ladeluftkühler/Turbolader, Breitreifen, Anhängerkupplung, max. 7 Plätze, E-Bay trägt Käufer ." Der Beschreibung war ein elektronisches Lichtbild des Fahrzeuges beigefügt. Wegen der Einzelheiten der Beschreibung und des Lichtbildes wird auf AS. 19 und 20 verwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Beklagte ersteigerte das Fahrzeug zu einem Kaufpreis von 6850,00 EUR am 28.03.2002 um 22.58 Uhr. Gegen 23.17 Uhr gab ein weiterer Bieter ein Angebot über 7000,00 EUR ab. Da die Auktion jedoch bis um 22.58.01 Uhr begrenzt war, kam allein der Beklagte zum Zuge. Am 02.04.2002 begab sich der Beklagte mit seinem Schwager, Herrn Abbas D. zur Wohnung des Klägers nach E., um das Fahrzeug zu besichtigen und abzuholen. Zu einer Abnahme seitens des Beklagten kam es jedoch nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Mit Schreiben seines Anwaltes vom 08.04.2002 forderte der Kläger den Beklagten zur Abnahme auf und setzte ihm hierfür eine Frist bis zum 15.04.2002. Wegen der Einzelheiten des Schreibens wird auf AS. 10 - 11 Bezug genommen. Mit Schreiben seines Anwaltes vom 15.04.2002 erklärte der Beklagte Wandelung/Rücktritt vom geschlossenen Kaufvertrag und machte Mängel an dem Fahrzeug geltend (wegen der Einzelheiten dieses Schreibens wird auf AS. 8-9 Bezug genommen). Nachdem der Beklagte das Fahrzeug nicht abnahm, verkaufte seine Ehefrau, Inge J., den PKW am 26.05.2002 an den Zeugen G. zum Kaufpreis von 4800,00 EUR. Der Kaufvertrag enthält folgende Regelung: "Das Kraftfahrzeug ist unfallfrei/hat nachstehend aufgeführte Vorschäden Lack -und Rostschäden, Niveauregulierung defekt" (wegen der Einzelheiten des Kaufvertrages wird auf AS. 27 verwiesen).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der Kläger behauptet, das Fahrzeug sei mängelfrei gewesen, allenfalls habe sich eine geringe Ölbildung gezeigt. Der Kläger macht einen Schadenersatz in Höhe der Differenz des vereinbarten Kaufpreises mit dem Beklagten und dem niedrigeren Kaufpreis aus dem Ersatzverkauf geltend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Kläger beantragte,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
den Beklagten zu verurteilen, an den Kläger 2050,00 EUR zuzüglich 5 % über dem jeweiligen Basiszinssatz nach § 1 Diskontsatzüberleitungsgesetz seit dem 16.04.2002 zu zahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Der Beklagte beantragte,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Klageabweisung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Der Beklagte macht geltend, das Fahrzeug sei stark mängelbehaftet gewesen. Bei der Besichtigung des Fahrzeuges habe er zu seinem Erschrecken feststellen müssen, dass das Fahrzeug nachfolgend benannte Mängel aufweise, welche zur Verkehrsuntauglichkeit geführt hätten:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Im Motoren- und Getriebebereich zeigte sich eine starke Ölbildung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Der rechte Scheinwerfer zeigte starke Rostbildung; der Reflektor war durchgerostet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Sämtliche 4 Reifen waren and den Reifenseitenwänden stark porös, so dass diese zwecks Verkehrstauglichkeit hätten gewechselt werden müssen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Das sogenannte Ausdrucklager der Kupplung war defekt, so dass eine neue Kupplungsscheibe erforderlich gewesen wäre (dies darf bei den nach dem Tachostand abgelesenen 111.000 Kilometern in technischer Hinsicht nicht vorkommen).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Spurverbreiterung hinten links war gebrochen sowie die Federbeine und Radaufhängungen waren fehlerhaft/das Schutzgummi fehlte jeweils.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Wegen dieser Mängel habe er es abgelehnt, das Fahrzeug abzunehmen und den Kaufpreis zu zahlen. Der Kläger habe bei der Besichtigung ausdrücklich erklärt, er werde keine Mängel beseitigen, weshalb er zum sofortigen Rücktritt berechtigt gewesen sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Der Kläger bestreitet die Mangelhaftigkeit des Fahrzeuges. Er trägt vor, das Fahrzeug sei im Dezember 2001 von der Firma Auto-E. dem TÜV vorgeführt worden. Das Fahrzeug sei vom TÜV abgenommen worden. Dabei seien die vom Beklagten genannten Mängel nicht festgestellt worden. Zwischenzeitlich sei das Fahrzeug maximal 1000 km gefahren. In dieser Zeit könnten die von der Gegenseite behaupteten Mängel nicht auftreten. Zur Bestätigung seines Vortrages legte der Beklagte ein Schreiben der Firma Auto-E. vom 09.09.2002 vor. Wegen des genauen Inhalts des Schreibens wird auf AS. 42 verwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Wegen der Einzelheiten des gegenseitigen Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen und auf das Vorbringen in den Terminen zur mündlichen Verhandlung verwiesen. Das Gericht hat Beweis erhoben aufgrund Beweisbeschlusses vom 25.10.2002 (AS. 47 - 50) durch Vernehmung der Zeugen Abbas D. und Ryszard G. Insoweit wird auf die Protokolle über die Vernehmung der Zeugen (As. 71 - 74 und 84 - 86) verwiesen. Der Kläger hat auf die Vernehmung der Zeugin J. verzichtet.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Der Kläger macht einen Schadenersatzanspruch aus §§ 280 Abs. 1, 281 Abs. 1 BGB n.F. geltend. Voraussetzung hierfür ist, dass der Beklagte eine vertragliche Pflicht verletzte, hier die Abnahmepflicht aus § 433 Abs. 2 BGB.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Eine derartige Abnahmepflicht des Beklagten bestand jedoch nicht, da das verkaufte Fahrzeug mängelbehaftet war. Die Abnahmepflicht des Käufers setzt die Mangelfreiheit der Kaufsache voraus (vgl. Palandt, 62. Aufl., § 433 Rdnr. 46 und § 437 Rdnr. 49), wobei bis zum Gefahrenübergang der Verkäufer, hier also der Kläger, die Beweislast für die Mangelfreiheit der Kaufsache trägt (vgl. Palandt, a.a.O., § 434 Rdnr. 57/59).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Gemäß § 434 Abs. 1 BGB ist eine Sache dann frei von Sachmängeln, wenn sie bei Gefahrenübergang die vereinbarte Beschaffenheit hat. Hierbei ist zu beachten, dass eine derartige Vereinbarung auch konkludent und stillschweigend zustande kommen kann (vgl. Palandt, a.a.O., § 434 Rdnr. 17). Ob und mit welchem Inhalt eine Vereinbarung zustande kommt, richtet sich nach den allgemeinen Auslegungsregeln (§§ 133, 157 BGB). Beim Verkauf einer Sache in einer Internetbörse ist dem Verkäufer klar, dass der Käufer die Sache nicht besichtigen kann und daher in besonderem Maße auf die Angaben des Verkäufers über die Beschaffenheit der Kaufsache angewiesen ist. Die von dem Kläger abgegebene "Beschreibung" des Fahrzeuges ist daher unter Berücksichtigung der gegenseitigen Parteiinteressen und des objektiven Empfängerhorizontes dahingehend auszulegen, dass das Fahrzeug einerseits die in der Beschreibung genannten Eigenschaften besitzt und andererseits nicht mit technischen Mängeln behaftet ist, es sei denn, unwesentlichen Mängeln, die beim Gebrauchtwagenkauf weder für die Kaufentscheidung als solche noch für die Preisbildung von Bedeutung sind. Jede andere Beurteilung würde zu einer unzumutbaren Benachteiligung des Käufers bei derartigen "Ferngeschäften" führen, da dem Käufer eine Prüfung der Kaufsache i.d.R. nicht möglich wäre und er die "Katze im Sack" kaufen müsste. Er wäre hierdurch zwar nicht rechtlos gestellt, weil er bei Mängeln i.S.d. § 434 Abs. 1 Nr. 2 BGB ebenfalls die Annahme verweigern könnte. Jedoch ist gerade bei gebrauchten Sachen die Grenze zum noch tolerierbaren hin zum schon fehlerhaften fliesend und die Käufer laufen Gefahr Ware zu einem überhöhten Preis abnehmen zu müssen, den der Verkäufer nicht erzielt hätte, wenn der Käufer die Kaufsache hätte besichtigen können. Der Käuferschutz erfordert daher die dargestellte weite Auslegung einer Beschaffenheitsvereinbarung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Das Fahrzeug war nicht von dieser Beschaffenheit, wie der Kläger selbst einräumen musste. So gab er selbst an, dass im Motoren- und Getriebebereich eine geringe Ölbildung festzustellen war. Eine derartige Ölbildung ist für die Kaufentscheidung jedoch durchaus von Bedeutung, da dies auf erhebliche technische Mängel wie Risse und Undichtigkeiten hinweisen kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Darüber hinaus hat der Beklagte weitere erhebliche technische Mängel substantiiert vorgetragen, welche der Kläger nicht widerlegen konnte. Das von ihm vorgelegte Schreiben der Firma Auto-E. kann die Mangelfreiheit des Fahrzeuges nicht belegen. Nach dem Inhalt dieses Schreibens wurde das Fahrzeug der Firma im Dezember 2001 vorgeführt. Die Besichtigung seitens des Beklagten erfolgte jedoch erst Anfang April 2002, mithin etwa 4 Monate später. Das Gericht weiß aus eigener Sachkunde, dass in einem derartigen Zeitraum durchaus negative technische Veränderungen an einem gebrauchten Fahrzeug eintreten können, selbst wenn dieses zwischenzeitlich nur 1000 km gefahren wurde. Bei einem Fahrzeug dieses Alters (EZ 12/90) und dieser Fahrleistung (120.000 km) können sich jederzeit Verschleißerscheinungen bemerkbar machen. Zudem ist gerade bei einem Geländefahrzeug weniger die zurückgelegte Strecke als die Art und Weise des Fahrzeuggebrauchs entscheidend. Soweit ein Fahrzeug über schwieriges Gelände gefahren wird, können selbst bei kurzen Strecken erhebliche Schäden bzw. technische Mängel auftreten. Das Gericht brauchte daher dem Beweisangebot der Einholung eines Sachverständigengutachtens nicht nachzukommen, da es insoweit über die eigene Sachkunde verfügte. Es bedarf keines technischen Sachverstandes um beurteilen zu können das Reifen durch starke und strapaziöse Benutzung in auch in kurzer Frist porös oder schadhaft werden können. Zudem ist es jederzeit möglich ist, die Reifen zu wechseln, so dass auch ein Sachverständiger nicht feststellen kann, ob es sich bei den jetzt aufgezogenen Reifen um dieselben handelt, mit denen das Fahrzeug dem TÜV vorgeführt wurde. Ein Kupplungsschaden kann ebenso bei einem gebrauchten Fahrzeug jederzeit eintreten. Gleiches gilt für einen Wassereintritt und ein Rostansatz in den Lampen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Kläger hat weiteren Beweis für die Mangelfreiheit des Fahrzeuges nicht angeboten und ist damit beweisfällig geblieben. Darüber hinaus hat der Gegenbeweis des Beklagten sogar zur Feststellung der Mangelhaftigkeit des Fahrzeuges geführt. Übereinstimmend und unabhängig voneinander gaben sowohl der Zeuge D. als auch der Zeuge G. an, dass sich das Fahrzeug in einem stark ungepflegten Zustand befunden habe. Beide gaben an, dass an der Spurverbreiterung ein Teilstück abgebrochen und zumindest ein Scheinwerfer defekt war. Die Mangelhaftigkeit des Fahrzeuges wird auch durch die Angaben im Kaufvertrag vom 26.05.2002 belegt, in dem Lack- und Rostschäden sowie ein Defekt an der Niveauregulierung genannt werden. Auch der Umstand, dass ein Käufer der das Fahrzeug besichtigen konnte nicht bereit war den gleichen Preis wie der Beklagte zu zahlen, spricht für eine Mangelhaftigkeit des PKW.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Der Beklagte hat damit wegen Mangelhaftigkeit der Kaufsache zu Recht die Abnahme verweigert, so dass eine Pflichtverletzung seinerseits nicht festgestellt werden konnte und damit der Schadenersatzanspruch des Klägers nicht besteht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 91, 711 Nr. 11, 711 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Der Kläger macht einen Schadenersatzanspruch aus §§ 280 Abs. 1, 281 Abs. 1 BGB n.F. geltend. Voraussetzung hierfür ist, dass der Beklagte eine vertragliche Pflicht verletzte, hier die Abnahmepflicht aus § 433 Abs. 2 BGB.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Eine derartige Abnahmepflicht des Beklagten bestand jedoch nicht, da das verkaufte Fahrzeug mängelbehaftet war. Die Abnahmepflicht des Käufers setzt die Mangelfreiheit der Kaufsache voraus (vgl. Palandt, 62. Aufl., § 433 Rdnr. 46 und § 437 Rdnr. 49), wobei bis zum Gefahrenübergang der Verkäufer, hier also der Kläger, die Beweislast für die Mangelfreiheit der Kaufsache trägt (vgl. Palandt, a.a.O., § 434 Rdnr. 57/59).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Gemäß § 434 Abs. 1 BGB ist eine Sache dann frei von Sachmängeln, wenn sie bei Gefahrenübergang die vereinbarte Beschaffenheit hat. Hierbei ist zu beachten, dass eine derartige Vereinbarung auch konkludent und stillschweigend zustande kommen kann (vgl. Palandt, a.a.O., § 434 Rdnr. 17). Ob und mit welchem Inhalt eine Vereinbarung zustande kommt, richtet sich nach den allgemeinen Auslegungsregeln (§§ 133, 157 BGB). Beim Verkauf einer Sache in einer Internetbörse ist dem Verkäufer klar, dass der Käufer die Sache nicht besichtigen kann und daher in besonderem Maße auf die Angaben des Verkäufers über die Beschaffenheit der Kaufsache angewiesen ist. Die von dem Kläger abgegebene "Beschreibung" des Fahrzeuges ist daher unter Berücksichtigung der gegenseitigen Parteiinteressen und des objektiven Empfängerhorizontes dahingehend auszulegen, dass das Fahrzeug einerseits die in der Beschreibung genannten Eigenschaften besitzt und andererseits nicht mit technischen Mängeln behaftet ist, es sei denn, unwesentlichen Mängeln, die beim Gebrauchtwagenkauf weder für die Kaufentscheidung als solche noch für die Preisbildung von Bedeutung sind. Jede andere Beurteilung würde zu einer unzumutbaren Benachteiligung des Käufers bei derartigen "Ferngeschäften" führen, da dem Käufer eine Prüfung der Kaufsache i.d.R. nicht möglich wäre und er die "Katze im Sack" kaufen müsste. Er wäre hierdurch zwar nicht rechtlos gestellt, weil er bei Mängeln i.S.d. § 434 Abs. 1 Nr. 2 BGB ebenfalls die Annahme verweigern könnte. Jedoch ist gerade bei gebrauchten Sachen die Grenze zum noch tolerierbaren hin zum schon fehlerhaften fliesend und die Käufer laufen Gefahr Ware zu einem überhöhten Preis abnehmen zu müssen, den der Verkäufer nicht erzielt hätte, wenn der Käufer die Kaufsache hätte besichtigen können. Der Käuferschutz erfordert daher die dargestellte weite Auslegung einer Beschaffenheitsvereinbarung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Das Fahrzeug war nicht von dieser Beschaffenheit, wie der Kläger selbst einräumen musste. So gab er selbst an, dass im Motoren- und Getriebebereich eine geringe Ölbildung festzustellen war. Eine derartige Ölbildung ist für die Kaufentscheidung jedoch durchaus von Bedeutung, da dies auf erhebliche technische Mängel wie Risse und Undichtigkeiten hinweisen kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Darüber hinaus hat der Beklagte weitere erhebliche technische Mängel substantiiert vorgetragen, welche der Kläger nicht widerlegen konnte. Das von ihm vorgelegte Schreiben der Firma Auto-E. kann die Mangelfreiheit des Fahrzeuges nicht belegen. Nach dem Inhalt dieses Schreibens wurde das Fahrzeug der Firma im Dezember 2001 vorgeführt. Die Besichtigung seitens des Beklagten erfolgte jedoch erst Anfang April 2002, mithin etwa 4 Monate später. Das Gericht weiß aus eigener Sachkunde, dass in einem derartigen Zeitraum durchaus negative technische Veränderungen an einem gebrauchten Fahrzeug eintreten können, selbst wenn dieses zwischenzeitlich nur 1000 km gefahren wurde. Bei einem Fahrzeug dieses Alters (EZ 12/90) und dieser Fahrleistung (120.000 km) können sich jederzeit Verschleißerscheinungen bemerkbar machen. Zudem ist gerade bei einem Geländefahrzeug weniger die zurückgelegte Strecke als die Art und Weise des Fahrzeuggebrauchs entscheidend. Soweit ein Fahrzeug über schwieriges Gelände gefahren wird, können selbst bei kurzen Strecken erhebliche Schäden bzw. technische Mängel auftreten. Das Gericht brauchte daher dem Beweisangebot der Einholung eines Sachverständigengutachtens nicht nachzukommen, da es insoweit über die eigene Sachkunde verfügte. Es bedarf keines technischen Sachverstandes um beurteilen zu können das Reifen durch starke und strapaziöse Benutzung in auch in kurzer Frist porös oder schadhaft werden können. Zudem ist es jederzeit möglich ist, die Reifen zu wechseln, so dass auch ein Sachverständiger nicht feststellen kann, ob es sich bei den jetzt aufgezogenen Reifen um dieselben handelt, mit denen das Fahrzeug dem TÜV vorgeführt wurde. Ein Kupplungsschaden kann ebenso bei einem gebrauchten Fahrzeug jederzeit eintreten. Gleiches gilt für einen Wassereintritt und ein Rostansatz in den Lampen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Kläger hat weiteren Beweis für die Mangelfreiheit des Fahrzeuges nicht angeboten und ist damit beweisfällig geblieben. Darüber hinaus hat der Gegenbeweis des Beklagten sogar zur Feststellung der Mangelhaftigkeit des Fahrzeuges geführt. Übereinstimmend und unabhängig voneinander gaben sowohl der Zeuge D. als auch der Zeuge G. an, dass sich das Fahrzeug in einem stark ungepflegten Zustand befunden habe. Beide gaben an, dass an der Spurverbreiterung ein Teilstück abgebrochen und zumindest ein Scheinwerfer defekt war. Die Mangelhaftigkeit des Fahrzeuges wird auch durch die Angaben im Kaufvertrag vom 26.05.2002 belegt, in dem Lack- und Rostschäden sowie ein Defekt an der Niveauregulierung genannt werden. Auch der Umstand, dass ein Käufer der das Fahrzeug besichtigen konnte nicht bereit war den gleichen Preis wie der Beklagte zu zahlen, spricht für eine Mangelhaftigkeit des PKW.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Der Beklagte hat damit wegen Mangelhaftigkeit der Kaufsache zu Recht die Abnahme verweigert, so dass eine Pflichtverletzung seinerseits nicht festgestellt werden konnte und damit der Schadenersatzanspruch des Klägers nicht besteht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 91, 711 Nr. 11, 711 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,804
|
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|
16 WF 191/02
| 2003-03-28T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:34
| 2019-02-12T12:16:51
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die sofortige Beschwerde des Antragsgegners wird der Prozesskostenhilfe versagende Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 02. Dezember 2002 - 5E F 324/01 - aufgehoben.</p>
<p>Die erneute Entscheidung über das Prozesskostenhilfegesuch des Antragsgegners wird dem Amtsgericht übertragen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Antragsgegner begehrt Prozesskostenhilfe zur Rechtsverfolgung in einem Ehescheidungsrechtsstreit, in welchem er seinerseits Scheidungsantrag stellen will. Das Amtsgerichts hat Prozesskostenhilfe mit der Begründung versagt, der seit 04. Februar 2002 arbeitslose Antragsgegner sei auf die Ausnutzung seiner Arbeitskraft vor Inanspruchnahme staatlicher Sozialhilfeleistung zu verweisen. Er habe weder nachvollziehbar dargetan noch glaubhaft gemacht, dass er sich nachhaltig um Arbeit bemüht und ihm dennoch der Arbeitsmarkt gänzlich verschlossen sei. Bedürftigkeit im Sinne des § 114 ZPO könne deswegen nicht angenommen werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die hiergegen gerichtete sofortige Beschwerde des Antragsgegners hat Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Nach § 115 Abs. 1 ZPO ist grundsätzlich auf das tatsächlich vorhandene Einkommen der Partei abzustellen. Dies besteht bei dem Antragsgegner aus Arbeitslosengeld in Höhe von 163,10 EUR wöchentlich. Das erzielbare statt des tatsächlichen Einkommens kann allenfalls dann angesetzt werden, wenn es sonst zu einer missbräuchlichen Inanspruchnahme von Prozesskostenhilfe durch arbeitsunlustige Personen käme (vgl. zuletzt Senatsbeschluss vom 21. Oktober 1998 - 16 WF 103/98 - FamRZ 1999, 599). Die Verletzung einer Erwerbsobliegenheit mag unterhaltsrechtlich zur Fiktion eines Einkommens führen, tut es jedoch nicht im Sozialhilferecht. Einkommen im Sinne des § 76 Abs. 1 BSHG sind nur die Einkünfte, die tatsächlich zur Verfügung stehen; fiktive Einkünfte sind grundsätzlich nicht zu berücksichtigen (BGH, FamRZ 1998, 818). Weigert sich ein Hilfesuchender gegenüber der Sozialhilfebehörde, zumutbare Arbeit zu leisten oder zumutbaren Maßnahmen nach den §§ 19, 20 BSHG nachzukommen, wird der Hilfesuchende nicht aus der Betreuung des Sozialhilfeträgers entlassen, sondern verliert lediglich den Rechtsanspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt. Der Sozialhilfeträger wird bei der Gestaltung der Hilfe und ihrer Anpassung an die Besonderheiten des Einzelfalles freier gestellt. Er kann z.B. die Hilfe bis auf das Unerlässliche kürzen, um so zu versuchen, den Hilfesuchenden zur Arbeit anzuhalten und ihn so letzten Endes auf den Weg zur Selbsthilfe zu führen (vgl. Bundesverwaltungsgericht, FamRZ 1996, 106, 107 m.w.N.; BGH a.a.O.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Prozesskostenhilferecht enthält solche Gestaltungsmöglichkeiten nicht. Bei dem gleichwohl möglichen Rückgriff auf allgemeine Rechtsgrundsätze bleibt nur die Möglichkeit, der bedürftigen Partei Rechtsmissbrauch entgegen zu halten. Anhaltspunkte für rechtsmissbräuchliches Verhalten des Antragsgegners sieht der Senat nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Selbst wenn entsprechender Rechtsmissbrauch des Antragsgegners festgestellt werden könnte, käme nicht in Betracht, Prozesskostenhilfe gänzlich zu versagen. Vielmehr wäre nur das erzielbare Einkommen zu unterstellen, welches mit dem zur Berechnung des Arbeitslosengeldes ermittelten Leistungsentgelt angenommen werden kann. Dieses beträgt 243,40 EUR wöchentlich und liegt damit nicht so hoch, dass gem. § 115 Abs. 3 ZPO Prozesskostenhilfe zu versagen wäre. Andererseits sind bei einem Arbeitslosengeld von 163,10 EUR wöchentlich, 709 EUR monatlich, 360 EUR Einkommensfreibetrag und 288,88 EUR Wohnkosten noch 30 EUR Monatsraten anzuordnen. Ein Rechtsmissbrauch würde sich deshalb allenfalls bei der Höhe und gegebenenfalls der Zahl der Monatsraten auswirken. In diesem Fall wäre sogar zu überlegen, ob, Rechtsmissbrauch erneut unterstellt, nicht darauf verzichtet werden müsste, ihn überhaupt zu sanktionieren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Da das Amtsgericht die Erfolgsaussicht der Rechtsverfolgung noch nicht geprüft hat, ist ihm die erneute Entscheidung über das Prozesskostenhilfe des Antragsgegners insgesamt zu übertragen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,796
|
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|
16 UF 25/03 - 302 F 151/02
| 2003-03-27T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:32
| 2019-02-12T12:16:50
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Beschwerde des Vaters wird der Beschluss des Rechtspflegers des Amtsgerichts - Familiengericht - Heidelberg vom 30. Dezember 2002 (302 F 151/02) aufgehoben und der Antrag der Staatsanwaltschaft L. - W. - auf Bestellung eines Ergänzungspflegers für das Kind C. S. zurückgewiesen.</p>
<p>2. Das Beschwerdeverfahren ist gerichtsgebührenfrei. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p>
<p>3. Der Beschwerdewert wird auf 1.500 EUR festgesetzt.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Die Staatsanwaltschaft L. - W. -, die gegen den Großvater des Kindes C. S. wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen gem. § 174 StGB ermittelt, hat am 21. Februar 2002 beantragt, gem. § 1909 Abs. 1 S. 1 BGB einen Ergänzungspfleger zu bestellen für das Kind für folgende Aufgabengebiete: Anhörung des Kindes, Entscheidung über die Ausübung des Zeugnisverweigerungsrechts, Entbindung der behandelnden Ärzte und Therapeuten von der Schweigepflicht sowie Entscheidung und Zustimmung über eine Glaubwürdigkeitsbegutachtung.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Mutter des Kindes C., die seit Sommer 2001 von ihrem Ehemann und Vater des Kindes getrennt lebt, hat in den Verfahren auf Regelung des Aufenthaltsbestimmungsrechtes (31 F 142/01 AG Heidelberg) und Regelung des Umgangs (31 F 157/01 AG Heidelberg) den Vorwurf erhoben, es habe sich ca. Ende des Jahres 2000 ein Übergriff auf das Kind durch den Großvater väterlicherseits ereignet. Nachdem beide Eltern, die nach wie vor die elterliche Sorge für C. gemeinsam ausüben, einen sexuellen Übergriff des Großvaters nicht ausschließen konnten, haben sie einverständlich jeglichen Kontakt zu den Großeltern väterlicherseits seither unterbunden. Darüber hinaus haben sie das Kind durch Dipl.-Psychologin A. S. begutachten lassen, bei der sich C. nach wie vor in Spieltherapie befindet. Beide Eltern haben diese Therapeutin von ihrer Schweigepflicht entbunden. Sie sind übereinstimmend im Interesse des Kindes nicht bereit, dieses als Zeugin anhören zu lassen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Rechtspfleger des Familiengerichts Heidelberg hat mit Beschluss vom 30. Dezember 2002 den Eltern die elterliche Sorge hinsichtlich der von der Staatsanwaltschaft beantragten Aufgabenkreise entzogen und eine Ergänzungspflegschaft angeordnet. Er ist davon ausgegangen, dass der Vater sich in einem Loyalitätskonflikt befindet als einerseits Vater des Kindes und andererseits Sohn des beschuldigten Großvaters. Ebenso stehe das Interesse des geschädigten Kindes gegen dasjenige des Ehemannes der Mutter, der somit ebenso die elterliche Sorge teilweise zu entziehen war.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Hiergegen wendet sich der Vater, da es keinen Interessenskonflikt gebe und beide Eltern allein aus Gründen des Schutzes ihrer Tochter einer Zeugenvernehmung widersprechen würden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Staatsanwaltschaft verteidigt die familiengerichtliche Entscheidung, da sich die Mutter von C. zunächst erst für, dann gegen die Vernehmung des Kindes entschieden habe.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das Jugendamt hält die Einrichtung einer Ergänzungspflegschaft für geeignet, unabhängig von dem Interessenskonflikt der Eltern zum Wohl von C. zu entscheiden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Mutter hat sich fristgerecht nicht geäußert.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
II. Die nach § 621 e ZPO zulässige Beschwerde ist begründet, da zu erwarten ist, dass die Sorgerechtsinhaber im Interesse des Kindes handeln werden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Gem. §§ 1629 Abs. 2 S. 3, 1796 BGB kann das Familiengericht den Eltern die Vertretung des Kindes für einzelne Angelegenheiten oder für einen bestimmten Kreis von Angelegenheiten entziehen. Die Entziehung soll nach § 1796 Abs. 2 BGB jedoch nur erfolgen, wenn das Interesse des Kindes zu dem Interesse der Eltern oder einer der in § 1795 Nr. 1 BGB bezeichneten Personen (einem Verwandten in gerader Linie), also auch des hier beschuldigten Großvaters in erheblichem Gegensatze steht. Eine teilweise Entziehung der Vertretungsmacht der Eltern durch Bestellung eines dann erforderlichen Ergänzungspflegers (§ 1909 Abs. 1 S. 1 BGB) darf allerdings nur erfolgen, wenn aufgrund der im konkreten Einzelfall festgestellten Umstände die von den Eltern als gesetzliche Vertreter des Kindes im Strafverfahren gegen dessen Großvater wahrgenommenen Interessen des Kindes zu den Interessen der Eltern oder des Großvaters in einem erheblichen Gegensatz stehen. Ein erheblicher Interessengegensatz liegt vor, wenn das eine Interesse nur auf Kosten des anderen Interesses durchgesetzt werden kann und die Gefahr besteht, dass die sorgeberechtigten Eltern das Kindesinteresse nicht genügend berücksichtigen können (Verfahrenshandbuch/Schael, VI Rn. 156; MünchKomm/Huber, § 1629 BGB Rn. 68). Der äußerlich nur bei einem Elternteil vorhandene Interessengegensatz kann wegen gleichgelagerten eigenen Interesses auch zur Entziehung der Vertretung beim anderen Elternteil führen (OLG Köln, FamRZ 2001, 430; Palandt/Diederichsen, 62. Aufl., § 1629 BGB Rn. 24 und § 1796 Rn. 2).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Vorliegend kann dahingestellt bleiben, ob konkret bejaht werden kann, dass ein Interessengegensatz durch die Interessen des Vaters selbst oder durch die des Großvaters, die er sich zu eigen machen könnte, entsteht. Denn wie bei allen Eingriffen in das Elternrecht hat das Familiengericht den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit strikt zu wahren, so dass von einer Entziehung der Vertretungsmacht abzusehen ist, wenn trotz des konkret festgestellten oder erkennbaren Interessenwiderstreits zu erwarten ist, dass die Sorgerechtsinhaber dennoch im Interesse ihres Kindes handeln werden (OLG Stuttgart, FamRZ 1983, 831; Verfahrenshandbuch/Schael, a.a.O.; Staudinger/Peschel-Gutzeit, § 1629 BGB Rn. 284, 285). Bei der Entscheidung des Familiengerichts über die Entziehung ist auch der Gesichtspunkt des Familienfriedens zu berücksichtigen (MünchKomm/Huber, a.a.O., Rn. 68, Palandt/Diederichsen, a.a.O., Rn. 24).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Vorliegend erwartet der Senat eine am Kindeswohl orientierte Entscheidung der Eltern im Strafverfahren gegen den Großvater väterlicherseits. Die Eltern haben übereinstimmend ihrer Tochter psychologische Hilfe angedeihen lassen. Sie haben auch übereinstimmend die Kindertherapeutin von der Schweigepflicht gegenüber der Staatsanwaltschaft entbunden. Schließlich sind von den weiteren Beteiligten keine Anhaltspunkte dafür vorgetragen worden, dass die Eltern trotz der möglichen Interessenkollisionen nicht zu einer Entscheidungsfindung in der Lage wären, die sich an dem Kindesinteresse orientiert. Es ist deshalb nicht gerechtfertigt, die Vertretung der Eltern einzuschränken.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Beschwerde ist gerichtsgebührenfrei, da davon ausgegangen werden kann, dass sie im Interesse des Kindes eingelegt worden ist, § 131 Abs. 3 KostO. Im Übrigen folgt die Regelung der Kosten aus § 13 a FGG.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Beschwerdewert wurde abweichend vom Regelwert gem. §§ 31 Abs. 1 S. 1, 131 Abs. 2, 30 Abs. 3 S. 1 und Abs. 2 KostO festgesetzt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Voraussetzungen für die Zulassung der Rechtsbeschwerde liegen nicht vor, § 621 e Abs. 2 ZPO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,798
|
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|
2 UF 23/02
| 2003-03-27T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:33
| 2019-02-12T12:16:50
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Karlsruhe-Durlach vom 27.11.2001, AZ. 3 F ..., wie folgt abgeändert:</p>
<p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kläger für die Zeit vom 1.7.1999 bis 31.12.2002 rückständigen Unterhalt in Höhe von insgesamt 4.188 Euro nebst 4 % Zinsen aus 2.878,57 Euro seit dem 21.2.2001 sowie ab dem 1.1.2003 einen laufenden monatlichen Unterhalt in Höhe von 109,30 Euro zu zahlen.</p>
<p>Im übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.</p>
<p>2. Der Beklagte trägt 63 % der Kosten des Berufungsverfahrens sowie 63 % der außergerichtlichen Kosten des Streitverkündeten für das Berufungsverfahren. Der Kläger trägt 37 % der Kosten des Berufungsverfahrens. Der Streitverkündete trägt 37 % seiner außergerichtlichen Kosten des Berufungsverfahrens selbst.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger verlangt von dem Beklagten aus auf ihn nach § 91 BSHG übergegangenem Recht Unterhalt gem. §§ 1601, 1603 und 1610 Abs. 1 BGB für die am 26.6.1919 geborene Mutter des Beklagten, Frau H. W.. Als Sozialhilfeträger hat er den ungedeckten Unterhalt der Mutter, die in einem Pflegeheim lebt, jedenfalls seit dem 1.9.1998 übernommen. Nunmehr trägt er unwidersprochen vor, er habe vom 1.9.1998 bis 30.11.2000 DM 23.045, vom 1.12.2000 bis 31.12.2001 DM 12.896,98 und vom 1.1.2002 bis 31.12.2002 7.608,55 Euro gezahlt. Ab dem 1.1.2003 belaufen sich die ungedeckten monatlichen Leistungen auf 678 Euro (II 145, 163).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Frau H. W. hat fünf Kinder. Ein Bruder des Beklagten, H. W., arbeitet als selbständiger Zahnarzt und ist einem minderjährigen Kind unterhaltspflichtig. Nach seinen Angaben verfügt er über ein monatliches Nettoeinkommen in Höhe von DM 17.000 nach Abzug der Steuern, aber ohne Berücksichtigung von Vorsorgeaufwendungen. Er ist Eigentümer von einem Einfamilien-Hausgrundstück sowie einem Mietwohngrundstück und hat Verbindlichkeiten in Höhe von 1.400.000 DM (I 171 f). Nach seinen Angaben resultieren aus Vermietung und Verpachtung jährliche Negativeinkünfte in Höhe von DM 34.000. Die Leistungsfähigkeit der übrigen Kinder P. W., H. W. und C. N. wurde vom Kläger jedenfalls bis zum 31.1.2002 verneint. Seit dem 1.2.2002 ist der Bruder P. nach dem Vortrag den Klägers in Höhe von DM 2.000 monatlich leistungsfähig (II 143).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Beklagte war bis Mai 1999 als angestellter Arzt tätig, hat dann in einer Gemeinschaftspraxis mitgearbeitet und hat sich im Oktober 2000 als selbständiger Arzt niedergelassen. Als angestellter Arzt verblieb ihm ein monatliches Nettoeinkommen in Höhe von DM 6.537,00. Daneben hat er Einkünfte in Höhe von 15.000 DM im Jahr als freiberuflicher Notarzt erzielt. Er ist verheiratet und seiner Frau und zwei minderjährigen Kindern unterhaltspflichtig. Aufgrund eines gerichtlichen Vergleichs vor dem Landgericht Karlsruhe vom 4.7.2002, AZ.: 9 O ... hat der Beklagte 43.500 Euro in 2 Raten an den Bruder H. W., dem im vorliegenden Verfahren der Streit verkündet wurde, gezahlt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
1993 war dem Beklagten im Wege der vorweggenommenen Erbfolge von seinem Onkel ein land- und forstwirtschaftlicher Betrieb übertragen worden, an dem sich der Onkel einen lebenslangen Nießbrauch vorbehalten hatte. Im Mai 1999 ist der Onkel verstorben. Der land- und forstwirtschaftliche Betrieb von einer Größe von etwas mehr als 30 ha ist verpachtet. Sein Wert wird auf mindestens DM 700.000 geschätzt. 1999 hat der Beklagte ein Darlehen in Höhe von DM 250.000 aufgenommen, das durch den Betrieb gesichert ist. Außerdem hat er für die Einrichtung seiner Arztpraxis ein Darlehen in Höhe von DM 316.000 aufgenommen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der Kläger geht davon aus, dass der Unterhalt des Beklagten und der seiner Familie durch dessen laufenden Einkünfte in Höhe von DM 6.537 gedeckt ist. Der Beklagte erziele jährliche Pachteinkünfte in Höhe von DM 15.000 aus dem Betrieb. Er ist der Auffassung, der Beklagte habe für den Unterhalt seiner Mutter den Stamm seines Vermögens, d.h. den landwirtschaftlichen Betrieb heranzuziehen. Neben dem Bruder, der bereit ist, die Hälfte des Unterhaltes für die Mutter zu zahlen, sei der Beklagte zur Leistung der anderen Hälfte des Unterhalts verpflichtet. Er hat deshalb beantragt, den Beklagten zur Zahlung einen Unterhaltrückstandes für den Zeitraum vom 1.9.1998 bis 31.1.2001 in Höhe von DM 12.411,70 sowie laufend in Höhe von DM 444,48 zu verurteilen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Beklagte hat die Klageabweisung beantragt, da er sich nicht für leistungsfähig hält. Er verfüge nur über ein Monatseinkommen in Höhe von DM 4.466 (I 329). Die Verwertung des Hofes scheide aus, da dieser Früchte abwerfe und als Sicherheit für die eingegangenen Verbindlichkeiten diene. Auch müsse ihm gem. § 88 BSHG ein Schonvermögen in Höhe von DM 150.000 verbleiben (I 331).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Das Amtsgericht Karlsruhe hat die Klage mit der Begründung zurückgewiesen, der Anteil des Beklagten an der Unterhaltsverpflichtung gegenüber der Mutter sei nicht schlüssig dargetan. Warum der Beklagte angesichts des ungewöhnlich hohen Einkommens seines Bruder die Hälfte des Unterhaltes zu zahlen habe, sei nicht nachvollziehbar. Aufgrund der Unterhaltspflicht gegenüber seiner Ehefrau und den beiden Kindern und der Unklarheit, inwieweit der Beklagte den landwirtschaftlichen Betrieb verwerten könne, sei ein Vergleich der Leistungsfähigkeit der Brüder nicht durchführbar. Eine Haftung in Höhe von 50 % ergebe sich auch nicht aus Billigkeitsgesichtspunkten.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Gegen dieses Urteil vom 27.11.2001, zugestellt am 10.1.2002, hat der Kläger am 11.2.2002 Berufung eingelegt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Aufgrund seiner Vermögensverhältnisse habe der Beklagte 33 % und nach dem Eintritt der Leistungsfähigkeit des Bruders P. 29,41 % des ungedeckten Unterhaltes seiner Mutter zu zahlen. Da der Beklagte erst ab dem Tod seines Onkels im Mai 1999 über den landwirtschaftlichen Hof habe frei verfügen können, macht der Kläger nunmehr Unterhaltsrückstände erst ab dem 1.7.1999 geltend. Bei dem leistungsfähigen Bruder des Beklagten H. W. sei von einem einzusetzenden monatlichen Einkommen in Höhe von DM 10.000 nach Abzug von Steuern, Vorsorgeaufwendungen, Unterhalt für den Sohn und dem ihm zustehenden Selbstbehalt auszugehen (II 23). Dem stehe - jedenfalls zur Ermittlung des Haftungsanteils - die Verpflichtung des Beklagten gegenüber, den 30 ha großen landwirtschaftlichen Betrieb mit einem Verkehrswert von mindestens 700.000 DM zu verwerten. Nach Abzug des Darlehens bei der Sparkasse E. in Höhe von 250.000 verbleibe ein Vermögen von 450.000 DM. Unter Berücksichtigung der statistischen Lebenserwartung der Mutter des Beklagten könne der Beklagte abhängig von dem zugrundezulegenden Zinssatz in Höhe von 4 bzw. 5 % mit einem Vermögen von DM 441.300 oder 418.620 einen monatlichen Unterhalt in Höhe von DM 5.000. finanzieren. Deshalb habe er im Verhältnis zu seinem Bruder, der 10.000 DM monatlich einsetzen könne, ein Drittel des Unterhaltes seiner Mutter zu leisten. Der Beklagte könne angesichts der Einkünfte aus dem Hof auch ohne weiteres die geforderten DM 296,32 monatlich ohne Verwertung des Hofes aufbringen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Der Kläger beantragt, den Beklagten unter Aufhebung des Urteils des Amtsgerichts Karlsruhe zu verurteilen, rückständigen Unterhalt in Höhe von 2.878, 57 Euro (5.306 DM) für die Zeit vom 1.7.1999 bis 31.1.2001 nebst 4 % Zinsen hieraus seit Rechtshängigkeit sowie einen laufenden monatlichen Unterhalt ab dem 1.2.2001 in Höhe von 151,50 Euro (296,32 DM) zu zahlen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Beklagte beantragt die Zurückweisung der Berufung.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Es handele sich bei dem landwirtschaftlichen Betrieb um Betriebsvermögen in Höhe von 700.000 DM. 1998 habe er aus dem landwirtschaftlichen Betrieb einen Gewinn in Höhe von DM 11.704, 1999 in Höhe von DM 8.034 und 2000 in Höhe von 11.137 DM (II 55) erzielt. Bei einer Veräußerung müsse nach Abzug des Buchwertes in Höhe von 250.000 DM der Gewinn in Höhe von 450.000 DM versteuert werden. Es fielen etwa DM 200.000 an Steuern an (II 52). Auch sei die Kreditbelastung in Höhe von DM 250.000 zu berücksichtigen, so dass nur DM 50.000 als Vermögen verblieben. Auch habe er für die Praxiseinrichtung einen weiteren Kredit in Höhe von 316.000 DM aufgenommen, für den der landwirtschaftliche Betrieb als Sicherheit diene. Im übrigen sei nicht nur das Einkommen, sondern auch das Vermögen des Bruders H. W. zu berücksichtigen, da dieser im Jahr 1994 Kapitaleinkünfte in Höhe von DM 24.179 erzielt habe. Die Mutter sei für den Beklagten lediglich die biologische Mutter; er sei als einziges der Kinder vom Onkel großgezogen worden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Streitverkündete H. W. ist dem Verfahren auf Seiten des Klägers beigetreten und schließt sich dessen Ausführungen an.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Wegen der Einzelheiten wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen verwiesen. Die Akten des Landgerichts Karlsruhe, Az.: 9 O ..., sind beigezogen worden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist zum Teil begründet.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Unstreitig steht dem Kläger grundsätzlich ein Unterhaltsanspruch gem. §§ 1601,1603 und 1610 BGB gegen den Beklagten aus gem. § 91 Abs. 1 BSHG übergeleitetem Recht ab dem nunmehr geltend gemachten Zeitpunkt vom 1.7.1999 zu. Unterhaltspflichtig sind die 5 Kinder gegenüber ihrer Mutter, Frau H. W., in Höhe ihres ungedeckten Bedarfs in Höhe von DM 886,34 monatlich für den Zeitraum vom 1.9.1998 bis 30.11.2000 (DM 23.045 : 26 Monate), in Höhe von DM 992 monatlich für den Zeitraum vom 1.12.2000 bis 31.12.2001 (DM 12.896 : 13 Monate), in Höhe von 634 Euro monatlich vom 1.1.2002 bis 31.12.2002 (7.608,55 Euro : 12 Monate) und ab dem 1.1.2003 in Höhe von 678 Euro monatlich. Dieser Bedarf ändert sich auch durch das Grundsicherungsgesetz nicht, da die Mutter des Beklagten nach § 2 Abs. 3 GSiG wegen des 100.000 Euro jährlich übersteigenden Gesamteinkommens des Streitverkündeten nicht anspruchsberechtigt ist (vgl. auch Klinkhammer, Grundsicherungsgesetz, FamRZ 2002, S. 997 (1003)). Insoweit haften sie gem. § 1606 Abs. 3 S. 1 BGB entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit anteilig.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Streitig ist die Leistungsfähigkeit des Beklagten neben der des Bruders H. W. und ab dem 1.2.2002 auch des Bruders P. W., nach der sich zugleich der Haftungsanteil an der Unterhaltspflicht gegenüber der Mutter des Beklagten richtet. Beide Parteien gehen in ihrem Vortrag im Berufungsverfahren davon aus, dass der laufende Unterhaltsbedarf des Beklagten sowie seiner vorrangig unterhaltsberechtigten Ehefrau und Kinder zunächst durch die Einkünfte des Beklagten als angestellter Arzt und nunmehr durch das laufende Einkommen des Beklagten aus seiner selbstständigen Tätigkeit als Allgemeinarzt auf Dauer gedeckt ist.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Darüber hinaus ist der Beklagte Eigentümer eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes mit einem Wert von mindestens 700.000 DM, aus dem er laufende Einkünfte durch Verpachtung in Höhe von durchschnittlich etwa 11.000 DM im Jahr erzielt, wie sich aus den von ihm vorgelegten Gewinnermittlungen ergibt. Grundsätzlich ist der Unterhaltspflichtige verpflichtet, neben den Vermögenserträgnissen auch den Stamm seines Vermögens für den Unterhalt einzusetzen (Palandt/Diederichsen, BGB, 62. Aufl., § 1603 Rn. 3; Duderstadt, FamRZ 1998, S.273 (275)). Bis zu welcher Grenze Vermögen einzusetzen ist, wird dabei aber unterschiedlich bewertet (vgl. nur die Zusammenfassung der Rechtsprechung in Duderstadt, a.a.O., S. 275). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass § 1603 Abs. 1 BGB den Verwandtenunterhalt jeglicher Art betrifft und bei Unterhaltspflichten gegenüber den Eltern anders als im Rahmen des nachehelichen Unterhaltes gerade keine Billigkeitskontrolle gem. § 1581 BGB hinsichtlich des Einsatzes des Vermögensstammes stattfindet. Trotzdem besteht im wesentlichen Einigkeit, dass es sich bei der Unterhaltspflicht gegenüber Eltern um eine Unterhaltspflicht minderer Intensität handelt, wie sich schon aus der grundsätzlichen Nachrangigkeit gegenüber anderen Unterhaltsberechtigten ergibt (BGH, NJW 2003, S. 128 (130); Kalthoener/Büttner/Niepmann, Die Rechtsprechung zur Höhe des Unterhaltes, 8. Aufl., Rn. 770; Büttner, Festschrift für Henrich, S. 51 (56)). Dies zeigt sich insbesondere auch darin, dass inzwischen nach der Düsseldorfer Tabelle ein deutlich erhöhter Selbstbehalt des Unterhaltsschuldners gegenüber unterhaltsberechtigten Eltern anerkannt ist, was der BGH bestätigt: Entsprechend ergäbe sich eine Einschränkung der Verpflichtung zum Einsatz des Vermögensstammes dahingehend, dass sonstige Verpflichtungen des Unterhaltsschuldner zu berücksichtigen seien und er seinen eigenen angemessenen Unterhalt nicht zu gefährden brauche. Die Verwertung des Vermögensstammes könne nicht verlangt werden, wenn sie den Unterhaltsschuldner von fortlaufenden Einkünften abschneide, die er zur Erfüllung weiterer Unterhaltsansprüche, anderer berücksichtigungswürdiger Verbindlichkeiten oder zur Bestreitung des eigenen Unterhaltes benötige (BGH, NJW 2003, S. 128 (131)). Auch die Verwertung eines angemessenen Familienheims könne im allgemeinen nicht verlangt werden (BGH, FamRZ 2001, S. 21 (23)). Des weiteren sei die Verwertung nicht zumutbar, wenn sie mit einem wirtschaftlich nicht mehr vertretbaren Nachteil verbunden wäre (Schibel, NJW 1998, S. 3449 (3452)). Letztendlich hängen Art und Umfang der Pflicht zur Verwertung des Vermögensstammes von den individuellen wirtschaftlichen Umständen des Einzelfalls und dem Umfang der Zumutbarkeit ab (Kalthoener/Büttner/Niepmann, a.a.O., Rn. 771).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Vorliegend ist davon auszugehen, dass die Existenz des Beklagten und die seiner Familie durch seine Tätigkeit als freiberuflicher Arzt umfassend abgesichert ist. Als angestellter Arzt hat der Beklagte gut verdient, sich eine angemessene Altersvorsorge aufbauen und seine engere Familie versorgen können. Weder war er auf die Einkünfte aus dem landwirtschaftlichen Betrieb noch auf das Vermögen als solches angewiesen. Dass sich an der Einkommenssituation des Beklagten durch die Aufnahme der freiberuflichen ärztlichen Tätigkeit längerfristig etwas grundlegend geändert hat, ist auch nach Vorlage des Steuerbescheides für das Jahr 2000 nicht dargelegt. Allerdings trägt er vor, dass er den landwirtschaftlichen Betrieb als Basis für den Praxiseinrichtungskredit in Höhe von 316.000 DM bei der A. - Bank benötige. Aus der vorgelegten Bescheinigung der Bank ist aber nur zu entnehmen, dass die gesamte Vermögenssituation des Beklagten eine Rolle gespielt hat; nicht erkennbar wird, dass eine Verwertung des landwirtschaftlichen Betriebes Auswirkungen auf die Kreditvergabe oder die Abwicklung des Kredites hätte (I 143), eine grundbuchmäßige Sicherheit für diesen Kredit wurde nicht eingeräumt. Insgesamt gesehen ist damit davon auszugehen, dass die Existenz des Beklagten und seiner engeren Familie langfristig durch seine Berufstätigkeit abgesichert ist.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Weiter wendet der Beklagte ein, die Verwertung des Betriebes sei unwirtschaftlich, da er nur einen Nettoerlös in Höhe von 50.000 DM erzielen könne, da er den Gewinn aus der Betriebsveräußerung zu versteuern habe. Darüber hinaus sei die durch das Grundvermögen des Betriebes abgesicherte Darlehensverbindlichkeit zu berücksichtigen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Zutreffend ist insoweit, dass der bei der Veräußerung eines Betriebes erzielte Erlös, der den Wert des Betriebsvermögens übersteigt, gem. §§ 14, 16, 34 EStG zu versteuern ist. Anerkannt ist weiter in der Rechtsprechung, dass für den Fall, dass der Wert eines Vermögensgegenstandes nach dessen Veräußerungswert ermittelt wird, die bei der Auflösung der sogenannten stillen Reserven anfallenden Steuern wertmindernd zu berücksichtigen sind (vgl. Palandt/Brudermüller, BGB, 62. Auflage, § 1376, Rn 11 m.w.N.). Dies gilt unabhängig davon, ob eine Veräußerung tatsächlich beabsichtigt ist, sondern ergibt sich als Konsequenz der üblichen Wertbemessung nach der Ertrags- bzw. Substanzwertmethode (OLG Hamm, FamRZ 1998, S. 235 (237) m.w.N.). Vorliegend gehen die Parteien von einem "Wert" des Betriebes in Höhe von DM 700.000 aus. Auf welche Weise dieser Wert ermittelt wurde, ist nicht nachvollziehbar. Da dies vom Kläger nicht substantiiert bestritten wurde (vgl. auch jetzt II 147), wird insoweit dem Vortrag des Beklagten gefolgt, wonach bei der Bewertung die latenten Steuern nicht berücksichtigt sind. Sie sind deshalb als wertmindernde Faktoren abzuziehen. Mangels anderer Anhaltspunkte werden hierzu die nicht bestrittenen Wertangaben des Beklagten übernommen. Aus der Bestätigung der Steuerberaterin des Beklagten ergibt sich, dass nach Abzug des Buchwertes in Höhe von DM 250.000 auf den Gewinn in Höhe von DM 450.000 (Wert DM 700.000 ./. Buchwert 250.000) Steuern in Höhe von DM 200.000 zu zahlen wären. Es verbliebe dem Beklagten damit ein Vermögen in Höhe von DM 500.000 (DM 700.000 ./. DM 200.000). Zwar wird zum Teil die Auffassung vertreten, dass die Veräußerung eines Betriebes nicht zugemutet werden könne (Schibel, a.a.O., S. 3453), wenn sie aufgrund der anfallenden Steuerlast eine ungewöhnliche Härte darstellt. Dies mag dann der Fall sein, wenn aufgrund der steuerlichen Folgen die Existenz des Unterhaltspflichtigen nachhaltig betroffen ist. Vorliegend wird aber aus dem Vermögen nur ein verhältnismäßig geringer Ertrag erwirtschaftet - schon bei einer Verzinsung von nur 4 % könnte der Beklagte fast den doppelten Gewinn erzielen - und, wie dargelegt, ist der Beklagte in seiner Existenz gerade nicht von dem landwirtschaftlichen Betrieb abhängig. Insoweit erscheint grundsätzlich trotz der steuerlichen Belastung dem Beklagten eine Veräußerung des Betriebes als durchaus zumutbar.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Unstreitig bestehen weiter wohl seit Oktober 1998 (II 63) Darlehensverbindlichkeiten des Beklagten in Höhe von DM 250.000, die durch die Bestellung einer Grundschuld an dem Betrieb abgesichert sind. Da sie das Vermögen des Beklagten tatsächlich verringern, sind sie, wie dies auch der Kläger anerkennt, als vermögensmindernde Position anzurechnen. Dem Beklagten verbleibt damit ein Vermögen in Höhe von DM 250.000.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Ein Abzug der weiteren Verbindlichkeiten in Höhe von DM 316.000 kann nicht anerkannt werden, da es sich hierbei um im Rahmen der Einrichtung der Arztpraxis eingegangene Verbindlichkeiten handelt. Diesen Verbindlichkeiten steht der Praxiswert entgegen, dessen Höhe mit mindestens diesem Betrag angenommen wird. Wäre dies nicht der Fall, so hätte sich die A. - bank weitere Sicherheiten für ihr Darlehen einräumen lassen. Es erscheint insoweit angemessen, den Praxiswert insgesamt bei der Vermögensermittlung des Beklagten außer Betracht zu lassen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Bei der Ermittlung des Vermögens des Beklagten ist nach Auffassung des Senates aber der aufgrund des Vergleichs vom 4.7.2002 seinem Bruder H. W. geschuldete Betrag von 43.500 Euro zu berücksichtigen. Aus den Akten des Landgerichts ergibt sich, dass es sich um die Rückzahlung des Ausbildungsunterhaltes, den der Bruder wohl für die Ausbildung des Beklagten gezahlt hat, handelt. Da diese Verbindlichkeit lange vor der Unterhaltspflicht gegenüber der Mutter entstanden ist, ist auch diese Forderung vermögensmindernd anzuerkennen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Dafür, dem Beklagten weiteres Schonvermögen zuzubilligen, ist entsprechend der Entscheidung des BGH, NJW 2003, S. 128 (131) kein Grund ersichtlich. Die Existenz des Beklagten ist durch seine berufliche Tätigkeit gesichert. Hierdurch erreicht er ebenfalls eine angemessene Alterssicherung. Ihm ohne weiteren Nachweis seiner Bedürftigkeit einen weiteren Vermögensbetrag zu belassen, erscheint nicht angemessen, zumal dem Beklagten aus dem Darlehen von 1998 Gegenwerte verblieben sein müssen. Es ist wenig wahrscheinlich, dass er seit 1998 diese nicht unbeträchtliche Summe verbraucht hat. Weiteres Schonvermögen wird daher nicht anerkannt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Dem Beklagten bleibt damit ein Vermögen in Höhe von DM 164.921 (DM 250.000 ./. 43.500 Euro).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Entsprechend diesem einzusetzenden Vermögen haftet der Beklagte gem. § 1606 Abs. 1 BGB für den Zeitraum vom 1.7.1999 bis 31.1.2002 anteilig neben seinem Bruder H. W. Die Haftungsquote des Unterhaltspflichtigen errechnet sich dabei wie bei volljährigen Kindern nach Abzug des für seinen eigenen Unterhalt und denjenigen der vorrangig Berechtigten verbleibenden Teils seines bereinigten Nettoeinkommens (Schnitzler/Günther, Münchener Anwaltshandbuch, Familienrecht, § 12 Rn. 117). Haften daneben Kinder aus Vermögen, so ist dieses in monatliches Einkommen umzurechnen (Schnitzler/Günther, a.a.O., § 12 Rn. 117; Heiß/Born/Hußmann, Unterhaltsrecht, Kapitel 13, Rn. 70 - 72). Ausgehend von der anhand der allgemeinen Sterbetafeln ermittelten durchschnittlichen Lebenserwartung für Frauen im Alter von 80 Jahren von 7,84 Jahren wird der mit dem oben ermittelten Kapital finanzierbare monatliche Unterhaltsbetrag ermittelt. Nach der Tabelle ist bei einem Rechnungszins einschließlich Zwischen- und Zinseszins = 5,5 % und einem Mittelwert zwischen jährlich vorschüssiger und jährlich nachschüssiger Zahlung bei Frauen im Alter von 80 Jahren ein Betrag von 5.622 DM erforderlich, um eine lebenslange Rente in Höhe eines Jahresbetrages von 1.00 DM zu finanzieren (vgl. Brudermüller/Klattenhoff, Tabellen zum Familienrecht, 23. Aufl., Ausgabe August 2002, S. 283, Nr. 2). Folglich kann mit einem Betrag von DM 165.000 entsprechend der Formel Kapital : 12 : Kapitalisierungsfaktor = monatliches Einkommen (Schnitzler/Günther, a.a.O., § 12 Rn. 60) eine monatliche Rente in Höhe von DM 2.445 DM (DM 165.000 : 12 : 5,622) finanziert werden.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Dem Bruder H. W. steht nach dem nicht substantiiert bestrittenen Vortrag des Klägers nach Abzug seines Selbstbehaltes und der vorrangigen Unterhaltspflicht gegenüber seinem Sohn ein monatlicher Unterhaltsbetrag zur Erfüllung seiner Unterhaltspflicht gegenüber seiner Mutter in Höhe von DM 10.000 zur Verfügung. Insoweit trifft den Kläger die Darlegungs- und Beweislast für die Höhe der anteiligen Haftung des Beklagten. Entsprechend der Darlegungslast bei Unterhaltsansprüchen von volljährigen Kindern reicht es aus, dass die Berechtigten dartun, dass sie das ihnen Mögliche und Zumutbare getan haben, um den Haftungsanteil des anderen Elternteils bzw. die Anteile der mithaftenden Geschwister zu ermitteln (LG Kiel, FamRZ 1996, S. 753 (754); Wendl/Staudigl/Pauling, Unterhaltsrecht, 5. Aufl., § 2 Rn. 610; Palandt/Diederichsen, BGB, 62. Aufl., § 1606 Rn. 5). Überzogene Anforderungen an die Darlegungs- und Beweislast könnten zur Unmöglichkeit der Darlegung des Haftungsanteils eines Geschwister führen und so die Durchsetzung des Unterhaltsanspruchs blockieren. Jedenfalls muss es genügen, wenn vom Kläger Auskünfte gem. § 116 BSHG von den weiteren Geschwistern über ihre Einkommens- und Vermögenssituation eingeholt und dargelegt werden. Für sie spricht der Anschein der Vollständigkeit und Richtigkeit. Allenfalls substantiiertes Bestreiten des Verpflichteten hätte weiteren Vortrag erforderlich machen können. Insoweit ist der Kläger im vorliegenden Fall nunmehr seiner Darlegungsverpflichtung ausreichend nachgekommen. Soweit der Beklagte vorträgt, der Streitverkündete verfüge auch über Vermögen, trifft es zwar zu, dass der Bruder H. W. 1994 noch Kapitaleinkünfte in Höhe von jährlich DM 24.179 hatte (I 199); der Steuerbescheid des Jahres 1996 zeigt aber, dass er ab 1996 keine Kapitaleinkünfte, sondern nur noch Negativeinkünfte aus Vermietung und Verpachtung erzielt hat (II 187). Vermögen ist deshalb bei ihm wegen der hohen Verschuldung in Höhe von 1,4 Mio. DM trotz des Eigentums an dem Hausgrundstück und dem Mietshaus nicht zu berücksichtigen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Für den Zeitraum vom 1.7.1999 bis 31.1.2002 hat damit der Beklagte 1/5 und der Bruder H. W. 4/5 des ungedeckten Unterhaltes der Mutter des Beklagten zu leisten (Verhältnis von 2.445 DM, gerundet DM 2.500 zu DM 10.000).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Für diesen Zeitraum beläuft sich der Rückstand auf DM 29.203:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="5" rowspan="1"><rd nr="31"/></th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Juli 1999</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Nov. 2000</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">DM 886,34 x 17 Monate</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">DM 15.067</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dez. 2000</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Dez. 2001</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">DM 992,00 x 13 Monate</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">DM 12.896</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Jan. 2002</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">634 Euro =</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">DM 1.240</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">DM 29.203</td></tr></table></td>
</tr>
</table><br/></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Der Beklagte hat damit DM 5.840 (DM 29.203 : 5) bzw. 2.986 Euro zu zahlen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Für den Zeitraum vom 1.2.2002 bis 31.12.2002 haftet auch der Bruder P. W. anteilig. Sein Anteil errechnet sich - nach dem ausreichenden Vortrag des Klägers - aus einer Leistungsfähigkeit in Höhe von DM 2.000 monatlich. Unter Einbeziehung seiner Leistungspflicht ergibt sich ein Haftungsanteil des Beklagten in Höhe von 17,24 % (Verhältnis von DM 10.000 zu DM 2.500 zu DM 2.000). Da sich der Rückstand auf 6.974 Euro (634 Euro x 11 Monate) beläuft, hat der Beklagte hiervon 1.202 Euro zu zahlen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Der vom Beklagten zu zahlende Rückstand für den Zeitraum vom 1.7.1999 bis 31.12.2002 beläuft sich damit auf insgesamt 4.188 Euro (2.986 Euro + 1.202 Euro).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Ab dem 1.1.2003 hat er monatlich 109,30 Euro (634 Euro x 17,24 %) zu leisten.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Eine solche Belastung ist dem Beklagten auch insgesamt gesehen zumutbar. Eine Veräußerung des landwirtschaftlichen Betriebes erscheint angesichts der Geringfügigkeit dieses Betrages im Verhältnis zur Gesamtvermögenssituation des Beklagten nicht erforderlich. Bereits aus dem Ertrag des Betriebes ist diese monatliche Unterhaltszahlung ohne weiteres aufzubringen. Selbst wenn der Beklagte nicht bei seiner Mutter aufgewachsen sein sollte, so erscheint dieser monatliche Beitrag im Verhältnis zu seinen Geschwistern durchaus angemessen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Die Entscheidung über die Zinsen ergeht gem. §§ 286, 288, 291 BGB.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Die Entscheidung über die Kosten folgt aus §§ 92, 101 Abs. 1 ZPO, die Anordnung der vorläufigen Vollstreckbarkeit hat §§ 708 Nr. 10, 713 ZPO zur Grundlage.</td></tr></table></td></tr></table>
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133,799
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2 VAs 32/02
| 2003-03-27T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:33
| 2019-02-12T12:16:50
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>Der Antrag des auf gerichtliche Entscheidung gegen den Bescheid des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof - Dienststelle Bundeszentralregister - vom 31. Juli 2002 wird als unzulässig und sein Antrag auf Bewilligung von Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Antragsfrist als unbegründet verworfen.</p>
<p>Der Antragsteller hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.</p>
<p>Der Geschäftswert wird auf 3.000,-- Euro festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Mit Bescheid des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof - Dienststelle Bundeszentralregister - vom 31.07.2002 wurde der Antrag des Antragstellers vom 05.07.2002 auf Berichtigung einer Registerauskunft, die die Registerbehörde am 28.03.2002 der Staatsanwaltschaft X.  erteilt hatte, hinsichtlich der dort zu seiner Person enthaltenen Anschrift sowie auf unmittelbare Übersendung einer unbeschränkten Auskunft aus dem Bundeszentralregister an ihn persönlich abgelehnt. Mit seinem am 16.09.2002 eingekommenen Antrag auf gerichtliche Entscheidung verfolgt der Antragsteller sein Begehren weiter und beantragt zugleich Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Antragsfrist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach §§ 23 ff EGGVG ist unzulässig, da er nicht innerhalb eines Monats nach Zustellung des angefochtenen Bescheides eingekommen ist. Die Antragsfrist lief, da der Bescheid der Registerbehörde dem Antragsteller am 07.08.2002 zugestellt wurde und der 07.09.2002 auf einen Samstag fiel, am 09.09.2002 ab (§§ 29 Abs. 2 EGGVG i.V.m. § 43 Abs. 1, 1. Halbs., Abs. 2 StPO). Der Antrag ging indessen erst am 16.09.2002 beim Oberlandesgericht ein. Er war daher ohne Prüfung in der Sache als unzulässig zu verwerfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Antragsfrist kommt nicht in Betracht, da der Antragsteller nicht ohne sein Verschulden daran gehindert war, die Antragsfrist einzuhalten (§ 26 Abs. 2 EGGVG). 
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Nach § 26 Abs. 1 Satz 1 EGGVG muss der Antrag auf gerichtliche Entscheidung innerhalb eines Monats nach Zustellung des Bescheids schriftlich oder zur Niederschrift der Geschäftsstelle des zuständigen Oberlandesgerichts oder eines Amtsgerichts gestellt werden. Für Inhaftierte ergibt sich in diesem Zusammenhang nach § 299 StPO i.V.m. § 29 Abs. 2 EGGVG grundsätzlich ein Rechtsanspruch, Erklärungen, die sich auf den Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach §§ 23 ff EGGVG richten, zu Protokoll der Geschäftsstelle des Amtsgerichts zu geben, in dessen Bezirk die Anstalt liegt, wo diese auf behördliche Anordnung verwahrt werden. Nach § 299 Abs. 2 StPO genügt es in diesem Fall zur Wahrung der Frist, wenn das Protokoll innerhalb der Frist aufgenommen worden ist. Auf ein entsprechendes Ersuchen ist der Inhaftierte daher dem für die Aufnahme zuständigen Rechtspfleger oder Urkundsbeamten vorzuführen, der sich freilich auch selbst in die Anstalt begeben kann, dazu jedoch nicht verpflichtet ist. Erfolgt die rechtzeitig erbetene Vorführung jedoch nicht oder verspätet, ist das grundsätzlich ein Wiedereinsetzungsgrund nach § 44 StPO (Hanack in Löwe-Rosenberg, StPO 25. Aufl. EGGVG § 299 Rdn. 9; Maul in KK-StPO 4. Aufl. § 44 Rdn. 29). Der Antragsteller hat zwar am 04.09.2002, folglich noch innerhalb der Antragsfrist unter Hinweis auf den Fristablauf am 09.09.2002 um Vorführung eines Urkundsbeamten / Rechtspflegers ersucht, gleichwohl kann dies vorliegend eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht rechtfertigen. Zwar darf auch ein Inhaftierter die einschlägigen gesetzlichen Fristen „bis zur äußersten Grenze“ ausnutzen. Der Antragsteller konnte aber unter den gegebenen Umständen nicht mehr ernsthaft damit rechnen, dass der Rechtspfleger, auch wenn sein Ersuchen bereits am 05.09.2002 (Donnerstag) bei diesem einging, noch innerhalb der nach dem Wochenende am 09.09.2002 endenden Antragsfrist in der Vollzugsanstalt erscheinen werde, um seinen Antrag aufzunehmen, während die Antragsfrist noch einzuhalten gewesen wäre, wenn der Antragsteller sein Antragsschreiben zur Post gegeben hätte. Das verspätete Erscheinen des Rechtspflegers war mithin für ihn kein Hindernis i.S.d. § 45 Abs. 1 StPO (vgl. auch BGH NStZ 1997, 560 f). Angesichts des ihm nach § 26 EGGVG zustehenden Wahlrechts zwischen schriftlicher Antragstellung und einer solchen nach § 299 StPO ist es ihm zuzumuten gewesen, den Antrag in der Form zu stellen, die noch einen fristgemäßen Eingang beim Oberlandesgericht erwarten ließ. Dies gilt vorliegend insbesondere deshalb, weil der Antragsteller keine Formulierungshilfe des Rechtspflegers in Anspruch nehmen wollte, sondern diesem einen vorgefertigten Schriftsatz von 199 (einseitig beschriebenen) Seiten zur - formularmäßigen - Abzeichnung vorgelegt hat. Diesen Schriftsatz hätte er mühelos auch unmittelbar an das Oberlandesgericht absenden können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 30 Abs. 1 EGGVG, 2 Nr. 1 KostO. Der Geschäftswert wurde gem. §§ 30 Abs. 3 EGGVG, 30 Abs. 2 KostO festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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|
20 (16) WF 44/02
| 2003-03-27T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:33
| 2019-02-12T12:16:51
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die sofortige Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 06. Februar 2002 - 7B F 166/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Antragstellerin hat die Bewilligung von Prozesskostenhilfe zur Erhebung einer Trennungsunterhaltsklage gegen den Antragsgegner begehrt. Nach Einreichung des Prozesskostenhilfeantrags hat er den begehrten Unterhalt für die Monate November 2001 bis Januar 2002 geleistet (AS 33) und ist dem Prozesskostenhilfeantrag unter Hinweis auf pünktliche monatliche Zahlung auch in der Zeit vor November 2001 entgegengetreten. Das Familiengericht hat durch den angegriffenen Beschluss wegen Mutwilligkeit der beabsichtigten Rechtsverfolgung die begehrte Prozesskostenhilfe versagt. Dagegen richtet sich die rechtzeitig eingelegte und begründete sofortige Beschwerde der Antragstellerin, der das Familiengericht nicht abgeholfen hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die gemäß §§ 127 Abs. 2 Satz 2 und 3 ZPO statthafte sofortige Beschwerde ist nicht gerechtfertigt. Das Amtsgericht hat der Antragstellerin die Prozesskostenhilfe zu Recht verweigert. Die beabsichtigte Rechtsverfolgung ist mutwillig (vgl. § 114 ZPO). Eine nicht die Prozesskostenhilfe beanspruchende Partei hätte von der Prozessführung abgesehen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
1. Das Rechtsschutzinteresse der Antragstellerin an der Titulierung ihres Unterhaltsanspruchs (vgl. BGH, FamRZ 1998, 1165) nimmt der Klage nicht die Mutwilligkeit (Göppinger/van Els, Unterhaltsrecht, 7. Aufl., Rn 2025; a.A. Klinkhammer in Eschenbruch, Der Unterhaltsprozess, Rn 4194, der jedoch das Rechtsschutzinteresse enger fasst). Denn nur für die ohnehin zulässige (und begründete) Klage stellt sich die Frage der Mutwilligkeit.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
2.a) Es bestand für die Klägerin keine Veranlassung, an der Bereitschaft des Antragsgegners zu pünktlicher Zahlung des vereinbarten Unterhalts zu zweifeln.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
aa) Der Antragsgegner hat monatlich 1.400 DM und ab Oktober 2001 monatlich 1.500 DM rechtzeitig bezahlt. Zu Unrecht hält die Antragstellerin die Zahlung für verspätet, weil der überwiesene Betrag erst zu Beginn des jeweiligen Monats ihrem Konto gutgeschrieben wurde. Die Unterhaltsrente ist zwar monatlich im Voraus zu bezahlen (§ 1361 Abs. 4 Satz 2 BGB). Dies bedeutet aber nur, dass der Unterhaltsschuldner das zur Bezahlung der Unterhaltsrente von seiner Seite aus Erforderliche monatlich im Voraus getan hat. Sein Wohnsitz ist Leistungsort (§§ 269 Abs. 1, 270 Abs. 4 BGB). Da die Antragstellerin mit einer Überweisung der geschuldeten Geldrente auf ihr Konto einverstanden ist, kommt es somit auf die Rechtzeitigkeit des vom Antragsgegner mit seiner Bank gemäß § 676 a BGB jeweils geschlossenen Überweisungsvertrags an (Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Aufl., § 270 Rn. 7; Kalthoener/Büttner/Niepmann, Die Rechtsprechung zur Höhe des Unterhalts, 8. Aufl., Rn 192). Die Antragstellerin hat der Behauptung des Antragsgegners nicht widersprochen, die Überweisungen seien jeweils bereits am Ende des Vormonats veranlasst worden (Schriftsatz vom 14.12.2001 - Bl. 10 ff). Der Abschluss des Überweisungsvertrags zu diesem Zeitpunkt liegt zudem durch das Datum des jeweiligen Stempelaufdrucks auf den Überweisungsträgern nahe (Bl. 13, 14).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
bb) Dass der Antragsgegner sich geweigert hat, den Unterhalt auf seine Kosten außergerichtlich titulieren zu lassen (Schreiben vom 02.10.2001 - Bl. 4), steht der Annahme der Mutwilligkeit nicht entgegen. Die Mutwilligkeit kann entgegen einer verbreiteten Meinung nicht generell danach beurteilt werden, ob der Schuldner die Erstellung eines außergerichtlichen Titels  verweigert hat (so z.B. OLG München FamRZ 1994, 313; MünchKomm/Belz, ZPO, 2. Aufl., § 93 Rn. 13 "Unterhaltsklage"; MünchKomm/ Wax a.a.O., § 114 Rn 135), wobei teilweise nach kostenlosen und gebührenpflichtigen Titeln unterschieden wird (KG, FamRZ 1988, 518; OLG München, FamRZ 1994, 1126 und FamRZ 1996, 1021; OLG Köln, FamRZ 1997, 618 und 822; OLG Stuttgart, NJW-RR 2001, 1010; Wendl/Thalmann, Das Unterhaltsrecht in der familienrichterlichen Praxis, 5. Aufl., § 8 Rn 44). Maßgebend ist, ob im Einzelfall das Verhalten des Schuldners trotz bisher freiwilliger Zahlungen die Besorgnis künftigen Zahlungsverzugs begründet und damit Veranlassung zur Klageerhebung gibt. Seine Weigerung, an der Titulierung des Unterhaltsanspruchs mitzuwirken, ist nur einer von mehreren in die Bewertung einfließenden Faktoren. Dessen Gewicht ist naturgemäß geringer, wenn er die Kosten der Titulierung zu tragen hat. Seine Weigerung kann dann schon aus finanziellen Gründen verständlich sein und damit als Anzeichen dafür ausscheiden, dass er sich die künftige Nichterfüllung vorbehalten werde. So liegt der Fall hier. Die Beurkundung der Verpflichtung zur Zahlung von Trennungsunterhalt ist nach §§ 36 Abs. 1, 24 Abs. 3 KostO gebührenpflichtig. Der Antragsgegner hat zudem im Schreiben vom 02.10.2001 (Bl. 4), in welchem er seine Weigerung erklärt hat, klargestellt, dass er dennoch weiterhin rechtzeitig zahlen werde, und auf sein bisheriges Zahlungsverhalten hingewiesen. Für eine künftige Einstellung der Zahlungen gab es keine Anhaltspunkte.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
b) Eine auf die Prozesskosten bedachte Partei würde in diesem Fall von der Rechtsverfolgung absehen. Denn da der Schuldner keine Veranlassung zur Klageerhebung gegeben hat, wäre bei dessen sofortigem Anerkenntnis mit einer Kostenbelastung nach § 93 ZPO zu rechnen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
3. Die Mutwilligkeit wäre allerdings zu verneinen, wenn die Antragstellerin einen Anspruch auf Titulierung ihres Unterhaltsanspruchs hätte. Die Weigerung des Antragsgegners, an der außergerichtlichen Titulierung mitzuwirken, hätte dann zur Folge, dass auch eine kostenbewusste Partei die vom Willen des Unterhaltsschuldners unabhängige Titulierung auf dem Klagewege anstreben würde. Ein solcher offenbar materiell-rechtlicher Anspruch wird in Literatur und Rechtsprechung zum Teil bejaht (OLG Karlsruhe, Zivilsenate Freiburg, FamRZ 1984, 584; OLG Düsseldorf, FamRZ 1990, 1369; OLG München, FamRZ 1994, 313 und 1126; Zöller/Herget, ZPO, 23. Aufl., § 93 Rn 6 "Unterhaltssachen"; Musielak/Fischer, ZPO, 3. Aufl., § 114 Rn 38).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
a) Hierfür bietet das Gesetz keine Grundlage. Mit der Zahlung des Unterhalts erfüllt der Schuldner seine Hauptpflicht. Mehr kann von ihm insoweit nicht verlangt werden. Eine Nebenpflicht zur Titulierung besteht nicht (OLG Schleswig, FamRZ 1983, 828 Nr. 449; OLG Stuttgart, NJW-RR 2001, 1010; Bittmann, FamRZ 1986, 420). Sie wäre nicht, wie in anderen Fällen, auf weitere unterhaltsrechtliche (Neben-)Leistungen gerichtet, sondern allein auf die Nichterfüllung der Hauptpflicht bezogen. Sie hätte damit Sicherungscharakter. Die Pflicht zur Sicherheitsleistung ist im Gesetz nur für den Geschiedenenunterhalt in § 1585 a BGB geregelt. Die Titulierung des Anspruchs dürfte keine darunter fallende Sicherungsmaßnahme sein. Die Verpflichtung entfiele außerdem, wenn, wie im vorliegenden Fall, kein Grund zur Annahme besteht, dass die Unterhaltsleistung gefährdet ist (§ 1585 a Abs. 1 Satz 2 BGB). Schließlich fehlt für den hier streitigen Trennungsunterhalt eine gesetzliche Regelung; die analoge Anwendung des § 1585 a BGB scheidet aus (Palandt/Brudermüller, a.a.O., § 1585 a Rn 1).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
b) Der Annahme einer Pflicht des Unterhaltsschuldners steht entgegen, dass sie nicht einklagbar wäre. Eine Klage auf Mitwirkung an der außergerichtlichen Titulierung des Unterhaltsanspruchs wäre widersinnig. In Betracht käme allenfalls eine Obliegenheit; ihre Nichtbeachtung hätte dann Rechtsnachteile für den Schuldner zur Folge. Auch gegen sie spricht, dass sie nicht materiell-rechtlich wirkt, sondern allein auf die Durchsetzbarkeit des Unterhaltsanspruchs bezogen ist. Neben der gesetzlich geregelten Pflicht zur Sicherheitsleistung ist für sie kein Raum.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
4. Die Rechtsbeschwerde wird nach §§ 574 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 3 Satz 1, Abs. 2 Nr. 1 und 2 ZPO zugelassen. Die Frage der Mutwilligkeit der Rechtsverfolgung trotz freiwilliger Unterhaltsleistungen hat grundsätzliche Bedeutung. Außerdem erfordert die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des BGH.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
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|
14 O 9/03 KfH III
| 2003-03-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:26
| 2019-01-17T11:53:45
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Beklagte wird verurteilt, bei Vermeidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung fälligen Ordnungsgeldes bis EUR 250.000,00 und für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten,</p>
<p/>
<p>es zu unterlassen, im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs Angebote oder sonstige Werbung per Telefax in den Geltungsbereich des UWG zu versenden oder versenden zu lassen, sofern ein Einverständnis mit dieser Art der Werbung durch den angefaxten Teilnehmer nicht vorlag oder ein Einverständnis vom Beklagten (Absender) anhand konkreter Umstände nicht vermutet werden konnte.</p>
<p/>
<p>Der weitergehende Unterlassungsantrag wird abgewiesen.</p>
<p/>
<p>2. Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin EUR 175,06 nebst Zinsen in Höhe von fünf Prozent-Punkten über dem Basiszinssatz seit 30. 01. 2003 zu zahlen.</p>
<p/>
<p>3. Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Klägerin 1/10 und der Beklagte 9/10.</p>
<p/>
<p>4. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar, für die Klägerin jedoch nur gegen Sicherheitsleistung in Höhe von EUR 5000,00.</p>
<p/>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin nimmt den Beklagten auf Unterlassung unaufgeforderter Telefax-Werbung in Anspruch und begehrt ferner die Zahlung von EUR 175,06 als Abmahnkosten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Klägerin verfolgt als Verband im Sinne des § 13 UWG den Zweck, durch Beteiligung an der Rechtsverfolgung sowie durch Aufklärung und Belehrung zur Förderung des lauteren Geschäftsverkehrs, den unlauteren Wettbewerb zu bekämpfen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Nach dem Tod des Inhabers des Unternehmens "B." führte der Beklagte als bisheriger Mitarbeiter dieses fort. Unternehmensgegenstand sind u. a. Dienstleistungen im Bereich des Zeitmanagements und zur Effizienzsteigerung bei der Büroorganisation. Im Rahmen der Fortführung dieses Unternehmens betrieb der Beklagte die Geschäfte zunächst unter dem Namen "BM-Kundenservice" und anschließend unter "VS-Coaching" (Schreiben vom 23. 05. 2002 – Anlage K 3).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Um auf diese Dienstleistungen aufmerksam zu machen, wurden Werbefaxe an verschiedene Unternehmen und Anwaltskanzleien im Bundesgebiet in der Zeit zwischen Juni und September 2002 unter einer Schweizer Telefaxnummer versandt, ohne dass hierbei ein Einverständnis der Empfänger vorgelegen hat. Der Inhalt der von der Klägerin beanstandeten Telefaxe lautet wie folgt:
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
"Effizienz bedeutet, eine Aufgabe erfolgreich und ohne Zeit- oder Energieverschwendung zu erledigen. Die richtige Selbstorganisation und Arbeitsmethode bringt ihnen diese Vorteile – Zeitersparnis, weniger Stress (...) Interessiert?" (Anlage K 4, K 5)
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Als Absender dieser Werbefaxe gehen die Unternehmen "BM-Kundenservice" mit Sitz in B., "B.-Schweiz" mit Sitz in B.Schweiz sowie "VS.Schweiz" mit Sitz in B.Schweiz hervor. Entsprechende Antwortfaxe sollten laut dieser Werbeschreiben an eine deutsche Telefaxnummer zurückgesandt werden, deren Inhaber der Beklagte ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Klägerin mahnte daraufhin den Beklagten am 13. 06. 2002 ab, woraufhin sich der Beklagte mittels Unterlassungserklärung vom 25. 06. 2002 (Anlage K 8) verpflichtete, keine Werbung mehr an den bisherigen Empfänger der unzulässigen Werbung, Rechtsanwalt ..., zu versenden. Die Abgabe eines Vertragsstrafeversprechens hat der Beklagte ausdrücklich abgelehnt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Klägerin macht geltend, der Beklagte sei als Inhaber des Unternehmens für die wettbewerbswidrige Telefaxwerbung verantwortlich. Zudem sei er verpflichtet, für die Abmahnkosten in Höhe von EUR 175,06 aufzukommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Klägerin beantragt zuletzt,
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
1. den Beklagten zu verurteilen, es bei Vermeidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung fälligen Ordnungsgelds bis zu EUR 250.000,– und für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, zu unterlassen im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs Angebote oder sonstige Werbung per Telefax in den Geltungsbereich des UWG zu versenden oder versenden zu lassen, sofern ein Einverständnis mit dieser Art der Werbung durch den angefaxten Teilnehmer nicht vorlag.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
2. Hilfsweise: Dem Beklagten wird es bei Meidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung fälligen Ordnungsgeldes bis zu EUR 250.000,– und für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten untersagt, im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs Angebote oder sonstige Werbung per Telefax in den Geltungsbereich des UWG zu versenden oder versenden zu lassen, sofern ein Einverständnis mit dieser Art der Werbung durch den angefaxten Teilnehmer nicht vorlag oder sein Einverständnis damit vom Absender anhand konkreter Umstände nicht vermutet werden kann.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
3. den Beklagten zu verurteilen, an die Klägerin EUR 175,06 nebst 5 % Zinsen hieraus über dem Basiszinssatz seit Zustellung der Klage zu zahlen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Beklagte tritt der Klage entgegen. Er macht geltend, er sei nicht passivlegitimiert. Die Werbesendungen habe P. R. aus der Schweiz versandt. Hierauf habe der Beklagte keinen Einfluss nehmen können. Er selbst ginge aus den Werbefaxen nicht ausdrücklich hervor und könne demnach nicht als Anspruchsgegner herangezogen werden. Auch sei er nicht in der Lage gewesen, die Übersendung der in Rede stehenden Telefaxe zu verhindern. Des weiteren trägt der Beklagte vor, im Hinblick auf die höchstrichterliche Rechtsprechung zur Rechtsfähigkeit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts müsse die "B.Schweiz" in Anspruch genommen werden. Im übrigen sei ohnehin fraglich, inwieweit er für Handlungen der "B." verantwortlich sein solle. Weiterhin sei zu berücksichtigen, dass die beanstandete Telefax-Werbung nicht gegenüber Privatpersonen, sondern in allen beanstandeten Fällen gegenüber Unternehmen und Kanzleien erfolgt sei. Bei diesen Adressaten sei zu erwarten, dass die angebotene Dienstleistung auf ein besonderes Interesse der Angesprochenen stoße. Zudem sei die zu weite Antragstellung der Klägerin zu rügen. Die Telefaxwerbung sei schon dann zulässig, wenn ein Einverständnis vermutet werden könne.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt der vorgelegten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
I. Die Klage ist zulässig, insbesondere ist die Klägerin als Verband zur Förderung gewerblicher Interessen gem. § 13 II Nr. 2 UWG klagebefugt (vgl. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 22. Aufl., § 13 UWG, Rdn. 20).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
II. Die Klage ist überwiegend begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
1. Die Klägerin kann Unterlassung aus §§ 1, 13 II Nr. 2 UWG begehren. Die beanstandete Zusendung von Telefaxschreiben an Gewerbetreibende zu Werbezwecken ist im Sinne von § 1 UWG wettbewerbswidrig.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
a) Es entspricht anerkannter Rechtsansicht, dass die unaufgeforderte Zusendung von Werbung per Telefax gegen die guten kaufmännischen Sitten verstößt, wenn dies außerhalb einer konkreten Geschäftsbeziehung erfolgt und kein in der Interessensphäre des Adressaten liegender, sachlicher Grund besteht, der diese Art der Werbung rechtfertigt (vgl. BGH GRUR 1996, 208, 209 – Telefax-Werbung; Baumbach/Hefermehl, a.a.O., § 1 UWG, Rdn. 69 b; Köhler/Piper, UWG, 3. Aufl., § 1 Rdn. 162).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
An diesen Grundsätzen ist nach wie vor festzuhalten. Insbesondere auch deshalb, um den kaufmännischen Organisationsablauf im Unternehmensbetrieb sicherzustellen, der bei Inanspruchnahme der Telefaxgeräte zu Werbemaßnahmen durch den hierdurch verursachten überhöhten Papierbedarf ernsthaft gefährdet wäre. Ferner wird das Telefaxgerät durch Werbesendungen unter kostenintensiver Inanspruchnahme von Toner und Strom blockiert und somit die jederzeitige Informationsübermittlung von Kunden und sonstigen Geschäftspartner des Telefaxinhabers beeinträchtigt. Insoweit ist – wie der in voller Besetzung entscheidenden Kammer aufgrund der Sachkunde ihrer beisitzenden Mitglieder (§ 114 GVG) bekannt – grundsätzlich davon auszugehen, dass ein Anschlussinhaber eines Telefaxgerätes ein berechtigtes Interesse daran hat, die Telefaxanlage von jeder unnötigen Inanspruchnahme freizuhalten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Eine Rechtfertigung unaufgeforderter Werbezusendung kann daher nur dann in Betracht gezogen werden, wenn der Adressat ausdrücklich oder konkludent sein Einverständnis mit derartigen Werbezusendungen erklärt hat oder wenn aufgrund konkreter tatsächlicher Umstände ein sachliches Interesse des Adressaten daran vom Absender vermutet werden kann (vgl. BGH GRUR 1996, 208, 209 – Telefaxwerbung; BGHZ 113, 282, 285 – Telefonwerbung IV).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Rechtfertigende Umstände, die auf ein solches ausdrückliches oder konkludentes Einverständnis der betroffenen Adressaten hinweisen, etwa das Bestehen einer Geschäftsbeziehung oder den geäußerten Wunsch nach Zusendung von Werbung per Telefax bzw. dem Einverständnis damit, legt der Beklagte vorliegend nicht dar. Auch fehlt es am konkreten und bewiesenen Vorbringen des Beklagten, infolge bestimmter Umstände sei die Annahme eines vermuteten Einverständnisses gerechtfertigt. Insofern ist wegen des Fehlens eines nach höchstrichterlicher Rechtsprechung erforderlichen Ausnahmetatbestands von der Wettbewerbswidrigkeit des Vorgehens des Beklagten auszugehen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
b) Auch ist die Störereigenschaft des Beklagten, mithin die Passivlegitimation gegeben. Dem Einwand des Beklagten, es fehle schon deshalb an einer Passivlegitimation des Beklagten als Gesellschafter, da infolge der nunmehr bestehenden Rechtsfähigkeit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die "B.Schweiz" als Anspruchsgegner herangezogen werden müsse, kann nicht gefolgt werden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Denn unabhängig davon, ob nach den höchstrichterlichen Rechtsgrundsätzen zur Rechtsfähigkeit der BGB-Gesellschaft § 128 HGB in entsprechender Anwendung zur Gesellschafterhaftung heranzuziehen ist, ist der einzelne Gesellschafter für Wettbewerbsverstöße jedenfalls dann verantwortlich, wenn er selbst wettbewerbswidrig gehandelt hat oder die Voraussetzungen einer Störerhaftung erfüllt sind (vgl. OLG Karlsruhe WRP 1998, 898, 899). So haftet als Störer jeder, der in irgendeiner Weise willentlich und adäquat kausal an der Herbeiführung der rechtswidrigen Beeinträchtigung mitgewirkt hat, wobei als Mitwirkung auch die Unterstützung oder Ausnutzung der Handlung eines eigenverantwortlich handelnden Dritten genügt, sofern der Inanspruchgenommene die rechtliche Möglichkeit zu Verhinderung dieser Handlung hatte (vgl. BGH WRP 1988, 668, 669 – Verkaufsfahrten II). Danach kommt grundsätzlich eine Störerhaftung des Gesellschafters einer BGB-Gesellschaft in Betracht, denn er wird – wie auch vorliegend – in der Lage sein, wettbewerbswidrige Handlungen der Gesellschaft zu unterbinden. Der Beklagte war nach Sachlage, jedenfalls nach dem Tod des bisherigen Geschäftsführers, geschäftsführender Gesellschafter der "VS-Coaching" als Gesellschaft bürgerlichen Rechts, welche – bei Personenidentität der Gesellschafter – unter den Firmierungen "B.Deutschland", "VuS Schweiz" und "B.Schweiz" aufgetreten ist. Insoweit hatte der Beklagte als Gesellschafter auch die Möglichkeit, das Handeln der BGB-Gesellschaft – unter welchem Namen auch immer – zu unterbinden. Diese Unterbindung erfolgte jedoch nicht, so dass der Beklagte selbst als Störer und damit als Passivlegitimierter zu betrachten ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
2. Die Wiederholungsgefahr ist nach wie vor gegeben. Sie ist nach anerkannter Rechtsansicht nicht widerlegt, da sich der Beklagte bislang geweigert hat, eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben (vgl. BGH GRUR 1985, 155, 156 – Vertragsstrafe bis zu ... I; Baumbach/Hefermehl, a.a.O., Einl. UWG Rdn. 263).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Nach alledem ist der von der Klägerin geltend gemachte Unterlassungsantrag begründet, soweit er das ausdrückliche und konkludente Einverständnis als Rechtfertigungsgrund mitumfasst.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der weitergehende Unterlassungsantrag ist jedoch unbegründet, da der Klageantrag insoweit zu weitgehend gefasst ist, als er den Rechtfertigungsgrund des vermuteten Einverständnisses nur im Hilfsantrag anspricht. Hieraus folgt, dass der in erster Linie gestellte Antrag diesen Ausnahmetatbestand nicht erfasst. Demnach war insoweit die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
3. Der Klägerin steht auch ein Anspruch auf Aufwendungsersatz in Höhe von EUR 175,06 zu.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Der Aufwendungsersatzanspruch ergibt sich aus den im Wettbewerbsrecht richterrechtlich anerkannten Grundsätzen über die Kostenerstattungspflicht des Verletzers für Abmahnkosten des Gläubigers, die unter dem Gesichtspunkt der Geschäftsführung ohne Auftrag als erstattungsfähig anzusehen sind (vgl. BGHZ 52, 393, 399; BGHZ 115, 210, 212; Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Ansprüche und Verfahren, 8. Aufl., Kap. 41, Rdn. 84, Teplitzky, WRP 2003, 173, 182). Diesen Grundsätzen folgt die Kammer in ständiger Rechtsprechung. Die Höhe der geltend gemachten Abmahnungskosten ist nicht zu beanstanden (§ 287 ZPO).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
4. Der Anspruch auf Prozesszinsen von fünf Prozent-Punkten über dem Basiszinssatz (§ 247 BGB) folgt aus §§ 286 I S. 2, 288 I BGB.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
5. Die Kostenentscheidung beruht auf § 92 I S. 1 Alt. 1 ZPO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Die Anordnung der vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 708 Nr. 11, § 709 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
I. Die Klage ist zulässig, insbesondere ist die Klägerin als Verband zur Förderung gewerblicher Interessen gem. § 13 II Nr. 2 UWG klagebefugt (vgl. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 22. Aufl., § 13 UWG, Rdn. 20).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
II. Die Klage ist überwiegend begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
1. Die Klägerin kann Unterlassung aus §§ 1, 13 II Nr. 2 UWG begehren. Die beanstandete Zusendung von Telefaxschreiben an Gewerbetreibende zu Werbezwecken ist im Sinne von § 1 UWG wettbewerbswidrig.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
a) Es entspricht anerkannter Rechtsansicht, dass die unaufgeforderte Zusendung von Werbung per Telefax gegen die guten kaufmännischen Sitten verstößt, wenn dies außerhalb einer konkreten Geschäftsbeziehung erfolgt und kein in der Interessensphäre des Adressaten liegender, sachlicher Grund besteht, der diese Art der Werbung rechtfertigt (vgl. BGH GRUR 1996, 208, 209 – Telefax-Werbung; Baumbach/Hefermehl, a.a.O., § 1 UWG, Rdn. 69 b; Köhler/Piper, UWG, 3. Aufl., § 1 Rdn. 162).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
An diesen Grundsätzen ist nach wie vor festzuhalten. Insbesondere auch deshalb, um den kaufmännischen Organisationsablauf im Unternehmensbetrieb sicherzustellen, der bei Inanspruchnahme der Telefaxgeräte zu Werbemaßnahmen durch den hierdurch verursachten überhöhten Papierbedarf ernsthaft gefährdet wäre. Ferner wird das Telefaxgerät durch Werbesendungen unter kostenintensiver Inanspruchnahme von Toner und Strom blockiert und somit die jederzeitige Informationsübermittlung von Kunden und sonstigen Geschäftspartner des Telefaxinhabers beeinträchtigt. Insoweit ist – wie der in voller Besetzung entscheidenden Kammer aufgrund der Sachkunde ihrer beisitzenden Mitglieder (§ 114 GVG) bekannt – grundsätzlich davon auszugehen, dass ein Anschlussinhaber eines Telefaxgerätes ein berechtigtes Interesse daran hat, die Telefaxanlage von jeder unnötigen Inanspruchnahme freizuhalten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Eine Rechtfertigung unaufgeforderter Werbezusendung kann daher nur dann in Betracht gezogen werden, wenn der Adressat ausdrücklich oder konkludent sein Einverständnis mit derartigen Werbezusendungen erklärt hat oder wenn aufgrund konkreter tatsächlicher Umstände ein sachliches Interesse des Adressaten daran vom Absender vermutet werden kann (vgl. BGH GRUR 1996, 208, 209 – Telefaxwerbung; BGHZ 113, 282, 285 – Telefonwerbung IV).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Rechtfertigende Umstände, die auf ein solches ausdrückliches oder konkludentes Einverständnis der betroffenen Adressaten hinweisen, etwa das Bestehen einer Geschäftsbeziehung oder den geäußerten Wunsch nach Zusendung von Werbung per Telefax bzw. dem Einverständnis damit, legt der Beklagte vorliegend nicht dar. Auch fehlt es am konkreten und bewiesenen Vorbringen des Beklagten, infolge bestimmter Umstände sei die Annahme eines vermuteten Einverständnisses gerechtfertigt. Insofern ist wegen des Fehlens eines nach höchstrichterlicher Rechtsprechung erforderlichen Ausnahmetatbestands von der Wettbewerbswidrigkeit des Vorgehens des Beklagten auszugehen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
b) Auch ist die Störereigenschaft des Beklagten, mithin die Passivlegitimation gegeben. Dem Einwand des Beklagten, es fehle schon deshalb an einer Passivlegitimation des Beklagten als Gesellschafter, da infolge der nunmehr bestehenden Rechtsfähigkeit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die "B.Schweiz" als Anspruchsgegner herangezogen werden müsse, kann nicht gefolgt werden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Denn unabhängig davon, ob nach den höchstrichterlichen Rechtsgrundsätzen zur Rechtsfähigkeit der BGB-Gesellschaft § 128 HGB in entsprechender Anwendung zur Gesellschafterhaftung heranzuziehen ist, ist der einzelne Gesellschafter für Wettbewerbsverstöße jedenfalls dann verantwortlich, wenn er selbst wettbewerbswidrig gehandelt hat oder die Voraussetzungen einer Störerhaftung erfüllt sind (vgl. OLG Karlsruhe WRP 1998, 898, 899). So haftet als Störer jeder, der in irgendeiner Weise willentlich und adäquat kausal an der Herbeiführung der rechtswidrigen Beeinträchtigung mitgewirkt hat, wobei als Mitwirkung auch die Unterstützung oder Ausnutzung der Handlung eines eigenverantwortlich handelnden Dritten genügt, sofern der Inanspruchgenommene die rechtliche Möglichkeit zu Verhinderung dieser Handlung hatte (vgl. BGH WRP 1988, 668, 669 – Verkaufsfahrten II). Danach kommt grundsätzlich eine Störerhaftung des Gesellschafters einer BGB-Gesellschaft in Betracht, denn er wird – wie auch vorliegend – in der Lage sein, wettbewerbswidrige Handlungen der Gesellschaft zu unterbinden. Der Beklagte war nach Sachlage, jedenfalls nach dem Tod des bisherigen Geschäftsführers, geschäftsführender Gesellschafter der "VS-Coaching" als Gesellschaft bürgerlichen Rechts, welche – bei Personenidentität der Gesellschafter – unter den Firmierungen "B.Deutschland", "VuS Schweiz" und "B.Schweiz" aufgetreten ist. Insoweit hatte der Beklagte als Gesellschafter auch die Möglichkeit, das Handeln der BGB-Gesellschaft – unter welchem Namen auch immer – zu unterbinden. Diese Unterbindung erfolgte jedoch nicht, so dass der Beklagte selbst als Störer und damit als Passivlegitimierter zu betrachten ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
2. Die Wiederholungsgefahr ist nach wie vor gegeben. Sie ist nach anerkannter Rechtsansicht nicht widerlegt, da sich der Beklagte bislang geweigert hat, eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben (vgl. BGH GRUR 1985, 155, 156 – Vertragsstrafe bis zu ... I; Baumbach/Hefermehl, a.a.O., Einl. UWG Rdn. 263).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Nach alledem ist der von der Klägerin geltend gemachte Unterlassungsantrag begründet, soweit er das ausdrückliche und konkludente Einverständnis als Rechtfertigungsgrund mitumfasst.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der weitergehende Unterlassungsantrag ist jedoch unbegründet, da der Klageantrag insoweit zu weitgehend gefasst ist, als er den Rechtfertigungsgrund des vermuteten Einverständnisses nur im Hilfsantrag anspricht. Hieraus folgt, dass der in erster Linie gestellte Antrag diesen Ausnahmetatbestand nicht erfasst. Demnach war insoweit die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
3. Der Klägerin steht auch ein Anspruch auf Aufwendungsersatz in Höhe von EUR 175,06 zu.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Der Aufwendungsersatzanspruch ergibt sich aus den im Wettbewerbsrecht richterrechtlich anerkannten Grundsätzen über die Kostenerstattungspflicht des Verletzers für Abmahnkosten des Gläubigers, die unter dem Gesichtspunkt der Geschäftsführung ohne Auftrag als erstattungsfähig anzusehen sind (vgl. BGHZ 52, 393, 399; BGHZ 115, 210, 212; Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Ansprüche und Verfahren, 8. Aufl., Kap. 41, Rdn. 84, Teplitzky, WRP 2003, 173, 182). Diesen Grundsätzen folgt die Kammer in ständiger Rechtsprechung. Die Höhe der geltend gemachten Abmahnungskosten ist nicht zu beanstanden (§ 287 ZPO).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
4. Der Anspruch auf Prozesszinsen von fünf Prozent-Punkten über dem Basiszinssatz (§ 247 BGB) folgt aus §§ 286 I S. 2, 288 I BGB.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
5. Die Kostenentscheidung beruht auf § 92 I S. 1 Alt. 1 ZPO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Die Anordnung der vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 708 Nr. 11, § 709 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,789
|
olgstut-2003-03-26-17-uf-5703
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
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|
17 UF 57/03
| 2003-03-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:27
| 2019-02-12T12:16:49
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Der Klägerin wird für die beabsichtigte Berufung Prozesskostenhilfe ohne Ratenzahlung bewilligt und Rechtsanwalt H., T., zu den Bedingungen eines am Sitz des Prozessgerichts ansässigen Rechtsanwalts beigeordnet.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Erfolgsaussicht der Berufung hängt ab von der Frage, ob auf den Unterhaltsanspruch (ggf. auch Bedarf) der Klägerin das Kindergeld in Höhe von 154 EUR entgegen der Regel in § 1612 b Abs. 1 BGB nicht nur zur Hälfte, sondern voll anzurechnen ist, weil der andere Elternteil leistungsunfähig ist. Diese Frage ist in der Rechtsprechung und Literatur hoch streitig, eine deutlich überwiegende Auffassung ist nicht ersichtlich (s. Palandt, BGB, 62. Aufl., § 1612 b Rn 6 m.w.N.). Der Senat hält es daher nicht für angemessen, diese Rechtsfrage im Rahmen des PKH-Verfahrens endgültig zu entscheiden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Senat weist aber darauf hin, dass er zu der Auffassung neigt, in einem solchen Fall das Kindergeld jedenfalls dann in vollem Umfang anzurechnen, wenn der barunterhaltspflichtige Elternteil - wie hier - Kindesunterhalt mindestens in Höhe des Existenzminimums schuldet. Diese Rechtsansicht hat der Senat bereits in seinem Beschluss vom 15.7.1999 (OLG-Report 99, 337 f) angedeutet. Diese Konsequenz ergibt sich insbesondere aus der gesetzlichen Regelung in § 74 Abs. 1 S. 3 EStG, dass das Kindergeld an das Kind selbst ausgezahlt werden kann, wenn der Kindergeldberechtigte mangels Leistungsfähigkeit nicht unterhaltspflichtig ist. Mit dieser Bestimmung bringt der Gesetzgeber - wie auch in § 1612 b Abs. 5 BGB - deutlich zum Ausdruck, dass zumindest das Kindergeld dem Kind zugute kommen soll (vgl. BFH, Urt. v. 16.4.2002, FPR 03, 97). Bei einer lebensnahen Betrachtung ist ohnehin davon auszugehen, dass der Elternteil, der das Kind in seinen Haushalt aufgenommen hat, dem Kind trotz seiner Leistungsunfähigkeit Naturalleistungen zukommen lässt, insbesondere freies Wohnen und Verpflegung. Auf diese Weise kehrt dieser Elternteil aber seinen Kindergeldanteil an das Kind aus mit der Folge, dass die Bedürftigkeit des Kindes sich entsprechend reduziert. Erbringt dieser Elternteil aber keine kostenlosen Naturalleistungen gegenüber dem Kind, hat es das - insbesondere volljährige und damit allein verantwortliche - Kind in der Hand, durch einen Antrag nach § 74 Abs. 1 EStG sich das Kindergeld direkt auszahlen zu lassen und auf diese Weise den barunterhaltspflichtigen Elternteil zu entlasten. Im Ergebnis ist daher wohl dem allein barunterhaltspflichtigen Elternteil das volle Kindergeld zugute zu bringen (so im Ergebnis auch Born in Münchener Komm., BGB, 4. Aufl., § 1612 b, Rn 53; Borth in Schwab, Handbuch des Scheidungsrechts, 4. Aufl., Teil V, Rn 188).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Senat wird daher eine Berufung der Klägerin voraussichtlich zurückweisen. Diese macht daher nur dann Sinn, wenn die Klägerin ggf. beabsichtigt, eine vom Senat zugelassene Revision einzulegen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,790
|
olgkarl-2003-03-26-2-uf-602
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{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
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"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
2 UF 6/02
| 2003-03-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:27
| 2019-02-12T12:16:49
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Baden-Baden vom 29.11.2001 (3 F ...) aufgehoben.</p>
<p>Danach bleibt das Versorgungsausgleichsverfahren in erster Instanz beim Amtsgericht - Familiengericht - Baden-Baden anhängig.</p>
<p>2. Dem Antragsgegner wird aufgegeben, Auskunft über seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse zu erteilen, und zwar durch Vorlage einer geordneten Aufstellung über die Entwicklung in den Jahren 1999, 2000 und 2001, die Vorlage der Steuerbescheide, insbesondere der Einkommenssteuerbescheide, der Gewinn- und Verlustrechnungen der Gesellschaften, deren Allein- oder Mitgesellschafter der Antragsgegner ist. Über das Vermögen ist eine geordnete Aufstellung vorzulegen.</p>
<p>Der weitergehende Auskunftsantrag wird zurückgewiesen.</p>
<p>3. Die Entscheidung über die Kosten des Beschwerdeverfahrens bleibt der abschließenden Entscheidung des Amtsgerichts vorbehalten.</p>
<p>4. Der Beschwerdewert wird auf 38.033,00 EUR (= 74.385,00 DM) festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die am 24.01.1969 geschlossene Ehe der am 04.07.1943 geborenen Antragstellerin und des am 03.01.1944 geborenen Antragsgegners wurde durch Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Baden-Baden vom 18.11.1999 am 28.12.1999 rechtskräftig geschieden. Im (abgetrennten) Verfahren wegen Versorgungsausgleichs hat das Familiengericht für beide Eheleute Auskünfte der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte eingeholt und festgestellt, dass die Antragstellerin in der maßgebenden Ehezeit vom 01.01.1969 bis 31.12.1996 monatliche Rentenanwartschaften von 1.187,12 DM, der Antragsgegner solche von 1.094,67 DM erworben hat. Das Familiengericht hat weiter ermittelt, dass die Antragstellerin eine Anwartschaft auf eine betriebliche Altersversorgung der Firma F. GmbH und Co. erworben hat, die nach einer Pensionszusage vom 17.07.1986 monatlich 4.825,00 DM beträgt. Zuvor war ein Urteil des Arbeitsgerichts Karlsruhe vom 29.09.1999 ergangen, mit der der Klage der Antragstellerin auf Feststellung des Bestehens einer unverfallbaren Anwartschaft auf betriebliche Altersversorgung aus der genannten Pensionszusage gegen die Firma F. stattgegeben wurde. Die Berufung dieser Firma gegen das Urteil des Arbeitsgerichts wurde durch Urteil des Landesarbeitsgerichts Baden-Württemberg vom 10.08.2000 (22 SA ...) zurückgewiesen (I 195).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Im Rahmen des vorliegenden Versorgungsausgleichsverfahrens hat die Antragstellerin Stufenklage erhoben, mit der sie Auskunft über die Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Antragsgegners in den vergangenen drei Jahren und weiter begehrt hat, nach erteilter Auskunft den Versorgungsausgleich auszuschließen. Zur Begründung hat sie unter anderem vorgetragen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Vermögenszuwachs des Antragsgegners aus der Ehezeit habe ihren eigenen so sehr überschritten, dass ein Versorgungsausgleich zu seinen Gunsten grob unbillig sei. In die von ihm gegründete Firma St. Pizza-Bäckerei mit Sitz in M., in der sie seit 01.10.1979 als Produktionsleiterin gearbeitet habe, sei im Dezember 1987 die Firma S. mit einer Kommanditeinlage mit 1.7 Mio. DM eingetreten. Im Jahre 1991 sei der Antragsgegner dann als Kommanditist ausgeschieden und habe nach seinen Angaben ihr gegenüber 52 Mio. Mark erhalten. Von der mit ihr selbst mit der Firma S. geschlossenen Vereinbarung, dass sie von dieser Firma übernommen werde, sei die Firma S. zurückgetreten. Dadurch sei sie (die Antragstellerin) arbeitslos geworden und habe nichts mehr für ihre Altersversorgung tun können, was dem Verhalten des Antragsgegners zuzuschreiben sei. In einer späteren Auseinandersetzung mit der Firma S. habe der Antragsgegner dann auf seinen eigenen Pensionsanspruch gegen diese verzichtet. Sie sei überzeugt, dass er gezielt über seine Altersversorgung disponiert und zumindest billigend in Kauf genommen habe, dass er ihr selbst gegenüber nicht ausgleichspflichtig werde. Ihr gegenüber habe sich der Antragsgegner nur verpflichtet, im Fall der Scheidung 1,5 Mio. DM und weiter bis zu ihrem Eintritt in die gesetzliche Altersversorgung einen monatlichen Unterhalt in Höhe 2.000,00 DM zu zahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Antragsgegner ist dem Auskunftsanspruch entgegengetreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Voraussetzungen für einen Ausschluss des Versorgungsausgleichs seien offensichtlich nicht gegeben. Die ihm ursprünglich von der Firma St. GmbH und Co. erteilte Pensionszusage, die steuerlich nicht anerkannt worden sei, weil er als Mitunternehmer dieser Firma gesehen worden sei, sei eigentlich keine solche gewesen. Er habe von vorn herein nicht zu dem Personenkreis gehört, der unter den Schutz des Betriebsrentengesetzes falle. Es stehe fest, dass seine sog. Altersversorgung keine betriebliche sondern eine höchstpersönliche durch Anpassung von Gewinnteilen gewesen sei. Danach habe er nicht zum Nachteil der Antragstellerin auf eine ihm zustehende Anwartschaft verzichtet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Mit Beschluss vom 29.11.2001 hat das Familiengericht den Versorgungsausgleich in der Weise durchgeführt, dass es vom Versicherungskonto der Antragstellerin auf das des Antragsgegners monatliche Rentenanwartschaften von 46,23 DM übertragen (Ziff. 1 des Beschlusses) und weiter angeordnet hat (Ziff. 2), dass die Antragstellerin zur Abfindung seines Ausgleichsanspruchs bezüglich ihrer Altersversorgung bei der Firma F. Lebensmittel GmbH & Co. zugunsten des Antragsgegners einen Betrag in Höhe von 371.372,00 DM an die C. Lebensversicherungs AG zu zahlen hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Neben dem zugunsten des Antragsgegners durchzuführenden Rentensplitting stehe ihm die Hälfte der von der Antragstellerin nach der Pensionszusage vom 17.07.1986 erworbenen lebenslangen Rente in Höhe von insgesamt monatlich 4.825,00 DM, also ein monatlicher Betrag von 2.412,50 DM zu. Diesem entspreche ein Barwert von 372.876,00 DM. Der Ausgleich sei entsprechend dem Antrag des Antragsgegners in den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich zu verweisen und zu seinen Gunsten eine Ausgleichszahlung in Höhe von 371.372,00 DM festzusetzen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Ausschlusstatbestände seien nicht gegeben. Dabei könne dahinstehen, ob auf Seiten des Antragsgegners im Hinblick auf seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse Bedürftigkeit bestehe. Dafür, dass der Ausgleich für die Antragstellerin eine unbillige Härte bedeuten würde, sie durch die Ausgleichsrente bzw. Abfindungszahlung außer Stande gesetzt würde, sich selbst angemessen zu unterhalten, habe die Antragstellerin nichts vorgebracht, noch sei sonst etwas dafür ersichtlich. Vielmehr habe sie bereits zum Ende der Ehezeit monatliche Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung in Höhe von 1.767,00 DM erworben. Hinzu komme die anteilige betriebliche Rente von 2.412,50 DM. Außerdem könne sie aus den bisherigen Zahlungen des Antragsgegners in Höhe von insgesamt 1 Mio. DM und der weiteren Rate von 500.000 DM Kapitalerträge ziehen. Das Vorbringen der Antragstellerin, der Ausgleich verstoße wegen der behaupteten Vermögenstransaktionen des Antragsgegners und der ihr dadurch entstandenen Nachteile gegen Treu und Glauben, reiche für einen Ausschluss nicht aus. Auch Nummer 2 der Ausnahmevorschrift (§ 1587 h BGB) greife nicht ein, denn seine früher erworbene betriebliche Altersversorgung unterfalle wegen seiner Geschäftsführerstellung nicht dem Versorgungsausgleich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Nach allem habe es keiner weiteren Ermittlungen bezüglich der beiderseitigen Vermögens- und Einkommensverhältnisse bedurft, wie sie von der Antragstellerin beantragt worden seien.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Gegen den Beschluss vom 29.11.2001 hat die Antragstellerin form- und fristgerecht Beschwerde eingelegt, mit der sie ihren Auskunftsanspruch weiter verfolgt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens betont die Antragstellerin, beim Antragsgegners liege der Vermögenszuwachs während der Ehezeit im zweistelligen Millionenbereich (in DM), während sie selbst keinen erzielt habe. Zwischen dem Vermögen beider Parteien bestehe eine erhebliche Diskrepanz. Ihr lediglich durch die Rechtskraft der Scheidung erhaltener Vermögenszuwachs sei durch die Anfechtung der mit dem Antragsgegners geschlossenen Eheverträge und weiter als Folge von Betrügereien erfolgter Rechtsstreite schnell geschrumpft.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Antragstellerin stellt folgende Anträge:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Beschluss des Amtsgerichts Baden-Baden vom 29.11.2001 wird aufgehoben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Dem Antragsgegner wird aufgegeben, Auskunft über seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse zu erteilen, und zwar durch Vorlage einer geordneten Aufstellung über die Entwicklung in den vergangenen drei Jahren, die Vorlage der Steuerbescheide, insbesondere der Einkommenssteuerbescheide, der Gewinn- und Verlustrechnungen der Gesellschaften, deren Allein- oder Mitgesellschafter der Antragsgegner ist. Über das Vermögen ist eine gesonderte Aufstellung vorzulegen. Wertnachweise haben durch Wertgutachten zu erfolgen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Fürsorglich: Sollten keine Wertgutachten vorhanden sein, genügt die Angabe der Anschaffungslisten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Der Antragsgegner beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
die Beschwerde zurückzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Ein Ausschluss des Versorgungsausgleichs zu seinen Gunsten komme nicht in Betracht. So lange die Antragstellerin nicht außer Stande sei, sich selbst zu unterhalten, seien seine Vermögensverhältnisse ohne Belang. Wenn die Antragstellerin überzogene Prozesse geführt habe, die sie habe finanzieren müssen, habe sie dies selbst zu vertreten.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die zulässige Beschwerde führte zur Aufhebung der erstinstanzlichen Entscheidung zum Versorgungsausgleich und zur Verurteilung des Antragsgegners zur Auskunftserteilung in dem aus dem Entscheidungssatz ersichtlichen Umfang.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
1. Ebenso wie im vergleichbaren Fall einer Stufenklage eines mit einem Zahlungsanspruch verbundenen Auskunftsanspruchs (vgl. hierzu Zöller/Greger, ZPO, 23. Aufl., § 254 Rn. 13), bei der entgegen der Entscheidung des erstinstanzlichen Gerichts in zweiter Instanz der Anspruch auf Auskunft zuerkannt wird, war unter Aufhebung der abschließenden erstinstanzlichen Versorgungsausgleichsentscheidung des Familiengerichts (in der es einen Auskunftsanspruch der Antragstellerin letztlich verneint hat) der Antragsgegner zur Auskunftserteilung zu verurteilen. Dabei bleibt das Versorgungsausgleichsverfahren, ohne dass es einer ausdrücklichen Zurückverweisung bedarf, in der ersten Instanz anhängig. Dies war vom Senat im Entscheidungssatz klarstellend auszusprechen (vgl. zum vergleichbaren Fall eines Zahlungsanspruchs in der zweiten Stufe einer Stufenklage Zöller/Greger, a. a. O.; OLG Celle, NJW RR 1996, 430, 431 mit weiteren Nachweisen).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
2. Der Antragstellerin steht gegen den Antragsgegner ein Auskunftsanspruch in dem zugesprochenen Umfang zu, §§ 1587 e, 1587 k, 1580 BGB. Es ist anerkannt, dass im Rahmen der Auskunftsansprüche nach diesen Vorschriften auch Umstände mitzuteilen sind, soweit sie einen Ausschluss oder eine Herabsetzung nach § 1587 c BGB (für den öffentlich rechtlichen Versorgungsausgleich) bzw. nach § 1587 h BGB (für den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich) rechtfertigen können. Dem Auskunftsanspruch unterliegen alle Tatsachen, die ein Ehegatte benötigt, um die Voraussetzungen der Ausschlussklauseln der genannten Vorschriften prüfen zu können. Hierher gehören zum Beispiel die wirtschaftlichen Verhältnisse des Berechtigten zwecks Abwägung der Unbilligkeit (Münchner Kommentar/Gräper, BGB, 4. Aufl., 1587 e Rn. 7; Johannsen/Henrich/Hahne, Eherecht, 3. Aufl., § 1587 e BGB Rn. 6 und § 1587 k Rn. 2; Soergel-Lipp, BGB, 13. Aufl., § 1587 e Rn. 6).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
3. Ein danach grundsätzlich zu bejahender Auskunftsanspruch der Antragstellerin wäre allerdings unter Berücksichtigung der Grundsätze, die für die entsprechend anzuwendende, für den Unterhalt maßgebende, Vorschrift des § 1580 BGB gelten (vgl. hierzu z. B. Palandt/Brudermüller, BGB, 62. Aufl., § 1580 Rn. 1 f; Wendl/Haußleiter, Unterhaltsrecht, 5. Aufl., § 1 Rn. 562; Gerhardt in Handbuch des Fachanwalts Familienrecht, 4. Aufl., 6. Kapitel Rn. 511), dann abzulehnen, wenn die Auskunft das Begehren auf Ausschluss des Versorgungsausgleichs auf keinen Fall beeinflussen kann, etwa die Voraussetzungen eines Anspruchs auf Ausschluss oder nur Herabsetzung eindeutig nicht gegeben sind. Ist jedoch nur zweifelhaft, ob die Voraussetzungen für eine Beschränkung oder einen Wegfall des Versorgungsausgleichs gegeben sind (vgl. § 1587 c bzw. 1587 h BGB), hat es beim Grundsatz der Auskunftspflicht zu bleiben (vgl. zum Auskunftsanspruch im Unterhaltsrecht insbesondere Gerhardt a. a. O. Rn. 512). Von einem solchen Sachverhalt ist nach der Bewertung des Senats im vorliegenden Fall auszugehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Für den hier (gewichtigeren Fall) des Ausschlusses (bzw. Herabsetzung) des schuldrechtlichen Ausgleichsanspruchs ist zu beachten, dass ein solcher Ausgleichsanspruch zwar weder von der Bedürftigkeit des Ausgleichsberechtigten noch von der des Pflichtigen abhängt. Jedoch kann eine sogenannte imparitätische Versorgungslage einen Ausschluss des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs rechtfertigen. Eine solche ist regelmäßig dann anzunehmen, wenn sich die Versorgungslagen von Berechtigtem und Ausgleichspflichtigem erheblich unterscheiden und diese Imparität durch den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich noch gesteigert würde (vgl. Staudinger/Eichenhofer, BGB, 13. Bearbeitung, § 1587 h Rn. 8). Ein Ausschluss wegen unbilliger Härte im Sinne des § 1587 h Nr. 1 BGB liegt nicht nur bei Gefährdung des angemessenen Unterhalts des Verpflichteten vor (was vom Familiengericht für die Antragstellerin mit zutreffenden Erwägungen, denen sie nichts erhebliches entgegen gesetzt hat, verneint wurde), sondern ist darüber hinaus immer dann möglich, wenn sich ein erhebliches wirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen den Ehegatten ergibt und der Berechtigte im Gegensatz zum Verpflichteten auf den Ausgleich nicht angewiesen ist (Johannsen/Henrich/Hahne, a.a.O., § 1587 h Rn. 9). Auf das Vorliegen eines solchen Sachverhalts zielt das Vorbringen der Antragstellerin ab, wenn sie behauptet, dem Antragsgegner sei ein Vermögen im zweistelligen Millionenbereich (in DM) zugeflossen, während ihre eigene Vermögenslage erheblich schlechter sei. Letztlich macht die Antragstellerin geltend, zwischen den Vermögensverhältnissen der Ehegatten klaffe eine solche Diskrepanz, dass es mit Treu und Glauben unvereinbar sei, sie zum schuldrechtlichen (ebenso wie zum öffentlich rechtlichen, wenn auch geringem Umfang) Versorgungsausgleich heranzuziehen. Dann kann eine grobe Unbilligkeit im Sinne des § 1587 h BGB, aber auch nach § 1587 c Nr. 1 BGB - die unbillige Härte der erstgenannten Vorschrift ist identisch mit dem Begriff der groben Unbilligkeit des § 1587 c Nr. 1 BGB, vgl. Soergel/Lipp a. a. O. Rn. 6 - in Betracht zu ziehen sein (Soergel/Lipp, a. a. O. Rn. 7; Münchner Kommentar/Dörr, BGB, 4 Aufl., § 1587 h Rn. 9).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
4. Da nach allem (auch) die Vermögenslage des Antragsgegners für die Prüfung des Vorliegens einer unbilligen Härte von Bedeutung ist, und es dabei auf den Zeitpunkt der Geltendmachung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs ankommt, (Soergel/Lipp a. a. O., Rn. 7) war dem Auskunftsbegehren im zugesprochenen Umfang stattzugeben. Soweit die Antragstellerin allerdings begehrt, dass hinsichtlich des Vermögens Wertnachweise durch Wertgutachten zu erfolgen haben bzw. falls solche nicht vorhanden sind, Anschaffungslisten anzugeben sind, waren die Anträge der Beschwerdeführerin zurückzuweisen. Das Gesetz (§ 1580 Satz 2, 1605 Abs. 1 Satz 2 BGB, die entsprechend anzuwenden sind) schreibt eine Vorlage von Belegen zum Vermögen nicht vor (Palandt/Brudermüller, a. a. O., § 1580 Rn. 5). Im Übrigen hält der Senat in Anlehnung an die für § 1580 BGB geltenden Grundsätze (vgl. hierzu z. B. Palandt/Brudermüller, § 1580 Rn. 3 ff.) Angaben für die Jahre 1999, 2000 und 2001, und zwar mit den von der Beschwerdeführerin geforderten Belegen für geboten. Wie ausgeführt, ist für den Auskunftsanspruch auf die aktuellen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Geltendmachung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs abzustellen (Soergel/Lipp, a. a. O.; Johannsen/Henrich/Hahne, a. a. O., § 1587 h BGB Rn. 3).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
5. Die Kostenentscheidung für die Beschwerdeinstanz war der abschließenden Entscheidung des Familiengerichts im Versorgungsausgleichsverfahren vorzubehalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
6. Der Beschwerdewert wurde entsprechend dem Interesse der Antragstellerin in Höhe von ca. 1/5 des Hauptsachewerts festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
7. Es bestand kein Anlass, die Rechtsbeschwerde zuzulassen, §§ 621 e, 543 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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133,793
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olgkarl-2003-03-26-6-u-18102
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6 U 181/02
| 2003-03-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:29
| 2019-02-12T12:16:50
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1.     Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 07.06.2002 - 4 O 137/02 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2.     Die Kosten der Berufung trägt der Kläger.</p>
<p>3.     Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Der Kläger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe des aufgrund des vorliegenden Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe des jeweils beizutreibenden Betrages leistet.</p>
<p>4.   Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td><table><tr><td><strong>I.</strong></td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits ist ein Schadensersatzanspruch wegen Vollziehung einer ungerechtfertigten einstweiligen Verfügung.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Der Kläger ist Rechtsanwalt mit Sitz in B. In dieser Eigenschaft betätigte er sich unter anderem im Rahmen einer „Rechtsberatungs-Hotline“, die von den Firmen G. GmbH / Berlin und I. GmbH / Berlin ( nachfolgend: Hotline-Betreiber ) betrieben wurde. Bei dieser Hotline erhält der ratsuchende Anrufer von einem Rechtsanwalt nach dem Anwählen einer „0190“-Nummer Rechtsauskünfte. Grundlage der Zusammenarbeit zwischen den Hotline-Betreibern und dem jeweiligen Rechtsanwalt ist dabei ein Rahmennutzungsvertrag, aufgrund dessen der betreffende Rechtsanwalt Beratungszeiträume von insgesamt 3,5 Stunden pro Tag (sog. „Zeitscheiben“) buchen kann. Wegen der Ausgestaltung dieses Rahmennutzungsvertrags wird auf Anlage B1/K5 Bezug genommen. Nach diesem Vertrag erhielt der Rechtsanwalt für seine Beratungstätigkeit die von den Anrufern zu entrichtenden Telefongebühren in Höhe von DM 3,63 pro Minute abzüglich der Gebührenanteile der Deutschen Telekom in Höhe von DM 1,15 pro Minute. Im Gegenzug schuldet der Rechtsanwalt der G. - GmbH eine Gebühr in Höhe von DM 50,00 pro Zeitscheibe sowie eine monatliche Pauschalgebühr von weiteren DM 50,00. Nach seinen eigenen Angaben hat der Kläger durch seine Tätigkeit bei der Hotline in den Monaten Januar und Februar 1998 Einnahmen in Höhe von EUR 185,53 bzw. EUR 147,98 zuzüglich Mehrwertsteuer verdient (vgl. hierzu den Schriftsatz des Klägers vom 14.04.1998 - Anlage B 5 -).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Der Beklagte ist Rechtsanwalt mit Sitz in M. Auf den Antrag des Klägers und seiner Kanzleikollegen ( nachfolgend: Antragsteller ) hin untersagte das Landgericht München I durch Beschluss vom 02.04.1998 im Wege der einstweiligen Verfügung den Hotline-Betreibern und dem Kläger, die Hotline weiterhin zu betreiben bzw. an ihrem Betrieb mitzuwirken. Sowohl der Kläger als auch die Hotline-Betreiber legten hiergegen Widerspruch ein. Nachdem der Kläger jedoch mit Schriftsatz vom 07.05.1998 seinen Widerspruch wieder zurückgenommen hatte, wurden die Verfahren gegen den Kläger und gegen die Hotline-Betreiber durch Beschluss des Landgerichts München vom 13.05.1998 getrennt und im weiteren Verlauf unabhängig voneinander fortgeführt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Im Hinblick auf die Hotline-Betreiber bestätigte das Landgericht München I zwar zunächst durch Urteil vom 14.05.1998 die einstweilige Verfügung. Auf die Berufung der Hotline-Betreiber hin wurde diese Entscheidung jedoch durch Urteil des Oberlandesgerichts München vom 23.07.1998 aufgehoben, nachdem die Antragsteller bereits am 24.06.1998 auf ihre Rechte aus der Verfügung verzichtet hatten.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Demgegenüber gab der Kläger nach Rücknahme seines Widerspruchs mit Schriftsatz vom 18.05.1998 gegenüber den Antragstellern folgende Unterlassungserklärung ab:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>„Hiermit verpflichte ich mich bei Meidung einer betragsmäßig in das billige Ermessen der Antragsteller gestellten schuldangemessenen Vertragsstrafe für jeden Fall der Zuwiderhandlung, es zu unterlassen, für mich und die von mir zu erbringende anwaltliche Dienstleistung durch die in Anlage K 5 abgebildete Annonce werben zu lassen und an der unzulässigen Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten durch die Antragsgegnerin zu 1 derart mitzuwirken, dass ich auf die von mir gemäß Antrag I der einstweiligen Verfügung vermittelten Anrufe telefonisch Rechtsrat erteile. Diese Verpflichtung ist auflösend bedingt, solange meine Handlung vom Gericht der Hauptsache als wettbewerbswidrig angesehen wird....Alle Rechte einschließlich Schadensersatz bleiben vorbehalten.“</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Diese Unterlassungserklärung ging bei den Antragstellern am 24.05.1998 ein und wurde dort als geeignet angesehen, eine Wiederholungsgefahr zu beseitigen (vgl. den auf den 29.04.1998 datierten, tatsächlich aber wohl am 25.05.1998 gefertigten Schriftsatz des Beklagten gemäß Aktenblatt 83 der beigezogenen Akten). Nachdem im Parallelverfahren die Hotline-Betreiber eine Aufhebung der sie betreffenden einstweiligen Verfügung erwirkt hatten, legte auch der Kläger mit Schriftsatz vom 17.08.1998 erneut Widerspruch ein. Daraufhin erklärten die Antragsteller mit Schriftsatz vom 20.08.1998, dass gegenüber dem Kläger „die Rechte aus der einstweiligen Verfügung nicht geltend gemacht würden“ (vgl. Anlage B 9). Diesen Verzicht wiederholte der Beklagte in der mündlichen Verhandlung des Landgerichts München I über den Widerspruch des Klägers am 24.09.1998, was die Kammer als Rücknahme des Verfügungsantrags wertete (vgl. Anlage B 10).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Im zeitlichen Zusammenhang mit dieser gerichtlichen Auseinandersetzung wurden auch die Beratungstätigkeiten des Klägers bei der Hotline eingestellt. So teilte der Geschäftsführer der G. - GmbH dem Kläger mit Schreiben vom 04.05.1998 mit, man werde die für den Kläger bestehenden Buchungen von Zeitscheiben stornieren, bis die Angelegenheit abschließend geregelt sei. Man hoffe, dass diese Angelegenheit bald erledigt sei, damit die Rechtsratsuchenden schon bald wieder von der Erfahrung des Klägers profitieren könnten (vgl. Anlage K II 31). Kurz darauf meldete sich des weiteren mit Schreiben vom 08.05.1998 ein Herr R. D. im Auftrag der G. - GmbH beim Kläger und teilte diesem mit, dass man gerne bereit sei, den Kläger wieder an der Hotline teilnehmen zu lassen, wenn die einstweilige Verfügung aufgehoben sei (vgl. Anlage K II 53 ). Schließlich bestätigte der Geschäftsführer des G. - GmbH mit weiterem Schreiben vom 09.07.1998 gegenüber dem Kläger, „dass das ehemals bestehende Vertragsverhältnis hinsichtlich der Nutzung der Rechtsberatungs-Hotline seit 08.05.1998 aus wichtigem Grunde beendet ist“ (vgl. Anlage K II 54). Nachdem die Antragsteller auf ihre Rechte aus der einstweiligen Verfügung verzichtet hatten, bemühte sich der Kläger mehrfach - so mit Schreiben vom 27.08., 04.09., 20.10 und 25.11.1998 (vgl. Aktenblatt I 131 sowie die Anlagen K II 33, 45 und 47) - um eine Wiederaufnahme in die Hotline. Auf diese Anfragen teilte Herr Rechtsanwalt N. H. für die G. - GmbH lediglich mit, er werde die Anfrage des Klägers mit dem Geschäftsführer nach Urlaubsrückkehr besprechen (vgl. Anlage K II 46 ). Weitere Reaktionen erfolgten seitens der Hotline-Betreiber auf die Anfrage des Klägers nicht.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Das Landgericht hat den in erster Instanz noch im Wege des Feststellungsantrags geltend gemachten Schadensersatzanspruch des Klägers abgewiesen. Nach Auffassung des Landgerichts ist die einstweilige Verfügung gegenüber dem Kläger zu Recht ergangen, da das Angebot einer Rechtsberatung im Wege einer Hotline gegen § 1 UWG i.V.m. § 3 BRAGO verstoße. Des weiteren hält das Landgericht die Geltendmachung des Schadensersatzanspruchs im Hinblick auf die ursprünglich vom Kläger abgegebene strafbewehrte Unterlassungserklärung unter dem Gesichtspunkt des „venire contra factum proprium“ auch für treuwidrig. Wegen der weiteren Einzelheiten der landgerichtlichen Entscheidung sowie des gesamten Sachverhalts wird gemäß § 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO auf die in dem angegriffenen Urteil getroffenen Feststellungen Bezug genommen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Mit der vorliegenden Berufung verfolgt der Kläger nunmehr seinen Schadensersatzanspruch neben dem aufrecht erhaltenen Feststellungsantrag auch im Wege eines bezifferten Leistungsantrags. Dabei macht der Kläger einen Gesamtschaden in Höhe von EUR 211.113,36 nebst Zinsen geltend, der sich zum einen aus Verdienstausfallschäden und zum anderen aus Verlusten im Bereich seiner privaten Altersversorgung zusammensetzt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Zur Berechnung des Verdienstausfallschadens trägt der Kläger vor, er sei durch die einstweilige Verfügung während des Zeitraumes vom 08.05.1998 bis zum 31.12.2002 - also insgesamt 55,67 Monate - an einer Tätigkeit bei der Hotline gehindert gewesen. In Anbetracht eines mutmaßlichen Nettoverdienstes in Höhe von EUR 2.786,34 pro Monat ergebe sich für den Gesamtzeitraum ein Verdienstausfallschaden in Höhe von EUR 155.115,54.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Den im Bereich der privaten Altersversorgung eingetretenen Schaden beziffert der Kläger mit EUR 55.997,82. Diesen Schadensposten begründet der Kläger damit, dass er zum 01.05. bzw. zum 01.06.1999 Lebensversicherungen bei den Versicherungsunternehmen Allianz und Gerling kündigen und vorzeitig zu ihrem damaligen Rückkaufswert realisieren musste.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>In einer nach dem landgerichtlichen Urteil  am 26.09.2002 im Hauptsacheverfahren zwischen den Antragstellern und der I. - GmbH ergangenen Entscheidung hat der Bundesgerichtshof festgestellt, dass der Betrieb einer Rechtsberatungs-Hotline nicht gegen Vorschriften der BRAGO verstößt. Auf die Revision der I. - GmbH hat der Bundesgerichtshof daher die gegenteiligen Urteile der Vorinstanzen aufgehoben und die Klage der Antragsteller abgewiesen. Wegen der Einzelheiten des bislang unveröffentlichten Urteils wird auf Aktenblätter II 141 - 161 Bezug genommen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>In einem weiteren Urteil vom selben Tag, das eine Berufungsentscheidung des Kammergerichts betraf, hat der BGH diese Rechtsauffassung nochmals bestätigt ( BGH WRP 2003, 374 ).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Die Akten des Landgerichts München 7 O 16606/98 wurden vom Senat beigezogen und waren Gegenstand der mündlichen Verhandlung.</td></tr></table><table><tr><td><strong>II.</strong></td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Die zulässige Berufung ist unbegründet.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Das Landgericht hat die Klage im Ergebnis zu Recht abgewiesen. Zwar vertritt auch der Senat im Anschluss an die Entscheidungen des Bundesgerichtshofs vom 26.09.2002 und entgegen dem landgerichtlichen Urteil die Auffassung, dass der Betrieb einer Rechtsberatungs-Hotline nicht gegen Vorschriften des anwaltlichen Gebührenrechts verstößt. Daher war der Erlass der von den Antragstellern gegen den Kläger erwirkten einstweiligen Verfügung von Anfang an ungerechtfertigt. Dennoch kann der Kläger hieraus unter keinem denkbaren rechtlichen Gesichtspunkt einen Schadensersatzanspruch herleiten.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>1.  Eine Grundlage für diesen - vom Kläger nunmehr in der Berufung zulässigerweise ( §§ 525, 264 Nr. 2 ZPO ) im Wege des Leistungsantrags geltend gemachten - Schadensersatzanspruch ergibt sich nicht aus § 945 ZPO.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>a)  Nach § 945 ZPO hat der Verfügungskläger, der den Erlass einer ungerechtfertigten einstweiligen Verfügung erwirkt hat, dem Verfügungsbeklagten den Schaden zu ersetzen, der diesem aus der Vollziehung der Verfügung entstanden ist. Das Gesetz versteht gemäß §§ 936, 928 ZPO unter der Vollziehung die Zwangsvollstreckung. Dabei besteht freilich bei Verfügungen, die ein Unterlassungsgebot enthalten, die Besonderheit, dass das geschuldete Unterlassen nicht unabhängig vom Willen des Verfügungsbeklagten durch unmittelbaren Zwang vollstreckt werden kann. Wohl aber kann auf den Willen des Verfügungsbeklagten durch die Androhung und Festsetzung von Ordnungsmitteln im Sinne des § 890 ZPO - also durch die Erzeugung eines sog. „Vollstreckungsdrucks“ - eingewirkt und damit die Befolgung der Verfügung zumindest mittelbar erzwungen werden (BGH NJW 1996, 1198). Aus Sicht des Verfügungsbeklagten liegt eine Vollziehung einer Unterlassungsverfügung daher nur dann vor, wenn er das Unterlassungsgebot befolgt, weil er sich dem Vollstreckungsdruck beugt, das heißt, weil er ansonsten unmittelbar drohende Ordnungsstrafen vermeiden will. Demnach setzt ein Schadensersatzanspruch nach § 945 ZPO im Falle einer Unterlassungsverfügung zweierlei voraus: zum einen die Existenz eines Vollstreckungsdrucks und darüber hinausgehend zum anderen eine Kausalität zwischen diesem Vollstreckungsdruck und dem eingetretenen Schaden.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Beide Voraussetzungen sind im vorliegenden Fall nicht erfüllt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>b)   Im vorliegenden Fall fehlt es bereits an einem erkennbaren Vollstreckungsdruck auf den Kläger.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Zwar war ein solcher Vollstreckungsdruck ursprünglich mit der Zustellung der einstweiligen Verfügung am 14.04.1998 entstanden. Bereits nach Ablauf eines Monats wurde dieser Vollstreckungsdruck durch die Unterlassungserklärung des Klägers vom 18.05.1998 jedoch wieder beseitigt (vgl. hierzu OLG Frankfurt OLGR 1998, 228, 229). Durch die Unterlassungserklärung des Klägers wurde nämlich die Wiederholungsgefahr im Hinblick auf den Verfügungsanspruch ausgeräumt und somit der einstweiligen Verfügung die Grundlage entzogen. Ob die vom Kläger abgegebene Unterlassungserklärung dabei angesichts der in ihr enthaltenen Einschränkungen tatsächlich geeignet war, die Antragsteller klaglos zu stellen, kann letztlich dahinstehen, da der Beklagte sowohl in seinem auf den 29.04.1998 datierten Schriftsatz als auch in der späteren Hauptsacheklage vom 22.06.1998 anerkannte, dass die Wiederholungsgefahr durch die Unterlassungserklärung beseitigt wurde. Durch dieses Anerkenntnis kam ungeachtet möglicher Mängel der Unterlassungserklärung gem. § 151 Satz 1 BGB ein Unterlassungsvertrag zwischen den Parteien zustande, durch welchen der bereits bestehenden einstweiligen Verfügung nachträglich die Grundlage entzogen wurde (OLG Hamm NJWE-WettbR 1999, 90; OLG Stuttgart WRP 1997, 1219, 1222). Angesichts dieser Sachlage hatte es der Kläger jederzeit in der Hand, die einstweilige Verfügung im Wege eines Widerspruchsverfahrens oder eines Aufhebungsverfahrens nach §§ 925, 927, 936 ZPO zu Fall zu bringen. Von dieser lediglich formal noch fortbestehenden einstweiligen Verfügung ging freilich im Hinblick auf den Kläger kein Vollstreckungsdruck mehr aus, da ein möglicherweise vom Beklagten beantragtes Ordnungsmittel nach Aufhebung der einstweiligen Verfügung ebenfalls wieder aufzuheben gewesen wäre (Zöller/Stöber, ZPO, 23. Aufl. 2002, § 890 Rz. 25). Dementsprechend wurde der ursprünglich durch die Zustellung der einstweiligen Verfügung am 14.04.1998 entstandene Vollstreckungsdruck bereits nach nur einem Monat und somit noch vor Eintritt der vom Kläger geltend gemachten Schäden durch den zwischen den Parteien geschlossenen Unterlassungsvertrag wieder beseitigt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Dass die Antragsteller darüber hinaus mit Schreiben vom 20.08.1998 gegenüber dem Kläger definitiv mitteilten, dass in der Folgezeit keine Rechte aus der einstweiligen Verfügung geltend gemacht würden, war somit in Anbetracht des bereits früher abgeschlossenen Unterlassungsvertrags im Hinblick auf die Beseitigung des Vollstreckungsdrucks nur noch von deklaratorischer Bedeutung. Gleiches gilt für die inhaltlich identische Erklärung des Beklagten innerhalb der mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht München am 24.09.1998.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>c)    Selbst wenn man entgegen der Auffassung des Senats davon ausgehen wollte, dass auch von der lediglich formal fortbestehenden Beschlussverfügung noch ein Vollstreckungsdruck ausging, so fehlt es doch jedenfalls an der erforderlichen Kausalität zwischen diesem Vollstreckungsdruck und dem beim Kläger eingetretenen Schaden. Auch im Falle eines gedachten Wegfalls der einstweiligen Verfügung gegenüber dem Kläger steht nämlich keinesfalls fest, dass dieser dann in der Lage gewesen wäre, eine Tätigkeit innerhalb der Hotline auszuüben.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Während des Zeitraums vom 15.05.1998 bis zum 24.06.1998 (vgl. Berufungserwiderung S. 4) war der Kläger an einer Mitarbeit bei der Hotline nämlich bereits dadurch faktisch gehindert, dass die Hotline-Betreiber selbst ihren Geschäftsbetrieb aufgrund der gegen sie ergangenen einstweiligen Verfügung einstellen mussten. Bis zum Verzicht der Antragsteller auf ihre Rechte aus der einstweiligen Verfügung gegen die Hotline-Betreiber am 24.06.1998 war es diesen daher bereits aus rechtlichen Gründen nicht möglich, dem Kläger eine Tätigkeit innerhalb der Hotline anzubieten.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Während des nachfolgenden Zeitraums wäre zwar eine erneute Zuteilung von Zeitscheiben aus Sicht der Hotline-Betreiber rechtlich möglich gewesen. Dennoch entschied sich deren Geschäftsführer M. S. gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem Kläger. Anhaltspunkte dafür, dass diese Entscheidung des Herrn S. kausal auf die Vollziehung der einstweiligen Verfügung durch den Beklagten zurückzuführen ist, hat der insoweit darlegungs- und beweispflichtige Kläger nicht vorgetragen. Vielmehr spricht die Entwicklung des Schriftwechsels zwischen dem Kläger einerseits und Herrn S. bzw. Herrn Rechtsanwalt H. andererseits eher dafür, dass deren Entscheidung auf Erwägungen beruhte, die nicht in Zusammenhang mit den Vorgängen rund um die einstweilige Verfügung stehen. Von Bedeutung ist hierbei insbesondere das Schreiben des Herrn Rechtsanwalts H. vom 07.09.1998, in welchem er dem Kläger auf dessen Bitte nach einer Wiederaufnahme in die Hotline mitteilte, er „werde dies mit Herrn S. nach seiner Urlaubsrückkehr am 20.09.1998 besprechen“. Bei der Würdigung dieses Schreibens ist zu berücksichtigen, dass einer Neuaufnahme des Klägers zu diesem Zeitpunkt keinerlei rechtliche Gründe mehr entgegenstanden, da mittlerweile die einstweiligen Verfügungen im Hinblick auf die Hotline-Betreiber durch Entscheidung des OLG München und im Hinblick auf den Kläger durch Rücknahme des Verfügungsantrags beseitigt waren. Des weiteren ist zu berücksichtigen, dass ursprünglich Herr S. mit Schreiben vom 04.05. 1998 und im Anschluss daran Herr D. mit weiterem Schreiben vom 08.05.1998 dem Kläger zugesagt hatten, ihn nach Abschluss des Verfügungsverfahrens wieder an der Hotline teilnehmen zu lassen. Dennoch entschieden sich Herr S. und Herr Rechtsanwalt H. nunmehr im Anschluss an den 20.09.1998 gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem Kläger. In Anbetracht des vorangegangenen Schriftwechsels lässt sich diese Entscheidung nur damit plausibel begründen, dass die Verantwortlichen mittlerweile über Informationen verfügten, die - unabhängig von dem Verfügungsverfahren - eine Neuaufnahme des Klägers in die Hotline nicht ratsam erscheinen ließen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Da somit eine Beratungstätigkeit des Klägers unabhängig von der gegen ihn ergangenen einstweiligen Verfügung während des gesamten maßgeblichen Zeitraums zunächst rechtlich nicht möglich und anschließend von Seiten der Verantwortlichen aus autonomen Gründen nicht gewollt war, fehlt es an der in § 945 ZPO vorausgesetzten Kausalität zwischen dem Vollstreckungsdruck und dem beim Kläger eingetretenen Schaden.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>d)   Unabhängig von den vorstehenden Erwägungen ist dem Kläger schließlich auch ein Mitverschulden (§ 254 BGB) vorzuwerfen, dass im vorliegenden Fall zum völligen Ausschluss des geltend gemachten Schadensersatzanspruchs führen müsste.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>aa) Zum einen besteht das Mitverschulden des Klägers darin, dass er es versäumt hat, im Anschluss an die von ihm abgegebene Unterlassungserklärung die formal fortbestehende einstweilige Verfügung im Wege des Widerspruchs- oder Aufhebungsverfahrens nach §§ 925, 927, 936 ZPO zu beseitigen. Die unterlassene Beseitigung einer Unterlassungsverfügung stellt einen groben Verstoß gegen die dem Verfügungsbeklagten obliegende Schadensminderungspflicht dar, der grundsätzlich geeignet ist, einen Ersatzanspruch nach § 945 ZPO gänzlich auszuschließen (OLG München GRUR 1996, 1998; OLG Frankfurt OLGR 1998, 228, 230).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>bb) Des weiteren wird der gegen den Kläger erhobene Mitverschuldensvorwurf auch dadurch gerechtfertigt, dass dieser in keiner Weise dargelegt hat, inwieweit er Anstrengungen unternommen hat, um im Rahmen der ihm obliegenden Schadensminderungspflicht die Verluste aus seiner untersagten Mitwirkung an der Hotline durch anderweitige Tätigkeiten aufzufangen. Zwar trifft die Darlegungs- und Beweislast für ein Mitverschulden des Geschädigten grundsätzlich den Schädiger. Da der Schädiger jedoch in der Regel keine Kenntnisse darüber hat, welche Möglichkeiten dem Geschädigten zur Verfügung stehen, muss der Geschädigte an der Sachaufklärung mitwirken und ggfs. darlegen, welche Maßnahmen er zur Begrenzung des Schadens unternommen hat (BGH NJW 1996, 653; BGH NJW 1998, 3706). Nachdem im vorliegenden Fall der Beklagte in der Berufungserwiderung (dort S. 12) eingewandt hatte, eine Schadensminderung sei dem Kläger ohne weiteres durch eine Intensivierung anderweitiger anwaltlicher Tätigkeiten möglich gewesen, hätte der Kläger darlegen müssen, ob und inwieweit er derlei Anstrengungen unternommen hat.                                                                                         Dass eine solche Kompensation der eingetretenen Verluste aus der Tätigkeit bei der Hotline grundsätzlich möglich war, zeigt ein Blick auf die mutmaßliche Höhe der eingetretenen Verluste. Dabei ist der vom Kläger genannte Schadensbetrag eines entgangenen Monatshonorars in Höhe von EUR 2.786,34 bei weitem übersetzt. Anhaltspunkte für die wirkliche Höhe der dem Kläger entgangenen Einkünfte ergeben sich vielmehr aus den in den Monaten Januar und Februar 1998 tatsächlich vom Kläger erzielten Einkünften in Höhe von EUR 185,53  bzw. EUR 147,98. Selbst wenn man der vom Beklagten bestrittenen Behauptung des Klägers folgen wollte, dass ab Mai 1998 eine Ausweitung des ursprünglichen monatlichen Beratungsumfangs von 32 auf 52,5 Stunden geplant gewesen sei, würde sich dieser Betrag nur unwesentlich auf EUR 304,25 bzw. EUR 242,68 erhöhen. Angesichts dieser monatlichen Schadensbeträge wäre der Kläger in der Tat zur Abwendung des Mitverschuldenseinwands gehalten gewesen, konkret darzulegen, warum die Verluste nicht durch anderweitige rechtsanwaltliche Tätigkeiten aufgefangen werden konnten.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>2.   Eine Grundlage für den geltend gemachten Schadensersatzanspruch ergibt sich auch nicht aus §§ 823 ff. BGB bzw. § 1 UWG. Beide Anspruchsgrundlagen setzen Verschulden voraus. Ein solches Verschulden ist jedoch im Zusammenhang mit der Beantragung einer einstweiligen Verfügung regelmäßig dann zu verneinen, wenn dem Verfügungsantrag ein rechtlich schwierig zu beurteilender Sachverhalt zugrunde liegt, für den die Rechtsprechung noch keine festen Grundsätze entwickelt hat und bei dessen Bewertung sich der Antragsteller auf namhafte Vertreter in Schrifttum und/oder Rechtsprechung berufen kann (BGH NJW 1996, 198, 199). Bei Anwendung dieses allgemeinen Grundsatzes auf den vorliegenden Fall muss ein Verschulden des Beklagten ausscheiden, zumal dem von ihm verfolgten Unterlassungsbegehren in mehreren Tatsacheninstanzen von Kollegialgerichten stattgegeben wurde.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>3.    Nach alledem besteht der vom Kläger geltend gemachte Schadensersatzanspruch nicht, so dass die Berufung gegen das klagabweisende Urteil des Landgerichts zurückzuweisen war.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Gründe i.S.d. § 543 ZPO, welche die Zulassung der Revision erfordern würden, sind nicht ersichtlich.</td></tr></table></td></tr></table>
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133,794
|
olgkarl-2003-03-26-6-u-8102
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
6 U 81/02
| 2003-03-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:29
| 2019-02-12T12:16:50
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I.      Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Mannheim vom 03. Mai 2002 - 7 O 379/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>II.     Die Kosten des Berufungsrechtszuges fallen der Beklagten zur Last.</p>
<p>III.    Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>IV.   Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die zulässige Berufung bleibt ohne Erfolg. Mit zutreffenden Erwägungen hat das Landgericht im einzelnen festgestellt und begründet, dass der Kläger die Zustimmung der Beklagten verlangen kann, dass seine Nennung als alleiniger Erfinder nachgeholt wird, § 63 Abs. 2 S. 1 PatG. Dieser Rechtsstandpunkt enthält keinen Rechtsfehler zu Lasten der Beklagten, § 513 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>1.      Die von dem Kläger ausschließlich gegen die Beklagte als Patentinhaberin gerichtete Einzelklage ist zulässig. Die (vom Landgericht unterstellte) Prozessführungsbefugnis der Beklagten liegt vor (§ 56 ZPO); eine (aus materiell-rechtlichen Gründen) notwendige Streitgenossenschaft gemäß § 62 Abs. 1 2. Alt. ZPO zwischen dem Rechtsinhaber und den bei Anmeldung (§ 37 PatG) zu Unrecht als Erfinder Benannten besteht nicht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Allerdings bestimmt § 63 Abs. 2 PatG, dass der wirkliche Erfinder, der dem Patentamt gegenüber nicht als Erfinder benannt ist, seine Nennung im Wege der Nachholung nur erreichen kann, wenn sowohl der Patentinhaber wie der zu Unrecht Benannte der Nachholung zustimmen. § 63 Abs. 2 S. 1 PatG begründet eine materiell-rechtliche Anspruchsberechtigung des wahren Erfinders gegen den Patentinhaber und den Benannten auf Abgabe der erforderlichen Zustimmungserklärungen (Busse, PatG, 5. Aufl., § 63 Rn. 35). Das Verhältnis der beiden Zustimmungsverpflichteten zueinander ist aber nicht so beschaffen, dass beide aus materiell-rechtlichen Gründen notwendig gemeinsam verklagt werden müssen. Das (behauptete) materielle Recht des Klägers setzt eine notwendige gemeinschaftliche Klage gegen beide Rechtsträger nicht voraus. Zwar sind die geltend gemachten Ansprüche des Klägers hinsichtlich beider Anspruchsgegner inhaltlich auf die Zustimmung zur nachholenden Bekanntgabe gerichtet; außerdem ist die Zustimmung nur eines von beiden allein für die nachträgliche Nennung unzureichend. Daraus folgt jedoch nicht, dass beide nur gemeinschaftlich verklagt werden können (so aber OLG Hamburg, GRUR 1958, 78 und - bis heute - dem folgend Schäfers in: Benkard, PatG, 9. Aufl., § 63 Rn. 12; Busse, § 63 Rn. 38; offenlassend, aber eher zweifelnd BGH GRUR 1969, 133, 134 - Luftfilter). Die Notwendigkeit einer gemeinsamen klageweisen Inanspruchnahme besteht nur dann, wenn das Recht seinem Inhalt nach, also aus materiell-rechtlichen Gründen, nur gegen mehrere Personen gemeinschaftlich ausgeübt werden kann, so dass Passivlegitimation und Prozessführungsbefugnis nur gemeinsam bestehen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Eine solche Verbindung der beklagten Patentinhaber und des/der benannten Erfinder(s) lässt sich aus § 63 Abs. 2 ZPO nicht herleiten. Die erforderliche Mitwirkung bei der Berichtigung bzw. Nachholung der Nennung des wahren Erfinders stellt keine gemeinschaftliche Verpflichtung dar. Vielmehr ist jeder Störer für sich verpflichtet, die Beeinträchtigung des Erfinderpersönlichkeitsrechts des Berechtigten zu beseitigen. Die dafür erforderlichen und ausreichenden Zustimmungserklärungen gegenüber dem Patentamt (gemäß der Verordnung über die Benennung des Erfinders vom 29.05.1981) müssen nicht gemeinsam abgegeben werden, die erforderlichen Willenserklärungen können vielmehr auch getrennt vorgelegt werden. Ohne Bedeutung hierfür ist, ob eine einheitliche Sachentscheidung über das Erfinderrecht gegenüber sämtlichen Betroffenen im Interesse des Anspruchsberechtigten wünschenswert wäre (BGHZ 36, 187, 190; 93, 351, 353). Steht allerdings fest (wie im Fall OLG Hamburg a.a.O.), dass die Zustimmung eines der beiden Verpflichteten nicht mehr erlangt werden kann (etwa wegen rechtskräftiger Abweisung des entsprechenden Leistungsanspruchs), dann wird man für die verbleibende Klage gegen den anderen Verpflichteten regelmäßig vom fehlenden Rechtsschutzbedürfnis auszugehen haben. So liegt es indessen im Streitfall nicht. Es ist dem Kläger unbenommen, wie er seinen etwaigen Anspruch gegen den in der Anmeldung als Erfinder Benannten durchsetzt, etwa dessen Zustimmung dem Patentamt beibringt oder durch rechtskräftiges Urteil ersetzt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>2.      In der Sache selbst ist das Landgericht zutreffend davon ausgegangen, dass der Kläger als Anspruchssteller die anspruchsbegründenden Tatsachen darlegen und beweisen muss (Busse, a.a.O., § 63 Rn. 43). Das Landgericht hat sich aufgrund des beiderseitigen Vorbringens der Parteien nach dem Inbegriff der mündlichen Verhandlung davon überzeugt, dass als Erfinder allein der Kläger und nicht ein anderer Mitarbeiter der Beklagten in Betracht kommt. Es hat diese Überzeugung insbesondere aus den mit den Anlagen K 2 und K 12 vorgelegten Unterlagen in Verbindung mit der ursprünglichen Patentanmeldung (Anlage K 14) gewonnen. Die entsprechenden Feststellungen bekämpft die Berufung ohne Erfolg.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>a)      In der Auftragszeichnung (Anlage K 12), die unstreitig vom Kläger stammt, ist der erfindungswesentliche Gedanke verkörpert. Sie enthält die kennzeichnenden Merkmale der Erfindung. Dem steht nicht entgegen, dass diese Merkmale in der Grobskizze nicht wie in dem späteren Figurenblatt der Patentanmeldung mit aller wünschenswerten Klarheit aufgeführt sind.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Zu Recht und von der Berufung auch nicht angegriffen hat das Landgericht als wesentlichen Erfindungsgegenstand den „Ringspalt zwischen Hülse und Schaft, der sich zumindest über einen Nutenauslaufbereich bis zum (überdeckten) Teil des Formkopfes erstreckt“, herausgearbeitet. Diesen Ringspalt zeigt die Skizze K 12 durch den unterschiedlichen Grad der Schraffierung und die Anordnung der Zweigkanäle, die in Abgrenzung zu dem in der Anmeldung EP 0 556 801 (Anlage B 5) bzw. der DE 42 05 007 (Anlage K 18) nicht jeweils zu einer der Nuten führen. Das sieht auch die Beklagte nicht anders (Schriftsatz vom 26.04.2002, I 70). Sie meint allerdings, der Ringspalt erfasse den Nutenauslaufbereich des Formkopfes nicht. Insoweit hätte das Landgericht Veranlassung gehabt, den im nachgereichten Schriftsatz aufgeworfenen Fragen im einzelnen nachzugehen und zu prüfen, ob die Zeichnung die kennzeichnenden Merkmale der Erfindung offenbare.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Der Berufung ist einzuräumen, dass das Landgericht diese Fragen nicht übergehen durfte mit dem Hinweis, dem Vortrag der Beklagten sei nicht im einzelnen zu entnehmen, wer denn anstelle des Klägers unter welchen Umständen die geschützte Erfindung im Betrieb der Beklagten gemacht habe. Denn es geht hier allein um den Streitpunkt, ob die Skizze des Klägers den Erfindungsgegenstand offenbart, und nicht um die Entwicklung des erfindungsgemäßen Gedankens als solchen. Die Beklagte zieht jedoch zu Unrecht in Zweifel, dass der Kläger den Erfindungsgedanken durch die Zeichnung K 12 mitgeteilt habe. Die kennzeichnenden Merkmale des Streitpatents werden darin hinlänglich verdeutlicht. Das erste Teilmerkmal des Kennzeichens (Überdeckung eines Teils des Formkopfes durch den Endbereich der Hülse) ist zwar nicht zeichnerisch dargestellt. Denn in der Skizze überdeckt die Hülse nur den Befestigungszapfen. Es macht jedoch im Hinblick auf die mit der Skizze verfolgte Aufgabenstellung keinen Sinn, diesen Teil des Schneid- bzw. Formkopfes zu kühlen/schmieren. Es geht allein darum, den Nutenauslaufbereich mit dem Kühl-/Schmiermittel zu versorgen. Das folgt jedoch schon aus der vom Kläger in der Auftragszeichnung zitierten Entgegenhaltung EP 0 556 801 und bedurfte keiner ausdrücklichen Explizierung in der Skizzenzeichnung mehr.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Dasselbe gilt auch für das zweite Teilmerkmal des Kennzeichens (Ringspalt erstreckt sich über einen Nutenauslaufbereich bis zum Teil des Formkopfes).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Auch insoweit bemängelt die Beklagte, dass die Grobskizze Anlage K 12 den Nutenauslaufbereich nicht zeige, vielmehr sei es technisch ausgeschlossen wegen der schmalen Dimensionierung des Befestigungszapfens, Nuten in den Schneidkopf zu schneiden. Allein deswegen kann man nicht schon, wie die Beklagte das tut, annehmen, die Lösung der gestellten Aufgabe sei verfehlt. Eine maßstäbliche Zeichnung, welche die Erstreckung des Ringspaltes über den maßgeblichen Bereich des Formkopfes abbildet, kann eine Grobskizze nicht leisten. Nach dem unbestrittenen Vortrag des Klägers diente die Anlage K 12 vielmehr erst als Grundlage für eine Maßstabszeichnung der Konstruktionsabteilung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>b)      An einer erfinderischen Leistung des Klägers fehlt es somit nicht. Da keine Anhaltspunkte für eine Tätigkeit eines Miterfinders vorliegen, ist das Landgericht im Ergebnis auch zutreffend von der Alleinerfindereigenschaft des Klägers ausgegangen. Ohne Erfolg wendet sich die Berufung dagegen, dass das Landgericht die Beiträge einzelner Mitarbeiter der Beklagten, die ihren Niederschlag in Unteransprüchen des Streitpatents gefunden haben, nicht als erfinderische Leistung gewürdigt hat. Die Beklagte zeigt nicht auf, dass der jeweilige Beitrag über eine zweckmäßige Ausgestaltung des Hauptanspruchs hinausgeht. Mit dem Vortrag der Beklagten im Berufungsrechtszug kann daher die Alleinerfinderstellung des Klägers nicht in Frage gestellt werden. Das gilt schließlich auch hinsichtlich des von der Berufung erhobenen Vorwurfs, das Landgericht habe den Stand der Technik (bezogen auf das Emuge-Patent) verkannt bzw. nicht zutreffend ermittelt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>3.      Nach alledem ist die Berufung der Beklagten mit der Kostenfolge aus § 97 Abs. 1 ZPO zurückzuweisen. Die Anordnung der vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 708 Nr. 10, 713 ZPO. Gründe für die Zulassung der Revision gemäß § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Sonstige Literatur</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
<strong>B E S C H L U S S</strong>
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Streitwert des Berufungsverfahrens wird auf EUR 10.000,00 festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,786
|
olgstut-2003-03-25-1-u-12502
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
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1 U 125/02
| 2003-03-25T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:24
| 2019-02-12T12:16:49
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung der Kläger gegen das Urteil des Landgerichts Ulm vom 24.10.2002 - 6 O 59/2001 - wird</p>
<p/>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>
<strong>zurückgewiesen.</strong>
</p>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
<p/>
<p>2. Die Kläger tragen die Kosten der Berufung.</p>
<p/>
<p>3. Das Urteil ist für den Beklagten wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar.</p>
<p/>
<p>Die Kläger dürfen die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung von 7.000 EUR abwenden, wenn der Beklagte nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<p/>
<p>Streitwert der Berufung insgesamt: 64.812,28 EUR</p>
<p/>
<p>(Klagantrag Ziffer 1: 10.225,84 EUR</p>
<p/>
<p>Klagantrag Ziffer 2: 12.613,57 EUR</p>
<p/>
<p>Klagantrag Ziffer 3: 16.408,28 EUR</p>
<p/>
<p>Klagantrag Ziffer 4: 25.564,59 EUR)</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die klagenden Eheleute sind Eltern der am 18.03.1998 geborenen Tochter Ja. Das Kind kam mit einem Herzfehler (Partieller AV-Kanal) zur Welt; es besteht Trisomie 21. Die Kläger begehren Ersatz materiellen und immateriellen Schadens, den sie auf fehlerhafte Aufklärung über die Möglichkeiten pränataler Diagnostik und fehlerhafte pränatale Diagnostik durch den beklagten Gynäkologen zurückführen. Sie behaupten, bei fehlerfreier Behandlung wäre die Behinderung ihres Kindes erkannt worden. Bei Kenntnis von der schweren Behinderung hätten sie sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, der rechtmäßig gewesen wäre.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Auf die Feststellungen im Urteil des Landgerichts Ulm wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Landgericht Ulm hat die Klage abgewiesen. Es hat auf der Grundlage des gynäkologischen Sachverständigengutachtens von Prof. Dr. R... zwar einen Behandlungsfehler festgestellt, kam jedoch zu dem Ergebnis, dass ein Schwangerschaftsabbruch rechtlich auch bei frühzeitigem Erkennen der Behinderungen der Tochter der Kläger nicht zulässig gewesen wäre. Dagegen legten die Kläger Berufung ein.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Kläger rügen Fehler des erstinstanzlichen Verfahrens. Das Landgericht habe über die Frage, ob die Voraussetzungen für einen rechtmäßigen Abbruch der Schwangerschaft bei der Klägerin vorlagen, nur nach Einholung eines medizinischen Sachverständigengutachtens entscheiden dürfen. Es habe stattdessen in der angefochtenen Entscheidung die medizinische Bewertung selbst vorgenommen, ohne über eigenen medizinischen Sachverstand zu verfügen. Im Rahmen eines Gutachtens hätte eine umfassende Exploration der Klägerin zu dem Ergebnis geführt, dass ein Schwangerschaftsabbruch rechtmäßig gewesen wäre.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Kläger beantragen,
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td>
<rd nr="6"/>
unter Abänderung des Urteils des Landgerichts Ulm
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="7"/>
1. den Beklagten zu verurteilen, an die Klägerin Ziffer 1 ein Schmerzensgeld wegen der Geburt der Tochter Ja... S... B... in Höhe von 10.225,24 EUR zzgl. 5% Zinsen über dem Basiszinssatz hieraus seit 10.03.2001 zu zahlen,
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="8"/>
2. den Beklagten zu verurteilen, den Klägern Unterhaltsaufwand für die am 18.03.1998 geborene Tochter Ja... S... B... für den Zeitraum vom 18.03.1998 bis 29.02.2001 in Höhe von 12.613,57 EUR zzgl. 5% Zinsen über dem Basiszinssatz hieraus seit 10.03.2001 zu zahlen;
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="9"/>
3. den Beklagten zu verurteilen, den Klägern 16.408,28 EUR behinderungsbedingten Mehrbedarf wegen der Geburt der am 18.03.1998 geborenen Tochter Ja... S... B... für den Zeitraum vom 18.03.1998 bis 29.02.2001 zzgl. 5% Zinsen über dem Basiszinssatz hieraus seit 10.03.2001 zu zahlen;
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="10"/>
4. festzustellen, dass der Beklagte verpflichtet ist, den Klägern sämtlichen zukünftigen materiellen und immateriellen Schaden zu ersetzen, der durch die Geburt der Tochter Ja... S... B... entstehen wird, soweit die Ansprüche nicht auf Sozialversicherungsträger übergegangen sind;
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:8pt"><tr><td>
<rd nr="11"/>
5. hilfsweise, die Revision zuzulassen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Der Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td>
<rd nr="13"/>
die Berufung zurückzuweisen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die zulässige Berufung hat keinen Erfolg. Die Kläger haben keinen Schadensersatzanspruch gegen den Beklagten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die schuldhafte Verletzung eines ärztlichen Behandlungsvertrages, der, wie im vorliegenden Fall, auf die pränatale Untersuchung zur Vermeidung der Geburt eines geschädigten Kindes und die Beratung hierüber gerichtet war, kann einen Schadensersatzanspruch der Eltern begründen, wenn durch die Vertragsverletzung ein rechtmäßiger Schwangerschaftsabbruch verhindert wurde und das Kind mit schweren Behinderungen zur Welt kommt. Eine Pflichtverletzung des Beklagten würde aber nur dann zu einer vertraglichen Haftung auf Schadensersatz führen, wenn der Schwangerschaftsabbruch rechtlich zulässig gewesen wäre, also der Rechtsordnung entsprochen hätte und von ihr nicht missbilligt worden wäre (ständige Rechtsprechung, zuletzt BGH NJW 2002, 2636). Die Voraussetzungen des § 218 a Abs. 2 StGB in der Fassung vom 21. August 1995 liegen jedoch nicht vor. Ob die Kläger überhaupt den Beweis geführt haben, dass dem Beklagten Behandlungsfehler im Zusammenhang mit dem bei der Klägerin durchgeführten Triple-Test oder im Zusammenhang mit der Aufklärung über die Möglichkeiten pränataler diagnostischer Maßnahmen unterliefen, kann daher dahinstehen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
1) Das Landgericht hat mit zutreffender Begründung das Vorliegen einer rechtfertigenden Indikationslage verneint. Der Tatbestand der medizinisch-sozialen Indikation nach § 218a Abs. 2 StGB in der Fassung vom 21.08.1995 setzt eine notstandsähnliche Konfliktslage voraus, in der sich die mit dem Austragen und Betreuen eines behinderten Kindes verbundenen außergewöhnlichen Belastungen für die Schwangere als Gefahren von solchem Gewicht und Ausmaß prognostisch abzeichnen, dass deren Hinnahme ihr von der Rechtsprechung nicht abverlangt werden kann (BVerfGE 88, 203, 272). Die medizinisch-soziale Indikation beruht auf der Erwägung, dass die Schwangere in einem solchen die Opfergrenze überschreitenden Ausnahmezustand in menschlich unzumutbarer Weise überfordert würde, weil das Austragen der Schwangerschaft selbst auf Kosten ihres eigenen Lebens oder ihres Gesundheitszustandes von ihr verlangt würde (Schönke/Schröder-Eser, StGB, 26. Aufl. Rn 26 zu § 218 a). Der Schwangerschaftsabbruch muss notwendig sein, um eine Lebens- oder schwere Gesundheitsgefahr, die auf andere Weise nicht abwendbar ist, von der Schwangeren abzuwenden, wobei eine konkrete Gefahr mit ernst zu nehmendem Wahrscheinlichkeitsgrad bestehen muss (Schönke/Schröder-Eser, aaO, Rn 26; Tröndle/Fischer, StGB, 50. Aufl., Rn 26 zu § 218 a). Nach geltendem Recht kommt es daher auch im Falle einer schwersten Behinderung des Kindes allein darauf an, dass das Austragen des Kindes für die Mutter eine schwerwiegende körperliche oder seelische Gesundheitsgefährdung bedeuten würde, der anders als durch einen Abbruch nicht wirksam begegnet werden kann (BGH NJW 2002, 2636).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Das Vorbringen der Kläger lässt eine solche Feststellung, bei Erkennen der Behinderung der Tochter wäre die Prognose zu stellen gewesen, die der Klägerin drohenden Gefahren für Leben und Gesundheit müssten als so schwerwiegend eingeschätzt werden, dass sie den Schwangerschaftsabbruch rechtfertigen könnten, nicht zu. Nach dem Vorbringen der Klägerin führte die Geburt der mongoloiden Tochter zu einem Schock und einer sich daraus entwickelnden Depression. Sie habe das Kind nicht gestillt und es in den ersten drei Monaten vollkommen abgelehnt. Sie habe nach der Geburt wochenlang Weinkrämpfe gehabt, an Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit gelitten sowie massive Suizidgedanken gehabt. Sie sei von ihrem Hausarzt betreut worden, der Beruhigungsmittel verordnet und auch eine psychische Behandlung empfohlen habe, die sie allerdings abgelehnt habe. Wegen ihres Weinens und Schluchzens nach der Geburt sei ihre Kaiserschnittnaht wieder aufgeplatzt. Aus den Behandlungsunterlagen des Hausarztes der Klägerin ist ersichtlich, dass der Klägerin am 31.03.1998 Sedariston verordnet wurde und im Übrigen in den Wochen nach der Geburt die Kaiserschnittwunde versorgt wurde.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die von der Klägerin vorgetragenen Beeinträchtigungen und die vorliegenden ärztlichen Behandlungsunterlagen lassen nicht den Schluss darauf zu, dass bei der Klägerin im maßgeblichen Zeitpunkt, in dem die Behinderung des Kindes zu erkennen gewesen wäre (BGH NJW 2002, 886), Gefahren für ihren körperlichen oder seelischen Gesundheitszustand in einem solchen Ausmaß zu prognostizieren gewesen wären, dass die Opfergrenze der Schwangeren überschritten gewesen wäre. Die Behinderung ihres Kindes wäre durch eine Fruchtwasseruntersuchung ab der 15. Schwangerschaftswoche erkennbar gewesen. Zu den in diesem Zeitpunkt bei Erkennen der Behinderung des Kindes zu erwartenden Belastungen und Gefahren für ihre Gesundheit fehlt jeglicher Vortrag der Kläger. Vorbestehende gesundheitliche oder seelische Beeinträchtigungen sind für diese Zeit nicht behauptet und aus den Behandlungsunterlagen des Hausarztes auch nicht ersichtlich, insbesondere ist kein Hinweis auf eine psychische Anfälligkeit oder sonstige mangelnde Belastbarkeit der Klägerin erkennbar. So hat die Klägerin die im Jahr 1993 bei ihr durchgeführte Schwangerschaftsunterbrechung, die nicht selten auch bei psychisch gesunden Frauen zu Belastungen mit Krankheitswert führt, offensichtlich ohne erkennbare Beeinträchtigung überstanden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Die schwere Behinderung des erwarteten Kindes allein vermag eine Gesundheitsbeeinträchtigungsgefahr in der Vorausschau niemals zu begründen. Entscheidend ist sie immer nur in Relation zu den damit verbundenen Belastungen für die einzelne Schwangere. So war auch für die sachverständige Einschätzung in dem durch Urteil des BGH vom 18. Juni 2002 entschiedenen Rechtsstreit die durch die Behinderung verursachte Suizidgefahr und Gefährdung des seelischen Gesundheitszustandes der Mutter maßgebend, wobei eine latente Selbstmordgefahr zumindest in den ersten Wochen nach der Geburt feststellbar war (NJW 2002, 2636).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die von der Klägerin für die Zeit nach der Geburt geschilderten Beeinträchtigungen können für die vorausschauend zu beurteilende Frage der konkret drohenden Gesundheitsgefahr lediglich als Indiz herangezogen werden (BGH NJW 2002, 2636; 2002, 886). Die von der Klägerin geschilderte Depression mit Weinkrämpfen, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen in den ersten Wochen nach der Geburt wäre im Blick auf die Schwere der Behinderung des Kindes nach der Überzeugung des Senats auch vorausschauend zu befürchten gewesen, so dass eine drohende Gesundheitsgefahr im maßgeblichen Zeitpunkt feststellbar ist. Indessen ist nicht jede drohende Gesundheitsgefahr als Indikationsgrund ausreichend; vielmehr muss sie so schwerwiegend sein, dass sie unter Berücksichtigung des Lebensrechts des Kindes der Schwangeren nicht mehr zugemutet werden kann (Schönke/Schröder-Eser, StGB, 26. Aufl., Anm. 34 zu § 218 a). Die Klägerin hat die depressive Phase ohne fachärztliche Behandlung und ohne die Einnahme starker Medikamente überwinden können. Das von ihrem Hausarzt verordnete Präparat Sedariston mit Wirkstoffen aus Johanniskraut und Baldrianwurzel wird zur unterstützenden Behandlung von leichten vorübergehenden depressiven Störungen mit nervöser Unruhe und nervös bedingten Einschlafstörungen angewandt (Rote Liste 2000, 71053). Danach lässt sich eine tatsächliche schwere Beeinträchtigung der Gesundheit der Klägerin in Reaktion auf die Geburt ihres Kindes nicht feststellen. Die geltend gemachten Störungen, die sich nach dem Klägervortrag mit den Prognosen in der Schwangerschaft gedeckt hätten, sind nicht als ausreichende schwerwiegende Gefahren für den Gesundheitszustand der Schwangeren zu werten, die den Schwangerschaftsabbruch aus medizinischer Indikation zu rechtfertigen vermocht hätten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
2) Die Einholung eines medizinischen Sachverständigengutachtens war nicht geboten, weil schon das Vorbringen der Klägerseite für die Feststellung einer Ausnahmesituation nicht ausreichend ist. Es ist Sache des Gerichts, Feststellungen zum Vorliegen einer Ausnahmesituation zu treffen mit der Folge, dass bei unzureichendem Parteivortrag zur erforderlichen schwerwiegenden Gesundheitsgefahr für die Mutter die Voraussetzungen des §218 a StGB ohne Einholung eines Gutachtens verneint werden können.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Aus der bisherigen Rechtsprechung zu dieser Frage lässt sich entgegen der in der Berufung vertretenen Ansicht der Kläger nicht entnehmen, dass die Einholung eines Gutachtens unumgänglich ist. Vielmehr wurde das Vorliegen einer Notlagenindikation mehrfach ohne Einholung eines medizinischen Gutachtens verneint, weil das Parteivorbringen für die Feststellung einer Ausnahmesituation schon als nicht ausreichend bewertet wurde. So wurde in der Entscheidung des BGH vom 28.03.1995 ohne Einholung eines medizinischen Gutachtens eine rechtfertigende Notlagensituation verneint mit der Begründung, dass im Blick auf die durch das Bundesverfassungsgericht erhobenen Anforderungen die konkrete Feststellung einer Ausnahmesituation erforderlich sei, die als solche auch für die Gerichte deutlich ausgewiesen sei; das Berufungsgericht habe auch bei wiederholter Überprüfung des Vorbringens der Kläger keine solchen konkreten Feststellungen zu treffen vermocht (BGHZ 129, 178 ff. = NJW 1995, 1609). In der Entscheidung vom 04.12.2001 (BGH NJW 2002, 886) wurde der Revision der Erfolg versagt, mit der geltend gemacht worden war, das Berufungsgericht habe relevanten, unter Beweis gestellten Vortrag der Kläger nicht hinreichend beachtet; der Vortrag, es sei das Risiko gegeben, dass sich bei der Mutter eine chronische, kaum mehr heilbare Depression herausbilde, sei unter Sachverständigenbeweis gestellt worden. In der Entscheidung ist hierzu ausgeführt, dass derartige Störungen nicht als ausreichend schwerwiegende Gefahren für den seelischen Gesundheitszustand der Schwangeren angesehen werden könnten, die aus dem Gesichtspunkt der medizinischen Indikation einen Abbruch der Schwangerschaft zu rechtfertigen vermocht hätten. Bei dieser Sachlage sei das Berufungsgericht auch nicht aus prozessrechtlichen Gründen gehalten gewesen, über den von der Revision als übergangen gerügten Sachvortrag Beweis durch Sachverständigengutachten zu erheben. Bei der Entscheidung vom 18. 06. 2002 (BGH NJW 2002, 2636), auf die sich die Kläger berufen, lag ein vom Berufungsgericht eingeholtes medizinisches Sachverständigengutachten schon vor, so dass sich die Frage, ob das Vorliegen einer Notlagensituation nur auf der Grundlage eines Gutachtens festgestellt werden kann, nicht stellte.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Ein Grund für die Zulassung der Revision besteht nicht. Weder hat die Sache grundsätzliche Bedeutung, noch erfordert die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts (§ 543 Abs. 2 ZPO).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
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1 Ws 381/02
| 2003-03-25T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:24
| 2019-02-12T12:16:49
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die sofortige Beschwerde des Dolmetschers S. wird der Ordnungsgeldbeschluss des Landgerichts X vom 23. Oktober 2002 aufgehoben.</p>
<p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens und die dem Dolmetscher insoweit erwachsenen notwendigen Auslagen trägt die Staatskasse.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Beschwerdeführer - ein in X ansässiger Dolmetscher für die persische Sprache - wurde durch Verfügung des Vorsitzenden der Strafkammer des Landgerichts X vom 24.09.2002  zur Hauptverhandlung auf den 21.10.2002 als Dolmetscher geladen, wobei ihm die Ladung am 27.09.2002 durch persönliche Übergabe zugestellt wurde. Nachdem der Beschwerdeführer zu diesem Termin nicht erschienen war, verhängte die Strafkammer gegen ihn mit Beschluss vom 23. Oktober 2002 ein Ordnungsgeld in Höhe von 150 EUR. Gegen diese ihm am 29.10.2002 zugestellte Entscheidung wendet sich der Dolmetscher mit dem Rechtsmittel der Beschwerde. Er trägt vor, eine Ladung zum Verhandlungstermin nicht erhalten zu haben. Mit Vermerk vom 21.11.2002 hat der Vorsitzende der Strafkammer der Beschwerde nicht abgeholfen und die Sache dem Senat zur Entscheidung vorgelegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Generalstaatsanwaltschaft hat auf Aufhebung des Ordnungsgeldbeschlusses angetragen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das zulässige Rechtsmittel ist begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Frage, ob einem Dolmetscher die für den Sachverständigen in § 77 StPO normierten Ungehorsamsfolgen im Falle eines unentschuldigten Ausbleibens auferlegt werden können, ist obergerichtlich bislang wenig geklärt. Die Rechtsfrage ist entscheidungserheblich, da vorliegend aufgrund der erfolgten persönliche Übergabe von einer wirksamen Ladung des Dolmetscher auszugehen ist und - unabhängig von der Frage der Anwendbarkeit des § 51 Abs. 2 Satz 3 StPO - erhebliche Entschuldigungsgründe (KG, Beschluss vom 19.02.1998, 4 Ws 25-26/98) nicht vorgebracht wurden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die unter Bezugnahme auf die Entscheidung des OLG Koblenz (VRS 47, 353 f.) vertretene Ansicht der Strafkammer, die für den Sachverständigen bestimmten Ungehorsamsfolgen des § 77 StPO könnten auf den ausgebliebenen Dolmetscher entsprechend angewandt werden, teilt der Senat nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
1. Unter einem Dolmetscher versteht man einen Sprachkundigen, dessen Aufgabe es ist, den Prozessverkehr zwischen dem Gericht und den nicht der deutschen Sprache mächtigen Beteiligten zu vermitteln (BGHSt 1, 4 ff.; Meyer-Goßner, StPO, 46. Aufl. 2003, § 185 GVG, Rn. 1). Zieht ihn das Gericht heran, um mangels eigener Sachkunde den Sinn einer außerhalb des Prozessverkehrs angefallenen fremdsprachigen Äußerung zu ermitteln, so hat er die Funktion eines Sachverständigen (BGH a.a.O.), ansonsten ist seine Stellung derjenigen eines Sachverständigen nur ähnlich (BGHSt 4, 154 f. Meyer-Goßner, a.a.O., Rn. 7). Beide sind aufgrund ihrer Fachkenntnisse Gehilfen des Gerichts. Während der Sachverständige jedoch eine eigene Beurteilung abgibt, wird der Dolmetscher vorwiegend als bloßer Sprachmittler tätig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Dieser unterschiedlichen Aufgabenstellung hat der Gesetzgeber dadurch Rechnung getragen, dass er beide in den einzelnen Verfahrensordnungen rechtlich nicht gleichstellt, sondern für den Dolmetscher in den §§ 185 ff. GVG eigenständige und verfahrensübergreifende Regelungen geschaffen hat. Dass die für den Sachverständigen geltenden Bestimmungen der § 72 ff. StPO darüber hinaus auch beim Dolmetscher entsprechende Anwendung finden sollen, lässt sich den Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes aber nicht entnehmen (vgl. LR-Wickern, StPO, 25. Auflage, Dezember 2002, § 191 GVG Rn. 2 unter Darstellung der Rechtsprechung des Reichsgerichts), vielmehr findet dort nur ein ausdrücklicher Verweis auf die Regelungen über die Ausschließung und Ablehnung des Sachverständigen statt (§ 191 GVG, §§ 74, 22 ff. StPO; vgl. für die Kostenerstattung auch § 17 ZSEG). Hingegen sieht schon § 189 GVG für den Dolmetscher eine eigene Eidesformel vor, welche sich von derjenigen des Sachverständigen (§ 79 StPO) unterscheidet. Inwieweit die für den Sachverständigen geltenden Vorschriften der Strafprozessordnung auf den Dolmetscher entsprechend angewandt werden können (vgl. BGHSt 4, 154), lässt sich daher nur im Hinblick auf die Vergleichbarkeit der einzelnen Regelungsgehalte beurteilen (vgl. etwa zur fehlenden Verpflichtung des Dolmetschers zur Beantwortung von Fragen zu seiner Person: LR-Wickern, a.a.O., § 191 GVG Rn. 2).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
2. An einer solchen, eine analoge Anwendung rechtfertigenden Rechtsähnlichkeit fehlt es aber bei den Ungehorsamsfolgen des § 77 StPO, denn diese beruhen maßgeblich auf der Erwägung, dass der Sachverständige aufgrund seiner öffentlich rechtlichen Bestellung oder seiner Berufsausübung zur Erstellung seines Gutachtens aufgrund einer staatsbürgerlichen Pflicht verpflichtet ist (§ 75 StPO; KK-Senge, StPO, 4. Auflage 1999, § 75 Rn. 1).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Danach wird gegen den Sachverständigen neben der Auflegung von Verfahrenskosten ein Ordnungsgeld festgesetzt, wenn er trotz ordnungsgemäßer Ladung ohne genügende Entschuldigung (§§ 77, 72, 51 StPO) bei Gericht nicht erscheint oder sich trotz bestehender Pflicht weigert, ein Gutachten zu erstatten. Hat der Sachverständige aber ein Recht zur Verweigerung des Gutachtens (§ 76 StPO), so ist er anders als ein etwa zeugnisverweigerungsberechtigter Zeuge auch zum Erscheinen nicht verpflichtet (Meyer-Goßner, a.a.O., § 77 Rn. 2, § 51 Rn. 12). Nichts anderes kann gelten, wenn der Sachverständige - etwa wegen fehlender öffentlicher Bestellung - der Ernennung überhaupt keine Folge leisten muss (KK-Senge, a.a.O., § 76 Rn. 1).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Im Gegensatz zum Sachverständigen ist der Dolmetscher aber grundsätzlich nicht zur Übernahme des Amtes verpflichtet. Während sich eine solche Pflicht für den Sachverständigen ausdrücklich aus § 75 StPO ergibt, wird eine entsprechende Anwendung dieser Bestimmung, welche eine erhebliche Einschränkung der Freiheit der Berufsausübung darstellt, auf Dolmetscher allgemein abgelehnt (vgl. Senat, Beschluss vom 10.02.2003, 1 Ws 121/02 a.E.; LR-Wickern, a.a.O., Rn. 2 m.w.N.; Wittschier NJW 1985, 2873 f. m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Bereits hieraus folgt, dass dem Dolmetscher keine Ungehorsamsfolgen nach § 77 StPO auferlegt werden können. Ist er nämlich von Rechts wegen nicht zur Übernahme eines Auftrages verpflichtet, so muss er auch nicht in einer Hauptverhandlung erscheinen. Eine unabhängig von der Verpflichtung zur Übernahme eines Auftrages bestehende Pflicht, einer Ladung Folge zu leisten, sieht das Gesetz nicht vor. Etwas anderes mag indes dann gelten, wenn sich der Dolmetscher zur Durchführung der Übersetzung ausdrücklich bereit erklärt hat (§ 75 Abs. 2 StPO), was vorliegend aber nicht der Fall war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
3. Auch handelt es sich beim Ordnungsgeld nach § 77 StPO um eine strafähnliche Sanktion, so dass einer entsprechenden Anwendung das Analogieverbot des Art. 103 Abs. 2 GG entgegenstünde (so LG Nürnberg-Fürth MDR 1978, 508 f; LG Hildesheim NdsRPfl 1990, 232; AG Tiergarten StV 1987, 13; vgl. auch BVerfGE 20, 323 ff, 331).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
4. Es kann vorliegend dahin stehen, ob dem trotz ordnungsgemäßer Ladung ausgebliebenen Dolmetscher zumindest in entsprechender Anwendung des § 77 StPO die Verfahrenskosten auferlegt werden könnten (bejahend: AG Tiergarten StV 1987, 13; LG Hildesheim NdsRPfl 1990, 232; verneinend im Ergebnis: LG Hamburg StV 1985, 500; offengelassen Wittschier NJW 1985, 2873 f.) oder auch dies wegen der mangelnden Verpflichtung zur Übernahme der Übersetzung (vgl. oben unter II. Nr. 2) rechtlich nicht möglich wäre, denn die Strafkammer hat im angefochtenen Beschluss über die Tragung der durch das Ausbleiben des Beschwerdeführers verursachten Kosten nicht entschieden (Meyer-Goßner, a.a.O., § 51 Rn. 14). Dass sich das Rechtsmittel des Beschwerdeführers auch auf diese für ihn an sich günstige Entscheidung der Strafkammer erstrecken sollte, vermag der Senat dem Beschwerdeschreiben jedoch nicht zu entnehmen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung des § 467 Abs. 1 StPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,783
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|
19 AR 5/03
| 2003-03-24T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:22
| 2019-02-12T12:16:49
|
Beschluss
|
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td/></tr></table>
<table width="100%"><tr><td style="text-align:center">I.</td></tr></table>
<table width="100%"><tr><td style="text-align:center"/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der im Bezirk des Landgerichts Konstanz wohnhafte Kläger erhob beim Landgericht Konstanz eine Vollstreckungsgegenklage gegen einen vom Beklagten erwirkten Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Stuttgart. Im Mahnverfahren hatte der Beklagte das Landgericht Konstanz als das für das streitige Verfahren zuständige Gericht bezeichnet. In der Klageerwiderung rügte der Beklagte die Zuständigkeit des LG Konstanz und wies darauf hin, dass der Erfüllungsort sich im Bezirk des LG Hechingen befinde. Der Einzelrichter des LG Konstanz wies ohne Begründung den Kläger darauf hin, dass eine örtliche Zuständigkeit des LG Konstanz tatsächlich nicht ersichtlich sei, woraufhin der Kläger Verweisungsantrag an das LG Hechingen stellte. Das LG Konstanz erklärte sich durch nicht begründeten Beschluss für örtlich unzuständig und verwies die Sache an das LG Hechingen. Der Einzelrichter des LG Hechingen vertrat die Auffassung, das Wahlrecht des Klägers gemäß § 35 ZPO sei durch die Zuständigkeitswahl im Mahnverfahren erloschen. Daher sei der Gerichtsstand in Konstanz bindend. Die Verweisung sei daher objektiv willkürlich und nicht bindend. Eine angekündigte Gerichtsstandsvereinbarung für Hechingen wurde nicht vorgelegt. Auf übereinstimmenden Antrag der Parteien verwies der Einzelrichter den Rechtsstreit an das LG Konstanz zurück, dessen Einzelrichter seinerseits die Sache wieder an das LG Hechingen zurückverwies, weil der Verweisungsbeschluss bindend gewesen sei. Das LG Hechingen legte die Sache nach § 36 Abs. 1 Nr. 6 ZPO dem Oberlandesgericht Karlsruhe vor.
</td></tr></table>
<table width="100%"><tr><td style="text-align:center">II.</td></tr></table>
<table width="100%"><tr><td style="text-align:center"/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
1.      Das OLG Karlsruhe ist nach § 36 Abs. 2 ZPO für die Bestimmung des zuständigen Gerichts zuständig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
2.      Das LG Konstanz war als zuständiges Gericht zu bestimmen, da der Verweisungsbeschluss des Einzelrichters des LG Konstanz objektiv willkürlich erscheint und deshalb trotz § 281 Abs. 2 Satz 4 ZPO nicht bindend ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
          a)      Nach § 796 Abs. 3 ZPO war für die Vollstreckungsgegenklage das Gericht zuständig, das für eine Entscheidung im Streitverfahren zuständig gewesen wäre. Für eine Entscheidung im Streitverfahren wäre entweder das LG Hechingen nach § 29 ZPO oder das LG Konstanz nach §§ 12, 13 ZPO zuständig gewesen. Die Entscheidung des Gläubigers für den Gerichtsstand der §§ 12, 13 ZPO im Mahnbescheidsantrag bedeutet nicht in jedem Fall, dass das Streitverfahren dort durchgeführt worden wäre. Nach § 696 Abs.1 Satz 1 ZPO wird der Rechtsstreit bei übereinstimmendem Antrag der Parteien auch an ein anderes Gericht abgegeben. Das Gericht, an das abgegeben wird, ist durch die Abgabe nicht gebunden (§ 696 Abs. 5 ZPO) und prüft seine Zuständigkeit von Amts wegen. Die mit der Gerichtsstandswahl verbundene Bindung trifft auch nur den Antragsteller im Mahnverfahren und dortigen späteren Kläger. Somit ergibt sich aus der Angabe im Mahnverfahren noch nicht das für eine Entscheidung im Streitverfahren zuständige Gericht mit Bindungswirkung für den Kläger der Vollstreckungsgegenklage.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
          b)      Der Kläger hat jedoch sein Wahlrecht zwischen den beiden ausschließlichen (vgl. § 802 ZPO) Gerichtsständen für die Vollstreckungsgegenklage in der Klage ausgeübt, so dass es nach der ständigen Rechtsprechung des Senats erloschen ist und nicht erneut durch einen Verweisungsantrag ausgeübt werden konnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
          c)      Der Verweisungsbeschluss des LG Konstanz kann aus rechtsstaatlichen Gründen nicht als verbindlich hingenommen werden, wenn er auf Willkür beruht, weil ihm jede rechtliche Grundlage fehlt (BGH NJW 1993, 1273). Der Einzelrichter beim LG Konstanz führt keinen Grund dafür an, warum das LG Konstanz für die Klage unzuständig gewesen sein sollte. Er beruft sich nur noch auf den übereinstimmenden Verweisungsantrag der Parteien. Der Kläger konnte jedoch - wie ausgeführt - keinen Verweisungsantrag mehr stellen. Der Verweisungsantrag des Klägers nach Hechingen beruht zudem auf dem unzutreffenden Hinweis des Richters auf die fehlende Zuständigkeit. Überdies führt nach ständiger Rechtsprechung des BGH eine Prorogation nach Rechtshängigkeit nicht mehr zur Unzuständigkeit eines einmal zuständigen Gerichts (vgl. z.B. BGH NJW 1963, 585 und MDR 1976, 378; Musielak-Smid, ZPO, 3. Aufl., § 38 Rdn. 8; Zöller ZPO, 23. Aufl., § 38 Rdn. 12). Somit war das LG Konstanz als zuständiges Gericht zu bestimmen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,784
|
lg-ravensburg-2003-03-24-6-t-36401
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"id": 140,
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6 T 364/01
| 2003-03-24T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:23
| 2019-01-17T11:53:45
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Beschluss des Amtsgerichts R. vom 26.10.2001 wird aufgehoben.</p>
<p>2. Es wird festgestellt, dass die Durchsuchungs- und Beschlagnahmeanordnung durch das Amtsgericht R. vom 26.10.2001 rechtswidrig war.</p>
<p>3. Die Auslagen der Beschwerdeführer, die zur zweckentsprechenden Erledigung der Angelegenheit notwendig waren, sind von der Beschwerdegegnerin zu erstatten.</p>
<p>4. Geschäftswert  3.000,00 EUR.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Mit Antrag vom 19.10.2001 beantragte die Beschwerdegegnerin beim Amtsgericht R., die Durchsuchung der Wohnräume der Betroffenen und die Beschlagnahme von Identitätspapieren nach §§ 31, 33 PolG richterlich anzuordnen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Mit Beschluss vom 26.10.2001 traf das Amtsgericht R. die begehrten Anordnungen und gab in der Begründung hierzu im wesentlichen die Ausführungen der Antragschrift wieder.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Die Begründung des Antrags und der amtsgerichtlichen Anordnung legen dar:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Beschwerdeführer seien ihrer Ausreisepflicht nicht nachgekommen, sie hätten auch keine Rückreisedokumente oder Identitätsnachweise vorgelegt; es hätten sich erhebliche Zweifel an der behaupteten Staatsangehörigkeit ergeben. Ihren Pflichten aus § 15 Abs. 2 Nr. 4 und 5 AsylVfG seien die Beschwerdeführer bislang nicht nachgekommen; sie hätten durch ihre falschen Angaben zu Nationalität bzw. Identität gezeigt, dass sie nicht gewillt seien, ihre gesetzlichen Pflichten zu beachten. Sie hätten es bislang meisterhaft verstanden, Zweifel über ihre Identität nicht auszuräumen. Ihr Gesamtverhalten rechtfertige den Schluss, dass Dokumente und Unterlagen, die Aufschluss über ihre wahre Identität geben, rechtswidrig zurückgehalten würden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit könnten bei einer Durchsuchung Identitätsnachweise und Identitätsunterlagen gefunden werden. Die Anordnung der Maßnahmen hätten sich die Beschwerdeführer durch ihr hartnäckiges Weigern, eindeutige Identitätsnachweise oder Urkunden vorzulegen, selbst zuzuschreiben.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Mit Schriftsatz vom 28.11.2001, eingegangen beim Amtsgericht Ravensburg am 29.11.2001, erhoben die Beschwerdeführer durch ihren Prozessbevollmächtigten sofortige Beschwerde gegen den Beschluss des Amtsgerichts und gaben hierbei an, dass der Beschluss am 20.11.2001 übergeben worden sei. Zur Begründung wird im wesentlichen ausgeführt, dass von den Beschwerdeführern diejenigen Papiere, die sie im Besitz gehabt hätten, vorgelegt worden seien; über weitere Papiere verfügten die Beschwerdeführer nicht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Auf Hinweis des Gerichts vom 5.12.2001 stellten die Beteiligten klar, dass die Durchsuchung am 20.11.2001 stattgefunden hatte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Die Beschwerdegegnerin hatte Gelegenheit, zur Beschwerde Stellung zu nehmen. Die Beschwerdegegnerin verwies in ihrem Schriftsatz vom 27.12.2001 auf ihre Antragsbegründung und teilte mit, dass eine Äußerung über das Ergebnis der Auswertung der bei der Durchsuchung beschlagnahmten Unterlagen nicht möglich sei.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die sofortige Beschwerde ist zulässig und hat in der Sache Erfolg.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>1. Auch nach der Durchführung der hier angeordneten Maßnahme können sich die Beschwerdeführer gegen die Anordnung mit der sofortigen Beschwerde gemäß § 31 Abs. 5 Satz 2 bad.-württ. PolG wehren. Im Interesse effektiven Rechtsschutzes ist es zulässig, auch erledigte Anordnungen anzugreifen, mit dem Ziel, die Rechtswidrigkeit der Anordnung feststellen zu lassen (vgl. speziell zu § 31 Abs. 5 bad.-württ. PolG OLG Karlsruhe, NJW-RR 2001, 811 mit Nachweisen zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts). Nachdem die Beschwerdeführer konkrete Anträge nicht gestellt haben, war ihr Beschwerdevorbringen vor diesem Hintergrund dahingehend auszulegen, dass sie die nachträgliche Feststellung der Rechtswidrigkeit der amtsgerichtlichen Anordnung begehren.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>2. Die Beschwerde ist auch begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>a) Die maßgeblichen Eingriffsnormen sind nicht dem Asylverfahrensgesetz zu entnehmen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>In § 15 Abs. 1 bis 3 AsylVfG sind umfangreiche Mitwirkungspflichten eines Ausländers im Asylverfahren statuiert. Diese betreffen insbesondere auch die Vorlage von Urkunden und sonstigen Unterlagen, aus denen sich die Identität und Staatsangehörigkeit des Ausländers ergeben kann (§ 15 Abs. 2 Nr. 4 und 5 AsylVfG). Nach <em>§ 15 Abs. 4 AsylVfG</em> können ein Ausländer und seine mitgeführten Sachen durchsucht werden, wenn er seinen Verpflichtungen nach § 15 Abs. 2 Nr. 4 und 5 AsylVfG nicht nachkommt und Anhaltspunkte bestehen, dass er im Besitz solcher Unterlagen ist.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Soweit die Anwendung der genannten Vorschriften des Asylverfahrensgesetzes grundsätzlich in Betracht käme, wäre nach dem Grundsatz des Vorrangs der spezielleren Norm der Rückgriff auf die allgemeinen Eingriffsermächtigungen des Polizeigesetzes ausgeschlossen. Denkbar erschiene es in diesem Zusammenhang dann auch, das Fehlen einer korrespondierenden Ermächtigung zur Durchsuchung von Wohnungen im Asylverfahrensgesetz als  beredtes Schweigen des Gesetzgebers zu verstehen und auch insoweit den Rückgriff auf das Polizeigesetz auszuschließen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Die angegriffene Anordnung ist jedoch allein deshalb nicht am Maßstab des § 15 AsylVfG zu messen, weil § 15 AsylVfG im vorliegenden Fall von vornherein nicht mehr einschlägig war: Das Asylverfahren der Beschwerdeführer war nämlich zum Zeitpunkt der Anordnung bereits bestandskräftig bzw. rechtskräftig beendet. Damit unterlagen die Beschwerdeführer zu diesem Zeitpunkt nicht mehr den Verpflichtungen nach § 15 AsylVfG.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>§ 15 Abs. 5 AsylVfG ordnet zwar an, dass durch die Rücknahme des Asylantrags die Mitwirkungspflichten des Ausländers nicht beendet werden. Diese Norm ist aber ohnehin fragwürdig („weder sachgerecht noch verhältnismäßig“, so Renner, Ausländerrecht 7. Auflage 1999, Rdnr. 14 zu § 15 AsylVfG) und erlaubt nicht eine ausdehnende Auslegung dahingehend, dass die Pflichten des § 15 AsylVfG in allen Fällen der Beendigung des Asylverfahrens fortgelten sollen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>b) Der angegriffene Beschluss ist auch nicht anhand von Vorschriften des Ausländergesetzes zu überprüfen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Für die Zeit nach Beendigung des Asylverfahrens enthält das allgemeine Ausländerrecht spezielle Normen über die ausweisrechtlichen Pflichten eines Ausländers, § 40 AuslG. Welche Maßnahmen bei Identitätszweifeln zulässig sind, regeln die §§ 41 und 41 a AuslG.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>(1) Der Beschwerdegegnerin ging es ersichtlich nicht darum, Maßnahmen gemäß <em>§ 41 AuslG, ggf. i.V. mit § 81 b StP0</em> , durchzuführen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>(2) Denkbar wäre jedoch gewesen, dass die Beschwerdegegnerin durch konkretisierende Verfügung den Beschwerdeführern die Aushändigung bestimmter Papiere im Sinne von <em>§ 40 Abs. 1 AuslG</em> aufgibt. Die zwangsweise Durchsetzung einer solchen Verfügung hätte sich dann nach den Vorschriften des Landesverwaltungsvollstreckungsgesetzes zu richten gehabt. Die Durchsuchung einer Wohnung bedarf nach § 6 Abs. 2 LVwVG einer richterlichen Anordnung; zuständig hierfür ist das Verwaltungsgericht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Die angegriffene Anordnung des Amtsgerichts zielte auf die Beschlagnahme „von Identitäts- und sonstigen Nachweisen, die Hinweise auf die Identität der Betroffenen geben könnten“. Damit sind unzweifelhaft <em>auch</em> die in § 40 Abs. 1 AuslG genannten Ausweispapiere umfasst, aufgrund der denkbar weiten Formulierung jedoch auch andere Unterlagen. Nachdem freilich § 40 Abs. 1 AuslG den Zugriff nur auf <em>sehr eng umgrenzte Papiere</em> zulässt, kann nach Auffassung der Kammer in solchen Fällen, in denen es um <em>Unterlagen jedweder Art</em> geht, die eine Feststellung der Identität ermöglichen könnten, insgesamt (also auch hinsichtlich der von § 40 Abs. 1 AuslG erfassten Papiere) auf die Ermächtigungstatbestände des allgemeinen Polizeigesetzes zurückgegriffen werden. (Sähe man dies anders, wäre die angegriffene Anordnung z.T. bereits wegen Fehlens der amtsgerichtlichen Zuständigkeit rechtswidrig).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>c) Nach alledem ist die Rechtmäßigkeit der getroffenen Anordnung in der Tat an §§ 31, 33 des bad.-württ. Polizeigesetzes (PolG) zu messen. Nach diesem Maßstab hätte die Anordnung nicht ergehen dürfen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Nach § 31 Abs. 2 Ziffer 2 PolG ist die Durchsuchung einer Wohnung nur zulässig (§ 31 Abs. 2 Ziffer 1 PolG ist hier nicht einschlägig), wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich eine Sache in der Wohnung befindet, die sichergestellt oder beschlagnahmt werden darf.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>(1) Dass der <em>unerlaubte</em> Aufenthalt der Beschwerdeführer in der Bundesrepublik eine Störung der öffentlichen Sicherheit (Schutzgut: Rechtsordnung) darstellt, bedarf keiner näheren Erläuterung. Daher liegt es auf der Hand, dass Gegenstände gleich welcher Art, insbesondere also Urkunden, die es ermöglichen, die Identität der Beschwerdeführer zweifelsfrei festzustellen und aufenthaltsbeendende Maßnahmen durchzusetzen, gem. § 33 Abs. 1 Nr. 1 PolG zum Zwecke der Beseitigung der Störung der öffentlichen Sicherheit beschlagnahmt werden dürfen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>(2) Es waren und sind jedoch - vgl. den Wortlaut von § 31 Abs. 2 Nr. 2 PolG - keine <em>Tatsachen</em> vorgetragen oder ersichtlich, welche die Annahme hätten rechtfertigen können, dass sich solche Urkunden in der Wohnung der Beschwerdeführer befanden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Die Normen insbesondere der Polizeigesetze und der StPO, die zu Grundrechtseingriffen ermächtigen, enthalten ein im einzelnen ausdifferenziertes System abgestufter Eingriffsvoraussetzungen. Verglichen mit anderen Eingriffsnormen bewegt sich § 31 Abs. 2 Nr. 2 PolG mit dem Erfordernis, dass Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich eine zu beschlagnahmende Sache in der zu durchsuchenden Wohnung befindet, eher am unteren Rand der Skala. Ersichtlich will der Gesetzgeber keinen ausgeprägt hohen Grad an Wahrscheinlichkeit, geschweige denn Sicherheit, dass in der Wohnung eine zu beschlagnahmende Sache gefunden werden könne. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass die Norm Eingriffe in das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung aus Art. 13 Abs. 1 GG rechtfertigen soll; die Bedeutung dieses Grundrechts kann daher bei der Auslegung der Eingriffsnorm nicht außen vor bleiben.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Für entscheidend hält die Kammer, dass sich nach dem Wortlaut der Ermächtigungsgrundlage die Annahme, in der Wohnung werde etwas zu Beschlagnahmendes zu finden sein, auf <em>Tatsachen</em> stützen muss. Damit ist klargestellt, dass - wohl gerade wegen der Bedeutung des betroffenen Grundrechts - ein nur allgemeiner Verdacht, die bloße vage Möglichkeit eben noch nicht ausreichen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Mehr als einen solch allgemeinen Verdacht, eine ganz vage Möglichkeit hat aber die Antragstellerin selbst nicht dargetan.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Natürlich kann es immer sein, dass sich in der Wohnung einer Person Unterlagen oder sonstige Gegenstände finden lassen, die nähere Rückschlüsse auf die Identität der Person ermöglichen. Dies gilt für ausreisepflichtige Ausländer aber nicht mehr und nicht weniger als für andere Personen. Vor allem aber würde die Bezugnahme auf <em>Tatsachen</em> in § 31 Abs. 2 Nr. 2 PolG gänzlich leer laufen, wenn man das von der Antragstellerin Vorgebrachte zur Rechtfertigung einer Durchsuchung ausreichen ließe; die Eingriffsvoraussetzung wäre dann zu lesen als <em>„Besteht die Möglichkeit, dass sich in einer Wohnung zu beschlagnahmende Sachen finden lassen, ...“</em> - eine Auslegung, die die Eingriffsvoraussetzungen derart gegen Null gehen lässt, wäre aber mit dem Grundrecht aus Art. 13 Abs. 1 GG unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsprinzips nicht mehr vereinbar.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Hinzu kommt:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/> Antragstellerin und Amtsgericht stellen darauf ab, dass die Beschwerdeführer ihren Vorlagepflichten aus § 15 Abs. 2 Nr. 4 und 5 AsylVfG nicht nachgekommen seien. Dieser Umstand allein ist keine „Tatsache“ im Sinne von § 31 Abs. 2 Nr. 2 PolG. Denn die von § 15 Abs. 2 Nr. 5 AsylVfG statuierte Herausgabepflicht setzt überhaupt erst voraus, dass sich bestimmte Unterlagen im Besitz des Asylsuchenden befinden - allein die Nichtvorlage von Unterlagen rechtfertigt noch lange nicht die Annahme, es befänden sich entsprechende Unterlagen im Besitz des Ausländers. Folgerichtig verlangt deshalb auch § 15 Abs. 4 AsylVfG für die Durchsuchung des Ausländers, dass <em>Anhaltspunkte</em> bestehen, dass er im Besitz solcher Unterlagen ist. Ob das Erfordernis von Anhaltspunkten dem Erfordernis von Tatsachen gänzlich entspricht (oder dahinter zurückbleibt) kann dahinstehen: Jedenfalls genügt auch nach dem AsylVfG die einfache Möglichkeit im Sinne einer vagen Annahme nicht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Schließlich ist (lediglich ergänzend) noch auf einen weiteren Umstand zu verweisen:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Zwar ist für die Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Durchsuchungsanordnung allein auf die Ex-ante-Sicht abzustellen; das tatsächliche Auffinden geeigneter Unterlagen könnte eine Anordnung nicht nachträglich rechtfertigen, genauso wenig wie der Misserfolg einer Durchsuchung dieser nachträglich die Rechtsgrundlage nähme. Dass jedoch die Antragstellerin sich im Schriftsatz vom 27.12.2001, also über einen Monat nach Durchführung der Wohnungsdurchsuchung, außerstande sah, etwas zum Ergebnis der Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen zu erklären, und auch seither diesbezüglich nichts vorgetragen hat, hält die Kammer doch für bezeichnend.</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Die Entscheidung über die Auslagenerstattung beruht auf § 13 a Abs. 1 S. 1 FGG, die Wertfestsetzung auf § 30 Abs. 2 S. 1 KostO.</td></tr></table>
</td></tr></table>
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133,785
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lg-ravensburg-2003-03-24-6-t-4102
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6 T 41/02
| 2003-03-24T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:23
| 2019-01-17T11:53:45
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschluss des Amtsgerichts Tettnang von 30.7.2002 in Ziff. 2 aufgehoben und in Ziff. 1 und 2 wie folgt neu gefasst:</p>
<p>Der Antragstellerin wird Prozesskostenhilfe für folgenden Klagantrag bewilligt:</p>
<p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 1.198,34 EUR nebst jährlichen Zinsen hieraus in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz der Europäischen Zentralbank vom 11.12.2001 bis 31.12.2001 und in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz ab 1.1.2002 zu bezahlen.</p>
<p>2. Hinsichtlich des beabsichtigten weitergehenden Klagantrags (0,64 EUR) werden die Beschwerde und das Prozesskostenhilfegesuch zurückgewiesen.</p>
<p>3. Die Gebühr nach Nr. 1956 KV zum GKG ist nicht zu erheben.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
1. Der wesentliche Sachverhalt stellt sich unstreitig wie folgt dar:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Antragstellerin hatte, um ihre Verbindlichkeiten aus einer Scheidungsfolgenvereinbarung erfüllen zu können, am 8.12.1995 mehrere grundschuld-besicherte Darlehen bei der Antragsgegnerin aufgenommen. Die Darlehen waren endfällig und sollten ursprünglich zum 30.11.1996 (durch Verkauf eines Wohnhauses) getilgt werden. Die Darlehen wurden zweimal verlängert, letztmals bis 30.9.1997. Mit Schreiben vom 10.9.1997 (Anlage K 3, Bl. 32) wies die Antragsgegnerin ausdrücklich darauf hin, dass eine erneute Verlängerung der Darlehen nicht mehr in Frage komme.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Darlehensverträge enthalten jeweils folgende Klausel: "Soweit nichts anderes vereinbart wurde, werden fällige Beträge (z.B. Zinsen oder Leistungsraten) dem Belastungskonto Nr. 22 0091 005 belastet." Bei diesem Konto handelte es sich um das Girokonto der Antragstellerin, für welches ein Überziehungskredit von 1.000,00 DM vereinbart war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Unter Zugrundelegung der vertraglichen Zinssätze buchte die Antragsgegnerin vom Girokonto der Antragstellerin am 30.12.1997 (als Darlehenszinsen für das Quartal IV/1997) und am 1.4.1998 (als Darlehenszinsen für das Quartal I/1998) jeweils 5.089,00 DM (jeweils zusammengesetzt aus zwei Teilbeträgen) ab. Das Girokonto der Antragstellerin wurde bereits vor diesen Zeitpunkten und in der Folgezeit stets im Soll geführt, und zwar mit Beträgen weit jenseits der eingeräumten Kreditlinie von 1.000,00 DM (vgl. Schreiben der Antragsgegnerin vom 10.9.1997).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Nach Abwicklung des Wohnhausverkaufs, der sich hinzog, rechnete die Antragsgegnerin zum 7.9.2000 die Konten der Antragstellerin ab. Die Darlehensbeträge wurden dabei vollständig unter Zugrundelegung vertraglicher Zinssätze verzinst, also mit Zinssätzen zwischen 6,4 % und 7,8 % (vgl. Schreiben der Antragsgegnerin vom 29.1.2001, vorgelegt als Anlage A 15 im Vorprozess beim AG Tettnang, Az. 8 C 302/01); Details hierzu sind nicht vorgetragen. Die u.a. durch die streitgegenständlichen Zinsabbuchungen vom 30.12.1997 und 1.4.1998 bedingten Sollstände auf dem Girokonto der Antragsgegnerin wurden bis 7.9.2000 mit 15,75 % Überziehungszinsen verzinst.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
2. Die Antragstellerin macht nun geltend, die Abbuchung der Vertragszinsbeträge vom debitorisch geführten Girokonto habe nicht erfolgen dürfen. Die Antragsgegnerin habe nur noch Verzugsschaden verlangen können, zu berechnen in Höhe des durchschnittlichen Bruttosollzinssatzes; diesen gibt die Antragstellerin (unbestritten) für den Verzugszeitraum mit allenfalls 6,75 % an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Antragstellerin möchte Schadensersatz verlangen und begehrt für die beabsichtigte Klage Prozesskostenhilfe. Ihren Schaden berechnet sie als Zins-Differenz von 9 Prozentpunkten: Die am 30.12.1997 bzw. 1.4.1998 abgebuchten jeweils 5.089,00 DM hätten bis 7.9.2000 jeweils nur mit 6,75 % verzinst werden dürfen, nicht aber - aufgrund unzulässiger Abbuchung vom debitorischen Girokonto - mit 15,75 %.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
3. Das Amtsgericht hat der Antragstellerin Prozesskostenhilfe nur für einen Teil der beabsichtigten Klage bewilligt, das PKH-Gesuch im übrigen aber wegen Verjährung zurückgewiesen. Hiergegen richtet sich die sofortige Beschwerde der Antragstellerin.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Nach dem unstreitigen Sachverhalt kann die Antragstellerin von der Antragsgegnerin im beantragten Umfang (mit einem minimalen Abzug) aufgrund Schlechterfüllung des Darlehensvertrages (hier: fehlerhafte Belastungsbuchung) Schadensersatz verlangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
1. Die Antragsgegnerin war nicht berechtigt, für die Quartale IV/1997 und I/1998 Zinsen auf die ausgereichten Darlehen zulasten des Girokontos der Antragstellerin abzubuchen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Eine in Darlehensverträgen enthaltene - bankübliche - Vereinbarung über ein Girokonto (Belastungskonto) zur Abwicklung der auf das Darlehenskonto bezogenen Geldbewegungen bewirkt nicht, dass die Bank uneingeschränkt Buchungen zulasten des Girokontos vornehmen darf; wenn nämlich durch die Belastungsbuchung das Girokonto über den Betrag einer vereinbarten Überziehung hinaus ins Soll geriete (oder gar schon ist), bedarf es zu einer Belastungsbuchung einer ausdrücklichen Weisung des Kunden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Der Wortlaut der Vertragsregelung zum Belastungskonto dürfte an sich die vorgenommenen Belastungsbuchungen ohne weiteres tragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die fraglichen Regelungen über das Belastungskonto bedürfen jedoch der Auslegung unter Berücksichtigung des Zwecks solcher Regelungen und der Interessenlage der Vertragsparteien. Diese Auslegung führt gegenüber dem Wortlaut zu erheblichen Einschränkungen der Reichweite der Regelungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
a) Zweck der Vereinbarung eines Belastungskontos ist zunächst lediglich die Klarstellung der technischen Seite der Geldbewegungen bzgl. des Darlehenskontos. Es spricht deshalb einiges dafür, die Vereinbarung dahingehend einschränkend auszulegen, dass sie nur für die plangemäße Abwicklung des Darlehensverhältnisses gelten soll; nur insoweit besteht bei Bank und Kunde ein Bedürfnis nach einer Regelung über ein Belastungskonto. Das bedeutet, dass plangemäße Zins- oder Tilgungsraten abgebucht werden können, desgleichen bei einem endfälligen Darlehen der Gesamtbetrag nach Abschluss der Darlehenslaufzeit. Die Abbuchung von Verzugszinsen dagegen ist dann von vornherein nicht von der Regelung über das Belastungskonto gedeckt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Bereits eine solche einschränkende Auslegung hätte zur Folge, dass die vorgenommenen Buchungen unzulässig waren. Denn jedenfalls zum 30.9.1997 sollten die jeweiligen Darlehensbeträge - ohne dass es einer Kündigung bedurfte - fällig sein. Eine stillschweigende Fortsetzung der Darlehensabrede über diesen Zeitpunkt hinaus scheidet allein schon aufgrund des Schreibens der Antragsgegnerin vom 10.9.1997 aus. Ab dem 1.10.1997 konnten folglich keine Vertragszinsen mehr verlangt werden, sondern lediglich (aufgrund Kalenderfälligkeit) Verzugszinsen (vgl. BGHZ 104, 337).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Einer abschließenden Entscheidung über eine derartige Auslegung bedarf es jedoch nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
(2) Denn die Regelung über das Belastungskonto ist in jedem Fall dahingehend einschränkend auszulegen, dass eine Belastungsbuchung dann nicht mehr zulässig ist, wenn das Belastungs-Girokonto bereits über einen eingeräumten Kreditrahmen hinaus belastet ist oder durch die Buchung belastet würde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Beim Abschluss eines Girovertrages wird gewöhnlich bei zu erwartenden regelmäßigen Zahlungseingängen zwischen Bank und Kunde ein Kreditrahmen vereinbart, bis zu dem der Kunde das Girokonto grundsätzlich ohne weiteres überziehen, also ins Soll bewegen darf; hierfür gilt ein bestimmter, vorab zu vereinbarender Zinssatz ("vereinbarter Überziehungskredit", "Dispositionskredit", "Kontokorrentkredit" - hier 1.000,00 DM; Zinssatz hier: 11,75 %). In ihren AGB regeln die Banken darüber hinaus, dass bei Girokontoüberziehungen über einen etwa vereinbarten Kreditrahmen hinaus Zinsen anfallen, und zwar deutlich über den Zinsen für eine vereinbarte Überziehung ("geduldeter Überziehungskredit"; Zinssatz hier: 15,75 %); die Bank ist aber - wie der Begriff "geduldet" verdeutlicht - keineswegs verpflichtet, eine solche Kontoüberziehung hinzunehmen. Bei Verbraucherdarlehen haben beide Formen eine gewisse gesetzliche Regelung erfahren in § 5 VerbrKrG, nunmehr § 493 BGB n.F.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Soweit der Kunde einen bestimmten Dispositionsrahmen mit der Bank ausdrücklich vereinbart hat, liegt in einer darlehensvertraglichen Regelung über das Girokonto als Belastungskonto zugleich die (ansonsten mit Daueraufträgen oder Einzelweisungen verbundene) Zustimmung zu entsprechender Belastungsbuchung und damit die Inanspruchnahme eines Darlehens bis zur Höhe des Dispositionsrahmens. Hieran hat der Kunde auch ein erhebliches Interesse: Denn wäre eine Belastungsbuchung nur möglich, wenn das Girokonto im Haben geführt wird, würde bei mangelnder Deckung die vorzeitige Kündigung des Darlehens durch die Bank drohen. Gerade zur Überbrückung vorübergehender oder zwar länger dauernder, aber begrenzter Liquiditätsengpässe dient aber die Vereinbarung eines bestimmten Überziehungskredits auf dem Girokonto.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn das Girokonto bereits jenseits eines etwa vereinbarten Dispositionsrahmens im Soll geführt wird oder durch eine Belastungsbuchung dahin geriete. In diesem Fall kann die in der Kontoüberziehung liegende Inanspruchnahme eines Kredits weder auf eine allgemeine hierauf bezogene Einigung (wie beim vereinbarten Kreditrahmen) noch auf eine konkrete Einzelweisung zurückgeführt werden. Der Zugriff auf das Girokonto erfolgt hier nicht durch den Kunden selbst, auch nicht durch Dritte mit Einwilligung des Kunden - sondern als rein interner Vorgang allein durch die Bank. Sofern jegliche Umstände, die es erlauben könnten, die Kontoüberziehung dem Kunden als von seinem Willen getragen zuzurechnen, fehlen, stellt sich das Verhalten der Bank als aufgedrängte Kreditgewährung dar (der an sich naheliegende Begriff der "Selbstbedienung" passt nur deshalb nicht, weil ein Guthaben nicht vorhanden ist).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Es ist daher unbedingt eine ausdrückliche oder konkludente Willenserklärung des Kunden erforderlich, dass er einen Überziehungskredit in Anspruch nehmen wolle (vgl. Ulmer, in: Münchner Kommentar, BGB 3. Aufl. 1995, § 5 VerbrKrG Rn. 31; Kessal-Wulf, in: Staudinger, BGB 13. Aufl. 1997, § 5 VerbrKrG Rn. 33 m.w.N.; von Rottenburg, in: von Westphalen/Emmerich/von Rottenburg, VerbrKrG 2. Aufl. 1996, § 5 Rn. 44). Eine solche könnte hier allenfalls in der darlehensvertraglichen Regelung über das Belastungskonto gesehen werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die damit aufgeworfene Frage (die - soweit ersichtlich - in Rechtsprechung und Kommentarliteratur bislang nicht erörtert wird), ob nämlich die Vereinbarung über das Belastungskonto als vorab abstrakt erklärte Darlehensinanspruchnahme verstanden werden kann, ist nach Auffassung der Kammer bei der gebotenen Berücksichtigung der Interessenlage von Bank und Kunde jedoch zu verneinen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Ein wie auch immer geartetes generelles Interesse des Kunden an einer Belastungsbuchung in diesem Fall ist nicht zu erkennen. Wenn nämlich keine regelmäßigen Zahlungseingänge zu verzeichnen sind und deshalb ein Dispositionskredit gar nicht eingeräumt wurde oder wenn nicht einmal ein eingeräumter Dispositionskredit ausreicht, um fällige Zahlungen auf den Darlehensvertrag zu erbringen, dann sind in der Regel die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kunden so angespannt, dass die vertragsgemäße Erfüllung der Pflichten aus dem Darlehensvertrag ohnehin gefährdet sein dürfte bzw. dass eine solche Gefährdung zumindest nahe liegt. Dem Kunden hilft in dieser Situation die Inanspruchnahme eines weiteren Darlehens zu überaus schlechten Konditionen typischerweise nicht. Dies gilt ganz besonders dann, wenn es sich beim Darlehensvertrag um einen Realkredit handelt: Welches allgemeine Interesse soll ein Kunde haben, der die vergleichsweise günstigen Zinsen eines Realkredits nicht (mehr) mit vorhandenen Mitteln begleichen kann, diese Zinsen durch die Überziehung seines Girokontos aufzubringen und hierfür drastisch höhere Überziehungszinsen zu zahlen?
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Will dagegen der Kunde ausnahmsweise, etwa weil er hofft, in überschaubarer Zeit wieder Liquidität zu gewinnen, doch die Kündigung des Darlehens vermeiden und dafür den hohen Preis der Girokonto-Überziehungszinsen zahlen, dann wird er ohnehin mit der Bank das Gespräch suchen und ihr eine ausdrückliche Weisung erteilen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Ein Interesse der Bank, in einer solchen Situation fällige Zahlungen vom Girokonto abzubuchen, auch wenn dieses im nur noch geduldeten Soll geführt wird, ist ebenso wenig zu erkennen. Sie ist nicht verpflichtet, bei fehlender Deckung weitere Belastungsbuchungen vorzunehmen; bei Eintritt der gesetzlichen bzw. vertraglichen Voraussetzungen kann sie das Darlehen zur sofortigen Rückzahlung fällig stellen. Will sie dies jedoch vermeiden und - aus welchen Gründen auch immer - das Engagement weiterführen, ist es ihr ohne weiteres zuzumuten, sich für eine Belastungsbuchung trotz fehlender Deckung eine ausdrückliche Weisung des Kunden einzuholen. Dann kann der Kunde nämlich selbst entscheiden, ob er für besonders hohe Zinsen sein Darlehen zu retten versucht (s.o.) - oder ob er sein finanzielles Scheitern akzeptiert und nun nur noch auf eine Abwicklung unter Vermeidung unnötiger Zusatzkosten bedacht ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
2. Zur Schadenshöhe
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
a) Die Antragstellerin hat ihren aus der unzulässigen Buchung entstandenen Schaden jedenfalls nicht zu hoch berechnet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Die Schadensberechnung wird von der Antragsgegnerin nicht angegriffen. Soweit die Antragsgegnerin allgemein darauf verweist, dass sie sogar die gesamte Darlehensvaluta zu dem mit 15,75 % zu verzinsenden Soll des Girokontos hätte stellen dürfen, ist dies aufgrund der dargelegten Erwägungen nicht zutreffend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
b) Tatsächlich dürfte die Antragstellerin ihren Schaden sogar etwas zu niedrig berechnet haben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Hätte sich die Antragsgegnerin korrekt verhalten, wäre die Abbuchung der Zinsbeträge vom Girokonto unterblieben. Grundsätzlich könnte daher die Antragstellerin geltend machen
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="1" rowspan="1">
<rd nr="31"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">jeweils 15,75 % Zinsen</td>
</tr>
</table>
<br/>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
    - aus              5.089,00 DM von 30.12.1997 bis 7.9.2000
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
    - und aus weiteren 5.089,00 DM von 1.4.1998 bis 7.9.2000.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Wenn die Antragsgegnerin durch die streitgegenständlichen
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Zinsabbuchungen vom 30.12.1997 und 1.4.1998 und durch die
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Schlussabrechnung zum 7.9.2000 die Darlehensvaluta für den gesamten
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Verzugszeitraum von 1.10.1997 bis 7.9.2000 mit Zinssätzen
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
jedenfalls nicht unter dem durchschnittlichen Brutto-Sollzinssatz
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
von 6,75 % verzinst bekommen hat, dann ist ihr Verzugsschaden voll
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
und ganz ersetzt. Unter diesem Gesichtspunkt muss sich die
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
Antragstellerin dann nichts abziehen lassen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
Die Antragstellerin bräuchte auch die abgebuchten Zinsbeträge für
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
die Quartale IV/1997 und I/1998 nicht zu verzinsen, und zwar
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
überhaupt nicht, auch nicht - wie von ihr ihrer Berechnung
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="45"/>
zugrundegelegt, vgl. Seite 3 unten des Klageentwurfs - mit dem
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
Verzugszinssatz von 6,75 %.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
Denn die Antragsgegnerin könnte im Hinblick auf die geschuldeten
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Verzugszinsen wegen des Zinseszinsverbots lediglich Ersatz ihres
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="49"/>
konkreten Verzugsschadens verlangen; eine abstrakte Berechnung
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="50"/>
scheidet insoweit aus.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="51"/>
Nachdem die Antragstellerin aber ihr Begehren von vornherein
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="52"/>
entsprechend begrenzt hat, bedarf es zu diesen Fragen keiner
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="53"/>
weiteren Ausführungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="54"/>
3. Der Schadensersatzanspruch der Antragstellerin ist ihr nicht
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="55"/>
unter dem Gesichtspunkt des Saldoanerkenntnisses abgeschnitten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="56"/>
Zugunsten der Antragsgegnerin kann - obgleich Einzelheiten hierzu
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="57"/>
nicht vorgetragen bzw. streitig sind - unterstellt werden, dass die
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="58"/>
Antragstellerin jeweils vierteljährliche Rechnungsabschlüsse
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="59"/>
erhielt und dass die in den Girovertrag wirksam einbezogenen AGB
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="60"/>
der Antragsgegnerin für den Fall, dass nicht innerhalb bestimmter
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="61"/>
Frist ein Widerspruch erfolgt, eine diesbezügliche
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="62"/>
Genehmigungsfiktion enthalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="63"/>
Auch ein derartiges Saldoanerkenntnis kann nämlich kondiziert
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="64"/>
werden, es hat im Ergebnis daher nur eine Beweislastumkehr zur
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="65"/>
Folge (vgl. BGH NJW 1995, 320 unter II.2.b) der Gründe; Claussen,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="66"/>
Bank- und Börsenrecht, 2. Aufl. 2000, § 5 Rn. 66ff = S. 154ff;
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="67"/>
Schmidt, in: Ulmer/Brandner/Hensen, AGBG 8. Aufl. 1997, § 10 Nr. 5
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="68"/>
Rn. 15; Wolf, in: Wolf/Horn/Lindacher, AGBG 4. Aufl. 1999, § 10 Nr.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="69"/>
5 Rn. 14 u. 30).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="70"/>
Da vorliegend der Sachverhalt unstreitig ist und bei zutreffender
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="71"/>
rechtlicher Bewertung die vorgenommenen Belastungsbuchungen sich
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="72"/>
als unzulässig erweisen, kann die Antragstellerin ungeachtet eines
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="73"/>
etwaigen Saldoanerkenntnisses ihren Schaden ersetzt verlangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="74"/>
4. Der Schadensersatzanspruch der Antragstellerin ist - anders als
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="75"/>
das Amtsgericht im angegriffenen Beschluss meint - nicht zur Hälfte
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="76"/>
verjährt, sondern lediglich mit einem minimalen Teil.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="77"/>
Völlig zurecht weist die Antragstellerin mit der Beschwerde darauf
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="78"/>
hin, dass sie gerade nicht die Rückzahlung der am 30.12.1997 und
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="79"/>
1.4.1998 jeweils abgebuchten 5.098,00 DM verlangt (denn ihre
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="80"/>
Verpflichtung zur Zahlung von Verzugszinsen auch für die jeweils
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>81 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="81"/>
betroffenen Quartale ist unbestritten), sondern lediglich Ersatz
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>82 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="82"/>
der auf diese Beträge aufgrund unzulässiger Abbuchung vom Girokonto
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>83 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="83"/>
dort ab 30.12.1997 bzw. ab 1.4.1998 gezahlten überschüssigen
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>84 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="84"/>
Zinsen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>85 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="85"/>
Da Schadensersatz hier in Form von Zinsen auf ein Kapital verlangt
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>86 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="86"/>
wird, beträgt die Verjährungsfrist in entsprechender Anwendung von
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>87 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="87"/>
§ 197 BGB a.F. vier Jahre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>88 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="88"/>
Maßgeblich für den Verjährungsbeginn gem. § 201 BGB a.F. ist
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>89 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="89"/>
freilich nicht der Zeitpunkt, in dem durch die Antragstellerin eine
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>90 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="90"/>
tatsächliche Leistung erfolgte (also etwa im Zuge der
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>91 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="91"/>
Kontenabrechnung im September 2000), sondern der Zeitpunkt, in dem
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>92 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="92"/>
die jeweiligen Überziehungszinsen auf dem Girokonto anfielen. Denn
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>93 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="93"/>
bereits in diesem Zeitpunkt entstand für die Antragstellerin ein
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>94 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="94"/>
entsprechender Zinsschaden. Den korrespondierenden Anspruch auf
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>95 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="95"/>
Schadensersatz im Wege der Naturalrestitution gem. § 249 S. 1 BGB
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>96 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="96"/>
hätte sie mit einem Antrag auf Neuverbuchung bzw. Saldenkorrektur
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>97 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="97"/>
bereits geltend machen können. Ob und wann sich ein solcher
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>98 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="98"/>
Schadensersatzanspruch irgendwann später, etwa bei der Abrechnung
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>99 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="99"/>
des Kontos, in einen Zahlungsanspruch umwandelt, ist für den
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>100 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="100"/>
Verjährungsbeginn unerheblich. Dies bestätigt ein Blick auf die
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>101 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="101"/>
ratio des früheren § 197 BGB: Das gefährliche Aufsummieren von
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>102 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="102"/>
Zinsbeträgen über längere Zeiträume sollte im Interesse des
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>103 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="103"/>
Schuldners verhindert werden. Dieser Normzweck ist gleichermaßen
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>104 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="104"/>
berührt, ob nun der auf Zinsen bezogene Anspruch zunächst nur auf
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>105 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="105"/>
Rückgängigmachen einer Buchung oder dergleichen gerichtet ist oder
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>106 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="106"/>
sogleich auf Zahlung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>107 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="107"/>
Soweit Zinsen bezogen auf das Jahr 1997 geltend gemacht werden, war
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>108 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="108"/>
folglich die gem. § 201 BGB a.F. am 1.1.1998 in Gang gesetzte
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>109 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="109"/>
vierjährige Verjährungsfrist bei Einreichung des PKH-Antrags am
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>110 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="110"/>
15.5.2002 bereits abgelaufen. Dies betrifft - nachdem für 1997
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>111 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="111"/>
bezogen auf die Abbuchung von 5.089,00 DM am 30.12.1997 ein
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>112 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="112"/>
Zinsbelastungstag geltend gemacht wird - einen Betrag von
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>113 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="113"/>
5.089,00 DM x 9 % x 1/365 = 1,26 DM (= 0,64 EUR).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>114 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="114"/>
Insoweit waren die Beschwerde und das PKH-Gesuch zurückzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>115 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="115"/>
Die auf die Folgejahre bezogenen Zinsschäden waren allerdings am
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>116 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="116"/>
15.5.2002 noch nicht verjährt, da die Verjährung für die
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>117 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="117"/>
Zinsschäden aus 1998 erst am 1.1.1999 zu laufen begonnen hatte, für
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>118 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="118"/>
die späteren Jahre entsprechend noch später.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,777
|
olgstut-2003-03-20-1-ws-5503
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
1 Ws 55/03
| 2003-03-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:17
| 2019-02-12T12:16:48
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die sofortige Beschwerde des Verurteilten gegen den Beschluss des Landgerichts Hechingen vom 12. Februar 2003 wird als unbegründet verworfen.</p>
<p>Der Beschwerdeführer trägt die Kosten seines Rechtsmittels.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Das Amtsgericht - Schöffengericht - Rottweil hatte den Beschwerdeführer am 26. September 2000 wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in 7 Fällen unter Einbeziehung der Einzelstrafen aus dem Urteil des Amtsgerichts Oberndorf vom 28. Januar 1998 zu der Gesamtfreiheitsstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten sowie zu einem Schmerzensgeld von 7.000 DM verurteilt. Die in vollem Umfang eingelegte Berufung des Angeklagten hat das Landgericht Rottweil durch Urteil vom 10. Mai 2001 als unbegründet verworfen. Die Revision des Beschwerdeführers wurde vom Oberlandesgericht Stuttgart am 20. März 2002 als offensichtlich unbegründet verworfen; das Urteil ist seit dem 21. März 2002 rechtskräftig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Mit dem angefochtenen Beschluss vom 12. Februar 2003 hat die Wiederaufnahmekammer des Landgerichts Hechingen den Antrag des Verurteilten, das Verfahren wieder aufzunehmen, als unzulässig verworfen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die hiergegen gerichtete, nach § 372 Satz 1 StPO zulässige sofortige Beschwerde des Verurteilten ist nicht begründet; sein Wiederaufnahmeantrag ist zu Recht als unzulässig verworfen worden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
1. Der Verurteilte hat seinen Antrag auf Wiederaufnahme des durch rechtskräftiges Urteil der Berufungsstrafkammer des Landgerichts Rottweil abgeschlossenen Verfahrens wie folgt begründet:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Berufungsstrafkammer habe ihre Überzeugung, er - der Verurteilte - habe in der Zeit von 1990 bis Mitte 1994 die Nebenklägerin, die damals 8 bis 13 Jahre alte S. M. (die Tochter seiner damaligen Lebensgefährtin I. M.) sexuell missbraucht, im wesentlichen auf deren Zeugenaussage gestützt. Das äußere Rahmengeschehen habe er - der Verurteilte - eingeräumt. Als Zeugen seien in der Berufungshauptverhandlung die Mutter der Nebenklägerin, I. M., der Freund der Nebenklägerin, M. E., deren Freundin A. G. sowie der ermittelnde Kriminalbeamte S. gehört und deren Aussagen verwertet worden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Es gebe neue Tatsachen und Zeugen, durch die bewiesen werden könne, dass die Aussage der Nebenklägerin nicht glaubhaft und diese insgesamt nicht glaubwürdig sei. Als neue Zeugen benenne er - der Verurteilte - die zwar im Ermittlungsverfahren polizeilich vernommenen, in der Berufungshauptverhandlung jedoch nicht gehörten Zeuginnen S. S. (ehemalige Freundin der Nebenklägerin), N. M. (jüngere Schwester der Nebenklägerin), U. H. und G. N. (ehemalige Lehrerinnen der Nebenklägerin). Ferner berufe er sich auf ein noch einzuholendes Glaubwürdigkeits- und aussagepsychologisches Gutachten eines Sachverständigen. Bei Auswertung der polizeilichen Aussagen der Zeuginnen ergäben sich neue Anknüpfungstatsachen für ein Glaubwürdigkeitsgutachten über die Nebenklägerin, deren Glaubwürdigkeit dadurch derart erschüttert werde, dass er - der Verurteilte - freizusprechen sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
2. Die Wiederaufnahmekammer ist den zahlreichen neuen Tatsachen und Beweismitteln, die allesamt Randumstände des Tatgeschehens betreffen, im einzelnen nachgegangen und ist nach einer Eignungsprüfung zu der Überzeugung gelangt, dass das Berufungsgericht auch bei Berücksichtigung der neuen Tatsachen und Beweismittel und eines hierauf gestützten Glaubwürdigkeitsgutachtens zu dem selben Schuldspruch gelangt wäre; sie hat den Wiederaufnahmeantrag daher als unzulässig verworfen. Dieses Ergebnis teilt der Senat, stützt sich dabei jedoch auf andere, grundsätzliche Erwägungen zu den Darlegungsanforderungen an einen Wiederaufnahmeantrag in Bezug auf die Eignung der (neuen) Beweismittel.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
a) Die vom Beschwerdeführer benannten Zeuginnen sind neue Beweismittel im Sinne von § 359 Nr. 5 StPO, da sich die erkennende Berufungsstrafkammer ihrer nicht bedient hat; auch das noch zu erstattende - erste - Glaubwürdigkeitsgutachten über die Nebenklägerin wäre ein neues Beweismittel (vgl. Meyer-Goßner, StPO, 46. Auflage, § 359 Rdn. 32 bis 35 m.w.N.). Sowohl § 359 Nr. 5 StPO als auch § 368 Abs. 1 StPO verlangen jedoch zusätzlich die Prüfung der Geeignetheit des Beweismittels. Dabei ist weder dem Gesetzeswortlaut noch den Motiven die Einengung auf eine abstrakte Schlüssigkeitsprüfung zu entnehmen. Demgemäß hat die Rechtsprechung (vgl. BGH NJW 1977, 59 m.w.N.) stets die benannten Beweismittel schon im Zulassungsverfahren auf ihren Beweiswert geprüft. Es genügt also nicht immer der bloße schlüssige Vortrag eines Wiederaufnahmegrundes; vielmehr ist auch die Eignung des Beweismittels darzulegen, wenn dies für seine neue Bewertung notwendig erscheint. Widerruft der Verurteilte beispielsweise sein in der Hauptverhandlung abgelegtes Geständnis, so muss er darlegen, warum er die Tat in der Hauptverhandlung der Wahrheit zuwider zugegeben hat und weshalb er sein Geständnis nunmehr widerruft. Das selbe gilt für den Wiederaufnahmevortrag, ein Zeuge, der den Verurteilten in der Hauptverhandlung belastet hatte, werde ihn nunmehr entlasten; auch hier müssen die Gründe für den Sinneswandel des Zeugen in einleuchtender Weise dargelegt werden (vgl. BGH aaO; OLG Köln NStZ 1991, 96, 98).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
b) Die erweiterte Darlegungspflicht gilt auch für die Benennung von Zeugen im Wiederaufnahmeverfahren, deren Aussagen dem Verurteilten schon in der Hauptverhandlung bekannt waren, die von ihm aber nicht benannt wurden. Auch hier muss der Antrag die Eignung des Tatsachenvortrags und des Beweismittels darlegen, die Beweisgrundlage des rechtskräftigen Urteils zu erschüttern. Dazu gehört auch der Grund für die Nichtbenennung des Beweismittels im Erkenntnisverfahren und für dessen Benennung im Wiederaufnahmeverfahren (vgl. OLG Düsseldorf NStZ 1993, 504; KG Berlin, Beschluss vom 8. Dezember 2000 - 1 AR 1463/00 - 4 Ws 228/00, zitiert nach JURIS; Senatsbeschluss vom 22. Juli 2002 - 1 Ws 148/02). Zwar ist es das Recht eines Angeklagten, in der Hauptverhandlung oder in dem dieser vorausgehenden Verfahren unwahre Angaben zur Sache zu machen und in der Hauptverhandlung auf die Benennung eines abwesenden Entlastungszeugen oder auf die Vernehmung eines anwesenden Entlastungszeugen zu verzichten, weil der Angeklagte nach der Strafprozessordnung seine Verteidigungsstrategie selbst bestimmen darf. Er ist nach rechtskräftiger Verurteilung auch nicht gehindert, solche Zeugen im Wiederaufnahmeverfahren als neue Beweismittel einzuführen. Dann aber muss er - als Folge seiner Verteidigungsstrategie - einleuchtende Gründe dafür anführen, warum er den Zeugen früher nicht zu seiner Entlastung benutzt hat, dies aber nunmehr - im Wiederaufnahmeverfahren mit seinen nach §§ 359 ff. StPO beschränkten Möglichkeiten - für geboten hält (vgl. KG aaO; OLG Stuttgart aaO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
c) Dieser erweiterten Darlegungspflicht ist der Beschwerdeführer hier nicht nachgekommen. Er trägt nicht vor, warum er trotz Vorliegens von Polizeiprotokollen über deren Vernehmung die Zeuginnen S. sowie H. und N. nicht benannt und - anwaltlich verteidigt - auf die Vernehmung der nicht anwesenden, jedoch geladenen Zeugin N. M. in der Berufungshauptverhandlung förmlich verzichtet hat. Dass er damals von einem anderen Rechtsanwalt als heute verteidigt wurde, genügt als Erklärung nicht, da die prozessualen Entscheidungen letztlich von ihm selbst getroffen werden mussten; hierzu war er nach Alter, Bildungsgrad und sonstiger Prozesstaktik auch in der Lage.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Wiederaufnahmeantrag ist sonach hinsichtlich der 4 Zeuginnen unzulässig, weil der Verurteilte seiner erweiterten Darlegungspflicht nicht nachgekommen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
3. Der Wiederaufnahmeantrag ist auch hinsichtlich der Einholung eines aussagepsychologischen Glaubwürdigkeitsgutachtens über die Nebenklägerin nicht zulässig, weil die Eignung dieses Beweismittels offensichtlich fehlt. Zwar wäre ein Glaubwürdigkeitsgutachten als Erstgutachten grundsätzlich ein neues Beweismittel im Sinne von § 359 Nr. 5 StPO (vgl. Schmidt in KK, StPO, 4. Auflage, § 359 Rdn 26 ff. m.w.N.). Das gilt jedoch nur dann, wenn der Sachverständige aufgrund von im Probationsverfahren genügend bestätigten (§ 370 Abs. 1 StPO), also für wahrscheinlich erachteten Tatsachen über so viele Anknüpfungstatsachen verfügen würde, um mit Hilfe seines Erfahrungswissens dem Gericht die nötigen Erkenntnisse zu vermitteln, die es in die Lage versetzten, die Beweisfrage selbständig zu beurteilen (vgl. Schmidt aaO Rdn. 26 m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Solche neuen Anknüpfungstatsachen sind hier nach dem Antragsvorbringen nicht vorhanden. Die 4 benannten Zeuginnen sollen vielmehr im Probationsverfahren erst das wesentliche Tatsachenmaterial mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu Tage fördern, aus dem ein - namentlich nicht benannter - Sachverständiger für Aussagepsychologie die vom Beschwerdeführer gewünschten Schlüsse auf die Unglaubwürdigkeit der Nebenklägerin ziehen soll. Da hinsichtlich der 4 Zeuginnen mangels Zulässigkeit des Wiederaufnahmeantrags ein Probationsverfahren nicht stattfindet, wird dem Wiederaufnahmegericht letztlich angesonnen, ohne zureichende tatsächliche Anknüpfungspunkte ein Sachverständigengutachten in Auftrag zu geben. Ein solcher Antrag ist in keinem Stadium des Strafverfahrens zulässig.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,778
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|
12 U 214/02
| 2003-03-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:19
| 2019-02-12T12:16:48
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des Landgerichts Mannheim vom 10.10.2002 - 11 O 206/02 - im Kostenpunkt aufgehoben und im übrigen wie folgt abgeändert:</p>
<p>Es wird festgestellt, dass die Beklagte für die Schadensereignisse vom 19.09.2001, vom 19.11.2001 und vom 08.12.2001 Deckungsschutz aus der Haftpflichtversicherung zu gewähren hat.</p>
<p>2. Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Klägerin 20 % und die Beklagte 80 %. Von den Kosten des Berufungsverfahrens tragen die Klägerin 9 % und die Beklagte 91 %. Die Beklagte trägt 91 % der Kosten der Streithelfer im Berufungsverfahren, im übrigen tragen die Streithelfer ihre Kosten selbst.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Berufung ist zulässig und hat auch bezüglich der (zuletzt nur noch geltend gemachten) Feststellungsklage Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
I. (§ 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Klägerin verlangt als Versicherungsnehmerin der Beklagten Feststellung von Deckungsschutz aus der Betriebshaftpflicht-Versicherung für Schadensersatzansprüche, die die Firma M. gegenüber ihr geltend macht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Klägerin hat bei der Beklagten eine Betriebshaftpflicht-Versicherung (Haftpflicht-Nr. 79236899)abgeschlossen, die die Beklagte zum 28.01.2002 gekündigt hat. Die Klägerin war von der Firma M. für das Bauvorhaben E.- Center in B. mit der Verlegung der Heizrohrleitungen beauftragt worden (Auftrag 24.08.2000, AH II). Die Heizleitungen waren in Versorgungsschächten zu verlegen und sollten in blankem Kupfermaterial ausgeführt werden. Die Abgänge zu den Heizkörpern bildeten eingelötete T-Stücke mit senkrecht hochgeführten Anschlussrohren in DN 15. Am 19.09.2001 (11:00 Uhr), 19.11.2001 (10:00 Uhr) und am 08.12.2001 gegen 23:00 Uhr kam es zu Wasseraustritten infolge undichter Lötnähte aus dem Heizungssystem im E.-Center in der T-Straße 9 in B. Nach Meldung der drei Schadensfälle hat die Beklagte ihre Eintrittspflicht unter anderem mit der Begründung abgelehnt, die Schäden seien ursächlich darauf zurückzuführen, dass die Klägerin die Arbeiten "bewusst nachlässig und schlampig" ausgeführt habe. Die Verbindungen der zu verlötenden Kupferrohre seien nicht ordnungsgemäß hergestellt worden, so dass der Ausschlusstatbestand des § 4 Abs. 2 S. 1 AHB eingreife.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Landgericht hat mit Urteil vom 10.10.2002, auf dessen tatsächliche Feststellungen Bezug genommen wird, die auf Ersatz der geltend gemachten Schadensbeträge gestützte Klage nebst Feststellungsklage auf Ersatz weiteren, zukünftigen Schadens mit der Begründung abgewiesen, dass es am Nachweis der Klägerin dafür fehle, durch welches Schadensereignis welcher Schaden nach Art und Umfang eingetreten sei. Hiergegen richtet sich die Berufung der Klägerin, mit der diese zuletzt die Feststellung begehrt, dass ihr Deckungsschutz zu gewähren ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Klägerin trägt im Berufungsrechtszug vor, dass die schadhaften Lötstellen von dem Geschäftsführer der Klägerin selbst und 5 Mitarbeitern durchgeführt worden seien, welcher nicht vorsätzlich gehandelt, sondern versucht hätten, die Lötverbindungen ordnungsgemäß herzustellen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
II. (§ 540 Abs. 1 Nr. 2 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Berufung ist entgegen der Ansicht der Beklagten zulässig. Die Berufungsbegründung lässt noch hinreichend erkennen, dass die Klägerin die Auffassung vertritt, das Landgericht habe rechtsfehlerhaft Vortrag eingefordert, den vorzubringen sie nicht in der Lage gewesen sei. Damit hätte sich zwar die Berufung nicht begründen lassen, für die Zulässigkeit der Berufung reicht dieser Angriff jedoch aus.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die Berufung ist mit dem zuletzt noch verfolgten Feststellungsbegehren bereits aufgrund des erstinstanzlichen Vorbringens der Klägerin in vollem Umfang begründet. Das Urteil des Landgerichts beruht - wie im Rahmen der Feststellungsklage auszuführen sein wird - auf einer Verkennung des Trennungsprinzips im Haftpflicht-Versicherungsrecht (§§ 513, 546 ZPO). Die nach § 529 ZPO zugrundezulegenden Tatsachen rechtfertigen darüber hinaus - wie ebenfalls auszuführen sein wird - eine andere Entscheidung. Dem Senat ist es danach im Rahmen von §§ 513, 529 ZPO nicht verwehrt, der Feststellungsklage stattzugeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
1. Die Feststellungsklage ist zulässig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Nachdem die Klägerin nach Hinweis des Senats ihr Begehren auf Zahlung der Schadensersatzforderung der Firma M. nicht mehr aufrecht erhalten hat, ist nur noch über den Antrag, Deckungsschutz aus der Haftpflichtversicherung zu gewähren, zu entscheiden. Der bis dahin gestellte Leistungsantrag hatte keine Aussicht auf Erfolg, weil im Haftpflichtrecht der Versicherungsnehmer im allgemeinen vom Versicherer nicht Befriedigung des Haftpflichtgläubigers verlangen kann. Eine Klage auf Befreiung von einer Haftpflichtverbindlichkeit, d.h. also auch Befriedigung des Haftpflichtgläubigers kommt nur dann in Betracht, wenn das Bestehen des Haftpflichtanspruches rechtskräftig festgestellt ist (§ 156 Abs. 2 VVG) oder der Versicherungsnehmer die Haftpflichtforderung berechtigterweise anerkannt oder sich mit dem Geschädigten über eine bestimmte Schadensersatzleistung im Wege eines Vergleichs geeinigt hat. Solange dies nicht der Fall ist, klagt der Versicherungsnehmer richtigerweise auf Feststellung, dass der Versicherer wegen einer, im einzelnen genau zu bezeichnenden Haftpflichtforderung Versicherungsschutz zu gewähren habe (BGHZ 79, 76 = BGH VersR 81, 173; OLG Düsseldorf r+s 1996, 258; OLG Köln r+s 2000, 279). Aus diesen Besonderheiten des Haftpflichtrechts ergibt sich zugleich das Feststellungsinteresse der Klägerin gem. § 256 ZPO (vgl. auch: Littbarski, AHB, § 3 Rdn. 127f).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Übergang der Klägerin zum Feststellungsbegehren ist zulässig. Ob hier ein Fall des § 264 vorliegt, das Feststellungsbegehren als ein Weniger von einem entsprechenden Leistungsbegehren umfasst wird (so OLG Düsseldorf a.a.O.), oder eine Klagänderung nach § 263 ZPO, kann offen bleiben, weil die Klagänderung jedenfalls sachdienlich (§ 533 N.1 ZPO) ist und bereits vom Landgericht hätte angeregt werden müssen. Das Landgericht hat nämlich das "Trennungsprinzip" zwischen Deckungsprozess und Haftpflichtprozess übersehen (BGH VersR 1980, 522).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
2. Das Feststellungsbegehren ist auch begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
a) Grundsätzlich hat der Versicherte einen fälligen Anspruch auf Gewährung von Haftpflichtversicherungsschutz bereits dann, wenn er von einem Dritten auf Schadensersatz in Anspruch genommen wird, wobei es nicht darauf ankommt, ob der Haftpflichtanspruch begründet ist. Das danach bestehende Verbot, im Deckungsschutz bereits zu prüfen, ob eine Haftungsklage gegeben ist, ist schon deshalb notwendig, weil es Aufgabe des Haftpflichtversicherungsschutzes ist, nicht nur festzustellen, ob der Versicherer Befreiung von begründeten Ersatzansprüchen schuldet, sondern vor allem auch, dass er die Abwehr von unbegründeten Ansprüchen in eigener Zuständigkeit herbeizuführen hat (§ 3 II Nr. 1 AHB). Diese notwendige Aufspaltung des Haftungsdreiecks in die Klärung der Haftpflichtlage im Haftpflichtprozess, der Deckungslage im Deckungsklageprozess führt grundsätzlich dazu, dass im Versicherungsschutzprozess nicht geprüft werden darf, ob der Anspruch des Geschädigten begründet ist oder nicht (BGH NJW 1956, 827; BGHZ 79, 76; OLG Frankfurt OLGR 1998, 344; Späte, Haftpflichtversicherung, § 3 AHB Rdn. 43).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
b) Der Haftpflichtfall ist gem. § 1 Nr. 1 AHB gegeben. Denn die Klägerin wurde wegen eines während der Wirksamkeit des Versicherungsverhältnisses eingetretenen Schadensereignisses - hier Wasseraustritt aus der von dem von der Klägerin verlegten und verlöteten Heizungsrohren am 19.09., 19.11. und 08.12.2001 im E.- Center in B. -, das zur Beschädigung von Sachen geführt hat, für diese Folgen aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen privatrechtlichen Inhalts von einem Dritten - hier der Firma M. bzw. deren Haftpflichtversicherer (Streithelferinnen) - auf Schadensersatz in Anspruch genommen. Hierüber besteht zwischen den Parteien auch kein Streit.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Kündigung vom 28.01.2002 (§ 9 II AHB) hat auf die Verpflichtung der Beklagten für die vor der Kündigung liegenden Schadenseintritte und Zeiträume keinen Einfluss.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Klage im Deckungsprozess ist auch nicht schon deshalb unbegründet, weil die Klägerin keine Aufteilung der einzelnen Schadenspositionen auf die drei unabhängig voneinander aufgetretenen Schadensereignisse vorgenommen hat. Zum einen ergibt sich bereits aus dem Vortrag erster Instanz der Klägerin, dass die Wasseraustritte jeweils an der gleichen Baustelle (dort allerdings an verschiedenen Stellen des Leitungssystems der Heizung) aufgetreten sind. Aus den Schadensmeldungen der Klägerin lässt sich zum anderen ohne weiteres entnehmen, dass jeweils das E.- Center mit den dort angegebenen Zeitpunkten zu den Schadensvorfällen betroffen gewesen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Entgegen der Auffassung des Landgerichts kommt es auch nicht darauf an, ob die gegenüber der Klägerin als Versicherungsnehmerin erhobenen Schadensersatzansprüche begründet sind. Hieraus folgt weiter, dass es auch ohne Belang im vorliegenden Rechtsstreit ist, welche einzelnen Schadenspositionen welchem konkreten Schadensereignis zuzuordnen sind. Ebenso interessiert nicht die Frage, ob und in welchem Umfang andere Firmen ebenfalls unsorgfältig gearbeitet und damit möglicherweise für die Schadensverursachung mitverantwortlich sind. Diese Fragen sind - wie oben ausgeführt - im Haftpflichtprozess und nicht im Rahmen der Deckungsklage zu klären. Entscheidend ist nur, dass die Klägerin durch eine Handlung - hier fehlerhaft durchgeführte Lötarbeiten an den Heizrohren - einem Dritten (Firma M.) einen Sachschaden zugefügt haben soll und hierfür haftpflichtig gemacht wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
c) Die Beklagte ist auch nicht leistungsfrei gem. § 4 II Nr. 1 AHB (Vorsatzausschuss). Die Voraussetzungen des § 4 II Nr. 1 AHB sind im vorliegenden Falle nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung setzt der Ausschlusstatbestand des § 4 II Nr. 1 Satz 1 AHB voraus, dass der Schaden vorsätzlich herbeigeführt wird; eine vorsätzliche Herbeiführung des Schadens liegt demgemäß nur dann vor, wenn der - sei es auch nur bedingte - Vorsatz des Versicherten (auch) die Schadensfolgen umfasst hat (BGH VersR 71, 806; BGH NJW 75, 1278). Der Versicherte muss demnach bei seinem Handeln das Bewusstsein gehabt haben, sein Verhalten werde den schädlichen Erfolg nach sich ziehen können. Der Versicherer ist für den Vorsatz beweispflichtig (Prölss/Martin/Voit, VVG, 26. Auflage, AHB § 4 Anmerkungen 82-86). Vorliegend behauptet auch die Beklagte nicht, dass die Klägerin bzw. ihr Geschäftsführer bei Durchführung der Arbeiten die Schäden vorausgesehen hatte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Beklagte stützt sich vielmehr auf den Ausschlusstatbestand des § 4 II Nr. 1 Satz 2 AHB. Nach dieser Bestimmung wird der Haftungsausschluss für vorsätzliche Schadensherbeiführung erweitert. Bei der Lieferung oder Herstellung von Waren, Erzeugnissen oder Arbeiten steht die Kenntnis von der Mangelhaftigkeit oder Schädlichkeit der Waren usw. dem Vorsatz gleich. Der schädigende Erfolg muss hier nicht in den Vorsatz aufgenommen sein (Späte, Haftpflichtversicherung, AHB § 4 Rdn 213; Bruck/Möller/Johannsen, VVG, 8. Aufl., Bd. IV, G 227). Allerdings muss die Mangelhaftigkeit positiv bekannt sein,; grob fahrlässige Unkenntnis erfüllt den Ausschlusstatbestand nicht (BGH VersR 1961, 265).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Das Vorliegen des Ausschlusstatbestands und damit die Kenntnis von der Mangelhaftigkeit muss der Versicherer darlegen und beweisen (Späte, a.a.O. Rdn. 218). Die Gleichsetzung mit der vorsätzlichen Schadensherbeiführung macht dabei deutlich, dass hohe Anforderungen an die Kenntnis von der Mangelhaftigkeit zu stellen sind (OLG Hamm VersR 1993, 1474). Da es in diesem Zusammenhang um individuelle Verhaltensweisen von Menschen in bestimmten Lebenslagen, insbesondere um die Feststellung eines Bewusstseinszustandes, der Willensbildung und deren Umsetzung in die Tat geht, besteht die Möglichkeit einer Beweisführung durch Anscheinsbeweis nicht (BGH VersR 1988, 683). Dies schließt jedoch nicht aus, aufgrund festgestellter äußerer Tatsachen im konkreten Fall im Wege der Beweiswürdigung (§ 286 ZPO) Schlüsse auf die Bewusstseinslage und Willensbildung eines Täters zu ziehen (Senat r+s 1995, 408; BGH VersR 1978, 265). Unter Berücksichtigung dieser Grundsätze hat die Beklagte das Vorliegen eines Ausschlusses nach § 4 II Nr. 1 Satz 2 AHB nicht dargetan.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Nach den von der Beklagten in Bezug genommenen Feststellungen des Sachverständigen T. war an den ihm übergebenen Untersuchungsstücken kein "versierter Handwerker" tätig gewesen. Dies und der Umstand, dass die Heizrohre stellenweise nach den Ausführungen des Sachverständigen T. nicht hinreichend bis zu 10 mm ineinander geschoben und teils auch nicht sachgemäß gelötet worden sind, vermag für sich allein betrachtet keine Kenntnis von der Mangelhaftigkeit der durchgeführten Handwerkerleistungen zu belegen. Mängel am Bauwerk in der beschriebenen Art sind in der Regel auf eine nicht genügende Beachtung der Verlegungs- und DIN-Vorschriften zurückzuführen und begründen ohne besondere weitere Anhaltspunkte nur eine fahrlässige Handlungsweise des Handwerkers. Dass im vorliegenden Falle es zu drei verschiedenen Wasseraustritten zu verschiedenen Zeitpunkten gekommen ist, führt ebenfalls zu keiner anderen Beurteilung. Denn in diesem Zusammenhang kann nicht außer Betracht bleiben, dass nach dem unwidersprochen gebliebenen Vortrag der Klägerin das Bauwerk insgesamt (ca.) 40.000 Lotnähte umfasste, davon allein 20.000 für die Heizanlage. Dass die Beklagte in das Wissen des als Zeugen benannten Sachverständigen T. die Tatsache stellt, die Arbeiten seien bewusst mangelhaft ausgeführt worden, nötigt zu keiner Beweisaufnahme. Die Beklagte will selbst nicht behaupten, dass der Sachverständigen T. zur Bewusstseinslage der Monteure eigene Feststellungen getroffen hat, die über Rückschlüsse aus dem von ihm später angetroffenen Schadensbild hinausgehen. Die Lebenserfahrung lehrt, dass auch Fachleuten immer wieder grobe fachliche Fehler unterlaufen, ohne dass sie ihnen zu Bewusstsein kommen (BGH VersR 1961, 265; dazu: Littbarski, a.a.O., § 4 Rdn. 392). Verstärkt gilt dies für weniger versierte Handwerker.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Letztlich kommt es hierauf jedoch gar nicht an, weil die Beklagte den Ausschlusstatbestand des § 4 II Nr. 1 Satz 2 AHB bereits aus einem anderen Grund nicht hinreichend dargelegt hat. Die Arbeiten wurden nach dem Vorbringen der Klägerin durch ihren Geschäftsführer und fünf weitere Mitarbeiter durchgeführt. § 4 II Nr. 1 AHB schließt nicht alle vorsätzlich herbeigeführten Schäden vom Versicherungsschutz aus. Der Ausschlusstatbestand betrifft lediglich die Versicherungsansprüche solcher Personen, die den Schaden vorsätzlich - hier also in Kenntnis der Mangelhaftigkeit - herbeigeführt haben (vgl. Littbarski, a.a.O. Rdn. 382f). Streitgegenständlich ist im vorliegenden Fall der Deckungsschutzanspruch der Klägerin. Ihr schadet daher nur der Vorsatz bzw. die Kenntnis ihrer Organe oder ihrer Repräsentanten, hier also ihres Geschäftsführers. Der Vorsatz anderer Personen z.B. ihrer Monteure oder Subunternehmer, für deren Fehler sie unter Umständen einzustehen hat, erfüllt den Ausschlusstatbestand nicht (BGH VersR 1953, 316; Späte a.a.O. Rdn. 208; Wussow, AHB, § 4 Rdn. 82). Die Beklagte hat trotz des Hinweises in der Verfügung vom 12.12.2002 weder vorgetragen, dass die Schadstellen vom Geschäftsführer der Klägerin selbst bearbeitet worden waren, noch, dass der Geschäftsführer Kenntnis von der Mangelhaftigkeit der delegierten Arbeiten hatte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Sonstige Umstände oder konkrete Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Handlungsweise bei der Verlegung der Heizrohre hat die Beklagte nicht aufgezeigt mit der Folge, dass die Beklagte sich nicht auf den Risikoausschluss gem. § 4 II Nr. 1 AHB berufen kann.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Die Entscheidung über die Kosten folgt aus §§ 92 Abs. 1, 269 Abs. 3, 97, 516 Abs. 2, 101 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO. Gründe für eine Zulassung der Revision gem. § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,779
|
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12 U 233/02
| 2003-03-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:20
| 2019-02-12T12:16:48
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Landgerichts Mannheim vom 20.11.2002 - 8 O 267/02 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Die Klägerin hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin macht aus abgetretenem Recht Ansprüche aus einer Fahrzeugversicherung wegen eines Wildunfallschadens geltend. Die Beklagte beruft sich auf das Abtretungsverbot gem. § 3 Abs. 4 AKB und auf Leistungsfreiheit wegen Obliegenheitsverletzungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Das Landgericht hat mit dem angefochtenen Urteil, auf das wegen der tatsächlichen Feststellungen Bezug genommen wird, die Klage auf EUR 13.069,61 nebst Verzugszinsen mangels Aktivlegitimation und den Hilfsantrag auf Zahlung an den Versicherungsnehmer Frank H. mangels wirksamer Prozessstandschaft abgewiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Mit der Berufung gegen dieses Urteil verfolgt die Klägerin ihren Hauptanspruch weiter. Sie vertritt weiterhin die Ansicht, dass die Beklagte die Abtretung konkludent genehmigt hätte und zudem die Berufung der Beklagten auf das Abtretungsverbot gegen Treu und Glauben verstoße, da vorgerichtlich nicht auf das Abtretungsverbot hingewiesen worden wäre, zum Zeitpunkt der Berufung auf das Abtretungsverbot in der Klageerwiderung die Sechs-Monats-Frist für die gerichtlichen Geltendmachungen der Versicherungsansprüche durch den Versicherungsnehmer Frank H. abgelaufen gewesen sei und ein Interesse der Beklagten, sich auf das Abtretungsverbot zu berufen, nicht ersichtlich sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Hinsichtlich der Einzelheiten des Berufungsvorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze verwiesen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Berufung ist zulässig, hat jedoch keinen Erfolg. Das Landgericht hat den Hauptantrag der Klägerin - der Hilfsantrag wird im Berufungsrechtszug nicht weiter verfolgt - zu Recht zurückgewiesen. Die Klägerin ist nicht aktiv legitimiert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
a) Der Versicherungsnehmer Frank H. hat ihr die Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag nicht wirksam abgetreten. Die Abtretung verstößt gegen § 3 Abs. 4 AKB, wonach Versicherungsansprüche vor ihrer endgültigen Feststellung ohne ausdrückliche Genehmigung des Versicherers nicht abgetreten werden können, und ist deshalb gem. § 399 BGB unwirksam.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Eine endgültige Feststellung im Sinne dieser Klausel liegt nicht vor. Die endgültige Ablehnung von Leistungsansprüchen durch den Versicherer kann nicht als solche gewertet werden (OLG Hamm ZfSch 1998, 178). Eine explizit erklärte Genehmigung trägt selbst die Klägerin nicht vor. Sie meint jedoch, die Beklagte habe die Abtretung durch schlüssiges Verhalten genehmigt. Eine solche konkludente Genehmigung ist zwar auch im Rahmen von § 3 Abs. 4 AKB grundsätzlich möglich, wenn ein entsprechender Wille des Versicherers hinreichend deutlich zum Ausdruck kommt (BGHZ VersR 1960, 800; OLG Karlsruhe, VersR 1993, 1393; OLG Hamm VersR 1985, 582; Stiefel/Hoffmann, AKB, 17. Aufl., § 3 Rn. 84 ff.). Im vorliegenden Fall kann jedoch von einer solchen Genehmigung nicht ausgegangen werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Der Anspruch wurde ursprünglich vom Versicherungsnehmer geltend gemacht. Mit ihm wurde die Korrespondenz geführt. Erst nachdem die Beklagte gegenüber dem Versicherungsnehmer mit Schreiben vom 30.01.2002 dessen Ansprüche abgelehnt hatte, meldete sich - anwaltlich vertreten - die Klägerin und machte mit Schriftsatz vom 20.03.2002 unter Vorlage der Abtretungsurkunde Leistungen geltend. Mit der Klägerin ließ sich die Beklagte jedoch nicht auf neue Verhandlungen ein. Vielmehr verwies sie im Antwortschreiben vom 26.03.2002 im wesentlichen auf ihr Schreiben vom 30.01.2002 an den Versicherungsnehmer und führte dazu aus, letzteres sei von den Anwälten der Klägerin nicht richtig verstanden worden. Die Beklagte gab dabei gerade nicht zu erkennen, dass sie erneut in eine Leistungsprüfung eintreten werde. Eine nochmalige Leistungsablehnung unter Hinweis auf § 12 Abs. 3 VVG erfolgte ebenfalls nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Im Gegensatz zu den Entscheidungen BGH VersR 1960, 800 und OLG Hamm VersR 1985, 582 fehlt es hier an der Kundgabe einer Bereitschaft, mit der Klägerin als Zessionar der Versicherungsansprüche über den Schadensfall oder die Schadenshöhe zu verhandeln. Die Beklagte hat somit der Klägerin keinen Anlass zu der Annahme gegeben, die weitere Abwicklung des Versicherungsfalls werde nunmehr einvernehmlich zwischen den Parteien und nicht mehr mit dem Versicherungsnehmer erfolgen. Allein dem fehlenden Hinweis auf das Abtretungsverbot ist eine Genehmigung nicht zu entnehmen (OLG Karlsruhe VersR 1993, 1393; Römer/Langheid, VVG, 2. Aufl. § 15 Rdn. 8).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
b) Die Berufung der Beklagten auf das Abtretungsverbot gem. § 3 Abs. 4 AKB verstößt auch nicht gegen Treu und Glauben (§ 242 BGB).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Sie hat den Versicherungsnehmer insbesondere nicht durch Verhandlungen mit der Klägerin davon abgehalten, seine Ansprüche direkt und rechtzeitig geltend zu machen. Der Versicherer kann daneben allerdings nach Treu und Glauben auch verpflichtet sein, einen nicht aktivlegitimierten Anspruchsteller auf das Abtretungsverbot hinzuweisen. Dies gilt insbesondere, wenn dieser zur Fristwahrung gem. § 12 Abs. 3 Satz 1 VVG den Anspruch gerichtlich geltend macht, ohne dazu befugt zu sein (OLG Hamm OLGR 1995, 221). Dieser Verpflichtung hat die Beklagte genügt; allerdings hat die Klägerin durch die späte Klagerhebung selbst die Ursache dafür gesetzt, dass der Hinweis ihr nicht innerhalb der von ihr selbst behaupteten Klagefrist zuging. Der bloße Umstand, dass auf das Schreiben der klägerischen Anwälte vom 20.03.2002 kein Hinweis der Beklagten auf das bedingungsgemäße Abtretungsverbot erfolgte, lässt ihre Berufung auf die fehlende Aktivlegitimation der Klägerin nicht als treuwidrig erscheinen. Insoweit durfte die Beklagte davon ausgehen, dass die anwaltlich vertretene Klägerin eigenständig eine Prüfung ihrer Aktivlegitimation auch im Lichte des Abtretungsverbots des § 3 Abs. 4 AKB vornehmen werde, zumal sie selbst keinerlei Äußerung abgegeben hatte, die hinreichenden Anlass zu der irrigen Annahme geben konnte, dem Abtretungsverbot komme hier keine Bedeutung zu. Sie durfte ferner erwarten, dass bei gleichwohl sich ergebenden Unklarheiten die Anwälte der Klägerin um eine ausdrückliche Erklärung zur Frage der Genehmigung nachsuchen würden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
c) Die Berufung auf das Abtretungsverbot ist auch nicht rechtsmissbräuchlich. Solches wäre nur dann anzunehmen, wenn sie nicht von einem beachtlichen, im Zweckbereich der Bestimmung liegenden Interesse gedeckt wäre (BGH VersR 1983, 823; BGH r + s 1997, 325; Römer/Langheid, a.a.O., Rdn. 7). Das Abtretungsverbot in AKB § 3 Abs. 4 dient dem Zweck, den Versicherer dagegen zu schützen, sich mit anderen Personen als seinem Versicherungsnehmer auseinandersetzen zu müssen (Senat Schaden-Praxis 1997, 437; OLG Hamm VersR 1991, 579). Es dient nicht allein dazu, eine Zeugenstellung des Versicherungsnehmers auszuschließen (OLG Karlsruhe VersR 1993, 1393; OLG Köln NVersZ 2000, 577). Wie jedes vertragliche Abtretungsverbot soll § 3 Nr. 4 AKB auch verhindern, dass der Versicherer den Versicherungsfall mit einem ihm unbekannten und vom Versicherungsnehmer aufgedrängten Dritten abwickeln müsste (OLG Hamm ZfSch 1998, 178). Eben dies macht die Beklagte geltend. Das Landgericht hat daher mit Recht ausgeführt, dass die Berufung der Beklagten auf § 3 Abs. 4 AKB im vorliegenden Fall nicht außerhalb des Zweckbereichs des Abtretungsverbotes liegt. Seine Geltendmachung ist schon deshalb gerechtfertigt, weil für die Beklagte nicht sicher ist, wessen Interessen letztendlich versichert sind. In der Schadensanzeige ist als Eigentümer Andreas G. angegeben. In der Klageschrift wird der Versicherungsnehmer als Eigentümer und Halter angegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
d) Unbeachtlich - weil mangels Abtretung nicht einschlägig - wäre das Abtretungsverbot allerdings, wenn die Klägerin als Versicherte eigene Ansprüche nach § 75 Abs. 2 VVG geltend machen würde (OLG Hamm VersR 1990, 82; Römer/Langheid, a.a.O. Rdn. 9). So verhält es sich jedoch nicht. Die Klägerin hat zwar vorgetragen, dass der Versicherungsnehmer das Fahrzeug für ihr Unternehmen angeschafft hätte und es von ihr finanziert worden sei. Die Klägerin macht jedoch ausdrücklich übergegangene Ansprüche des Versicherungsnehmers geltend, den sie auch als Eigentümer bezeichnet. Ihre dargelegten eigenen Interessen an dem versicherten Fahrzeug sind nur mittelbar und lassen keine Mitversicherung zu ihren Gunsten erkennen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Da die Berufung keinen Erfolg hat, hat die Klägerin gem. § 97 Abs. 1 ZPO die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen. Das Urteil ist gem. §§ 708 Nr. 10, 713 ZPO für vorläufig vollstreckbar zu erklären.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Gründe für eine Zulassung der Revision gem. § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,780
|
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|
{
"id": 146,
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"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
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|
16 UF 22/03
| 2003-03-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:21
| 2019-02-12T12:16:48
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Nach Rücknahme der Beschwerde durch die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) Gera gegen Ziffer 2, Absatz 2 des Urteils des Amtsgerichts Mannheim vom 11.12.2002 - 2B F 165/01 - findet eine Kostenerstattung nicht statt. Vielmehr behalten alle Verfahrensbeteiligten ihre zur zweckentsprechenden Erledigung der Angelegenheit notwendigen Kosten auf sich. Die Gerichtskosten werden niedergeschlagen.</p>
<p>2. Der Beschwerdewert wird auf 500 EUR festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Mit dem angefochtenen Verbundurteil hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden und unter Ziffer 2 den Versorgungsausgleich durchgeführt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Antragstellerin hat während der Ehezeit Anwartschaften bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) erworben, ebenso der Antragsgegner, der weiter Anwartschaften bei der Zusatzversorgungskasse des Kommunalen Versorgungsverbandes Baden-Württemberg (ZVK KVBW) erworben hat. Das auf die Ehezeit entfallende unverfallbare Anrecht auf Betriebsrente hat die ZVK KVBW mit monatlich 53,35 EUR mitgeteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Durch Ziffer 2 des Urteils des Familiengerichts Heidelberg vom 11.12.2002 wurde der Versorgungsausgleich neben Übertragung von gesetzlichen Rentenanwartschaften in Höhe von 21,34 EUR (Abs. 1) dahingehend durchgeführt, dass zu Lasten der Versorgung des Antragsgegners bei der ZVK-KVBW auf dem Versicherungskonto der Antragstellerin bei der BfA Gera Rentenanwartschaften in Höhe von monatlich 1,82 EUR, bezogen auf den 31.12.2001, begründet wurden (Abs.2), wobei das Familiengericht die Betriebsrente nach der Barwertverordnung in ein dynamisches Anrecht von 7,12 DM = 3,64 EUR umgerechnet hatte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Mit ihrer form- und fristgerecht eingelegten Beschwerde rügt die BfA zu Recht, das Familiengericht sei bei der Umrechnung von einem falschen Alter des Antraggegners ausgegangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Nachdem der mit 2,73 EUR (statt titulierter 1,82 EUR) zutreffende Ausgleichsbetrag der Beschwerdeführerin mitgeteilt wurde, hat diese ihr Rechtsmittel unter Hinweis auf eine Bagatellgrenze zurückgenommen und bereits mit Beschwerdeeinlegung beantragt, von einer Auferlegung der Kosten auf sie abzusehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
II. Nachdem die BfA ihre Beschwerde zurückgenommen hat, war wie aus der Beschlussformel ersichtlich zu entscheiden. Eine Kostenüberbürdung auf die Beschwerdeführerin gemäß § 515 Abs. 3 ZPO kommt nicht in Betracht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Grundsätzlich ist zwar nach der Rechtsprechung des Senates bei Rücknahme einer gegen ein Verbundurteil in einer Folgesache der Freiwilligen Gerichtsbarkeit gerichteten Beschwerde in der Regel § 515 Abs. 3 ZPO (jetzt: § 1516 Abs. 3 ZPO) anzuwenden (Senat, JurBüro 1984, 454; zuletzt Beschluss vom 29.08.2001, 16 UF 168/00; ebenso OLG Karlsruhe, 2. ZS., Beschluss vom 10.08.1994, 2 UF 150/92). Grundsätzlich sind danach die Kosten des Verfahrens dem die Beschwerde zurücknehmenden Beschwerdeführer aufzuerlegen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Eine derartige Kostenregelung ist jedoch ausnahmsweise dann nicht zu treffen, wenn sich die Parteien wie hier nicht kontradiktorisch gegenüber gestanden haben. Legt ein Drittbeteiligter auch im Interesse der Parteien und zur Herbeiführung einer der Rechtslage entsprechenden Entscheidung Beschwerde ein, ist eine Kostenauferlegung gemäß § 516 Abs. 3 ZPO für den Fall, dass die Beschwerde aus den in der Beschwerde angeführten Gründen grundsätzlich zutreffend, jedoch aus anderen Gründen nicht erfolgreich sein konnte, nicht angemessen. § 516 Abs. 3 ZPO trägt der Fallkonstellation Rechnung, dass sich die Parteien in einem Verhältnis der prozessualen Gegnerschaft gegenüber stehen. Dies ist z.B. in einer FGG-Folgesache gemäß § 621 Abs. 1 Nr. 1 ZPO der Fall, wenn ein Elternteil Beschwerde eingelegt hat. Bei der Beschwerde eines Drittbeteiligten, der zu keiner der Parteien in einer derartigen Verbindung steht, trägt allein die kostenrechtliche Vorschrift des § 13 a Abs. 1 S. 1 FGG der Rechtslage Rechnung, dass an einer Angelegenheit mehrere Personen beteiligt sind und damit eine nach ZPO-Kostenrecht zwingende Überbürdung der Verfahrenskosten auf den Beschwerdeführer nicht notwendigerweise ergehen muss. (OLG Karlsruhe, 2. ZS., FamRZ 1997, 1546).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die getroffene Kostenregelung entspricht auch der Billigkeit. Aus der Sicht der Beschwerdeführerin konnte sie gehalten sein, ein Rechtsmittel wegen der fehlerhaften Umrechnung der bei der ZVK-KVBW erworbenen betrieblichen Altersversorgung des Antragsgegners einzulegen. Eine konkrete Umrechnung mit dem korrekten Alter des Antraggegners ist von der Beschwerdeführerin nicht vorzunehmen. Eine Kostenüberbürdung auf sie kommt daher nicht in Betracht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die Gerichtskosten sind gemäß § 8 GKG niederzuschlagen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Festsetzung des Beschwerdewertes beruht auf § 17 a Abs. 1 GKG (Mindestwert).
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,781
|
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2 Ws 36/2003; 2 Ws 36/03
| 2003-03-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:21
| 2019-02-12T12:16:48
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die sofortige Beschwerde des Verurteilten gegen den Beschluss des Landgerichts Ulm - Strafvollstreckungskammer - vom 20. Februar 2003 wird als unbegründet verworfen.</p>
<p>Der Beschwerdeführer trägt die Kosten seines Rechtsmittels.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Beschwerdeführer wurde durch Urteil des Amtsgerichts Stuttgart vom 05. Juni 2002 (103 Ls 147 Js 34814/99) wegen Betrugs in zwei Fällen unter Auflösung einer durch das Landgericht Stuttgart durch Urteil vom 04. März 1999 verhängten Gesamtstrafe und unter Einbeziehung dieser Einzelstrafen zu einer Gesamtstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Ferner wurde er durch das Urteil des Amtsgerichts Stuttgart vom 05. Juni 2002 wegen Verstoßes gegen die Gewerbeordnung, Betruges u.a. zu einer weiteren Gesamtstrafe von ebenfalls 2 Jahren und 6 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Derzeit verbüßt der Beschwerdeführer die erste der vorgenannten Gesamtfreiheitsstrafen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Unter Anrechnung der erlitten Untersuchungshaft war am 25. November 2002 die Hälfte dieser Strafe vollstreckt; 2/3 werden am 25. April 2003 vollstreckt sein. Auf diesen Zeitpunkt ist auch die Unterbrechung der Vollstreckung der ersten Gesamtfreiheitsstrafe zum Zwecke der Anschlussvollstreckung der weiteren Gesamtfreiheitsstrafe in Höhe von 2 Jahren und 6 Monaten notiert. Die Hälfte dieser zweiten Gesamtfreiheitsstrafe wird am 25. Juli 2004 vollstreckt sein, der 2/3-Zeitpunkt ist der 24. Dezember 2004.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Am 28. November 2002 hat der Beschwerdeführer bei der zuständigen Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Ulm beantragt, den Strafrest der ersten, derzeit vollstreckten Gesamtfreiheitsstrafe nach Verbüßung der Hälfte gemäß § 57 Abs. 2 StGB zur Bewährung auszusetzen. Ohne Anhörung des Beschwerdeführers hat das Landgericht Ulm durch - angefochtenen - Beschluss vom 20. Februar 2003 diesen Antrag als unzulässig, weil verfrüht, verworfen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die zulässige sofortige Beschwerde des Verurteilten ist unbegründet. Die Strafvollstreckungskammer hat im Ergebnis zu Recht den Antrag des Verurteilten als unzulässig verworfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
1. Die Verfahrensregeln hinsichtlich der Vollstreckung mehrerer Freiheitsstrafen sind in § 454 b StPO gesetzlich geregelt. Insoweit darf gemäß § 454 b Abs. 3 StPO für den Fall einer Anschlussvollstreckung eine gerichtliche Entscheidung nach § 57 StGB erst in dem Zeitpunkt ergehen, wenn über die Aussetzung sämtlicher Reststrafen entschieden werden kann. Diese Regelung kann der Beschwerdeführer nicht dadurch unterlaufen, dass er in Abweichung von der gesetzlichen Unterbrechungsregel des § 454 b Abs. 2 Nr. 2 StPO hinsichtlich der ersten Freiheitsstrafe einen Antrag gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB an die Strafvollstreckungskammer stellt. Auch für Halbstrafenentscheidungen nach § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB gilt nach Auffassung des Senats uneingeschränkt der Grundsatz der Entscheidungskonzentration nach § 454 b Abs. 3 StPO (im Anschluss an OLG Frankfurt NStZ-RR 1997, 95/OLG Düsseldorf VRS 81, 293).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
2. Der Senat verkennt insoweit nicht, dass in der Rechtsprechung teilweise die gegenteilige Auffassung vertreten wird (OLG Oldenburg MDR 1987, 75/OLG Düsseldorf NStZ 1991, 103/LG Hamburg MDR 91, 666). Teilweise wird hieraus der Schluss gezogen, über Anträge gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB sei auch im Fall einer Anschlussvollstreckung bereits vorab im Zeitpunkt ihres jeweiligen Eingangs zu entscheiden (OLG Oldenburg aaO/OLG Düsseldorf aaO). Diese Auffassung stützt sich auf den Umstand, dass die Regelung des § 454 b Abs. 2 StPO Halbstrafenanträge gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB nicht erfasst. Da § 454 Abs. 3 StPO mittels eines Querverweises auf § 454 b Abs. 2 StPO Bezug nehme und deshalb den selben Regelungsbereich habe, könnten - so die Gegenauffassung - derartige Halbstrafengesuche nicht der Konzentrationswirkung unterfallen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
3. Diese Auffassung überzeugt nicht, da der gesetzliche Regelungszweck des § 454 b Abs. 3 StPO, den Verfahrensaufwand bei Anschlussvollstreckungen spürbar zu verringern, anderenfalls nicht erreicht werden kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Ferner ergibt sich durch eine derartige Verfahrenskonzentration eine ungleich bessere Beurteilungsgrundlage hinsichtlich der im Rahmen der Entscheidung nach § 57 StGB zu prüfenden kriminalprognostischen Faktoren als bei einer vorgezogenen Einzelfallprognose hinsichtlich nur einer zu vollstreckenden Strafe. In aller Regel lässt sich zu einem derart frühen Zeitpunkt, solange noch eine Anschlussvollstreckung bevorsteht, nicht hinreichend sicher beurteilen, ob eine Strafaussetzung - ob zum 1/2- oder zum 2/3-Zeitpunkt sei dahin gestellt - verantwortet werden kann. Diese Erwägung gilt umso mehr für Halbstrafengesuche gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB, da die Entscheidung hierüber eine umfassende Gesamtwürdigung nicht nur der Tat und der Persönlichkeit des Verurteilten, sondern insbesondere auch seiner Entwicklung während des Strafvollzugs voraussetzt. Diese Entwicklung kann hinreichend fundiert erst relativ zeitnah zum Entlassungszeitpunkt beurteilt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Bei dieser Sachlage ist eine isolierte Vorabentscheidung bezüglich einer einzelnen Strafe durch die Strafvollstreckungskammer - auch wenn insoweit ein Halbstrafenantrag gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB gestellt ist - nicht zulässig (so auch KK StPO, 4. Aufl., § 454 b Rdnr. 16).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die vom Senat vertretene Auffassung hat indes nicht zur Folge, dass dem Beschwerdeführer keinerlei Möglichkeit zur Stellung eines Unterbrechungsantrags hinsichtlich der derzeit verbüßten Freiheitsstrafe verbleibt. Der Gesetzgeber hat bei Erlass der Regelung des § 454 b Abs. 2 StPO, welche Halbstrafenanträge gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB nicht erfasst, erkennbar keine abschließende Regelung der Strafunterbrechung schaffen wollen. Anderenfalls verbliebe nämlich bei Anschlussvollstreckungen für § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB praktisch kein Anwendungsbereich mehr (so auch OLG Hamm NStZ 1993, 302/OLG Frankfurt aaO). Hieraus folgt, dass dem Beschwerdeführer die sonstigen Möglichkeiten, auf die Abfolge der Strafvollstreckung mit Anträgen einzuwirken, nach wie vor offen stehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
So bleibt es dem Beschwerdeführer unbenommen, einen Unterbrechungsantrag hinsichtlich der ersten, derzeit vollstreckten Gesamtfreiheitsstrafe an die Vollstreckungsbehörde zu richten, die hierüber im Rahmen ihres Ermessens gemäß § 43 Abs. 4 StrafVollstrO zu entscheiden hat. Gegen die Ermessensentscheidung der Strafvollstreckungsbehörde steht dem Beschwerdeführer gegebenenfalls die Beschwerde gemäß § 21 StrafVollstrO zu, die ihrerseits den Rechtsweg gemäß §§ 23 ff. EGGVG eröffnet (so auch OLG Frankfurt aaO, OLG Hamm aaO, OLG Celle MDR 1990, 176/Wendisch, JR 1990, 212 f); der Beschluss des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 11. Oktober 1990 (Justiz 1990, 472) betraf einen nicht vergleichbaren Sachverhalt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Soweit teilweise in der Rechtsprechung die Auffassung vertreten wird, bei einer ablehnenden Entscheidung der Vollstreckungsbehörde über einen Antrag gemäß § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB sei der Rechtsweg gemäß § 458 Abs. 2 StPO gegeben (so OLG Zweibrücken JR 1990, 211/LG Hamburg MDR 1991, 666), überzeugt dies nach Auffassung des Senats nicht. § 458 Abs. 2 StPO verweist hinsichtlich seines Anwendungsbereichs ausdrücklich auf die Fälle des § 454 b Abs. 1 und 2 StPO. Anträge nach § 57 Abs. 2 Nr. 2 StGB sind jedoch von der Regelung des § 454 b Abs. 2 StPO gerade nicht erfasst.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Bei dieser Sachlage hat die Strafvollstreckungskammer zu Recht den Antrag des Beschwerdeführers als unzulässig verworfen. Der Beschwerdeführer wird - sollte er sein Halbstrafenbegehren weiter verfolgen wollen - zunächst eine Entscheidung der Vollstreckungsbehörde gemäß § 43 StrafVollstrO herbeizuführen haben.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,775
|
lg-freiburg-2003-03-19-4-t-18702
|
{
"id": 131,
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"city": 109,
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"level_of_appeal": "Landgericht"
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|
4 T 187/02
| 2003-03-19T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:16
| 2019-01-17T11:53:44
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Beschwerde der Beteiligten Ziffer 1 wird der Beschluss des Nachlassgerichts Freiburg vom 13.05.2002 (9 GR N 243/00) aufgehoben. Das Nachlassgericht wird angewiesen, der Beteiligten zu Ziffer 1 einen Erbschein auszuteilen, wonach sie auf Grund letztwilliger Verfügung Erbin der Erblasserin geworden ist. Testamentsvollstreckung ist angeordnet.</p>
<p>2. Das Beschwerdeverfahren ist gerichtsgebührenfrei. Gerichtliche Auslagen werden nicht erhoben. Außergerichtliche Auslagen werden nicht erstattet.</p>
<p>3. Der Wert des Beschwerdegegenstandes wird festgesetzt auf EUR 700.000,00.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die am 09.10.2000 verstorbene Erblasserin hat am 06.10.2000 vor den Zeuginnen St. K., S.L. und A.G. ein Testament errichtet, wonach Alleinerbin die Beteiligte Ziffer 1 sein solle. Außerdem wurden verschiedene Vermächtnisse ausgesetzt und Testamentsvollstreckung angeordnet. Frühere letztwillige Verfügungen wurden aufgehoben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Bereits am 16.09.2000 hatte die Erblasserin handschriftlich letztwillig verfügt und die Beteiligte zu 1 als "Erbin" eingesetzt, wobei der Inhalt dieser Verfügung wegen schlechter Leserlichkeit der Handschrift der Erblasserin zwischen den Beteiligten streitig ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Nachlassgericht hat mit der angefochtenen Entscheidung nach Anhörung der Zeuginnen K., L. und G. den Erbscheinsantrag der Beteiligten Ziff. 1 zurückgewiesen. Das Drei-Zeugen-Testament sei nicht wirksam errichtet. Die genannten Zeuginnen hätten ihre Funktion als Urkundsperson offenbar nicht erkannt. Sie hätten sich keine Gedanken darüber gemacht, ob sie möglicherweise vor Entfaltung einer eigenen Beurkundungstätigkeit verpflichtet gewesen seien, zumindest den Versuch zu unternehmen, die Beurkundung einem Notar oder einem Bürgermeister zu überlassen. Sie hätten bereits zwei Tage vor der Errichtung des Drei-Zeugen-Testaments von dem Wunsch der Erblasserin erfahren, ein Testament errichten zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt hätte ohne weiteres die Möglichkeit bestanden, mit einem Notar des Notariats Freiburg einen Termin zur Beurkundung eines Testaments am darauffolgenden Freitag zu vereinbaren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Soweit die Antragstellerin ihren Erbscheinsantrag hilfsweise auf die letztwillige handschriftliche Verfügung vom 16.09.2000 gestützt hat, ist das Nachlassgericht zu der Überzeugung gelangt, dass die Erblasserin die Beteiligte zu 1 nicht als Alleinerbin eingesetzt habe. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Begründung der angefochtenen Entscheidung Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Kammer hat durch den beauftragten Richter die Zeuginnen K., L. und G. vernommen. Außerdem hat sie eine Stellungnahme des sachverständigen Zeugen Dr. J. O. vom 23.02.2003 eingeholt. Der Zeuge war behandelnder Arzt. Die Stellungnahme ist den Beteiligten bekannt gegeben worden. Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Akten Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Beschwerde der Beteiligten Ziffer 1 ist zulässig und begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
1. Nach § 2250 Abs. 2 BGB kann jemand, der sich in so naher Todesgefahr befindet, dass voraussichtlich auch die Errichtung eines Testaments nach § 2249 BGB nicht mehr möglich ist, das Testament durch mündliche Erklärung vor drei Zeugen errichten. Von dieser Möglichkeit hat die Erblasserin vorliegend wirksam Gebrauch gemacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Bereits dem Wortlaut der genannten Vorschrift lässt sich entnehmen, dass schon das objektive Vorliegen der beschriebenen Todesgefahr dem Erblasser die Möglichkeit eröffnet, nach der genannten Vorschrift zu testieren. Nichts anderes besagt auch die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BGHZ 3, 372, 376, 377). In der angegebenen Entscheidung führt der Bundesgerichtshof aus, dass in zahlreichen, wenn nicht in den meisten Fällen der Errichtung eines Nottestamentes der Tod des Erblassers binnen so kurzer Zeit nach der Testamentserrichtung eintreten wird, dass man das Bestehen der nahen Todesgefahr zu dem maßgebenden Zeitpunkt schon nach dem Grundsatz des Anscheinsbeweises wird annehmen können. Wenn eine nahe Todesgefahr, die im Augenblick der Testamentserrichtung wirklich vorhanden ist, vorübergeht, ohne zum Tod zu führen, also in einem späteren Zeitpunkt nicht mehr besteht, so wird nach den überzeugenden Ausführungen des Bundesgerichtshofes dadurch die Tatsache, dass sie zu dem früheren Zeitpunkt bestanden hat, nicht nachträglich beseitigt. Das ist selbstverständlich und brauchte vom Gesetzgeber nicht ausdrücklich hervorgehoben zu werden. Die in § 2250 Abs. 3 Satz 2 BGB angeordnete entsprechende Anwendung von § 2249 Abs. 2 BGB hat also einen Sinn nur dann, wenn neben dem Vorliegen einer wirklich nahen Todesgefahr auch die bloße Besorgnis einer solchen als Voraussetzung für die gültige Errichtung eines Nottestamentes ausreicht (BGH aaO. S. 376). Dementsprechend hat das Reichsgericht in einer sachlich nicht überholten Entscheidung vom 06.03.1943 im unmittelbaren Anwendungsbereich des Nottestamentes vor einem Bürgermeister zu § 2249 Abs. 2 Satz 2 BGB ausgesprochen, dass das vor ihm errichtete Nottestament auch dann gültig ist, wenn der Bürgermeister zwar selbst nicht die Besorgnis eines vorzeitigen Ablebens des Erblassers hatte, objektiv eine solche Besorgnis jedoch vorgelegen hat (RGZ 171, 27, 28).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Der maßgebliche Zeitpunkt für das Vorliegen der Todesgefahr und für die Beurteilung, ob dann selbst die Errichtung eines Testaments nach § 2249 BGB nicht mehr möglich ist, ist der Zeitpunkt der Testierung. Es kommt nicht darauf an, ob der Erblasser bereits Tage zuvor das Verfahren zur Errichtung eines Nottestaments vor drei Zeugen in Gang gesetzt hat. Der Erblasser ist - mit dem Risiko, dass eine weitere Verzögerung eine letztwillige Verfügung vereitelt - befugt, mit der Errichtung seiner letztwilligen Verfügung beliebig zuzuwarten. Der Erblasser ist nicht gehalten, sich zu einer rechtzeitigen Testierung zu entschließen, um die Errichtung eines Testamentes vor einem Notar oder eines Nottestamentes vor einem Bürgermeister zu ermöglichen. Folglich kommt es nicht darauf an, ob es der Erblasserin bzw. deren Gehilfen durch rechtzeitiges Handeln möglich gewesen wäre, auf den 06.10.2000, dem Zeitpunkt der Errichtung der letztwilligen Verfügung, eine notarielle Beurkundung ihres letzten Willens zu organisieren. Maßgeblich ist vielmehr die Sachlage zum Zeitpunkt der Errichtung des Nottestamentes, d. h. am 06.10.2000.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die Kammer teilt nicht die Besorgnis des Nachlassgerichts, dass hierdurch die Möglichkeit eröffnet werde, die grundsätzlich strengen Formvorschriften, die für das Recht der Testamentserrichtung gälten, ohne Not in einem weiten Bereich außer Kraft zu setzen. Bereits für den Regelfall stehen dem Erblasser zwei Formen der ordentlichen Testamentserrichtung zur Verfügung (vgl. § 2231 BGB). Die Möglichkeit, nach § 2047 BGB zu testieren, zeigt, dass der Gesetzgeber neben der qualitativ hochwertigen Form der Errichtung einer letztwilligen Verfügung vor dem Notar auch andere Formen toleriert, die den vom Nachlassgericht hervorgehobenen Bedürfnissen der Sicherheit des Rechtsverkehrs und dem Schutz der Interessen eines Erblassers und der möglichen Erben unter Umständen nur maßvoll gerecht werden. Folglich stehen dem Erblasser in den tatbestandlich beschriebenen besonderen Situationen der §§ 2249 und 2250 BGB besondere Formen der Errichtung einer letztwilligen Verfügung zur Verfügung mit den damit notwendig verbundenen Risiken, die der Erblasser bzw. die von ihm vorgesehenen Erben zu tragen haben, wenn es nicht zu der wirksamen Errichtung der beabsichtigten letztwilligen Verfügung mit dem ins Auge gefassten Gehalt kommt. Dass der Erblasser, um in den Genuss der Möglichkeit einer Errichtung einer letztwilligen Verfügung nach § 2250 BGB zu kommen, mit der Errichtung des Testaments zuwartet, ist hinzunehmen. Missbrauch hierdurch ist nicht zu befürchten, da der Erblasser mit erheblichem eigenen Risiko handelt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
2. Der sachverständige Zeuge Dr. O. hat berichtet, dass die Erblasserin wegen eines im Oktober 1999 diagnostizierten Ovarialkarzinoms behandelt worden sei. Schon im Februar 2000 hätten sich erste Hinweise auf ein Fortschreiten der Erkrankung ergeben. Deshalb sei die Intensität der Chemotherapie zurückgenommen und im August 2000 auf eine niedriger dosierte Chemotherapie in Form von Tabletteneinnahme umgestellt worden. Dies bedeutet, dass der Arzt bereits damals von einem irreversiblen Vorgang überzeugt war. Der sachverständige Zeuge hat des weiteren berichtet, dass die Erblasserin noch bis zum 19.09.2000 in der Lage gewesen sei, ihn in seiner Praxis aufzusuchen. Danach sei eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes aufgetreten, so dass sie ihr Haus nicht mehr habe verlassen können. Zu diesem Zeitpunkt sei die Tumorerkrankung deutlich fortschreitend mit deutlichem Kräfteverfall bei vollständiger Appetitlosigkeit gewesen. Spätestens Ende September 2000 sei die Patientin vollständig bettlägerig gewesen. Seit dem 05.10.2000 sei eine weitere Verschlechterung mit zunehmenden Schmerzen und weiterem Kräfteverfall eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt sei die Patientin moribund gewesen, d. h. das Ableben der Patientin sei zu erwarten gewesen, wobei aus medizinischer Sicht der Zeitpunkt des zu erwartenden Ablebens in Stunden nicht anzugeben sei. Aus Sicht des sachverständigen Zeugen ist bereits am 06.10.2000 jederzeit mit dem Ableben der Patientin zu rechnen gewesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Diesen Eindruck haben auch die vom Berichterstatter der Kammer gehörten Zeuginnen bestätigt. Die Kammer folgt deshalb den überzeugenden Ausführungen des sachverständigen Zeugen Dr. O. Da bei der Errichtung des Testaments am 06.10.2000 um 10:30 Uhr jederzeit mit dem Ableben der Erblasserin zu rechnen war, bestand damals objektiv die Gefahr, dass sie vor Hinzuziehung eines Notars, der nach den Ausführungen des Nachlassgerichts bei einer Anforderung am Vormittag des 06.10.2000 noch am selben Tag, einem Freitag, die Beurkundung vorgenommen hätte, versterben würde. Dass innerhalb des genannten Zeitraumes ein Bürgermeister oder eine nach den gesetzlichen Vorschriften zu seiner Vertretung befugte Person (vgl. § 2249 Abs. 5 BGB) zur Beurkundung des Nottestamentes eintreffen würde, ist auszuschließen und wird auch vom Nachlassgericht nicht angenommen. Ohnehin war stündlich mit dem Ableben der Erblasserin zu rechnen, weshalb zum maßgeblichen Zeitpunkt der Testamentserrichtung eine anderweitige, vom Gesetz vorgesehene Testiermöglichkeit nicht mehr gegeben war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
3. Weitere Bedenken gegen die Gültigkeit des Testamentes sind nicht ersichtlich, von keinem der Beteiligten vorgetragen und auch vom Nachlassgericht nicht erörtert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
4. Der Wert des Beschwerdegegenstandes bestimmt sich nach dem Nettonachlasswert. Die Entscheidung beruht im Übrigen auf den §§ 131 KostO, 13 a FGG.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,776
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lg-freiburg-2003-03-19-4-t-2003
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"id": 131,
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|
4 T 20/03
| 2003-03-19T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:17
| 2019-01-17T11:53:44
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die sofortige Beschwerde des Beteiligten Ziffer 1 sowie die Anschlussbeschwerde des Beteiligten Ziffer 3 wird der Beschluss des Amtsgerichts Staufen wie folgt geändert:</p>
<p>1. Der Beteiligte Ziffer 3 hat es zu unterlassen, in seiner Wohnung, F. 37 in B. Schlagzeug zu spielen</p>
<p>a) Montag bis Freitag zwischen 20.00 Uhr und 9.00 Uhr</p>
<p>b) Montag bis Freitag zwischen 13.00 Uhr und 15.00 Uhr</p>
<p>c) Samstags, Sonntags und Feiertags ganz.</p>
<p>2. Von Montag bis Freitag einer Woche - mit Ausnahme von Feiertagen - darf der Beteiligte Ziffer 3 nicht länger als 2 Stunden pro Tag, davon 1 Stunde vormittags, d.h. vor 13.00 Uhr und 1 Stunde nachmittags, d. vh. ab 15.00 Uhr spielen.</p>
<p>3. Dem Beteiligten Ziffer 1 wird für den Fall der Zuwiderhandlung gegen die Verpflichtung aus Ziffer 1 und 2 der Beschlussformel ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 20.000,-- EUR, für den Fall der Uneinbringlichkeit Ordnungshaft bis zu 2 Monaten angedroht.</p>
<p>Die weitergehenden Rechtsmittel werden zurückgewiesen.</p>
<p>2. Die Gerichtskosten haben der Beteiligte Ziffer 1 und der Beteiligte Ziffer 3 je ½ zu tragen. Außergerichtliche Auslagen werden nicht erstattet.</p>
<p>3. Der Wert des Beschwerdegegenstandes wird auf EUR 5.000,00 festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Beteiligten sind Wohnungseigentümer einer Anlage, die aus zwei Wohnungen besteht. Sie streiten über die Befugnis des Beteiligten Ziffer 3, in der Wohnung Schlagzeug zu spielen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Antragsteller tragen vor, der Beteiligte Ziffer 3 spiele zu unterschiedlichsten Tageszeiten zwischen 9.00 Uhr und 22.30 Uhr, manchmal sogar bis spät in die Nacht, Schlagzeug, teilweise mit Musikbegleitung. Das Spiel verursache ohrenbetäubenden Lärm, welcher das ganze familiäre Zusammenleben störe und ein normales Leben in der Wohnung nicht mehr ermögliche.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Beteiligte Ziffer 1 trägt vor, da er ausschließlich nachts in einem Sicherheitsdienst arbeite, sei er auf morgendliche Ruhe besonders angewiesen. Diese werde durch die Musikausübung seitens des Beteiligten Ziffer 3 gestört. Selbst Oropax helfe nicht, da die Vibration des Basses im ganzen Körper zu spüren sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Demgegenüber trägt der Antragsgegner vor, er sei Berufsmusiker. Durch die Arbeitszeitgestaltung seiner Berufstätigkeit könne er - außerhalb der Ferien - nur morgens üben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Mit der angefochtenen Entscheidung, auf deren Inhalt Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht dem Antrag des Antragstellers teilweise stattgegeben. Hiergegen richtet sich die rechtzeitig eingelegte sofortige Beschwerde des Beteiligten Ziffer 1, mit welcher er die erstinstanzlich gestellten Anträge weiter verfolgt und sein Vorbringen vertieft. Der Beteiligte Ziffer 3 ist der sofortigen Beschwerde mit Ausführungen, auf welche Bezug genommen wird, entgegengetreten und hat in einem weiteren Schriftsatz vom 06.03.2003 die Auffassung vertreten, dass es notwendig sei, für die Schulferienzeiten eine andere Regelung zu finden, als im Beschluss des Amtsgericht Staufen festgelegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schriftsätze der Beteiligten Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Kammer hat die Beteiligten durch den beauftragten Richter mündlich angehört.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die sofortige Beschwerde des Beteiligten Ziffer 1 sowie das Anschlussrechtsmittel des Beteiligten Ziffer 3 sind jeweils teilweise begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
§ 14 Nr. 1 WEG bestimmt, dass jeder Wohnungseigentümer verpflichtet ist, von im Sondereigentum stehenden Gebäudeteilen sowie von dem gemeinschaftlichen Eigentum nur in solcher Weise Gebrauch zu machen, dass dadurch keinem der anderen Wohnungseigentümer über das bei einem geordneten Zusammenleben unvermeidliche Maß hinaus ein Nachteil erwächst. Das Musizieren innerhalb der eigenen Wohnung ist Bestandteil eines sozial üblichen Verhaltens und Element der Zweckbestimmung einer Wohnanlage. Es darf zwar auf bestimmte Zeiten und einen bestimmten Umfang beschränkt, nicht jedoch insgesamt verboten werden. In welchem Umfang danach die Ausübung von Musik verboten ist, richtet sich nach den Umständen des Einzelfalles. Handelt es sich z.B. um eine Anlage mit älteren ruhebedürftigen Personen (Seniorenwohnanlage), wird ein größeres Maß an Rücksichtnahme seitens der musizierenden Bewohner erwartet, als dies bei einer Wohnungseigentümergemeinschaft mit überwiegend jüngeren Mitgliedern der Fall ist. Weitere zu berücksichtigende Gesichtspunkte sind die baulichen Gegebenheiten, z.B. Abstand der einzelnen Wohnungen zueinander, Hellhörigkeit im Gebäude, Vorhandensein von Schallschutzmaßnahmen, der Pegel der Umgebungsgeräusche sowie die Art des Musizierens (BGHZ 139, 289). Ein generelles Verbot der Musikausübung, wie vom Beteiligten Ziffer 1 gewünscht, ist demnach nicht rechtens (vgl. auch BayObLG NJW-RR 1986, 500, 501). Sind bei Musizieren mit Instrumenten trotz schalldämmender Maßnahmen Geräuschbelästigungen in benachbarten Wohnungen nicht völlig auszuschließen, steht das Interesse des einen Wohnungsinhabers an der Musikausübung dem des anderen an ungestörter Ruhe gegenüber. Erforderlich ist demnach eine Abwägung der beteiligten Interessen im Einzelfall. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Ausübung von Musik einen wesentlichen Teil des Lebensinhaltes bilden und von erheblicher Bedeutung für die Lebensfreude sein kann und dass das Musizieren in der eigenen Wohnung zum Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit zu rechnen ist. Andererseits muss beachtet werden, dass die eigene Wohnung die Möglichkeit zum Leben mit der Familie, zur Entspannung und Erholung und zur häuslichen Arbeit eröffnen, mithin auch die jeweils notwendige, von Umweltgeräuschen möglichst ungestörte Ruhe bieten soll. Auch das darauf gerichtete Interesse darf nicht gering veranschlagt und nicht demjenigen an der Ausübung von Hausmusik von vornherein untergeordnet werden (BayObLG aaO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Demgegenüber darf bei der Gewichtung der beteiligten Interessen nicht auf die besonderen individuellen Verhältnisse der jeweiligen Bewohner abgestellt werden. Vielmehr kommt es auf die dargestellten objektiven, aus den Eigenschaften der Wohnungseigentumsanlage resultierenden Besonderheiten des Einzelfalles an. Andernfalls würde die Sicherheit und die Vorausberechenbarkeit in den Rechtsbeziehungen der Wohnungseigentümer untereinander in nicht hinnehmbarer Weise beeinträchtigt. Deswegen ist vorliegend nicht von Bedeutung, dass der Beteiligte Ziffer 3 vorträgt, als Berufsmusiker auf die von ihm beanspruchten Übungsstunden angewiesen zu sein (vgl. BayObLGZ 1985, 104).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Dem korrespondiert, dass das besondere, tagsüber gegebene Ruhebedürfnis des Beteiligten Ziffer 1 für das Verhältnis der Wohnungseigentümer untereinander nicht von wesentlicher Bedeutung ist. Dies schon deshalb, weil auch die weiteren Beteiligten zur Nutzung des Sonder- und Gemeinschaftseigentums berechtigt sind, ohne durch die besonderen Wünsche und Empfindlichkeiten der Beteiligten Ziffer 1 und 3 gehindert zu sein. In derselben Weise ist auch die besondere gesundheitliche Empfindlichkeit des Beteiligten Ziffer 1 zu bewerten und zu gewichten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Allerdings ist die Kammer der Auffassung, dass sich die von einem Schlagzeug ausgehende, nach den zutreffenden Darlegungen des Beteiligten Ziffer 3 gerichtsbekannte Geräuschentwicklung von musikalischen Darbietungen anderer Art durchaus in rechtserheblicher Weise unterscheidet; dies nicht nur hinsichtlich der Lautstärke, sondern auch der besonderen Art der sich in den Wänden eines Hauses fortsetzenden Rhythmik. Der Antragsteller Ziffer 3 hat das von ihm benutzte Schlagzeug glaubhaft beschrieben. Hiervon gehen Auswirkungen aus, die nicht vergleichbar sind mit beispielsweise dem Spiel eines Klaviers oder von Saiteninstrumenten. Unter Berücksichtigung des unstreitigen Umstandes, dass das von den Beteiligten Ziffer 1 bis 4 bewohnte Haus relativ schlecht schallisoliert ist, hält die Kammer eine ansonsten tolerierte maximale Dauer von 3 Stunden täglichen Musizierens nicht für zumutbar. Die von den Beteiligten Ziffer 3 und 4 an die Rechtsvorgänger der Beteiligten Ziffer 1 und 2 übergebene Information zu Übezeiten Schlagzeug/Hausmusik, die ohnehin, wie sich herausgestellt hat, keine Vereinbarung der damaligen Beteiligten wiedergibt und abgesehen hiervon nicht bindend wäre (vgl. § 10 Abs. 2 WEG) und die auch nicht einen vorherigen Beschluss sämtlicher Wohnungseigentümer wiedergibt, wird den berechtigten Interesse der Beteiligten Ziffer 1 und 2 sowie auch 4 an der Abwehr von Geräuschimmissionen nicht gerecht. Die Kammer vertritt vielmehr die Auffassung, dass lediglich pro Tag ein insgesamt zweistündiges Musizieren mit Schlagzeug zumutbar ist. Wegen der besonderen Intensität der Geräuscheinwirkung ist das Musizieren jeweils zu 1/2 auf die Tageshälften zu verteilen. Dies gilt, wie vom Amtsgericht angeordnet, für Werktage ohne Samstage. Für Samstage und Sonntage nimmt auch der Beteiligte Ziffer 3 keine Rechte auf Musikausübung in Anspruch.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
2. Der Beteiligte Ziffer 3 hat zwar bei der mündlichen Anhörung durch den beauftragten Richter lediglich die Zurückweisung der sofortigen Beschwerde des Beteiligten Ziffer 1 beantragt. Schriftsätzlich hat er jedoch am 06.03.2003 dargelegt, dass es erforderlich sei, für die Schulferienzeiten eine andere Regelung zu finden. Dies stellt eine im Wohnungseigentumsverfahren statthafte Anschlussbeschwerde dar. Eines förmlichen Antrages bedarf es hierzu nicht (vgl. auch BGHZ 95, 118, 124 f). Die Anschlussrechtsbeschwerde hat aus den dargelegten Gründen Erfolg. Eine Unterscheidung zwischen Schulferienzeiten und anderen Zeiten ist, da es auf die besonderen persönlichen Verhältnisse der Beteiligten Ziffer 1 und 3 nicht wesentlich ankommt, nicht gerechtfertigt. Vielmehr hat es auch insoweit bei der allgemeinen, im einzelnen dargestellten Regelung zu verbleiben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
3. Die Entscheidung beruht im übrigen auf den §§ 890 Abs. 2 ZPO, 47 WEG.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,774
|
olgstut-2003-03-18-1-u-8102
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"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
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|
1 U 81/02
| 2003-03-18T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:16
| 2019-02-12T12:16:48
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>I.</p>
<p>Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 14. Juni 2002 - 15 O 425/99 - teilweise abgeändert und wie folgt neu gefasst:</p>
<p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger ein Schmerzensgeld in Höhe von 100.000 Euro nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 16. Dezember 1999 zu bezahlen.</p>
<p>2. Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, dem Kläger allen materiellen Schaden zu ersetzen, der diesem aus dem am 10. Juli 1990 im K. ... (Name) S. ... (Ort) durchgeführten Eingriff entstanden ist und künftig noch entstehen wird, soweit die Ansprüche nicht auf Sozialversicherungsträger oder sonstige Dritte übergegangen sind oder übergehen werden.</p>
<p>II.</p>
<p>Im übrigen werden die Klage abgewiesen und die weitergehende Berufung zurückgewiesen.</p>
<p>III.</p>
<p>Von den Kosten des Rechtsstreits im ersten Rechtszug tragen der Kläger 39 %, die Beklagte 61 %. Von den Kosten des zweiten Rechtszugs tragen der Kläger 37 %, die Beklagten 63 %. Von den durch die Nebenintervention verursachten Kosten trägt der Kläger 37 %, im übrigen tragen die Nebenintervenienten ihre Kosten selbst.</p>
<p>IV.</p>
<p>Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Der Kläger und die Beklagte können die Vollstreckung jeweils gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht der Kläger und die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leisten.</p>
<p>Streitwert der ersten Instanz: 204.516,75 Euro</p>
<p>Streitwert der Berufung: 199.516,75 Euro</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Kläger verlangt von der Beklagten als Trägerin des K. ... (Name) in S. ...(Ort) neben der Feststellung ihrer Verpflichtung zum Ersatz von materiellen Schäden Schmerzensgeld, weil er dort während seines stationären Aufenthalts vom 5. Juli bis 31. Juli 1990 wegen eines Hirntumors fehlerhaft ärztlich behandelt worden sei.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Der am 30.4.1954 geborene Kläger kam am 3. Juli 1990 wegen Sehbeschwerden zur Computertomographie in die radiologische Praxis der Streithelfer. Hier wurde eine intracerebrale Raumforderung befundet, die von der Lokalisation als "linkshirnig occipital paramedian" beschrieben wurde. Die Art des Tumors beurteilten die Radiologen mit großer Wahrscheinlichkeit als einen hirneigenen Tumor vom Typ eines Glioblastoms, weniger wahrscheinlich sei das Bild differentialdiagnostisch einem zentral eingeschmolzenen Meningeom oder einer Metastase zuzuordnen. Mit diesem Befund wurde der Kläger im K. ... (Name) S. ... (Ort) stationär aufgenommen und am 10. Juli 1990 operiert, der radiologischen Auswertung entsprechend mit einem Zugang über die linke Schädelseite. Die operierenden Ärzte fanden dort keinen Tumor. Eine Inspektion im Hirn zeigte regelrechtes Hirngewebe. Eine erst danach durchgeführte Ultraschalluntersuchung (Sonographie) deckte auf, dass der Tumor rechtsseitig gelegen war und den Streithelfern bei der Beschriftung der Computertomographie eine Seitenverwechslung unterlaufen war. Der Operateur resezierte deshalb die Falx (Zwischenwand zwischen rechtem und linkem Gehirn) und entfernte auf diesem Weg einen Teil des Tumorgewebes. Eine vollständige Entfernung war auf diesem Zugangsweg nicht möglich.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Bei der histologischen Untersuchung wurde die Diagnose eines angiomatösen Meningeoms gestellt. In der Folgezeit nach der Operation stellten sich beim Kläger eine verstärkte Sehstörung, insbesondere eine Hemianopsie nach rechts, sowie eine Lähmung und Gefühlsstörungen im rechten Bein ein. Im Zuge der weiteren Nachbehandlung wurde der Kläger am 31. Juli 1990 in eine Reha-Klinik verlegt, die am 1. und 2. August 1990 eine computertomographische Kontrolle durchführte und die Restgeschwulst feststellte. Am 8. August 1990 wurde der Kläger wieder in das K. ...(Name) zurückverlegt. Die dortigen Befunde zeigten eine gewisse Besserungstendenz, so dass mit dem Kläger eine Folgeoperation unter Eröffnung der rechten Schädeldecke vereinbart wurde, die am 11. September 1990 stattfand. Im Rahmen weiterer Kontrollen begründeten bereits 1992 die Kontroll-CT-Bilder den Verdacht eines erneuten Tumorwachstums (Rezidiv). Seit 1995 ist eine Vergrößerung nicht eingetreten. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Feststellungen im Urteil des Landgerichts verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Das Landgericht Stuttgart hat die Beklagte zur Zahlung von Schmerzensgeld in Höhe von 5.000 Euro nebst Zinsen verurteilt, die Klage im übrigen abgewiesen. Behandlungsfehlerhaft sei, dass die Entfernung des rechtsseitigen Tumors am 10. Juli 1990 von der linken Seite aus anstatt durch Eröffnung der rechten Schädeldecke durchgeführt worden sei. Als Folge des Behandlungsfehlers sei eine zweite Operation nötig gewesen. Weitere gesundheitliche Schäden seien dem Kläger durch diesen Behandlungsfehler nicht entstanden. Auch andere Behandlungsfehler seien nicht ersichtlich.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Mit seiner Berufung greift der Kläger diese Beweiswürdigung des Landgerichts an. Das Landgericht habe den medizinischen Sachverhalt nicht hinreichend aufgeklärt. Es habe die Ausführungen des gerichtlichen Sachverständigen falsch gewichtet, weil es das Verhalten der Operateure in unzulässiger Verkürzung nur daraufhin überprüft habe, ob deren Vorgehen angesichts des computertomographischen Befundes der Streithelfer aus ärztlicher Sicht nicht mehr nachvollziehbar sei. Die eigentliche Frage, ob die Behandlung beim operativen Eingriff vom 10. Juli 1990 überhaupt unter Beachtung der zum damaligen Zeitpunkt allgemein anerkannten Regeln der medizinischen Wissenschaft durchgeführt worden sei, sei dabei aus dem Blickfeld geraten. Ein Behandlungsfehler liege - neben dem vom Landgericht bejahten Fehler - zum einen darin, dass die Ärzte der Beklagten unabhängig von der von den Streithelfern gestellten Diagnose präoperativ eigene, weitergehende Befunde hätten erheben müssen, bei denen die Lage des Tumors erkannt und folglich die Seitenverwechslung vermieden worden wäre. Zum anderen hätte während der Operation das vorhandene Ultraschallgerät vor einer invasiven Inspektion in die Tiefe des gesunden Gehirns zum Einsatz kommen müssen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Darüber hinaus hat der Kläger in der Berufungsinstanz erstmals die Aufklärungsrüge erhoben. Seine Einwilligung zur Operation habe sich nur auf die Schädelöffnung an der Stelle bezogen, wo der Tumor festgestellt worden war. Die Einwilligung zur Operation an einer anderen, falschen Stelle habe er nicht erteilt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Der Kläger beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 14. Juni 2002 - Aktenzeichen 15 O 425/99 - abzuändern und</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>die Beklagte zu verurteilen, an ihn ein über den zugesprochenen Betrag hinaus gehendes Schmerzensgeld in Höhe von mindestens weiteren 173.952,15 Euro nebst 5 % Zinsen über den Basiszinssatz hieraus seit Rechtshängigkeit zu bezahlen;</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, dem Kläger allen materiellen Schaden zu ersetzen, der diesem aus dem am 10. Juli 1990 im K. ... (Name) S. ... (Ort) durchgeführten Eingriff entstanden ist und künftig noch entsteht, soweit die Ansprüche nicht auf Sozialversicherungsträger oder sonstige Dritte übergegangen sind oder übergehen werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Die Beklagte und die Streithelfer beantragen,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>die Berufung zurückzuweisen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Sie halten an ihrem erstinstanzlichen Vortrag fest.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Wegen des übrigen Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schriftsätze sowie auf das Vorbringen in den verschiedenen mündlichen Verhandlungen Bezug genommen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Der Senat hat zu den in der Berufung weiter verfolgten Behandlungsfehlervorwürfen ein ergänzendes mündliches Sachverständigengutachten eingeholt, das wiederum Prof. Dr. B. ... (Name), Direktor der neurochirurgischen Universitätsklinik D. ... (Ort), erstattet hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Wegen der weiteren Einzelheiten des Ergebnisses seines Gutachtens wird auf Blatt 174 ff. d.A. verwiesen.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Die Berufung des Klägers ist überwiegend begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Dem Kläger steht gegen die Beklagte ein weitergehender Anspruch aus §§ 831 Abs. 1, 847 Abs. 1 BGB a.F. auf Zahlung von Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 100.000,- Euro zu. Außerdem haftet die Beklagte für vergangene und zukünftige materielle Schäden, die auf das fehlerhafte Vorgehen der Ärzte des K. ... (Name) dessen Träger die Beklagte ist, bei der Vorbereitung und Durchführung der Operation des Klägers wegen eines Hirntumors am 10. Juli 1990 zurückzuführen sind.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Die Operation des Klägers am 10. Juli 1990 war in drei Punkten behandlungsfehlerhaft:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Notwendige präoperative Befunde wurden nicht erhoben (A.). Während der Operation wäre es weiter geboten gewesen, vor der Exploration in die Tiefe der gesunden linken Hirnhälfte das vorhandene Sonographie-Gerät einzusetzen. (B.). Auch hätte für die Entfernung des auf der rechten Seite des Gehirns gelegenen Meningeoms nicht der Zugang über die Falx gewählt werden dürfen (C.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Die Feststellungen des Senat beruhen auf den klaren, nachvollziehbaren, widerspruchsfreien und daher überzeugenden Ausführungen des Sachverständigen Prof. Dr. B. ... (Name). Die schriftlichen und mündlichen Darlegungen des Sachverständigen sind ersichtlich von Sachkunde getragen. Der Senat ist von ihrer Richtigkeit überzeugt und legt sie der Bewertung des Behandlungsgeschehens im folgenden zu Grunde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>A. Die Ärzte der Beklagten haben es vor der Operation des Klägers am 10. Juli 1990 fehlerhaft unterlassen, weitere Befunde, die zur Sicherstellung des Operationserfolgs und der Reduzierung des Operationsrisikos geboten waren, zu erheben. Ohne sichere Artdifferenzierung durfte die Operation nicht erfolgen. Man musste die Beiziehung der Gefäßleiter zum Tumor klären (SV Bl. 177 ff. d.A.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Zur Erlangung differentialdiagnostischer Erkenntnisse hinsichtlich der Art des Tumors hätte zur Vorbereitung der Operation entweder zunächst eine Untersuchung des Gehirns mittels Kernspin erfolgen müssen, um nach deren Ergebnis dann über die Notwendigkeit einer Angiographie zu entscheiden. Bei Verzicht auf eine Kernspinuntersuchung war auf jeden Fall eine Angiographie unverzichtbar.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Sowohl bei der Kernspinuntersuchung als auch bei der Angiographie wäre erkannt worden, dass der Tumor sich nicht, wie von den Streithelfern beschrieben, auf der linken, sondern der rechten Seite befand. Dann wäre die linksseitige Öffnung der Dura mit all den Weiterungen auf der vergeblichen Suche nach einem linkshirnigen Tumor unterblieben und insbesondere die dadurch verursachte Sehbehinderung vermieden worden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>1. Wie der Sachverständige Prof. Dr. B. ... (Name) überzeugend dargelegt hat, entsprach im Jahr 1990 die Durchführung einer Kernspinuntersuchung wie auch die Durchführung einer Angiographie zur Erlangung differential-diagnostischer Erkenntnisse zur Tumorart dem Standard der Neurochirurgie zumindest an Universitätskliniken und Kliniken mit entsprechender Maximalversorgung wie dem Klinikum, dessen Träger die Beklagte ist.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Eine Kernspinuntersuchung konnte hinsichtlich der Tumorart ggf. weitere Informationen bringen, da hier das seitliche Bild die Beziehungen zum Hirn besser dargestellt hätte (schriftliches Gutachten S.22). Die Tumorart hätte, so der Sachverständige, möglicherweise mit Hilfe eines Kontrastkernspintomogramm bereits erkannt werden können. Eine Angiographie war jedoch nach Ansicht des Sachverständigen (Bl. 178, 179 d.A.), auch bei einem vorangegangenen Kernspin, bei dem Irrtümer möglich sind, der sichere Weg.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Angesichts der hinsichtlich der Tumorart nicht eindeutigen Aussage der Computertomographie und deren Auswertung durch die Streithelfer, wonach es sich mit "großer Wahrscheinlichkeit", aber nicht sicher um ein Glioblastom handelte, differentialdiagnostisch aber auch ein zentral eingeschmolzenes Meningeom in Erwägung gezogen werden musste, war deshalb jedenfalls eine Angiographie geboten, und zwar für den Ausschluss eines Meningeoms (mündliche Ergänzungen Bl. 177 d.A.). Dem schließt sich der Senat an.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Die differentialdiagnostische Abklärung zur Artdifferenzierung des Tumors war vor der Operation geboten. Denn die Möglichkeit eines Meningeoms durfte auch dann nicht außer acht gelassen werden, wenn nach dem CT ein Tumor aus der Gliomreihe wahrscheinlicher war (Bl. 177 d. A). Anhand der Computertomographie konnte hinsichtlich der Tumorart im Vorfeld keinerlei abschließende Wertung in die eine oder andere Richtung vorgenommen werden (Bl. 73 d.A., Bl. 174 d.A.). Wegen der teilweise unscharfen Abgrenzung zum Hirn musste ein hirneigener Tumor (sog. Gliom oder Glioblastom) ebenso bedacht werden wie andererseits ein Meningeom nicht ausgeschlossen werden konnte (S. 17 schriftliches Gutachten). Dieser Tumor, der histologisch später festgestellt wurde, ist eine nicht hirneigene, gutartige, langsam wachsende Geschwulst, die von den Gehirnhäuten (Dura mater), die die Gehirnoberfläche bedecken, ausgeht und das Gehirn allmählich durch langsames Wachstum verdrängt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Da die Möglichkeit bestand, dass der Tumor ein Meningeom war, war - wie der Sachverständige in Übereinstimmung mit dem vom Kläger beauftragten Privatgutachter Prof. Dr. A. ... (Name) nachvollziehbar und widerspruchsfrei dargelegt hat (vgl. S. 22 schriftliches Gutachten, Bl. 175 d.A.) - die präoperative Analyse der Gefäßversorgung und der venösen Abflusswege mittels Angiographie indiziert, um diese genau zu kennen und in die Operationsplanung einbeziehen zu können. Die Angiographie war auch notwendig, um das Ausmaß möglichen Tumoreinwachsens (Grenze zwischen Tumor und umgebenden Hirngewebe) zu untersuchen (Bl. 74 d.A.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Mit diesen Ausführungen hat sich der Sachverständige nicht in Widerspruch zu seiner Äußerung in der Sitzung vom 27.3.2002 (Protokoll S. 3 unten) gesetzt, wonach es im "Ermessen des Operateurs" liege, ob er weitere Befunde erheben will. Nur dann, wenn der Operateur von der Diagnose "Gliom" ausgehen durfte, konnte er von weiterer Befunderhebung absehen. Die Frage, ob der Operateur die Diagnose Glioblastom zugrunde legen durfte, hat der Sachverständige klar und widerspruchsfrei verneint. Die Möglichkeit eines (tatsächlich vorliegenden) Meningeoms durfte nicht außer Betracht gelassen werden durfte. Da nach der Computertomographie mit einer gewissen Restwahrscheinlichkeit doch ein Meningeom in Betracht kommen konnte, war die Durchführung einer Angiographie für die Ausschlussdiagnostik geboten und unverzichtbar. Der angiographische Befund wurde fehlerhaft unterlassen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Als "Nebenprodukt" (Bl. 74 d.A.) wäre bei der Angiographie erkannt worden, dass der Tumor des Klägers sich nicht, wie von den Radiologen infolge der falschen Beschriftung der Aufnahmen durch die Röntgenassistentin befundet, auf der linken, sondern auf der rechten Seite befand. Das Meningeom wäre mit den Ästen der Blutgefäße im Schädel, insbesonders von der Arteria meningea in zutreffender Lokalisation, dargestellt worden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Neben der Angiographie (und parallel der vorgeschalteten Kernspinuntersuchung) war die Erhebung weiterer präoperativer Befunde wie Gesichtsfelduntersuchung, Nativröntgen und eine elektroencephalographische Untersuchung (Darstellung von Hirnströmen im EEG) nicht medizinisch geboten. Auch insoweit folgt der Senat den schlüssigen Ausführungen des Sachverständigen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>a) Eine nochmalige Ausmessung des Gesichtsfeldes des Klägers hätte ebenso wie Nativröntgen, das im Jahre 1990 ohnehin nur noch selten durchgeführt wurde, hinsichtlich der Art des Tumors keine weiteren Informationen geliefert. Die Gesichtsfeldausfälle, die von der Augenärztin des Klägers, Dr. Z. ... (Name), dokumentiert waren, zeigten eine unklare Situation an. Die Ergebnisse der Augenuntersuchung hinsichtlich Gesichtsfeld und Stauungspapille passten nicht zu dem im CT dargestellten einseitigen raumfordernden Prozess im Großhirn hinten, wobei der CT-Befund primär führend war (S. 20 schriftliches Gutachten; Bl. 175 d.A.) .</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>b) Ein EEG war nicht notwendig, da ihm keine relevante Bedeutung neben den bildgebenden Befunden zukam (Bl. 25 des schriftlichen Gutachtens, Bl. 180 d.A.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>B. Während der Operation hätten die Ärzte vor der schadensträchtigen Exploration im Hirninneren, d.h. vor Koagulation der Hirnoberfläche und Eröffnung der Arachnoidea, um unter hohem Risiko in die Tiefe des gesunden Hirns parallel zur Falx eingehen zu können, das ihnen zur Verfügung stehende Sonographiegerät einsetzen müssen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Bei intraoperativer Ultraschallbildgebung (Sonographie) wird ein etwa 2 cm im Durchmesser großer Schallkopf in steriler Hülle auf die Hirnoberfläche aufgesetzt und gibt Bilder vom Gehirninneren, auf welchen ein Tumor mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geortet werden kann, wie es hier zu einem späteren Zeitpunkt der Operation auch tatsächlich der Fall war.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Nachdem dieses Gerät den Operateuren des K. ... (Name) zur Verfügung stand, hätte es zu einem früheren Zeitpunkt, d.h. vor dem invasiven, mit hohem Gefährdungspotential belasteten Eingriff in das Gehirn zum Einsatz kommen müssen. Der Arzt, der eine bessere und modernere Ausstattung zur Behandlung des Patienten hat, ist ebenso wie derjenige, der über Spezialkenntnisse verfügt, verpflichtet, die Geräte und Fähigkeiten einzusetzen, wenn dadurch die Heilungschancen verbessert und unerwünschte Nebenwirkungen erkannt und abgewendet werden können (BGH NJW 1988, 2949, BGH VersR 1989, 851). Zwar entsprach im Jahre 1990 der routinemäßige Einsatz von Sonographiegeräten bei derartigen Operationen noch nicht dem allgemeinen medizinischen Standard in der Neurochirurgie (S. 21, 25 schriftliches Gutachten). Die Geräte des damaligen Standards reichten auch nicht immer aus, um die gliösen Strukturen des Tumors vom Hirn zu unterscheiden, die in der Sonographie unter Umständen so aussehen konnten, wie das Gehirngewebe selbst. Nachdem die Operateure hier aber den aufgrund der Beschriftung der Computertomographie zu erwartenden Befund eines Tumors an der Hirnoberfläche nicht vorfanden, hätte - unabhängig von der Verwechslung der beiden Hirnseiten durch die Radiologen, die ein Operateur nicht in Betracht ziehen muss, (so der Sachverständige (Bl. 180f) übereinstimmend mit dem Privatgutachter) - vor Spaltung des Gehirns in die Tiefe und vor Präparierung in den gesunden linken Hinterhauptslappen hinein, bei der die Zerstörung von Hirnsubstanz in Kauf genommen wurde, von der Möglichkeit einer nicht invasiven intraoperativen Diagnostik durch Gebrauch gemacht werden müssen. Bei Einsatz des Sonographiegerätes wäre erkannt worden, dass der Tumor des Klägers nicht linkshirnig, sondern auf der rechten Seite lokalisiert war.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Auch insoweit folgt der Senat den eindeutigen und nachvollziehbaren Ausführungen des Sachverständigen. Das Öffnen des Schädels links statt rechts, Folge der fehlerhaften, für die Operateure jedoch nicht aus den Aufnahmen selbst erkennbaren Seitenverwechslung in der Beschriftung des Computertomographie durch die Streithelfer, hat für sich genommen noch zu keiner Schädigung geführt, so der Sachverständige (Bl. 75 d.A.) in Übereinstimmung mit dem Privatgutachter. Der Operateur setzte die Schäden des Klägers jedoch, so der Sachverständige anhand des Operationsberichts eindeutig klarstellend, als er die Hirnoberfläche ca. 1,5 cm parasagittal im occipito-parietalen Bereich" koagulierte und die Arachnoidea eröffnete und dann in die Tiefe parallel zur Falx einging (siehe Operationsbericht Bl. 9 der Behandlungsunterlagen der Beklagten). Durch diese Inspektion in die Tiefe wurde der linke Occipitallappens (Hinterhauptlappens) mit der Sehrinde geschädigt und die motorischen Lähmungen am rechten Bein sowie die sensiblen Sensationen rechts verursacht. Dieser Gesundheitsschaden des Klägers wäre vermieden worden, hätte der Operateur pflichtgemäß das Sonographiegerät auf der Suche dem Tumor eingesetzt. Dabei wäre die Lokalisierung des Tumors erkannt worden, die Exploration in die Tiefe der linken Hirnhälfte wäre unterblieben.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>C. Weiterhin war es behandlungsfehlerhaft, den rechtsseitigen Tumor von der linken Seite aus durch die Falx cerebri zu entfernen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Insoweit nimmt der Senat Bezug auf die Ausführungen des Landgerichts.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>In Übereinstimmung mit dem Privatgutachter hat der Sachverständige überzeugend dargestellt, dass die Operation über diesen Zugang unvollständig bleiben musste, mithin hierdurch zwangsläufig eine zweite Operation vorprogrammiert gewesen ist. Erste Priorität hätte der Verschluss der linken Seite und eine weitere Operation auf der rechten Seite haben müssen, was technisch ohne Verzögerung in einer Narkose und mit weniger Risiko möglich gewesen wäre.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Durch diesen Operationsweg sind jedoch - sieht man von der Notwendigkeit einer erschwerten Zweitoperation mit zweiter Narkose ab - über die durch die fehlerhafte Erstoperation verursachten Schäden hinaus (B.) keine zusätzlichen Gesundheitsschäden hervorgerufen worden. Der Sachverständige hat dies auf Vorhalt der entgegenstehenden Ausführungen des Privatgutachters Prof. Dr. A. ... (Name), wonach durch das Abhalten der linken Hirnhälfte mit einem Spatel Druck ausgeübt werden und weitere Schäden gesetzt worden seien (S. 59 des Privatgutachtens), verneint. Die Folgen, unter denen der Kläger jetzt leidet, sind nach dem Sachverständigen mit ganz hoher Wahrscheinlichkeit bereits durch die Suche in der Tiefe des gesunden Hirns auf der linken Seite hervorgerufen worden (Bl. 183 d. A).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>D. Infolge der Schädigung des linken Occipitallappens (Hinterhauptlappens) unter Zerstörung der linksseitigen Calcarinarinde ist es beim Kläger zu einer homonymen Hemianopsie nach rechts gekommen. Kausal auf die Behandlungsfehler zurückführbar und nicht schicksalshaft-tumorbedingt sind der weitestgehende Ausfall des Gesichtsfeldes des Klägers nach rechts mit einem schmalen Streifen an der Peripherie des oberen Quadranten und einem punktförmigen Bereich und einem schmalen, für sinnvolles Sehen nicht verwertbaren Strich im zentralen Bereich, auch die rechtsseitige Beinlähmung und Gefühlsstörungen am rechten Bein, die unmittelbar nach der ersten Operation stärker waren, sich zwischen-zeitlich aber weitgehend zurückgebildet haben, sind den ärztlichen Fehlern zuzurechnen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>E. Nicht kausal den Behandlungsfehlern zugeordnet werden kann das Auftreten einer Rezidivgeschwulst und das Anfallsleiden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>Selbst wenn der Kläger sofort und nur einmal auf der richtigen rechten Gehirnseite operiert worden wäre, wäre eine Rezidivbildung nicht auszuschließen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>Ebenfalls nicht auf den Behandlungsfehler zurückgeführt werden kann das beim Kläger später eingetretene hirnorganische Psychosyndrom mit einem Anfallsleiden (anfallsartige Sensationen von Seiten der Sehrinde und Auftreten eines Grand mal-Anfalls sowie Vorboten eines Krampfes). Der Sachverständige, hat, für den Senat überzeugend, dargelegt (Bl. 187 d.A.), dass diese später eingetretenen Gesundheitsschäden tumor- und operationsbedingt ununterscheidbar danach, ob der Eingriff auf der rechten oder auf der linken Seite durchgeführt wurde, möglicherweise auch dann eingetreten wären, wenn die Operation direkt auf der richtigen rechten Seite durchgeführt worden wäre.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>Insoweit kommen dem Kläger keine Beweiserleichterungen oder gar eine Umkehr der Beweislast wegen Vorliegens eines groben Behandlungsfehlers zugute. Ein grober Behandlungsfehler liegt nicht vor, weil in der gegebenen Situation weder das Unterlassen einer Angiographie bzw. einer Kernspinuntersuchung noch die Inspektion in die Tiefe des Gehirns eine solche Bewertung rechtfertigen. Ein grober Behandlungsfehler liegt nur dann vor, wenn der Arzt eindeutig gegen bewährte ärztliche Behandlungsregeln oder gesicherte medizinische Erkenntnisse verstoßen und einen Fehler begangen hat, der aus objektiver Sicht nicht mehr verständlich erscheint, weil er einem Arzt schlechterdings nicht unterlaufen darf (BGH VersR 2001, 1116). Angesichts des radiologischen Befundes, der "mit großer Wahrscheinlichkeit" von einem hirneigenen Glioblastom ausging, dessen Resektion anders als die Entfernung des Meningeoms weitere Diagnostik nicht unbedingt verlangte, und angesichts der den Radiologen unterlaufenen Seitenverwechslung, der zufolge sich der Tumor entgegen der Erwartungen des Operateurs nicht an der linken Hirnoberfläche darstellte, bezeichnete der Sachverständige es mehrmals als "nachvollziehbar", dass in dieser besonderen Situation ohne Verdacht einer Seitenverwechslung nach einem hirneigenen Tumor in die Tiefe hinein gesucht wurde (Bl. 24 schriftliches Gutachten). Damit fehlt die Bewertung des medizinischen Vorgehens durch den Sachverständigen als eindeutig fehlerhaft und unverständlich, wie sie eine gerichtliche Einordnung als groben Behandlungsfehler voraussetzt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Soweit der Sachverständige die Fortsetzung der Operation nach Aufdeckung des falschen Zugangs durch die Falx hindurch in die rechte Hirnhälfte als unverständlich bewertet hat, hat er es zugleich als sehr unwahrscheinlich erachtet, dass dadurch weitere Gesundheitsbeeinträchtigungen primär verursacht worden sind.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>F. Bei der Bemessung der Höhe des Schmerzensgeld hat der Senat berücksichtigt, dass hier der Fehler der Radiologen die Kausalkette für die Schädigung des Klägers ausgelöst hat, die durch das nachfolgende Fehlverhalten der Ärzte der Beklagten wegen Außerachtlassung medizinischer Regeln und Sorgfaltspflichten nicht unterbrochen worden ist, und der fatale Ablauf für den Kläger aber nicht nur in einem, sondern verschiedenen Punkten (s. A. und B.) durch ein fehlerfreies Verhalten der Ärzte hätte vermieden werden können. Infolge dieser Kumulation von Fehlern seitens der Ärzte ist - neben der Notwendigkeit einer zweiten Operation mit all ihren Risiken - das Gesichtsfeld des Klägers auf dem linken Auge (nach rechts) eingeschränkt, tumorbedingt zusätzlich auch das Gesichtsfeld des Klägers nach links, mit der Folge, dass der Kläger praktisch in seinem Sehvermögen einem Blinden gleichgestellt werden kann und seiner beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachgehen kann. Ohne die durch die fehlerhafte Operation bedingte linkshirnige Hemianopsie nach rechts wäre der Kläger auch angesichts der durch den Tumor auf der rechten Seite bedingten Hemianopsie nach links mit Hilfe spezieller Trainingsprogramme in der Lage gewesen, wieder zu lesen und am Straßenverkehr teilzunehmen. Das unangenehme Gefühl des Dunkelseins auf der einen Seite, unter dem der Kläger ebenfalls leidet, hätte wegtrainiert werden können. Diese Möglichkeiten bleiben dem Kläger nunmehr ganz verschlossen. Neben den rechtsseitigen motorischen und sensiblen Störungen des Klägers, die sich weitgehend zurückgebildet haben, wiegt diese Beeinträchtigung besonders schwer.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="50"/>G. Die Aufklärungsrüge kann - zumal sie in der Berufungsinstanz erstmals erhoben wurde und ohne Entschuldigungsgründe nach § 531 Abs. 2 S.1 Nr. 3 ZPO nicht zuzulassen ist - nicht durchgreifen. Die Eröffnung des Schädels auf der linken Seite mit den weiteren Folgen war ebenso wie die versuchte Entfernung des Tumors durch die Falx behandlungsfehlerhaft. Über ein Vorgehen, das behandlungsfehlerhaft ist, braucht naturgemäß nicht aufgeklärt zu werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="51"/>H. Hinsichtlich des Zinsausspruchs verbleibt es bei der landgerichtlichen Entscheidung. Eine höhere Verzinsung von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz ist nicht gerechtfertigt. In der für vor dem 01.05.00 fällige Forderungen maßgebenden Fassung der §§ 291 i.V.m. 288 Abs. 1 BGB (vgl. Art. 229 § 1 Abs. 1 S. 3 EGBGB) betrug der gesetzliche Zinssatz 4 %.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="52"/>I. Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 101 ZPO, der Ausspruch über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="53"/>Gründe für die Zulassung der Revision bestehen nicht. Weder hat die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung noch erfordert die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts (§ 543 Abs. 2 ZPO n.F.).</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,768
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15 AR 53/02
| 2003-03-17T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:12
| 2019-02-12T12:16:47
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Das Verfahren wird dem Bundesgerichtshof zur Bestimmung des zuständigen Gerichts vorgelegt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Nach Abgabe des Mahnverfahrens durch das Amtsgericht S. hat der Kläger mit Schriftsatz vom 27.09.2002 vor dem Amtsgericht Karlsruhe Anwaltshonorar in Höhe von 667,68 EUR nebst Zinsen geltend gemacht. Der Sitz der Rechtsanwaltskanzlei des Klägers befindet sich in Karlsruhe. Der Beklagte hat seinen Wohnsitz in 5... G.B., im Bezirk des Amtsgerichts Geilenkirchen. Der Kläger macht geltend, er sei im Jahr 2001 im Auftrag des Beklagten außergerichtlich tätig geworden gegenüber dem damaligen Arbeitgeber des Beklagten in Karlsruhe und gegenüber dem Arbeitsamt in K. Der Beklagte hält die Forderung des Klägers für nicht berechtigt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Mit Verfügung vom 30.09.2002 hat das Amtsgericht Karlsruhe das schriftliche Vorverfahren angeordnet und gleichzeitig den Kläger aufgefordert, sich zur örtlichen Zuständigkeit zu erklären, da der Beklagte nicht im Bezirk des Amtsgerichts Karlsruhe wohne. Mit Verfügung vom 21.10.2002 hat die zuständige Richterin, Dr. Bruggner, beim Kläger angefragt, ob er Verweisung an das örtlich zuständige Amtsgericht Geilenkirchen beantrage, „mit dem erneuten Hinweis auf die örtliche Unzuständigkeit des AG Karlsruhe“. Am 23.10.2002 hat der Kläger darauf hingewiesen, das Amtsgericht Karlsruhe sei unter dem Gesichtspunkt des Erfüllungsorts örtlich zuständig. Gleichzeitig hat er jedoch vorsorglich Verweisung an das Amtsgericht Geilenkirchen beantragt. Mit weiterem Schriftsatz vom 30.10.2002 hat der Kläger „mit Besorgnis die erneute Mitteilung des Gerichts zur Frage der örtlichen Zuständigkeit vom 21.10.2002“ zur Kenntnis genommen und erklärt, er „lehne deshalb die Richterin am Amtsgericht Bär wegen der Besorgnis der Befangenheit ab“.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Beklagte, der selbst von Beruf Dachdeckermeister ist, hat darauf hingewiesen, Erfüllungsort für eine eventuelle Honorarforderung des Klägers müsse der Wohnsitz des Beklagten im Bezirk des Amtsgerichts Geilenkirchen sein, da für die Forderung des Klägers das gleiche gelten müsse wie bei jeder anderen Geldforderung, beispielsweise bei einer Handwerkerrechnung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Mit Beschluss vom 11.11.2002 hat sich das Amtsgericht Karlsruhe für örtlich unzuständig erklärt und den Rechtsstreit auf den Hilfsantrag des Klägers an das Amtsgericht Geilenkirchen verwiesen. Zur Begründung hat die zuständige Richterin Dr. Bruggner darauf hingewiesen, der Gerichtsstand gem. § 29 ZPO sei nicht gegeben. Mit Beschluss vom 19.11.2002 hat das Amtsgericht Geilenkirchen sich seinerseits für örtlich unzuständig erklärt und die Akte gem. § 36 Abs. 2 ZPO dem Oberlandesgericht Karlsruhe zur Bestimmung des zuständigen Gerichts vorgelegt. Das Amtsgericht Geilenkirchen ist der Auffassung, der Beschluss des Amtsgerichts Karlsruhe sei objektiv willkürlich, da „nach der herrschenden Rechtsprechung und Meinung allgemein anerkannt“ sei, dass bei einer Klage auf Zahlung von Anwaltshonorar ein Gerichtsstand gem. § 29 ZPO am Ort des Sitzes der Kanzlei des Anwaltes gegeben sei.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Verfahren ist dem Bundesgerichtshof zur Bestimmung des zuständigen Gerichts gemäß § 36 Abs. 3 ZPO vorzulegen. Nach Auffassung des Senats ist gemäß § 36 Abs. 1 Ziffer 6 ZPO das Amtsgericht Geilenkirchen zuständig. Der Senat ist an einer eigenen Entscheidung jedoch gehindert, da die Entscheidung in einer Rechtsfrage von Entscheidungen anderer Oberlandesgerichte und des Bundesgerichtshofs abweichen würde (§ 36 Abs. 3 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Voraussetzungen für eine Zuständigkeitsbestimmung gem. § 36 Abs. 1 Ziffer 6 ZPO liegen vor. Sowohl das Amtsgericht Karlsruhe als auch das Amtsgericht Geilenkirchen haben sich im Sinne von § 36 Abs. 1 Ziffer 6 ZPO rechtskräftig für unzuständig erklärt. Die Zuständigkeit des Oberlandesgerichts Karlsruhe im Bestimmungsverfahren ergibt sich aus § 36 Abs. 2 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Örtlich zuständig für die Entscheidung über das Anwaltshonorar des Klägers ist das Amtsgericht Geilenkirchen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Zuständigkeit des Amtsgerichts Geilenkirchen ergibt sich nicht aus § 281 Abs. 2 S. 4 ZPO (bindende Verweisung). Denn die Entscheidung des Amtsgerichts Karlsruhe vom 11.11.2002 war nicht bindend. Der Verweisungsbeschluss des Amtsgerichts Karlsruhe ist als objektiv willkürlich anzusehen im Sinne der Rechtsprechungsgrundsätze zu § 281 ZPO (vgl. Zöller/Greger, ZPO, 23. Aufl. 2002, § 281 ZPO Rn. 17).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Der Verweisungsbeschluss des Amtsgerichts Karlsruhe ist unter Verletzung von § 47 ZPO (unaufschiebbare Amtshandlungen bei einem Ablehnungsgesuch) ergangen. Mit Schriftsatz vom 30.10.2002 hatte der Kläger die zuständige Richterin wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt. Zwar bezog sich die Ablehnung nach ihrem Wortlaut auf „Richterin am Amtsgericht Bär“. Nach den Umständen war jedoch unzweifelhaft die zuständige Richterin am Amtsgericht Dr. Bruggner gemeint, so dass  im Wege der Auslegung des Klägerantrags  von einem Befangenheitsantrag gegen Richterin am Amtsgericht Dr. Bruggner auszugehen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Der Kläger stützte seinen Befangenheitsantrag auf den richterlichen Hinweis vom 21.10.2002, der von Richterin am Amtsgericht Dr. Bruggner stammte. Die Namensverwechslung ist auf Seiten des Klägers dadurch entstanden, dass eine frühere Verfügung des Gerichts (Verfügung vom 30.09.2002) vertretungsweise von Richterin am Amtsgericht Bär getroffen worden war und dass die an den Kläger übersandte Ausfertigung der Verfügung vom 21.10.2002 lediglich den Vermerk der Geschäftsstelle „Auf Anordnung“  ohne Mitteilung des Namens der verantwortlichen Richterin  enthielt, der Kläger konnte bei Empfang dieser Verfügung deshalb nicht erkennen, dass das Verfahren inzwischen von einer anderen Richterin bearbeitet wurde. Diese Umstände waren bei Eingang des Befangenheitsantrags des Klägers vom 30.10.2002 für die zuständige Richterin Dr. Bruggner erkennbar, so dass sie den Antrag des Klägers als Befangenheitsantrag gegen sich selbst hätte auslegen müssen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Gemäß § 47 ZPO hätte Richterin am Amtsgericht Dr. Bruggner vor einer Entscheidung über den Befangenheitsantrag keine Entscheidung zur Zuständigkeitsfrage treffen dürfen; denn der Verweisungsbeschluss enthält keine unaufschiebbare Amtshandlung im Sinne des Gesetzes. Worauf dieser Verstoß beruht, ob etwa die erforderliche Auslegung des Antrags übersehen wurde, kann dahinstehen. Der Verstoß gegen § 47 ZPO ist in jedem Fall in objektiver Hinsicht als schwerwiegend anzusehen; denn eine Entscheidung entgegen § 47 ZPO bedeutet der Sache nach eine Verletzung des Prinzips des gesetzlichen Richters. Diese Bedeutung des Verstoßes führt dazu, dass die Handhabung des Amtsgerichts Karlsruhe als objektiv willkürlich im Sinne der Rechtsprechungsgrundsätze zu § 281 ZPO angesehen werden muss.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Bei dieser Bewertung spielt es keine Rolle, ob und inwieweit der Befangenheitsantrag des Klägers Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Es kommt im Rahmen von § 281 Abs. 2 S. 4 ZPO nicht darauf an, ob bei einer Beachtung von § 47 ZPO voraussichtlich der Befangenheitsantrag zurückgewiesen worden wäre und anschließend dieselbe Richterin in gleicher Art und Weise über die Verweisung entschieden hätte. Die theoretische Möglichkeit einer anderweitigen Entscheidung über die Zuständigkeit allein, die sich bereits unmittelbar aus dem Verstoß gegen § 47 ZPO ergibt, reicht aus, um der Entscheidung des Amtsgerichts Karlsruhe im Rahmen von § 281 Abs. 2 S. 4 ZPO die Bindungswirkung abzusprechen. Insoweit muss bei einem Verstoß gegen das Prinzip des gesetzlichen Richters das gleiche gelten wie bei den vielfach in der Rechtsprechung behandelten Fällen einer Verletzung des rechtlichen Gehörs (vgl. Zöller/Greger, a.a.O., § 281 ZPO Rn. 17 a).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die örtliche Zuständigkeit des Amtsgerichts Geilenkirchen ergibt sich jedoch aus § 13 ZPO. Denn der Beklagte hat seinen Wohnsitz im Bezirk dieses Gerichts.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Zuständigkeit des Amtsgerichts Geilenkirchen steht § 35 ZPO (Wahl unter mehreren Gerichtsständen) nicht entgegen. Die vom Kläger im vorausgegangenen Mahnverfahren getroffene Wahl des Amtsgerichts Karlsruhe ist ohne Bedeutung. Denn im Bezirk des Amtsgerichts Karlsruhe ist ein Gerichtsstand nicht gegeben. Insbesondere ist Erfüllungsort der streitigen Verpflichtung des Beklagten der Wohnsitz des Beklagten (im Bezirk Geilenkirchen) und nicht der Sitz der Kanzlei des Klägers (in Karlsruhe).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
In früheren Jahren hat die Rechtsprechung ganz überwiegend den Erfüllungsort für die Zahlung des Anwaltshonorars am Sitz der Anwaltskanzlei gesehen (vgl. BGH WM 1981, 411; BGH NJW 1986, 1178; BGH NJW 1991, 3095). Diese Auffassung ist in den letzten Jahren sowohl in der Literatur als auch in der Rechtsprechung der Instanzgerichte zunehmend auf Kritik gestoßen (vgl. Prechtel, NJW 1999, 3617 ff.; Siemon, MDR 2002, 366 ff.; OLG Frankfurt, NJW 2001, 1583; LG München, NJWRR 2002, 206; LG Frankfurt, NJW 2001, 2640; LG Ravensburg, BRAKMitt. 2002, 99, 100; AG Dortmund, BRAKMitt. 2000, 207; AG Rastatt, JurBüro 2002, 39; AG Spandau, NJW 2000, 1654; entsprechend für das Honorar eines Steuerberaters OLG Hamburg, OLGR 2000, 222); andere wollen hingegen an der bisherigen Auffassung festhalten (vgl. Krügermeyer Kalthoff/Reutershan, MDR 2001, 1216 ff.; BayObLG NJW 2003, 366; OLG Hamburg, BRAKMitt. 2002, 44; OLG München, Versicherungsrecht 2001, 395; OLG Köln, NJWRR 1997, 825). Der Senat ist der Auffassung, dass die früher herrschende Meinung rechtlich nicht haltbar ist. Gerichtsstand des Erfüllungsorts für die Zahlung des Anwaltshonorars ist gem. §§ 29 Abs. 1 ZPO, 269 Abs. 1 BGB der Wohnsitz des Mandanten zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Der Leistungsort (bzw. Erfüllungsort) für eine vertragliche Verpflichtung ist in § 269 Abs. 1 BGB geregelt. Nach dem Wortlaut des Gesetzes ist der Leistungsort für jede einzelne Verpflichtung („Schuldverhältnis“) gesondert zu bestimmen. Auch bei gegenseitigen Verträgen muss sich der Erfüllungsort für die wechselseitigen Leistungen jeweils nach den unterschiedlichen Wohnsitzen der beiden Vertragspartner richten (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Aufl. 2003, § 269 BGB Rn. 7, 13). Ein gemeinsamer Erfüllungsort bei gegenseitigen Verträgen ist dem Bürgerlichen Gesetzbuch grundsätzlich fremd. Da es für den Anwaltsvertrag insoweit keine Sondervorschriften gibt, ist auch für die Zahlungsverpflichtung des Mandanten gegenüber dem Rechtsanwalt der Ort maßgeblich, an dem der Mandant zum Zeitpunkt der Beauftragung des Rechtsanwalts seinen Wohnsitz hat [vgl. AG Spandau, NJW 2000, 1654; Prechtel, NJW 1999, 3617 ff.; Einsiedler, NJW 2001, 1549 f.; Siemon (a.a.O.)]. Nur dieses Verständnis von § 269 Abs. 1 BGB kann Sinn und Zweck der gesetzlichen Regelung gerecht werden. Dies hat Siemon (a.a.O.) vor allem unter Heranziehung historischer Argumente bei der Auslegung deutlich herausgearbeitet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Der Sitz der Anwaltskanzlei lässt sich auch nicht aus der „Natur des Schuldverhältnisses“ (vgl. § 269 Abs. 1 BGB) als Erfüllungsort ansehen. Die „Natur des Schuldverhältnisses“ ist von Bedeutung bei Ladengeschäften des täglichen Lebens, bei denen es üblich ist, im Ladenlokal die gekaufte Ware bar zu bezahlen (vgl. Palandt/Heinrichs, a.a.O., § 269 BGB Rn. 12).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die für solche Ladengeschäfte des täglichen Lebens geltenden Grundsätze lassen sich weder auf den Anwaltsvertrag noch auf die meisten anderen Dienstverträge übertragen. Denn es ist  zumindest heute  nicht üblich, dass bei Dienstverträgen Zahlungen in bar in den Geschäftsräumen des Dienstverpflichteten erfolgen. Soweit in früheren Zeiten aus der „Natur“ des Dienstvertrages etwas anderes gefolgert wurde, ist dies wohl nur historisch erklärbar. Früher mag es teilweise üblich gewesen sein, dass ein Arbeiter oder Dienstverpflichteter an seiner Arbeitsstätte in bar entlohnt wurde (vgl. insbesondere Prechtel, a.a.O., 3617 unter Hinweis auf KG, JW 1927, 1324). Eine solche Art und Weise der Zahlung ist heute jedoch beim Arbeitslohn genauso unüblich wie beim Anwaltshonorar.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Andere Umstände, die für eine „Verkehrssitte“ zugunsten des Rechtsanwalts sprechen könnten, sind nicht ersichtlich. Eine Verkehrssitte, die als Umstand zur Bestimmung des Leistungsorts im Sinne von § 269 Abs. 1 BGB anzusehen wäre, könnte sich nur aus einer bestimmten tatsächlichen Handhabung zwischen den Vertragspartnern ergeben. Hierfür ist im Verhältnis zwischen Rechtsanwalt und Mandant nichts ersichtlich. Eine  letztlich unrichtige  Rechtsprechungspraxis kann sicherlich eine „Verkehrssitte“ nicht begründen (dies verkennen Krügermeyer Kalthoff/Reutershan, a.a.O., MDR 2001, 1216, 1218; vgl. zur Verkehrssitte ausführlich Prechtel, a.a.O., 3618).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Die früher herrschende Auffassung stützte sich für einen einheitlichen Erfüllungsort beim Anwaltsvertrag vor allem auf den Gesichtspunkt des „Schwerpunkts des Vertrages“, der an dem Ort anzunehmen sei, an welchem die vertragscharakteristische Leistung (die Dienstleistung des Rechtsanwalts) zu erbringen sei (vgl. BGH, WM 1981, 411). Diese Begründung ist nach Auffassung des Senats jedoch nicht tragfähig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Den Vorschriften des BGB lässt sich keine Grundlage dafür entnehmen, dass bei bestimmten gegenseitigen Verträgen ein einheitlicher Erfüllungsort  für die beiderseitigen Verpflichtungen  nach der „vertragscharakteristischen Leistung“ zu bestimmen sei. Vielmehr spricht sowohl der Wortlaut von § 269 Abs. 1 BGB als auch Sinn und Zweck des Gesetzes (siehe oben a) dafür, dass es nach dem Gesetz grundsätzlich keinen einheitlichen Erfüllungsort bei gegenseitigen Verträgen geben kann, wenn die Vertragspartner an unterschiedlichen Orten wohnen. Für die Schwerpunkt- Theorie bzw. das Argument der „vertragscharakteristischen Leistung“ fehlt ein ausreichender Anknüpfungspunkt im Gesetz [vgl. Prechtel, a.a.O., 3617; das OLG Frankfurt (NJW 2000, 1583) weist darauf hin, dass die vom BGH in der Vergangenheit gestützte früher herrschende Meinung eine ausreichende Begründung vermissen lasse.].
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Gegen einen gemeinsamen Erfüllungsort bei einem bestimmten „Schwerpunkt des Vertrages“ sprechen auch die Konsequenzen, die bisher in der Rechtsprechung aus dieser Argumentation gezogen wurden: Bei einer konsequenten Anwendung des Schwerpunkt- Gedankens müsste sich bei allen gegenseitigen Verträgen ein gemeinsamer Leistungsort dort ergeben, wo die vertragscharakteristische Leistung zu erbringen ist. Diese  an sich zwingende  Konsequenz wird von den Vertretern der Schwerpunkt- Theorie jedoch nirgendwo gezogen. Soweit die früher herrschende Meinung einen gemeinsamen Erfüllungsort angenommen hat, sollte dies nur bei einigen Arten von gegenseitigen Verträgen gelten, keineswegs jedoch bei allen derartigen Vertragsverhältnissen (vgl. hierzu Palandt/Heinrichs, a.a.O., § 269 BGB Rn. 13). Es leuchtet jedoch nicht ein, weshalb die Schwerpunkt-  Theorie zwar bei bestimmten Dienstverträgen Anwendung finden soll, jedoch generell nicht bei Kaufverträgen. Würde man andererseits  was an sich konsequent wäre  die Schwerpunkt- Theorie auf sämtliche gegenseitige Verträge ausdehnen, würde dies tragenden Prinzipien des Schuldnerschutzes im Prozessrecht (vgl. §§ 13, 17 ZPO) und im materiellen Recht zuwider laufen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass der Gesichtspunkt des Schwerpunkts des Vertrages  selbst wenn man dieser rechtlichen Argumentation grundsätzlich folgen würde  jedenfalls heute für den Anwaltsvertrag keine Bedeutung mehr haben kann. Aufgrund gewandelter tatsächlicher Verhältnisse kann man heute nicht mehr davon ausgehen, dass die vertragscharakteristische Leistung beim Anwaltsvertrag  die rechtsberatende Tätigkeit des Anwalts  generell oder in der Regel am Sitz der Rechtsanwaltskanzlei erbracht wird. Auf diesen Gesichtspunkt hat zu Recht das Landgericht Frankfurt (LG Frankfurt, NJW 2001, 2640) hingewiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der örtliche Bezug der anwaltlichen Tätigkeit hat in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen einen erheblichen Wandel erfahren. Viele Kanzleien sind heute als überörtliche Sozietäten tätig, bei denen am Verwaltungssitz der Kanzlei nur noch ein Teil der Rechtsanwälte arbeitet, während andere Rechtsanwälte ständig an anderen Orten ihre Tätigkeit verrichten. Bei einer Kanzlei mit verschiedenen Standorten ist der Ort, an dem der Mandant ein Büro der Kanzlei aufsucht, oft auch nicht mehr identisch mit dem Ort, an welchem das Mandat tatsächlich bearbeitet wird. Vielfach  insbesondere bei Spezialisierungen in der Kanzlei  kommt es vor, dass Rechtsanwälte an anderen Standorten der Sozietät in die Bearbeitung des Mandats einbezogen werden oder sogar den wesentlichen Teil der Arbeit verrichten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die örtliche Bindung der Rechtsanwälte hat sich auch durch den Wegfall der gerichtlichen Zulassungsbeschränkungen verändert. Während früher die gerichtlichen Zulassungsbeschränkungen zu einer starken Bindung der Tätigkeit der Rechtsanwälte an einen bestimmten Bezirk führten, sind diese Bindungen heute fortgefallen, so das Anwälte deutlich bessere Möglichkeiten haben, überregional tätig zu werden. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich die tatsächlichen Beziehungen zwischen Anwalt und Mandant teilweise verändert haben: Während früher der Besuch des Mandanten in der Kanzlei seines Rechtsanwalts notwendiger Bestandteil der Beziehungen zwischen Anwalt und Mandant war, gilt dies heute nur noch für einen Teil der Mandate. Je nach Struktur der Anwaltskanzlei und ihrem Tätigkeitsbereich findet die Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant gegebenenfalls ausschließlich schriftlich oder elektronisch statt. Der Ort, an dem der Anwalt seine Tätigkeit ausübt, hat heute für viele Mandanten aufgrund veränderter Kommunikationsformen seine entscheidende Bedeutung verloren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Eine konsequente Anwendung von § 269 Abs. 1 BGB erscheint auch beim Anwaltsvertrag interessengerecht. Der Beklagte hat im Rechtsstreit zu Recht darauf hingewiesen, dass nicht einzusehen ist, weshalb ein Rechtsanwalt bei einer Honorarklage hinsichtlich der Auswahl des Gerichts besser gestellt sein soll als Gewerbetreibende. Für einen großen Teil von Gebührenstreitigkeiten sieht die ZPO zudem eine Erleichterung für den Rechtsanwalt vor: Gemäß § 34 ZPO kann der Rechtsanwalt, der vor Gericht tätig geworden ist, nicht nur am Wohnsitz seines Mandanten, sondern auch am Ort des Hauptprozesses die Gebühren geltend machen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Gemäß § 36 Abs. 3 ZPO ist der Senat an einer eigenen Entscheidung gehindert. Die Frage des Erfüllungsorts der Honorarverpflichtung des Mandanten gegenüber dem Rechtsanwalt ist entscheidungserheblich. Bei dieser Frage möchte der Senat aus den angegebenen Gründen von der bisherigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs und einiger Oberlandesgerichte (siehe oben 3) abweichen. Daher muss die Bestimmung des zuständigen Gerichts dem Bundesgerichtshof vorbehalten bleiben.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,769
|
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|
15 AR 55/02
| 2003-03-17T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:13
| 2019-02-12T12:16:47
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Antrag auf Bestimmung des zuständigen Gerichts wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Der Antragsteller trägt die Kosten des Gerichtsstandsbestimmungsverfahrens.</p>
<p>3. Der Streitwert für das Bestimmungsverfahren wird festgesetzt auf 686,78 EUR.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Antragsteller und seine Ehefrau als Verkäufer schlossen am 30.10.2000 und am 31.01.2001 notarielle Verträge mit der „Grundstücksgesellschaft des bürgerlichen Rechts, W.str. ..., 7... K., Teileigentum 2 bis 9“ als Erwerberin. Die Erwerberin verpflichtete sich zum Ankauf von Wohnungseigentum. Gesellschafter der Erwerberin sind die beiden Antragsgegner.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Antragsteller beabsichtigt, die Antragsgegner gesamtschuldnerisch klageweise in Anspruch zu nehmen wegen verschiedener Ansprüche aus den notariellen Verträgen. Er bittet um Bestimmung des zuständigen Gerichts, da ein gemeinsamer Gerichtsstand für beide Antragsgegner nicht gegeben sei. Die Antragsgegner treten dem Antrag entgegen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Antrag auf Bestimmung des zuständigen Gerichts ist zurückzuweisen. Die Voraussetzungen für eine Gerichtsstandsbestimmung gemäß § 36 Abs. 1 Ziffer 3 ZPO liegen nicht vor. Denn es ist für die beabsichtigte Klage ein gemeinsamer Gerichtsstand des Erfüllungsorts begründet, so dass es einer gerichtlichen Bestimmung des zuständigen Gerichts nicht bedarf.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Für das Verfahren gegen beide Antragsgegner ist das Amtsgericht Karlsruhe zuständig. Karlsruhe ist gem. §§ 29 Abs. 1 ZPO, 269 Abs. 1 BGB Erfüllungsort für die Verpflichtungen beider Antragsgegner.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Vertragspartnerin der beiden notariellen Verträge war eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts. Der Sitz der Gesellschaft ist gemäß § 269 Abs. 1 BGB maßgeblich für den Ort, an welchem die Verpflichtungen der Gesellschaft zu erfüllen sind. Bei einer juristischen Person tritt grundsätzlich der Sitz der Gesellschaft an die Stelle des Wohnsitzes (vgl. Staudinger/Bittner, BGB 2001, § 269 BGB Rn. 6). Nach der Anerkennung der beschränkten Rechtsfähigkeit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts durch die Rechtsprechung muss dies auch für eine BGB-Gesellschaft gelten (vgl. BayObLG, MDR 2002, 1360).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die in den notariellen Verträgen genannte Grundstücksgesellschaft hatte bei Abschluss der Verträge ihren Sitz in K. Dies ergibt sich aus der Mitteilung der Anschrift der Gesellschaft in den Verträgen. Die Anschrift bezeichnet offenbar den Verwaltungssitz der Gesellschaft, der insoweit maßgeblich ist (vgl. für die OHG, Baumbach/Hopt, HGB, 30. Aufl. 2000, § 106 HGB Rn. 8). Gem. § 269 Abs. 1 BGB kommt es für den Erfüllungsort allein auf die Verhältnisse zum Zeitpunkt des Abschlusses der notariellen Verträge an; eine eventuelle spätere Sitzverlegung wäre für den Leistungsort unerheblich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Erfüllungsort für die Verpflichtung der Gesellschaft bürgerlichen Rechts ist auch maßgeblich für den Erfüllungsort der entsprechenden Verpflichtung der Gesellschafter. Denn die Verpflichtung der Gesellschafter richtet sich in ihrem Inhalt vollständig nach der Verpflichtung der Gesellschaft. Nach der Anerkennung der Rechtsfähigkeit der GbR müssen insoweit die gleichen Grundsätze gelten wie bei der OHG (vgl. BayObLG, MDR 2002, 1360).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 Abs. 1 ZPO. Die Festsetzung des Gegen-standswerts beruht auf § 3 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,770
|
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|
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"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
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"state": 3,
"jurisdiction": null,
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|
17 UF 259/02
| 2003-03-17T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:14
| 2019-02-12T12:16:47
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Beschwerde der Antragsteller gegen den Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart vom 02.10.2002 (15 F 1137/02) wird</p>
<p>zurückgewiesen.</p>
<p>2. Das Beschwerdeverfahren ist gerichtsgebührenfrei.</p>
<p>Auslagen der Beteiligten werden nicht erstattet.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Eltern des am 20.06.2001 in Stuttgart geborenen Kindes C. D. sind türkische Staatsangehörige. Der Vater lebt seit 1988 in Deutschland, die Mutter seit 1997. Zur Familie gehört noch die Tochter C. (geboren am 02.02.1997).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Eltern wehren sich gegen den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit ihres Kindes nach § 4 Abs. 3 Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG). Sie haben daher am 16.08.2001 gegenüber der Landeshauptstadt Stuttgart - Amt für öffentliche Ordnung - den Verzicht auf die deutsche Staatsbürgerschaft für ihren Sohn erklärt und beantragen hierzu die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts (§ 19 StAG).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Amtsgericht hat nach persönlicher Anhörung der Eltern deren Erklärung über den Verzicht des Kindes auf die deutsche Staatsbürgerschaft nicht genehmigt. Gegen die am 09.10.2002 zugestellte Entscheidung, die das Amtsgericht in seiner Funktion als Familiengericht getroffen hat, haben die Eltern am 05.11.2002 beim Amtsgericht "Widerspruch" eingelegt, der beim Senat am 07.11.2002 eingegangen ist. Sie erstreben weiterhin die gerichtliche Genehmigung des von ihnen erklärten Verzichts auf die deutsche Staatsangehörigkeit für ihren Sohn. Sie machen geltend, dass ihr Sohn gegen den erklärten Willen der sorgeberechtigten Eltern nicht gezwungen werden könne, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Senat entscheidet ohne erneute Anhörung der Antragsteller, nachdem sie in 1. Instanz persönlich angehört worden sind und im Beschwerdeverfahren keine neuen Gesichtspunkte vorbringen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Oberlandesgericht - Familiensenat - ist als Beschwerdegericht zuständig für die Entscheidung über den "Widerspruch" der Eltern, nachdem in 1. Instanz das Amtsgericht in seiner Funktion als Familiengericht entschieden hat (§ 119 Abs. 1 Nr. 1a GVG), obwohl nach § 19 StAG das Vormundschaftsgericht für die Entscheidung über die Genehmigung der Entlassung eines Kindes aus der deutschen Staatsangehörigkeit zuständig ist. Gegen die im 1. Rechtszug ergangenen Endentscheidungen des Familiengerichts in Sachen der elterlichen Sorge findet gemäß § 621e Abs. 1 ZPO die Beschwerde statt. Das von den Eltern als "Widerspruch" bezeichnete Rechtsmittel ist daher als Beschwerde gegen die erstinstanzliche Entscheidung zu behandeln. Die Beschwerde der Eltern ist auch zulässig, da sie rechtzeitig beim Beschwerdegericht eingegangen und begründet worden ist (§§ 621e Abs. 3, 517, 520 Abs. 1 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Senat hat auch in der Sache zu entscheiden, da wegen § 621e Abs. 4 ZPO die Unzuständigkeit des Familiengerichts nicht gerügt werden kann und demzufolge eine mit der Unzuständigkeit des erstinstanzlichen Gerichts begründete Abgabe, Verweisung oder Zurückverweisung an das zuständige (Vormundschafts-)Gericht ausscheidet (Zöller-Philippi, 23. Aufl., § 621e Rn. 50; Thomas-Putzo, 24. Aufl., § 621e, Rn. 13; Bergerfurth, Rechtsmittelreform und Scheidungsverfahren in FamRZ 2001, 1494).
</td></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
In der Sache ist die Beschwerde der Eltern unbegründet. Das Amtsgericht hat zu Recht keine Genehmigung für die Entlassung des Kindes aus der deutschen Staatsangehörigkeit erteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Nach § 4 Abs. 3 des StAG erwirbt (seit 01.01.2000) ein in Deutschland geborenes Kind ausländischer Eltern - neben der Staatsangehörigkeit seiner Eltern - zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn wenigstens ein Elternteil seit 8 Jahren rechtmäßig seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland hat und eine Aufenthaltsberechtigung oder seit 3 Jahren eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besitzt. Die Entlassung des Kindes aus der deutschen Staatsangehörigkeit kann nur von dem gesetzlichen Vertreter des Kindes beantragt werden, der hierzu die Genehmigung des deutschen Vormundschaftsgerichts benötigt (§ 19 StAG). Über die bei der Entscheidung über die Genehmigung zu beachtenden materiellen Gesichtspunkte sagt das Gesetz nichts (Hailbronner/Renner; Staatsangehörigkeitsrecht, 3. Aufl., § 19 StAG, Rn. 8; Makarov/v. Mangoldt, Gemeinschaftskommentar zum Staatsangehörigkeitsrecht, § 19 StAG, Rn. 7). In allen Fällen, in denen nach dem Gesetz Eltern für ihre Kinder eine Entscheidung zu treffen haben und hierzu die Genehmigung des Vormundschafts- oder des Familiengerichts benötigen (vgl. §§ 1631b, 1643, 1821, 1822 Nr. 1, 3, 5, 8 bis 11 BGB), ist auf das Kindeswohl als allgemeines Prinzip abzustellen (§ 1697a BGB). Hiernach ist diejenige Entscheidung zu treffen, die unter Berücksichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten sowie der berechtigten Interessen der Beteiligten dem Wohl des Kindes am besten entspricht. Staatliche Interessen, wie sie speziell in § 22 StAG angesprochen werden, sind dagegen nicht tangiert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Vorschrift des § 4 Abs. 3 StAG, wonach in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern neben ihrer ausländischen Staatsangehörigkeit mit der Geburt auch die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben, wurde eingeführt durch das Gesetz zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts vom 15.07.1999 (BGBl 1999, I, 1618); sie ist in Kraft seit 01.01.2000. Mit der Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit bei der Geburt soll nach den Vorstellungen des Gesetzgebers die Integration der hier aufwachsenden Kinder ausländischer Eltern in die deutschen Lebensverhältnisse verbessert werden (Hailbronner/Renner, Staatsangehörigkeitsrecht, 3. Aufl., § 4 Rn. 68). Der Gesetzgeber geht damit von der nicht zu beanstandenden Überzeugung aus, dass es für die Integration eines hier geborenen Kindes, welches auch weiterhin in Deutschland aufwachsen soll und dessen Eltern (oder zumindest ein Elternteil) bereits seit über 8 Jahren seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat, förderlich ist, wenn es die Staatsangehörigkeit seines Geburtsortes hat. Der Beschwerdeführer lebt bereits seit 14 Jahren in Deutschland; nach eigener Bekundung will er auch die nächsten 8 bis 10 Jahre mit seiner Familie in Deutschland bleiben. Es ist daher grundsätzlich zum Wohl des Kindes, wenn es die Staatsangehörigkeit seines Geburtslandes, in dem es weiterhin leben soll, behält.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Eine Entlassung des Kindes aus der deutschen Staatsangehörigkeit käme hiernach nur in Betracht, wenn ihre Beibehaltung für das Kind aus besonderen Gründen nachteilig wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall. Auch die Eltern haben keine Gründe aufgezeigt, unter welchen Umständen sich die deutsche Staatsangehörigkeit des Kindes nachteilig auswirken würde. Sie betonen lediglich ihre Rechte als Eltern und ihre ideologischen Vorbehalte gegen den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft. Diese Gesichtspunkte berühren aber gerade nicht das Wohl des Kindes. Dieses hat vielmehr objektiv ein Interesse daran, dass sein Status in Deutschland durch die deutsche Staatsangehörigkeit verbessert wird und es sich erst nach Erreichen der Volljährigkeit entscheiden muss, ob es die deutsche oder die ausländische Staatsangehörigkeit behalten will (§ 29 StAG). Da das Kind aufgrund seiner Abstammung die türkische Staatsangehörigkeit besitzt (und die deutsche Staatsangehörigkeit nur zusätzlich erhält), bleibt die einheitliche Staatsangehörigkeit der Familie der Beschwerdeführer gewahrt.
</td></tr></table>
<table><tr><td>3.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 131 Abs. 3 KostO und auf § 13a Abs. 1 FGG.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,772
|
olgstut-2003-03-17-3-ausl-1132001-3
|
{
"id": 147,
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"slug": "olgstut",
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"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
3 Ausl. 113/2001; 3 Ausl 113/2001
| 2003-03-17T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:15
| 2019-02-12T12:16:47
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Der Verfolgte, dessen Auslieferung an die Französische Republik bewilligt ist, ist in Auslieferungshaft zu nehmen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
<strong>I.</strong>
1. Mit Verbalnote vom 12. November 2001 an das Justizministerium Baden - Württemberg hat die Botschaft der Französischen Republik in Berlin für die französischen Justizbehörden um Auslieferung des Verfolgten zum Zwecke der Vollstreckung eines Rests von einem Jahr, sechs Monaten und 25 Tagen aus einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten ersucht ...
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Am 18. September 2002 erklärte der Senat die Auslieferung des Verfolgten teilweise für zulässig ....
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
In diesem Umfang hat das Justizministerium Baden-Württemberg die Auslieferung mit Schreiben an die Botschaft der Französischen Republik in Berlin vom 02. Dezember 2002 ... bewilligt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
2. Der Verfolgte wurde am 08. Oktober 2001 auf Ersuchen der französischen Behörden festgenommen. Am 25. Oktober 2001 erließ der Senat vorläufigen Auslieferungshaftbefehl, den er am 16. November 2001 als Auslieferungshaftbefehl aufrechterhielt, am 25. Februar 2002 unter Meldeauflagen außer Vollzug setzte und am 29. Januar 2003 aufhob. Zur Überstellung des Verfolgten an die französischen Behörden ordnete der Senat schließlich am 04. Februar 2003 die Vorführung des Verfolgten zum Grenzübergang Kehl an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Versuche, den Vorführungsbefehl zu vollziehen, schlugen bislang fehl. An seinem bisherigen Wohnsitz, der nach den polizeilichen Feststellungen weitgehend geräumt erscheint, war der Verfolgte nicht anzutreffen. Eine seit 12. Februar 2003 andauernde örtliche Fahndung im Raum H. blieb ebenfalls ohne Erfolg ...  
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
<strong>II.</strong>
Der Verfolgte ist gemäß §§ 15 Abs. 1 Nr. 1, 17 IRG in Auslieferungshaft zu nehmen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
1. Es besteht die Gefahr, dass der Verfolgte sich der Durchführung der Auslieferung entziehen werde. Er ist flüchtig...
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
2. Die zwischenzeitliche Bewilligung der Auslieferung schließt einen Auslieferungshaftbefehl nach §§ 15, 17 IRG nicht aus.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
a) Ist die Auslieferung bewilligt und befindet sich der Verfolgte auf freiem Fuß, sieht § 34 IRG zunächst die Möglichkeit vor, einen nach §§ 15, 17 IRG ergangenen, aber außer Vollzug gesetzten Auslieferungshaftbefehl zur Durchführung der Auslieferung in Vollzug zu setzen. Besteht kein Auslieferungshaftbefehl, so kann die Haft zur Durchführung der Auslieferung angeordnet werden. Als milderes Mittel kommt In beiden Fällen die Vorführung des Verfolgten zur Übergabe an die Behörden des ersuchenden Staates in Betracht (Senatsbeschluss vom 04. Februar 2003, 3 Ausl. 113/01). Haftgründe im Sinne von § 15 IRG, namentlich die Gefahr, der Verfolgte werde sich dem Auslieferungsverfahren oder der Durchführung der Auslieferung
<em>entziehen</em>
, erfordert der Durchführungshaftbefehl nach § 34 IRG nicht. Ebenso wenig bedarf es neu hervorgetretener Umstände im Sinne von §§ 25 Abs. 2 IRG, 116 Abs. 4 Nr. 3 StPO, um einen bestehenden Auslieferungshaftbefehl zum Zwecke der Durchführung der Auslieferung in Vollzug zu setzen. Vielmehr ergeben sich die Anforderungen jeweils ausschließlich aus § 34 IRG (vgl. OLG Celle NdsRpfl 2000, 17; zitiert nach juris), der nur verlangt, dass die Durchführung der Auslieferung auf andere Weise
<em>nicht gewährleistet</em>
ist. Setzt somit ein Sichentziehen nach § 15 Abs. 1 Nr. 1 IRG begrifflich die Entfaltung einer zweckgerichteten Tätigkeit voraus, die darauf abzielt, die Durchführung der Auslieferung zu vereiteln oder doch erheblich zu erschweren, greift § 34 IRG bereits dann ein, wenn der Verfolgte sich lediglich passiv verhält, also keine Anstalten trifft, sich freiwillig zur Übergabe an die Behörden des ersuchenden Staates zu stellen (Wilkitzki in Grützner/Pötz, Internationaler Rechtshilfeverkehr in Strafsachen, § 34 IRG Rn 5; Schomburg/Lagodny, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 3. Aufl., § 34 IRG Rn 1; zu den zuvor geltenden §§ 10, 30 DAG BGHSt 23, 380, 382 f).     
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
b) Die Eigenart von Maßnahmen nach § 34 IRG als Zwangsmittel nur zur Überwindung von Untätigkeit oder „Ungehorsam“ des Verfolgten (Wilkitzki a.a.O.; BGH a.a.O.) bringt Einschränkungen in zwei Richtungen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
aa) Erstens vermögen sie nur den zwischen Ergreifung und direktem Transport an den Übergabeort notwendigerweise liegenden Freiheitsentzug zu rechtfertigen (Schomburg/Lagodny a.a.O. Rn 4a). Der Freiheitsentzug darf unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit nicht über das zur Durchführung der Auslieferung unerlässliche Maß hinaus ausgedehnt werden, so dass eine Verhaftung erst zulässig ist, wenn die Übergabe innerhalb weniger Tage gesichert ist (OLG Celle a.a.O.); für einen Vorführungsbefehl gilt darüber hinaus § 135 Abs. 2 StPO (Senatsbeschluss vom 04. Februar 2003, 3 Ausl. 113/01). Vorgesorgt werden darf Umständen allgemeiner oder subjektiver Art, die einem für die Übergabe erforderlichen rechtzeitigen Erscheinen im Wege stehen könnten, so insbesondere bei einem bevorstehendem Transport auf dem Luftwege (OLG Celle a.a.O.).  
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
bb) Zweitens ist es ungeschriebene Zulässigkeitsvoraussetzung einer Anordnung nach § 34 IRG, dass die Durchführung der bewilligten Auslieferung alsbald und unmittelbar, d. h. ohne vorhersehbare Verzögerung, bevorsteht (BGHSt 33, 310, 319, 321; 23, 380, 383; OLG Hamm StV 1997, 369; Wilkitzki a.a.O. Rn 17;  Schomburg/Lagodny a.a.O.). Regelmäßig setzt dies voraus, dass Zeit und Ort der Übergabe bereits mit den zuständigen Stellen des ersuchenden Staates vereinbart sind (BGHSt 33, 310, 319; einschränkend insoweit Wilkitzki a.a.O.); im Übrigen sind als zeitlicher Maßstab der zu treffenden Prognose die in Art. 18 Abs. 4 EuAlÜbk bestimmten Fristen entsprechend heranzuziehen (Schomburg/Lagodny a.a.O.; Rn 21).
</td></tr></table>
<table><tr><td>.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
c) Diese Einschränkungen machen deutlich, dass § 34 IRG für die Anordnung von Sicherungsmaßnahmen nach Bewilligung der Auslieferung - insoweit zwangsläufig - nur in den reinen Untätigkeits- oder „Verweigerungsfällen“ lex specialis ist (vgl. OLG Nürnberg StV 2003, 93; Schomburg/Lagodny a.a.O. § 15 Rn 19). Liegen dagegen die Voraussetzungen von § 15 Abs. 1 Nr. 1 IRG vor, kann auch nach der Bewilligung jedenfalls dann die Auslieferungshaft angeordnet werden, wenn die Auslieferung - wegen rechtlicher oder tatsächlicher Hindernisse - noch nicht unmittelbar bevorsteht (OLG Hamm a.a.O.; zu §§ 10, 30 DAG wiederum BGHSt 23, 380, 382; Wilkitzki a.a.O. § 15 Rn 54). So liegt die Sache hier. Der Haftgrund der Fluchtgefahr ist erst nach der Bewilligung der Auslieferung (erneut) zu Tage getreten; einer alsbaldigen Durchführung der Auslieferung steht schon die Abwesenheit des Verfolgten und die Notwendigkeit seiner vorherigen Ausschreibung zur Festnahme als tatsächliches Hindernis entgegen. Deshalb ist dem Senat eine Prognose über die Zeitdauer bis zur tatsächlichen Übergabe des Verfolgten nicht möglich. Dass §§ 34 Abs. 3 in Verbindung mit 18, 19 IRG auf die Zulässigkeit der Anordnung von Durchführungshaft auch in Fällen der Fluchtgefahr schließen lassen, erlaubt keine andere Beurteilung, da dies am Erfordernis der unmittelbar bevorstehenden Auslieferung nichts ändert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
3. Am Erlass eines Auslieferungshaftbefehls nach §§ 15, 17 IRG ist der Senat auch nicht dadurch gehindert, dass die Generalstaatsanwaltschaft die Anordnung der Haft zur Durchführung der Auslieferung gemäß § 34 IRG beantragt hat. Wie oben ausgeführt, käme eine solche Anordnung vorliegend schon deshalb nicht in Betracht, weil die Auslieferung des Verfolgten nicht zeitlich alsbald und unmittelbar bevorsteht. Grundlage der Haftentscheidung  ist indes allein das dem Senat unterbreitete, im Antrag der Generalstaatsanwaltschaft zum Ausdruck kommende Begehren, die Durchführung der bewilligten Auslieferung nunmehr durch Freiheitsentzug zu sichern (vgl. Wilkitzki a.a.O. § 15 Rn 50; Schomburg/Lagodny a.a.O. § 15 IRG Rn. 11). Welche von mehreren auf dieselbe Rechtsfolge gerichteten gesetzlichen Vorschriften die Haft im konkreten Fall rechtfertigt, bleibt demgegenüber ohne Belang.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
<strong>III.</strong>
Wegen Gefährdung ihres Erfolgs ergeht diese Entscheidung ohne vorherige Anhörung (§§ 77 IRG, 33 Abs. 4 StPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Im Übrigen entscheidet über Einwendungen gegen den Auslieferungshaftbefehl und dessen Vollzug das Oberlandesgericht (23 IRG).
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,773
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6 U 232/02
| 2003-03-17T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:15
| 2019-02-12T12:16:48
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I.</p>
<p>Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 15.10.2002 - 12 O 224/02 - abgeändert:</p>
<p>1.</p>
<p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an die Klägerin EUR 10.359,65 nebst Zinsen hieraus seit dem 31.05.2001 in Höhe von 5 % über dem Basiszinssatz zu bezahlen.</p>
<p>2.</p>
<p>Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>II.</p>
<p>Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p>
<p>III.</p>
<p>Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Streitwert in beiden Rechtszügen: bis EUR 13.000,--.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Beklagten erwarben auf der HAFA in Stuttgart am 18.11.2000 einen Bausatz für eine Heizungsanlage und einen weiteren Bausatz für eine Solaranlage zum Gesamtpreis von DM 50.100,--. Aus verschiedenen Gründen kommt die ursprünglich ins Auge gefasste gemeinsame Erstellung eines Einfamilienhauses nicht mehr in Betracht; die Beklagten haben die Erfüllung der Verträge abgelehnt. Die Klägerin verlangt nunmehr Schadensersatz wegen Nichterfüllung. Wegen der Einzelheiten des Sachverhalts wird auf das Protokoll der mündlichen Verhandlung vom 18.07.2002 (Bl. 66 ff.), in der die Zeugin ... vernommen wurde, im übrigen auf das angefochtene Urteil verwiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Die Kaufverträge seien durch Widerruf der Beklagten nach § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 HWiG unwirksam geworden. Die Beklagten seien auf dem Gang der Messehalle und damit im Bereich öffentlich zugänglicher Verkehrsflächen im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 3 HWiG angesprochen worden. Das Ansprechen sei überraschend gewesen, weil das Lieferprogramm der Klägerin Waren umfasse, die dem auf der HAFA zu erwartenden Angebot nicht zugeordnet werden könnten; von einem "überraschenden" Ansprechen sei bei richtlinienkonformer Auslegung auch dann auszugehen, wenn die Art des Angebots Waren enthalte, deren Erwerb regelmäßig fachkundiger Beratung bedürfe. In der Verweigerung der Erfüllung der Verträge liege konkludent der Widerruf. Jedenfalls stehe der Klägerin kein Anspruch zu, weil die Geschäftsgrundlage weggefallen sei, nämlich die Vorstellung, dass die Beklagten innerhalb von 2-3 Jahren ein gemeinsames Bauvorhaben realisieren würden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Mit der Berufung verfolgt die Klägerin ihren erstinstanzlich geltend gemachten Anspruch weiter. Sie trägt vor, alle bei Vertragsschluss getroffenen Absprachen seien schriftlich auf den Vertragsurkunden festgehalten, die die Vermutung der Vollständigkeit und Richtigkeit für sich hätten. Zu Unrecht habe das Landgericht die Verträge wegen eines Widerrufs nach dem HWiG für unwirksam angesehen, da Messehallen keine öffentlich zugänglichen Verkehrswege seien. Es sei schon fraglich, ob der Kontakt von den Beklagten oder der Verkäuferin ... ausgegangen sei. Jedenfalls seien die Beklagten nicht überraschend angesprochen worden, da auf Verkaufsausstellungen wie der HAFA die Kunden mit dieser Form der Anpreisung von Waren und Dienstleistungen rechnen müssten. Die HAFA sei auch keine Freizeitveranstaltung im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 2 HWiG.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Ebensowenig könnten sich die Beklagten auf den Gesichtspunkt des Wegfalls der Geschäftsgrundlage berufen. Sie seien bei Kaufabschluss sicher gewesen, innerhalb der nächsten zwei Jahre zu bauen, und wollten nun aufgrund einer nachträglich eingetretenen Situation den Vertrag nicht mehr erfüllen. Die hierfür ursächlichen Umstände - Arbeitslosigkeit und Trennung - fielen ausschließlich in ihren Risikobereich.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Beklagten haben sich in der Berufung der Ansicht des Landgerichts angeschlossen, sie seien im Bereich öffentlich zugänglicher Verkehrsflächen angesprochen worden. Tatsächlich hätten sie die HAFA nur zum Vergnügen besucht ohne die Absicht, für ein nicht geplantes Bauvorhaben Verträge abzuschließen. Auf ihre wirtschaftliche Situation hätten sie hingewiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Unabhängig von der Widerrufsmöglichkeit wegen des Ansprechens auf öffentlicher Verkehrsfläche sei die Lösung vom Vertrag auch deswegen möglich, weil die HAFA eine Freizeitveranstaltung sei. Jedenfalls entfalle eine Verpflichtung der Beklagten wegen Wegfalls der Geschäftsgrundlage; auch insoweit übernehmen die Beklagten die Argumentation des Landgerichts.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Berufung ist zulässig und bis auf die Geltendmachung vorgerichtlicher Mahnkosten begründet.
</td></tr></table><table><tr><td>I.</td></tr></table><table><tr><td>1.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Kaufverträge sind wirksam.
</td></tr></table><table><tr><td>a)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Der Vertrag über die Heizungsanlage und der Vertrag über die Solaranlage wurden, was die Verwirklichung der Baupläne der Beklagten anbelangt, unbedingt abgeschlossen. Ohne Erfolg berufen sich die Beklagten darauf, sie hätten mit der Klägerin vereinbart, dass jede Verpflichtung entfallen sollte, wenn das Bauprojekt nicht innerhalb von drei Jahren durchgeführt würde. Tatsächlich stand keiner der Verträge unter der Bedingung, dass die Beklagten ihr Bauvorhaben innerhalb einer bestimmten Zeit realisieren würden. In den Vertragsurkunden findet sich hierauf kein Hinweis; im Gegenteil ist in den AGB vermerkt, dass mündliche Nebenabreden nicht getroffen seien. Die Urkunden haben die Vermutung der Vollständigkeit und Richtigkeit für sich. Nach der eindeutigen Aussage der Zeugin ... gab es auch keine mündlichen Zusatzvereinbarungen, was glaubhaft ist, weil die Zeugin in anderen Fällen, in denen eine solche auflösende Bedingung vereinbart worden war, dies im Vertrag ausdrücklich vermerkte, im vorliegenden Fall jedoch nicht.
</td></tr></table><table><tr><td>b)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die Verpflichtung aus dem Vertrag über die Sonnenenergieanlage ist nicht deswegen entfallen, weil den Beklagten hierfür Fördermittel nicht bewilligt wurden. Die Beklagten haben keinen Antrag gestellt, da sie die Absicht des gemeinsamen Bauens aufgegeben haben. Die Klägerin hat unwidersprochen vorgetragen, dass die Anlage förderfähig gewesen wäre. Voraussetzung der Förderung nach den einschlägigen Richtlinien sei nur, dass mit der Ausführung des Vorhabens noch nicht begonnen worden sei (die Fördermittel werden nicht nachträglich gewährt). Die Beklagten können sich daher gem. § 162 Abs. 1 BGB nicht darauf berufen, keine Fördermittel erhalten zu haben.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Da der Vertrag über die Solaranlage wirksam ist, bedarf es keiner Entscheidung darüber, ob wegen § 139 BGB auch der Vertrag über die Heizungsanlage entfiele, wenn der Vertrag über die Solaranlage unwirksam geworden wäre. Es ist daher nur ergänzend darauf hinzuweisen, dass eine solche Verknüpfung im Zweifel nicht besteht. Heizungs- und Solaranlage sind voneinander unabhängig; auch wirtschaftlich ist nicht zwingend, dass die bestellte Heizung mit Sonnenkollektoren kombiniert wird. Dass die Beklagten die Heizungsanlage ohne die Solaranlage unter keinen Umständen gekauft hätten, liegt schon deswegen fern, weil die Heizung insgesamt in der Anschaffung dann preiswerter gewesen wäre. Überdies wäre die staatliche Förderung im Verhältnis zum Gesamtaufwand relativ bescheiden gewesen (bei DM 250,--/qm Kollektorfläche und 9,2 qm Sonnenkollektoren hätte dies einen Betrag von DM 2.300,-- ausgemacht, vgl. Aussage der Zeugin ... und Materialberechnung K 4).
</td></tr></table><table><tr><td>2.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Verträge sind nicht deswegen unwirksam, weil die Beklagten sie wirksam widerrufen hätten.
</td></tr></table><table><tr><td>a)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Verträge wurden am 18.11.2000 abgeschlossen. Gemäß Art. 229 § 5 EGBGB ist auf Schuldverhältnisse, die vor dem 01.01.2002 entstanden sind, das BGB und das HWiG in der bis dahin geltenden Fassung anzuwenden.
</td></tr></table><table><tr><td>b)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Unwirksamkeit der Verträge aufgrund eines Widerrufs scheitert bereits am Fehlen einer Widerrufserklärung. Weder vorgerichtlich noch im Prozess haben sich die Beklagten darauf berufen, die Verträge nach Vorschriften des HWiG widerrufen zu haben. Tatsächlich liegt eine Widerrufserklärung, die eine empfangsbedürftige Willenserklärung ist und nach der gesetzlichen Regelung in § 1 Abs. 1 und § 2 Abs. 1 HWiG ausdrücklich und schriftlich erfolgen muss (vgl. hierzu nur Staudinger/Werner, § 2 HWiG, Rn. 13), nicht vor. Sie kann auch nicht in der Klagerwiderung gesehen werden, weil die Beklagten sich nicht auf einen Widerruf stützen, sondern darauf, dass die Verträge mangels Durchführung des Bauvorhabens unwirksam geworden seien. Ob möglicherweise in der bloßen inhaltlichen Übernahme der Ausführungen des Landgerichts in der Berufungserwiderung ein ausdrücklich erklärter Widerruf gesehen werden könnte, erscheint zweifelhaft, kann aber dahingestellt bleiben.
</td></tr></table><table><tr><td>c)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Unabhängig vom Fehlen der Erklärung kommt ein Widerruf deswegen nicht in Betracht, weil den Beklagten kein Widerrufsrecht zustand.
</td></tr></table><table><tr><td>aa)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die Beklagten konnten die Verträge nicht nach § 1 Abs. 1 Nr. 3 HWiG widerrufen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Der Senat teilt die Auffassung des Landgerichts nicht, die zum Durchgang in den Messehallen bestimmten Flächen seien als "Verkehrsflächen" im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 3 HWiG anzusehen. Zwar ist richtig, dass es für die Frage der öffentlichen Zugänglichkeit nicht darauf ankommt, ob für die Benutzung des Weges ein Entgelt verlangt wird, solange der Zugang nicht auf bestimmte Personen beschränkt wird (Staudinger/Werner (2001), HWiG, § 1 Rn. 112; Fischer/Machunsky, HWiG, 2. Aufl., § 1 Rn. 179). Der Begriff des "Verkehrswegs" erfasst allgemein zugängliche Wege und Plätze, auch solche privater Unternehmen wie etwa Einkaufszentren oder Einkaufspassagen, also alle Orte, die ihrer wesentlichen Bestimmung nach für Zwecke der Fortbewegung errichtet und diesen gewidmet sind. Entscheidend ist jedoch, dass der in Frage stehende Bereich vorrangig dem Verkehr dient und sich die Mehrzahl der Personen dort nur zum Zwecke der Fortbewegung aufhält und nicht darauf eingestellt ist, rechtsgeschäftliche Entscheidungen treffen zu müssen (Staudinger/Werner, a.a.O., Rn. 110; Fischer/Machunsky, a.a.O., Rn. 176 - nach dieser Auffassung können ggf. auch Märkte und Festwiesen als öffentliche Verkehrswege anzusehen sein). Nach den Vorgaben der Haustürrichtlinie (Richtlinie des Rates vom 20.12.1985 betreffend den Verbraucherschutz im Falle von außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträgen, 85/577/EWG) gehört der Aufenthalt eines Messebesuchers auf einem Gang zwischen den Verkaufsständen nicht zu den Situationen, für die die Richtlinie dem Verbraucher ein Widerrufsrecht geben will. Sie gilt für Verträge, die geschlossen werden während eines vom Gewerbetreibenden außerhalb von dessen Geschäftsräumen organisierten Ausflugs oder anlässlich eines Besuchs des Gewerbetreibenden beim Verbraucher in der Wohnung oder am Arbeitsplatz, weiter für Verträge, bei denen der Verbraucher "unter ähnlichen ... Bedingungen" ein Angebot gemacht hat. Nach den vorangestellten Erwägungen des Rats sollte den Verbrauchern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Verpflichtungen aus bestimmten Verträgen noch einmal zu überdenken. Dabei war man davon ausgegangen, dass Verträge, die außerhalb der Geschäftsräume des Gewerbetreibenden geschlossen werden, dadurch gekennzeichnet sind, dass die Initiative zu den Vertragsverhandlungen in der Regel vom Gewerbetreibenden ausgeht, der Verbraucher auf die Vertragsverhandlungen nicht vorbereitet ist und häufig keine Möglichkeit hat, Qualität und Preis des Angebots mit anderen Angeboten zu vergleichen. Dieses Überraschungsmoment gebe es nicht nur bei Haustürgeschäften, sondern auch bei anderen Verträgen, die auf Initiative des Gewerbetreibenden außerhalb seiner Geschäftsräume abgeschlossen werden. In Anbetracht dieser Überlegungen liegt es fern, den auf einem Gang zwischen Messeständen initiierten Vertrag als "unter ähnlichen ... Bedingungen" abgeschlossen zu betrachten. Das gesamte Messegelände und damit auch die Wegeflächen zwischen den einzelnen Verkaufsständen trägt offenkundig gewerblichen, auf den Verkauf von Waren abzielenden Charakter. Die Gänge zwischen den Ständen unterscheiden sich ihrer Funktion nach nicht von den Gängen eines großen Kaufhauses, die die verschiedenen Abteilungen oder die Warentische verbinden. Sie sind daher von vorne herein nicht als ein räumlicher Bereich anzusehen, in dem der Verbraucher vor übereilten Geschäftsabschlüssen besonders geschützt werden müsste, ohne dass es darauf ankommt, wie weit sich ein seine Ware anpreisender Verkäufer von seinem Stand entfernt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Ein Widerrufsrecht entfällt jedenfalls deswegen, weil die Beklagten den Vertrag nicht im Anschluss an ein "überraschendes Ansprechen" geschlossen haben. Das Widerrufsrecht soll ein Korrektiv für typische Überrumpelungssituationen darstellen, in denen ein besonderes Schutzbedürfnis des Verbrauchers deswegen gegeben ist, weil er mit dem Angesprochenwerden zum Zweck der Aufnahme geschäftlichen Kontakts und einem Vertragsschluss nicht rechnet. Wie bereits ausgeführt, besteht diese Schutzbedürftigkeit auf einer Verkaufsausstellung wie der HAFA 2000 nicht, die dadurch geprägt ist, dass eine Vielzahl von Gewerbetreibenden ihre Produkte präsentieren und zum Kauf anbieten. Über den gewerblichen Charakter der Veranstaltung kann der Besucher ebensowenig in Zweifel sein wie darüber, dass er bei einem Gang über die Messe den mehr oder weniger offensiven Verkaufsbemühungen der Anbieter ausgesetzt ist. Welche Art von Waren ihm dabei offeriert wird, ist nicht entscheidend. Wenn er an einem Stand, auf dem Gang davor oder an einem beliebigen anderen Ort des Messegeländes auf ein bestimmtes Angebot angesprochen wird, ist dies nicht überraschend, sondern genau das, womit zu rechnen ist (ebenso Fischer/Machunsky, a.a.O., Rn. 189; Staudinger/Werner, a.a.O., Rn. 106/107/114; Palandt/Putzo, BGB. 61. Aufl., HWiG § 1 Rn. 17; KG NJW-RR 1990, 1338 - Vorentscheidung zu BGH NJW 1992, 1889 - für das Ansprechen eines Kunden auf der "Grünen Woche").
</td></tr></table><table><tr><td>bb)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Auch eine Freizeitveranstaltung im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 2 HWiG liegt nicht vor.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
In einer Entscheidung vom 12.09.1989 (VuR 1989, 345) nahm der Senat an, dass die HAFA 1988 eine Freizeitveranstaltung sei. Es genüge, dass die Veranstaltung eine Stimmung erzeugen könne, die geeignet sei, Hemmungen abzubauen, die verhindern, einen Kaufabschluss wohl abgewogen zu bedenken. An dieser Auffassung hält der Senat angesichts der neueren Entwicklung in der Rechtsprechung nicht fest. Der BGH hat in einem Urteil vom 10.07.2002 (NJW 2002, 3100 = WM 2002, 1847) im Anschluss an die Vorinstanzen (OLG Brandenburg NJW-RR 2001, 1635) und an eine Entscheidung aus dem Jahr 1992 (BGH NJW 1992, 1889 = MDR 1992, 760), die wiederum das Urteil des Kammergerichts (NJW-RR 1990, 1338) bestätigt hatte, entschieden, dass die "Grüne Woche Berlin" 1999 keine Freizeitveranstaltung im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 2 HWiG sei. In Fortführung der bisherigen Rechtsprechung führte er aus, dass nach Sinn und Zweck der Regelung eine Bindung des Verbrauchers an rechtsgeschäftliche Erklärungen in einer Situation zu vermeiden sei, in der der Geschäftszweck hinter die vom Veranstalter herbeigeführte freizeitliche Stimmung und Erwartungshaltung zurücktritt, Preis- und Qualitätsvergleiche praktisch nicht möglich sind und die Gelegenheit zu ruhiger Überlegung und Umkehr nur eingeschränkt gegeben ist. Der Gesetzgeber stelle darauf ab, dass mit dem eigentlichen gewerblichen Angebot des Veranstalters nicht im Zusammenhang stehende attraktive Leistungen den Kunden über den Hauptzweck der Veranstaltung hinwegsehen ließen und ihn den Verkaufsabsichten gewogen machten. Von einem Geschäftsabschluss anlässlich einer Freizeitveranstaltung könne jedoch nur gesprochen werden, wenn Freizeitangebote und Verkaufsveranstaltung derart organisatorisch miteinander verwoben seien, dass der Kunde mit Blick auf Ankündigung und Durchführung der Veranstaltung in eine freizeitlich unbeschwerte Stimmung versetzt werde und sich dem auf einen Geschäftsabschluss gerichteten Angebot nur schwer entziehen könne. Fehle es an einer dahingehenden Verknüpfung von Freizeitcharakter und gewerblichem Angebot, sei der Tatbestand des § 1 Abs. 1 Nr. 2 HWiG zu verneinen. Der Begriff der Freizeitveranstaltung werde also von zwei zusammenwirkenden Faktoren bestimmt: dem Freizeitcharakter der Veranstaltung, die den Verbraucher in eine seine rechtsgeschäftliche Entschließungsfreiheit beeinflussende Freizeitstimmung versetze, und der Organisationsform der Veranstaltung, der sich der Kunde nur schwer entziehen könne (ebenso BGH ZIP 1992, 702; OLG Düsseldorf MDR 1999, 985 - Camping- und Caravanmesse; OLG Dresden VuR 1999, 282 - Haus, Garten, Freizeit -, anders noch in NJW-RR 1997, 1346 = VuR 1997, 327 für die Mittelsachsenschau; Freizeitveranstaltung bejaht, weil nach Ankündigung und Durchführung in erster Linie Freizeiterlebnis: BGH NJW 1990, 3265 - Wanderlagerverkauf mit Bewirtung; bejahend auch OLG Stuttgart NJW-RR 1989, 1144 - gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen und Warenpräsentation. Allgemein zu den Voraussetzungen der "Freizeitveranstaltung": Staudinger/Werner (2001), § 1 HWiG Rn. 88 ff, insbesondere Rn. 93: entscheidend, dass der Unterhaltungswert in den Vordergrund gestellt und der eigentliche Zweck - Geschäftsabschluss - zurückgestellt wird. Eine reine Verkaufsausstellung sei keine Freizeitveranstaltung; Münchner Kommentar/Ulmer, BGB 3. Aufl. § 1 Rn. 22/23; Erman/Saenger, BGB 10. Aufl., § 1 HWiG Rn. 39 ff, insbesondere Rn. 42 mit Einzelnachweisen zu verschiedenen Verkaufsausstellungen; Fischer/Machunsky, a.a.O., § 1 Rn. 147 ff, tendenziell die Freizeitveranstaltung bejahend, weil angesichts der Ausgestaltung von Verbraucherausstellungen eine besondere Drucksituation für den Kunden bestehe und ein Bedürfnis nach Schutz gegen die Beeinträchtigung seiner rechtsgeschäftlichen Entscheidungsfreiheit gegeben sei).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Legt man die genannten Kriterien, die sich der Senat zu eigen macht, zugrunde, war die HAFA 2000 keine Freizeitveranstaltung im Sinne des § 1 Abs. 1 Nr. 2 HWiG. Der geschäftliche Zweck dieser Verkaufsausstellung ist auch dem unbedarften Besucher offenkundig. Zwar finden - räumlich getrennt von den Verkaufsständen - auch einige Unterhaltungsveranstaltungen statt, die den Rahmen der Messe abrunden und diese insgesamt attraktiver machen sollen. Hinter diesen "Erlebniseinlagen" tritt aber der Charakter der HAFA als Verkaufsmesse keineswegs in den Hintergrund. Der Kunde wird nicht mit Blick auf Ankündigung und Durchführung der Veranstaltung in eine freizeitlich unbeschwerte Stimmung versetzt, weil nicht das Freizeiterlebnis, sondern der gewerbliche Zweck überwiegt. Außerdem ist der Kunde auf einer solchen Verkaufsausstellung sehr viel besser als sonst in der Lage, sich über die Waren und Preise verschiedener konkurrierender Anbieter zu informieren, da er die Wettbewerber konzentriert auf überschaubarem Raum vorfindet. Einem zu aufdringlichen Verkäufer kann er sich ohne weiteres und regelmäßig leichter als in einem Fachgeschäft entziehen, indem er den Stand verlässt und im allgemeinen Besucherstrom untergeht. Die Druck- und Überrumpelungssituation, vor der das HWiG den Kunden schützen will, ist daher gerade nicht gegeben.
</td></tr></table><table><tr><td>3.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Verpflichtung der Beklagten aus den mit der Klägerin geschlossenen Verträgen entfällt schließlich auch nicht deswegen, weil deren Geschäftsgrundlage weggefallen wäre.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Die Geschäftsgrundlage eines Vertrags wird gebildet durch die nicht zum eigentlichen Vertragsinhalt erhobenen, aber bei Vertragsschluss zutage getretenen gemeinschaftlichen Vorstellungen beider Vertragsparteien oder die dem Geschäftsgegner erkennbaren und von ihm nicht beanstandeten Vorstellungen der einen Vertragspartei vom Vorhandensein oder dem künftigen Eintritt gewisser Umstände, auf denen sich der Geschäftswille der Parteien aufbaut (BGHZ 25, 390; 74, 370; BGH NJW 1992, 2690; 1996, 990; Staudinger/Schmitt, BGB 13. Bearb., § 242 Rn. 946; Soergel/Teichmann BGB 12. Aufl., § 242 Rn. 208). Dabei reicht es aus, wenn die Parteien bestimmte Umstände als selbstverständlich ansehen, ohne sich diese bewusst zu machen (BGH NJW 1996, 990). Folge der Änderung oder des Wegfalls der Geschäftsgrundlage ist in der Regel die Anpassung der noch abzuwickelnden vertraglichen Verpflichtungen an die geänderten Verhältnisse, nicht der Wegfall jeglicher Verpflichtung. Im übrigen kommt die Anpassung einer Vertragspflicht unter dem Gesichtspunkt des Wegfalls oder der Änderung der Geschäftsgrundlage nur unter sehr begrenzten Voraussetzungen in Betracht. Der das gesamte Schuldrecht beherrschende Grundsatz der Vertragstreue muss stets, aber auch nur dann zurücktreten, wenn anders ein untragbares, mit Recht und Gerechtigkeit schlechthin unvereinbares Ergebnis nicht zu vermeiden wäre und dies für die betroffene Partei deshalb unzumutbar ist (BGH NJW 1996, 990; 1997, 2884). Auch wesentliche Änderungen der Geschäftsgrundlage führen nicht zur Anpassung des Vertrags, wenn sich durch die Störung ein Risiko verwirklicht, das eine Partei zu tragen hat (BGHZ 74, 370; BGH NJW 2000, 1714; BGH NJW 2002, 2384 = MDR 2002, 1114).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Im vorliegenden Fall war nicht Geschäftsgrundlage, dass die Beklagten innerhalb von zwei oder drei Jahren ein Bauwerk erstellen würden, in dem sie die bei der Klägerin gekaufte Heizung einbauen könnten. Zwar hatten die Beklagten für einen Heizungs- und Solaranlagenbausatz nur Verwendung, wenn sie ein eigenes Haus errichteten. Diese Verwendungsvoraussetzung ist indes keine von den Parteien vorausgesetzte Geschäftsgrundlage, sondern das den Käufer treffende Risiko, ob der Kaufgegenstand für ihn von Nutzen ist oder nicht. Es kommt hinzu, dass die Beklagten noch nicht einmal ein Baugrundstück konkret in Aussicht hatten, wohingegen sie der Zeugin ... erklärten, einen Bauplatz zu haben (Protokoll S. 14), so dass die Beklagten durchaus wussten, wie unsicher das ganze Projekt war, wohingegen die Absicht, in unmittelbar bevorstehender Zukunft zu bauen, der Klägerin als sicher erscheinen musste. Selbst wenn die Klägerin jedoch gewusst hätte, dass die Beklagten noch nicht Eigentümer eines Grundstückes waren, wäre die Realisierung eines Bauprojekts, die ausschließlich in die Risikosphäre der Beklagten fiel, keine Geschäftsgrundlage gewesen.
</td></tr></table><table><tr><td>4.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die Klägerin hat gegen die Beklagten einen Anspruch auf Leistung von Schadensersatz in der beantragten Höhe.
</td></tr></table><table><tr><td>a)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der Anspruch folgt als Schadensersatzanspruch wegen Nichterfüllung aus positiver Vertragsverletzung. Wer die Abnahme einer ihm aufgrund Vertrages zu liefernden Sache vor Fälligkeit ernsthaft und endgültig verweigert, ist seinem Vertragspartner nach den Grundsätzen der pVV zum Schadensersatz verpflichtet (BGH WM 1982, 907 und WM 1992, 2155; BGH NJW 2002, 3100). Diese Voraussetzungen liegen hier vor.
</td></tr></table><table><tr><td>b)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Die Schadensberechnung der Klägerin begegnet keinen Bedenken. Sie kann Schadensersatz verlangen in Höhe ihres Interesses an der Vertragserfüllung abzüglich der ersparten Gegenleistungen (BGHZ 107, 67; WM 1998, 1784; NJW 2002, 3100). So hat die Klägerin ihren Anspruch vorliegend auch berechnet, wobei sie das (ersparte) benötigte Material konkret in Form einer Rechnung zusammengestellt hat. Die Beklagten haben nur pauschal bestritten, dass für die Heizungs- und Solaranlage die von der Klägerin angesetzten Kosten angefallen wären, haben aber nicht dargelegt, dass etwa mehr oder teureres Material erforderlich gewesen wäre. Dieses Bestreiten ist daher nicht erheblich (zur Berechnung und Darlegung des Schadensersatzes vgl. auch BGHZ 131, 362 = NJW 96, 1282 und BGHZ 143, 79 = NJW 2000, 653).
</td></tr></table><table><tr><td>c)</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Aufgrund der Fristsetzung auf den 30.05.2001 kamen die Beklagten mit der Zahlung am 31.05.2001 in Verzug, so dass ab diesem Zeitpunkt Zinsen zu bezahlen sind. Für die geltend gemachten vorgerichtlichen Mahnkosten ist nichts vorgetragen, so dass insoweit auch nichts zuzusprechen ist.
</td></tr></table><table><tr><td>II.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Die Kostenentscheidung ergibt sich aus § 91 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit folgt aus §§ 708 Nr. 10 ZPO.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Die Revision war nicht zuzulassen. Nachdem der BGH die grundsätzlichen Fragen der Möglichkeit des Widerrufs von Vertragserklärungen auf Verkaufsausstellungen geklärt hat, hat die Rechtssache keine grundsätzliche Bedeutung; ebensowenig erfordert die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts, § 543 Abs. 2 ZPO.
</td></tr></table></td></tr></table>
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|
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|
19 Wx 11/03
| 2003-03-14T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:01
| 2019-02-12T12:16:47
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die sofortige weitere Beschwerde der Betroffenen wird der Beschluss des Landgerichts Offenburg vom 31.01.2003 (4 T 235/02) aufgehoben. Das Verfahren wird zur weiteren Prüfung und Entscheidung an das Landgericht zurückverwiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Betroffene wurde am 23.11.2002 in die "K. a. d. L." eingeliefert, nachdem sie aufgrund eines angeschwollenen linken Knöchels zusammengebrochen war und der Notfallarzt eine seelische Verwirrung festgestellt hatte. Die Klinik hat am 26.11.2002 einen Unterbringungsantrag gestellt und vorgetragen, die Betroffene leide an einer akuten Psychose. Weiter bestehe der Verdacht einer Thrombose im linken Bein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Betroffene ist diesem Antrag entgegengetreten. Nach Anhörung hat das Amtsgericht mit Beschluss vom 27.11.2002 im Wege der einstweiligen Anordnung die vorläufige Unterbringung der Betroffenen für die Dauer von längstens 6 Wochen angeordnet. Weiter wurde die sofortige Wirksamkeit der Entscheidung angeordnet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Gegen diese Entscheidung hat die Betroffene mit Schriftsatz vom 28.11.2002 sofortige Beschwerde eingelegt. Das Landgericht hat am 06.12.2002 die Betroffene und den behandelnden Arzt angehört. Aufgrund Beschlusses der Kammer vom gleichen Tag hat der Sachverständige Dr. D. am 10.12.2002 ein psychiatrisches Gutachten erstellt (AS. 121 - 141).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Am 23.12.2002 wurde die Betroffene in die psychiatrische Klinik W.-E. überführt. Dort wurde sie am 24.12.2002 entlassen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Mit Hinweis vom 03.01.2003 (AS. 171) hat das Landgericht den Beteiligten Gelegenheit zur Stellungnahme und Anpassung der Verfahrensanträge gegeben. Hierauf hat die Betroffene nicht reagiert. Das Landgericht hat sodann mit Beschluss vom 31.01.2003 die sofortige Beschwerde mit der Begründung zurückgewiesen, eine Auslegung des Beschwerdevorbringens lasse nicht den Schluss zu, dass die Betroffene auch an einer nachträglichen Feststellung der Rechtswidrigkeit interessiert sei. Da sich durch die Entlassung die Hauptsache erledigt habe, sei die sofortige Beschwerde unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Gegen den Beschluss des Landgerichts hat die Betroffene sofortige weitere Beschwerde eingelegt und die Ansicht vertreten, das Landgericht habe zu Unrecht nicht über die Rechtmäßigkeit der Unterbringung entschieden. In ihrer sofortigen Beschwerde sei inzident ein entsprechender Feststellungsantrag enthalten gewesen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Das zulässige Rechtsmittel hat in der Sache in dem aus dem Beschlusstenor ersichtlichen Umfang Erfolg. Es führt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und Zurückverweisung an das Landgericht, denn dessen Entscheidung hält einer rechtlichen Nachprüfung nicht stand (§ 27 Abs. 1 FGG, §§ 546, 547, 559 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Durch die Entlassung der Betroffenen, spätestens aber mit dem zwischenzeitlichen Ablauf des sechswöchigen Unterbringungszeitraums hat sich die Hauptsache erledigt. Grundsätzlich ist eine Beschwerde zu verwerfen, wenn der Beschwerdeführer diese trotz Erledigung in vollem Umfang aufrecht erhält (Keidel/Zimmermann, FGG, 15. Aufl., § 13 a Rdn. 47; Keidel/Kahl, a.a.O., § 19 Rdn. 94). Nach den Grundsätzen, die das Bundesverfassungsgericht zur Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG entwickelt hat, ist eine nachträgliche Feststellung der Rechtswidrigkeit allerdings bei vorläufiger gerichtlich angeordneter Unterbringung nach § 70 h FGG i.V.m. Landesrecht regelmäßig in Betracht zu ziehen (BVerfG, NJW 1998, 2432). In diesen Fällen tiefgreifender Grundrechtseingriffe ist trotz Erledigung von einem fortbestehenden Rechtsschutzinteresse auszugehen (BVerfG, NJW 2002, 2456 ff). Diesen rechtlichen Ausgangspunkt hat das Landgericht auch nicht verkannt, rechtsfehlerhaft geht es allerdings davon aus, dass die Betroffene verpflichtet gewesen wäre, ihren Antrag ausdrücklich auf einen Feststellungsantrag "umzustellen" bzw. eine Auslegung ihres Rechtsmittels im Sinne eines Feststellungsbegehrens nicht möglich sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Erklärungen und Anträge gegenüber dem Gericht können auslegungsbedürftig sein. Das Gericht muss nach Möglichkeit den Willen des Erklärenden erforschen, sofern dieser in der Erklärung verkörpert ist (Keidel/Zimmermann, § 11 Rdn. 35 m.w.N.). Entscheidend ist der Inhalt und das erkennbare Ziel eines Antrags auf der Grundlage einer wohlwollenden Auslegung. Diese, auch im ZPO-Verfahren geltenden (vgl. etwa für die Umdeutung eines Leistungsantrags in einen Feststellungsantrag BGH MDR 1988, 46) Grundsätze, sind im FGG-Verfahren schon deshalb besonders zu beachten, weil dort Beschwerde und sofortige Beschwerde überhaupt keines förmlichen Antrags oder einer Begründung bedürfen (Keidel/Sternal § 21 Rdn. 23 m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Da es sich bei der Auslegung des Antrags der Betroffenen um die Auslegung einer prozessualen Erklärung handelt, bindet die Auslegung durch das Landgericht den Senat nicht (BGH NJW-RR 1996, 1210 f; Keidel/Meyer-Holz, § 27 Rdn. 50). Die Auslegung des Vorbringens der Betroffenen durch den Senat ergibt, dass sie die Rechtswidrigkeit der Unterbringungsmaßnahme festgestellt haben will, so dass es nicht darauf ankommt, dass sie ihren ursprünglichen Antrag auf Aufhebung des amtsgerichtlichen Beschlusses und der - zwischenzeitlich erledigten - Unterbringungsmaßnahme nicht ausdrücklich angepasst hat (zutreffend: BayObLG FamRZ 2000, 1537 f). Der Inhalt der zahlreichen Schriftsätze der Betroffenen lässt keinen Zweifel daran, dass sie der Ansicht ist, dass sie die Unterbringungsmaßnahme für unberechtigt und damit rechtswidrig hält. Nur eine solche Auslegung des Rechtsschutzbegehrens entspricht dem wohlverstandenen Interesse der Betroffenen. Die Auslegung des Landgerichts, das Vorbringen der Betroffenen sei auf die sofortige Entlassung aus der Unterbringung gerichtet gewesen, mag zwar bis zum Zeitpunkt der tatsächlichen Entlassung zutreffend gewesen sein, berücksichtigt aber in keiner Weise die wesentliche Tatsache, dass die Betroffene zwischenzeitlich aus der Unterbringung entlassen worden ist und die hierdurch eingetretene Veränderung. Ein Verstoß gegen anerkannte Auslegungsgrundsätze - und damit eine Rechtsverletzung - ist u.a. aber auch dann gegeben, wenn nicht alle für die Auslegung wesentlichen Tatsachen berücksichtigt werden (BGH NJW-RR 1991, 495 ff. m.w.N.). Das Landgericht, das den Antrag der Betroffenen so versteht, dass dieser erfolglos bleiben muss, verstößt zudem gegen den Auslegungsgrundsatz, wonach im Zweifel dasjenige gewollt ist, was nach den Maßstäben der Rechtsordnung vernünftig ist und der recht verstandenen Interessenlage entspricht (BGH NJW-RR 1996, 1210 f. m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die angefochtene Entscheidung beruht auch auf dieser Rechtsverletzung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Nachdem das Landgericht in der Sache selbst noch nicht entschieden hat, hat der Senat von der Möglichkeit der Zurückverweisung Gebrauch gemacht (Keidel/Meyer-Holz, § 27 Rdn. 58). Das Landgericht wird im Rahmen der zu treffenden Entscheidung auch eine die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens erfassende Entscheidung nach § 13 a FGG zu treffen haben (Keidel/Zimmermann, § 13 a Rdn. 36 ff.).
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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|
B 30 GR 2209/02
| 2003-03-14T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:01
| 2019-01-17T11:53:44
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Antragsgegner werden als Gesamtschuldner verpflichtet, die Vermietung oder sonstige Gebrauchsüberlassung der im Aufteilungsplan zur Teilungserklärung der Wohnungseigentümergemeinschaft F.-D.-Straße 2-14, S.-D. vom 21.12.1993 mit der Nr. 44-E 9 bezeichneten Teileigentumseinheit an einen Kindergarten bzw. Kindertagesstätte zu unterlassen.</p>
<p>2. Die Antragsgegner werden als Gesamtschuldner verpflichtet, die Vermietung oder sonstige Gebrauchsüberlassung sämtlicher Gartenflächen sowie der gemeinschaftlichen Sandkästen - mit Ausnahme der im Aufteilungsplan mit der Bezeichnung E 9 gekennzeichneten und an die Einheit der Antragsgegner angrenzenden beiden Garten- und Terrassenflächen - an einen Kindergarten bzw. Kindertagesstätte zu unterlassen.</p>
<p>3. Die Antragsgegner tragen als Gesamtschuldner die Gerichtskosten des Verfahrens. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p>
<p>Geschäftswert: bis 20.000 EUR</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Beteiligten bilden die Wohnungseigentümergemeinschaft (Erbbauberechtigtengemeinschaft) F.-D.-Straße 2 bis 14 in S.-D.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Antragsgegner sind Eigentümer der Wohnung Nr. 44 im Aufteilungsplan mit der Nummer E 9 bezeichneten nicht zu Wohnzwecken dienenden Sondereigentumseinheit im Erdgeschoss des Gebäudes F.-D.-Straße 12.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Diese Sondereigentumseinheit war bis zum Frühjahr des Jahres 2002 von dem von den Antragsgegnern betriebenen Unternehmen, Firma GVB GmbH, zu Büro-, Verwaltungs- und Schulungszwecken genutzt worden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Antragsgegner haben mit Mietvertrag vom 11.6.2002 die Teileigentumseinheit an den Verein für Förderung der Walddorfpädagogik M. e. V. zum Zwecke des Betreibens eines Kindergartens vermietet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Nach dem Vortrag der Antragsteller bilden sich zwei Gruppen zu je zehn bis zwölf Kinder, wie sich in der Zeit von 8:30 bis 16:00 in der Teileigentumseinheit und dem Terrassen- und Gartensondernutzungsbereich aufhalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Antragsteller halten den Betrieb eines Kindergartens mit § 5 Ziffer 1 der Teilungserklärung für unvereinbar und fühlen sich durch den von den Kindern verursachten Lärm belästigt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Sie sind der Ansicht, die Gebrauchsregelung in der Gemeinschaftsordnung sehe die Nutzung zu "gewerblichen Zwecken (Büro, Praxis, Laden oder ähnliches)" vor. Diese Nutzungsvarianten seien zwar nicht als abschließend zu bewerten, sodass ein Teileigentum auch zu einem anderen Zwecke genutzt werden kann, sofern diese Nutzung nicht mehr stört, als die dem ursprünglichen Zweck dienende Nutzung. Jedoch ist ein Kindergarten mit einem Büro, einer Praxis oder einem Laden nicht vergleichbar und kann damit nicht als "ähnlich" bezeichnet werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Zwar seien diese Nutzungsvarianten von wechselnden Personenverkehr geprägt, aber weder von einem Büro, noch von einer Praxis, noch von einem Laden gehen solche Geräuschemissionen aus wie von einem Kindergarten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Seit Einzug des Walddorfkindergartens sei es zu quasi täglichen, außerhalb jeder Toleranz liegenden Belästigungen, gekommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die Kinder hielten sich auf dem gemeinschaftlichen Rasen und den Sandkästen auf, es komme zu Lärmbelästigungen, Verstößen gegen die Hausordnung sowie zur rechtswidrigen Nutzung des Gemeinschaftsgartens.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Antragsteller beantragen (Blatt 2 der Akte),
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
wie erkannt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Antragsgegner beantragen,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
die Anträge zurückzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Antragsgegner sind der Ansicht, die Gebrauchsregelung in der Teilungserklärung sehe jegliche gewerbliche Nutzung der Räumlichkeiten im Erdgeschoss vor. Die in Klammern eingesetzten Begriffe "Büro, Praxis, Laden, o.ä." stellen lediglich eine beispielhafte Aufzählung für gewerbliche Nutzungsmöglichkeiten dar. In keiner Weise sei damit irgend eine Einschränkung der gewerblichen Nutzung gemeint oder gewollt, was sich zum einen aus dem Zusatz "o.ä.", zum anderen aus der abschließenden negativen Abgrenzung, welche die Teilungserklärung ebenfalls vornimmt, ergäbe. Aus der abschließenden negativen Abgrenzung ergäbe sich zwangsläufig, dass jede andere gewerbliche Nutzung, welche nicht in dieser Aufzählung einzuordnen ist, gestattet sein soll. Da keine widerspruchsfreie Beschränkung vorliege, gehen etwaige Widersprüche in der Teilungserklärung zu Lasten der Eigentümer.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Da der Betrieb eines Kindergartens nicht zu den Nutzungsvarianten der negativen Regelung zählt, sei dieser damit gestattet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Außerdem sei keineswegs davon auszugehen, dass die Nutzung als Kindergarten mit höheren Geräuschemissionen verbunden wäre, als eine sonstige gewerbliche Nutzung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Gartenanlage der Gemeinschaft mit zwei großen Sandkästen könne ebenfalls von den Kindern des Kindergartens genutzt werden, da die Teilungserklärung auch diesbezüglich keinerlei Nutzungseinschränkung vorsieht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Sämtliche von den Antragstellern vorgetragenen Ruhestörungen lägen nicht vor. Diese seien auch auf Grund der Sorgfalt der Betreuerinnen und der massiven Bauweise des Gebäudes nicht möglich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Irgendwelche konkrete Störungen und Beeinträchtigungen durch den Kindergarten hätten gegenüber den Antragsgegnern angezeigt werden müssen und die Antragsgegner hätten aufgefordert werden müssen, diese zu beseitigen bzw. für deren Unterlassung zu sorgen. Dies sei hier aber nicht geschehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Im übrigen sind die konkreten Ruhestörungen unsubstantiiert vorgetragen worden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die gewechselten Schriftsätze und deren Anlagen verwiesen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Der Anspruch der Antragsteller auf Unterlassung der Vermietung ergibt sich aus den § 15 WEG in Verbindung mit § 5 Ziffer 1 des Teilungsvertrages und aus § 1004 Abs. 1 Satz 2 BGB.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Nach § 15 WEG und § 5 Ziffer 1 des Teilungsvertrages dürfen die Wohnungseigentümer ihr Sondereigentum nur zu den von der Gemeinschaft zugelassenen Zwecken nutzen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
In § 2 D Ziffer 44 des Teilungsvertrages dienen die zum Sondereigentum der Antragsgegner gehörenden Räume nicht zu Wohnzwecken. In § 5 Ziffer 1 des Teilungsvertrages ist es grundsätzlich gestattet, dieses Sondereigentum "für gewerbliche Zwecke (Büro, Praxis, Laden oder ähnliches) zu nutzen, jedoch nicht für gastronomische Betriebe, Diskotheken, Filmtheater oder Gewerbe, das Empfinden eines billig und gerecht denkenden Bürgers zu verletzen geeignet sind."
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Nach § 5 Ziffer 3 des Teilungsvertrag ist die Gebrauchsüberlassung an Dritte nur zulässig, soweit sich die Nutzung im Rahmen dieser Gemeinschaftsordnung hält.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Zwar lässt sich ein Kindergarten nicht unter die abschließende negative Regelung des § 5 Ziffer 1 einordnen, sodass er somit grundsätzlich zur positiven Regelung "gewerbliche Zwecke" zu zählen ist. Aber durch die in Klammern gesetzten Begriffe Büro, Praxis, Laden oder ähnliches ist hier eine bestimmte Richtung vorgegeben. Damit ist zum Ausdruck gebracht, dass nur solche, mit den in Klammern gesetzten Begriffe vergleichbare, Nutzungen zulässig sein sollen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Der Betrieb eines Kindergartens ist in keinem Falle mit einem der in Klammern gesetzten Begriffe vergleichbar. Die Geräuschemissionen die durch den Betrieb eines Kindergartens entstehen sind weit erheblicher als die, die durch den Betrieb eines Büros, einer Praxis oder eines Laden typischerweise entstehen. Insbesondere werden grundsätzlich bei einem Büro, einer Praxis oder einem Laden nicht die dazugehörigen Gartenflächen genutzt. Aber gerade durch die Nutzung der Gartenflächen entstehen noch weitere Geräuschemissionen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Hinsichtlich der Lärmbelastung lässt sich ein Kindergarten eher mit den Nutzungsarten der negativen Gebrauchsregelung vergleichen als mit denen der positiven Gebrauchsregelung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Dasselbe gilt auch für die Nutzung der gemeinschaftlichen Gartenfläche und Sandkästen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Im Hinblick auf die generelle Geeignetheit vermehrter Geräuschbelästigungen durch den Betrieb des Kindergartens besteht für das Gericht kein Anlass, über die von den Antragstellern behaupteten Lärmbelästigungen im einzelnen Beweis zu erheben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Das Gericht hat nicht verkannt, dass durch die Unterlassung der Vermietung ein erheblicher Eingriff in die Rechte der Antragsgegner aus Art. 14 und Art. 2 Abs. 1 GG erfolgt. Dem stehen aber aufgrund der Lärmbelästigungen die Rechte der Antragsteller bzw. deren Mietern aus Art. 2 Abs. 2 GG auf körperliche Unversehrtheit und aus Art. 14 GG gegenüber, da sich die Antragsteller auf Grund der Lärmbelästigungen durch den Kindergarten auch Ansprüchen ihrer Mieter, wie z.B. Mietminderung, ausgesetzt sehen könnten. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der Betrieb des Kindergartens für die Sondereigentumseinheiten der Antragsteller eine Wertminderung zur Folge hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Bei der hier vorgenommenen Interessenabwägung wiegen die Rechte der Antragsteller schwerer als die der Antragsgegner.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Entscheidung über die Gerichtskosten beruht auf § 47 Satz 1 WEG. Dabei waren die Gerichtskosten den Antragsgegnern als Unterlegenen aufzuerlegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Die Entscheidung über die außergerichtlichen Kosten beruht auf § 47 Satz 2 WEG. Eine Abweichung von diesem Grundsatz war hier nicht geboten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Die Festsetzung des Geschäftswerts beruht auf § 48 Abs. 3 Satz 1 WEG.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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16 UF 58/02
| 2003-03-13T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:58
| 2019-02-12T12:16:46
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I. Auf die Berufung des Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Heidelberg vom 25.01.2002 (36 F 38/01) wie folgt abgeändert:</p>
<p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin für die Zeit von August 2000 bis März 2001 Unterhaltsrückstand in Höhe von 4.409,36 EUR nebst 5 % Zinsen über dem Basiszinssatz aus jeweils 551,17 EUR seit dem 2. eines jeden Monats von August 2000 bis Februar 2001 sowie für die Zeit von April 2001 bis März 2003 in Höhe von 13.228,08 EUR zu zahlen.</p>
<p>2. Der Beklagte wird verurteilt, ab April 2003 an die Klägerin monatlichen nachehelichen Unterhalt in Höhe von jeweils 551,17 EUR, monatlich im Voraus bis zum 3. Werktag eines jeden Monats, zu zahlen.</p>
<p>3. Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>II. Die Widerklage des Beklagten wird zurückgewiesen.</p>
<p>III. Von den Kosten der ersten Instanz haben der Beklagte 60 %, die Klägerin 40 % zu tragen, von den Kosten des Berufungsverfahrens der Beklagte 66 %, die Klägerin 34 %.</p>
<p>IV. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die seit 29. Februar 2000 rechtskräftig geschiedenen Parteien streiten um nachehelichen Unterhalt ab August 2000. Ihre ehelichen Lebensverhältnisse waren zuletzt geprägt durch die Berufstätigkeit beider sowie das Wohnen im Haus des Ehemannes, der eine Einliegerwohnung vermietet zu einem Mietzins von kalt 950,00 DM.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Beklagte hatte aufgrund außergerichtlicher Vereinbarung für die Zeit der Trennung und aufgrund einer erneuten Vereinbarung von Januar/Februar 2000 nach rechtskräftiger Ehescheidung monatliche Zahlungen auf Ehegattenunterhalt in Höhe von zuletzt 1.078,00 DM erbracht, die er zum August 2000 eingestellt hatte, da er seiner Ehefrau im Rahmen der Vermögensauseinandersetzung nach der Ehescheidung einen Betrag in Höhe von 307.728,00 DM hatte zukommen lassen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Mit am 01. März 2001 eingegangener und am 09. März 2001 zugestellter Stufenklage hat die Klägerin nach Auskunftserteilung durch den Beklagten für August 2000 die zuvor gezahlten 1.078,00 DM und ab September 2000 monatlichen nachehelichen Unterhalt in Höhe von 1.800,00 DM geltend gemacht.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Beklagte hat Klagabweisung beantragt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Mit Urteil vom 20. Januar 2002, das im schriftlichen Verfahren auf das Schriftsatzrecht bis 20. Januar 2002 ergangen ist, hat das Familiengericht nach Abweisung im Übrigen den Beklagten zur Zahlung von 1.078,00 DM für August 2000 und ab September 2000 zur Zahlung von monatlichen 1.583,00 DM bzw. ab Januar 2002 in Höhe von 809,00 EUR verurteilt. Es hat beim Beklagten ein monatliches durchschnittliches Nettoeinkommen von 6.239,00 DM nach Abzug von unstreitigen Fahrtkosten in Höhe von 134,00 DM, eines Krankenversicherungsbeitrags von 376,00 DM und eines Beitrags zur Berufshaftpflichtversicherung von 16,20 DM zu Grunde gelegt und hiervon einen Erwerbstätigenbonus von 10 % berücksichtigt, sodass es in die Unterhaltsberechnung 5.615,00 DM eingestellt hat. Hinzugerechnet wurde der monatliche Mietertrag in Höhe von (statt der vom Beklagten eingeräumten 950,00 DM der zunächst behauptete Betrag von) 850,00 DM. Sein Gesamteinkommen von 6.465,00 DM hat es nicht um den geschätzten Wohnvorteil von 2.500,00 DM erhöht, da zum einen Kreditkosten und fixe Hauskosten in Höhe von zusammen monatlich 1.655,00 DM sowie eine geschätzte Reparaturrücklage von 300,00 DM in Abzug zu bringen seien. Zum anderen sei es unbillig, den verbleibenden Betrag von (2.500,00 - 1.655,00 - 300,00=) 845,00 DM dem Beklagten zuzurechnen, da er im Rahmen der Vermögensauseinandersetzung einen Kredit habe aufnehmen müssen, für den er Zinsen in Höhe von monatlich 1.620,00 DM zahlen müsse.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das Einkommen der Klägerin belaufe sich entsprechend ihren Angaben nach Abzug von berufsbedingten Aufwendungen (134,00 DM) sowie eines Krankenversicherungsbeitrags (65,20 DM) und eines 10 % Verdienervorwegabzugs auf gerundet 2.521,00 DM. Hinzuzurechnen seien als Surrogat für den Wohnwert 5 % Zinsen aus 240.000,00 DM, also gerundet 738,00 DM, da es ihr freigestanden habe, von dem erhaltenen Gesamtbetrag über 307.728,00 DM einen Teil für die Anschaffung eines PKW, als Schenkung an die beiden ehegemeinsamen volljährigen Töchter sowie als zinsloses Darlehen an einen Freund auszugeben. Der aus dem Gesamteinkommen von (6.465,00 + 3.299,00 =) 9.764,00 DM errechnete Bedarf in Höhe von 4.882,00 DM sei durch ihr eigenes Einkommen in Höhe von 3.299,00 DM gedeckt, sodass ihr Unterhaltsanspruch 1.583,00 DM bzw. 809,00 EUR betrage.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Gegen diese Entscheidung wendet sich der Beklagte mit seiner form- und fristgerecht eingelegten Berufung. Die Klage hätte nach den Grundsätzen der Änderung oder des Wegfalls der Geschäftsgrundlage begründet werden müssen, da die Unterhaltsvereinbarung der Parteien über monatlich 1.078,00 DM auch für nachehelichen Unterhalt gegolten habe. Die Vertragsgrundlage habe sich allerdings zu seinen Gunsten dahingehend geändert, dass die Klägerin ab August 2000 über Zinseinnahmen in Höhe von (6,5% aus 270.000,00 = 17.550,00 DM jährlich =) 1.462,50 DM monatlich verfüge, die ihrer Bedürftigkeit in Höhe von allenfalls 1.078,00 DM entfallen lasse. Das Familiengericht habe den objektiven Mietwert seines Anwesens nicht lediglich schätzen dürfen, sondern hätte ein Sachverständigengutachten einholen müssen. Von den zu Grunde gelegten Mieteinkünften in Höhe von 850,00 DM hätten anteilige Steuern sowie die auf das Haus entfallenden Belastungen herausgerechnet und abgezogen werden müssen. Das Familiengericht habe sich nicht mit seinem Vortrag auseinander gesetzt, die Klägerin gehe trotz einer entsprechenden Obliegenheit keiner Vollerwerbstätigkeit nach, sondern arbeite lediglich sechs Stunden pro Tag. Schließlich habe das Familiengericht nicht die unstreitige Vereinbarung der Parteien berücksichtigt, wonach seine Zahlungen auf einen gemeinsamen Bausparvertrag in Höhe der Hälfte von monatlich 75,00 DM auf einen evtl. Unterhaltsanspruch seiner Ehefrau anzurechnen seien.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Er beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Aufhebung des Urteils des Familiengerichts Heidelberg vom 25.01.2002 und Klagabweisung.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Darüber hinaus erhebt er Widerklage mit dem Antrag, festzustellen, dass er ab 01.08.2000 keinen nachehelichen Unterhalt mehr schulde, hilfsweise die zwischen den Parteien getroffene Unterhaltsvereinbarung über die Zahlung von nachehelichem Unterhalt in Höhe von 1.078,00 DM mit Wirkung ab 01. August 2000 dahingehend abzuändern, dass der Beklagte der Klägerin keinen Unterhalt mehr schulde.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Klägerin beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Zurückweisung der Berufung und Abweisung der Widerklage.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Sie willige in die Widerklage nicht ein. Diese sei unzulässig, jedenfalls unbegründet. Die Parteien hätten keine Vereinbarung zum nachehelichen Unterhalt getroffen, vielmehr habe der Beklagte den Betrag von 1.078,00 DM einseitig festgelegt. Die Grundlagen für die vom Familiengericht zu Recht erfolgte Schätzung des Mietwerts des von den Parteien früher gemeinsamen bewohnten Anwesens des Beklagten seien im Urteil dargelegt. Die auf die Kaltmiete für die vermietete Einliegerwohnung entfallenden Steuern seien berücksichtigt, da das Familiengericht die steuerliche Veranlagung in seine Berechnung eingestellt habe. Ebenso seien die grundbesitzbezogenen Aufwendungen für die Einliegerwohnung bei der Bewertung des Wohnvorteils berücksichtigt. Die Klägerin werde entsprechend einer Vollbeschäftigung in ihrem erlernten und seit vielen Jahren ausgeübten Beruf vergütet. Sie habe keine Möglichkeit, einen höheren Verdienst zu erzielen. Den hälftigen Bausparbeitrag hätte der Beklagte im Wege der Aufrechnung geltend machen müssen, was nicht geschehen sei.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Wegen der Einzelheiten der Parteivorträge wird auf die gewechselten Schriftsätze erster und zweiter Instanz nebst Anlagen sowie die Sitzungsprotokolle vom 06. November und 18. Dezember 2002 Bezug genommen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Der Senat hat durch Teilurteil vom 12. September 2002 eine Vorabendscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit gem. § 718 ZPO getroffen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Der Beklagte schuldet nachehelichen Unterhalt in Höhe der zwischen den Parteien vereinbarten 1.078,00 DM.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
I. Berufung des Beklagten:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Berufung ist nur insoweit begründet, als die Klägerin sich lediglich auf die vorrangige vertragliche Regelung zur Geltendmachung ihres Anspruchs auf nachehelichen Unterhalt stützen kann.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Parteien hatten sich ursprünglich vor Rechtskraft der Ehescheidung auf einen monatlichen nachehelichen Ehegattenunterhalt in Höhe von 1.078,00 DM geeinigt. Hierzu hatte die Klägerin in ihrer Klageschrift vom 27. Februar 2001, Blatt 6 unten, vorgetragen, der Beklagte habe „auf der Grundlage einer zwischen den Parteien getroffenen Absprache ... nachehelichen Unterhalt von DM 1.078,00 monatlich an die Klägerin“ gezahlt. Zur Bekräftigung ihrer Aussage hatte sie den außergerichtlichen Schriftsatz ihrer anwaltlichen Vertreterin vom 07. September 2000 vorgelegt, auf dessen Blatt 4 im Zusammenhang mit der Geltendmachung von nachehelichem Unterhalt dargelegt ist, dass „die Parteien so verblieben“ seien, „dass der Trennungsunterhalt weiter bezahlt werden sollte“. Unbeachtlich ist es, dass die Klägerin ihren erstinstanzlichen Vortrag im Berufungsverfahren zuletzt nicht mehr als Vereinbarung gewertet wissen wollte. Ihr entsprechender Berufungsvortrag (vgl. Schriftsatz vom 15.07.2002, Blatt 5: „Der Beklagte sagte zu, den Ehegattenunterhalt über den Zeitpunkt der Ehescheidung hinaus weiter zu bezahlen“) wurde zwar mit Schriftsatz vom 03. Februar 2003, Blatt 4 dahingehend korrigiert, dass eine entsprechende Zusage nicht erteilt worden sei, es sei lediglich der Trennungsunterhalt nach der Scheidung weiter gezahlt worden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Die von ihr ursprünglich behauptete Absprache hat der Beklagte sich aber in seiner Berufungsbegründung zu Eigen gemacht und bereits in der mündlichen Verhandlung vom 06. November 2002 durch Bezugnahme hierauf vorgetragen. Damit tritt eine Geständniswirkung ein, es liegt ein sogenanntes vorweggenommenes Geständnis vor (vgl. Zöller/Greger, ZPO, 23. Aufl., § 288 Rn. 3a). Dieses hat seine Wirksamkeit nicht durch den späteren Widerruf verloren, da die Klägerin nicht bewiesen hat, dass das Geständnis der Wahrheit nicht entspreche und durch einen Irrtum veranlasst sei, § 290 ZPO. Der Senat muss somit von einer zwischen den Parteien getroffenen Vereinbarung über nachehelichen Unterhalt in Höhe von monatlich 1.078,00 DM ausgehen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die Vereinbarung ist nicht wegen eines Dissenses nicht zustande gekommen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Erklärungen beider Parteien, dass nachehelicher Unterhalt in Höhe von 1.078 DM geschuldet sein soll, sind einer Auslegung nicht zugänglich und decken sich. Nachdem die Parteien erst im Anschluss an die Unterhaltsvereinbarung Verhandlungen über den Zugewinnausgleich aufgenommen hatten, die zur Zahlung eines Betrages in Höhe von 307.728,00 DM führten, ist die Frage einer möglichen Anrechnung der aus dem Kapitalbetrag erzielten Zinserträge auf den Unterhalt ohne Belang.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Indessen ist die Unterhaltsvereinbarung gem. § 242 BGB anzupassen. Allerdings ist ihre Geschäftsgrundlage nicht mehr im Einzelnen festzustellen. Dies zwingt aber nur dazu, den Unterhalt der Klägerin nach Maßgabe der Veränderung aller tatsächlichen Verhältnisse vorzunehmen. Eine Veränderung kann der Senat jedoch nur bei den Zinseinkünften feststellen, welche die Klägerin jedenfalls seit August 2000 hat. Beim Einkommen des Beklagten und bei seiner Unterhaltspflicht gegenüber den gemeinsamen Töchtern ist eine entsprechend schwerwiegende Änderung nicht anzunehmen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der nachgeschobene Vortrag der Klägerin, der sich auf die Einkommensverhältnisse von 1998 beschränkt, enthält keine Anhaltspunkte für eine deutliche Erhöhung des Einkommens des Beklagten vom Zeitpunkt der Unterhaltsvereinbarung an bis zum Sommer 2000. Unstreitig sind die Töchter zwar erst nach dem Sommer 2000 aus dem väterlichen Anwesen ausgezogen, hatten aber zuvor bereits eigenes Einkommen in Höhe von jeweils 1.200,00 DM, sodass auch nicht von einem Wegfall der Unterhaltsverpflichtung des Beklagten ausgegangen werden kann.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Da auch die Berechnungsgrundlagen im Einzelnen für den unstreitig von dem Beklagten festgelegten und dann von der Klägerin akzeptierten Unterhaltsbetrag nicht bekannt sind, muss eine freie Berechnung vorgenommen werden (BGH FamRZ 1995, 665 f; Wendl/Thalmann Unterhaltsrecht 5. Aufl. § 8 Rn. 169, 171); da an Veränderungen nur solche zu Lasten der Klägerin bekannt sind, hat dies zur Folge, dass der Klägerin nicht mehr als die vereinbarten 1.078 DM zugesprochen werden können.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der Unterhaltsanspruch der Klägerin errechnet sich gem. §§ 1569, 1573 Abs. 2, 1578 BGB nach den ehelichen Lebensverhältnissen wie folgt:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Erwerbseinkommen des Beklagten:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Diesbezüglich hat das Familiengericht für das Jahr 2000 ein monatliches durchschnittliches Nettoeinkommen von 6.200,00 DM zugrunde gelegt, das im Hinblick auf die vorgelegte Lohnsteuerkarte für 2000 (II 85), die ein Jahresnettoeinkommen von 74.661,11 DM, monatlich also 6.221,76 DM, ausweist, nicht zu beanstanden ist. Anstelle der vom Familiengericht auf Grund der klägerischen Berechnung für 2001 zu Grunde gelegten Steuerrückerstattung in Höhe von (im Folgenden stets gerundet) 565,00 DM beträgt eine solche im Jahr 2000 erhaltene Erstattung lediglich konkret 492,00 DM (vgl. bereits erstinstanzlich vorgelegter Steuerbescheid für 1998 vom 26.04.2000), sodass das Erwerbseinkommen insgesamt rund 6.700,00 DM beträgt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
An Fahrtkosten können lediglich mit dem Familiengericht monatlich 134,00 DM in Abzug gebracht werden, da über 220 hinausgehende Arbeitstage von dem Beklagten nicht substantiiert dargelegt wurden. Im Berufungsverfahren erstmals geltend gemachte Werbungskosten wurden trotz Bestreitens durch die Klägerin nicht belegt; ihre steuerliche Berücksichtigung ist unterhaltsrechtlich nicht ausreichend. Dagegen sind unstreitig abzuziehen Krankenversicherung (376,00 DM) und Berufshaftpflichtversicherung (16,00 DM). Es verbleibt ein anzurechnendes Erwerbseinkommen im Jahr 2000 in Höhe von (6.700 - 134 - 376 - 16 =) 6.174,00 DM.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
In die Unterhaltsberechnung einzubeziehen sind nach Abzug eines Erwerbstätigenbonus von 10 % (617,00 DM) 5.557,00 DM.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Für das Jahr 2001 betrug das monatliche Nettoeinkommen nach Lohnsteuerkarte 2001 (70.608,44 : 12=) 5.884,00 DM zuzüglich Steuerrückerstattung gemäß Berechnung der Klägerin im Schriftsatz vom 24.10.2001 in Höhe von 565,00 DM. Nach Abzug der unstreitigen Belastungen in Höhe von zusammen 526,00 DM und eines 10 %igen Erwerbstätigenbonus (592,00 DM) verbleibt ein anrechenbares Erwerbseinkommen für das Jahr 2001 von 5.331,00 DM.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Der Senat stellt deshalb gem. § 287 ZPO für den gesamten geltend gemachten Unterhaltszeitraum ein Erwerbseinkommen des Beklagten in Höhe von 5.450,00 DM in die Unterhaltsberechnung ein.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Das Einkommen des Beklagten erhöht sich um Mieteinnahmen für die vermietete Einliegerwohnung in Höhe von 950,00 DM monatlich (vgl. vorgelegten Mietvertrag und Richtigstellung gemäß Schriftsatz des Beklagtenvertreters vom 23. November 2001). Soweit der Beklagte rügt, das Familiengericht habe die grundbesitzbezogenen Aufwendungen, soweit sie flächenanteilig auf die Einliegerwohnung entfallen, nicht als den anrechenbaren Betrag mindernden Aufwand abgesetzt, ist darauf zu verweisen, dass die Abzüge bei der Bewertung eines evtl. Wohnvorteils berücksichtigt wurden (vgl. nachstehend c)).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Das Familiengericht hat einen Wohnvorteil des Beklagten mit 2.500,00 DM geschätzt, eine Einkommenserhöhung allerdings im Hinblick auf anerkannte Reparaturrücklagen (300,00 DM) Kreditkosten und fixe Hauskosten (1.655,00 DM) sowie Zinsbelastungen für die Kreditaufnahme zur Finanzierung des Zugewinnausgleiches (1.620,00 DM) nicht vorgenommen. Die „im Ergebnis richtigen Entscheidungsgründe“ werden vom Berufungskläger nicht beanstandet (vgl. Berufungsbegründung vom 14.05.2002, Seite 15), sodass die Frage der Erforderlichkeit eines Sachverständigengutachtens zur Bemessung des objektiven Mietwertes nicht zu beantworten war.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Das dem Beklagten zugerechnete Einsatzeinkommen beträgt somit (5.450,00 + 950,00 =) 6.400,00 DM
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Erwerbseinkommen der Klägerin:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Das tatsächliche Erwerbseinkommen der Klägerin ist nicht um fiktives Einkommen zu erhöhen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Die Parteien gingen erstinstanzlich unstreitig von einem monatlichen anrechenbaren Erwerbseinkommen von 2.542,00 DM nach Abzug von berufsbedingten Aufwendungen und eines Erwerbstätigenbonus aus, das für die Jahre 2000 und 2001 zu Grunde zu legen ist. Auch wenn die Klägerin hierfür lediglich sechs Stunden pro Tag zu arbeiten hat, verstößt sie nicht gegen den Grundsatz der Eigenverantwortlichkeit. Durch Vorlage ihrer Gehaltsmitteilungen hat sie ihre Bezahlung nach BAT 5 b bei einer „Vollbeschäftigung“ nachgewiesen. Bei einer Vollbeschäftigung ist sie nicht verpflichtet, einer zusätzlichen Tätigkeit nachzugehen, um auf eine 40-Stunden-Woche zu kommen. Das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit erfordert zwar vom Berechtigten grundsätzlich, nach der Scheidung für seinen Unterhalt durch eine eigene Erwerbstätigkeit selbst aufzukommen (BGH, FamRZ 1984, 561; Wendl/Pauling a. a. O., § 4, Rn. 31). Allerdings führt diese Verpflichtung nicht so weit, dass neben einer tariflichen vollen Haupttätigkeit noch die Verpflichtung zur Ausübung einer Nebentätigkeit besteht, bei der es sich um eine überobligationsmäßige zusätzliche Arbeitsbelastung handeln würde, die mit der Situation eines Überstunden leistenden Arbeitnehmers vergleichbar wäre. Was dem Einzelnen nach der jeweils geltenden Sozialauffassung an Arbeit zumutbar ist, ist bei abhängiger Arbeit weitgehend durch Tarifverträge oder Gesetze geregelt. Grundsätzlich besteht bei abhängiger Arbeit nur eine Verpflichtung zu tarifgemäßer oder dienstzeitgemäßer Erwerbstätigkeit (vgl. Wendl/Haußleither, a. a. O., § 1 Rn. 74 und 75).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Die höheren Einkünfte ab 2002 sind unstreitig, da die Klägerin dem Vortrag des Beklagten, ihr verblieben anrechenbare Erwerbseinkünfte in Höhe von 2.650,00 DM = 1.355,00 EUR, nicht widersprochen hat.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Zinseinkünfte der Klägerin:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
Höhere als von der Klägerin zugestandene Zinseinkünfte von 778,00 DM (rund 398 EUR) monatlich sind ihr nicht zuzurechnen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
Die Klägerin braucht den Stamm ihres Vermögens, das der Altersversorgung dienen soll, nach der Parteivereinbarung nicht zu verwerten. Allerdings muss sie sich die Erträge hieraus anrechnen lassen, wobei Teile des Kapitals für notwendige Aufwendungen ausgenommen werden dürfen (vgl. § 1579 Nr. 3 BGB; Kalthoener/Büttner, Rechtsprechung zur Höhe des Unterhalts, 8. Aufl., Rn. 497, 503). Unstreitig wurden von den erhaltenen 307.728,00 DM an die ehegemeinsamen Kinder zusammen 20.000,00 DM geschenkt. Einen PKW hat sie sich angeschafft für 26.900,00 DM, was durch Vorlage der Rechnung vom 28.06.2000 nachgewiesen ist. Nach der Vorlage des Bestätigungsschreibens des Darlehensnehmers T. vom 17.12.2002 erachtet der Senat auch die Hingabe eines Darlehens über 10.000,00 DM für die gegeben. Der Klägerin sind damit unter Berücksichtigung ihr zuzubilligenden weiteren kleineren Ausgaben und eines Notgroschens, der nicht längerfristig angelegt werden muss, Kapitaleinkünfte - wie vom Familiengericht zu Grunde gelegt - in Höhe von 5 % aus einem Kapitalbetrag in Höhe von 240.000,00 DM, das sind gerundet, monatlich 778,00 DM, zuzurechnen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
Das Familiengericht hat auch zu Recht insoweit bei der Unterhaltsberechnung die Differenzmethode angewandt, da sich das Vermögenseinkommen der Klägerin nach Durchführung des Zugewinnausgleichs als Surrogat des schon in der Ehe vorhandenen Vermögens darstellt (Kalthoener/Büttner, a. a. O., Rn. 442, 522). Ob die ab 2002 nachgewiesene eingetretene Reduzierung der Kapitaleinkünfte beachtlich ist, kann dahingestellt bleiben, da sich - wie oben unter 1. d) dargelegt - der Unterhaltsanspruch der Klägerin nicht über den ursprünglich vereinbarten Betrag in Höhe von 1.078,00 DM (=551,17 EUR) hinaus erhöhen kann. Das Darlehen über 10.000 DM ist zwar zurückbezahlt, würde man Zinsen aus 250.000 DM ansetzen, führte dies nicht zu einem unter 1.078 DM liegenden Unterhaltsanspruch.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Damit ergäbe sich folgende Unterhaltsberechnung:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table cellpadding="0" cellspacing="0" border="1" class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="45"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">August 2000 bis Dezember 2001:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Einkommen des Beklagten:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">6.400,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Einkommen der Klägerin (2.542 + 778=)</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.320,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Differenz</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.080,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">½ hiervon ist</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.540,00 DM.</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">b August 2002:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Einkommen des Beklagten</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.270,00 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Einkommen der Klägerin (1.335 EUR + 398 EUR =)</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.753,00 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Differenz</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.517,00 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">½ hiervon ist</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> 759,00 EUR.</td>
</tr>
</table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
Der gesetzliche Unterhaltsanspruch der Klägerin wäre somit höher als der vertraglich vereinbarte mit 1.078,00 DM bzw. 551,17 EUR, weshalb die Berufung des Beklagten unbegründet ist.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
Ein weiterer Abzug von dem vereinbarten Ehegattenunterhalt für den unstreitigen hälftigen Bausparbeitrag in Höhe von 75,00 DM findet nicht statt, da im Hinblick auf die tatsächliche Zahlung des Beklagten bis Juli 2000 davon auszugehen ist, dass die unstreitige Vereinbarung über die Verrechnung dieses Betrages bei dem festgesetzten Betrag von 1.078,00 DM bereits berücksichtigt ist.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Der Beklagte ist leistungsfähig:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="49"/>
Ausgehend von den Einkommensverhältnissen im Jahr 2001 stellt sich das Einkommen des Beklagten wie folgt dar:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table cellpadding="0" cellspacing="0" border="0" class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="50"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Erwerbseinkommen</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">5.331,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Mieteinkünfte</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<span style="text-decoration:underline">+ 950,00 DM</span>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">=6.281,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">abzüglich Belastungen für das Haus</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">- 1.623,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Abz. Zinsen für Vermögensauseinandersetzung</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<span style="text-decoration:underline">- 1.620,00 DM</span>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">=3.038,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">abzüglich Ehegattenunterhalt</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<span style="text-decoration:underline">- 1.078,00 DM</span>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">verbleiben</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">= 1.960,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">zuzüglich mietfreie Wohnen</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<span style="text-decoration:underline">+ 2.500,00 DM</span>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">verbleibendes Einkommen</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.460,00 DM</td>
</tr>
</table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="51"/>
Die Klägerin verfügt dem gegenüber über folgende Einkünfte:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table cellpadding="0" cellspacing="0" border="1" class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="52"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Erwerbseinkünfte</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.521,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">zuzüglich max. Zinserträge</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">778,00 DM</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Ehegattenunterhalt</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">
<span style="text-decoration:underline">1.078,00 DM</span>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">zusammen</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.377,00 DM</td>
</tr>
</table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="53"/>
Den Mietwert konnte das Familiengericht mit 2.500,00 DM schätzen. Im Hinblick auf die eigene Sachkunde war die Einholung eines Sachverständigengutachten entbehrlich, nachdem ausreichende Anknüpfungstatsachen vorhanden waren, die im Urteil auch dargelegt wurden (vgl. Zöller/Greger, ZPO, 23. Aufl., § 402 Rn. 7).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="54"/>
Der Beklagte hat somit folgende Unterhaltsbeträge zu zahlen:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="55"/>
Unterhaltsrückstand gem. § 17 Abs. 4 GKG von August 2000 bis März 2001 (Eingang der Klage: 01.03.2001):
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table cellpadding="0" cellspacing="0" border="1" class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="56"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">(1.078,00 DM =) 551,17 EUR x 8 Monate =</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> 4.409,36 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Unterhalt von April 2001 bis März 2003:</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">551,17 EUR x 24 Monate =</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">13.228,08 EUR</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">ab April 2003 monatlich</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> 551,17 EUR.</td>
</tr>
</table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="57"/>
II. Widerklage des Beklagten
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="58"/>
Die negative Feststellungsklage ist wegen entfallenem Feststellungsinteresse mit streitiger Verhandlung über die Berufung vom 06. November 2002 unzulässig geworden (vgl. Zöller, a. a. O., § 656 Rn. 7 d).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="59"/>
III. Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 91, 92 und 97 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf § 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="60"/>
Die Zulassung der Revision ist nicht veranlasst, § 543 ZPO.
</td></tr></table></td></tr></table>
|
|
133,763
|
olgkarl-2003-03-13-4-u-14402
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{
"id": 146,
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|
4 U 144/02
| 2003-03-13T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:59
| 2019-02-12T12:16:46
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Einzelrichters der 3. Zivilkammer des Landgerichts Offenburg vom 14.08.2002 - 3 O 99/02 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>II. Die Beklagte hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p>
<p>III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>IV. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p>V. Der Streitwert des Berufungsverfahrens wird auf EUR 12.000 festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Kläger, ein eingetragener Verbraucherschutzverein, verlangt von der beklagten GmbH, die Zeitschriftenabonnements vertreibt, die Unterlassung wettbewerbswidriger Telefonwerbung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Im Herbst 2001 rief ein Mitarbeiter der Beklagten unaufgefordert und ohne vorheriges Einverständnis bei Frau Gisela D. in Berlin an, um sie zum Abschluss eines Abonnements für die "B." zu werben. Der Kläger hat dieses Verhalten mit Schreiben vom 20.12.2001 abgemahnt und die Beklagte aufgefordert, sich in einer strafbewehrten Unterlassungserklärung unter anderem zu verpflichten,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>künftig zu unterlassen, im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs (...) Personen unaufgefordert und ohne ihr vorheriges Einverständnis zu gewerblichen Zwecken anzurufen, bzw. anrufen zu lassen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Beklagte hat im Schreiben vom 09.01.2002 als Antwort darauf hingewiesen, dass sie an einem Rechtsstreit nicht interessiert sei und sich verpflichte,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>es künftig bei Meidung einer Vertragsstrafe (...) zu unterlassen, Frau Gisela D., H. Str. 91, ... Berlin, unaufgefordert und ohne ihre vorheriges Einverständnis zu dem Zwecke anzurufen bzw. anrufen zu lassen, das Peoplemagazin "B." zu abonnieren."</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Weiter ist in dem Schreiben ausgeführt, dass zu beachten sei, dass diese Erklärung abgegeben sei, ohne im Recht nachzugeben, ohne eine Rechtspflicht anzuerkennen sowie ohne Präjudiz der Sach- und Rechtslage, jedoch gleichwohl verbindlich.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Nach Erlass des erstinstanzlichen Urteils hat die Beklagte ein Schreiben an Frau Gisela D. gerichtet, in dem sie sich ihr gegenüber verpflichtet hat, bei Meidung einer Vertragsstrafe "es künftig zu unterlassen, Sie - wie im Fall des People-Magazins "B." geschehen - unaufgefordert und ohne Ihr vorheriges Einverständnis zu dem Zwecke erneut anzurufen bzw. anrufen zu lassen, eine Zeitschrift wie das People-Magazin "B." zu abonnieren."</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Der Kläger ist erstinstanzlich der Ansicht gewesen, er habe einen Anspruch auf eine Unterlassungserklärung, die nicht auf die konkrete Verletzungshandlung beschränkt sei. Durch die auf die konkrete Verletzungshandlung beschränkte Unterwerfungserklärung werde die Wiederholungsgefahr nicht beseitigt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Die Beklagte hat das Begehren des Klägers für eine unzulässige Popularklage gehalten und gemeint, die Wiederholungsgefahr für einen möglicherweise begründeten Unterlassungsanspruch sei durch ihre Unterwerfungserklärung weggefallen. Ein über die konkrete Verletzungsform hinausgehender Unterlassungsanspruch bestehe nicht, zumal sich die Frage der Erstreckung der Unterlassungsverpflichtung auf im Kern gleiche Fälle nicht im Erkenntnis-, sondern nur im Vollstreckungsverfahren stelle.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Zu den weiteren Einzelheiten wird auf die Feststellungen im landgerichtlichen Urteil verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Das Landgericht hat die Beklagte nach dem zuletzt gestellten Antrag unter Androhung von Ordnungsmitteln verurteilt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs Verbraucher unaufgefordert und ohne ihr Einverständnis zum Zwecke des Abschlusses von Abonnementsverträgen anzurufen bzw. anrufen zu lassen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Es hat diesen Anspruch aus §§ 1, 13 Abs. 4 UWG für begründet erachtet. Die Wiederholungsvermutung umfasse nicht nur die genau identische Verletzungsform, sondern alle im Kern gleichartigen Verletzungshandlungen, weshalb auch die Vermutung der Wiederholungsgefahr grundsätzlich nur durch eine entsprechend weitreichende Unterwerfungserklärung ausgeräumt werde. Der von der Klägerin beanstandete Verstoß werde dadurch charakterisiert, dass die Beklagte einen privaten Verbraucher unaufgefordert und ohne dessen Einverständnis habe anrufen lassen, um ihn für ein Zeitschriften-Abonnement zu gewinnen. Nicht charakteristisch und der Verallgemeinerung zugänglich seien die Person des Verbrauchers und die angebotene Zeitschrift. Die von der Beklagten abgegebene Unterwerfungserklärung genüge danach nicht, um die Wiederholungsgefahr auszuräumen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Zu den Einzelheiten wird auf die Feststellungen im landgerichtlichen Urteil verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Die Beklagte greift die Beurteilung des Landgerichts, wonach der unaufgeforderte Anruf eines ihrer Mitarbeiter bei Frau Gisela D. in Berlin, um sie für ein Abonnement der "B." zu werben, wettbewerbswidrig war, nicht an. Sie meint aber, der Unterlassungsanspruch scheitere am fehlenden Rechtsschutzbedürfnis, nachdem sie sich zwischenzeitlich mit Schreiben vom 28.08.2002 gegenüber Frau D. strafbewehrt unterworfen habe. Außerdem gehe der vom Landgericht ausgesprochene Unterlassungstenor zu weit. Ein zulässigerweise auf die konkrete Verletzungshandlung beschränkter Unterlassungsanspruch sei nach Abgabe einer entsprechenden Unterwerfungserklärung weggefallen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Die Beklagte beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>die Klage unter Aufhebung des Urteils des Landgerichts Offenburg vom 14.08.2002 - 3 O 99/02 - abzuweisen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Der Kläger beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>die Berufung der Beklagten zurückzuweisen.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Die Berufung der Beklagten ist zulässig, sachlich aber nicht begründet. Der geltend gemachte Anspruch ergibt sich aus §§ 1, 13 Abs. 2 Nr. 3, Abs. 4 UWG.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Entgegen der Ansicht der Beklagten widerspricht die erstinstanzliche Verurteilung nicht einem zwischenzeitlich angeblich fehlenden Rechtsschutzbedürfnis. Sie ist auch nicht deshalb aufzuheben, weil der vom Landgericht ausgesprochene Unterlassungstenor zu weit geht und ein zulässigerweise auf die konkrete Verletzungshandlung zu beschränkender Unterlassungsanspruch nach Abgabe einer entsprechenden Unterwerfungserklärung weggefallen ist.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Das Rechtsschutzbedürfnis ist nicht deshalb entfallen, weil sich die Beklagte gegenüber Frau Gisela D., deren Beschwerde bei der Klägerin dieser Anlass zu ihrem Vorgehen gegen die Beklagte gegeben hat, nach Erlass des erstinstanzlichen Urteils am 28.08.2002 strafbewehrt unterworfen hat. Der diese Verbraucherin betreffende Wettbewerbsverstoß begründet die Wiederholungsgefahr dafür, dass die Beklagte vergleichbare, andere Verbraucher betreffende Verstöße begehen wird. An der Unterlassung solcher Verstöße hat die Klägerin, die grundsätzlich nicht (nur) Einzelinteressen, sondern abstrakt Verbraucherinteressen wahrnimmt (§ 4 Abs. 2 S. 1 UKlaG), ein Rechtsschutzinteresse. Dieses Interesse wird durch die gegenüber der Verbraucherin abgegebene Unterlassungsverpflichtungserklärung nicht ausgeräumt (vgl. zum Rechtsschutzinteresse: Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 22. Aufl., Einl. Rdn. 261, 456).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Insbesondere ist durch die strafbewehrte Unterlassungserklärung gegenüber Gisela D. die Wiederholungsgefahr nicht entfallen. Zwar kann die Wiederholungsgefahr auch dann entfallen, wenn sich der Abgemahnte gegenüber einem Dritten unterworfen hat. Voraussetzung hierfür ist aber, dass sich aus der Unterwerfung gegenüber dem Dritten auf einen ernstlichen Willen zur Unterlassung entsprechenden Verhaltens in der Zukunft schließen lässt. Aus Sicht des Schuldners muss vom Dritten die Geltendmachung und Durchsetzung der Vertragsstrafe im Verletzungsfall zu erwarten sein. Bei der Beurteilung, ob auf diese Weise weitere Verstöße verhindert werden können, ist ein strenger Maßstab anzulegen; der Dritte muss die Gewähr dafür bieten, dass er bei Verstößen auch tatsächlich einschreitet und der Schuldner befürchten muss, dass die Vertragsstrafe gegen ihn durchgesetzt wird (vgl. Köhler/Piper, UWG, 3. Aufl. Vor § 13 Rdn. 14). Daran fehlt es aber, wenn sich die Beklagte gegenüber einer Privatperson unterwirft, die das Marktverhalten der Beklagten regelmäßig nicht beobachten wird und bei der nicht angenommen werden kann, dass sie gegenüber dritten Verbrauchern begangene Wettbewerbsverstöße verfolgen wird.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>2. Der vom Landgericht ausgesprochene Unterlassungsanspruch ist in seiner abstrakten Form nicht zu beanstanden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Nach der Rechtsprechung des BGH kann der Gläubiger eines Unterlassungsanspruchs nicht nur die Unterlassung der konkreten Handlung verlangen. Vielmehr richtet sich die Reichweite des Unterlassungsanspruchs nach der Begehungsgefahr. Beim Verletzungsunterlassungsanspruch besteht nämlich Wiederholungsgefahr nicht nur hinsichtlich der konkreten Verletzungshandlung, sondern auch hinsichtlich leicht abgewandelter, aber in ihrem Kern gleicher Handlungen. Verallgemeinerungen sind zulässig, wenn dadurch das Charakteristische oder der Kern der Verletzungshandlung zum Ausdruck kommt (BGH GRUR 1996, 290 = WRP 1996, 199 - Wegfall der Wiederholungsgefahr; GRUR 1998, 483 = WRP 1998, 296 - Der M. -Markt packt aus.; GRUR 1999, 509 = WRP 1999, 421 - Vorratslücken; GRUR 2000, 907 = WRP 2000, 1258 - Filialleiterfehler, jeweils m.w.N.; Köhler/Piper, a.a.O. Vor § 13 Rdn. 23; Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Ansprüche und Verfahren, 8. Aufl., Kap. 51 Rdn. 13 ff.; Kap. 5 Rdn. 4 ff.)</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Danach umfasst die durch den unaufgeforderten Anruf bei Frau Gisela D. wegen des "Peoplemagazins B." begründete Wiederholungsvermutung auch die vom Landgericht untersagten "unaufgeforderten und ohne deren Einverständnis bei Verbrauchern erfolgten Anrufe zum Zwecke des Abschlusses von Abonnementsverträgen"; denn mit dieser Verallgemeinerung wird - was das Landgericht richtig gesehen hat - im Kern das umschrieben, was für den beanstandeten Anruf charakteristisch ist und seine Wettbewerbswidrigkeit begründet, nämlich der zum Zwecke eines bestimmten Geschäftsabschlusses unternommene, unaufgeforderte Anruf bei einem Verbraucher.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Diese Abstrahierung ist weder "uferlos" noch mit dem von der Beklagten zitierten Fall des HansOLG Hamburg - OLGR Hamburg 2002, 125 - zu vergleichen. Dort begründete die Abstrahierung, die den in jedem einzelnen Fall auslegungsbedürftigen Gesetzeswortlaut des § 6 Abs. 1 Nährwert-Kennzeichnungsverordnung weitgehend wiederholte, die Gefahr der Unbestimmtheit des Unterlassungsantrags, mit der Folge, dass nur die auf die konkrete Verletzungshandlung bezogene Unterlassungsverpflichtungserklärung dem Bestimmtheitsgebot genügte. Vergleichbare Auslegungsprobleme, die die Bestimmtheit des Antrags betreffen (dazu Teplitzky, a.a.O. Kap. 51 Rdn. 8), bestehen bei der vom Landgericht gewählten abstrahierenden Form dagegen nicht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Das Landgericht hat auch nicht durch abstrahierende Verallgemeinerungen die Grenze des Unterlassungsanspruchs überschritten (dazu Teplitzky, a.a.O. Kap. 51 Rdn. 13). Dass die Telefonakquisition nicht schlechterdings untersagt ist, ergibt sich vielmehr aus dem Tenor, nach dem nur Anrufe "zum Zwecke des Abschlusses von Abonnementsverträgen" bei "Verbrauchern", "unaufgefordert und ohne ihr Einverständnis" unzulässig sind. Im Übrigen ist es nicht Sache der Klägerin, einschränkende Voraussetzungen zu formulieren. Sie ist vielmehr berechtigt, Unterlassung in der konkret begangenen Form zu beantragen; Handlungsweisen zu finden, die aus dem Verbotsbereich herausführen, ist Sache der Beklagten (Teplitzky, a.a.O. Kap. 51 Rdn. 25).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>3. Der Unterlassungsanspruch ist auch nicht durch die von der Beklagten im Schreiben vom 09. 01.2002 (I 111) abgegebene Unterlassungserklärung entfallen. Diese Erklärung deckt das von der Klägerin in zulässigem Umfang geforderte, verallgemeinerte Unterlassungsbegehren nicht ab, da sie sich nach ihrem Wortlaut nur auf die konkrete Verletzungsform bezieht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>a) Nach der Rechtsprechung des BGH kann allerdings eine Verurteilung zur Unterlassung durch eine strafbewehrte Unterlassungserklärung ausgeräumt werden, wenn an der Ernstlichkeit dieser Erklärung kein Zweifel besteht (BGH GRUR 1996, 290 = WRP 1996, 199 - Wegfall der Wiederholungsgefahr, m.w.N.). Ob eine solche ernstgemeinte Unterlassungsverpflichtung besteht, ist durch Auslegung, die sich nach den allgemeinen, für die Vertragsauslegung geltenden Grundsätzen richtet, zu ermitteln. Maßgebend für die Reichweite einer vertraglichen Unterlassungsverpflichtung ist der wirkliche Wille der Vertragsparteien, zu dessen Auslegung neben dem Inhalt der Vertragserklärungen auch die beiderseits bekannten Umstände heranzuziehen sind (BGH GRUR 1997, 931 = WRP 1997, 1067 - Sekundenschnell). Daher kann die Auslegung einer auf die konkrete Verletzungshandlung Bezug nehmenden Unterwerfungserklärung im Einzelfall ergeben, dass sich die Formulierung nicht nur auf die identische, sondern auch auf alle Handlungen erstrecken soll, die gleichfalls das Charakteristische der Verletzungshandlung aufweisen (BGH GRUR 1996, 290 - Wegfall der Wiederholungsgefahr; Köhler/Piper, a.a.O. Vor § 13 Rdn. 214).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>So wird insbesondere der regelmäßig anzunehmende Zweck eines Unterlassungsvertrags - nach einer Verletzungshandlung die Vermutung der Wiederholungsgefahr durch eine vertragsstrafenbewehrte Unterlassungserklärung auszuräumen - erfahrungsgemäß dafür sprechen, dass die Vertragsparteien durch ihn auch im Kern gleichartige Verletzungsformen erfassen wollen. Gibt der Unterlassungsschuldner zur Ausräumung der Wiederholungsgefahr eine vom Gläubiger vorformulierte, auf die konkrete Handlung bezogene Unterlassungserklärung ab, soll diese im Regelfall auch die im Kern gleichartigen Verletzungsformen abdecken. Zwingend ist dies aber nicht. Die Auslegung der Unterlassungserklärung kann vielmehr auch ergeben, dass diese bewusst eng auf die bezeichnete konkrete Verletzungsform bezogen ist (BGH GRUR 1998, 483 - Sekundenschnell).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Hinzu kommt, dass zwischen objektiver, durch Auslegung zu ermittelnder Reichweite der Unterlassungserklärung und dem Wegfall der Wiederholungsgefahr zu unterscheiden ist. Die Wiederholungsgefahr entfällt nämlich nur, wenn hinter der Unterwerfungserklärung ein ernsthafter Wille steht, auch kerngleiche Handlungen zu unterlassen (Köhler/Piper, a.a.O. Vor § 13 Rdn. 215). Geht es um die Beurteilung der Frage, ob die vom Schuldner einseitig abgegebene, auf die konkrete Verletzungsform bezogene Erklärung den bestehenden Unterlassungsanspruch voll abdeckt und damit die Wiederholungsgefahr entfällt, gehen etwaige Zweifel an der Ernstlichkeit der übernommenen Unterlassungsverpflichtung zu Lasten des Schuldners, denn an den Fortfall der Wiederholungsgefahr sind strenge Anforderungen zu stellen und es ist Sache des Schuldners, Klarheit zu schaffen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>b) Danach kann im vorliegenden Fall nicht von einem Wegfall der Wiederholungsgefahr ausgegangen werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Die Klägerin hat in ihrem Abmahnschreiben vom 20.12.2001 eine Unterlassungsverpflichtungserklärung verlangt, die - wie oben ausgeführt - nicht an der konkreten Verletzungsform orientiert war. Die Beklagte sollte sich nicht nur verpflichten, es zu unterlassen, unaufgefordert und ohne vorheriges Einverständnis Frau Gisela D. anzurufen bzw. anrufen zu lassen, um das Peoplemagazin "B." zu abonnieren. Die von der Klägerin übersandte Erklärung war abstrahiert dahin, "Personen unaufgefordert und ohne ihr vorheriges Einverständnis zu gewerblichen Zwecken anzurufen, bzw. anrufen zu lassen". Auch wenn dieses Verlangen im Hinblick auf "Personen" und "gewerbliche Zwecke" zu weit gefasst gewesen sein mag, hat die Klägerin jedenfalls deutlich zu erkennen gegeben, dass sie keine an der konkreten Verletzungshandlung orientierte Unterlassungsverpflichtung wünschte. Wenn die anwaltlich beratene Beklagte ihre Unterlassungsverpflichtungserklärung im Schreiben vom 09.01.2002 dann auf die konkrete Verletzungshandlung beschränkt hat, liegt eine Auslegung der Erklärung dahin nahe, dass die Beklagte sich nur verpflichten will, die konkrete Handlung zu unterlassen. Nachdem die Beklagte in ihrem Schreiben vom 09.01.2002 auch nicht weiter erläutert hat, in welchem Umfang diese Unterwerfung gelten soll, bestehen im Hinblick auf die Ablehnung der allgemeineren Form erhebliche Zweifel an der Ernstlichkeit der Unterwerfungserklärung und damit dem Wegfall der Wiederholungsgefahr auch für kerngleiche Verstöße (Köhler/Piper a.a.O. Vor § 13 Rdn. 215; Teplitzky a.a.O. Kap. 8 Rdn. 16a jeweils m.w.N.). Die Klägerin läuft in einem solchen Fall der nicht plausibel erklärten Beschränkung der in weitergehender Form geforderten Unterwerfung auf die enge konkrete Verletzungsform Gefahr, dass die Hinnahme der vom Schuldner vorgenommenen Einschränkung naheliegenderweise dahin verstanden wird, der Unterwerfungsvertrag habe nach übereinstimmendem Parteiwillen tatsächlich nur die konkrete Verletzungsform erfassen sollen (Teplitzky a.a.O.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Nachdem der Kläger - wie unter Ziff. 2 ausgeführt - von Anfang an nicht nur eine an der konkreten Verletzungshandlung orientierte Unterlassungsverpflichtungserklärung verlangen konnte, versteht es sich auch nicht - wie die Beklagte meint - von selbst und ist daher nicht juristische "Binsenweisheit", dass jede Unterlassungsverpflichtungserklärung alle "im Kern gleichen" Wettbewerbshandlungen erfasst. Der Schuldner kann vielmehr seine Erklärung so einschränken, dass nur die konkrete Verletzung - hier erneuter unaufgeforderter Anruf bei Frau Gisela D. zum Zwecke des Abschlusses eines Abonnementsvertrags für das Peoplemagazin "B." - erfasst wird. Ob und inwieweit eine künftige Handlung den "Kern" tangiert, ist zwar Frage des Vollstreckungsverfahrens; in das Erkenntnisverfahren gehört aber die Frage, in welchem Umfang sich der Schuldner unterworfen hat und ob aufgrund der auf die konkrete Verletzungshandlung bezogenen Unterlassungsverpflichtungserklärung deshalb die Wiederholungsgefahr ausgeräumt ist, insbesondere ob diese Erklärung auch so verstanden werden kann, dass damit alle im Kern gleichen Verletzungshandlungen erfasst sein sollen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>4. Die Beklagte hat die am Wegfall der Wiederholungsgefahr bestehenden Zweifel, auch nicht durch ihr späteres Verhalten, insbesondere ihr Prozessverhalten, das zwar nicht allein zur Beseitigung der Wiederholungsgefahr, aber zur Auslegung ihrer Unterwerfungserklärung und damit insoweit zur Beseitigung der Wiederholungsgefahr herangezogen werden kann (BGH GRUR 1996, 290, 291 f. - Wegfall der Wiederholungsgefahr II; GRUR 1998, 483 - Der M. -Markt packt aus, m.w.N.; Köhler/Piper a.a.O. Vor § 13 Rdn. 215), ausgeräumt. So hat die Beklagte in der Klagerwiderung (I 105) lediglich ausgeführt, dass die Klägerin mit der von der Beklagten abgegebenen Erklärung das erhalten habe, was sie beanspruchen könne. Aus der weiteren Erläuterung ergibt sich, dass die Beklagte damit meint, dass die Klägerin lediglich Anspruch auf eine an der konkreten Verletzungsform orientierte Unterlassungsverpflichtungserklärung habe. Dass die auf die konkrete Verletzungshandlung bezogene Erklärung vom 09.01.2002 auch die im Kern gleichartigen Verstöße erfassen soll, hat die Beklagte dagegen nicht eindeutig klargestellt. Zitate der bereits oben genannten Urteile des BGH, in denen dieser auf die Möglichkeit der Auslegung hingewiesen hat, ersetzen diese Erklärung nicht; vielmehr wird in den Urteilen gerade darauf abgestellt, dass sich die Beklagten der dortigen Verfahren eindeutig erklärt haben. In dem nach Schluss der erstinstanzlichen mündlichen Verhandlung eingereichten, insoweit nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 31.07.2002 (I 181) hat die Beklagte zwar ausgeführt, dass die durch eine Verletzungshandlung begründete Vermutung der Wiederholungsgefahr auch alle im Kern gleichartigen Verletzungsformen umfasse. Zu Unrecht meint sie aber, diese Frage stelle sich im Erkenntnisverfahren nicht, sondern nur nach vorangegangener wiederholter Verletzungshandlung im Vollstreckungsverfahren. Auch an anderer Stelle erklärt die Beklagte in diesem Schriftsatz nicht eindeutig, dass sich ihre bereits abgegebene Erklärung auf alle im Kern gleichartigen Verletzungen beziehen soll, sondern weist darauf hin, dass kein Grund für eine über die konkrete Verletzung hinausgehende verallgemeinernde Feststellung besteht. Es sei vielmehr in jedem Einzelfall zu klären, ob ein erneuter Verstoß vergleichbar wettbewerbswidrig sei. Es seien nämlich durchaus Fälle denkbar, in denen auch Verbraucher zum Zwecke der Einwerbung von Abonnements telefonisch kontaktiert werden dürfen. Erinnert sei nur an Fälle ausdrücklicher oder konkludenter Einwilligung. Damit lehnt die Beklagte die geforderte, zulässigerweise über die konkrete Verletzungsform hinausgehende Erklärung gerade ab.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Auch aus der Berufungsbegründung ergibt sich nicht, dass die Beklagte ihre Unterlassungserklärung so verstanden wissen will, dass auch das vom Landgericht ausgesprochene, abstrakt umschriebene Verbot erfasst ist. Dies folgt nicht nur daraus, dass die Beklagte unter Ziff. 1 meint, das Rechtsschutzbedürfnis entfalle schon deshalb, weil sie gegenüber Frau Gisela D. eine strafbewehrte Unterlassungsverpflichtungserklärung abgegeben habe. Denn diese Erklärung ist nur auf den konkrete Vorfall bezogen. Vor allem weist die Beklagte ergänzend zum erstinstanzlichen Vortrag ausdrücklich darauf hin, dass sie zur Abgabe der vom Landgericht ausgesprochenen, abstrakten "uferlosen" Unterlassungsverpflichtung überhaupt nicht verpflichtet sei. Gerade gegen Letzteres bestehen aber nach dem oben Ausgeführten keine Bedenken.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Angesichts dieses Prozessverhaltens der Beklagten sind Zweifel an der Ernstlichkeit der Unterwerfungserklärung nicht ausgeräumt. Die Wiederholungsgefahr ist deshalb nicht beseitigt.</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.</td></tr></table>
<table><tr><td>VI.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>Die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 713 ZPO.</td></tr></table>
<table><tr><td>V.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Die Voraussetzungen für die Zulassung der Revision (§ 543 Abs. 2 ZPO n.F.) liegen nicht vor (BGH NJW 2003, 65 ff.).</td></tr></table>
<table><tr><td>VI.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Der Streitwert wird gemäß §§ 25 Abs. 2 GKG, 3 ZPO festgesetzt. Gegen den Streitwertbeschluss des Landgerichts vom 14.08.2002 (I 203) haben die Parteien nichts eingewandt.</td></tr></table>
</td></tr></table>
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133,764
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{
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6 O 16/02
| 2003-03-13T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:59
| 2019-01-17T11:53:44
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 10.759,93 EUR nebst Zinsen hieraus in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz, höchstens jedoch insgesamt 8 %, seit dem 21. Dezember 1999 zu bezahlen.</p>
<p>2. Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p>
<p>3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Streitwert: 10.759,93 EUR.</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin, ein Fensterbauunternehmen, macht mit dieser Klage restlichen Werklohn wegen der Lieferung und der Montage von Fenstern für das Wohnhaus A.straße 7 in G. geltend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Bauherrin war die Klägerin. Planender und bauleitender Architekt, der auch die Verhandlungen mit Handwerkern wie der Klägerin führte, war der Ehemann der Klägerin, der Zeuge S.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Mit Datum vom 1. Juli 1996 übersandte die Klägerin dem Zeugen S. ein Angebot betreffend Lieferung und Einbau von Fensterelementen. Als Material war Kiefer schichtverleimt oder massiv angegeben, als Oberflächenbehandlung Fertiglasur im Werk. Die Angebotserteilung erfolgte "entsprechend dem nachstehenden Leistungsbeschrieb zu unseren Lieferungs- und Zahlungsbedingungen". Die allgemeinen Lieferungs- und Zahlungsbedingungen waren auf der Rückseite des Angebots aufgedruckt. Unter § 7 (Mängelrüge, Gewährleistung und Haftung) ist dort vermerkt: "Eine Gewährleistung für neu gelieferte Waren erfolgt nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen. Für Werkverträge gelten die Gewährleistungsvorschriften der VOB."
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Am 9. November 1996 nahm die Klägerin vor Ort die entsprechenden Maße auf und übertrug diese in ein Formular. Auf diesem Vordruck waren die Worte "Angebot" und "Auftrag" jeweils zum Ankreuzen vorgesehen. Angekreuzt war das Wort "Auftrag ". Weiter war angestrichen das Material "Kiefer astrein, schichtverleimt" sowie die Variante "Montage" und die Oberflächenbehandlung "Lasur (nicht deckend)".
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Auf diesem Auftragsformular waren auch die Preise genannt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Am 2. Dezember 1996 erstellte die Klägerin eine Auftragsbestätigung, auf der wiederum vermerkt ist: "Lieferung und Montage von Isolierglasfenstern aus Kiefer schichtverleimt, Lasur im Werkt". Weiter war aufgedruckt: "Die Lieferung erfolgt zu unseren umseitigen Lieferungs- und Zahlungsbedingungen". Dort ist in § 1 Ziff. 3 vermerkt: "Erfolgt der Einbau der von uns gelieferten Teile durch uns, dann gelten hierfür ergänzend die allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen (VOB Teil B) in der jeweils neuesten Fassung". Unter § 5 ist vermerkt: "Die Haftung des Verkäufers beim Einbau der gelieferten Teile bestimmt sich nach VOB Teil B neueste Fassung".
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
In der Folgezeit lieferte und montierte die Klägerin die Fenster und Fensterelemente, unter anderem auch ein Erkerelement, das sich - als Holzkonstruktion mit nach außen gerichteter Holzecke - über mehrere Etagen erstreckt. Die Abnahme erfolgte am 22. Januar 1997; Äste wurden nicht gerügt oder als Mangel notiert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Mit Rechnung vom 30. November 1999 begehrte die Klägerin die Zahlung des nach Abzug geleisteter Abschlagszahlungen noch offenen Restbetrages von 20.394,86 DM (10427,73 Euro).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Auf dieser Rechnung war vermerkt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
" Holzart: Kiefer schichtverleimt Oberfläche: werkseitige Fertiglasur (Gewährleistung zwei Jahre nach VOB)"
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Im übrigen wurde wiederum auf die "umseitigen Lieferungs- und Zahlungsbedingungen" Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Mit weiterer Rechnung vom 30. November 1999 wurden zusätzlich für weitere Arbeiten 649,75 DM (332,21 Euro) berechnet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Klägerin trägt weiter vor, sie habe ihre Leistungen mangelfrei erbracht. Soweit die Beklagte erhebliche Mängel am Erkerelement bzw. das Vorhandensein von Ästen an einigen Fenstern gerügt hat, werden diese Mängel bzw. eine Verantwortlichkeit der Klägerin hierfür bestritten. Zudem beruft sich die Klägerin darauf, dass die Geltendmachung dieser Mängel ausgeschlossen wäre, da für die Fenster die zweijährige Gewährleistung nach VOB gelten würde und die behaupteten Mängel nicht innerhalb der Gewährleistungsfrist erstmals gerügt worden wären.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Klägerin stellt folgenden Antrag:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 10.759,93 Euro nebst Zinsen in Höhe von 8 % Zinsen jährlich seit dem 21.12.1999 zu bezahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die Beklagte beantragt Klageabweisung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Beklagte ist der Ansicht, daß die kurze, nur zweijährige Gewährleistungsdauer bzw. die Verjährung entsprechender Gewährleistungsansprüche entsprechend der VOB/B hier nicht gelten würde, da anlässlich eines in anderer Sache am 10. Oktober 1996 in Tübingen durchgeführten Besprechungstermins zwischen dem Ehemann der Beklagten und dem damaligen Geschäftsführer der Klägerin, Herrn Dr. Kn., eine fünfjährige Gewährleistung vereinbart worden wäre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Beklagte trägt weiter vor, daß an einigen näher bezeichneten Fenstern Kiefernholz Verwendung gefunden hätte, das vereinbarungswidrig sichtbare Äste aufweisen würde. Das Erkerelement wäre nicht ordnungsgemäß hergestellt worden, es hätte Regenwasser in die Holzkonstruktion eindringen können, wodurch erhebliche Teile des Elements bereits stark beschädigt worden wären.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Schriftsätze der Parteien sowie auf deren Vorbringen in den mündlichen Verhandlungen vom 18. September 2002, 18. Dezember 2002 sowie 12. Februar 2003 Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen Dr. Kn., seinerzeit Geschäftsführer der Klägerin, S., Ehemann der Beklagten und Architekt des streitgegenständlichen Wohngebäudes sowie K. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die jeweiligen Sitzungsniederschriften Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die zulässige Klage ist in vollem Umfang begründet. Dem zwischen den Parteien geschlossenen Werkvertrag liegen die VOB/B zu Grunde. Die Beklagte war daher mit ihrer Mängeleinrede ausgeschlossen, da die behauptete Mangelhaftigkeit (Material und Konstruktion) des Erkerelementes nicht innerhalb der zweijährigen Gewährleistungsfrist geltendgemacht worden ist (- erste Rüge am 4. März 2000 gegenüber dem Mitarbeiter L. der Klägerin -) und die - nach Vortrag der Beklagten sichtbaren - Äste im Kiefernholz trotz ihrer Sichtbarkeit bei der Abnahme nicht gerügt worden waren.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Sowohl das schriftliche Angebot vom Juli 1996 als auch die schriftliche Auftragsbestätigung vom 2. Dezember 1996 nehmen auf die Lieferungsbedingungen der Klägerin Bezug, die wiederum die VOB/B hinsichtlich der Gewährleistung einbeziehen. Weder dem Angebot noch der Auftragsbestätigung wurde jemals (bis zur Hauptverhandlung) durch die Beklagte oder ihren Ehemann als Architekten gegenüber der Klägerin widersprochen. Danach war davon auszugehen, daß die Beklagte zu einem nicht mehr näher feststellbaren Zeitpunkt vor der Auftragsbestätigung das Angebot der Klägerin (nebst Aufmaß vom November 1996) angenommen hat und diese Annahme wiederum von der Klägerin durch die Auftragsbestätigung vom 2. Dezember 1996 wiederum inhaltsgleich - nämlich unter Bezugnahme auf die die VOB/B einbeziehenden Lieferungsbedingungen, ihre Bestätigung gefunden hatte. Danach lag hier ein Werkvertrag vor, dessen Bestandteil bezüglich der Gewährleistung und Haftung der Klägerin die VOB/B waren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Bei den VOB/B handelt es sich um allgemeine Geschäftsbedingungen, die jedoch einer Inhaltskontrolle hinsichtlich einzelner Punkte entzogen sind, da es sich um ein insgesamt ausgewogenes Regelwerk handelt, das die Interessen beider Parteien berücksichtigt. Es waren keine Umstände erkennbar, dass für diesen Werkvertrag durch die weiteren allgemeinen Geschäftsbedingungen der Klägerin von diesem Regelwerk zum Nachteil des Auftraggebers in Einzelpunkten abgewichen worden wäre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Auch unter Berücksichtigung der EG-Richtlinie (Richtlinie des Rats der Europäischen Gemeinschaften) 93/13 vom 5. April 1993 über mißbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen können die Verjährungsregelungen hinsichtlich der Gewährleistung, wie sie in den VOB/B enthalten sind, weiterhin Verwendung finden. Nach dieser Richtlinie sind nur insgesamt unangemessene Regelungen zu beanstanden, die (- so Artikel 3 der Richtlinie -) entgegen dem Gebot von Treu und Glauben zum Nachteil des Verbrauchers, hier also der Beklagten, ein erhebliches Mißverhältnis der vertraglichen Rechte und Pflichten der Vertragspartner verursachen. Dies wäre nach den im Anhang zur Richtlinie aufgeführten Klauseln dann der Fall, wenn die Möglichkeit des Verbrauchers, eine Verbindlichkeit gegenüber dem Gewerbetreibenden durch eine etwaige Forderung gegen ihn auszugleichen, ausgeschlossen oder ungebührlich eingeschränkt werden würde, wenn der Gewerbetreibende, also die Klägerin, ihre vertraglichen Verpflichtungen beispielsweise nur mangelhaft erfüllt hat (Klausel 1 b im Anhang der Klauseln gemäß Artikel 3 Absatz 3 der Richtlinie). Hiervon kann bei einer zweijährigen Frist zur Geltendmachung auch im europäischen Vergleich keine Rede sein. Die Richtlinie befaßt sich auch nicht isoliert mit der Frage der Dauer der Gewährleistung, sondern will nur insgesamt ungebührliche Regelungen verbieten. Im übrigen war zu sehen, daß die Richtlinie durch die Bundesrepublik - wenn auch verspätet - am 25. Juli 1996 durch § 24 a AGBG umgesetzt worden war, ohne daß dabei hinsichtlich der VOB/B Einschränkungen vorgenommen worden wären oder der Anwendungsbereich des AGBG (§ 23 Abs. 2 Nr. 5 AGBG im Hinblick auf § § 11 Nr. 10 f AGBG) hinsichtlich der VOB/B erweitert worden wäre. Insoweit sind die diesbezüglichen Vorschriften im AGBG weiterhin anwendbar (vgl. Münchner Kommentar, 4. Aufl. 2001, Autor: Basedow, § 23 Rz. 86 f bzw. § 24 a Rz. 18); hierfür spricht im übrigen auch die zwischenzeitliche entsprechende Neuregelung im Bürgerlichen Gesetzbuch für Neuverträge, die in § 309 Nr. 8 b) ff) ausdrücklich weiterhin die VOB/B - in Kenntnis der Richtlinie - ausnimmt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die Beklagte konnte den Nachweis nicht erbringen, dass am 10. Oktober 1996 in Tübingen für sie durch ihren Ehemann bereits ein Werkvertrag nach BGB, d.h. mit fünfjähriger Gewährleistungsdauer, verbindlich abgeschlossen worden wäre, dessen Inhalt hinsichtlich der Dauer der Gewährleistung somit weder dem schriftlichen Angebot noch der Auftragsbestätigung vollständig entsprechen würde, aber als verbindliche Individualabrede vorrangig sein könnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der als Zeuge vernommene Ehemann der Beklagten konnte sich selbst bereits konkret nicht mehr daran erinnern, dass bei diesem Gespräch überhaupt die Frage der Gewährleistung ausdrücklich angesprochen worden wäre. Im übrigen fand dieses Gespräch nicht, wie vom Zeugen ohne genauere Zeitbestimmung angegeben, vor dem ersten Angebot statt, sondern, wie die Zeugin K detailliert und unter Vorlage eines damaligen Besprechungsprogramms vorgetragen hat, am 10. Oktober 1996, d.h. Monate nach dem ersten Angebot der Klägerin statt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Der als Zeuge vernommene damalige Geschäftsführer der Klägerin konnte sich an den Vorgang nicht mehr im Einzelnen erinnern. Er konnte nur ausführen, dass bei der Oberflächenbehandlung "Lasur" regelmäßig eine zweijährige Verjährung vereinbart worden wäre, anders als bei Lackierungen, für die im Regelfall fünf Jahre Gewährleistung vereinbart werden würde. Demgegenüber würde für die weniger schadensanfälligen Fenster als solche in beiden Fällen im Regelfall entsprechend den Geschäftsbedingungen zwei Jahre Gewährleistungsdauer vereinbart.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Der Ehemann der Beklagten konnte zwar berichten, das vereinbart worden wäre, daß die "Konditionen in Berlin" - dort war der Zeuge als Architekt an einem Großprojekt beteiligt, für das die Klägerin ebenfalls Fenster lieferte - auch für das streitgegenständliche Wohnhaus in G gelten sollten. Die Kammer musste jedoch berücksichtigen, dass in Berlin, wie die Zeugin K. als dortige Bau- und Projektleiterin detailliert berichten konnte, völlig andere Fenster verwendet wurden, nämlich lackierte Fenster aus Tropenholz. Damit bestätigte die Zeugin K., dass zumindest aus technischer Sicht in Berlin völlig anderes Material und eine grundsätzlich andere Art der Oberflächenbehandlung Verwendung gefunden haben als in G.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Die Zeugin K. konnte zwar aus eigener Erinnerung, insoweit auch glaubhaft und detailliert, berichten, dass sogar sie selbst es war, die anlässlich der Besprechung in Tübingen am 10. Oktober 1996 auf das ihrer persönlichen Meinung nach wichtige Erfordernis einer fünfjährigen Gewährleistungsdauer hingewiesen hat, was letztlich auch auf Zustimmung des Zeugen S. und des Zeugen Dr. Kn. gestoßen wäre. Sie erklärte jedoch ausdrücklich, dass an diesem Tag in ihrer Gegenwart kein Vertrag abgeschlossen worden wäre, vielmehr zunächst der Zeuge Dr. Knoblauch Meyer den Raum verlassen habe, später dann der Zeugin S. und zuletzt sie.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Damit konnte durch die Zeugin K. lediglich bewiesen werden, dass die Frage der Dauer der Gewährleistungsfrist - trotz fehlender Erinnerung des selbst am meisten davon betroffenen Zeugen S - zumindest Gegenstand einer Besprechung zwischen dem für die Beklagten als Architekten tätigen Ehemann, dem Zeugen S., und dem damaligen Geschäftsführer der Klägerin, dem Zeugen Dr. Kn., war. Sie konnte jedoch nicht bekunden, was tatsächlich zwischen diesen beiden Zeugen zu einem späteren Zeitpunkt nach diesem Gespräch tatsächlich vertraglich vereinbart worden ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Schließlich konnte auch aus der späteren Rechnung der Klägerin, die nicht nur auf die umseitigen Bedingungen (Geltung der VOB/B) hinwies, sondern zusätzlich noch auf der Vorderseite nach der Angabe der Art der Oberflächenbehandlung (Lasur) auf eine diesbezügliche zweijährige Gewährleistungsdauer hinwies, nicht der zwingende Schluß gezogen werden, daß für die Fenster selbst eine fünfjährige Gewährleistungsdauer vereinbart worden war. Dies gilt um so mehr, als der Zeuge Dr. Knoblauch - Meyer glaubhaft - auch auf entsprechende Nachfrage - erläuterte, daß sich nur bei lasierten Fenstern (2 Jahre für Lasur, 2 Jahre für Fenster) die Gewährleistungsfristen decken, nicht jedoch bei lackierten Fenstern (5 Jahre Lackierung, 2 Jahre Fenster).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Gewährleistungsdauer bzw. die Verjährungszeit für die Haftung für Baumängel beträgt auch nicht deshalb fünf Jahre, weil die Klägerin als planende Generalunternehmerin tätig gewesen wäre (vgl. OLG Düsseldorf, 5 U 248/88, 15. Juni 1989).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Anders als in der zitierten Entscheidung war hier die Klägerin lediglich als Handwerksbetrieb für das Gewerk Fensterelemente tätig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Anders als in der zitierten Entscheidung oblag der Klägerin keinerlei planende Tätigkeit, wie sie typischerweise durch einen Generalunternehmer erbracht wird. Aufgabe der Klägerin war es allein, entsprechend den Bauplänen des Zeugen S. (Bauplan, Ansichtszeichnung, Anschlußzeichnung für den Anschluß an das Dach und die gemauerten Wände rechts und links des Erker-Fensterelements) die Fensterelemente zu konstruieren, herzustellen und einzubauen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
6. Letztlich war somit von dem im Angebot und in der Auftragsbestätigung enthaltenen Vertragsinhalt auszugehen, nachdem eine - insoweit vorrangige - Individualabrede zwischen den Parteien am 10. Oktober 1996 durch die sich darauf berufende Beklagte nicht bewiesen werden konnte. Auf die weiteren Fragen, ob und in welchem Umfang die Klägerin die Mangelerscheinungen am Erkerelement (faulendes Holz) allein oder neben weiteren Personen (planender Architekt hinsichtlich Konstruktion und Material - Holzart, Metallverkleidung etc.-, Bauleitung, spätere Eigentümerin, d.h. die Beklagte, hinsichtlich seit 1997 nicht erfolgter weiterer Lasur) zu vertreten hat, kam es somit nicht mehr an.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Spätestens mit Zustellung des Mahnbescheids befand sich die Beklagte ab 21. Dezember 1999 im Verzug. Die Höhe der behaupteten und geltendgemachten Zinsen wurde bestritten, jedoch nicht bewiesen. Es war daher der gesetzliche Verzugszins zuzusprechen, nach oben durch den geltend gemachten Zinssatz beschränkt, zugesprochen werden. Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf § 709 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die zulässige Klage ist in vollem Umfang begründet. Dem zwischen den Parteien geschlossenen Werkvertrag liegen die VOB/B zu Grunde. Die Beklagte war daher mit ihrer Mängeleinrede ausgeschlossen, da die behauptete Mangelhaftigkeit (Material und Konstruktion) des Erkerelementes nicht innerhalb der zweijährigen Gewährleistungsfrist geltendgemacht worden ist (- erste Rüge am 4. März 2000 gegenüber dem Mitarbeiter L. der Klägerin -) und die - nach Vortrag der Beklagten sichtbaren - Äste im Kiefernholz trotz ihrer Sichtbarkeit bei der Abnahme nicht gerügt worden waren.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Sowohl das schriftliche Angebot vom Juli 1996 als auch die schriftliche Auftragsbestätigung vom 2. Dezember 1996 nehmen auf die Lieferungsbedingungen der Klägerin Bezug, die wiederum die VOB/B hinsichtlich der Gewährleistung einbeziehen. Weder dem Angebot noch der Auftragsbestätigung wurde jemals (bis zur Hauptverhandlung) durch die Beklagte oder ihren Ehemann als Architekten gegenüber der Klägerin widersprochen. Danach war davon auszugehen, daß die Beklagte zu einem nicht mehr näher feststellbaren Zeitpunkt vor der Auftragsbestätigung das Angebot der Klägerin (nebst Aufmaß vom November 1996) angenommen hat und diese Annahme wiederum von der Klägerin durch die Auftragsbestätigung vom 2. Dezember 1996 wiederum inhaltsgleich - nämlich unter Bezugnahme auf die die VOB/B einbeziehenden Lieferungsbedingungen, ihre Bestätigung gefunden hatte. Danach lag hier ein Werkvertrag vor, dessen Bestandteil bezüglich der Gewährleistung und Haftung der Klägerin die VOB/B waren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Bei den VOB/B handelt es sich um allgemeine Geschäftsbedingungen, die jedoch einer Inhaltskontrolle hinsichtlich einzelner Punkte entzogen sind, da es sich um ein insgesamt ausgewogenes Regelwerk handelt, das die Interessen beider Parteien berücksichtigt. Es waren keine Umstände erkennbar, dass für diesen Werkvertrag durch die weiteren allgemeinen Geschäftsbedingungen der Klägerin von diesem Regelwerk zum Nachteil des Auftraggebers in Einzelpunkten abgewichen worden wäre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Auch unter Berücksichtigung der EG-Richtlinie (Richtlinie des Rats der Europäischen Gemeinschaften) 93/13 vom 5. April 1993 über mißbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen können die Verjährungsregelungen hinsichtlich der Gewährleistung, wie sie in den VOB/B enthalten sind, weiterhin Verwendung finden. Nach dieser Richtlinie sind nur insgesamt unangemessene Regelungen zu beanstanden, die (- so Artikel 3 der Richtlinie -) entgegen dem Gebot von Treu und Glauben zum Nachteil des Verbrauchers, hier also der Beklagten, ein erhebliches Mißverhältnis der vertraglichen Rechte und Pflichten der Vertragspartner verursachen. Dies wäre nach den im Anhang zur Richtlinie aufgeführten Klauseln dann der Fall, wenn die Möglichkeit des Verbrauchers, eine Verbindlichkeit gegenüber dem Gewerbetreibenden durch eine etwaige Forderung gegen ihn auszugleichen, ausgeschlossen oder ungebührlich eingeschränkt werden würde, wenn der Gewerbetreibende, also die Klägerin, ihre vertraglichen Verpflichtungen beispielsweise nur mangelhaft erfüllt hat (Klausel 1 b im Anhang der Klauseln gemäß Artikel 3 Absatz 3 der Richtlinie). Hiervon kann bei einer zweijährigen Frist zur Geltendmachung auch im europäischen Vergleich keine Rede sein. Die Richtlinie befaßt sich auch nicht isoliert mit der Frage der Dauer der Gewährleistung, sondern will nur insgesamt ungebührliche Regelungen verbieten. Im übrigen war zu sehen, daß die Richtlinie durch die Bundesrepublik - wenn auch verspätet - am 25. Juli 1996 durch § 24 a AGBG umgesetzt worden war, ohne daß dabei hinsichtlich der VOB/B Einschränkungen vorgenommen worden wären oder der Anwendungsbereich des AGBG (§ 23 Abs. 2 Nr. 5 AGBG im Hinblick auf § § 11 Nr. 10 f AGBG) hinsichtlich der VOB/B erweitert worden wäre. Insoweit sind die diesbezüglichen Vorschriften im AGBG weiterhin anwendbar (vgl. Münchner Kommentar, 4. Aufl. 2001, Autor: Basedow, § 23 Rz. 86 f bzw. § 24 a Rz. 18); hierfür spricht im übrigen auch die zwischenzeitliche entsprechende Neuregelung im Bürgerlichen Gesetzbuch für Neuverträge, die in § 309 Nr. 8 b) ff) ausdrücklich weiterhin die VOB/B - in Kenntnis der Richtlinie - ausnimmt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die Beklagte konnte den Nachweis nicht erbringen, dass am 10. Oktober 1996 in Tübingen für sie durch ihren Ehemann bereits ein Werkvertrag nach BGB, d.h. mit fünfjähriger Gewährleistungsdauer, verbindlich abgeschlossen worden wäre, dessen Inhalt hinsichtlich der Dauer der Gewährleistung somit weder dem schriftlichen Angebot noch der Auftragsbestätigung vollständig entsprechen würde, aber als verbindliche Individualabrede vorrangig sein könnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Der als Zeuge vernommene Ehemann der Beklagten konnte sich selbst bereits konkret nicht mehr daran erinnern, dass bei diesem Gespräch überhaupt die Frage der Gewährleistung ausdrücklich angesprochen worden wäre. Im übrigen fand dieses Gespräch nicht, wie vom Zeugen ohne genauere Zeitbestimmung angegeben, vor dem ersten Angebot statt, sondern, wie die Zeugin K detailliert und unter Vorlage eines damaligen Besprechungsprogramms vorgetragen hat, am 10. Oktober 1996, d.h. Monate nach dem ersten Angebot der Klägerin statt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Der als Zeuge vernommene damalige Geschäftsführer der Klägerin konnte sich an den Vorgang nicht mehr im Einzelnen erinnern. Er konnte nur ausführen, dass bei der Oberflächenbehandlung "Lasur" regelmäßig eine zweijährige Verjährung vereinbart worden wäre, anders als bei Lackierungen, für die im Regelfall fünf Jahre Gewährleistung vereinbart werden würde. Demgegenüber würde für die weniger schadensanfälligen Fenster als solche in beiden Fällen im Regelfall entsprechend den Geschäftsbedingungen zwei Jahre Gewährleistungsdauer vereinbart.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Der Ehemann der Beklagten konnte zwar berichten, das vereinbart worden wäre, daß die "Konditionen in Berlin" - dort war der Zeuge als Architekt an einem Großprojekt beteiligt, für das die Klägerin ebenfalls Fenster lieferte - auch für das streitgegenständliche Wohnhaus in G gelten sollten. Die Kammer musste jedoch berücksichtigen, dass in Berlin, wie die Zeugin K. als dortige Bau- und Projektleiterin detailliert berichten konnte, völlig andere Fenster verwendet wurden, nämlich lackierte Fenster aus Tropenholz. Damit bestätigte die Zeugin K., dass zumindest aus technischer Sicht in Berlin völlig anderes Material und eine grundsätzlich andere Art der Oberflächenbehandlung Verwendung gefunden haben als in G.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Die Zeugin K. konnte zwar aus eigener Erinnerung, insoweit auch glaubhaft und detailliert, berichten, dass sogar sie selbst es war, die anlässlich der Besprechung in Tübingen am 10. Oktober 1996 auf das ihrer persönlichen Meinung nach wichtige Erfordernis einer fünfjährigen Gewährleistungsdauer hingewiesen hat, was letztlich auch auf Zustimmung des Zeugen S. und des Zeugen Dr. Kn. gestoßen wäre. Sie erklärte jedoch ausdrücklich, dass an diesem Tag in ihrer Gegenwart kein Vertrag abgeschlossen worden wäre, vielmehr zunächst der Zeuge Dr. Knoblauch Meyer den Raum verlassen habe, später dann der Zeugin S. und zuletzt sie.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Damit konnte durch die Zeugin K. lediglich bewiesen werden, dass die Frage der Dauer der Gewährleistungsfrist - trotz fehlender Erinnerung des selbst am meisten davon betroffenen Zeugen S - zumindest Gegenstand einer Besprechung zwischen dem für die Beklagten als Architekten tätigen Ehemann, dem Zeugen S., und dem damaligen Geschäftsführer der Klägerin, dem Zeugen Dr. Kn., war. Sie konnte jedoch nicht bekunden, was tatsächlich zwischen diesen beiden Zeugen zu einem späteren Zeitpunkt nach diesem Gespräch tatsächlich vertraglich vereinbart worden ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Schließlich konnte auch aus der späteren Rechnung der Klägerin, die nicht nur auf die umseitigen Bedingungen (Geltung der VOB/B) hinwies, sondern zusätzlich noch auf der Vorderseite nach der Angabe der Art der Oberflächenbehandlung (Lasur) auf eine diesbezügliche zweijährige Gewährleistungsdauer hinwies, nicht der zwingende Schluß gezogen werden, daß für die Fenster selbst eine fünfjährige Gewährleistungsdauer vereinbart worden war. Dies gilt um so mehr, als der Zeuge Dr. Knoblauch - Meyer glaubhaft - auch auf entsprechende Nachfrage - erläuterte, daß sich nur bei lasierten Fenstern (2 Jahre für Lasur, 2 Jahre für Fenster) die Gewährleistungsfristen decken, nicht jedoch bei lackierten Fenstern (5 Jahre Lackierung, 2 Jahre Fenster).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Gewährleistungsdauer bzw. die Verjährungszeit für die Haftung für Baumängel beträgt auch nicht deshalb fünf Jahre, weil die Klägerin als planende Generalunternehmerin tätig gewesen wäre (vgl. OLG Düsseldorf, 5 U 248/88, 15. Juni 1989).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Anders als in der zitierten Entscheidung war hier die Klägerin lediglich als Handwerksbetrieb für das Gewerk Fensterelemente tätig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Anders als in der zitierten Entscheidung oblag der Klägerin keinerlei planende Tätigkeit, wie sie typischerweise durch einen Generalunternehmer erbracht wird. Aufgabe der Klägerin war es allein, entsprechend den Bauplänen des Zeugen S. (Bauplan, Ansichtszeichnung, Anschlußzeichnung für den Anschluß an das Dach und die gemauerten Wände rechts und links des Erker-Fensterelements) die Fensterelemente zu konstruieren, herzustellen und einzubauen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
6. Letztlich war somit von dem im Angebot und in der Auftragsbestätigung enthaltenen Vertragsinhalt auszugehen, nachdem eine - insoweit vorrangige - Individualabrede zwischen den Parteien am 10. Oktober 1996 durch die sich darauf berufende Beklagte nicht bewiesen werden konnte. Auf die weiteren Fragen, ob und in welchem Umfang die Klägerin die Mangelerscheinungen am Erkerelement (faulendes Holz) allein oder neben weiteren Personen (planender Architekt hinsichtlich Konstruktion und Material - Holzart, Metallverkleidung etc.-, Bauleitung, spätere Eigentümerin, d.h. die Beklagte, hinsichtlich seit 1997 nicht erfolgter weiterer Lasur) zu vertreten hat, kam es somit nicht mehr an.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Spätestens mit Zustellung des Mahnbescheids befand sich die Beklagte ab 21. Dezember 1999 im Verzug. Die Höhe der behaupteten und geltendgemachten Zinsen wurde bestritten, jedoch nicht bewiesen. Es war daher der gesetzliche Verzugszins zuzusprechen, nach oben durch den geltend gemachten Zinssatz beschränkt, zugesprochen werden. Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf § 709 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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|
133,765
|
lg-ravensburg-2003-03-13-6-o-38902
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{
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6 O 389/02
| 2003-03-13T00:00:00
| 2019-01-07T10:34:00
| 2019-01-17T11:53:44
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger 19.834,77 EUR nebst jährlichen Zinsen hieraus in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz (nicht jedoch mehr als 5 Prozentpunkte über dem jeweiligen Diskontsatz der Europäischen Zentralbank) seit 14.11.2002 zu bezahlen.</p>
<p>2. Es wird festgestellt, dass der Darlehensvertrag vom 28.11.1997 zwischen der Beklagten und dem Kläger über 166.257,-- DM unwirksam ist und Zahlungsansprüche der Beklagten hieraus nicht bestehen.</p>
<p>3. Die Beklagte wird verurteilt, die an sie abgetretene Kapitallebensversicherung über 100.000,-- DM bei der AXA Leben (Police-Nr. [...]) wieder an den Kläger abzutreten.</p>
<p>4. Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>5. Die Kosten des Rechtsstreits trägt die Beklagte.</p>
<p>6. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 28.000,-- EUR vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Streitwert:</p>
<p>Klagantrag Ziff. 1: 19.834,77 EUR</p>
<p>Klagantrag Ziff. 2: 84.954,73 EUR</p>
<p>Klagantrag Ziff. 3: 51.129,19 EUR</p>
<p>insgesamt: 155.969,81 EUR</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger erwarb über einen umfassend bevollmächtigten Treuhänder zu Steuersparzwecken gänzlich fremdfinanziert eine Immobilie. Er macht nun unter verschiedenen Gesichtspunkten die Unwirksamkeit des über den Treuhänder abgeschlossenen Darlehensvertrages mit der Beklagten geltend und begehrt dessen Rückabwicklung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Am 14.11.1997 machte der Kläger in notariell beurkundeter Form in einer einheitlichen Urkunde der KT Steuerberatungsgesellschaft mbH (...) (im Folgenden: KT) ein Angebot zum Abschluss eines Geschäftsbesorgungsvertrages und erteilte der KT eine umfassende Vollmacht (Anlage K 2). Gegenstand der Geschäftsbesorgung sollte - zum Zweck der Steuerersparnis des Klägers - der Erwerb einer Eigentumswohnung in einem Sanierungsobjekt in B. sein; der Erwerb sollte zu 100 % fremdfinanziert werden (vgl. die "Objektübersicht", Anlage K 1).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Vollmacht (Teil B der Notarurkunde) ist unwiderruflich und denkbar weit gefasst. Sie erstreckt sich (Abschnitt B. I. 1.) "vor allem auf die Vornahme aller Rechtsgeschäfte, Rechtshandlungen und Maßnahmen, insbesondere die Abgabe und Entgegennahme von Willenserklärungen, welche für den Erwerb bzw. die Errichtung des Kaufgegenstandes, dessen Finanzierung und Vermietung erforderlich oder zweckmäßig sind oder dem Bevollmächtigten zweckmäßig erscheinen".
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Sie umfasst insbesondere (Abschnitt B. I. 2.a) bis k), 3., 4.))
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
- den Abschluss eines Kauf- bzw. Werklieferungsvertrages zum Erwerb der Immobilie,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
- Abgabe von Erklärungen nach dem WEG incl. Abschluss eines Verwaltervertrages,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
- Abschluss eines Mietvertrages,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
- Abschluss von Darlehensverträgen incl. Abgabe notarieller Schuldanerkenntnisse und Unterwerfung unter die sofortige Zwangsvollstreckung,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
- Bestellung von Grundpfandrechten und sonstigen Sicherheiten,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
- Abgabe und Entgegennahme von Erklärungen bzgl. Kontoführung bei Banken,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
- Abschluss eines Steuerberatungsvertrages,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
- Abschluss weiterer Verträge, Aufhebung, Rückabwicklung, Änderung von Verträgen, soweit dies zur Erreichung des Vertragszwecks notwendig, nützlich oder dienlich ist,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
- die Stellung als Zustellungs- und Empfangsbevollmächtigter,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
- die Befreiung vom Verbot des § 181 BGB,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
- die Erteilung von Untervollmacht und Prozessvollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
In B. I. 5. ist geregelt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
"Die Vollmacht ist weiterhin unabhängig vom Inhalt und Bestand des Geschäftsbesorgungsvertrages."
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
B. III. 2. enthält schließlich eine salvatorische Klausel für den Fall der Unwirksamkeit einzelner Teile des Vertrages oder der Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Mit notariell beurkundeter Erklärung vom 3.12.1997 (Anlage B 8) nahm KT das Angebot zum Abschluss eines Geschäftsbesorgungsvertrages an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Unter dem 21.11.1997 richtete KT einen Finanzierungsantrag für den Kläger an die Beklagte (Anlage B 2). Das Formschreiben sieht verschiedene Unterlagen vor, die als mitübersandt angekreuzt werden können; angekreuzt ist u.a. "Notarielles Angebot und Vollmacht". Das bei der Beklagten vorhandene und im Verhandlungstermin vom 12.12.2002 eingesehene Original dieses Übersendungsschreibens trägt keinen Eingangsstempel oder irgendwelche Vermerke über beigefügte Unterlagen, ebensowenig die gleichermaßen im Termin eingesehene, von der Beklagten im Original vorgelegte "2. Ausfertigung" der Urkunde vom 14.11.1997 (vgl. Terminsprotokoll Seite 2 = Bl. 39).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Am 28.11.1997 (Anlage B 3) bat die Beklagte den Kläger direkt um Übersendung einer selbst unterzeichneten Selbstauskunft über seine persönlichen Verhältnisse und der selbst unterzeichneten Abtretungserklärung bzgl. einer noch abzuschließenden Lebensversicherung. Am 2.12.1997 (vgl. den Rückeingangsstempel auf Anlage B 3) gingen diese Unterlagen bei der Beklagten ein. Wegen der Einzelheiten wird Bezug genommen auf Anlage B 1 (Selbstauskunft) und Anlage B 4 (Sicherungsabtretung einer Lebensversicherung), jeweils unterschrieben vom Kläger selbst.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Am 8.12./10.12.1997 schlossen sodann KT, handelnd für den Kläger, und die Beklagte einen Darlehensvertrag über einen Nennbetrag von 166.257,00 DM. Der Vertrag enthält eine Widerrufsbelehrung, welche von KT auch gesondert unterschrieben wurde. Wegen der Einzelheiten des Vertrags und der sprachlichen Fassung der Widerrufsbelehrung wird Bezug genommen auf Anlage K 3.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Mit Schreiben vom 11.12.1997 (Anlage B 5) übersandte die Beklagte dem Kläger für ihn bestimmte Ausfertigungen verschiedener Unterlagen, u.a. des Darlehensvertrages und der Abtretungserklärung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Am 15.12.1997 schloss KT, handelnd für den Kläger, wie im Geschäftsbesorgungsvertrag vorgesehen mit einer Bauträgergesellschaft H-GmbH (...)einen notariell beurkundeten Kauf- und Werklieferungsvertrag über eine näher bezeichnete Eigentumswohnung in B. (Anlage K 4). Dieser Vertrag wurde offenbar (Näheres hierzu ist nicht vorgetragen) auch vollzogen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Im Januar 1998 nahm der Kläger die nach dem Darlehensvertrag bzw. dem zur Sicherung und Darlehensrückführung abgeschlossenen Lebensversicherungsvertrag ihm obliegenden regelmäßigen Zahlungen auf. Von Januar 1998 bis einschließlich August 2002 zahlte er - es handelt sich um ein endfälliges Darlehen - monatlich 692,70 Zinsen an die Beklagte, insgesamt also 38.793,44 DM entsprechend 19.834,77 EUR.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Über die Darlehensvaluta verfügte aufgrund der Vollmacht KT zugunsten verschiedener Beteiligter; der Kläger selbst erlangte hieraus kein Geld.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Der Kläger trägt vor:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Die Beklagte habe (wohl) alle Finanzierungen für die Immobilie G.-Straße in B. übernommen; KT habe zuvor mit der Beklagten deren generelle Finanzierungsbereitschaft für alle Neukunden ausgehandelt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Er selbst sei zu dem ganzen Geschäft veranlasst worden durch einen Hausbesuch eines Vermittlers namens H.; zumindest mit einer Werbung für das streitgegenständliche Anlagemodell habe er bei diesem Hausbesuch nicht rechnen müssen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Eine notarielle Ausfertigung der Urkunde vom 14.11.1997 (K 2) habe der Beklagten jedenfalls bei Abschluss des Darlehensvertrages vom 8.12./10.12.1997 nicht vorgelegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Hilfsweise hat er in der Klageschrift den Darlehensvertrag nach den Vorgaben des HWiG widerrufen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Er ist der Ansicht,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
der Geschäftsbesorgungsvertrag und mit ihm die Vollmacht seien wegen Verstoßes gegen das Rechtsberatungsgesetz gem. § 134 BGB nichtig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Zum Widerruf bzgl. des Darlehensvertrages sei er befugt, obwohl nur seine Vollmachtserklärung direkt auf eine Haustürsituation zurückgehe; im übrigen genüge eine Widerrufsbelehrung mit Zusatz entsprechend § 7 Abs. 3 VerbrKrG a.F. nicht den Erfordernissen des § 2 Abs. 1 Satz 3 HWiG a.F. Es handele sich bei einem solchen Kauf einer Immobilie zu Steuersparzwecken, bei dem der Investor nur einmal mit einem Gegenüber (dem Treuhänder) zu tun bekomme, um ein verbundenes Geschäft im Sinne von § 9 VerbrKrG a.F., weshalb er nach Widerruf sich wegen der Darlehensvaluta und der empfangenen Sachleistung nicht mit dem Darlehensgeber auseinandersetzen müsse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Der Kläger beantragt mit seiner am 14.11.2002 zugestellten Klage:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
1. Die Beklagte wird verurteilt, 19.834,77 EUR nebst Zinsen hieraus von 5 % über dem jeweiligen Diskontsatz der Europäischen Zentralbank seit Rechtshängigkeit zu bezahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Hilfsweise:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Die Beklagte wird verurteilt, 19.834,77 EUR nebst Zinsen hieraus von 5 % über dem jeweiligen Diskontsatz der Europäischen Zentralbank seit Rechtshängigkeit zu bezahlen,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Zug um Zug gegen Übertragung des (näher bezeichneten) Wohneigentums.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
2. Es wird festgestellt, dass der Darlehensvertrag vom 28.11.1997 zwischen der Beklagten und dem Kläger über 166.257,-- DM unwirksam ist und Zahlungsansprüche der Beklagten hieraus nicht bestehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
3. Hilfsweise:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
Es wird festgestellt, dass der Kläger weitere Zahlungen an die Beklagte verweigern kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
4. Die Beklagte wird verurteilt, die an sie abgetretene Kapitallebensversicherung über 100.000,-- DM Lebensversicherung bei der AXA Leben an den Kläger rückabzutreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="45"/>
die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
Sie trägt vor:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
Sie habe lediglich einzelfallbezogen für KT Erwerberfinanzierungen übernommen (in einem Zeitraum von 1 ½ Jahren in insgesamt 196 Fällen, verteilt auf 20 Objekte). Von einer konzeptionellen Einbindung in den Vertrieb der Immobilien könne daher keine Rede sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Wenn der Vermittler H. dem Kläger diese Investition vorgestellt haben sollte, dann auf Wunsch des Klägers.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="49"/>
Mit dem Schreiben vom 21.11.1997 (B 2) sei eine notarielle Ausfertigung der Urkunde vom 14.11.1997 übersandt worden; diese habe daher bei Abschluss des Darlehensvertrags am 8.12./10.12.1997 vorgelegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="50"/>
Sie ist der Ansicht,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="51"/>
von einem etwaigen Rechtsmangel des Geschäftsbesorgungsvertrages werde die Vollmacht nach dem ausdrücklichen Vertragswortlaut nicht erfasst. Zumindest aber könne ihr, nachdem eine Ausfertigung der Vollmacht vorgelegen habe, wegen der Rechtsscheinregelung in § 172 BGB ein etwaiger Mangel der Vollmacht nicht entgegengehalten werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="52"/>
Im übrigen habe der Kläger durch sein Verhalten vor und nach Abschluss des Darlehensvertrages mehrfach deutlich gemacht, dass er selbst den Vertragsschluss wünscht, weshalb er das Vertretergeschäft zumindest genehmigt habe oder nach den Grundsätzen der Anscheins- oder Duldungsvollmacht gegen sich gelten lassen müsse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="53"/>
Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen und im übrigen wird Bezug genommen auf die vorgelegten Schriftsätze und Unterlagen sowie das Terminsprotokoll vom 12.12.2002 (Bl. 38/40).
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="54"/>
Die zulässige Klage ist mit den jeweiligen Hauptanträgen in vollem Umfang begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="55"/>
Der Kläger kann aus Bereicherungsrecht Erstattung seiner an die Beklagte geleisteten Zinsaufwendungen und mangels sicherbarer Forderungen der Beklagten ihm gegenüber auch die Rückabtretung der Lebensversicherung verlangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="56"/>
Denn der zwischen dem Kläger und KT abgeschlossene Geschäftsbesorgungsvertrag ist gem. § 134 BGB wegen Verstoßes gegen Art. 1 § 1 RBerG nichtig, infolgedessen auch die der KT vom Kläger erteilte Vollmacht (nachfolgend 1.). KT schloss daher für den Kläger den streitgegenständlichen Darlehensvertrag mit der Beklagten ohne Vertretungsmacht; es liegen weder eine Duldungs- oder Anscheinsvollmacht noch eine Rechtsscheinsvollmacht gem. § 172 BGB vor; auch eine Genehmigung durch den Kläger ist nicht erfolgt, so dass der Darlehensvertrag nichtig ist (nachfolgend 2.). Da die Darlehensvaluta nicht dem Kläger selbst zufloss, sondern über die gesamte Darlehensvaluta Anweisungen an die Beklagte zugunsten verschiedener Beteiligter des Immobiliengeschäfts seitens der nicht vertretungsberechtigten KT erfolgten, ist die Darlehensvaluta in den Bereicherungsausgleich zwischen den Parteien nicht einzubeziehen; insoweit muss sich die Beklagte an die jeweiligen Zahlungsempfänger halten (nachfolgend 3.). Der Kläger kann schließlich, nachdem der Beklagten aus dem Darlehensvertrag keine Ansprüche gegen ihn zustehen, wegen ursprünglichen Fehlens der Geschäftsgrundlage auch die Rückabtretung der sicherungshalber abgetretenen Lebensversicherung verlangen (nachfolgend 4.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="57"/>
1. Der Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen dem Kläger und KT ist gem. § 134 BGB in Verbindung mit Art. 1 § 1 RBerG nichtig, infolgedessen auch die KT vom Kläger erteilte Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="58"/>
a) Die Nichtigkeit eines Geschäftsbesorgungsvertrages des hier vorliegenden Typs (umfassende rechtliche Abwicklung eines Grundstückserwerbs im Rahmen eines Bauträgermodells) ist in der neueren Rechtsprechung anerkannt (vgl. BGHZ 145, 265; BGH WM 2001, 2113; BGH WM 2001, 2260). Dass KT eine Erlaubnis nach dem RBerG gehabt habe, wird von der Beklagten selbst nicht behauptet (vgl. im übrigen hierzu die Feststellung im Urteil des OLG München vom 18.12.2002 - 15 U 4157/02)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="59"/>
b) Die Nichtigkeit eines Geschäftsbesorgungsvertrages schlägt nicht unmittelbar durch auf den aufgrund des Geschäftsbesorgungsvertrages abgeschlossenen Darlehensvertrag, da für eine richtiggehende Mitwirkung der Beklagten am Verstoß gegen das RBerG nichts Substantiiertes vorgetragen, zumindest nicht unter Beweis gestellt ist (vgl. BGH WM 2001, 2113).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="60"/>
c) Die Nichtigkeit des Grundgeschäfts erfasst hier jedoch auch die erteilte Vollmacht. Dies erfordert der Zweck der Verbotsnorm, die zur Nichtigkeit des Geschäftsbesorgungsvertrages führt: Nachdem das RBerG die Bevölkerung gerade davor schützen soll, dass ihre rechtlichen Belange von nicht entsprechend ausgebildeten Personen mangelhaft besorgt werden, muss gerade eine aufgrund nichtigen Grundvertrages erteilte Vollmacht selbst auch als nichtig angesehen werden, denn erst die Vollmacht versetzt den gegen das RBerG Verstoßenden richtig in die Lage, in Rechtsangelegenheiten für den Schutzbedürftigen tätig zu werden (vgl. BGH NJW 2002, 66). - Zu diesem Ergebnis gelangt man unabhängig davon, ob Geschäftsbesorgungsvertrag und Vollmacht in einer Urkunde zusammengefasst sind oder nicht - der Schutzzweck des RBerG verlangt hier in jedem Fall die Feststellung der Nichtigkeit auch der Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="61"/>
Auf die Frage, ob die Einheitlichkeitsvermutung aufgrund Zusammenfassung von Grundgeschäft und Vollmacht in einer Urkunde durch eine salvatorische Klausel, wie sie auch im vorliegenden Fall verwendet wurde, wirksam widerlegt werden kann (bejaht von OLG München NJW-RR 2002, 1489), kommt es folglich gar nicht an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="62"/>
2. Weder nach den Grundsätzen der Anscheins- oder Duldungsvollmacht (anknüpfend an das Verhalten des Klägers bis zum Vertragsschluss) noch aufgrund einer Genehmigung (die dem Verhalten des Klägers nach Vertragsschluss zu entnehmen wäre) noch aufgrund Rechtsscheinvollmacht gem. § 172 BGB ist der Darlehensvertrag wirksam.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="63"/>
a) Die Grundsätze der Anscheins- oder Duldungsvollmacht sind schon tatbestandlich von vornherein nicht einschlägig. Die Beklagte ging bei Abschluss des Darlehensvertrages (und nur auf diesen Zeitpunkt kommt es an) von einer wirksamen Bevollmächtigung der KT nicht aufgrund irgendeines bis dahin erfolgten Verhaltens des Klägers aus. Nur wenn das Vertrauen des Geschäftsgegners auf das Bestehen einer Vollmacht gerade darauf beruht, dass der vermeintlich Vertretene das Vertreterhandeln wissentlich duldet oder sorgfaltswidrig nicht unterbindet, ist Raum für die Annahme einer Duldungs- bzw. Anscheinvollmacht; hier aber war es nicht das Verhalten des Klägers, welches zur Annahme der Beklagten führte, KT sei bevollmächtigt - sondern nach eigenem Vorbringen die vorgelegte Originalausfertigung der Notarurkunde vom 14.11.1997 mit der darin enthaltenen Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="64"/>
b) Das Verhalten des Klägers nach dem Abschluss des Darlehensvertrages lässt sich auch nicht als Genehmigung vollmachtlosen Handelns (§§ 177 Abs. 1, 184 Abs. 1 BGB) werten. Eine solche Wertung würde nämlich voraussetzen, dass der Kläger die Unwirksamkeit des Darlehensvertrages aufgrund fehlender Vollmacht kannte oder zumindest damit rechnete und dass in seinem Verhalten der Ausdruck des Willens zu sehen ist, das bisher als unverbindlich angesehene Geschäft verbindlich zu machen (BGH 14.5.2002 - XI ZR 148/01 - mit Nachw.). Hierfür ist aber beim Kläger nichts ersichtlich, geschweige denn vorgetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="65"/>
c) Auch § 172 BGB führt nicht zur Wirksamkeit des Darlehensvertrages.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="66"/>
(1) Dabei kann die Behauptung der Beklagten, ihr habe bei Abschluss des Darlehensvertrages die Originalausfertigung der Notarurkunde vom 14.11.1997 und damit auch der Vollmacht vorgelegen, nicht mangels substantiierten Bestreitens als zugestanden angesehen werden. Anders als in dem hierzu von der Beklagten herangezogenen Urteil des OLG München vom 30.7.2002 (BKR 2003, 62) fehlt im vorliegenden Fall nämlich ein Eingangsstempel der Beklagten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="67"/>
Die Behauptung kann aber als wahr unterstellt werden, weshalb es der Einholung der hierzu angebotenen Beweise nicht bedarf. Denn auch wenn der Beklagten die Urkunde vom 14.11.1997 in Original oder Ausfertigung vorlag, könnte dies nicht die Wirksamkeit des Darlehensvertrages herbeiführen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="68"/>
(2) Die Kammer verkennt nicht, dass der Bundesgerichtshof offensichtlich Verträge, die unter Ausnutzung von Vollmachten der vorliegenden Art geschlossen wurden, bereits dann gem. § 172 BGB unter Rechtsscheingesichtspunkten als wirksam ansieht, wenn nur beim Abschluss des Vertrages das Original oder eine Originalausfertigung der Vollmachtsurkunde vorgelegen haben (BGH WM 2001, 2113; BGH NJW 2002, 2325 [2326 unter II. 3. b)]). Neben dieser formalen Voraussetzung erscheint dem BGH nämlich überprüfungsbedürftig lediglich die Frage, ob wegen zumindest fahrlässiger Unkenntnis der Unwirksamkeit der Vollmacht gem. § 173 BGB eine Berufung auf die vorgelegte Vollmacht ausscheidet; hierzu verweist er darauf, dass bis zur Entscheidung vom 28.9.2000 im Notarhaftungsfall (BGHZ 145, 265) eine eindeutige Rechtsprechung, aus der die Nichtigkeit solcher Vollmachten zu entnehmen gewesen wäre, nicht vorhanden gewesen sei. Entsprechend - mit Bezug auf den Fahrlässigkeitsmaßstab des § 173 BGB - argumentierte der BGH bereits im Fall einer Baubetreuervollmacht (NJW 1985, 730).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="69"/>
Diese Erwägungen greifen nach Auffassung der Kammer jedoch im Ansatz zu kurz.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="70"/>
(3) Es gilt nämlich, unter Rückgriff auf die grundlegende Entscheidung des Reichsgerichts (RGZ 108, 125) Umfang und Grenzen der Rechtsscheinwirkung einer vorgelegten Vollmachtsurkunde abzustecken. Die Vollmachtsurkunde kann beim Geschäftsgegner stets nur das Vertrauen darauf begründen, dass die in der Urkunde enthaltenen Erklärungen tatsächlich so wie beurkundet abgegeben wurden. Der Geschäftsgegner kann sich weiter darauf verlassen, dass - vom Sonderfall der Geschäftsunfähigkeit, welche eine Zurechnung des Rechtsscheins ausschließt, abgesehen - die Vollmacht nicht aufgrund von Umständen unwirksam ist, die außerhalb der Urkunde liegen; bezüglich solcher Umstände außerhalb der Urkunde kann tatsächlich allenfalls die mindestens fahrlässige Unkenntnis solcher Umstände gem. § 173 BGB einen Vertrauensschutz ausschließen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="71"/>
Eine vorgelegte Vollmacht ist aber von vornherein kein geeigneter Rechtsscheinträger dahingehend, dass die darin beurkundeten Erklärungen rechtlich zulässig und wirksam sind. Denn hinsichtlich der Rechtswirksamkeit von Erklärungen können die handelnden Personen durch ihr Verhalten (zu dem auch die Vorlage einer Vollmacht zählt) allenfalls Vertrauen darauf begründen, dass sie die Erklärungen für rechtswirksam halten; solches Verhalten kann durchaus auch rechtliche Folgen haben. Die Rechtswirksamkeit selbst ist aber Gegenstand der erst nachträglichen verbindlichen Rechtserkenntnis durch die Gerichte im Streitfall.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="72"/>
Auf die Frage, ob die Unkenntnis der Rechtsunwirksamkeit verschuldet war, kann es gleichwohl ankommen - etwa wenn in Fällen der Notarhaftung zu prüfen ist, ob die Vornahme einer rechtsunwirksamen Beurkundung als schuldhafte Amtspflichtsverletzung anzusehen ist. Wenn aber die Wirksamkeit eines Vertretergeschäfts zu beurteilen ist und die Nichtigkeit der Vollmacht sich aus der vorgelegten Urkunde selbst ergibt, hilft dem Geschäftsgegner auch ein unverschuldeter Rechtsirrtum in der Beurteilung der Vollmacht nicht (so ausdrücklich RGZ 108, 125 [128]; nunmehr ebenso OLG Celle, Urteil vom 5.2.2003 - 3 U 1/01 -, LG Mannheim, Urteil vom 11.10.2002 - 9 O 76/01 -).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="73"/>
Die aufgeworfenen Fragen, ob die Beklagte eine Rechtsabteilung hat oder nicht, ob sie ggf. durch Einholung externen Rechtsrates im Dezember 1997 die Nichtigkeit der Vollmacht zumindest hätte erkennen können, ob überhaupt im Dezember 1997 der Stand von Rechtsprechung und Literatur Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmacht zumindest hervorzurufen geeignet war oder nicht, bedürfen vor diesem Hintergrund alle keiner näheren Erörterung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="74"/>
3. Unstreitig floss die Darlehensvaluta auf - mangels Vollmacht unwirksame - Anweisung der KT an verschiedene Dritte, nicht aber letztlich an den Kläger. Eigene Verfügungen des Klägers über die Valuta werden nicht behauptet. Folglich kann der Kläger Erstattung seiner Zinszahlungen verlangen, ohne im Gegenzug die Valuta herausgeben zu müssen (BGH Urteil vom 14.5.2002 - XI ZR 148/01 - unter II. 2. der Entscheidungsgründe). Auch die im Hilfsantrag angebotene Zug-um-Zug-Herausgabe der Eigentumswohnung ist nicht erforderlich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="75"/>
4. Nachdem aus den dargelegten Gründen sicherbare Ansprüche der Beklagten gegen den Kläger aus dem streitgegenständlichen Darlehensvertrag nicht bestehen, kann der Kläger auch Rückabtretung der lediglich zu Sicherungszwecken abgetretenen Lebensversicherung verlangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="76"/>
5.a) Bei der Fassung des Tenors hat das Gericht in Ziff. 1 "an den Kläger" eingefügt, nachdem aus der Klage im übrigen eindeutig ersichtlich war, dass der Kläger Zahlung an sich selbst begehrt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="77"/>
b) Der Zinsanspruch ergibt sich aus §§ 291, 288 Abs. 1 Satz 2 BGB. Soweit der vom Kläger mit seinem Antrag in Bezug genommene Diskontsatz der EZB über dem Basiszinssatz nach § 847 BGB liegen sollte, war die Klage abzuweisen; im Hinblick auf die Möglichkeit, dass der vom Kläger begehrte Zinssatz unter dem gesetzlichen Verzugszinssatz liegen sollte, war mit Rücksicht auf § 308 Abs. 1 ZPO eine Begrenzung in den Tenor aufzunehmen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="78"/>
Die Kostenentscheidung beruht (mit Rücksicht auf Ziff. I. 5. b)) auf § 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO, die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit auf § 709 S. 1 ZPO. Bei der Bemessung der Sicherheitsleistung hat die Kammer berücksichtigt, dass vor Rechtskraft des Urteils (vgl. § 894 ZPO) lediglich der Zahlungsausspruch in Ziff. 1 des Urteilstenors sowie ein Kostenausgleichsanspruch zu vollstrecken sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="79"/>
Zur Streitwertbemessung: Der Feststellungsantrag ist, da eine negative Feststellungsklage vorliegt, mit dem vollen Darlehensnennbetrag anzusetzen. Der wirtschaftliche Wert der begehrten Rückabtretung der Lebensversicherung beläuft sich wie vom Kläger seiner vorläufigen Streitwertangabe ersichtlich zugrundegelegt angesichts des wohl in voller Höhe abgesicherten Todesfallrisikos (Näheres hierzu ist nicht vorgetragen) auf den vollen Betrag der Versicherungssumme von 100.000 DM.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>80 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="80"/>
Soweit die Parteien in ihren nach Schluss der mündlichen Verhandlung eingegangenen Schriftsätzen neuen Sachvortrag brachten, gab dieser keinen Anlass zur Wiedereröffnung der mündlichen Verhandlung.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="54"/>
Die zulässige Klage ist mit den jeweiligen Hauptanträgen in vollem Umfang begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="55"/>
Der Kläger kann aus Bereicherungsrecht Erstattung seiner an die Beklagte geleisteten Zinsaufwendungen und mangels sicherbarer Forderungen der Beklagten ihm gegenüber auch die Rückabtretung der Lebensversicherung verlangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="56"/>
Denn der zwischen dem Kläger und KT abgeschlossene Geschäftsbesorgungsvertrag ist gem. § 134 BGB wegen Verstoßes gegen Art. 1 § 1 RBerG nichtig, infolgedessen auch die der KT vom Kläger erteilte Vollmacht (nachfolgend 1.). KT schloss daher für den Kläger den streitgegenständlichen Darlehensvertrag mit der Beklagten ohne Vertretungsmacht; es liegen weder eine Duldungs- oder Anscheinsvollmacht noch eine Rechtsscheinsvollmacht gem. § 172 BGB vor; auch eine Genehmigung durch den Kläger ist nicht erfolgt, so dass der Darlehensvertrag nichtig ist (nachfolgend 2.). Da die Darlehensvaluta nicht dem Kläger selbst zufloss, sondern über die gesamte Darlehensvaluta Anweisungen an die Beklagte zugunsten verschiedener Beteiligter des Immobiliengeschäfts seitens der nicht vertretungsberechtigten KT erfolgten, ist die Darlehensvaluta in den Bereicherungsausgleich zwischen den Parteien nicht einzubeziehen; insoweit muss sich die Beklagte an die jeweiligen Zahlungsempfänger halten (nachfolgend 3.). Der Kläger kann schließlich, nachdem der Beklagten aus dem Darlehensvertrag keine Ansprüche gegen ihn zustehen, wegen ursprünglichen Fehlens der Geschäftsgrundlage auch die Rückabtretung der sicherungshalber abgetretenen Lebensversicherung verlangen (nachfolgend 4.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="57"/>
1. Der Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen dem Kläger und KT ist gem. § 134 BGB in Verbindung mit Art. 1 § 1 RBerG nichtig, infolgedessen auch die KT vom Kläger erteilte Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="58"/>
a) Die Nichtigkeit eines Geschäftsbesorgungsvertrages des hier vorliegenden Typs (umfassende rechtliche Abwicklung eines Grundstückserwerbs im Rahmen eines Bauträgermodells) ist in der neueren Rechtsprechung anerkannt (vgl. BGHZ 145, 265; BGH WM 2001, 2113; BGH WM 2001, 2260). Dass KT eine Erlaubnis nach dem RBerG gehabt habe, wird von der Beklagten selbst nicht behauptet (vgl. im übrigen hierzu die Feststellung im Urteil des OLG München vom 18.12.2002 - 15 U 4157/02)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="59"/>
b) Die Nichtigkeit eines Geschäftsbesorgungsvertrages schlägt nicht unmittelbar durch auf den aufgrund des Geschäftsbesorgungsvertrages abgeschlossenen Darlehensvertrag, da für eine richtiggehende Mitwirkung der Beklagten am Verstoß gegen das RBerG nichts Substantiiertes vorgetragen, zumindest nicht unter Beweis gestellt ist (vgl. BGH WM 2001, 2113).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="60"/>
c) Die Nichtigkeit des Grundgeschäfts erfasst hier jedoch auch die erteilte Vollmacht. Dies erfordert der Zweck der Verbotsnorm, die zur Nichtigkeit des Geschäftsbesorgungsvertrages führt: Nachdem das RBerG die Bevölkerung gerade davor schützen soll, dass ihre rechtlichen Belange von nicht entsprechend ausgebildeten Personen mangelhaft besorgt werden, muss gerade eine aufgrund nichtigen Grundvertrages erteilte Vollmacht selbst auch als nichtig angesehen werden, denn erst die Vollmacht versetzt den gegen das RBerG Verstoßenden richtig in die Lage, in Rechtsangelegenheiten für den Schutzbedürftigen tätig zu werden (vgl. BGH NJW 2002, 66). - Zu diesem Ergebnis gelangt man unabhängig davon, ob Geschäftsbesorgungsvertrag und Vollmacht in einer Urkunde zusammengefasst sind oder nicht - der Schutzzweck des RBerG verlangt hier in jedem Fall die Feststellung der Nichtigkeit auch der Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="61"/>
Auf die Frage, ob die Einheitlichkeitsvermutung aufgrund Zusammenfassung von Grundgeschäft und Vollmacht in einer Urkunde durch eine salvatorische Klausel, wie sie auch im vorliegenden Fall verwendet wurde, wirksam widerlegt werden kann (bejaht von OLG München NJW-RR 2002, 1489), kommt es folglich gar nicht an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="62"/>
2. Weder nach den Grundsätzen der Anscheins- oder Duldungsvollmacht (anknüpfend an das Verhalten des Klägers bis zum Vertragsschluss) noch aufgrund einer Genehmigung (die dem Verhalten des Klägers nach Vertragsschluss zu entnehmen wäre) noch aufgrund Rechtsscheinvollmacht gem. § 172 BGB ist der Darlehensvertrag wirksam.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="63"/>
a) Die Grundsätze der Anscheins- oder Duldungsvollmacht sind schon tatbestandlich von vornherein nicht einschlägig. Die Beklagte ging bei Abschluss des Darlehensvertrages (und nur auf diesen Zeitpunkt kommt es an) von einer wirksamen Bevollmächtigung der KT nicht aufgrund irgendeines bis dahin erfolgten Verhaltens des Klägers aus. Nur wenn das Vertrauen des Geschäftsgegners auf das Bestehen einer Vollmacht gerade darauf beruht, dass der vermeintlich Vertretene das Vertreterhandeln wissentlich duldet oder sorgfaltswidrig nicht unterbindet, ist Raum für die Annahme einer Duldungs- bzw. Anscheinvollmacht; hier aber war es nicht das Verhalten des Klägers, welches zur Annahme der Beklagten führte, KT sei bevollmächtigt - sondern nach eigenem Vorbringen die vorgelegte Originalausfertigung der Notarurkunde vom 14.11.1997 mit der darin enthaltenen Vollmacht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="64"/>
b) Das Verhalten des Klägers nach dem Abschluss des Darlehensvertrages lässt sich auch nicht als Genehmigung vollmachtlosen Handelns (§§ 177 Abs. 1, 184 Abs. 1 BGB) werten. Eine solche Wertung würde nämlich voraussetzen, dass der Kläger die Unwirksamkeit des Darlehensvertrages aufgrund fehlender Vollmacht kannte oder zumindest damit rechnete und dass in seinem Verhalten der Ausdruck des Willens zu sehen ist, das bisher als unverbindlich angesehene Geschäft verbindlich zu machen (BGH 14.5.2002 - XI ZR 148/01 - mit Nachw.). Hierfür ist aber beim Kläger nichts ersichtlich, geschweige denn vorgetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="65"/>
c) Auch § 172 BGB führt nicht zur Wirksamkeit des Darlehensvertrages.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="66"/>
(1) Dabei kann die Behauptung der Beklagten, ihr habe bei Abschluss des Darlehensvertrages die Originalausfertigung der Notarurkunde vom 14.11.1997 und damit auch der Vollmacht vorgelegen, nicht mangels substantiierten Bestreitens als zugestanden angesehen werden. Anders als in dem hierzu von der Beklagten herangezogenen Urteil des OLG München vom 30.7.2002 (BKR 2003, 62) fehlt im vorliegenden Fall nämlich ein Eingangsstempel der Beklagten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="67"/>
Die Behauptung kann aber als wahr unterstellt werden, weshalb es der Einholung der hierzu angebotenen Beweise nicht bedarf. Denn auch wenn der Beklagten die Urkunde vom 14.11.1997 in Original oder Ausfertigung vorlag, könnte dies nicht die Wirksamkeit des Darlehensvertrages herbeiführen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="68"/>
(2) Die Kammer verkennt nicht, dass der Bundesgerichtshof offensichtlich Verträge, die unter Ausnutzung von Vollmachten der vorliegenden Art geschlossen wurden, bereits dann gem. § 172 BGB unter Rechtsscheingesichtspunkten als wirksam ansieht, wenn nur beim Abschluss des Vertrages das Original oder eine Originalausfertigung der Vollmachtsurkunde vorgelegen haben (BGH WM 2001, 2113; BGH NJW 2002, 2325 [2326 unter II. 3. b)]). Neben dieser formalen Voraussetzung erscheint dem BGH nämlich überprüfungsbedürftig lediglich die Frage, ob wegen zumindest fahrlässiger Unkenntnis der Unwirksamkeit der Vollmacht gem. § 173 BGB eine Berufung auf die vorgelegte Vollmacht ausscheidet; hierzu verweist er darauf, dass bis zur Entscheidung vom 28.9.2000 im Notarhaftungsfall (BGHZ 145, 265) eine eindeutige Rechtsprechung, aus der die Nichtigkeit solcher Vollmachten zu entnehmen gewesen wäre, nicht vorhanden gewesen sei. Entsprechend - mit Bezug auf den Fahrlässigkeitsmaßstab des § 173 BGB - argumentierte der BGH bereits im Fall einer Baubetreuervollmacht (NJW 1985, 730).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="69"/>
Diese Erwägungen greifen nach Auffassung der Kammer jedoch im Ansatz zu kurz.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="70"/>
(3) Es gilt nämlich, unter Rückgriff auf die grundlegende Entscheidung des Reichsgerichts (RGZ 108, 125) Umfang und Grenzen der Rechtsscheinwirkung einer vorgelegten Vollmachtsurkunde abzustecken. Die Vollmachtsurkunde kann beim Geschäftsgegner stets nur das Vertrauen darauf begründen, dass die in der Urkunde enthaltenen Erklärungen tatsächlich so wie beurkundet abgegeben wurden. Der Geschäftsgegner kann sich weiter darauf verlassen, dass - vom Sonderfall der Geschäftsunfähigkeit, welche eine Zurechnung des Rechtsscheins ausschließt, abgesehen - die Vollmacht nicht aufgrund von Umständen unwirksam ist, die außerhalb der Urkunde liegen; bezüglich solcher Umstände außerhalb der Urkunde kann tatsächlich allenfalls die mindestens fahrlässige Unkenntnis solcher Umstände gem. § 173 BGB einen Vertrauensschutz ausschließen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="71"/>
Eine vorgelegte Vollmacht ist aber von vornherein kein geeigneter Rechtsscheinträger dahingehend, dass die darin beurkundeten Erklärungen rechtlich zulässig und wirksam sind. Denn hinsichtlich der Rechtswirksamkeit von Erklärungen können die handelnden Personen durch ihr Verhalten (zu dem auch die Vorlage einer Vollmacht zählt) allenfalls Vertrauen darauf begründen, dass sie die Erklärungen für rechtswirksam halten; solches Verhalten kann durchaus auch rechtliche Folgen haben. Die Rechtswirksamkeit selbst ist aber Gegenstand der erst nachträglichen verbindlichen Rechtserkenntnis durch die Gerichte im Streitfall.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="72"/>
Auf die Frage, ob die Unkenntnis der Rechtsunwirksamkeit verschuldet war, kann es gleichwohl ankommen - etwa wenn in Fällen der Notarhaftung zu prüfen ist, ob die Vornahme einer rechtsunwirksamen Beurkundung als schuldhafte Amtspflichtsverletzung anzusehen ist. Wenn aber die Wirksamkeit eines Vertretergeschäfts zu beurteilen ist und die Nichtigkeit der Vollmacht sich aus der vorgelegten Urkunde selbst ergibt, hilft dem Geschäftsgegner auch ein unverschuldeter Rechtsirrtum in der Beurteilung der Vollmacht nicht (so ausdrücklich RGZ 108, 125 [128]; nunmehr ebenso OLG Celle, Urteil vom 5.2.2003 - 3 U 1/01 -, LG Mannheim, Urteil vom 11.10.2002 - 9 O 76/01 -).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="73"/>
Die aufgeworfenen Fragen, ob die Beklagte eine Rechtsabteilung hat oder nicht, ob sie ggf. durch Einholung externen Rechtsrates im Dezember 1997 die Nichtigkeit der Vollmacht zumindest hätte erkennen können, ob überhaupt im Dezember 1997 der Stand von Rechtsprechung und Literatur Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmacht zumindest hervorzurufen geeignet war oder nicht, bedürfen vor diesem Hintergrund alle keiner näheren Erörterung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="74"/>
3. Unstreitig floss die Darlehensvaluta auf - mangels Vollmacht unwirksame - Anweisung der KT an verschiedene Dritte, nicht aber letztlich an den Kläger. Eigene Verfügungen des Klägers über die Valuta werden nicht behauptet. Folglich kann der Kläger Erstattung seiner Zinszahlungen verlangen, ohne im Gegenzug die Valuta herausgeben zu müssen (BGH Urteil vom 14.5.2002 - XI ZR 148/01 - unter II. 2. der Entscheidungsgründe). Auch die im Hilfsantrag angebotene Zug-um-Zug-Herausgabe der Eigentumswohnung ist nicht erforderlich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="75"/>
4. Nachdem aus den dargelegten Gründen sicherbare Ansprüche der Beklagten gegen den Kläger aus dem streitgegenständlichen Darlehensvertrag nicht bestehen, kann der Kläger auch Rückabtretung der lediglich zu Sicherungszwecken abgetretenen Lebensversicherung verlangen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="76"/>
5.a) Bei der Fassung des Tenors hat das Gericht in Ziff. 1 "an den Kläger" eingefügt, nachdem aus der Klage im übrigen eindeutig ersichtlich war, dass der Kläger Zahlung an sich selbst begehrt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="77"/>
b) Der Zinsanspruch ergibt sich aus §§ 291, 288 Abs. 1 Satz 2 BGB. Soweit der vom Kläger mit seinem Antrag in Bezug genommene Diskontsatz der EZB über dem Basiszinssatz nach § 847 BGB liegen sollte, war die Klage abzuweisen; im Hinblick auf die Möglichkeit, dass der vom Kläger begehrte Zinssatz unter dem gesetzlichen Verzugszinssatz liegen sollte, war mit Rücksicht auf § 308 Abs. 1 ZPO eine Begrenzung in den Tenor aufzunehmen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>78 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="78"/>
Die Kostenentscheidung beruht (mit Rücksicht auf Ziff. I. 5. b)) auf § 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO, die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit auf § 709 S. 1 ZPO. Bei der Bemessung der Sicherheitsleistung hat die Kammer berücksichtigt, dass vor Rechtskraft des Urteils (vgl. § 894 ZPO) lediglich der Zahlungsausspruch in Ziff. 1 des Urteilstenors sowie ein Kostenausgleichsanspruch zu vollstrecken sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>79 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="79"/>
Zur Streitwertbemessung: Der Feststellungsantrag ist, da eine negative Feststellungsklage vorliegt, mit dem vollen Darlehensnennbetrag anzusetzen. Der wirtschaftliche Wert der begehrten Rückabtretung der Lebensversicherung beläuft sich wie vom Kläger seiner vorläufigen Streitwertangabe ersichtlich zugrundegelegt angesichts des wohl in voller Höhe abgesicherten Todesfallrisikos (Näheres hierzu ist nicht vorgetragen) auf den vollen Betrag der Versicherungssumme von 100.000 DM.
</td></tr></table>
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Soweit die Parteien in ihren nach Schluss der mündlichen Verhandlung eingegangenen Schriftsätzen neuen Sachvortrag brachten, gab dieser keinen Anlass zur Wiedereröffnung der mündlichen Verhandlung.
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"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
}
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4 T 26/03
| 2003-03-12T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:54
| 2019-01-17T11:53:44
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die sofortige Beschwerde des Betroffenen gegen den Beschluss des Amtsgerichts Kenzingen - Vormundschaftsgericht - vom 29.11.2002 (XVII 50/99) wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Das Beschwerdeverfahren ist gerichtsgebührenfrei; Gerichtsauslagen trägt der Beschwerdeführer.</p>
<p>3. Die sofortige weitere Beschwerde wird zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Mit Beschluss vom 12.08.1999 wurde der Beteiligte T. M. mit dem Wirkungskreis der Vermögenssorge einschließlich der Entscheidung über die Wohnungsauflösung zum Betreuer für den Betroffenen bestellt. Mit Beschluss vom 25.10.2002 trat ein Betreuungswechsel ein und zum jetzigen Betreuer mit dem entsprechenden Wirkungskreis wurde dessen Vater Herr O. G. berufen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Mit Schreiben vom 05.11.2002, beim Amtsgericht am 07.11.2002 eingegangen, beantragte der ehemalige Betreuer ihm für den Zeitraum von Januar 2002 bis Oktober 2002 eine pauschale Aufwandsentschädigung zu gewähren. Diesem Antrag gab das Vormundschaftsgericht mit Beschluss vom 29.11.2002 über einen Betrag von 260,00 EUR statt (10 Monate à 26,00 EUR). Dagegen wendet sich der Betroffene, vertreten durch seinen Vermögensbetreuer, mit Schriftsatz vom 04.12.2002, eingegangen beim Amtsgericht am 05.12.2002. Er wirft dem ehemaligen Betreuer Fehlleistungen vor, wie er sie in seinem Schreiben vom 25.10.2002 aufgezeigt habe. Diese müsse sich der ehemalige Betreuer entgegenhalten lassen. Auch vermutet er unberechtigte Entnahmen aus dem Vermögen des Betreuten mit denen er aufrechnet bzw. die er verrechnet haben will sowie mit Schadensersatzansprüchen wegen einer unnötigen Inventardoppelanschaffung sowie weiterer Positionen, wie im Schreiben vom 7.3.2003 dargelegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der ehemalige Betreuer ist diesen Vorwürfen im Schreiben vom 06.11.2002 entgegengetreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Amtsgericht hat die sofortige Beschwerde dem Landgericht zur Entscheidung vorgelegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Wegen der Einzelheiten wird auf den Akteninhalt verwiesen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Das Rechtsmittel ist zulässig, insbesondere ist es nicht verspätet, nachdem der Beschluss vom 29.11.2002 dem Betroffenen, bzw. seinem Betreuer nicht zugestellt worden ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Das Vormundschaftsgericht hat gemäß § 56 g Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 FGG die Aufwandsentschädigung auch zu Recht festgesetzt. Zwar ergibt sich nach dieser Vorschrift eine Zuständigkeit des Vormundschaftsgerichts Aufwandsentschädigungen gegen einen vermögenden Betreuten nur dann als Titel festzusetzen, wenn dem Betreuer nicht die Vermögenssorge übertragen ist. In diesem Fall soll in einem verkürzten Verfahren über § 56 g Abs. 1 FGG die Aufwandsentschädigung festgesetzt werden können, weil bei fehlender Vermögenssorge der Betreuer nicht in der Lage ist, den veranschlagten Aufwand dem Vermögen des Betreuten selbst zu entnehmen (Soergel/Zimmermann, 13. Auflage, Rz. 24+25 zu § 1835 BGB und Rz. 14+15 zu § 1835 a BGB). Im vorliegenden Fall war dem ehemaligen Betreuer die Vermögenssorge übertragen gewesen, im Zeitpunkt der Antragstellung war er aber nicht mehr Inhaber der Vermögenssorge, weil er als Betreuer entlassen war. Daher ist Herr M. einem Betreuer gleichzustellen, der nicht die Vermögenssorge inne hat. Er kann deshalb gemäß § 56 g Abs. 1 FGG die Festsetzung seiner Aufwandsentschädigung beantragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Das Vormundschaftsgericht hat auch zu Recht einen Betrag von 260,00 EUR festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Höhe der pauschal geltend zu machenden Aufwandsentschädigung richtet sich nach § 1835 a BGB. Danach kann der Betreuer zur Abgeltung seines Anspruchs auf Aufwendungsersatz als Aufwandsentschädigung für jede Betreuung, für die ihm keine Vergütung zusteht, einen Geldbetrag verlangen, der für ein Jahr dem 24-fachen Betrag dessen entspricht, was einem Zeugen als Höchstbetrag der Entschädigung für eine Stunde versäumte Arbeitszeit gewährt wird. Gemäß § 2 Abs. 2 ZSEG wird einem Zeugen hier pro Stunde ein Betrag von 13,00 EUR gewährt. Dies ergibt nach dieser Vorschrift bei einem Zeitraum von zehn Monaten einen Betrag von 260,00 EUR. (10 x 13,00 EUR x 2).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Dieser Anspruch kommt auch nicht deshalb in Fortfall, weil dem Betreuer für den genannten Zeitraum eine Vergütung zustehen würde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Betreuer hat für den betreffenden Zeitraum keine Vergütung verlangt und die Pauschale gewählt. Dass der ehemalige Betreuer die Betreuung berufsmäßig führen würde, wurde bereits bei seiner Bestellung nicht festgestellt. Soweit ihm gleichwohl gemäß § 1836 Abs. 3 BGB in der Vergangenheit mit Beschluss vom 05.03.2001 eine Vergütung gewährt worden ist, wurde bereits hier hervorgehoben, dass keine berufsmäßige Betreuung besteht. Keinen Anlass, von der Zusprechung der Pauschale für die geltend gemachte Zeit gemäß § 1835 a BGB abzusehen, gibt der Umstand, dass der neue Betreuer in seinem Schriftsatz vom 31.10.2002 vorgetragen hat, Herr M. habe am 10.12.2001 vom Konto des Betroffenen einen Betrag von 600,00 DM abgehoben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Das Vormundschaftsgericht hat zwar erst mit Beschluss vom 11.12.2001 auf Grund des Antrages vom 09.12.2001 entschieden, dass diesem für die Zeit vom April 2001 bis Dezember 2001, also für 9 Monate ein Betrag von 450,00 DM gemäß § 1835 a Abs. 1, Abs. 2, 1835 Abs. 1 BGB bewilligt und für ihn festgesetzt wird. Es wurde dem Betreuer genehmigt, diesen Betrag dem Vermögen des Betroffenen zu entnehmen. Der Betrag entspricht der gesetzlichen Regelung des damaligen Zeugen- und Sachverständigenentschädigungsgesetzes, wonach der Stundensatz gemäß § 2 Abs. 2 ZSEG 25,00 DM betragen hat, also mithin, wie oben in Euro dargelegt, 9 x 50,00 DM anzusetzen waren. Die Betreuung war am 12.08.1999 angeordnet worden. Das jeweilige Zeitintervall für die Geltendmachung des jährlichen Betrages gemäß § 1835 a BGB läuft also jeweils vom 12.08. bis zum 12.08. des nächsten Jahres, hier vom 12.08.2001 bis zum 12.08.2002. Soweit mit Beschluss vom 29.11.2002 für die Zeit von Januar 2002 bis einschließlich Oktober 2002 dem Betreuer ein weiterer pauschaler Aufwendungsersatz gemäß § 1835a BGB gewährt worden ist, ist zu dem Beschluss vom 11.12.2001 ein zeitliche Überschneidung nicht festzustellen, so dass sich nicht die Frage der zeitlich kongruenten Deckung stellt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Soweit der Beschwerdeführer an den Betreuer mit Schriftsatz vom 24.02.2003 vorträgt, der Betreuer habe ohne gerichtliche Mitwirkung am 01.03.2001 1.100,00 DM, am 23.12.1999 600,00 DM, am 25.01.2001 270,00 DM und am 30.04.2001 945,00 DM und am 10.122.2001 nochmals 600,00 DM ungenehmigt verlangt und erhalten, weshalb er damit und auch mit anderen Schadensersatzansprüchen gegen den Betreuer aufrechne, ist eine Aufrechnung im Festsetzungsverfahren nach § 56 g Abs. 1 FGG, wenn es wie hier um streitige Forderungen geht, nicht zulässig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Zwar ist der nach § 56 g Abs. 1 FGG zu treffende Festsetzungsbeschluss gemäß Abs. 6 des § 56 g FGG zugleich Vollstreckungstitel. Materielle Einwendungen gegen zu schaffenden Vollstreckungstitel können aber in dem in § 56 g FGG vorgesehenen Festsetzungsverfahren nur eingeschränkt vorgebracht werden. Zwar wird die Meinung vertreten, dass auch materielle Einwendungen, z.B. Erlöschen des Anspruchs durch Erfüllung, Verzicht, Erlass und Aufrechnung insbesondere mit Schadenersatzansprüchen des Betreuten aus § 1833 BGB zulässig wären (vgl. Soergel/Zimmermann, Rz. 44 zu § 1836 BGB). Dem kann sich die Kammer nicht anschließen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Bereits im früheren Festsetzungsverfahren war streitig, ob materiell-rechtliche Einreden gegen den Vergütungsanspruch des Pflegers durch das Vormundschaftsgericht zu berücksichtigen waren oder ob hierüber das Prozessgericht zu entscheiden hatte (vgl. Soergel/Zimmermann, 13. Auflage, Fußnote 71 zu § 1836 BGB mit Rechtsprechungsnachweisen, die Möglichkeit ist dort überwiegend verneint). Nach Auffassung der Kammer hat sich an der Unzulässigkeit der Berücksichtigung streitiger materieller Einwendungen nichts geändert, weil nun im Rahmen des § 56 g FGG ein Vollstreckungstitel geschaffen wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Für das Verfahren nach § 56 g FGG ist gemäß §§ 3 Nr. 2a, 14 Rechtspflegergesetz der Rechtspfleger zuständig. Dieser ist nur für das Festsetzungsverfahren berufen, aber nicht dazu, darüber zu entscheiden, in welchem Umfang Gegenforderungen bestehen. Bereits zum Kostenfestsetzungsverfahren (§§ 103 ff. ZPO) hat der Bundesgerichtshof schon in einem frühen Urteil (BGHZ 3,381 ff.) ausgeführt, dass der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle nach der ihm vom Gesetz zugewiesenen Stellung nicht befugt ist, über Bestand und die Höhe von Gegenforderungen zu entscheiden. Es ist heute - wohl - einhelliger Auffassung, dass über eine Aufrechnung im Kostenfestsetzungsverfahren gemäß § 104 ZPO wegen der fehlenden Kompetenz des Rechtspflegers über streitige Gegenforderungen nicht zu entscheiden ist, da es nicht Sache des Rechtspflegers ist, im Rahmen des Festsetzungsverfahrens rechtskräftig (§ 322 Abs. 2 ZPO) über Gegenforderungen zu entscheiden. Nur dann, wenn diese unstreitig sind, wird angenommen, dass der Rechtspfleger bei Berücksichtigung dieser Forderung keine "echte" Entscheidung über die Gegenforderung trifft (vgl. Musielak, 3. Auflage, Rz. 8 zu § 104 ZPO; Münchener Kommentar, 2. Auflage, Rz. 25,26 zu § 104 ZPO; OLG Hamm, JurBüro 84, 607 mit Anmerkung von Mümmler; Kammergericht JurBüro 84, 605 ff.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Diese Grundsätze sind auch für das in § 56 g FGG geregelte Festsetzungsverfahren anzuwenden. Soweit materiell-rechtliche Einwendungen dort erhoben werden, hindert dies das Festsetzungsverfahren nicht. Ebenso wie im oben angesprochenen Kostenfestsetzungsverfahren ist derjenige, der diese Einwendungen geltend machen will, auf die Vollstreckungsgegenklage nach § 767 ZPO zu verweisen. Die Vorschrift wird auf sonstige Titel angewandt, soweit die ZPO anwendbar ist und keine spezielleren Normen existieren (vgl. Musielak, 3. Auflage, Rz. 6 zu § 767 ZPO). Sie findet Anwendung auf Vollstreckungstitel, soweit diese den allgemeinen Regeln der ZPO unterliegen und keine speziellen Rechtsbehelfe zur Verfügung stehen (vgl. Schmidt in Münchener Kommentar, 2. Auflage, Rz. 35 zu § 767 ZPO). Diese Voraussetzungen sind gegeben, weil gemäß § 59 g Abs. 6 FGG aus einem nach Abs. 1 Satz 1 gegen den Mündel bzw. Betreuten ergangenen Festsetzungsbeschluss die Zwangsvollstreckung nach den Vorschriften der Zivilprozessordnung stattfindet und deshalb auch die dort vorgesehenen Abwehrmöglichkeiten gegeben sei müssen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Aus dem Umstand, dass es sich um ein FGG - Verfahren handelt, das zu einem Titel führt, ergibt sich nichts anderes. Es ist vielmehr darauf hinzuweisen, dass, falls man die zur Aufrechnung gestellte Forderung im Festsetzungsverfahren zur Entscheidung zuließe, dann auch die Verfahrensgrundsätze gelten müssten, wie sie im FGG - Verfahren gelten, was eine verfahrensfremde Behandlung von Ansprüchen darstellen würde, die den Verfahrensnormen der ZPO unterliegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Ferner fehlt es auch an der Zuweisung einer richterlichen Entscheidungskompetenz für einen gegen einen Festsetzungstitel nach § 56g FGG gerichteten Vollstreckungsgegenantrag zur Entscheidung im FGG - Verfahren. Bereits vor der Einführung des § 56g FGG durch das BtÄndG lag die Zuständigkeit für Entscheidungen über materiellrechtliche Einwendungen gegen Festsetzungsbeschlüsse beim Prozessgericht (vgl. Soergel/Zimmermann, 13. Auflage, Rdnr. 44 zu § 1836 BGB).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Da die Rechtsprechung und die Literatur im Rahmen des § 104 ZPO auf die Vorschrift des § 767 ZPO verweist, entspricht es ebenfalls heute herrschender Auffassung, dass § 767 Abs. 2 ZPO bei einer solchen Verfahrenslage keine Anwendung findet (Musilak a.a.O., Rz. 8 zu § 104 ZPO). Entsprechendes ist auch hier anzunehmen
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Soweit deshalb der Betreuer behauptet, der ehemalige Betreuer habe diese Beträge zu Unrecht entnommen - was der ehemaliger Betreuer bestreitet, die Entnahmen seien vielmehr im Einvernehmen mit dem Betreuten erfolgt - ist er daher und auch wegen der weiter geltend gemachten Schadensersatzansprüche auf die Vollstreckungsgegenklage oder Auskunftsklage, soweit es zunächst um die Darlegung der entnommenen Gelder geht, zu verweisen, wobei sich die Gerichtszuständigkeiten nach allgemeinen Grundsätzen ergeben
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Keinen Erfolg hat der Beschwerdeführer, soweit er mit Schreiben seines Betreuers vom 25.10.2002 eine Schlechterfüllung der Betreuertätigkeit geltend macht. Diesen Einwand vermag er im Festsetzungsverfahren grundsätzlich nicht vorzubringen (vgl. Keidel/Kuntze/Winkler, 15. Auflage, Rz. 17 zu § 56 g FGG mit zitierter Rechtsprechung).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Die Kostenfolge ergibt sich aus § 131 Abs. 1, Abs. 5 und Abs. 3 KostO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Die weitere sofortige Beschwerde war gemäß § 56 g Abs. 5 FGG zuzulassen, da es sich um Fragen von grundsätzlicher Bedeutung handelt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,758
|
lg-tubingen-2003-03-12-6-o-15202
|
{
"id": 143,
"name": "Landgericht Tübingen",
"slug": "lg-tubingen",
"city": 95,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
}
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6 O 152/02
| 2003-03-12T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:56
| 2019-01-17T11:53:44
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>Der Antrag auf Gewährung von Prozeßkostenhilfe wird zurückgewiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Der Antrag des Antragstellers auf Gewährung von Prozeßkostenhilfe war zurückzuweisen, da die beabsichtigte Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
II. Der Antragsteller hatte am 13. August 1997 von einer N. & S. Bauträgergesellschaft mbH, deren Gesellschafter und Geschäftsführer der Antragsgegner Zf. 1 war, zum Preis von 130.000,00 DM eine Eigentumswohnung in der B-str. 8 in S. erworben. Die Aufteilung des Hausgrundstücks in Eigentumswohnungen war mit Wissen beider Kaufvertragsparteien damals noch nicht erfolgt. Der Antragsteller, ledig, Steuerklasse 1, Bruttomonatseinkommen damals 5.280,00 DM, wollte durch Anschaffung einer vollständig fremdfinanzierten Immobilie einerseits Steuern sparen, andererseits Vermögen bilden. Zur Finanzierung unterzeichnete er daher schon am 07. August 1997 in der Filiale H. der Antragsgegnerin Zf. 2 einen Darlehensvertrag über 130.000,00 DM. Als Sicherheit für diese 100 % - Finanzierung diente eine Grundschuld über 130.000,00 DM auf dem anzuschaffenden Objekt sowie eine Grundschuld über 50.000,00 auf dem Eigenheim des Antragstellers in G.. Der monatliche Betrag für Zins und Tilgung sollte 760,00 DM betragen, eine Wertermittlungsgebühr wurde nicht erhoben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Schon wenige Monate später, am 3. April 1998 erwarb der Antragsteller von derselben Verkäuferin zum Preis von 175.000,00 DM in der T-straße 16 in S. - H. eine weitere Eigentumswohnung, wiederum in einem Altbau. Wiederum sollte eine Fremdfinanzierung zur Vermögensbildung durchgeführt werden. Gegenüber der finanzierenden Bank, wiederum der Antragsgegnerin Zf. 2, wurde jedoch durch den Antragsteller nur eine Teilfinanzierung bei gleichzeitigem Eigenkapitaleinsatz beantragt, da angeblich eine Anzahlung von 35.000,00 DM bereits vor dem Notartermin erbracht worden wäre. Der Darlehensvertrag mit der Antragsgegnerin Zf. 2 wurde am 02. April 1998 über 140.000,00 DM geschlossen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Am gleichen Tag, dem 3. April 1998, wurde unmittelbar nach Beurkundung des zweiten Wohnungskaufs (Urkundenrolle 1510/1998) die Grundschuld am Eigenheim in G. zugunsten der Antragsgegnerin Zf. 2 notariell bestellt (Urkundenrolle Nr. 1511/1998).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Schließlich erwarb der Antragsteller von derselben Verkäuferin noch eine dritte Altbauwohnung zur Vermögensbildung, nämlich mit Vertrag vom 22. März 1999 eine Wohnung in der P-straße 92, S., zum Preis von 375.000,00 DM. Auch hier sollte eine vollständige Fremdfinanzierung erfolgen. Um nach außen hin gegenüber der diesen Kauf finanzierenden B-Bank in R. (jetzt: S-Bank) einen Eigenkapitaleinsatz vorzutäuschen, bestätigte die Verkäuferin am 25. März 1999 dem Antragsteller, eine Anzahlung von 30.000,00 DM erhalten zu haben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Zu diesem Punkt trägt der Antragsteller im Zusammenhang mit dem Objekt B-straße 8 ausdrücklich vor, daß „ihm pro forma eine Anzahlung bestätigt wird, die er so nicht geleistet hat“. Im Falle B-straße 8 kam es allerdings nicht zur Verwendung einer entsprechenden Quittung, da ohnehin durch die Bank der vollständige Kaufpreis finanziert wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Vorliegend möchte der Antragsteller im Zusammenhang mit dem Erwerb „B-straße 8“ aus dem Jahr 1997 Ansprüche geltend machen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Aus diesem Objekt erzielte er fortlaufend bis zur Antragstellung Mieteinnahmen, zuletzt in Höhe von 3.681,30  Euro pro Jahr, insgesamt von 1997 bis Oktober 2002 15.829,60 Euro. Steuervorteile erlangte er von 1997 bis 1999 in Höhe von 2.729,63 Euro. Die Frage, weshalb er danach keine Steuervorteile mehr erzielen konnte, hat der Antragsteller trotz Aufforderung nicht beantwortet. Trotz fortlaufender Mieteinnahmen stellte der Antragsteller die Hausgeldzahlungen per 1. November 2001 vollständig ein (vgl. Bl. 159 Rs.), ebenso vollständig noch im Jahr 2001 trotz laufender Mieteinnahmen die Zahlungen von Zins und Tilgung (760,00 DM pro Monat, d.h. 4662,98 Euro pro Jahr). (Möglicherweise erfolgte die Einstellung der Zinszahlungen sogar schon früher, nachdem bereits am 20.12.2000 der Darlehenssaldo höher als bei Auszahlung des Darlehens war, vgl. Bl. 125.) Anders als im Schriftsatz vom 26.02.2003, dort S.14, erfolgte also die Einstellung der Zinszahlungen nicht wegen der Hausgeldzahlungen, sondern trotz Einstellung der Hausgeldzahlungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Wohnung in der B-straße 8 in S. lag weniger als eine Autostunde vom Wohnsitz des Beklagten entfernt. Der Kaufgegenstand sollte laut Vertrag in dem Zustand übergehen, in dem er sich (vermietet) am Tag des Kaufs befand. Die streitgegenständliche Wohnung B-straße, das Geschäftslokal des diesen Kaufvertrag beurkundenden Notars, das Geschäftslokal des die Grundschuldbestellung betreffend das Eigenheimgrundstück und den Vertrag betreffend das Objekt T-straße  im April 1998 beurkundenden Notars sowie das Objekt T-straße selbst befinden sich nur wenige Gehminuten voneinander entfernt in einem ca. 1000 m – Radius im Bereich S. – H.; danach mußte davon ausgegangen werden, daß dem Antragsteller bei Vertragsabschluß auch der Zustand (- auf Seite 3 des Schriftsatzes vom 26.02.2003 als katastrophal bezeichnet – ) bekannt oder angesichts der Verlusterzielungsabsicht nicht einmal wenige Gehminuten wert war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Schon per 1. September 1997 vermietete der Antragsteller die Wohnung an die Verkäuferin. für einen Monatsbetrag von 650,00 DM incl. sämtlicher Betriebs- und Heizkosten bei einem Hausgeld in Höhe von monatlich 100,00 DM. Die Kaltmiete von höchstens 550,00 DM lag damit deutlich unter der monatlichen Zins- und Tilgungsrate in Höhe von 760,00 DM.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
III. Aus dem vom Antragsteller vorgetragenen Sachverhalt ergeben sich, soweit sich der Vortrag als schlüssig erweist, keine Ansprüche gegen den Antragsgegner Zf. 1.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Zunächst war festzustellen, daß die vom Antragsteller geforderte „Rückabwicklung eines fremdfinanzierten Immobilienkaufs einer Eigentumswohnung in der B-straße 8 in S.“ (Bl. 3 d. A.) weder in den angekündigten Anträgen noch in der Auswahl der angegebenen Beklagten Entsprechung findet. Eine Rückabwicklung des Kaufs kann regelmäßig nur gegen einen Verkäufer oder dessen Rechtsnachfolger geltend gemacht werden, nicht gegen dritte Personen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Aber auch die angekündigten Anträge selbst entbehren hinsichtlich des Antragsgegners Zf. 1 hinreichender Erfolgsaussicht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Antragsgegner geht in seinen umfangreichen Schriftsätzen durchgängig davon aus, daß zwischen dem Antragsteller und dem Antragsgegner Zf. 1, einem Nachbarn des Antragstellers, ein mündlicher oder konkludenter Anlagevermittlungsvertrag mit entsprechenden Aufklärungs- und Beratungspflichten geschlossen worden wäre. Auf diese unschlüssige Fiktion, die aber weder im tatsächlichen Sachvortrag noch in etwaigen Beweisantritten irgendeine Stütze findet, stützt sich sodann die gesamte Klagebegründung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Der Antragsgegner Zf. 1  war Gesellschafter und Geschäftsführer der Wohnungsverkäuferin. Nur und ausschließlich als Geschäftsführer der Verkäuferin trat der Antragsgegner Zf. 1 ausweislich des Kaufvertrags auf. So hat es auch der Antragsteller seinerzeit und bei Abfassung des Klagentwurfs gesehen, wenn er (Bl. 4) mitteilt, daß der Antragsgegner Zf. 1 ihm seinerzeit mitgeteilt habe, er sei für eine Bauträgergesellschaft in S. beschäftigt. Es ist auch nicht ansatzweise ersichtlich, wann, in welcher Form und weshalb hier der Antragsgegner Zf. 1 zur Vermittlung einer Immobilie, an deren Verkauf die von ihm selbst geführte Gesellschaft interessiert war, zunächst einen Anlagevermittlungsvertrag sozusagen zur Vermittlung einer eigenen Immobilie hätte abschließen sollen. Ganz offensichtlich ist hier der Antragsgegner Zf. 1 ausschließlich als Verkäufer bzw. als Geschäftsführer der Verkäuferin aufgetreten und hatte zwangsläufig in dieser Rolle nicht nur den Willen und die Absicht, die Immobilie zu veräußern, sondern dabei auch noch für seine von ihm geführte Gesellschaft Gewinn zu erzielen. Daß er im Rahmen der Werbung für die Verkaufsobjekte seiner Gesellschaft eine Musterberechnung von Steuervorteilen in Umlauf brachte ( - die im übrigen beim Kaufpreis, beim Eigenkapital, beim Jahreseinkommen, bei der Höhe der Grundsicherheit, bei der Kaltmiete und beim Zinssatz, d. h. bei allen relevanten Zahlen nicht den Werten des streitgegenständlichen Kaufvorgangs entsprach - ), vermag hieran nichts zu ändern.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Ebensowenig helfen die weiteren Ausführungen des Antragstellers zu einer angeblichen Provision des Antragsgegner Zf. 1 nicht weiter. Sie beruhen ihrerseits auf der nicht nachvollziehbaren Fiktion eines Anlagevermittlungsvertrags. Schon nach der Sachverhaltsschilderung durch den Antragsteller ging es jedoch nicht um irgendwelche Provisionen des Antragstellers Zf. 1, die im Kaufpreis versteckt gewesen sein sollen; vereinbart war lediglich zischen Antragsteller und Verkäuferin ein Kaufpreis, der – üblicherweise – nicht nur den Sachwert des Gebäudes erfassen konnte. Die Verkäuferin ist auch nach dem Vortrag des Antragstellers nicht als selbstloser Gönnerin aufgetreten, sondern als Handel treibende Gesellschaft. Daß in deren Verkaufspreisen Finanzierungskosten, Vertriebskosten und letztlich auch die Gehälter ihrer Mitarbeiter und Geschäftsführer sowie letztlich auch der Gewinn der Gesellschafter enthalten sind, muß als allgemein bekannt angesehen werden. Auch dem Antragsteller als gelerntem Kaufmann mußte dies klar gewesen sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Funktion des Antragsgegners Zf. 1 verändert sich auch nicht durch den Vortrag des Antragstellers im Schriftsatz vom 26.02.2003 (dort S. 10) hin zu der eines Anlageberaters. Dieser Vortrag, wonach der Antragsteller als Kapitalanleger den Antragsgegner Zf. 1 als Anlageberater hinzugezogen habe, steht in krassem Widerspruch zur anfänglichen Klagebegründung. Dort ist nämlich davon die Rede (Bl. 4 d. A.), daß der Antragsgegner Zf. 1 von sich aus seinem Nachbarn, dem Antragsteller, mitgeteilt habe, daß er für eine Bauträgergesellschaft tätig wäre, die Immobilien vertreibe, mit denen man Steuern sparen und Vermögen bilden könne.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Schließlich oblag es der Verkäuferin bzw. deren Geschäftsführer, dem Antragsgegner Zf. 1, auch nicht, den Antragsgegner beim Verkaufsgespräch über alle erdenklichen wirtschaftlichen Risiken (Zinserhöhungen, Steuersenkungen nach Steuerreform, Steuerklassenwechsel bei Eheschließung, Nutzlosigkeit der steuerlichen Verluste bei Arbeitslosigkeit, Insolvenzrisiko des Mieters, Instandhaltungskosten einer Immobilie etc.) aufzuklären und (so der Antragsteller auf S. 12 des Ss. vom 26. Februar 2003) eine vollständige Rentierlichkeit zu belegen; vielmehr war es gerade der Antragsteller, der auf die Erzielung von Verlusten aus war, um Steuern zu sparen. Ohne die Annahme gleichbleibender Zinsen und Steuergesetze sowie Steuersätze war selbst das unpassende Berechnungsbeispiel der Verkäuferin mit einem deutlich und ausdrücklich ausgewiesenen Verlust versehen. Von vorgespiegelter Rentierlichkeit einer sicheren Kapitalanlage konnte somit keine Rede sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Selbst wenn der Antragsgegner Zf. 1 als Geschäftsführer der Verkäuferin unwahre oder gar betrügerische Versprechungen hinsichtlich der Wohnung oder ihrer Rentabilität gemacht haben sollte, begründet dies keinen selbständigen Anlagevermittlungsvertrag, sondern allenfalls eine deliktische Haftung. Eines solchen Anspruchs berühmt sich jedoch der Antragsteller – möglicherweise aus Gründen der Verjährung oder mangels Täuschung, Irrtums oder entsprechender Kausalität, nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
IV. Auch die beabsichtigte Klage gegen die Antragsgegnerin Zf. 2 bietet keine ausreichende Erfolgsaussicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Zunächst fehlt es insoweit bereits an der örtlichen Zuständigkeit des Landgerichts Tübingen. Der Darlehensvertrag wurde in H. in der dortigen Filiale der Antragsgegnerin Zf. 2 ausgefüllt und unterzeichnet, was durch die Bevollmächtigte des Antragstellers im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft S. so vorgetragen wurde. Ausgefüllt wurden die Formulare danach durch einen Mitarbeiter der Bank. Für den Vertrag unmittelbar vorbereitende Gespräche zwischen Antragsteller und Antragsgegnerin Zf. 2 im hiesigen Bezirk oder gar einen Vertragsschluß im hiesigen Bezirk hat der Antragsteller nichts substantiiert vorgetragen. Damit ist ein Gerichtsstand in Tübingen nicht gegeben. Hieran ändert auch der durch nichts belegte weitere Vortrag des Antragstellers nichts, wonach der Antragsgegner Zf. 1 für die Antragsgegnerin Zf. 2 als Berater und Vermittler tätig geworden sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Im notariellen Kaufvertrag ist ausdrücklich niedergelegt, daß es allein Sache des Käufers, d.h. des Antragstellers, ist, sich um die Finanzierung zu kümmern. Im übrigen zeigt der später erfolgte Kauf der Wohnung P-straße 92, daß sich der Antragsteller durchaus auch an eine andere Bank zur Finanzierung wendete.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Es fehlt an jeglichen Anhaltspunkten dafür, daß die Antragsgegnerin als finanzierende Bank unkontrolliert aus ihrem Pflichtenkreis Aufgaben an einen Dritten, den Antragsgegner Zf. 1, übertragen hat oder der Antragsgegner Zf. 1 im Pflichtenkreis der Antragsgegnerin Zf. 2 überhaupt beratend tätig geworden ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Auch sind keine Pflichtverstöße der Antragsgegnerin Zf. 2 ersichtlich. Sie hat mit dem Antragsteller einen Darlehensvertrag geschlossen, den dieser aufgrund seiner wirtschaftlichen Lage (Wohnen im unbelasteten Eigenheim; Einkommen als Lediger von über 5.000,- DM brutto, das auch bei zeitweilig unterbrochenen Mietzahlung zur Erbringung der Zins- und Tilgungsrate hinsichtlich der streitgegenständlichen ersten Immobilie ohne weiteres ausreichen würde) problemlos hätte erfüllen können. Selbstverständlich konnte die Antragsgegnerin Zf. 2 zum damaligen Zeitpunkt nicht wissen - und brauchte auch eine derartige Möglichkeit nicht in ihre Beratung einzubeziehen -, daß der Antragsteller in den beiden folgenden Jahren – losgelöst von jeglicher realistischer und kaufmännischer Überlegung – zwei weitere Altbaueinheiten fremdfinanziert erwerben würde. Anzumerken bleibt hierzu aber auch noch, daß selbst die B–Bank bei Erwerb der dritten Immobilie nach Bonitätsprüfung noch von einem ausreichenden Überschuß für die Lebenshaltung ausgegangen ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Auch hat die Antragsgegnerin Zf. 2 ausweislich des Darlehensvertrags nicht, wie vom Antragsteller behauptet (S. 8 des Ss. vom 26. Februar 2003), sich eine Wertermittlung vom Antragsteller bezahlen lassen. Auch war es nicht vorrangige Pflicht der Antragsgegnerin Zf. 2, das Objekt zu besichtigen und eine exakte Werteinschätzung dem Antragsteller mitzuteilen. Wenn der Antragsteller (S. 2 des Ss. vom 26. Februar 2003) vorträgt, daß sich das Objekt in katastrophalem Zustand befände, so wäre dieser Zustand ganz offensichtlich auch für den in der Nähe wohnenden Antragsteller zu erkennen gewesen, zumal er das Objekt in diesem Zustand ohne jegliche Zusicherung erworben hatte und er sich zur Beurkundung des Kaufs sowie zur Bestellung der Grundschuld über 50.000,00 DM jeweils nur wenige Gehminuten vom Objekt entfernt aufgehalten hat. Gerade vor diesem Hintergrund wäre es primär Aufgabe des Antragstellers gewesen, sich vor dem Kauf ein Bild der ohne Gewährleistung im tagesaktuellen (vermieteten) Zustand zu erwerbenden Wohnung zu machen, sofern neben der Verlusterzielungsabsicht und der Vermögensmehrungsabsicht ohne Eigenkapitaleinsatz auch der Zustand der Immobilie für den Antragsteller wertbildender oder entscheidungserheblicher Faktor war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Soweit die Antragsgegnerin Zf. 2 auch eine Grundschuld über 50.000,00 DM zu Lasten des Eigenheimgrundstücks des Antragstellers als weitere Sicherheit vereinbarte, ist auch hier keine Pflichtverletzung ersichtlich. Ausweislich des Kauf- und Darlehensvertrags war allen Beteiligten klar, daß hier – unüblicherweise – eine 100 % - Finanzierung durch die Bank vorgenommen wurde. Bei dieser Sachlage war es schon aufgrund der banküblichen Beleihungsgrenzen klar, daß über die zu erwerbende Immobilie hinaus eine weitere Sicherheit erforderlich war. Diese war eindeutig und offenkundig auch im Darlehensvertrag vermerkt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Auch aus dem Aktenvermerk der Antragsgegnerin Zf. 2 vom 27.11.1997 in anderer Sache kann keine Pflichtenverletzung im Verhältnis zum Antragsteller abgeleitet werden. Der Vertrag mit diesem wurde bereits mehrere Monate zuvor geschlossen, dazuhin in völlig anderer Konstellation, nämlich einer 100 % - Finanzierung, bei der es zu der von Antragsteller und Antragsgegner Zf. 1 zunächst ins Auge gefaßten Vortäuschung eines nicht vorhandenen Eigenkaptaleinsatzes von 30.000,00 DM gar nicht mehr gekommen ist.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Schließlich trifft die Bank auch keine Beratungspflicht über die Besonderheiten von sogenannten Steuersparmodellen. Insoweit war dem Antragsteller bekannt, daß selbst unter optimalen Bedingungen (laufende Mietzahlung, gleichbleibender Zins) ein jährlicher Verlust entsteht, der aber gerade gewollt war. Daß dieser um so höher ausfällt, je größer die Differenz zwischen Warmmiete einerseits und Hausgeld, Zins- und Tilgung andererseits ausfällt, war offensichtlich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Wie die beiden Jahre nach Vertragsabschluß jedoch zeigen, kam es auf eine genaue Risikoanalyse dem Antragsteller auch gar nicht an. Als Kaufmann hätte er sonst auch ohne weiteres erkennen können, daß er mit jeder weiteren in voller Höhe fremdfinanzierten Wohnung immer mehr Risiken aufhäuft, seien dies Zinserhöhungen, Mietausfälle, Insolvenz der Mieter, Renovierungskosten der Altbauten u.a.. Gleichzeitig mußte jedermann, erst recht einem Kaufmann, klar gewesen sein, daß sich mit zunehmender Höhe der gewollten Verluste die Steuerersparnis pro Objekt relativ immer mehr verringert. Es ist nicht Aufgabe einer Bank, Interessenten an derartigen „Steuersparmodellen“ von sich aus – über die üblichen Risiken eines Darlehens hinaus -, selbst umfassend aufzuklären, zumal dann, wenn der Kunde bewußt Geschäfte abschließt, die – zum Zwecke der Steuerreduzierung – von vornherein auf die Erzielung eines Verlusts angelegt sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Auch über „versteckte Innenprovisionen“ konnte und mußte die Antragsgegnerin Zf. 2 nicht aufklären, da sich aus dem Sachvortrag des Antragstellers, wie schon oben ausgeführt, keine Provisionstätigkeit eines Beteiligten ergibt, der Antragsgegner Zf. 1 vielmehr Geschäftsführer der Verkäuferin war. Auch gibt es keine Aufklärungspflicht der Antragsgegnerin Zf. 2 über die Gewinnkalkulation der Verkäuferin und die Bezüge von deren Geschäftsführern.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Soweit sich der Antragsteller auf das Haustürwiderrufsgesetz beruft, vermag auch diese Überlegung nicht zu einer Erfolgsaussicht der beabsichtigten Klage führen. Der Darlehensvertrag wurde in der Filiale in H.  geschlossen; ein Haustürgeschäft liegt nicht vor, nachdem keine schlüssigen und beweisbaren Anhaltspunkte für ein Tätigwerden des Antragsgegners Zf. 1 im Auftrag der Antragsgegnerin Zf. 2 zum Abschluß eines Darlehensvertrags in der Wohnung dargelegt werden konnten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Grundschuldbestellung am Eigenheimgrundstück erfolgte im übrigen ebenso notariell wie der Kaufvertrag.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
V. Im übrigen läßt sich dem Klagentwurf auch kein schlüssiger und substantiiert vorgetragener Schaden des Antragstellers entnehmen. Weder die Höhe des Schadens (errechnet aus Negativposten und anzurechnenden Vorteilen) noch deren Kausalität ist ausreichend dargelegt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Hinsichtlich der Schadenshöhe sind vorliegend die Steuervorteile positiv in Ansatz zu bringen. Es handelt sich vorliegend nicht um eine „Steuervergünstigung, die der Staat dem Geschädigten aus einem besonderen Anlaß gewährt“, sondern um eine bewußt durch absichtliche Verlusterzeugung erzielte Steuervergünstigung infolge Verrechnung von Arbeitseinkommen mit gewollten Verlusten aus Vermietung und Verpachtung. Die Erzielung dieser Verluste war gerade Zweck des ganzen finanzierten Immobilienerwerbs, weshalb auch der diesem beabsichtigten Zweck exakt entsprechende Steuervorteil bei einer Schadensberechnung in Ansatz zu bringen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Die Schadensberechnung ist unschlüssig, soweit trotz gerichtlicher Aufforderung rechnerisch denkbare Steuervorteile in 2001 und 2002 nicht erklärt wurden. Aber auch die vorgenommene Berechnung ist nicht schlüssig. Von 1997 bis 2002 wurden Vorteile (Mieten, Steuervorteile) in Höhe von 18.559,23 Euro angegeben, denen Nebenkosten von 3.707,27 Euro und 13.268,02 Euro Zinsen (- unterstellt, der insoweit angegebene Betrag enthält keine nicht anrechenbaren Tilgungsanteile - ) gegenüberstehen. Damit errechnet sich jedoch kein Schaden (wie im Antrag mit 1.145,89 Euro angegeben), sondern ein Gewinn.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Im übrigen wäre ein Schadenseintritt auch hinsichtlich seiner Kausalität nicht schlüssig vorgetragen. Obwohl der Antragsteller noch bis Oktober 2002 pro Monat 720,00 DM bzw. 368,13 Euro (vgl. Bl. 27) an Mieteinnahmen erzielte, stellte er schon im Jahr 2001 sowohl die Hausgeldzahlung mit damals 104,30 Euro pro Monat als auch die Zins- und Tilgungszahlung in Höhe von 760,00 DM bzw. 388,58 Euro jeweils vollständig ein und verwendete die Mieteinnahmen für andere Zwecke.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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6 U 136/02
| 2003-03-12T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:57
| 2019-02-12T12:16:46
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des 7. Zivilkammer des Landgerichts Mannheim vom 26. Juli 2002 wird zurückgewiesen.</p>
<p>II. Die Kosten der Berufung fallen der Klägerin zur Last.</p>
<p>III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Klägerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 8000 EUR abwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leisten.</p>
<p>IV. Die Revision wird zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Die Klägerin verlangt von den Beklagten Unterlassung der Benutzung der Bezeichnung „Smart Key“ für Computerhard- und software, Auskunft und Feststellung der Schadensersatzpflicht. Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Auf die tatsächlichen Feststellungen im angefochtenen Urteil wird Bezug genommen, § 540 Abs. 1 ZPO.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Klägerin trägt vor,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
das Landgericht gehe zu Unrecht von nur geringer Kennzeichnungskraft des der Klägerin zustehenden Software-Titels aus. Das Zeichen „SmartKey“ sei als solches weder Fachbegriff, noch ansonsten geltende die beschreibenden Inhalts. Auch bei der vom Landgericht vorgenommenen Zergliederung des Zeichens gelte, dass der Bestandteil „key“ ohne weiteres als englische Bezeichnung für Schlüssel angesehen werde, sodass „SmartKey“ für ein Textbaustein- und Makro-Tool nicht beschreibend sein könne. Das Landgericht habe auch verkannt, dass die sich gegenüberstehenden Zeichen identisch seien. Die Beklagte benutze das Zeichen „Smart Key“ auch in Alleinstellung. Dies habe die Klägerin bereits in erster Instanz vorgetragen, inzwischen habe die Klägerin feststellen müssen, dass die Beklagte nunmehr auch auf ihrem geänderten Internet-Angebot das Zeichen in zahlreichen Fällen in Alleinstellung benutze. Selbst wenn man jedoch von einer Verwendung des Zeichens lediglich in Verbindung mit der Firma ausgehen wollte, sei Zeichenidentität zu bejahen. Das Landgericht habe nicht hinreichend berücksichtigt, dass die Hinzufügung der Firma eher noch zur Verstärkung der Verwechslungsgefahr führe. Schließlich habe das Landgericht rechtsfehlerhaft angenommen, die Beklagte zu 1 könne sich auf § 23 Nr. 2 MarkenG berufen. Auch die Domain “smartkey.de“ der Klägerin rechtfertige die Anträge.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Klägerin beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
unter Aufhebung des Urteils des Landgerichts nach ihren Sachanträgen aus erster Instanz zu erkennen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Beklagten beantragen,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
die Berufung zurückzuweisen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Beklagten tragen vor,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
sie benutzten die Bezeichnung “Smart Key“ nicht in Alleinstellung. Die Klage könne bereits von daher keinen Erfolg haben. Unabhängig hiervon sei die Bezeichnung für Computer-Software nicht titelschutzfähig, jedenfalls aber von allenfalls geringer Kennzeichnungskraft. Der Verkehr sei anders als bei Printmedien im Software-Bereich keineswegs an farblose bzw. beschreibende Bezeichnungen gewöhnt. Der vorgelegte Auszug aus dem Internet-Auftritt der Beklagten zu 1 könne nichts daran ändern, dass die umstrittene Bezeichnung nicht in Alleinstellung verwendet worden sei. Eine zu beanstandende markenmäßige Benutzung in Alleinstellung sei nicht gegeben. Im Übrigen verteidigen die Beklagten das Urteil des Landgerichts unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlich gehaltenen Vortrags.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Wegen des weiteren Parteivortrags wird auf die Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>II. Die zulässige Berufung ist unbegründet. Das Landgericht hat die Klage mit Recht abgewiesen. Das Urteil des Landgerichts weist keine Rechtsfehler auf. Die Beklagten sind nicht verpflichtet, es zu unterlassen im geschäftlichen Verkehr für Computerhard- und Software den Titel „Smart Key“ zu benutzen, Schadensersatz zu leisten oder Auskunft zu erteilen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Die von den Parteien problematisierten Fragen der Entstehung von Titelschutz für die Klägerin und der Verwechselungsgefahr können dahinstehen. Die angefochtene Entscheidung des Landgerichts wird jedenfalls dadurch getragen, dass trotz des eventuellen Bestehens eines Titelschutzes für die Klägerin und trotz einer eventuell bestehenden Verwechselungsgefahr die Verwendung der Bezeichnungen „K. Smart Key“ und „Smart Key“ durch die Beklagten für ein Computerprogramm zur Verschlüsselung von Daten bei der Übertragung gem. § 23 Ziffer 2 MarkenG privilegiert ist. Das Landgericht hat dies mit eingehender und überzeugender Begründung dargetan. Der Senat verweist insoweit zur Vermeidung von Wiederholungen auf die zutreffenden Gründen der angefochtenen Entscheidung (LGU 10 - 12). Das Vorbringen der Klägerin im Berufungsverfahren rechtfertigt eine andere Entscheidung nicht:</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Die Rüge der Berufung, die Worte “Smart Key“ könnten schon deshalb keinen glatt beschreibenden Inhalt haben, weil es sich um Wörter der englischen Sprache handelt, greift nicht durch. Der Senat ist ebenso wie das Landgericht davon überzeugt, dass die Bezeichnung “Smart Key“ im Zusammenhang mit Verschlüsselungssoftware vom Verkehr als beschreibende Angabe im Sinne von „intelligenter Schlüssel“ oder „intelligenter Code“ verstanden wird. Der Verkehr ist es gerade im Zusammenhang mit Computersoftware in weitem Ausmaß gewohnt, dass nicht nur Titel, Namen und Zeichen, sondern auch rein beschreibende Angaben in diesem Geschäftsfeld in englischer Sprache gemacht werden. Allein die Verwendung dieser fremden Sprache schließt daher für sich genommen nicht aus, dass beschreibende Angaben vorliegen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Es trifft nach der Überzeugung des Senats auch nicht zu, dass - wie die Berufungsbegründung meint - der Verkehr sich unter einem „Key“ ausschließlich einen Schlüssel im Sinne eines mechanischen Schließwerkzeugs vorstellen würde. Im Zusammenhang mit Computersoftware und insbesondere im Zusammenhang mit der Verschlüsselung von Daten ist dem Verkehr ohne weiteres geläufig, dass der englische Begriff „key“ oder auch das deutsche Wort „Schlüssel“ ausschließlich in einer von der Mechanik auf die Informatik übertragenen Bedeutung verwendet wird.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Die Berufung hat schließlich auch mit der Rüge, das Landgericht habe verkannt, dass die Beklagten das Zeichen „Smart Key“ nach Art einer Marke benutzten, keinen Erfolg. Selbst wenn die Benutzung der umstrittenen Bezeichnungen durch die Beklagten, wie sie in den Anlage K 11 dargestellt ist, (auch) der schlagwortartigen Bezeichnung des Computerprogramms der Beklagten und seiner kennzeichenmäßigen Unterscheidung von anderen Produkten dient, so schließt dies nicht aus, dass sich die Beklagten gleichwohl auf die Privilegierung nach § 23 Nr. 2 MarkenG berufen können. Der für Markensachen zuständige 1. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes hat hierzu ausgeführt (BGH GRUR 2002, 613, 615 - Gerri / Kerry Spring):</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Zu der Vorschrift des § 23 Nr. 2 des deutschen Markengesetzes, durch die Art. 6 Abs. 1 lit. b MarkenRL umgesetzt worden ist, ist in Rechtsprechung und Schrifttum umstritten, welche Bedeutung eine markenmäßige Benutzung des Kollisionszeichens für die Anwendung dieser Regelung hat. Zum Teil wird vertreten, eine derartige Benutzung stehe der Anwendung des § 23 Nr. 2 MarkenG generell entgegen (so OLG Nürnberg GRUR 1996, 206, 207 f.; OLG Köln GRUR 1999, 66, 68; Starck, GRUR 1996, 688, 693; Fezer, Markenrecht, 3. Aufl., § 23 Rdn. 10 m.w.N.). Nach anderer Auffassung schließt eine markenmäßige Benutzung den Anwendungsbereich des § 23 Nr. 2 MarkenG nicht generell aus, sondern begründet in der Regel die Sittenwidrigkeit i.S. des § 23 Nr. 2 MarkenG (OLG Hamburg GRUR 1996, 982, 983; Keller, GRUR 1996, 607, 612; Raßmann, GRUR 1999, 384, 387 f. m.w.N.). Schließlich wird angenommen, die markenmäßige Benutzung des Kollisionszeichens sei nur ein Merkmal bei der im Rahmen des § 23 Nr. 2 MarkenG gebotenen Abwägung (Ingerl/Rohnke, Markengesetz, § 23 Rdn. 35; Kur, CR 1996, 590, 592;Althammer/Klaka aaO § 23 Rdn. 8; vgl. auch Begr. zum Regierungsentwurf BT-Drucks. 12/6581 S. 80 = BlPMZ 1994, Sonderheft, S. 74). Der Senat möchte die Anwendung des Art. 6 Abs. 1 lit. b MarkenRL (§ 23 Nr.2 MarkenG) nicht schon deshalb generell verneinen, weil die Benutzung der Bezeichnung durch den Dritten auch markenmäßig erfolgt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Die Vorschrift des Art. 6 Abs. 1 lit. b MarkenRL (§ 23 Nr. 2 MarkenG) betriff nach ihrem Wortlaut jede Benutzung im geschäftlichen Verkehr. Der Begriff der Benutzung im geschäftlichen Verkehr schließt den markenmäßigen Gebrauch nicht aus. Auch der Zweck des Art. 6 Abs. 1 lit. b MarkenRL (§ 23 Nr. 2 MarkenG) steht dem Merkmal eines markenmäßigen Gebrauchs nicht zwingend entgegen. Die Bestimmung dient der Verwirklichung der freien Verwendbarkeit beschreibender Angaben und damit letztlich der Waren- und Dienstleistungsfreiheit im gemeinsamen Markt (vgl. EuGH, Urt. v. 23.2.1999 - Rs. C-63/97, Slg. 1999, I-905 = GRUR Int. 1999, 438, 442 Tz. 62 - BMW). Sie ist damit Schutzschranke gegenüber den Verbietungsrechten nach Art. 5 MarkenRL und notwendige Ergänzung zu der durch die Harmonisierung bewirkten Öffnung des Markenregisters (vgl. Begr. zum Regierungsentwurf BT-Drucks. 12/6581 S. 80 = BlPMZ 1994, Sonderheft, S. 74; Fezer aaO § 23 Rdn. 1; Ingerl/Rohnke aaO § 23 Rdn. 5; Althammer/Klaka aaO § 23 Rdn. 3; vgl. auch BGH, Beschl. v. 23.10.1997 - I ZB 18/95, GRUR 1998, 465, 467 = WRP 1998, 492 - BONUS).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Der Senat folgt diesen überzeugenden Ausführungen. Die Benutzung der Bezeichnungen „K. Smart Key“ und „Smart Key“ durch die Beklagten verstößt auch nicht gegen die guten Sitten im Sinne von § 23 MarkenG. Die beschreibende Funktion im Sinne von „intelligenter Schlüssel“ oder „intelligenter Code“ tritt im Zusammenhang mit der Geschäftsbezeichnung der Beklagten bzw. im Textzusammenhang der Anlage K 11 nicht ganz oder auch nur überwiegend hinter die kennzeichenmäßige Verwendung zurück. Bei der konkreten Art der Verwendung des umstrittenen Begriffs durch die Beklagten bleibt nach der Überzeugung des Senats für den Verkehr noch immer klar erkennbar, dass durch die Worte „Smart Key“ nicht nur nur Programm benannt wird, sondern auch etwas über Funktion und Einsatz dieses Computerprogramms ausgesagt wird.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711 Satz 1 ZPO. Die Revision war zuzulassen. Die gesetzlichen Voraussetzungen gem. § 543 Abs. 2 ZPO liegen vor. Die Rechtssache hat grundsätzliche Bedeutung. Der Bundesgerichtshof hat mit der zitierten Entscheidung dem Gerichtshof der europäischen Gemeinschaften die Frage vorgelegt, ob Art 6 Abs 1 Buchst b MarkenRL auch anwendbar ist, wenn ein Dritter die dort aufgeführten Angaben markenmäßig benutzt. Diese grundsätzliche Frage ist auch im vorliegenden Fall entscheidungserheblich.</td></tr></table></td></tr></table>
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20 O 12/03
| 2003-03-11T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:52
| 2019-01-17T11:53:43
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Beklagte wird verurteilt, es zu unterlassen, im geschäftlichen Verkehr mit Verbrauchern zu Zwecken des Wettbewerbs</p>
<p>a) im Rahmen der Präsentation von Waren auf der Internetseite mit der Adresse www.xxx.de Angaben über den Namen und die Anschrift sowie die vertretungsberechtigten Personen, die Adresse der elektronischen Post sowie die Angabe des Handelsregisters und der Registernummer ausschließlich auf der Internetseite mit der Bezeichnung "AGBs", wie in K 2 b und K 4 a abgebildet, zu machen, oder</p>
<p>b) die Möglichkeit einzuräumen, über das Betätigen eines Buttons mit der Bezeichnung "Jetzt bestellen" eine Bestellung von Waren aufzugeben, ohne dass der Verbraucher zuvor darüber informiert wurde, ob der Vertragstext nach dem Vertragsschluss von der Beklagten gespeichert wird und ob er dem Kunden zugänglich ist.</p>
<p>2. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung wird der Beklagten angedroht</p>
<p>- Ordnungsgeld und für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, Ordnungshaft oder</p>
<p>- Ordnungshaft bis zu 6 Monaten.</p>
<p>Dabei darf das einzelne Ordnungsgeld den Betrag von 250.000 EUR nicht übersteigen.</p>
<p>Eine Ordnungshaft, die insgesamt 2 Jahre nicht übersteigen darf, ist an den Mitgliedern des Vorstandes der Beklagten zu vollziehen.</p>
<p>3. Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p>
<p>4. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung des Klägers in Höhe von 18.000,00 EUR vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Streitwert: 15.000,00 EUR</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger nimmt die Beklagte auf Unterlassung von seiner Ansicht nach Verbraucherinteressen verletzendem Verhalten in Anspruch.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Kläger betätigt sich im Sinne von § 4 Abs. 2 UKlaG, ist in die beim Bundesverwaltungsamt nach § 4 Abs. 1 UKlaG geführte Liste solcher Einrichtungen eingetragen und deshalb gem. § 3 UKlaG berechtigt, Unterlassungsansprüche im Sinne von § 2 UKlaG geltend zu machen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Beklagte vertreibt kosmetische Erzeugnisse über Einzelhandelsgeschäfte, im Wege des Versandhandels, über Vertreter, die in Kundenwohnungen Verkaufsveranstaltungen organisieren, und neuerdings über das Internet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die von der Beklagten zum Vertrieb über das Internet verwendete, mit www.xxx.de anwählbare Website enthält auf der Startseite am linken Rand verschiedene Themenbereiche ("Mein ...", "Aktuelle Angebote", "Service & Beratung", "Kundenservice", "Wir über uns"), innerhalb derer über Steuerelemente (sogenannte Links) mit dem Mauszeiger Unterseiten aufgerufen werden können. Bei den in Antrag und Unterlassungsgebot wiedergegebenen Anlagen handelt es sich Ausdrucke von Teilen dieser Website
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der Kläger macht geltend, die Beklagte gebe die zur Anbieterkennzeichnung erforderlichen und gesetzlich gebotenen Angaben nicht in klarer und verständlicher, leicht erkennbarer und unmittelbar erreichbarer Weise; ein Verbraucher könne diese Informationen nur erhalten, wenn er im Themenfeld "Kundenservice" die Rubrik "AGBs" ansteuere, wo er solche Angaben nicht erwarte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Des weiteren beanstandet der Kläger, dass ein Verbraucher entgegen der gesetzlichen Verpflichtung von der Beklagten nicht erfahre, ob im Falle eines Vertragsschlusses der Vertragstext gespeichert werde und ihm dieser Text auch zugänglich sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Kläger beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
der Beklagten bei Meidung der gesetzlichen Ordnungsmittel zu untersagen, im geschäftlichen Verkehr mit Verbrauchern zu Zwecken des Wettbewerbs
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
a) im Rahmen der Präsentation von Waren auf der Internetseite mit der Adresse www.xxx.de Angaben über den Namen und die Anschrift sowie die vertretungsberechtigten Personen, die Adresse der elektronischen Post sowie die Angabe des Handelsregisters und der Registernummer ausschließlich auf der Internetseite mit der Bezeichnung "AGBs", wie in K 2 b und K 4 a abgebildet, zu machen, oder
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
b) die Möglichkeit einzuräumen, über das Betätigen eines Buttons mit der Bezeichnung "Jetzt bestellen" eine Bestellung von Waren aufzugeben, ohne dass der Verbraucher zuvor darüber informiert wurde, ob der Vertragstext nach dem Vertragsschluss von der Beklagten gespeichert wird und ob er dem Kunden zugänglich ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Sie bringt vor, die vom Kläger angegriffenen Sachverhalte würden - was sie aber bestreite - allenfalls geringfügige Verstöße gegen untergeordnete Rechtsvorschriften darstellen, so dass dem Kläger aus kollektivem Verbraucherschutzrecht kein Unterlassungsanspruch zustehe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Sie gebe die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen und dies auch an Stellen und in einer Art und Weise, die den gesetzlichen Vorgaben genüge; insoweit dürften keine überzogenen Anforderungen gestellt oder gar durch vermeintlich verbraucherschützende Regeln der Wettbewerb behindert werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
So sei der Verbraucher, der Internetdienste aufsuche oder in Anspruch nehme, hinreichend darüber aufgeklärt, dass er von ihm benötigte Informationen über die sogenannten Links bekommen können und bekomme.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Dem Verbraucher werde - innerhalb des Textes der AGB - mitgeteilt, dass "die nötigen Daten" unter Einhaltung "der geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen" gespeichert würden; damit wisse er also auch, ob der "Vertragstext" gespeichert werde; schließlich könne der Verbraucher durch Betätigen eines entsprechenden Steuerelements (sogenannter Knopf oder Button mit dem Hinweis "Bestellung ausdrucken") sich eine Zusammenfassung seiner Bestellung ausdrucken lassen. Schließlich könne das Geschäft über das Internet praktisch nicht ohne Speicherung des Vertragstextes abgewickelt werden; der Verbraucher erwarte dies und benötige daher keine Information darüber, ob dies auch tatsächlich geschehe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Klage ist nach Maßgabe der zuletzt gestellten Anträge begründet, weil die Beklagte den ihr vom Gesetz im Verbraucherinteresse auferlegten Informationspflichten nicht oder nicht in gehöriger Weise nachgekommen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Im einzelnen beruht dies auf folgenden Erwägungen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
1. Bei den durch den Streitstoff angesprochenen Vorschriften über die Unterrichtung des Verbrauchers bei Fernabsatzverträgen und den Informationspflichten im elektronischen Geschäftsverkehr, auch soweit sie in § 6 TDG oder der Verordnung über Informationspflichten nach bürgerlichem Recht (BGB-InfoV) enthalten sind, handelt es sich um zentrale Vorschriften des Verbraucherschutzes, die ausdrücklich in § 2 Abs. 2 Nr. 1 UKlaG angesprochen sind, so dass eine Klage zu ihrer Einhaltung im Interesse des Verbraucherschutzes (§ 2 Abs. 1 Satz UKlaG) liegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Bezüglich der Regelung in § 6 TDG, der sich mit der Anbieterkennzeichnung bei der Nutzung elektronischer Kommunikationssysteme befasst, ist zwischen den Parteien unstreitig, dass es sich hierbei um eine Vorschrift zur Umsetzung eines Teils der in der europäischen Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr (Richtlinie 2000/31/EG "e-commerce") zur Adaption ins nationale Recht aufgegebenen Informationspflichten handelt. Diese Ansicht der Parteien ist auch zutreffend (vgl. Wendehorst in Münchner Kommentar zum BGB, 4° Band 2 a RN 4 zu § 312 e BGB; Kaestner/Tews WRP 02, 1011).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Weil der Kläger auch die förmlichen Voraussetzungen des § 3 Abs. 1 Nr. 1 UKlaG erfüllt, ist er berechtigt, die streitgegenständlichen Unterlassungsansprüche geltend zu machen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
2. Die Beklagte macht im Rahmen ihres Internet-Auftritts die in § 6 Nr. 1, 2 und 4 TDG und - teilweise - auch in § 312 c Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. § 1 Abs. 1 Nr. 1 und 2 BGB-InfoV angesprochen Angaben. Der Streit der Parteien dreht sich insoweit daher auch nicht darum, dass diese Angaben gemacht werden müssen sondern nur darum, ob die Art der Angaben ausreichend ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Damit, dass die Beklagte die Information zu Anbieterkennzeichnung nur und ohne hinführenden Hinweis auf der Seite mit ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) gibt, genügt sie den gesetzlichen Anforderungen nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
a) Nach § 312 c Abs. 1 BGB hat der Unternehmer den Verbraucher zu informieren und zwar in einer dem eingesetzten Kommunikationsmittel entsprechenden Weise klar und unmissverständlich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Eine solche Vorschrift, die der Umsetzung einer EU-Richtlinie dient, ist nach den anerkannten Regeln des europäischen Gemeinschaftsrechts so auszulegen, wie die in der gemeinschaftsrechtlichen Richtlinie aufgestellten Grundsätze am besten verwirklicht werden können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Art. 5 Abs. 1 der e-commerce-Richtlinie besagt, dass der Anbieter die dort vorgeschriebenen Informationen leicht, unmittelbar und ständig verfügbar machen muss.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
b) Die vorgenannten Rechtsregeln erfordern nicht, dass der Verbraucher bei seinem Kontakt mit einem Internetangebot zwangsweise zu den Informationen geführt werden müsste (a.A. OLG Frankfurt/M CR 01,782), denn dies würde über das Erfordernis klarer und unmissverständlicher sowie leicht verfügbarer, unmittelbar verfügbarer und ständig verfügbarer Information hinausgehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Ebenso erfordern diese Vorschriften nicht, dass die Informationen auf der Eingangsseite des Internetauftritts gegeben werden müssten. Die Rechtsregeln schreiben keinen genauen Ort für die Angaben vor sondern wollen nur sicherstellen, dass der Verbraucher die vom Gesetzgeber für erforderlich erachteten Informationen tatsächlich erhält. Insoweit erlaubt § 312 c Abs. 1 BGB die Information in einer dem eingesetzten Kommunikationsmittel entsprechenden Weise (vgl. auch Art. 4 Abs. 2 Fernabsatz-Richtlinie[97/7/EG]).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Die Verwendung sogenannter "Links" gewährleisten eine hinreichend leichte, ständige und auch unmittelbare Verfügbarkeit, weil sie das medientypische Mittel sind, sich innerhalb eines umfangreichen, den Sichtbereich des Bildschirms überschreitenden Textangebots zielführend zu bewegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
c) Die vorgenannten Regeln besagen jedoch übereinstimmend, dass der Unternehmer die Informationen dem Verbraucher geben muss, d.h. es genügt nicht, wenn er sie lediglich zum Abruf bereit hält oder erst auf Nachfrage erteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
aa) Der Unternehmer muss die Information vielmehr unaufgefordert so geben, dass sich der Verbraucher zumindest damit auseinandersetzen kann, ob er die ihm angediente Information benötigt und auch haben will. Hierzu hat der Gesetzgeber in der Begründung zu § 6 TDG ausgeführt (BT-Drucksache 14/6098, S. 21), dass die Information an gut wahrnehmbarer Stelle stehen und ohne langes Suchen und jederzeit wahrnehmbar sein müsse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
bb) Dem genügt es nicht, wenn die Beklagte die Anbieterkennzeichnung im räumlichen Zusammenhang mit ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen bereit hält.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Anbieterkennzeichnung ist üblicherweise nicht Bestandteil von Geschäftsbedingungen; sie muss nach kaufmännischen Grundsätzen (vgl. § 37 a HGB) auf allen Geschäftspapieren enthalten sein, auch wenn deren Verwendung nicht im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen steht. Die Anbieterkennzeichnung wird daher nicht auf der Seite einer Website erwartet, deren Überschrift sie als Platz lediglich für die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausweist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
cc) Weil die Beklagte auch sonst keinen (verbalen, bildlichen oder sonstigen) Hinweis gibt, wo diese Informationen zur Kennzeichnung des Anbieters zu finden sein könnte, muss der Verbraucher, wenn er die Information wünscht, sich auf die Suche machen. "Informieren" heißt aber gewiss nicht "suchen lassen". Der Unternehmer hat die Information unabhängig vom Interesse des Verbrauchers zu geben, so dass dieser sie unschwer bekommt, solange er sie nicht bewusst beiseite lässt. Dies wiederum erfordert eine Information über das Informationsangebot.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
dd) Die Anbieterkennzeichnung wird gelegentlich mit der Impressumspflicht des Presserechts verglichen (hierzu Kaestner/Tees aaO S. 1016). Sedelmeier (in Löffler Presserecht 4. Auflage, RN 27 ff zu § 8 LPG) bemerkt, dass Impressumsangaben klar und eindeutig sein müssen (so auch BGH NJW 91,1921) und dass sich der Leser rasch, ohne Mühe und zuverlässig über die Herkunft des Erzeugnisses und die verantwortliche Personen informieren können müsse; deshalb müssten diese Angaben schon äußerlich vom übrigen Text abgehoben sein, so dass sie ohne mühevolles Suchen gefunden werden; auch wenn sich die Forderung nach einer bestimmten Platzierung in der vor allem strafrechtlich geprägten Rechtsprechung mangels ausdrücklicher gesetzlicher Anordnung nicht habe durchsetzen könne, folge angesichts des Umfangs vieler heutiger Druckerzeugnisse aus dem Klarheitsgebot, dass das Impressum entweder am Anfang oder am Ende aufzuführen sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Weil auch § 312 c Abs. 1 Satz 1 BGB eine klare Information abstellt, kann aus dem Klarheitsgebot abgeleitet werden, dass es nicht ausreicht eine wichtige Information quasi anonym als Vorspann einer anderen rechtlich wichtigen Kategorie (nämlich der AGB) mitlaufen zu lassen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
ee) Die Gestaltung der Website der Beklagten zeigt im übrigen, dass es sehr leicht möglich ist, dem Verbraucher die Informationen anzudienen, die die Beklagte dem Interesse ihres Geschäfts für förderlich erachtet. Nachdem der Gesetzgeber sich im Einklang mit Akten der europäischen Rechtssetzung für einen Schutz des Verbrauchers durch Information entschieden hat und die Beklagte keine Mühe hätte, dem nachzukommen, kann eine lediglich förmelnde, den Wettbewerb nachteilig beeinflussende Überregulierung nicht festgestellt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
d) Weil jedenfalls die von der Beklagten im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung gewählte Form der Anbieterkennzeichnung den rechtlichen Vorgaben nicht genügt, ist ihr eine künftige Wiederholung zu untersagen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
3. Nach § 312 e Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BGB i.V.m. Art 241 EGBGB und § 3 Nr. 2 BGB-InfoV ist der Verbraucher bei Verträgen im elektronischen Geschäftsverkehr darüber zu informieren, ob der Vertragstext nach dem Vertragsschluss vom Unternehmer gespeichert wird und ob er dem Kunden zugänglich ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
a) Dieser Verpflichtung kommt die Beklagte - unstreitig - nicht nach.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
b) Das Verteidigungsvorbringen der Beklagten, die sich auch insoweit vor allem auf Förmelei und wettbewerbsbehindernde Überregulierung beruft, ist nicht geeignet, ihr Verhalten zu rechtfertigen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
c) Es mag sein, dass im Bereich elektronischer Medien sehr viel gespeichert wird, dies führt aber noch lange nicht zur Erwartung des Verbrauchers, dass alles und jedes gespeichert werden. Der datenschutzrechtlich notwendige, von der Beklagten in ihre AGB unter "Garantien" mit der Überschrift "Datenschutz" eingereihte Hinweis, dass die "für die Geschäftsabwicklung nötigen Daten unter Einhaltung der geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen" gespeichert würden, erweckt im Leser die durch vage Vorstellungen zum Datenschutz genährte Erwartung, dass nicht alles über ihn gespeichert wird. In dem Hinweis liegt deshalb entgegen der Annahme der Beklagten nicht die Information, dass der Vertrag im Zusammenhang und vollständig an ständig für den Kunden erreichbarer Stelle gespeichert werde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Gerade das Klarheitsgebot für die im e-commerce zu gebenden Informationen verbietet es, mit anderer Zielrichtung (hier Datenschutz) besänftigend gewählte Formulierungen als ausreichende Information zu einem anderen Sachverhalt heranzuziehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="45"/>
d) Die hier abgehandelte, vom Gesetz vorgeschriebene Information, ob der Vertrag gespeichert werde, kann auch nicht durch den Umstand abgelöst werden, dass der Verbraucher nach Vertragsschluss die Gelegenheit erhält, den Vertrag für sich zu speichern. Denn die vorgeschriebene Information hat sich damit zu befassen, ob der Unternehmer speichert (oder nicht speichert) und nicht damit ob der Verbraucher seinerseits speichern kann. Und die Information ist vor dem Vertragsschluss zu geben und nicht erst dann, wenn der Vertrag zustande gekommen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
e) Auch angesichts der von der Beklagten aufgezeigten Information zu verschiedenen (anderen) Speichervorgängen ist die vom Gesetzgeber gewollte Information über das "ob" der Vertragsspeicherung durch den Unternehmer nicht sinnentleert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
Denn wenn der Verbraucher die Website der Beklagten nicht von seinem häuslichen Terminal aus anwählt, sondern beispielsweise aus Räumen seines Arbeitgebers heraus (wo er selbst nur eingeschränkte Speichermöglichkeiten haben könnte), von Freunden oder Bekannten aus, aus einem Internet-Café oder - wohl zunehmend - von einem mobilen Telefongerät ("Handy"), sind seine eigenen Möglichkeiten zur Speicherung nicht vorhanden oder stark eingeschränkt. Deshalb ist es für den Verbraucher durchaus wichtig, möglichst früh vom Unternehmer zu erfahren, ob jener den Vertragstext in einer für den Verbraucher abrufbaren verlässlichen Weise speichert oder nicht. Denn danach kann und muss er sich entscheiden, ob der Internetkontakt jedenfalls für den Augenblick beendet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Dass der Gesetzgeber mit dieser Informationspflicht das Vertrauen der Nutzer in das noch neue Medium "Internet" stärken und damit auch die Interessen der Anbieter fordern will, gibt der Beklagten nicht das Recht, unter Verletzung von Informationsrechten des Verbrauchers auf diese Förderung zu verzichten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="49"/>
f) Auch insoweit ist der Beklagten eine Fortsetzung ihres widerrechtlichen Verhaltens zu untersagen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="50"/>
4. Die Androhung der vom Gesetz für die Nichtbeachtung des Unterlassungsgebots vorgesehenen Ordnungsmittel beruht auf § 890 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="51"/>
5. Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO. Mit den in der mündlichen Verhandlung vorgenommenen Änderungen des Antrags hat die Klägerin ihr Begehren konkretisiert, es aber nicht erweitert oder eingeschränkt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="52"/>
6. Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 709 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Klage ist nach Maßgabe der zuletzt gestellten Anträge begründet, weil die Beklagte den ihr vom Gesetz im Verbraucherinteresse auferlegten Informationspflichten nicht oder nicht in gehöriger Weise nachgekommen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Im einzelnen beruht dies auf folgenden Erwägungen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
1. Bei den durch den Streitstoff angesprochenen Vorschriften über die Unterrichtung des Verbrauchers bei Fernabsatzverträgen und den Informationspflichten im elektronischen Geschäftsverkehr, auch soweit sie in § 6 TDG oder der Verordnung über Informationspflichten nach bürgerlichem Recht (BGB-InfoV) enthalten sind, handelt es sich um zentrale Vorschriften des Verbraucherschutzes, die ausdrücklich in § 2 Abs. 2 Nr. 1 UKlaG angesprochen sind, so dass eine Klage zu ihrer Einhaltung im Interesse des Verbraucherschutzes (§ 2 Abs. 1 Satz UKlaG) liegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Bezüglich der Regelung in § 6 TDG, der sich mit der Anbieterkennzeichnung bei der Nutzung elektronischer Kommunikationssysteme befasst, ist zwischen den Parteien unstreitig, dass es sich hierbei um eine Vorschrift zur Umsetzung eines Teils der in der europäischen Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr (Richtlinie 2000/31/EG "e-commerce") zur Adaption ins nationale Recht aufgegebenen Informationspflichten handelt. Diese Ansicht der Parteien ist auch zutreffend (vgl. Wendehorst in Münchner Kommentar zum BGB, 4° Band 2 a RN 4 zu § 312 e BGB; Kaestner/Tews WRP 02, 1011).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Weil der Kläger auch die förmlichen Voraussetzungen des § 3 Abs. 1 Nr. 1 UKlaG erfüllt, ist er berechtigt, die streitgegenständlichen Unterlassungsansprüche geltend zu machen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
2. Die Beklagte macht im Rahmen ihres Internet-Auftritts die in § 6 Nr. 1, 2 und 4 TDG und - teilweise - auch in § 312 c Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. § 1 Abs. 1 Nr. 1 und 2 BGB-InfoV angesprochen Angaben. Der Streit der Parteien dreht sich insoweit daher auch nicht darum, dass diese Angaben gemacht werden müssen sondern nur darum, ob die Art der Angaben ausreichend ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Damit, dass die Beklagte die Information zu Anbieterkennzeichnung nur und ohne hinführenden Hinweis auf der Seite mit ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) gibt, genügt sie den gesetzlichen Anforderungen nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
a) Nach § 312 c Abs. 1 BGB hat der Unternehmer den Verbraucher zu informieren und zwar in einer dem eingesetzten Kommunikationsmittel entsprechenden Weise klar und unmissverständlich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Eine solche Vorschrift, die der Umsetzung einer EU-Richtlinie dient, ist nach den anerkannten Regeln des europäischen Gemeinschaftsrechts so auszulegen, wie die in der gemeinschaftsrechtlichen Richtlinie aufgestellten Grundsätze am besten verwirklicht werden können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Art. 5 Abs. 1 der e-commerce-Richtlinie besagt, dass der Anbieter die dort vorgeschriebenen Informationen leicht, unmittelbar und ständig verfügbar machen muss.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
b) Die vorgenannten Rechtsregeln erfordern nicht, dass der Verbraucher bei seinem Kontakt mit einem Internetangebot zwangsweise zu den Informationen geführt werden müsste (a.A. OLG Frankfurt/M CR 01,782), denn dies würde über das Erfordernis klarer und unmissverständlicher sowie leicht verfügbarer, unmittelbar verfügbarer und ständig verfügbarer Information hinausgehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Ebenso erfordern diese Vorschriften nicht, dass die Informationen auf der Eingangsseite des Internetauftritts gegeben werden müssten. Die Rechtsregeln schreiben keinen genauen Ort für die Angaben vor sondern wollen nur sicherstellen, dass der Verbraucher die vom Gesetzgeber für erforderlich erachteten Informationen tatsächlich erhält. Insoweit erlaubt § 312 c Abs. 1 BGB die Information in einer dem eingesetzten Kommunikationsmittel entsprechenden Weise (vgl. auch Art. 4 Abs. 2 Fernabsatz-Richtlinie[97/7/EG]).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Die Verwendung sogenannter "Links" gewährleisten eine hinreichend leichte, ständige und auch unmittelbare Verfügbarkeit, weil sie das medientypische Mittel sind, sich innerhalb eines umfangreichen, den Sichtbereich des Bildschirms überschreitenden Textangebots zielführend zu bewegen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
c) Die vorgenannten Regeln besagen jedoch übereinstimmend, dass der Unternehmer die Informationen dem Verbraucher geben muss, d.h. es genügt nicht, wenn er sie lediglich zum Abruf bereit hält oder erst auf Nachfrage erteilt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
aa) Der Unternehmer muss die Information vielmehr unaufgefordert so geben, dass sich der Verbraucher zumindest damit auseinandersetzen kann, ob er die ihm angediente Information benötigt und auch haben will. Hierzu hat der Gesetzgeber in der Begründung zu § 6 TDG ausgeführt (BT-Drucksache 14/6098, S. 21), dass die Information an gut wahrnehmbarer Stelle stehen und ohne langes Suchen und jederzeit wahrnehmbar sein müsse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
bb) Dem genügt es nicht, wenn die Beklagte die Anbieterkennzeichnung im räumlichen Zusammenhang mit ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen bereit hält.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Anbieterkennzeichnung ist üblicherweise nicht Bestandteil von Geschäftsbedingungen; sie muss nach kaufmännischen Grundsätzen (vgl. § 37 a HGB) auf allen Geschäftspapieren enthalten sein, auch wenn deren Verwendung nicht im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen steht. Die Anbieterkennzeichnung wird daher nicht auf der Seite einer Website erwartet, deren Überschrift sie als Platz lediglich für die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausweist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
cc) Weil die Beklagte auch sonst keinen (verbalen, bildlichen oder sonstigen) Hinweis gibt, wo diese Informationen zur Kennzeichnung des Anbieters zu finden sein könnte, muss der Verbraucher, wenn er die Information wünscht, sich auf die Suche machen. "Informieren" heißt aber gewiss nicht "suchen lassen". Der Unternehmer hat die Information unabhängig vom Interesse des Verbrauchers zu geben, so dass dieser sie unschwer bekommt, solange er sie nicht bewusst beiseite lässt. Dies wiederum erfordert eine Information über das Informationsangebot.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
dd) Die Anbieterkennzeichnung wird gelegentlich mit der Impressumspflicht des Presserechts verglichen (hierzu Kaestner/Tees aaO S. 1016). Sedelmeier (in Löffler Presserecht 4. Auflage, RN 27 ff zu § 8 LPG) bemerkt, dass Impressumsangaben klar und eindeutig sein müssen (so auch BGH NJW 91,1921) und dass sich der Leser rasch, ohne Mühe und zuverlässig über die Herkunft des Erzeugnisses und die verantwortliche Personen informieren können müsse; deshalb müssten diese Angaben schon äußerlich vom übrigen Text abgehoben sein, so dass sie ohne mühevolles Suchen gefunden werden; auch wenn sich die Forderung nach einer bestimmten Platzierung in der vor allem strafrechtlich geprägten Rechtsprechung mangels ausdrücklicher gesetzlicher Anordnung nicht habe durchsetzen könne, folge angesichts des Umfangs vieler heutiger Druckerzeugnisse aus dem Klarheitsgebot, dass das Impressum entweder am Anfang oder am Ende aufzuführen sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Weil auch § 312 c Abs. 1 Satz 1 BGB eine klare Information abstellt, kann aus dem Klarheitsgebot abgeleitet werden, dass es nicht ausreicht eine wichtige Information quasi anonym als Vorspann einer anderen rechtlich wichtigen Kategorie (nämlich der AGB) mitlaufen zu lassen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
ee) Die Gestaltung der Website der Beklagten zeigt im übrigen, dass es sehr leicht möglich ist, dem Verbraucher die Informationen anzudienen, die die Beklagte dem Interesse ihres Geschäfts für förderlich erachtet. Nachdem der Gesetzgeber sich im Einklang mit Akten der europäischen Rechtssetzung für einen Schutz des Verbrauchers durch Information entschieden hat und die Beklagte keine Mühe hätte, dem nachzukommen, kann eine lediglich förmelnde, den Wettbewerb nachteilig beeinflussende Überregulierung nicht festgestellt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
d) Weil jedenfalls die von der Beklagten im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung gewählte Form der Anbieterkennzeichnung den rechtlichen Vorgaben nicht genügt, ist ihr eine künftige Wiederholung zu untersagen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
3. Nach § 312 e Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BGB i.V.m. Art 241 EGBGB und § 3 Nr. 2 BGB-InfoV ist der Verbraucher bei Verträgen im elektronischen Geschäftsverkehr darüber zu informieren, ob der Vertragstext nach dem Vertragsschluss vom Unternehmer gespeichert wird und ob er dem Kunden zugänglich ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
a) Dieser Verpflichtung kommt die Beklagte - unstreitig - nicht nach.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
b) Das Verteidigungsvorbringen der Beklagten, die sich auch insoweit vor allem auf Förmelei und wettbewerbsbehindernde Überregulierung beruft, ist nicht geeignet, ihr Verhalten zu rechtfertigen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
c) Es mag sein, dass im Bereich elektronischer Medien sehr viel gespeichert wird, dies führt aber noch lange nicht zur Erwartung des Verbrauchers, dass alles und jedes gespeichert werden. Der datenschutzrechtlich notwendige, von der Beklagten in ihre AGB unter "Garantien" mit der Überschrift "Datenschutz" eingereihte Hinweis, dass die "für die Geschäftsabwicklung nötigen Daten unter Einhaltung der geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen" gespeichert würden, erweckt im Leser die durch vage Vorstellungen zum Datenschutz genährte Erwartung, dass nicht alles über ihn gespeichert wird. In dem Hinweis liegt deshalb entgegen der Annahme der Beklagten nicht die Information, dass der Vertrag im Zusammenhang und vollständig an ständig für den Kunden erreichbarer Stelle gespeichert werde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Gerade das Klarheitsgebot für die im e-commerce zu gebenden Informationen verbietet es, mit anderer Zielrichtung (hier Datenschutz) besänftigend gewählte Formulierungen als ausreichende Information zu einem anderen Sachverhalt heranzuziehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="45"/>
d) Die hier abgehandelte, vom Gesetz vorgeschriebene Information, ob der Vertrag gespeichert werde, kann auch nicht durch den Umstand abgelöst werden, dass der Verbraucher nach Vertragsschluss die Gelegenheit erhält, den Vertrag für sich zu speichern. Denn die vorgeschriebene Information hat sich damit zu befassen, ob der Unternehmer speichert (oder nicht speichert) und nicht damit ob der Verbraucher seinerseits speichern kann. Und die Information ist vor dem Vertragsschluss zu geben und nicht erst dann, wenn der Vertrag zustande gekommen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
e) Auch angesichts der von der Beklagten aufgezeigten Information zu verschiedenen (anderen) Speichervorgängen ist die vom Gesetzgeber gewollte Information über das "ob" der Vertragsspeicherung durch den Unternehmer nicht sinnentleert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
Denn wenn der Verbraucher die Website der Beklagten nicht von seinem häuslichen Terminal aus anwählt, sondern beispielsweise aus Räumen seines Arbeitgebers heraus (wo er selbst nur eingeschränkte Speichermöglichkeiten haben könnte), von Freunden oder Bekannten aus, aus einem Internet-Café oder - wohl zunehmend - von einem mobilen Telefongerät ("Handy"), sind seine eigenen Möglichkeiten zur Speicherung nicht vorhanden oder stark eingeschränkt. Deshalb ist es für den Verbraucher durchaus wichtig, möglichst früh vom Unternehmer zu erfahren, ob jener den Vertragstext in einer für den Verbraucher abrufbaren verlässlichen Weise speichert oder nicht. Denn danach kann und muss er sich entscheiden, ob der Internetkontakt jedenfalls für den Augenblick beendet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Dass der Gesetzgeber mit dieser Informationspflicht das Vertrauen der Nutzer in das noch neue Medium "Internet" stärken und damit auch die Interessen der Anbieter fordern will, gibt der Beklagten nicht das Recht, unter Verletzung von Informationsrechten des Verbrauchers auf diese Förderung zu verzichten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="49"/>
f) Auch insoweit ist der Beklagten eine Fortsetzung ihres widerrechtlichen Verhaltens zu untersagen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="50"/>
4. Die Androhung der vom Gesetz für die Nichtbeachtung des Unterlassungsgebots vorgesehenen Ordnungsmittel beruht auf § 890 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="51"/>
5. Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO. Mit den in der mündlichen Verhandlung vorgenommenen Änderungen des Antrags hat die Klägerin ihr Begehren konkretisiert, es aber nicht erweitert oder eingeschränkt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="52"/>
6. Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 709 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,752
|
olgkarl-2003-03-10-1-ws-23002
|
{
"id": 146,
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|
1 Ws 230/02
| 2003-03-10T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:51
| 2019-02-12T12:16:45
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1.  Dem Justizministerium wird Wiedereinsetzung in die Frist zur Einlegung der Rechtsbeschwerde gegen den Beschluss des Landgerichts - Strafvollstreckungskammer- vom 31. Mai 2002 gewährt.</p>
<p>2.  Die Rechtsbeschwerde des Justizministeriums gegen den Beschluss des Landgerichts - Strafvollstreckungskammer- vom 31. Mai 2002 wird mit der Maßgabe als unbegründet verworfen, dass neben den Hohlräumen auch die Schnittstellen zum Anschluss eines Modems oder Netzwerkadapters zu versiegeln bzw. zu verplomben sind.</p>
<p>3.  Die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens und die dem Gefangenen insoweit entstandenen notwendigen Auslagen fallen der Staatskasse zur Last .</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td><strong>I.</strong></td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Mit Beschluss vom 31.05.2002 hat die Strafvollstreckungskammer beim Landgericht auf den Antrag des Gefangenen die JVA unter Aufhebung deren Verfügung vom 19.01.2001 verpflichtet, dem Gefangenen die Beschaffung und den Besitz einer Spielkonsole der Marke Play Station II nach Maßgabe näher bezeichneter Bedingungen zu gestatten. Dieser Beschluss wurde aufgrund Verfügung des Vorsitzenden der Strafvollstreckungskammer vom 31.05.2002 an das Justizministerium und den Verurteilten formlos übersandt sowie der JVA am 07.06.2002 zugestellt. Mit Schriftsatz vom 21.06.2002 bat das Justizministerium um Zustellung des Beschlusses des Landgerichts vom 31.05.2002, da beabsichtigt sei, Rechtsbeschwerde einzulegen. Aufgrund Zustellungsverfügung des Vorsitzenden vom 03.07.2002 wurde der Beschluss daraufhin auch dem Justizministerium am 08.07.2002 zugestellt. Mit Schriftsatz vom 23.07.2002, beim Landgericht eingegangen am 30.07.2002, legte das Justizministerium gegen den Beschluss vom 31.05.2002 Rechtsbeschwerde ein und rügte die Verletzung materiellen Rechts.</td></tr></table>
<table><tr><td><strong>II.</strong></td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Rechtsbeschwerde ist - nach Gewährung von Wiedereinsetzung in den vorigen Stand - zulässig.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>1. <strong> </strong> Das Justizministerium ist als Aufsichtsbehörde befugt, Rechtsbeschwerde gem. § 116 StVollzG gegen die Entscheidung der Strafvollstreckungskammer einzulegen. Gem. § 111 Abs.1 StVollzG sind Beteiligte des gerichtlichen Verfahrens der Antragsteller und die Vollzugsbehörde, die die angefochtene Maßnahme angeordnet oder die beantragte abgelehnt oder unterlassen hat, im vorliegenden Fall also die Justizvollzugsanstalt. Das Justizministerium als zuständige Aufsichtsbehörde ist gem. § 111 Abs. 2 StVollzG erst in dem Verfahren vor dem Oberlandesgericht oder dem Bundesgerichtshof Beteiligte nach § 111 Abs.1 Nr. 2 StVollzG. Die Frage, ob die Vollzugsbehörde, die Aufsichtsbehörde oder beide zur Einlegung der Rechtsbeschwerde befugt sind, ist nicht einheitlich entschieden (vgl. Schwind/Böhm, § 111 Rdnr. 5; Feest, AK StVollzG  § 111 Rdnr.5; Calliess/Müller-Dietz § 111 Rdnr. 3, 4 m.w.N.). Der Senat hält an der Rechtsprechung des OLG Karlsruhe fest, dass das Justizministerium als zuständige Aufsichtsbehörde zur Einlegung der Rechtsbeschwerde berechtigt ist (Beschluss vom 25.11.1977, ZfStrVo SH 78, 9, 11; vgl. auch OLG Stuttgart, NStZ 1984, 528; OLG Stuttgart, NStZ 1997, 152). Die Rechtsmittelbefugnis der Aufsichtsbehörde ergibt sich aus der Tatsache, dass die in § 116 Abs. 1 StVollzG vorgesehene Rechtsbeschwerde nicht auf bestimmte Verfahrensbeteiligte beschränkt ist (OLG Karlsruhe a.a.O.) sowie der Tatsache, dass das Rechtsbeschwerdeverfahren, an dem die Aufsichtsbehörde gem. § 111 Abs. 2 StVollzG beteiligt ist, bereits mit der Einlegung des Rechtsmittels bei der Strafvollstreckungskammer beginnt (OLG Stuttgart, NStZ 1984, 528 m. Hinw. auf die amtl. Begründung: BT-Drucks. 7/918, S. 84).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Neben der Aufsichtsbehörde bleibt jedoch auch die Vollzugsbehörde als Beteiligte des gerichtlichen Verfahrens gem. § 111 Abs.1 Nr. 2 StVollzG zur Einlegung der Rechtsbeschwerde befugt (OLG Karlsruhe, NStZ 1993, 557; ebenso KG Berlin, NStZ 1983, 576 m.abl. Anm. v. Kerner und Streng, NStZ 1984, 95).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Aufgrund der sich insoweit ergänzenden Vorschriften der §§ 111 und 116 Abs.1 StVollzG steht die Rechtsbeschwerdebefugnis also gleichzeitig der Vollzugs- sowie der Aufsichtsbehörde zu (so auch Ullenbruch, NStZ 1993, 517).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>2.  Die Rechtsbeschwerde des Justizministeriums wäre jedoch unzulässig, da sie nicht innerhalb der durch die Zustellung des Beschlusses der Strafvollstreckungskammer an die JVA Bruchsal in Lauf gesetzten Monatsfrist des § 118 Abs. 1 StVollzG erhoben wurde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Maßgeblich für die Berechnung der Frist zur Einlegung einer Rechtsbeschwerde ist die gem. §§ 118 Abs. 1 StVollzG zu bewirkende Zustellung der anzufechtenden Entscheidung (vgl. auch OLG Karlsruhe, Beschluss vom 22.06.1999, 2 Ws 101/99). Diese Zustellung hat aber nur an die gem. § 111 Abs. 1  Nr. 2 StVollzG am gerichtlichen Verfahren beteiligte Vollzugsbehörde zu erfolgen. Eine derartige an die Vollzugsbehörde bewirkte Zustellung setzt auch gegenüber der Aufsichtsbehörde den Lauf der Rechtsbeschwerdefrist des § 118 Abs. 1 StVollzG in Gang. Eine weitere Zustellung der Entscheidung auch an die Aufsichtsbehörde, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht verfahrensbeteiligt ist und deren mögliche Beteiligung auch noch nicht abzusehen ist, ist nicht angezeigt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die im vorliegenden Fall dennoch nach der entsprechenden Aufforderung an das Justizministerium bewirkte Zustellung entfaltet daher nicht die Wirkung, eine neue eigenständige Rechtsbeschwerdefrist in Lauf zu setzen. Eine analoge Anwendung von § 37 Abs. 2 StPO i.V.m. § 120 Abs. 1 StVollzG scheidet aus. Voraussetzung für die Fristberechnung nach einer gem. § 37 Abs. 2 StPO zuletzt bewirkten Zustellung ist die Zustellung an einen von mehreren Empfangsberechtigten. Empfangsberechtigt sind neben dem Betroffenen der Zustellungsbevollmächtigte, der Pflichtverteidiger sowie derjenige Wahlverteidiger, dessen Verteidigervollmacht sich bei den Akten befindet (Löwe-Rosenberg-Wendisch, StPO, 25. Aufl. 1999, § 37 Rdnr. 75, KK-Maul, StPO 4.Aufl. 1999, § 37 Rdnr. 9). Das Justizministerium erfüllt im Verhältnis zur Vollzugsanstalt vor Einlegung der Rechtsbeschwerde keine diesen Fallgruppen vergleichbare Funktion und ist daher auch nicht empfangsberechtigt i.S.v. § 37 Abs. 2 StPO. Dass das Justizministerium sich durch Rechtsbeschwerdeeinlegung selbst die Stellung eines Verfahrensbeteiligten verschaffen kann, besagt darüber hinaus nichts zu der Frage, ob eine Zustellung an einen (noch) nicht am Verfahren Beteiligten neue Fristen eröffnet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>  Die am 07.06.2002 gegenüber der JVA bewirkte Zustellung hat daher auch den Lauf der Rechtsbeschwerdefrist für das Justizministerium in Gang gesetzt, die am 08.07.2002 (Montag) abgelaufen ist. Die an diesem  Tage an das Justizministerium bewirkte weitere Zustellung hat auf den Ablauf der Rechtsbeschwerdefrist keinen Einfluss; die am 30.07.2002 eingegangene Rechtsbeschwerde des Justizministeriums vom 27.07.2002 war somit nicht mehr fristgerecht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>3. <strong> </strong> Dem Justizministerium war jedoch von Amts wegen Wiedereinsetzung in die Frist zur Einlegung der Rechtsbeschwerde zu gewähren. Der Anspruch des Justizministeriums, das sich durch Rechtsbeschwerdeeinlegung als Aufsichtsbehörde am Verfahren vor dem Oberlandesgericht beteiligen kann, auf ein faires rechtsstaatliches Verfahren gebietet bei einer durch die Änderung einer jahrelangen gerichtlichen Verfahrenspraxis veranlassten Unzulässigkeit eines Rechtsbehelfes von Amts wegen die Wiedereinsetzung in die versäumte Beschwerdefrist (vgl. BVerfG, Beschluss vom 07.10.1996 -1 BvR 1183/95-). Dies gilt insbesondere dann, wenn die Änderung der Verfahrenspraxis ansonsten zu dem Verlust eines Rechtsmittels führen würde (BVerfGE 78, 126). Wie der Senat im Wiedereinsetzungsverfahren festgestellt hat, war es - wie übrigens auch im vorliegenden Fall - übliche Praxis, dass Entscheidungen der Strafvollstreckungskammern in Strafvollzugssachen auf Anforderung nochmals dem Justizministerium zugestellt wurden. Aufgrund dieser Übung durfte das Justizministerium davon ausgehen, dass die Frist zur Einlegung und Begründung der Rechtsbeschwerde gegen die Entscheidung der Strafvollstreckungskammer für die Aufsichtsbehörde erst durch die an das Ministerium bewirkte Zustellung in Lauf gesetzt werde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Nachdem der Senat aus den unter Nr. 2. dargelegten Erwägungen eine derartige Zustellung für nicht veranlasst ansieht und eine erfolgte Zustellung nunmehr für die Aufsichtsbehörde die Rechtsbeschwerdefrist nicht erneut in Lauf setzt,  was entgegen der bisherigen Übung zur Verfristung der Rechtsbeschwerde vom 23.07.2002 führen würde, war dem Justizministerium insoweit unabhängig von dem im Schreiben vom 20.12.2002 gestellten Antrag auf Wiedereinsetzung aufgrund der durch die Verfügung vom 11.12.2002 ersichtlichen Änderung der Rechtsprechung des Senats von Amts wegen Wiedereinsetzung zu gewähren (vgl. auch BayVGH München, BayVBl 1999, 637; BVerwG NVwZ 2000, 66; OVG Lüneburg, NVwZ 2000, 1059).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>4.  Die Rechtsbeschwerde ist auch darüber hinaus zulässig, da die Nachprüfung der angefochtenen Entscheidung zur Fortbildung des Rechts und zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung erforderlich ist. Sie gibt dem Senat Anlass, sich grundsätzlich zu den Fragen zu äußern, ob Entscheidungen nach § 15 StVollzG an die Aufsichtsbehörde zuzustellen sind, ob diese befugt ist, hiergegen Rechtsbeschwerde einzulegen, und ob sich ein Strafgefangener zur Freizeitbeschäftigung eine Spielkonsole der Marke Playstation II anschaffen darf.</td></tr></table>
<table><tr><td><strong>III.</strong></td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Die Rechtsbeschwerde hat in der Sache keinen Erfolg. Die Strafvoll-streckungskammer hat die Verweigerung der Erlaubnis zur Beschaffung einer Spielkonsole der Marke Playstation II zu Recht aufgehoben und die JVA verpflichtet, dem Gefangenen die Beschaffung des Gerätes nach Maßgabe der sich aus dem Tenor ergebenden näheren Bestimmungen zu gestatten.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>1. <strong> </strong> Das Recht des Gefangenen zum Besitz der Spielkonsole als Gegenstand zur Freizeitbeschäftigung bemisst sich nach § 70 StVollzG. Da Ausschlussgründe nach § 70 Abs. 2 Nr. 1 StVollzG nicht gegeben sind und  die Übersichtlichkeit des Haftraumes gem. § 19 Abs. 2 StVollzG nicht betroffen ist, kommen als Ausschlussgründe gem. § 70 Abs. 2 Nr. 2 StVollzG lediglich eine Gefährdung der Sicherheit oder Ordnung der Anstalt oder des Vollzugszieles in Frage. Die Beurteilung der generellen Gefährlichkeit eines solchen Telespielgerätes ist überwiegend tatsächlicher Natur (BVerfG NStZ-RR 2002, 128) und hat sich neben dem Sicherheitsgrad der betroffenen Justizvollzugsanstalt an den konkreten örtlichen und den persönlichen Verhältnissen des Gefangenen zu orientieren (OLG Karlsruhe Beschluss vom 27.06.2000 - 2 Ws 179/99 -; OLG Rostock, ZfStrVo 2003, 56).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Demgemäß sind nach der obergerichtlichen Rechtsprechung rechtsfehlerfrei ergangene Einzelfallentscheidungen mit unterschiedlichen Ergebnissen möglich geworden. Teilweise wurden Besitz und Betrieb von Telespielgeräten für zulässig erachtet (OLG Nürnberg, NStZ-RR 2002, 191; OLG Dresden NStZ-RR 2000, 222; OLG Hamm StV 2002, 270), während in anderen Fällen die Erwerb und Besitz von Telespielgeräten versagenden Entscheidungen der Strafvollstreckungskammern gem. § 116 Abs. 1 StVollzG mangels eines Erfordernisses zur Fortbildung des Rechts oder Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung nicht nachgeprüft wurden (OLG München, BlStVKunde 2001, Nr. 4/5, 2-3; OLG Nürnberg ZfStrVo 2002, 188). In einem die Playstation II betreffenden Verfahren wurde die Sache mangels hinreichender Feststellungen zur erneuten Entscheidung an die Strafvollstreckungskammer zurückverwiesen (OLG Rostock, ZfStrVo 2003, 56).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>2. <strong> </strong> Die Strafvollstreckungskammer hat die im vorliegenden Fall generell - abstrakte Gefahr der Spielkonsole Playstation II zutreffend erkannt und darüber hinaus beschrieben, wie dieser Gefahr durch geeignete Maßnahmen begegnet werden kann. Wenn aber einem Gegenstand aufgrund seiner generell abstrakten Eignung, in einer die Sicherheit und Ordnung gefährdenden Weise eingesetzt zu werden, mit den im Rahmen einer ordnungsgemäßen Aufsicht anzuwendenden Kontrollmitteln der JVA begegnet werden kann, liegt ein Versagungsgrund nach § 70 Abs. 2 StVollzG nicht vor (vgl. BVerfG NStZ-RR 1996, 252). In die Abwägung hat die Strafvollstreckungskammer zutreffend die Tatsache eingestellt, dass es sich bei der Justizvollzugsanstalt zwar um eine Anstalt mit höchstem Sicherheitsniveau handelt, andererseits aber der Gefangene bereits eine Playstation I besitzt (die er bereit ist im Austausch gegen das Nachfolgemodell abzugeben) und in der JVA CD-Spieler mit ausfahrbarem Plattenteller zulässig sind. Insofern kommt einer Playstation II als mögliches Versteck für verbotene Gegenstände kein generell höherer Gefährdungsgrad zu als dem Vorgängermodell oder einem CD-Spieler.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Eine mögliche potentiell größere Gefahr ergibt sich allerdings aus der Tatsache, dass durch die Verbindung mit weiteren Geräten ein Zugang zum Internet geschaffen werden kann und somit in vielfältiger Weise Informationen austauschbar werden. Die Strafvollstreckungskammer hat jedoch hierzu zutreffend festgestellt, dass zu diesem Zweck neben einem Telefonanschluss bzw. einem Mobiltelefon mindestens noch ein Modem oder ein Netzwerkadapter erforderlich wären, die sich der Gefangene - da ersichtlich nicht genehmigungsfähig - illegal beschaffen müsste. Sollte dem Gefangenen dies gelingen, wäre es jedoch erforderlich, diese Geräte über die entsprechende Schnittstelle mit der Playstation zu verbinden. Dieser Gefahr kann jedoch durch eine Versiegelung bzw. Verplombung dieser Schnittstellen wirksam begegnet werden, was sich aus den Gründen der angefochtenen Entscheidung ergibt. Insoweit erfolgte die durch den Senat im Tenor weitergehende Verpflichtung zur Versiegelung bzw. Verplombung lediglich zur Klarstellung. Derartige Sicherungen sind auch in kurzen Intervallen ohne großen Aufwand leicht zu kontrollieren. Aufgrund der auch für den Senat nachvollziehbaren Ausführungen der Strafvollstreckungskammer war die Einholung eines Sachverständigengutachtens nicht erforderlich.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>3. <strong> </strong> Soweit das Landgericht in seine Gesamtabwägung weder die Gefährlichkeit der Person des Gefangenen noch die Tatsache erkennbar eingestellt hat, dass dieser vor einigen Jahren ein Mobiltelefon in die Anstalt eingeschmuggelt hatte, führt dies nicht zur Aufhebung der Entscheidung. Die seither vergangene Zeit wie auch die Tatsache, dass es in der Zwischenzeit offensichtlich keine weiteren ähnlich relevanten disziplinarischen Vorfälle mehr gab, lassen der individuellen Gefährlichkeit des Gefangenen kein derartiges Gewicht zukommen, das eine andere Beurteilung rechtfertigen würde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>4.  Eine Gefährdung des Vollzugsziels durch eine häufige Benutzung von Telespielgeräten durch eine Isolation und Minderung der Kommunikationsfähigkeit steht ebenfalls nicht zu befürchten. Diese Gefahr ist mit jeder Benutzung eines Gegenstandes zur Freizeitbeschäftigung verbunden. Gem. § 3 Abs. 1 StVollzG soll das Leben im Vollzug den allgemeinen Lebensverhältnissen so weit wie möglich angeglichen werden. Telespiele sind als Gegenstände zur Freizeitbeschäftigung auch außerhalb des Vollzuges für Erwachsene weit verbreitet, weshalb dies bei einem Gefangenen nicht anders bewertet werden kann (vgl. OLG Nürnberg NStZ-RR 2002, 191; OLG Celle, NStZ 1994, 360; OLG Dresden NStZ-RR 2000, 222; OLG Rostock, ZfStrVo 2003, 56).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Allerdings weist der Senat in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Recht zum Besitz der begehrten Spielkonsole nicht automatisch auch das Recht zum Besitz eines jeden hierfür erhältlichen Spieles impliziert. Gerade bei Spielen mit gewaltverherrlichendem, rassistischem oder pornografischen Inhalt wird es die drohende Gefährdung des Vollzugszieles nahe legen, entsprechende Datenträger zu verbieten. Deshalb kann sowohl die Beschaffung des Gerätes als auch der Spielprogramme grundsätzlich nur durch die Vermittlung der Anstalt erfolgen.</td></tr></table>
<table><tr><td>IV.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Die Kostenentscheidung folgt aus § 121 Abs. 4 StVollzG, 473 Abs. 1 StPO.</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,753
|
lg-karlsruhe-2003-03-10-10-o-46202
|
{
"id": 135,
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10 O 462/02
| 2003-03-10T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:51
| 2019-01-17T11:53:43
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin EUR 62.458,47 nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 % über dem jeweiligen Basis-Zinssatz seit 06.09.2002 zu bezahlen.</p>
<p>2. Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>3. Die Kosten des Rechtsstreits trägt der Beklagte.</p>
<p>4. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 105 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages.</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin begehrt vom Beklagten als Insolvenzverwalter über das Vermögen der W-R GmbH Zahlung in Höhe einer angeblich zu Unrecht eingezogenen Forderung gegen die US-Army von EUR 62.458,47.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Klägerin hat aus einer Vereinbarung mit der W-R GmbH vom 27.09.2001 (Anlage K 1) restliche Zahlungsansprüche in Höhe von EUR 95.672,24. Gemäß diesem Vertrag wurde eine Ratenzahlungsvereinbarung zur Rückführung der Ansprüche getroffen. Weiter enthalten die vertraglichen Regelungen zur Absicherung der Klägerin dem Wortlaut nach sowohl die Bestellung eines Pfandrechtes an gegenwärtigen und zukünftigen Forderungen der Gemeinschuldnerin aus den bestehenden Transportverträgen mit der US-Army als auch die Abtretung dieser Forderungen. Am selben Tag trafen die Vertragspartner zusätzlich eine Vereinbarung (Anlage K 2), wonach die W-R GmbH der Klägerin unwiderruflich sämtliche gegenwärtige und zukünftige Forderungen/Rechte, die ihr aus den Transportverträgen Contract-Nr. MDA 412-99-D-0002 vom 16.07.1999 und Contract-Nr. MDA 412-98-D-0032 vom 11.05./27.07.1998 mit der US-Army zustehen, verpfändete. Mit Schreiben vom 01.10.2001 teilte die Klägerin der US-Army die Verpfändung mit. Mit Schreiben vom 04.11.2001 teilte die W-R GmbH der US-Army die Übertragung der Forderungen („assign the claims“) mit. Die Gemeinschuldnerin bezahlte die gemäß oben genanntem Vertrag vereinbarten Raten für Januar und Februar 2002 nicht. Dies teilte die Klägerin der US-Army am 20.02.2002 und dem Beklagten am 06.03.2002 schriftlich mit. Am 01.03.2002 wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der W-R GmbH (nachfolgend: Gemeinschuldnerin) eröffnet und der Beklagte zum Insolvenzverwalter bestellt. Am 05.03.2002 veranlasste die US-Army auf Aufforderung des Beklagten unter anderem die Zahlung der Transportvergütung für Februar 2002 in Höhe von EUR 29.769,23 zu dem Vertrag MDA 412-99-D-0002 und EUR 32.689,24 zu dem Vertrag MDA 412-98-D-0032 an die Gemeinschuldnerin. Diese Beträge wurden dem Geschäftskonto der Gemeinschuldnerin am 20.03.2002 gutgeschrieben. Die Auszahlung der Summe dieser Beträge macht die Klägerin nunmehr gegen den Beklagten geltend.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Klägerin ist der Auffassung, der Beklagte habe die oben genannten Forderungen gegen die US-Army zu Unrecht vereinnahmt. Sie habe aus diesem Grund Anspruch auf Auszahlung des gesamten Betrages.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Klägerin beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
den Beklagten zu verurteilen, an die Klägerin EUR 62.458,47 nebst Zinsen in Höhe von 8 % Punkten über dem jeweiligen Basis-Zinssatz seit Rechtshängigkeit zu zahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Der Beklagte behauptet, in den streitgegenständlichen Transportverträgen zwischen der Gemeinschuldnerin und der US-Army sei die Geltung amerikanischen Rechts vereinbart worden. Das amerikanische Recht kenne kein Abstraktionsprinzip. Aus diesem Grund sei eine Verpfändung nach amerikanischem Recht nicht möglich. Im übrigen sei in den genannten Transportverträgen ein Abtretungsverbot vereinbart worden, so dass auch nach deutschem Recht ein Verpfändungsverbot bestehe. Hilfsweise macht der Beklagte geltend, dass er Verwertungs- und Feststellungskosten in Höhe von 9 % der Klagesumme und Umsatzsteuer in Höhe von EUR 9.993,36 gemäß § 171 InsO einbehalte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf alle Schriftsätze der Parteien nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
1. Die Klage ist zulässig, insbesondere ist der Beklagte als Insolvenzverwalter gemäß § 80 InsO prozessführungsbefugt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
2. Die Klage ist auch - abgesehen von der geltend gemachten Zinshöhe - begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Klägerin hat gemäß § 816 Abs. 2 BGB Anspruch auf Zahlung von EUR 62.458,47.
</td></tr></table>
<div>
<table><tr><td/></tr></table>
</div></td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
1. Die Klage ist zulässig, insbesondere ist der Beklagte als Insolvenzverwalter gemäß § 80 InsO prozessführungsbefugt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
2. Die Klage ist auch - abgesehen von der geltend gemachten Zinshöhe - begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Klägerin hat gemäß § 816 Abs. 2 BGB Anspruch auf Zahlung von EUR 62.458,47.
</td></tr></table>
<div>
<table><tr><td/></tr></table>
</div></td></tr></table>
|
|
111,715
|
lg-kiel-2003-03-09-6-o-43200
|
{
"id": 1064,
"name": "Landgericht Kiel",
"slug": "lg-kiel",
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"state": 17,
"jurisdiction": null,
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6 O 432/00
| 2003-03-09T00:00:00
| 2018-11-27T02:30:19
| 2019-01-17T11:35:38
|
Urteil
|
ECLI:DE:LGKIEL:2003:0309.6O432.00.0A
|
<div class="docLayoutText">
<div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc">
<!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff-->
</h4></div>
<div class="docLayoutText"><div>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p></p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 82.024,00 € nebst Zinsen in Höhe von 4 % seit dem 03. Juli 1999 zu zahlen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p>2. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p>3. Der Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p>4. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 120 % des jeweils beizutreibenden Betrages vorläufig vollstreckbar.</p></dd>
</dl>
</div></div>
<div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc">
<!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff-->
</h4></div>
<div class="docLayoutText"><div>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p></p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_1">1</a></dt>
<dd><p>Die Klägerin begehrt Schadensersatz wegen nicht erfolgter Beratung über den Eintritt der Verjährung im Rahmen eines Anwaltsvertrages.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_2">2</a></dt>
<dd><p>Die Klägerin erwarb mit Vertrag vom 15. April 1996 von der ...eine Abwasseraufbereitungsanlage für 155.000,00 DM zuzüglich Mehrwertsteuer, insgesamt 160.425,00 DM, die von der Klägerin auch gezahlt wurden. Auf die zugrunde liegenden Rechnungen vom 15. April 1996, 1. Juli 1996 und die Rechnung Nr. 96108 (Anlage K 1 bis K 3) wird Bezug genommen. Die Auslieferung der Anlage erfolgte am 11. Juli 1996 an die Firma..., an die die Klägerin die Anlage verpachtete.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_3">3</a></dt>
<dd><p>Bei der ...trat im September 1996 eine Ölleckage am Wälzkolbenkompressor auf. Die Firma ...sandte daraufhin Mitarbeiter zur Überprüfung der Anlage zur Firma ... In der Folge wurde zumindest einmal der entsprechende Kompressor ausgebaut und an die Firma zur Reparatur verschickt. Nachdem weitere Leckagen auftraten, meldete sich der Beklagte mit anwaltlichem Schreiben vom 19. März 1997 (Anlage K 5, auf die Bezug genommen wird) für die „Firma...“ und kündigte Schadensersatzforderungen an.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_4">4</a></dt>
<dd><p>Der Beklagte strengte im Folgenden vor dem Landgericht Tübingen im Namen der ... ein selbständiges Beweisverfahren an, in dessen Rahmen das Fraunhofer Institut für angewandte Materialforschung am 7. Oktober 1997 ein Sachverständigengutachten erstellte. Dieses Gutachten wurde den Beteiligten des selbständigen Beweisverfahrens am 28. Oktober 1997 übermittelt. Auf das Gutachten vom 07. Oktober 1997, Anlage K 7, wird Bezug genommen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_5">5</a></dt>
<dd><p>Mit Schreiben vom 10. November 1997 und 14. September 1998 forderte der Beklagte die Firma ...auf, den Schaden zu ermitteln, der ihr durch die fehlenden Pachteinnahmen entstünde, damit dieser ggf. gegen die Firma ...geltend gemacht werden könne.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_6">6</a></dt>
<dd><p>Etwa Anfang des Jahres 2001 wurde die ...insolvent. Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde mangels Masse abgelehnt.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_7">7</a></dt>
<dd><p>Die Klägerin behauptet, der Beklagte sei im Zusammenhang mit den aufgetretenen Mängeln der Anlage umfassend mit der Wahrnehmung ihrer Rechte gegenüber der ...beauftragt gewesen. Die Klägerin vertritt die Auffassung, der Beklagte habe seine anwaltliche Beratungspflicht verletzt, da er nicht darauf hingewiesen habe, dass ein Anspruch auf Wandlung des Kaufvertrages über die Anlage kurzfristig verjähre. Sie behauptet, bei entsprechender Aufklärung hätte sie rechtzeitig die Wandlung geltend gemacht, da kein Interesse am Weiterbetrieb der Anlage bestehe. Dies sei jedoch von der Firma ...nunmehr abgelehnt worden. Sie begehrt daher mit der Klage Schadensersatz in Höhe des gezahlten Kaufpreises und bietet dem Beklagten die Übereignung der Anlage an.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_8">8</a></dt>
<dd><p>Sie behauptet weiter, die Anlage sei zu keinem Zeitpunkt mangelfrei gelaufen. Eine erste Mandatierung des Beklagten sei im September 1996 telefonisch durch den Zeugen ..., den Geschäftsführer der ...und Lebensgefährten der Klägerin, erfolgt. Dem Beklagten sei dabei geschildert worden, dass die Maschine mangelhaft sei und nach zweimaliger Nachbesserung die weitere Mängelbeseitigung verweigert worden sei. Der Zeuge ...habe hierbei geäußert, am liebsten würde er die gesamte Anlage gegen Rückzahlung des Kaufpreises zurückgeben. Die gekaufte Anlage sei aufgrund der vorhandenen Mängel völlig wertlos. Nach einer Schätzung der Firma ...seien für die Wiederherstellung der Maschine ca. 160.000,00 DM aufzuwenden. Auf die Aktennotiz der Firma ... vom 26. Oktober 1998, Anlage K 23, wird Bezug genommen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_9">9</a></dt>
<dd><p>Die Klägerin hat daraufhin am 11. Oktober 2000 Klage eingereicht, die am 25. Oktober 2000 zugestellt worden ist.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_10">10</a></dt>
<dd><p>Die Klägerin beantragt,</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_11">11</a></dt>
<dd><p style="margin-left:36pt">den Beklagten zu verurteilen, an sie 82.024,00 € (entsprechend 160.425,00 DM) nebst 4 % Zinsen seit dem 25. Juni 1999 zu zahlen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_12">12</a></dt>
<dd><p>Der Beklagte beantragt,</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_13">13</a></dt>
<dd><p style="margin-left:36pt">die Klage abzuweisen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_14">14</a></dt>
<dd><p>Er behauptet:</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_15">15</a></dt>
<dd><p>Der Anwaltsvertrag sei mit der Firma ...zustande gekommen. Dies gehe aus einem Urteil des Landgerichts Verden hervor. Auf das Urteil des Landgerichts Verden vom 15. No-vember 1999, Az. 4 O 12/99, Anlage B 1, wird Bezug genommen. Eigentümerin der Anlage sei nicht die Klägerin, sondern die... Jeglicher Kontakt in dieser Angelegenheit sei über den Zeugen..., den Geschäftsführer der Firma..., gelaufen. Von diesem habe der Beklagte die notwendigen Informationen erhalten. Im Gegenzuge sei auch der Zeuge ... über die Fortschritte des Verfahrens unterrichtet worden.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_16">16</a></dt>
<dd><p>Die streitgegenständliche Maschine weise keine Mängel im Sinne des Gewährleistungsrechtes auf. Gegenstand des Mandatsverhältnisses sei von vornherein nur die Geltendmachung der durch den Ausfall der Anlage verursachten Schäden und Mehrkosten gewesen. Die ... habe die Anlage weiterbetreiben wollen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_17">17</a></dt>
<dd><p>Er meint, bei den hierdurch verursachten Pachtausfällen handele es sich um Mangelfolgeschäden, für die eine 30jährige Verjährungsfrist gelte. Das zugrunde liegende Geschäft sei zudem ein Werkvertrag über die Herstellung der Anlage nach den Wünschen der ... gewesen, und mangels Abnahme habe überhaupt keine Verjährungsfrist zu laufen begonnen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_18">18</a></dt>
<dd><p>Der Beklagte ist weiter der Auffassung, dass selbst bei Vorliegen eines Kaufvertrages die Gewährleistungsfrist bereits vor seiner Beauftragung als Anwalt abgelaufen gewesen sei, da die telefonische Beauftragung erst im März 1997 erfolgt sei.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_19">19</a></dt>
<dd><p>Er ist auch der Auffassung, diese Verjährung sei nicht durch Nachbesserungsversuche der ...unterbrochen worden, da diese lediglich Reparaturen durch die Firma..., die Herstellerin des Kompressors war, vermittelt habe. Die Firma ... sei nicht im Auftrage der ...tätig geworden. Dies ergebe sich auch aus der entsprechenden Auftragsbestätigung der Firma ... Auf die Auftragsbestätigung vom 5. Februar 1997, den Lieferschein vom 7. Februar 1997 und das Telefax der ...vom 4. Februar 1997 (Bl. 113 ff d.A.) wird Bezug genommen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_20">20</a></dt>
<dd><p>Der Beklagte behauptet weiter, der defekte Verdichter sei nicht bereits am 13. Januar 1997 zum zweiten Mal an die Firma ... verschickt worden. Die Klägerin habe sich zudem Nutzungen in Höhe von mindestens 26.634,16 DM gegenrechnen zu lassen, da davon auszugehen sei, dass die Maschinen in den Zeiträumen, in denen sie nicht repariert wurde, mangelfrei gelaufen sei und hierfür Pachteinnahmen geflossen seien (Beweis: Inaugenscheinnahme des Betriebsstundenzählers, Beiziehung der Insolvenzakte, sachverständiges Zeugnis des vorläufigen Insolvenzverwalters).</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_21">21</a></dt>
<dd><p>Der Beklagte erhebt zudem die Einrede der Verjährung.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_22">22</a></dt>
<dd><p>Die Klägerin erwidert, es existiere keine ...mbH, was dem Beklagten auch bekannt sei.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_23">23</a></dt>
<dd><p>Das Gericht hat Beweis erhoben gemäß Beweisbeschluss vom 27. Mai 2002 (Bl. 139 d.A.) durch Vernehmung des Zeugen... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll der mündlichen Verhandlung vom 27. Mai 2002 (Bl. 138 ff d.A.) Bezug genommen.</p></dd>
</dl>
</div></div>
<div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc">
<!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgründe<!--hlIgnoreOff-->
</h4></div>
<div class="docLayoutText"><div>
<dl class="RspDL">
<dt></dt>
<dd><p></p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_24">24</a></dt>
<dd><p>Die zulässige Klage hat auch in der Sache Erfolg.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_25">25</a></dt>
<dd><p>I. Die Klägerin hat einen Anspruch auf Ersatz ihres Schadens in Höhe des Kaufpreises für die streitgegenständliche Maschine aus positiver Vertragsverletzung (pVV) des zwischen den Parteien bestehenden Anwaltsvertrages.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_26">26</a></dt>
<dd><p>1.) Die Klägerin ist aktivlegitimiert. Der streitgegenständliche Anwaltsvertrag kam zwischen der Klägerin und dem Beklagten zustande. Der Beklagte kann nicht mit seinem Einwand durchdringen, Auftraggeberin sei die Firma ...oder die ... gewesen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_27">27</a></dt>
<dd><p>a) Bezüglich der angeblichen Beauftragung durch die Firma ...ist zunächst darauf hinzuweisen, dass der Beklagte im Schriftsatz vom 13. März 1997 an die Firma ...die ... und nicht die ...als Auftraggeberin benennt. Gegen eine Beauftragung durch die Firma ...spricht ebenso seine Teilkostenrechnung vom 22. Mai 1997 (Anlage K 12), die nicht an die Firma ...adressiert ist, sondern an die ... Für eine Beauftragung durch diese spricht nicht zwingend die Teilkostenrechnung vom 18. Mai 2001 (Anlage B 4); der Beklagte konnte im Schriftsatz vom 18. Mai 2000 (Bl. 46 d.A.) nur vermuten, weshalb diese Rechnung an die Firma ...adressiert worden ist. Zudem sind keine anderen hinreichenden Anhaltspunkte ersichtlich, um aus der Adressierung dieser Rechnung auf ein tatsächlich bestehendes Mandatsverhältnis zwischen dem Beklagten und der Firma ...Rückschlüsse zu ziehen. Weiterhin wurde auch das selbständige Beweisverfahren von dem Beklagten gerade nicht im Namen der ...beantragt, sondern im Namen der...</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_28">28</a></dt>
<dd><p>b) Soweit der Beklagte vorträgt, Auftraggeberin sei die Firma ...gewesen, hat er nicht substantiiert unter Beweisantritt dazu vorgetragen, dass überhaupt eine Firma ... existiert. Dies hätte ihm ohne Weiteres durch Beibringung entsprechender Handelsregisterauszüge möglich sein müssen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_29">29</a></dt>
<dd><p>c) Nicht durchdringen kann der Beklagte schlussendlich mit dem Argument, aus dem Urteil des Landgerichts Verden vom 15. November 1999 ergebe sich, dass der Anwaltsvertrag mit der Firma ...zustande gekommen sei. Das vom Beklagten angeführte Urteil entfaltet keine Rechtskraft bezüglich der Frage, ob ein Mandatsverhältnis zur Klägerin bestand, so dass hieraus keine entsprechenden Rückschlüsse zu ziehen sind.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_30">30</a></dt>
<dd><p>2.) Durch die fehlende Aufklärung, dass Ansprüche auf Wandlung des Kaufvertrages gemäß § 477 BGB innerhalb von sechs Monaten nach Gefahrübergang verjähren, hat der Beklagte eine ihm aus dem Anwaltsvertrag obliegende Pflicht verletzt.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_31">31</a></dt>
<dd><p>a) Hierbei ist bezüglich des Umfanges der Beratungspflicht allgemein davon auszugehen, dass derjenige, der einen Rechtsanwalt beauftragt und dabei nicht zu erkennen gibt, er benötige Rat nur in einer bestimmten Richtung, eine allgemeine und möglichst umfassende Belehrung und Beratung begehrt. Hierbei ist über die sachliche Durchführung, die darin enthaltenen Gefahren und die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen umfassend aufzuklären (vgl. Borgmann/Haug, Anwaltshaftung, 3. Aufl., Seite 70/71 m.w.Nachw.). Maßgeblich ist insoweit, mit welchem Begehren der Auftraggeber an den Anwalt herangetreten ist. Der Zeuge ...hat die Darstellung der Klägerin bestätigt, denn er hat bekundet, es sei mit dem Beklagten besprochen worden, er solle die verschiedenen Möglichkeiten gegenüber der Lieferfirma sondieren. Die Klägerin wolle entweder ein neues Gerät oder ein Ersatzgerät. Auch sei dem Beklagten von der Klägerin ausgerichtet worden, man wolle die Maschine am liebsten zurückgeben. Über die Geltendmachung von Ansprüchen wegen der Betriebsausfälle sei nicht gesprochen worden.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_32">32</a></dt>
<dd><p>Diese Aussage erscheint der Kammer glaubhaft. Der Zeuge hat die Gegenstände der Beauftragung insgesamt widerspruchsfrei und detailliert dargestellt, wobei er auch Komplikationen wie den Umstand, dass er den Wunsch der Klägerin an den Beklagten ausrichtete, darstellen konnte.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_33">33</a></dt>
<dd><p>Zudem spricht für diesen Umfang der Beauftragung auch die Lebenserfahrung. Es ist davon auszugehen, dass bei fehlerhafter Lieferung einer derartig teuren Maschine sämtliche Rechte ausgelotet und insbesondere auch die Sachmängelrechte berücksichtigt werden sollen, da der Besteller naturgemäß an einer funktionsfähigen Maschine bzw. an einer Ersatzbeschaffung interessiert ist. Dass auch der Beklagte von einer solchen Beauftragung ausgegangen ist, lässt sich zudem auch aus dem eingeleiteten selbständigen Beweisverfahren schließen. Im Rahmen dieses Verfahrens hat der Beklagte den Sachverständigen aufgefordert, zu den Möglichkeiten und Kosten einer Mängelbeseitigung vorzutragen. Diese Fragestellungen stellen sich jedoch nur, sofern auch beabsichtigt ist, entsprechende Mängelgewährleistungsrechte zu sondieren und evtl. geltend zu machen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_34">34</a></dt>
<dd><p>Die Behauptung des Beklagten, die Klägerin bzw. der Zeuge ...habe ihn nur beauftragt, Schadensersatzansprüche wegen der Pachtausfälle geltend zu machen, ist danach widerlegt.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_35">35</a></dt>
<dd><p>b) Der Beklagte hätte über die sechsmonatige Verjährungsfrist aufklären müssen. Hierbei kann offen bleiben, ob es sich bei dem zugrundeliegenden Rechtsgeschäft um einen Kaufvertrag oder einen Werklieferungsvertrag handelte. Denn sowohl nach § 477 als auch nach § 638 BGB wäre eine sechsmonatige Verjährungsfrist gegeben. Hierbei ist der Vortrag des Beklagten, die Anlage sei nicht abgenommen worden, als unsubstantiiert zurückzuweisen. Vielmehr ist aufgrund der Umstände, dass eine Inbetriebnahme nach Auslieferung am 11. Juli 1996 erfolgte und Mängel erst am 26. September 1996 auftraten, zumindest von einer konkludenten Abnahme auszugehen, so dass auch die Verjährungsfrist des § 638 BGB zu laufen begonnen hätte.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_36">36</a></dt>
<dd><p>c) Die Verjährung war nicht bereits vor der Beauftragung des Beklagten abgelaufen. Hierbei kann dahinstehen, wann genau die Mandatierung erfolgt ist. Denn jedenfalls am 19. März 1997, als der Beklagte sich bei der Firma ...mit Ansprüchen meldete, war eine solche Beauftragung gegeben. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gewährleistungsansprüche noch nicht verjährt. Vielmehr trat zwischenzeitlich eine Unterbrechung der Verjährung gemäß § 208 BGB durch Anerkenntnis in Form von Nachbesserungsarbeiten seitens der ... ein.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_37">37</a></dt>
<dd><p>Für die Frage, ob in Nachbesserungsarbeiten ein Anerkenntnis der Gewährleistungspflicht des Verkäufers liegt, ist maßgeblich, ob der Verkäufer aus der Sicht des Käufers nicht nur aus Kulanz oder zur gütlichen Beilegung eines Streits, sondern in dem Bewusstsein handelt, zur Nachbesserung verpflichtet zu sein (vgl. Palandt-Heinrichs, 59. Aufl., § 208 Rdnr. 2 ff; BGH NJW 1998, 254 f.). Entscheidend ist demnach, wie der Käufer vom verobjektivierten Empfängerhorizont aus das Verhalten des Verkäufers verstehen durfte.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_38">38</a></dt>
<dd><p>Nach der Aussage des Zeugen ... hat die ...Mitte November ein Reparaturteam zu der Anlage geschickt. Hierbei wurde der defekte Kompressor ausgebaut und erklärt, entsprechende Reparaturen seien vor Ort nicht möglich. Man möge den Kompressor vielmehr zur Firma ... einschicken. Ebenso hat der Zeuge bekundet, auf Anraten der Firma ...sei der Kompressor ein zweites Mal zur Firma ... eingeschickt worden. Hier sei vom Beklagten auch Zustimmung signalisiert worden, da er der Auffassung gewesen sei, man müsse der ...die Möglichkeit zur Nachbesserung geben.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_39">39</a></dt>
<dd><p>Nach diesen ebenfalls glaubhaften Bekundungen hat die ...ihre Mängelbeseitigungspflicht somit nicht bestritten. Wenn in der Folge die Monteure der ...die Mängel nicht selbst beseitigen konnten und den Zeugen ...baten, sich an die insoweit kompetentere Firma ...zu wenden, durfte der Zeuge dieses Verhalten durchaus als Anerkenntnis der Gewährleistungsverpflichtung der ...ansehen, zumal vor dem Hintergrund, dass es auch Sinn und Zweck der Regelung des § 208 BGB ist, dass der Käufer es im Vertrauen auf das Verhalten des Verkäufers unterlässt, weitere verjährungsunterbrechende Maßnahmen einzuleiten. Dieses Vertrauen durfte der Zeuge ... vor dem Hintergrund der Aktivitäten der ...haben.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_40">40</a></dt>
<dd><p>Nichts anderes gilt für den zweiten Mängelbeseitigungsversuch. Auch dabei ist der Zeuge ... von der ...gebeten worden, sich direkt an die Firma ...zu wenden. Der Zeuge ...durfte daraus entnehmen, dass die ...sich für nachbesserungspflichtig hielt.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_41">41</a></dt>
<dd><p>Nicht durchdringen kann der Beklagte mit der Behauptung, die Firma ... sei nicht auf Betreiben der ...tätig geworden, sondern auf Veranlassung der ...GmbH. Zwar ist die Auftragsbestätigung vom 5. Februar 1997 (Bl. 113 d.A.) von der Firma ...an die Firma ...adressiert. Aus der Anlage B 6 (Bl. 115 d.A.) geht jedoch hervor, dass die Firma ...mit Faxschreiben vom 4. Februar 1997 ausdrücklich von der Firma ... zur Mängelbeseitigung bzw. Reparatur des Verdichters beauftragt wurde.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_42">42</a></dt>
<dd><p>Soweit der Beklagte im Hinblick auf den zweiten Mängelbeseitigungsversuch bestreitet, dass der Verdichter bereits am 13. Januar 1997 an die Firma ... verschickt wurde, ist das Vorbringen unsubstantiiert. Vielmehr ergibt sich aus der Kostenkalkulation vom 15. Januar 1997, Anlage B 6, dass die Firma an diesem Datum bereits Untersuchungen durchgeführt hatte und ein Kostenangebot abgeben konnte.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_43">43</a></dt>
<dd><p>Die Verjährung der Mängelbeseitigungsansprüche ist deshalb am 13. Januar 1997 erneut unterbrochen worden. Als dann die Reparaturkosten von der Firma ... unter dem 15. Januar 1997 mit rund 3.000,00 DM veranschlagt worden waren, kam es in der Folge zwischen der ...und dem Zeugen ...zu Auseinandersetzungen über die Frage, wer diese Kosten zu tragen habe. Frühestens zu diesem Zeitpunkt konnte der Zeuge ...erkennen, dass die ...zur Mängelbeseitigung nicht mehr bereit war, sondern diese von einer Kostenübernahme abhängig machte. Damit begann die Verjährungsfrist frühestens am 15. Januar 1997 erneut zu laufen und war demgemäß bei Tätigwerden des Beklagten durch das Schreiben vom 19. März 1997 noch nicht abgelaufen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_44">44</a></dt>
<dd><p>3.) Der Klägerin ist ein Schaden in Höhe des Kaufpreises für die Anlage entstanden.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_45">45</a></dt>
<dd><p>a) Nach dem Ergebnis des selbständigen Beweisverfahrens ist davon auszugehen, dass die Maschine mit einem Sachmangel behaftet war. Aufgrund der umfangreichen Darlegungen des dort tätigen Sachverständigen ist insoweit das Bestreiten des Beklagten, es liege kein Sachmangel vor, unsubstantiiert. Es ist ferner davon auszugehen, dass die Klägerin tatsächlich bei entsprechender Belehrung den Vertrag gewandelt hätte. Insoweit hat der Zeuge ...bekundet, man habe eine neue oder eine Ersatzmaschine haben wollen. Zudem habe die Klägerin geäußert, man wolle die Maschine am liebsten zurückgeben. Es entspricht auch der Lebenserfahrung, dass bei einem Investitionsvolumen von 160.000,00 DM die Klägerin sich nicht darauf beschränken wollte, die Maschine zu behalten und lediglich etwaige Mangelfolgeschäden durch fehlende Pachteinnahmen ersetzt zu bekommen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_46">46</a></dt>
<dd><p>b) Der Schaden der Klägerin besteht in voller Höhe des Kaufpreises. Im Rahmen des Schadensersatzes ist die Klägerin so zu stellen, wie sie stehen würde, wenn der Beklagte sie ordnungsgemäß und rechtzeitig über das Bestehen von Gewährleistungsansprüchen, insbesondere des Wandlungsanspruches gegenüber der..., belehrt hätte. Hierbei muss sie sich den Wert der Anlage nicht auf ihren Schadensersatzanspruch gegenüber dem Beklagten anrechnen lassen. Wäre die Wandlung gegenüber der Firma ...erklärt worden, hätte die Klägerin ihren gesamten Kaufpreis zurückerhalten. Die Verkäuferin hätte sich ihr gegenüber nicht auf den Standpunkt stellen können, dass ein geringerer Preis zurückzuzahlen sei, weil sich die Klägerin den Wert der Anlage anrechnen lassen müsse. Vielmehr besteht die Wandlung in einer Rückgewährung der gegenseitigen Leistungen. Deshalb darf die Klägerin in diesem Schadensersatzprozess nicht schlechter gestellt werden. Sie ist daher entsprechend den Vorschriften der Wandlung lediglich verpflichtet, dem Beklagten die Anlage zur Verfügung zu stellen, so wie dies auch gegenüber der Firma ... erforderlich gewesen wäre.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_47">47</a></dt>
<dd><p>c) Es ist in diesem Zusammenhang unerheblich, ob die Aufbereitungsanlage noch einen Restwert hat, ob sie verschrottet worden ist oder ob ein Eigentumserwerb eines Dritten im Wege der Zwangsvollstreckung stattgefunden hat oder ob die Anlage noch auf dem Betriebsgrundstück der in Insolvenz geratenen ...GmbH verfügbar ist. Die Klägerin war nämlich gegenüber dem Beklagten, wie dargestellt, verpflichtet, die Abwasseraufbereitungsanlage zur Verfügung zu stellen. Dieser Verpflichtung ist sie auch nachgekommen. Insoweit ist unstreitig, dass die Klägerin dem Beklagten die Übernahme der Maschine mehrfach angeboten hat. Diesem Angebot ist der Beklagte nicht nachgekommen, so dass er sich daher im Annahmeverzug befunden hat. Gemäß § 300 Abs. 1 a.F. BGB hat die Klägerin somit nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten. Deshalb wäre es der Klägerin nicht einmal vorzuwerfen, wenn sie sich nach der Insolvenz der ...GmbH um die Maschine nicht mehr gekümmert haben sollte. Die Klägerin durfte, nachdem der Beklagte die Maschine nicht haben wollte, davon ausgehen, dass der Beklagte kein Interesse am Besitz dieser Maschine habe. würde. Da zudem nach den vorliegenden Unterlagen und einer Schätzung der Firma ...eine Weiterbenutzung der Maschine nur nach Umbaumaßnahmen mit Kosten in Höhe von rund 160.000,00 DM möglich gewesen wäre und seitens der Klägerin ausweislich der vorgelegten Unterlagen Anlagen K 18 bis 20, 24 bis 26 bereits 36.000,00 DM für Reparaturen und Untersuchungen der Maschine ausgegeben worden waren, wäre die Klägerin ohnehin nicht verpflichtet gewesen, noch auf ihre Kosten dafür sorgen, dass die Abwasseraufbereitungsanlage bei der ...GmbH weiterhin zur Abholung bereit gehalten werden würde. Da die Klägerin insoweit nicht vorwerfbar und schon gar nicht grob fahrlässig gehandelt hat, wäre ihr eine etwaige Unmöglichkeit der Herausgabe der Maschine nicht vorzuwerfen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_48">48</a></dt>
<dd><p>d) Der Klägerin sind auch keine Miet- oder Pachteinnahmen auf ihren Schadensersatzanspruch anzurechnen. Die Klägerin hat insoweit substantiiert dargelegt, dass Pachtzahlungen seitens der ...GmbH nicht erfolgt seien, da die Maschine praktisch nie fehlerfrei gelaufen sei. Dies ist vom Zeugen ...in seiner Zeugenvernehmung auch bestätigt worden. Der Zeuge hat insoweit angegeben, die Maschine sei bis zur endgültigen Demontage lediglich 417 Betriebsstunden gelaufen. Nachdem zunächst Probleme wegen der Verdampfungstemperatur aufgetreten seien, sei das Gerät nur ein paar Tage gelaufen. Dann sei Öl aus einem Lager heruntergetropft. Nach diesem Ölverlust sei die Maschine sicherlich höchstens zwei Stunden gelaufen. Später sei dann ein Kolben festgelaufen, weil die Oberfläche der Kolben angefressen war. Sodann sei der Kompressor demontiert worden, und die Maschine sei lediglich mit einer Leistung von maximal 300 l Flüssigkeit pro Tag gelaufen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_49">49</a></dt>
<dd><p>Mit seinem Vortrag, die Klägerin müsse sich insgesamt 26.634,16 DM Nutzungen anrechnen lassen, kann der Beklagte daher nicht durchdringen. Die diesem Betrag zugrunde liegenden Schätzungen der Betriebsdauer sind aufgrund des detaillierten Vortrages der Klägerin, der auch vom Zeugen ...bestätigt wurde, als unsubstantiiert anzusehen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum hier Pachtzahlungen geflossen sein sollen, nur weil die theoretische Möglichkeit bestand, die Anlage einige Stunden oder Tage in Betrieb zu nehmen. Den angebotenen Beweisen war daher nicht nachzugehen; eine entsprechende Beweiserhebung wäre eine unzulässige Ausforschung. Weitere Anhaltspunkte für gezogene Nutzungen sind nicht ersichtlich.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_50">50</a></dt>
<dd><p>4) Der Anspruch der Klägerin ist nicht verjährt.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_51">51</a></dt>
<dd><p>Nach § 51 b BRAGO verjähren Schadensersatzansprüche gegen einen Rechtsanwalt binnen 3 Jahren von dem Zeitpunkt an, in dem der Anspruch entstanden ist, spätestens jedoch in drei Jahren nach Beendigung des Auftrages. Diese Verjährungsfrist war zum Zeitpunkt der Einreichung der Klage (§ 270 Abs. 3 ZPO) am 11. Oktober 2000 noch nicht abgelaufen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_52">52</a></dt>
<dd><p>a) Der Anspruch gegen den Beklagten beruht hier auf dem Verjährenlassen des Gewährleistungsanspruches der Klägerin gegen die Firma ...GmbH. Maßgeblich für Schadensersatzansprüche der Klägerin ist damit der letztmögliche Zeitpunkt, in dem der Beklagte über die drohende Verjährung hätte aufklären können. Von diesem Zeitpunkt an muss die Verjährungsfrist des § 51 b BRAGO berechnet werden. Entscheidend ist daher der Zeitpunkt der Verjährung der Ansprüche gegenüber der ...GmbH, wobei in der gegebenen Konstellation offen bleiben kann, wann genau diese Ansprüche verjährt sind.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_53">53</a></dt>
<dd><p>b) Weil die Verjährungsfrist im Januar 1997 durch das zweite Einschicken des Kompressors an die Firma ... erneut zu laufen begann, ist die Verjährung durch die Einleitung des selbständigen Beweisverfahrens am 22. Mai 1997 nach § 485 ZPO erneut und zwar bis zur Übersendung des Sachverständigengutachtens am 28. Oktober 1997 unterbrochen worden (vgl. BGH, NJW 2002, 1640 f.). Gewährleistungsansprüche gegenüber der ...GmbH wären damit am 29. März 1998 verjährt gewesen. Der Anspruch gegen den Beklagten wäre dann erst mit Ablauf des 28. März 2001 verjährt. Die Klage ist aber innerhalb der Verjährungsfrist am 11. Oktober eingereicht worden.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_54">54</a></dt>
<dd><p>II. Die Entscheidung über die zu ersetzenden Zinsen beruht auf §§ 286, 288 a.F. BGB. Verzug des Beklagten liegt seit dem 3. Juli 1999 vor, weil er mit Schreiben vom 2. Juli 1999 die Zahlung abgelehnt hatte. Umstände für einen früheren Verzugsbeginn sind weder dargelegt worden noch sonst ersichtlich. Der weitergehende Zinsantrag war deshalb abzuweisen.</p></dd>
</dl>
<dl class="RspDL">
<dt><a name="rd_55">55</a></dt>
<dd><p>III. Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 92 Absatz 2, 709 ZPO.</p></dd>
</dl>
</div></div>
<br>
</div>
|
133,749
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olgkarl-2003-03-07-14-u-15401
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|
14 U 154/01
| 2003-03-07T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:49
| 2019-02-12T12:16:45
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1) Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Landgerichts Offenburg vom 02.08.2001 (2 0 364/00) unter Aufrechterhaltung seiner Kostenentscheidung wie folgt abgeändert:</p>
<p>a) Die Beklagte wird verurteilt, Zug um Zug gegen Rückgabe des PKW Audi A 6 Quattro TDI 2,5 l V 6, amtl. Kennzeichen ... , Fahrgestellnummer ... , an den Kläger EUR 42.155,52 abzüglich eines Betrages, der sich wie folgt errechnet EUR 0,169 x Kilometer gemäß Tachostand im Zeitpunkt der Rückgabe nebst 4 % Zinsen aus dem gemäß vorstehender Berechnung sich ergebenden Betrag seit dem 25.08.2000 zu zahlen.</p>
<p>b) Es wird festgestellt, dass sich die Beklagte seit dem 25.08.2000 mit der Rücknahme des unter Ziffer 1 bezeichneten Fahrzeuges in Verzug befindet.</p>
<p>c) Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>2) Die weitergehende Berufung wird zurückgewiesen.</p>
<p>3) Von den Kosten des Berufungsverfahrens haben der Kläger 23 % und die Beklagte 77 % zu tragen.</p>
<p>4) Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Den Parteien wird nachgelassen, die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung i.H.v. 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrages abzuwenden, wenn nicht der Vollstreckungsgläubiger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<p>5) Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger kaufte bei dem beklagten Autohaus, einer Audi-Werksvertretung, einen am 21.09.1999 übergebenen und gleichzeitig bezahlten Neuwagen Audi A 6 Quattro V 6 TDI 2,5 l Tiptronik Automatik, zum Preise von DM 82.449,04 (= EUR 42.155,52). Die Klage geht auf Wandelung dieses Kaufvertrages.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Kläger hat in erster Instanz behauptet, das Fahrzeug weise verschiedene gravierende Mängel auf, die trotz mehrerer Nachbesserungsversuche der Beklagten am 16.12.1999 , 10.02.2000  und 10.07.2000  nicht beseitigt worden seien, bzw. gar nicht behebbar wären. So sei das Automatikgetriebe defekt, denn es weise ein Summen beim Gangwechsel in den unteren drei Gängen auf. Die Klimaautomatik funktioniere nicht, der Kraftstoffverbrauch sei zu hoch und das Fahrzeug verliere Öl. Die mit Schreiben vom 10.08.2000 (K 8 – I 33) erklärte Wandelung sei deshalb begründet. Wegen erfolgter Nutzung sei vom zu erstattenden Kaufpreis für zurückgelegte 31.000 km ein Abzug von DM 17.124,40 vorzunehmen (0,67 % des Kaufpreises für 1.000 km).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Kläger hat so vor dem Landgericht beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
1.) die Beklagte zu verurteilen, an den Kläger DM 65.324,64 nebst 4 % Zinsen hieraus seit dem 25.08.2000 Zug um Zug gegen Rückübereignung des PKW Audi A 6 mit dem amtlichen Kennzeichen ... (Fahrgestellnummer: ... ) zu bezahlen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
2.) festzustellen, dass sich die Beklagte mit der Annahme des Fahrzeugs in Verzug befindet.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Beklagte hat
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Klageabweisung
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
beantragt und vorgetragen, das Fahrzeug habe keine Mängel. Das Summen beim Gangwechsel sei am 10.02.2000 beseitigt worden. Die Klimaanlage sei in Ordnung, der Dieselverbrauch normal und ein Ölverlust werde bestritten.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Wegen der Einzelheiten des Sachverhalts und des Vortrags der Parteien in erster Instanz wird auf die Feststellungen des Landgerichts im angefochtenen Urteil Bezug genommen (§§ 543 Abs. 1 ZPO a.F.; 540 Abs. 1 ZPO).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Das Landgericht hat nach Durchführung einer Beweisaufnahme (Einholung eines Sachverständigengutachtens des Dipl. Ing. G. H. vom 28.05.2001 mit mündlicher Erläuterung und Vernehmung eines Zeugen; wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Gutachten und den Inhalt des Protokolls vom 19.07.2001 Bezug genommen) der Klage stattgegeben und zur Begründung ausgeführt, es sei davon auszugehen, dass jedenfalls die Klimaanlage nicht ordnungsgemäß funktioniere.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Gegen dieses Urteil wendet sich die Berufung der Beklagten, die geltend macht, die festzustellende Funktion der Klimaanlage sei bauartbedingt und deshalb nicht mangelhaft. I. ü. stelle sich das Gutachten in diesem Punkt als widersprüchlich dar. Ein Fehler sei während der Garantiezeit nicht festgestellt worden, ein nunmehr erhobenes Wandlungsbegehren somit verfristet. Abgesehen davon bestehe nach wie vor ein vorrangiges Nachbesserungsrecht, irgendein Versuch, einen Fehler der Klimaanlage zu beseitigen, sei bisher nämlich nicht fehlgeschlagen. Schließlich sei der zwischenzeitlich eingetretene Wertverlust höher als 0,67 % je 1.000 km, und das Landgericht habe missachtet, dass der Kläger mit dem Fahrzeug wesentlich mehr als 31.000 km zurückgelegt habe.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
auf die Berufung das Urteil des Landgerichts Offenburg vom 02.08.2001 abzuändern und die Klage abzuweisen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Kläger beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
die Berufung zurückzuweisen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Er hält das landgerichtliche Urteil für richtig und ergänzt und vertieft seinen erstinstanzlichen Vortrag. Innerhalb der einjährigen Gewährleistung seien die Fehler beim Schaltvorgang und der Klimaanlage mehrfach gerügt worden, ohne dass - trotz  Austausches des Luftmassenmessers - Abhilfe erfolgt sei. Der Kilometerstand des Fahrzeuges belaufe sich nunmehr, im Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung vor dem Senat, auf ca. 97.000 km. Gebrauchsvorteile könnten allenfalls mit einem Satz von 0,5 % des Kaufpreises für zurückgelegte 1000 Kilometer, angesichts der zu erwartenden Gesamtlaufleistung von 250.000 km aber nur mit 0,4 % pro 1000 km angenommen werden.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Beklagte hat hierauf erwidert, der Luftmassenmesser sei ausgetauscht worden, weil ein zu hoher Kraftstoffverbrauch gerügt worden sei. I.ü. sei man – aus Kulanz – weiterhin bereit, einen eventuell vorliegenden Klimaautomatikfehler zu beheben. Mit Schriftsatz vom 07.02.03 (II 169 ff) hat die Beklagte schließlich weitere, ins Einzelne gehende Rügen (Messungen bei falscher Klappenstellung) am Gutachten des Sachverständigen Hoppe erhoben.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Der Kläger hat den im Schriftsatz vom 07.02.03 enthaltenen neuen Sachvortrag bestritten und als verspätet gerügt.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien im Berufungsverfahren wird auf den im Senatstermin vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schriftsätze verwiesen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Die Berufung der Beklagten ist zulässig, in der Sache aber nur zu einem geringen Teil auch begründet. Das Landgericht hat die Beklagte nämlich zu Recht für verpflichtet gehalten, dem geltend gemachten Wandelungsbegehren des Klägers zu entsprechen. Angesichts des Umstandes aber, dass der Kläger bis zum Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung vor dem Senat vom 14.02.2003 ca. 97.000 km mit dem Fahrzeug zurückgelegt hat, berechnet sich indes - obwohl der vom Landgericht für richtig gehaltene Satz von 0,67 % pro gefahrene 1000 Kilometer sich als überhöht erweist, statt dessen eine Bemessung von 0,4 % pro gefahrene 1000 Kilometer angemessen ist - unter dem Gesichtspunkt der gebotenen Vergütung für gezogene Nutzungen im Ergebnis ein höherer als vom Landgericht angenommener Abzug vom zurück zu erstattenden Kaufpreis. Im einzelnen:
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
1) Die Beklagte ist, wie dies das Landgericht zutreffend angenommen hat, gemäß §§ 433, 459 Abs. 1 Satz 1, 462, 465, 467, 346 ff BGB (jeweils a.F. - Art. 229 § 5 Satz 1 EGBGB) verpflichtet, den mit Schreiben des Klägers vom 10.08.2000 erhobenen Wandelungsanspruch zu erfüllen. Die empfangenen Leistungen (Kaufpreis einerseits und Kaufsache andererseits) sind somit zurückzugewähren. Auf die zutreffenden Ausführungen des Landgerichts wird Bezug genommen (§ 543 Abs. 1 ZPO a.F. - § 26 Nr. 5 EGZPO). Das Vorbringen der Berufung rechtfertigt keine abweichende Beurteilung. Dass die Automatikfunktion der Klimaanlage mangelhaft arbeitet, hat der Sachverständige H. in seinem Gutachten vom 28.05.01 festgestellt und überzeugend begründet. Die vielfachen Messungen des Sachverständigen ergaben, dass die Temperaturverhältnisse im Fußbereich des Fahrzeuges ständig zwischen 6 bis 8 ° C tiefer liegen als im übrigen Fahrzeug. Der Sachverständige hatte "ständig kalte Füße". Dass dies nicht dem versprochenen "Wohlfühlklima", das die Klimatisierungsautomatik vermitteln soll, entsprach, bedarf keiner weiteren Begründung. Damit stellt sich die Kaufsache als in einem Umfang als mangelhaft dar, der die Tauglichkeit des Fahrzeuges nicht unerheblich mindert. Dass dieser Fehler auch schon im Zeitpunkt der Übergabe der Kaufsache bestand, und der Kläger dies zweimal (nämlich am 11.04. (vgl. I 265) und 10.07.2000) und jeweils vergeblich der Beklagten gegenüber zum Gegenstand einer Mängelrüge verbunden mit der Aufforderung zur Abhilfe gemacht hat, unterliegt schließlich auch keinem begründeten Zweifel.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Soweit die Beklagte mit ihrem am 11.02.03, also drei Tage vor dem Senatstermin, beim Gericht eingegangenen Schriftsatz vom 07.02.03 detaillierte Rügen am Sachverständigengutachten H. erhebt verbunden mit der Behauptung, der Sachverständige H. habe bei seinen Messungen die Klappenstellungen der Klimaanlage unzureichend beachtet und dem daraus abgeleiteten Antrag, den Sachverständigen zur Erläuterung seiner bisherigen Feststellungen zu hören, ist diesem Vorbringen nicht weiter nachzugehen. Dieser Vortrag erweist sich nämlich als verspätet. Nachdem diese Verspätung auch nicht ausreichend entschuldigt wurde, vielmehr als auf grober Nachlässigkeit beruhend anzusehen ist, eine Berücksichtigung des Bestreitens weiter aber eine Verzögerung des Rechtsstreits zur Folge hätte (Notwendigkeit der Anberaumung eines weiteren Termins zur Beweisaufnahme mit Ladung des Sachverständigen) und die drohende Verzögerung der Erledigung des Rechtsstreits schließlich auch nicht durch vorbereitende Maßnahmen des Senats vermieden werden konnte, muss das im neuen Vortrag liegende Verteidigungsmittel als verspätet zurückgewiesen werden (§§ 523 ZPO, 282, 296 Abs. 2 ZPO a.F.).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
2) Die Berufung hat insofern - zu einem geringen Teil - Erfolg, als die Bemessung der auf den zurückzuerstattenden Kaufpreis anzurechnenden Nutzungsvorteile (§ 347 Satz 2 BGB a.F. i.V.m. §§ 987, 100 BGB) gegenüber der Annahme des Landgerichts in doppelter Hinsicht einer Korrektur bedarf: Zum einen ist das Landgericht, was den Umfang der für die Ermittlung der Gebrauchsvorteile maßgeblichen, vom Kläger zurückgelegten Fahrstrecke angeht, von unzutreffenden Werten ausgegangen (nämlich 31.000 km anstelle einer schon im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht tatsächlich bestandenen Fahrleistung von ca. 58.600 - im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung vor dem Senat sogar 97.000 km), und zum anderen erweist sich der vom Landgericht schematisch (also ohne Berücksichtigung der Besonderheiten des Einzelfalls) für angemessen gehaltene Satz von 0,67 % des Kaufpreises je angefangene 1.000 km zurückgelegter Strecke im vorliegenden Fall als überhöht. Im einzelnen:
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
a) Die im Falle der Rückabwicklung eines gewandelten Kaufvertrages über ein Kraftfahrzeug geschuldete Vergütung der gezogenen Nutzungen, also der auszukehrende Wert eines tatsächlich erfolgten Gebrauchs, ist über § 287 Abs. 2 ZPO zu schätzen. Dabei ist allgemeiner, vom Senat geteilter Meinung nach der korrekte Anknüpfungspunkt einerseits der gezahlte Bruttokaufpreis, denn dieser verkörpert den gesamten Nutzungswert des Fahrzeuges. Andererseits stellt die im Einzelfall unter gewöhnlichen Umständen zu erzielende Gesamtfahrleistung den Gesamtgebrauchswert dar (BGH NJW 1983, 2194). Weiter besteht Einigkeit dahin, dass der Gebrauchswert eines Fahrzeuges "linear" aufgezehrt wird (vgl. BGH a.a.O.), also nicht so, wie ein (für die Bemessung des Gebrauchsvorteils unbeachtlicher) Wertverlust, welcher bekanntermaßen einen degressiven Verlauf nimmt. Von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlichen Abschreibungswerten wird dabei durch die prozentuale Anlehnung an den jeweils gezahlten Kaufpreis Rechnung getragen (s OLG Hamm BB 1981, 1853). Unter Beachtung dieser Gesichtspunkte erweist sich nun die Anzahl der mit dem Fahrzeug durch den Wandelungsgläubiger zurückgelegten Kilometer als wesentlicher Maßstab in Anknüpfung an den gezahlten Kaufpreis und die für das betroffene Fahrzeug zu erwartende Gesamtlaufleistung, so dass mit der h.M. (vgl. Reinking/Eggert, Der Autokauf, 8.Aufl. 2003, Rn. 321 m.w.N.), der der Senat folgt, die mathematische Formel zur Berechnung der Gebrauchsvorteile wie folgt lautet:
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Bruttoverkaufspreis x gefahrene Km
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Gebrauchsvorteil = erwartete Gesamtfahrleistung
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Der vorliegende Fall erfordert nun auch keine Korrekturen dieses Ansatzes. So ist zunächst bei der linearen Berechnungsmethode zwar die Einschränkung beachtlich, dass der anteilige lineare Wertschwund für die Zeit der Nutzung die Differenz zwischen Anschaffungspreis und Verkehrswert des Fahrzeuges in mangelfreiem Zustand im Zeitpunkt der Rückgabe nicht überschreiten darf, weil sonst der Käufer zu sehr benachteiligt würde (OLG Hamm MDR 1982, 580); dieses Problem stellt sich aber, wie sich zeigen wird, hier nicht. Außerdem rechtfertigt der zum Wandelungsanspruch führende Mangel - hier nicht etwa eine besonders starke Beeinträchtigung z.B. des Fahrkomforts - nicht eine (sonst denkbare) Kürzung der Nutzungsentschädigung unter diesem Aspekt. Damit verbleibt es bei dem aufgezeigten Grundansatz.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
b) Was nun die Bestimmung der Gesamtfahrleistung des in Rede stehenden Fahrzeuges angeht, müssen verschiedenste Haltbarkeitskriterien gewichtet und so eine Prognose angestellt werden. Der früher häufig von Gerichten, so auch im vorliegenden Fall vom Landgericht Offenburg, angenommene Wert von 0,67 % des Kaufpreises pro angefangene 1.000 km basiert auf der Erwartung einer Laufleistung von lediglich 150.000 km. Diese Beurteilung kann aber dann nicht Platz greifen, wenn, wie im vorliegenden Fall, ein im Jahr 1999 produziertes Neufahrzeug der Oberklasse betroffen ist, das zudem über einen großvolumigen Dieselmotor mit Automatikgetriebe verfügt. Das Fahrzeug, ein Audi A 6 Quattro 2,5 l TDI V 6 Tiptronic Automatik, zählt, wie gerichtsbekannt, zu den solidesten und langlebigsten Kraftfahrzeugen am Markt. Fahrleistungen zwischen 250.000 und 300.000 km (und mehr) sind keine Seltenheit, sondern bei (zu unterstellendem) normalem Fahrverhalten und regelmäßiger Wartung vielmehr die Regel. Dass die vorstehende Prognose realistisch ist, zeigt auch die Angabe des sachverständigen Vertreters der Beklagten im Senatstermin. Herr D. gab auf entsprechende Frage an, dass das Fahrzeug bei einem derzeitigen Kilometerstand von 97.000 im Fall ordentlichen Zustandes noch einen Wert von ca. 41.000,-- DM (EUR 20.962,97) haben dürfte, also sogar auch wertmäßig noch den halben Kaufpreis repräsentiert. Der Senat hat so keinen Zweifel, dass der für die folgende Berechnung unterstellte Wert einer erwartbaren Gesamtlaufleistung von 250.000 km realistisch und damit zutreffend ist, wobei noch beachtet werden musste, dass im konkreten Fall innerhalb von weniger als 3 ? Jahren schon eine Fahrleistung von 97.000 km erreicht wurde, das Fahrzeug also noch relativ "neu" ist. Dann ergibt sich ein anzusetzender Gebrauchsvorteil mit 0,4 % des Bruttokaufpreises pro angefangene 1.000 km, das ist ein Wert von EUR 168,62 je 1.000 km oder EUR 0,169 je km. Dem entspricht die im Tenor enthaltene Abänderung des landgerichtlichen Urteils (bezüglich des auf die Einrede der Beklagten hin anzurechnenden Nutzungsvorteils).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
c) Der Senat hält es hierbei für rechtlich unbedenklich und für die Parteien hilfreich, die exakte Höhe der Gebrauchsvergütung nicht (bezogen auf den Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung) selbst auszurechnen und sodann vom auszukehrenden Kaufpreis abzuziehen, sondern lediglich die (einfach durchzuführende) Abzugsberechnung vorzugeben (s. hierzu auch den Vorschlag von Kaufmann - DAR 1990, 294, 296; Reinking/Eggert, aaO, Rn. 323). Der vollstreckbare Inhalt eines solchen Urteils ist eindeutig. Bei der Durchführung des Urteilsausspruchs wird auf diese Weise durch die Parteien bzw. ggfls. den Gerichtsvollzieher dann stets beachtet, dass die Gebrauchsvorteile grundsätzlich bis zum Tage der Rückgabe zu vergüten sind. Der Sache nach geht es in diesem Zusammenhang nicht etwa nur um die Vermeidung ansonsten eintretender kleinerer Ungenauigkeiten, sondern es werden zwischen dem Schluss der letzten mündlichen Verhandlung und der Vollstreckung häufig eintretende erhebliche Änderungen quasi automatisch berücksichtigt. Dieser betroffene Zeitraum beträgt regelmäßig mehrere Wochen und nicht selten sogar mehrere Monate. Während dieser Zeit wird das Fahrzeug durch den Wandelungsgläubiger (zulässigerweise) in der Regel weiter eingesetzt. Wird nun, wie dies in den meisten Fällen gerichtlicher Entscheidungen erfolgt, die zurückzugewährende Leistung des Käufers im Urteil ausgerechnet festgelegt, ergibt sich das Problem, dass Abwicklungsprobleme vorprogrammiert sind, denen der Wandelungsschuldner mitunter nur durch eine Zwangsvollstreckungsgegenklage begegnen könnte. Der vorliegende Fall zeigt in besonderem Maße die Notwendigkeit und damit Vorzugswürdigkeit der angewandten Methode. Der Kläger kam nämlich bezogen auf die zurückliegende Zeit durchschnittlich monatlich auf eine Fahrleistung von ca. 2.350 km!
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
d) Die Verzinsung des auszukehrenden Kaufpreises findet seine Rechtsgrundlage in § 347 Satz 3 BGB (a.F.).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
e) Der Kostenausspruch für die erste Instanz ergibt sich aus § 92 Abs. 2 ZPO; die Kostenentscheidung für das Berufungsverfahren folgt aus § 92 Abs. 1 ZPO. Indem der Kläger die Zurückweisung der Berufung beantragte und nicht etwa wegen der Anrechnung der erheblich gestiegenen Gebrauchsvorteile während des Laufs des Rechtsmittelverfahrens die Hauptsache in diesem Umfang für erledigt erklärte, hat er die daraus sich ergebenden Kostennachteile auf sich zu nehmen. Bei beiden Kostenaussprüchen ging der Senat vom Tatsächlichen her davon aus, dass im Zeitpunkt der Beendigung der ersten Instanz die Fahrleistung des Fahrzeuges bei ca. 58.600 km (wodurch man unter Zugrundelegung des korrigierten Satzes zur Berechnung der Gebrauchsvorteile trotz der erheblichen Mehrkilometer gegenüber der Annahme des Landgerichts in etwa auf den vom Landgericht ausgesprochenen, von der Beklagten auszukehrenden Betrag kommt) und der Wert im Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung vor dem Senat bei 97.000 km lag.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
f) Die übrigen Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
g) Die Voraussetzungen der Zulassung der Revision (§ 543 Abs. 2 Satz 1 ZPO) liegen nicht vor. Weder besitzt die vorliegende Rechtssache grundsätzliche Bedeutung, noch erfordert die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichtes.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr></table>
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133,750
|
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"id": 129,
"name": "Landgericht Baden-Baden",
"slug": "lg-baden-baden",
"city": 11,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
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2 S 104/02
| 2003-03-07T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:50
| 2019-01-17T11:53:43
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts Baden-Baden vom 20.09.2002, Az. 16 C 196/01 aufgehoben.</p>
<p/>
<p>2. Die Klage wird abgewiesen.</p>
<p/>
<p>3. Die Klägerin trägt die Kosten des gesamten Rechtsstreits.</p>
<p/>
<p>4. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p/>
<p>5. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Berufung ist zulässig und begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
1. Hinsichtlich der tatsächlichen Feststellungen wird auf das erstinstanzliche Urteil Bezug genommen. Zwischen den Parteien ist streitig, ob die Klägerin vor Buchung der betreffenden Reise nach ihrer Staatsangehörigkeit gefragt und auf das Erfordernis eines deutschen Reisepasses hingewiesen wurde.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
2. Die Beklagte rügt mit der Berufung, dass die vom Amtsgericht bejahten Informationspflichten von Reisevermittlern in diesem Umfang nicht bestünden. Das Buchungspersonal der Beklagten habe sich mit der Erklärung der Klägerin, sie sei deutsche Staatsangehörige und verfüge über einen deutschen Reisepass, zufrieden geben dürfen und nicht auch noch explizit Fragen betreffend den Ehemann der Klägerin stellen müssen. Vielmehr habe es der Klägerin oblegen, das Personal der Beklagten auf die ausländische Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes hinzuweisen. Ohnehin sei der Reisevermittler bei ausländischen Kunden nicht verpflichtet, auf ein eventuell erforderliches Visum hinzuweisen. Ohne Nachfrage des Reisenden bestehe für das vermittelnde Reisebüro keine Verpflichtung, über die Einreisebestimmungen des Ziellandes aufzuklären.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Klägerin ist demgegenüber der Ansicht, die Beklagte habe auf die Erforderlichkeit eines Visums für ausländische Staatsangehörige hinweisen müssen, insbesondere nachdem durch die Prospektgestaltung der Eindruck erweckt worden sei, dass Visa vor Ort erteilt würden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
3. Der Klägerin steht ein Schadensersatzanspruch gegen die Beklagte aus positiver Vertragsverletzung des Geschäftsbesorgungsvertrages wegen Verstoßes gegen Informationspflichten nicht zu. Die Beklagte war als Reisevermittler nicht verpflichtet, die Klägerin auf die Erforderlichkeit eines Visums für den Ehemann der Klägerin als ausländischen Staatsangehörigen hinzuweisen. Zwar ist zwischen den Parteien streitig, ob das Buchungspersonal der Beklagten vor Buchung der Reise die Klägerin nach ihrer Staatsangehörigkeit gefragt und über das Erfordernis eines deutschen Reisepasses aufgeklärt hat. Darauf kommt es aber nicht maßgeblich an. Der Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen einem Reisevermittler und einem Reisekunden begründet nämlich auch unter Berücksichtigung des Vertrauens des Reisenden in die Sachkunde des Reisebüros und unter Berücksichtigung der Verkehrsauffassung keine Pflicht des Reisebüros, ungefragt über die Einreisebestimmungen des Ziellandes aufzuklären (LG Frankfurt am Main, Urteil vom 10.12.1998, NJW-RR 1999, 1145; LG Kleve, Urteil vom 10.08.2000, NJW-RR 2002, 557). Die Klägerin trägt nicht vor, dass sie bei der Beklagten nachgefragt habe, ob für die in Aussicht genommene Reise nach Ägypten eine Visumspflicht bestehe bzw. welche Einreisebestimmungen zu beachten seien. Unaufgefordert aber war die Beklagte zu einer diesbezüglichen Aufklärung nicht verpflichtet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Eine Aufklärungspflicht der Beklagten lässt sich auch nicht damit begründen, dass in dem Reiseprospekt der Beklagten der Hinweis "zzgl. ca. DM 45,– DM Visakosten pro Person vor Ort" enthalten war. Denn die Klägerin durfte nicht davon ausgehen, dass dieser pauschale Kurzhinweis für Reisende unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit gelte. Trotz dieses Hinweises lag es weiter im Verantwortungsbereich der Klägerin, sich danach zu erkundigen, ob auch für ihren ausländischen Ehemann ein Visum vor Ort ausreiche oder für diesen andere Einreisebestimmungen gelten. Es kann nicht erwartet werden, dass ein Reisevermittler über die Einreisebestimmungen für Reisende der verschiedensten Staatsangehörigkeiten im Reiseprospekt aufklärt. Deshalb war auch der Prospekthinweis nicht so zu verstehen, als habe er allgemeine Gültigkeit auch für ausländische Reisende. In diesem Rahmen ist zu beachten, dass ein Reisebüro keine Hinweispflicht hinsichtlich des Erfordernisses eines Visums trifft, soweit ihm die Nationalität des Reisenden nicht bekannt ist (vgl. AG Nürnberg, Urteil vom 19.09.1994, NJW-RR 1995, 1203). Die Beklagte als Reisevermittler traf auch keine Pflicht, Nachforschungen über die Staatsangehörigkeit der Klägerin und ihres Ehemannes anzustellen, um sodann über die Einreisebestimmungen für den speziellen Einzelfall aufzuklären (vgl. AG Nürnberg, a. a. O.). Vielmehr oblag es der Klägerin, wegen der ausländischen Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes Erkundungen einzuholen, welche Reisedokumente dieser vor Reiseantritt besorgen musste.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
4. Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 Abs. 1 ZPO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
5. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 11, 711, 713.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
6. Gründe, aus denen die Revision zuzulassen wäre, sind weder dargetan noch ersichtlich.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
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133,751
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lg-stuttgart-2003-03-07-2-t-4703
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{
"id": 142,
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2 T 47/03
| 2003-03-07T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:50
| 2019-01-17T11:53:43
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Beschwerden der weiteren Beteiligten Ziff. 1 und 2 gegen den Beschluss des Amtsgerichts Leonberg vom 15.11.2002 werden</p>
<p/>
<p>
<strong>zurückgewiesen.</strong>
</p>
<p/>
<p>2. Die Beschwerden der weiteren Beteiligten Ziff. 3 und 4 gegen den Beschluss des Amtsgerichts Leonberg vom 15.11.2002 werden als unzulässig</p>
<p/>
<p>
<strong>verworfen.</strong>
</p>
<p/>
<p>3. Die weiteren Beteiligten Ziffer 1 bis 4 tragen die Kosten des Beschwerdeverfahrens. Sie haben der Beschwerdegegnerin die zur zweckentsprechenden Erledigung der Angelegenheit notwendigen Kosten zu erstatten.</p>
<p/>
<p>Beschwerdewert: 3.000,00 Euro.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die weiteren Beteiligten sind Mitglieder der ... Die weiteren Beteiligten Ziff. 1 und 2 haben mit notarieller Urkunde vom 30.06.2002 beim Registergericht die Eintragung eines Wechsels in der Zusammensetzung des Vorstands des Vereins beantragt. Der Verein hat sich gegen diesen Eintragungsantrag gewandt. Die jetzige Beschwerde richtet sich gegen die Zurückweisung dieses Eintragungsantrags durch das Amtsgericht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Streit hierüber ist vor folgendem Hintergrund zu sehen:
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Etwa seit November 2001 schwelt in dem Verein Streit um die Besetzung des Vorstands. Der damalige Vorstandsvorsitzende, der weitere Beteiligte Ziffer 1, hat auf den 24. November eine außerordentliche Mitgliederversammlung nach Nürnberg einberufen. Die damals stellvertretende Vorstandsvorsitzende ... und das weitere Vorstandsmitglied ... haben hingegen eine außerordentliche Mitgliederversammlung auf den 01.12.2001 nach ... einberufen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Beide Versammlungen wurden durchgeführt. In beiden Versammlungen fanden Vorstandswahlen statt. In ... wurde insbesondere der weitere Beteiligte Ziffer 1 nicht in den Vorstand gewählt, während umgekehrt in ... die stellvertretende Vorsitzende ... nicht gewählt wurde. Die jeweiligen Vorstandsänderungen wurden von beiden Gruppierungen jeweils zur Eintragung in das Vereinsregister angemeldet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Registergericht hat mit Beschluss vom 23.01.2002 (Blatt 454 der Akten) den Vollzug der Anmeldung hinsichtlich der Vorstandsänderung, wie sie in ... beschlossen wurde, abgelehnt, da das Einladungsschreiben zu dieser Versammlung an einem Formmangel litt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Zudem hat das Registergericht mit Verfügung vom 23.01.2002 (Blatt 460 der Akten) die Eintragung des in ... gewählten Vorstandes, insbesondere eines ... als Vorstandsvorsitzenden angeordnet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Verschiedene gegen den Ablehnungsbeschluss vom 23.01.2002 des Registergerichts gerichtete Beschwerden hat die Kammer mit Beschluss vom 12.04.2002 als unzulässig verworfen (Blatt 493). Wegen der Einzelheiten wird auf diesen Beschluss Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Im Anschluss an diesen Beschluss der Kammer haben 131 Vereinsmitglieder, die unter dem Namen "Arbeitskreis zum Erhalt der ..., beim Registergericht beantragt, sie gemäß § 37 BGB zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu ermächtigen (Blatt 511 der Akten). Mit Beschluss vom 06.06.2002 hat das Registergericht diese Ermächtigung ausgesprochen (Blatt 562 der Akten).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Gegen den Beschluss des Registergerichts vom 06.06.2002 hat der beteiligte Verein am 17.06.2002 Beschwerde eingelegt und den Erlass einer einstweiligen Anordnung beantragt, wonach es den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft untersagt werden solle, eine Mitgliederversammlung abzuhalten (Blatt 582 der Akten).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits vier Mitglieder des erwähnten Arbeitskreises mit Schreiben vom 15.06.2002 (Blatt 576) zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung auf dem 20.07.2002 nach ... eingeladen. Diese Einladungen wurden am 17.06.2002 bei der Postagentur ... eingeliefert (Blatt 575 der Akten). Mit Schreiben vom 17.06.2002 (Blatt 579 der Akten) haben die eingetragenen Vorstandsmitglieder ... und ... ebenfalls eine Einladung zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung versandt, diese auf den 27.07.2002 nach ....
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Mit Beschluss vom 09.07.2002 (Blatt 694 der Akten) hat die Kammer den Antrag des Vereins auf Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt und dies damit begründet, dass die Aufhebung des Beschlusses des Registergerichts vom 06.06.2002 unwahrscheinlich ist. Abschließend hat die Kammer in diesem Beschluss darauf hingewiesen, dass sie aus verfahrensrechtlichen Gründen daran gehindert ist, bereits jetzt darüber zu entscheiden, ob die Gleichzeitigkeit der beiden Einladungen zu den außerordentlichen Mitgliederversammlungen dazu führt, dass die von den jeweiligen Versammlungen gefassten Beschlüsse wiederum unwirksam sind. Die Kammer hat jedoch auf die dazu in der Literatur vertretene Auffassung hingewiesen, wonach in solchen Fällen der Doppeleinladung von einem Ladungsmangel auszugehen sei, weshalb die Gefahr bestehe, dass eventuell gefasste Beschlüsse wiederum unwirksam sind. Wegen der Einzelheiten wird auf den Beschluss Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Nachdem die Versammlung am 20.07.2002 in ... stattgefunden hatte, hat die Kammer wegen der dadurch eingetretenen Erledigung der Hauptsache die Beschwerde des Vereins vom 17.06.2002 mit Beschluss vom 17.09.2002 (Blatt 718 der Akten) als unzulässig verworfen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Das jetzt zur Entscheidung anstehende Beschwerdeverfahren nahm seinen Ausgang damit, dass die weiteren Beteiligten Ziff. 1 und 2 mit notarieller Urkunde vom 30.06.2002 (Blatt 765 der Akten) wiederum die Eintragung von Änderungen in der Zusammensetzung des Vereinsvorstandes in das Vereinsregister beantragt haben, diesmal entsprechend den Beschlüssen der Mitgliederversammlung vom 20.07.2002 in ....
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Verein ist diesem Antrag entgegengetreten. Die Einladungen vom 15.06. (...) und vom 17.06. (nach ...) hätten die Mitglieder gleichzeitig erreicht. Dieser Ladungsmangel führe zur Unwirksamkeit der auf den Versammlungen gefassten Beschlüsse. Zudem habe sich der weitere Beteiligte Ziffer 1 an allen Wahlvorgängen beteiligt, obwohl ein Rechtsstreit zwischen ihm und dem Verein anhängig gewesen sei. Dies verstoße gegen § 34 BGB. Außerdem hätten auch Nichtmitglieder an den Abstimmungen teilgenommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Mit Beschluss vom 15.11.2002 (Blatt 838 der Akten), auf den wegen der Einzelheiten verwiesen wird, hat das Registergericht den Vollzug der mit Urkunde vom 30.06.2002 beantragten Anmeldung abgelehnt, da ein Einladungsmangel vorliege. Gegen diesen hier streitgegenständlichen Beschluss haben sich verschiedene Vereinsmitglieder gewandt:
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Mit Schriftsatz vom 21.11.2002 (Blatt 857) der weitere Beteiligte ..., mit Schriftsatz vom 02.12.2002 der weitere Beteiligte ... (Blatt 863) und mit Schriftsatz vom 03.01.2003 (Blatt 958) der weitere Antragsteller ... sowie mit Schriftsatz seines Verfahrensbevollmächtigten vom 20.11.2002 der weitere Antragsteller .... Letzterer hat zur Begründung ausgeführt, dass ihm Schriftsätze des Verfahrensbevollmächtigten des Vereins vorenthalten worden seien, wodurch sein Anspruch auf rechtliches Gehör verletzt worden sei. Ferner liege kein Ladungsmangel vor, da der eingetragene Vorstand sein Einladungsrecht verwirkt habe. Zudem hätten manche Mitglieder die Einladung des eingetragenen Vorstands nicht erhalten. Außerdem hat er noch auf die Auffassung des Vorsitzenden Richters am Landgericht ... des Landgerichts ... hingewiesen, der in einem Rechtsstreit, der gegen den weiteren Beteiligten Ziffer 1 vor dem Landgericht ... anhängig ist, Zweifel daran geäußert hat, ob die Doppeleinladungen tatsächlich zur Unwirksamkeit der auf der Versammlung in ... gefassten Beschlüsse geführt haben (wegen der Einzelheiten wird auf das Protokoll des Landgerichts ... (Blatt 938 der Akten) verwiesen).
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Der Verein ist der Beschwerde entgegengetreten. Er hält die Entscheidung des Amtsgerichts Leonberg für richtig. Die Auffassung des Vorsitzenden Richters am Landgericht ... sei schon deshalb falsch, weil sie sich auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs aus dem GmbH-Recht stütze, die auf das Vereinsrecht nicht übertragbar sei. Zudem treffe die Entscheidung auch inhaltlich nicht den hier zu beurteilenden Fall. Er hat ferner ein Schreiben des Vereinsmitgliedes ... vom 18. Juni 2002 (Blatt 790 der Akten) vorgelegt, in welchem dieser dem weiteren Beteiligten ... mitteilt, er habe beide Einladungen zeitgleich erhalten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Zwischenzeitlich wurde am 25.01.2003 eine ordentliche Mitgliederversammlung durchgeführt, auf der wiederum Vorstandswahlen stattgefunden haben.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Mit Beschluss vom 29.01.2003 (Blatt 988 der Akten) hat das Registergericht der Beschwerde nicht abgeholfen und die Akten dem Landgericht zur Entscheidung vorgelegt. Zur Begründung hat es ausgeführt, das rechtliche Gehör des Antragstellers sei nicht verletzt worden. Auch inhaltlich biete das Beschwerdevorbringen keinen Anlass, eine Abhilfeentscheidung zu treffen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Der Antragsteller Ziffer 1 hat abschließend noch ausgeführt, die Einladung zur Vorstandswahl am 25.01.2003 sei unwirksam. Außerdem handele es sich bei dem Schreiben des Vereinsmitglieds ... um ein Gefälligkeitsschreiben, das nicht als Beweismittel tauge.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Wegen der gesamten Einzelheiten des Vorbringens sämtlicher Beteiligter wird auf die eingereichten Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Beschwerden der weiteren Beteiligten Ziffer 3 und 4 sind unzulässig. Die Beschwerden der weiteren Beteiligten Ziffer 1 und 2 sind zulässig, jedoch unbegründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
1. Die Schriftsätze der weiteren Beteiligten Ziffer 3 und 4 sind zwar nicht ausdrücklich als Beschwerde bezeichnet. Ihr Inhalt ist aber unmissverständlich so zu verstehen, dass sie sich gegen den Beschluss des Amtsgerichts Leonberg vom 15.11.2002 wenden. Sie können daher schlechterdings nicht anders als in dem Sinne verstanden werden, als dass ein Rechtsmittel gegen diesen Beschluss eingelegt werden soll.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
In ihrem Beschluss vom 12.04.2002 hat die Kammer die weiteren Beteiligten Ziffer 3 und 4 bereits schon einmal darauf hingewiesen, dass gegen die Ablehnung einer Registereintragung nur beschwerdebefugt ist, wer auch den Eintragungsantrag gestellt hat. Daran hat sich seither nichts geändert. Auf die Ausführungen in dem den weiteren Beteiligten bekannten Beschluss vom 12.04.2002 kann verwiesen werden. Die Beschwerden der weiteren Beteiligten Ziffer 3 und 4 waren daher erneut kostenpflichtig als unzulässig zu verwerfen.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
2. Die Beschwerde der weiteren Beteiligten Ziffer 1 und 2 ist zulässig, aber nicht begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Zwar sind die weiteren Beteiligten Ziffer 1 und 2, worauf noch einzugehen sein wird, nicht Vorstände des Vereins, während sich aus § 67 BGB ergibt, dass eine Änderung in der Zusammensetzung des Vereinsvorstandes (nur) "von dem Vorstand zur Eintragung anzumelden" ist. Ist Gegenstand des Verfahrens jedoch gerade die Frage, ob jemand Vorstand ist und als solcher die Eintragung beantragen kann, so kann demjenigen, der behauptet, durch Wahlen Vorstand geworden zu sein (die Eintragung in das Vereinsregister ist nicht konstitutiv, sondern lediglich deklaratorisch – Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Auflage, §§ 67 bis 70, Rndnr. 2) nicht die Beschwerdebefugnis abgesprochen werden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Ferner hat sich auch die Hauptsache nicht dadurch erledigt, dass zwischenzeitlich eine ordentliche Mitgliederversammlung am 25.01.2003 mit erneuten Vorstandswahlen stattgefunden hat. Diese Vorstandswahlen führten nicht dazu, dass die Beschwerde nunmehr unzulässig wurde. Die Wirksamkeit dieser Vorstandswahlen hängt nämlich davon ab, dass der "richtige" Vorstand zu der Versammlung eingeladen hat. Da die Einladung nicht von Vorstandsmitgliedern ausgesprochen wurde, die in ... gewählt worden waren, wäre die Vorstandswahl am 25.01.2003 unwirksam, wenn im vorliegenden Verfahren festgestellt würde, dass die "... Vorstände" die "richtigen" wären.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Da die Antragsteller Ziffer 1 und 2, wären sie tatsächlich Vorstände, auch gemeinsam vertretungsberechtigt wären, ist ihre Beschwerde zulässig. Zwar steht die Beschwerdeberechtigung gegen die Zurückweisung von Anmeldungen zum Vereinsregister nur den Vorstandsmitgliedern in der zur Vertretung des Vereins erforderlichen Zahl zu (Keidel/Kuntze/Winckler-Kahl, FGG, 15. Auflage, § 20 Rndnr. 98). Gemäß § 12 Ziff. 5 der Satzung (Blatt 316 der Akten) wird die Notgemeinschaft von zwei Vorstandsmitgliedern vertreten, darunter der Vorsitzende oder sein Stellvertreter. Nach der Rechtsauffassung der Antragsteller wäre die Beschwerde vom Vorstandsvorsitzenden und seinem Stellvertreter eingelegt. Dies genügt, um von der Zulässigkeit der Beschwerde auszugehen. Es ist auch unschädlich, dass die weiteren Beteiligten Ziff. 1 und Ziff. 2 ihre Beschwerden nicht einheitlich, sondern in getrennten und nicht aufeinander bezogenen Schriftsätzen eingelegt haben.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
3. Die Beschwerde ist jedoch nicht begründet.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
a) Die Kammer sieht aus den Gründen, die das Amtsgericht im Beschluss vom 29.01.2003 angeführt hat, keine Verletzung des rechtlichen Gehörs des Antragstellers Ziffer 1 im Antragsverfahren. Sollte dennoch eine Gehörsverletzung vorliegen, wäre diese jedenfalls im Abhilfe- und Beschwerdeverfahren geheilt worden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
b) Mit dem Amtsgericht weist die Kammer nochmals darauf hin, dass sie in ihrem Beschluss vom 09.07.2002 nur darüber zu entscheiden hatte, ob die gemäß § 37 BGB zur Abhaltung einer Mitgliederversammlung ermächtigte Gruppe ein Einladungsrecht hatte. Die Frage, ob ein Einladungsmangel vorliegt, war nicht Verfahrensgegenstand und durfte von der Kammer in jenem Verfahren nicht entschieden werden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Kammer hat aber, nicht zuletzt in der Hoffnung, dass die jetzigen Antragsteller das erhebliche Risiko der Durchführung der Versammlung vom 20.07.2002 sehen und sich doch noch auf eine gemeinsame Versammlung mit dem "... Vorstand" einigen, bereits in ihrem Beschluss vom 09.07.2002 unter Ziffer II. 5. der Gründe darauf hingewiesen, dass hier vieles dafür spricht, dass ein Einladungsmangel vorliegt.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Die Frage war im anhängigen Verfahren nunmehr zu entscheiden. Die Kammer schließt sich nach Prüfung der bereits im Beschluss vom 09.07.2002 zitierten Auffassungen von Reichert, a.a.O., Rndnr. 778 und von Zöllner-Kölner Komm AktienG § 121 Rndnr. 42 an, wonach in Fällen, in denen Einberufungen zu Mitgliederversammlungen mit gleichen Tagesordnungspunkten die Mitglieder zur selben Zeit erreichen, beide Einladungen wegen Verwirrung unwirksam sind.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Kammer ist auch der Überzeugung, dass die tatsächlichen Voraussetzungen eines derartigen Ladungsmangels hier gegeben sind. Dass die Einladungen die Mitglieder gleichzeitig erreicht haben, stellt auch der Antragsteller Ziffer 1 letztlich selbst nicht in Abrede. Er behauptet lediglich, einzelne Mitglieder hätten die Einladung nach ... nicht erhalten. Selbst wenn es so war, begründet dies jedoch keinen Zweifel daran, dass die überwiegende Mitgliederzahl die Einladungen gleichzeitig erhalten hat. Dafür spricht auch, dass das Vereinsmitglied ... erklärte, er habe die Einladungen nach ... am 17.06.2002 in ... bei der Post eingeliefert (Bl. 575). Demzufolge musste mit dem Zugang der Einladungen am 18.06. gerechnet werden. Auf der anderen Seite hat der Arbeitskreis zur Erhaltung der ... mit Schreiben vom 18.06.2002 (Blatt 578 der Akten) dem Registergericht die Einladung nach ... vorgelegt. Da nicht damit gerechnet werden kann, dass der "... Vorstand" seine Einladung den Mitgliedern des Arbeitskreises vorab überlassen hat, muss somit davon ausgegangen werden, dass auch diese Einladung einem Mitglied des Arbeitskreises, das sie dem Registergericht vorgelegt hat, am 18.06. zugegangen ist, jedenfalls nicht später. Dies deckt sich zudem mit den Angaben des Vereinsmitglieds ... in seinem Schreiben vom 18.06.2002 (Blatt 790 der Akten). Dieses Mitglied weist ausdrücklich darauf hin, es habe am 18.06.2002 beide Einladungen erhalten. Die Kammer hegt trotz der Vorhaltungen des Antragstellers Ziffer 1 keine Zweifel an der Integrität dieses Vereinsmitglieds und demnach auch nicht an der Richtigkeit seiner Angaben.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Die Problematik der Verunsicherung der Vereinsmitglieder durch eine Doppeleinladung ist auch nicht, wie der weitere Antragsteller Ziff. 2 offenbar meint, dadurch ausgeräumt, dass die Einladung nach ... durch den "Vorstandsvorsitzenden" und den "stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden" erfolgt sei. Diese Bezeichnungen "kenne das Vereinsrecht nicht". Da diese Begriffe in § 12 der Vereinssatzung allerdings ausdrücklich genannt sind, ist der Kammer schon nicht ersichtlich, was an ihrer Verwendung überhaupt zu beanstanden ist. Jedenfalls aber kann daraus nicht der Schluss gezogen werden, dass für die Vereinsmitglieder ersichtlich war, dass eine derart unterzeichnete Einladung unwirksam sei. Vielmehr war es so, dass für die Vereinsmitglieder aufgrund der gleichzeitig erfolgten Einladung unsicher war, welcher sie folgen sollten.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
c) Soweit sich dem vom Antragsteller eingeführten Protokoll der Sitzung des Landgerichts ... vom 11.12.2002 die Auffassung des Vorsitzenden Richters am Landgericht ... entnehmen lassen sollte, es sei für die Wirksamkeit der Einladungen von Belang, dass die Einladung nach ... das Datum vom 15.06., also ein früheres als die Einladung nach ... trage, die vom 17.06. datiert, vermag sich die Kammer dem nicht anzuschließen. Sie hält im Einklang mit den zitierten Literaturstellen zur Doppeleinladung den Zeitpunkt des Zugangs bei den Vereinsmitgliedern für entscheidend. Wollte man demgegenüber auf das Datum der Einladung abstellen, so läge es sogar näher, dass ein Mitglied das Schreiben mit dem späteren Datum für das entscheidende hält. Zumindest ein Mitglied, das nicht mit den Zwistigkeiten im Verein vertraut ist, dürfte einen solchen Vorgang nämlich so interpretieren, dass die zeitlich früher datierende Einladung fehlerhaft war und das zeitlich später datierende Schreiben der Korrektur dieses Fehlers dient.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Auch die weitere von Reichert a.a.O., Rndnr. 778 aufgestellte Voraussetzung, wonach die Einladungen identische Tagesordnungspunkte aufweisen müssen, ist erfüllt. Zwar enthält die Einladung nach ... neben sämtlichen Tagesordnungspunkten, welche auch die Einladung nach ... enthält, noch einen zusätzlichen Tagesordnungspunkt, nämlich eine Satzungsänderung. Darauf kann jedoch nicht entscheidend abgestellt werden. Entscheidend ist, ob die Einladungen so deckungsgleich sind, dass sie zur Verwirrung der Mitglieder beitragen können. Dies ist hier ohne weiteres der Fall.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
d) Soweit der Antragsteller Ziffer 1 in seinem Schriftsatz vom 20.12.2002 auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 28.01.1985 (WM 1985, 567) als "wichtig" hinweist (Blatt 936) ist diese Einschätzung zutreffend. Offenbar hat der Antragsteller Ziff. 1 seine früher abweichende Auffassung zu dieser Entscheidung korrigiert, zu der er noch im Schriftsatz vom 05.07.2002 (Blatt 639 der Akten) die Auffassung vertrat, sie betreffe das GmbH-Recht und habe auf das Vereinsrecht keinerlei Auswirkung. Nunmehr schließt er sich der Auffassung der Kammer in ihrem Beschluss vom 09.07.2002 (Blatt 7 des Beschlusses, Blatt 700 der Akten) zumindest insofern an, als er konzediert, dass die Entscheidung Erkenntniswert auch für das Vereinsrecht hat – was im jetzt anhängigen Verfahren allerdings vom Beschwerdegegner zu Unrecht, in Abrede gestellt wird. Dort hat die Kammer allerdings auch, was der Antragsteller Ziff. 1 jedoch übersieht, darauf hingewiesen, dass diese Entscheidung für den Fall einer gleichzeitigen Einladung keinen Erkenntniswert hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Der Entscheidung lässt sich aber immerhin außerdem entnehmen, dass der Vorstand bis zum Zeitpunkt der Einladung durch die nach § 37 BGB ermächtigte Gruppe jederzeit selbst das Recht hat, noch eine Einladung auszusprechen. Somit ist eine solche Einladung jedenfalls nach Auffassung des Bundesgerichtshofs, der sich die Kammer anschließt, weder rechts- noch treuwidrig.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Nachdem somit die aus der Versammlung in ... gefassten Beschlüsse bereits wegen des Einladungsmangels unwirksam sind, muss auf die weiteren Bedenken, welche der Verein gegen die Wirksamkeit der Beschlüsse vorgetragen hat, nicht mehr eingegangen werden.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 131 Abs. 1 Nr. 1 KostO und § 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
Die Festsetzung des Beschwerdewerts folgt aus § 131 Abs. 2 in Verbindung mit § 30 Abs. 3 in Verbindung mit Abs. 2 KostO.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
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16 UF 145/02
| 2003-03-06T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:46
| 2019-02-12T12:16:44
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 27.06.2002 - Az.: 4D F 159/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Der Beklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Gegenstand der Klage ist Kindesunterhalt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der seit 1986 in Frankreich lebende Beklagte ist der leibliche Vater der 1984 geborenen L. Leseabschrift. (Klägerin Ziffer 1) und der 1985 geborenen V. La. (Klägerin Ziffer 2). Beide wohnen bei der Mutter in M. und werden von ihr versorgt und betreut. Die Ehe der Eltern wurde mit Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 10.10.1996, rechtskräftig seit dem 19.11.1996, geschieden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Klägerinnen sind Schülerinnen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Beklagte, der die mittlere Reife abgelegt hat, ist gelernter Zahntechnikergeselle. Er war zunächst als Zahntechniker selbständig, danach freiberuflicher Mitarbeiter einer Firma in B.. Er wurde im Jahr 1998 arbeitslos und hat seit dieser Zeit keinerlei Unterhaltszahlungen für die Klägerinnen mehr erbracht.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Klägerinnen, die zunächst Prozesskostenhilfe für eine beabsichtigte Klage auf rückständigen Unterhalt ab 01.01.1998 und laufenden Unterhalt beantragt hatten, haben, nachdem der Antrag bezüglich der Rückstände teilweise abgewiesen worden war, nur noch rückständigen Unterhalt ab 01.01.2001 und laufenden Unterhalt ab 01.09.2001 begehrt und zwar in Höhe von 100 % des Regelbetrages nach der Altersstufe 3 der Düsseldorfer Tabelle und ab 01.10.2002 (Klägerin L. La.) bzw. 01.12.2003 (Klägerin V. La.) in Höhe von 100 % des Regelbetrages nach der Altersstufe 4.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Sie haben die Ansicht vertreten, der Beklagte sei verpflichtet, alles Erdenkliche zu tun, um eine Arbeitsstelle zu finden und ihnen zumindest den Mindestunterhalt zukommen zu lassen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Beklagte hat Klageabweisung beantragt und zur Begründung angeführt, er sei zu Unterhaltszahlungen nicht in der Lage. Er habe in der Zeit von 01.01.2001 bis 11.06.2001 ein tägliches Arbeitslosengeld in Höhe von FRF 140,38 bezogen, was monatlich 1.232,60 DM entspreche. In der Zeit von 12.06.2001 bis 30.06.2001 habe er kalendertäglich FRF 116,52 erhalten, monatlich wären dies ca. 1.042 DM, in der Zeit von 01.07.2001 bis 31.07.2001 kalendertäglich FRF 119,32, was monatlich etwa 1.102,91 DM entspricht. Der Beklagte hat eine Vielzahl von Bewerbungen und Absagen (nähere Einzelheiten I, 66 - 120) vorgelegt und mitgeteilt, er habe sich beim Arbeitsamt A. arbeitslos gemeldet (I, 56).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Das Amtsgericht - Familiengericht - Mannheim hat den Beklagten mit Urteil vom 27.06.2002 (I, 124 ff.) antragsgemäß zur Zahlung rückständigen und laufenden Unterhalts verurteilt. Wegen der näheren Einzelheiten wird auf das erstinstanzliche Urteil Bezug genommen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Gegen das dem Beklagten am 02.07.2002 zugestellte Urteil (I, 140) hat er am 18.07.2002 (II, 1) Berufung eingelegt und sie nach Verlängerung am 02.10.2002 (II, 17) begründet.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Er ist der Auffassung, der gegenüber minderjährigen unterhaltsberechtigten Kindern bestehenden gesteigerten Erwerbsobliegenheit nachgekommen zu sein. Da er sich ausreichend bemüht habe, sei eine Fiktion von Einkommen, wie das Amtsgericht sie vorgenommen habe, nicht gerechtfertigt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Er habe auf Stellenangebote reagiert und Firmen angeschrieben, die konkret keine Mitarbeiter suchten. Er habe über das Arbeitsamt in D. einen Arbeitsplatz auch in berufsnahen Arbeitsfeldern gesucht, habe sich europaweit beworben, aber nur Absagen erhalten. Er habe einfache Tätigkeiten wahrgenommen, die so geringfügig vergütet worden seien, dass er das Geld für sich benötigt habe.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Unstreitig hat er sich im Jahr 2002 selbständig gemacht. In der Zeit von 12.03.2002 bis 31.12.2002 hat er insgesamt 1.471 EUR verdient (II, 103). Im November 2002 hat er in Frankreich Arbeitslosenunterstützung in Höhe von 380,26 EUR (II, 101) und im Dezember 2002 eine solche in Höhe von 356,95 EUR (II, 99) erhalten.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Beklagte beantragt:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Das Urteil des Amtsgerichts Mannheim vom 27.06.2002 (4D F 159/01) wird abgeändert.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Klage wird abgewiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die Klägerinnen beantragen:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Berufung des Beklagten und Berufungsklägers wird kostenpflichtig zurückgewiesen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Sie vertreten unter Verteidigung des angefochtenen Urteils die Auffassung, der Beklagte habe seine Bemühungen, eine Arbeitsstelle zu finden, nicht ausreichend dargelegt.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Wegen der näheren Einzelheiten des Parteivorbringens und zur Ergänzung des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
II. Die zulässige Berufung ist unbegründet.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die Klägerinnen haben gegenüber dem Beklagten einen Unterhaltsanspruch gemäß den §§ 1601, 1603, 1610 BGB. Diese Unterhaltspflicht besteht auch gegenüber der inzwischen volljährigen Klägerin Ziffer 1, da sie noch zur Schule geht, bei ihrer Mutter wohnt und unverheiratet ist (§ 1603 Abs. 2 S. 2 BGB).
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Höhe des Unterhaltsanspruchs errechnet sich aus der Einkommensgruppe 1 der Düsseldorfer Tabelle und der 3. Altersstufe, bei der Klägerin Ziffer 1 ab dem 01.10.2002 , der Klägerin Ziffer 2 ab dem 01.12.2003 aus der 4. Altersstufe.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Gegenüber minderjährigen und ihnen gleichgestellten volljährigen Kinder besteht nach § 1603 Abs. 2 S. 1 BGB eine erhöhte Leistungsverpflichtung. Die für den Unterhaltsanspruch vorausgesetzte Leistungsfähigkeit des Unterhaltspflichtigen wird hierbei nicht allein durch das tatsächlich vorhandene Einkommen des Unterhaltsschuldners, sondern auch durch seine Erwerbsfähigkeit bestimmt. Reichen seine tatsächlichen Einkünfte nicht aus, so trifft ihn unterhaltsrechtlich die Obliegenheit, seine Arbeitsfähigkeit in bestmöglicher Weise einzusetzen und eine mögliche Erwerbstätigkeit auszuüben (vgl. BGH, FamRZ 1985, 158, 159; FamRZ 1994, 372, 373; Brandenburgisches OLG, MDR 2000, 1438).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Legt der - für seine den Mindestunterhalt betreffende Leistungsunfähigkeit darlegungs- und beweisbelastete (vgl. BGH, FamRZ 1996, 345, 346; OLG München, FamRZ 2002, 1271, 1272; OLG Naumburg, OLGR 2001, 559) - Unterhaltsverpflichtete nicht dar, dieser Obliegenheit vollständig gerecht geworden zu sein, so muss er sich so behandeln lassen, als ob er über ein solch hohes Einkommen verfügt, welches ihm die Zahlung des Mindestunterhaltes ermöglicht (vgl. BGH, FamRZ 1998, 357, 359; FamRZ 2000, 1358, 1359). Da die Klägerinnen im vorliegenden Fall lediglich den Mindestunterhalt geltend gemacht haben, hätte es dem Beklagten oblegen, den Nachweis zu erbringen, dass er dieser gesteigerten Erwerbspflicht nachgekommen ist. Diesen Nachweis hat der Beklagte aber weder in erster noch in zweiter Instanz erbracht. Die von ihm dargelegten Bemühungen, eine Arbeitsstelle zu erlangen, reichen hierfür nicht aus.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Dass er sich beim Arbeitsamt in D. arbeitslos gemeldet hat, reicht nicht aus (vgl. OLG Düsseldorf, FamRZ 1980, 1008; BGH, FamRZ 2000, 1358, 1359).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Ebenso wenig reicht der Umstand aus, dass er sich im Jahr 2002 selbständig gemacht hat. Der Beklagte teilt hierzu noch nicht einmal mit, auf welchem Arbeitsgebiet er sich selbständig gemacht hat und welcher Art von Tätigkeit oder Beschäftigung er konkret nachgeht, so dass nicht beurteilt werden kann, ob es sich um einen erfolgversprechenden Versuch handelt oder nicht.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Da der Beklagte nicht mitteilt, dass er an seinem neuen Wohnort in Frankreich aus anerkennenswerten Gründen gebunden ist, hätte er sich verstärkt um einen Arbeitsplatz auch außerhalb der Region D. bemühen müssen. Die von ihm in erster Instanz vorgelegten Bewerbungen reichen nicht aus. Zwar hat er sich auch auf Stellen in Deutschland und der Schweiz beworben. Die von ihm vorgelegten Bewerbungen und Absagen reichen aber nach Ansicht des Senats nicht aus, um der gesteigerten Pflicht, sich um eine Arbeitsstelle zu bemühen, nachzukommen. Die Bewerbungen beschränken sich zum einen auf sein Fachgebiet, in welchem er eine fundierte Ausbildung hat. Dies ist angesichts der Tatsache, dass der Beklagte seit nunmehr 5 Jahren arbeitslos ist, nicht mehr ausreichend. Zwar ist dem Beklagten zuzugeben, dass er sich nicht von vornherein um einen Arbeitsplatz außerhalb seines Ausbildungsstandes bemühen muss. Nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne, die bei 5 Jahren jedenfalls längstens überschritten ist, ist der Beklagte aber verpflichtet, auch Arbeiten unterhalb seines Ausbildungsniveaus zu übernehmen (so auch OLG Köln, FamRZ 1997, 1104, 1105; Brandenburgisches OLG, MDR 2000, 1438). Hierzu hat er regelmäßig und kontinuierlich die gesamte einschlägige örtliche ggf. auch überörtliche Tages- und Wochenpresse auszuwerten und eigene Annoncen zu schalten. Dass er dieser Verpflichtung nachgekommen ist, hat der Beklagte nicht in ausreichender Form dargetan. Der schlichte Hinweis darauf, er habe mehrfach „einfache Tätigkeiten, Aushilfstätigkeiten und Gelegenheitsarbeiten wahrgenommen ..., wobei die Vergütung durch die Mehraufwendungen (Unterkunft, Verpflegung, Reisekosten usw.) völlig aufgebraucht worden seien“, reicht nicht aus, da er auch insoweit Einzelheiten nicht mitteilt.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Der Beklagte hat auch nicht dargetan, dass er unter Berücksichtigung seiner individuellen Merkmale (Alter, Gesundheitszustand, Ausbildung und Berufserfahrung) von vornherein auch bei Anspannung aller Kräfte keine Chance hatte bzw. hat, in dem in Betracht kommenden räumlichen Bereich eine seine unterhaltsrechtliche Leistungsfähigkeit herstellende Anstellung zu finden. Ein Erfahrungssatz, wonach in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit keine Beschäftigungschance besteht, existiert nicht (vgl. Brandenburgisches OLG, MDR 2000, 1438, 1439). Vielmehr ist das fehlen jeglicher Chance auf dem Arbeitsmarkt im Einzelfall positiv festzustellen. An eine solche Feststellung sind aber auch bei angespannter Lage auf dem Arbeitsmarkt hohe Anforderungen zu stellen, da andernfalls keine Möglichkeit mehr besteht, zwischen vorgetäuschter und wirklicher Chancenlosigkeit zu unterscheiden (so auch OLG Köln, OLGR 1998, 396, 397). Regelmäßig kann daher erst nach konkret darzulegenden intensiven Bemühungen des Unterhaltspflichtigen festgestellt werden, ob dieser im konkreten Einzelfall eine reelle Anstellungschance hat. Hierfür gibt der Vortrag des Beklagten aber wie oben ausgeführt wurde nichts her.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Zum anderen hat der Beklagte nicht die von der Rechtsprechung geforderte Anzahl von Bewerbungen vorgelegt. Von einem arbeitslosen Unterhaltspflichtigen wird in aller Regel erwartet, dass er sich nachhaltig um einen Arbeitsplatz bemüht (vgl. BGH, FamRZ 1996, 345, 346; OLG Dresden, FamRZ 1999, 1527, 1528; OLG Naumburg, FamRZ 1997, 574 L). Die von ihm dargelegten Bemühungen genügen auch in dieser Hinsicht nicht. Mit Ausnahme des Monats Mai 2001, in welchem sich der Beklagte ausweislich der von ihm vorgelegten Bewerbungsschreiben und Absagen 18 mal auf Stellen beworben hat, was ausreichend sein könnte, hat er für die Monate Juli 2000 bis November 2001 etwa ein bis vier Bewerbungen pro Monat verfolgt, was vorliegend auf keinen Fall mehr ausreicht. Für die Zeit nach November 2001 hat er keinerlei Bewerbungen oder Absagen mehr vorgelegt, auch nicht in zweiter Instanz. Es kann daher nicht festgestellt werden, dass der Beklagte sich - mit Ausnahme des Monats Mai 2001 - nachhaltig um eine Arbeitsstelle bemüht hat.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Da er seiner Darlegungs- und Nachweispflicht nicht nachgekommen ist, ist er so zu behandeln, als ob er über ein Einkommen verfüge, welches ihm die Zahlung des Mindestunterhalts ermöglicht. Da das Amtsgericht über diesen Anspruch hinaus keinen weiteren Unterhalt zugesprochen hat, war seine Berufung letztlich ohne Erfolg.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO, diejenige über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf den §§ 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Voraussetzungen für die Zulassung der Revision liegen nicht vor, da der Fall weder grundsätzliche Bedeutung hat noch die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts erfordern (§ 543 Abs. 2 ZPO n.F.).
</td></tr></table></td></tr></table>
|
|
133,747
|
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{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
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|
2 Ws 33/2003; 2 Ws 33/03
| 2003-03-06T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:47
| 2019-02-12T12:16:45
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die Beschwerde des Angeklagten gegen den Haftbefehl des Landgerichts Ulm vom 26. Februar 2003 wird als unbegründet verworfen.</p>
<p>Der Beschwerdeführer trägt die Kosten seines Rechtsmittels.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Beschwerdeführer wurde durch nicht rechtskräftiges Urteil des Landgerichts Ulm - Schwurgerichtskammer - vom 21. Februar 2003 wegen versuchten Mordes zu der Freiheitsstrafe von 5 Jahren verurteilt. Im Anschluss an die Urteilsverkündung erging gegen den bis dahin auf freiem Fuß befindlichen Beschwerdeführer Haftbefehl. Gegen diesen Haftbefehl vom 21. Februar 2003 legte der Verteidiger Rechtsanwalt F. unter dem 25. Februar 2003 Beschwerde ein. Mit Beschluss vom 26. Februar 2003 half die Strafkammer dieser Beschwerde nicht ab und fasste den Haftbefehl neu. Gegen diesen neu gefassten Haftbefehl vom 26. Februar 2003 richtet sich die von Verteidiger Rechtsanwalt H. am 03.03.2003 namens des Beschwerdeführers erhobene Beschwerde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Strafkammer sah nach Durchführung der Hauptverhandlung am 19. und 21. Februar 2003 dringende Gründe für die Annahme, dass der Beschwerdeführer am 26. August 2002 gegen 21.30 Uhr dem Geschädigten (...) in Tötungsabsicht heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen beim Jugendhaus "T.- Bahnhof" in G. auflauerte, um sich für eine im Juni 2000 stattgefundene Auseinandersetzung mit (...) anlässlich eines Autokaufs zu rächen. Der Beschwerdeführer soll bewaffnet mit einem hölzernen Prügel in der Art eines Baseballschlägers für (...) nicht sichtbar an diesen herangetreten sein und den Holzprügel mit voller Wucht gegen Gesicht und Stirn des (...) geschlagen haben, wobei der Schlag derart heftig gewesen sein soll, dass der Holzprügel dabei zerbrach. (...) erlitt durch diesen Schlag einen mehrfachen Bruch der Stirnhöhlenvorderwand, wobei ein über dem Auge laufender Nerv endgültig zerstört wurde. (...) gelang es, im Anschluss an den Angriff zu fliehen, weshalb der Beschwerdeführer die zunächst aufgenommene Verfolgung aufgegeben haben soll.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Über die seitens des Verteidigers Rechtsanwalt F. gegen den Haftbefehl vom 21. Februar 2003 eingelegte Beschwerde vom 25. Februar 2003 braucht der Senat aufgrund prozessualer Überholung nicht zu befinden, weil dieser Haftbefehl mittlerweile durch Beschluss der Strafkammer vom 26. Februar 2003 ersetzt wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die durch den Verteidiger H. eingelegte Beschwerde vom 03.03.2003 greift den Haftbefehl der Strafkammer vom 26. Februar 2003 mit dem Vortrag an, die Strafkammer habe zu Unrecht einen bedingten Tötungsvorsatz des Beschwerdeführers angenommen. Die Strafkammer hat der Beschwerde nicht abgeholfen. Die Beschwerde ist zulässig, jedoch unbegründet. Die Voraussetzungen für den Erlass eines Haftbefehls liegen vor.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Gegen den Beschwerdeführer besteht der dringende Verdacht, (...) am Abend des 26. August 2002 in der vorbeschriebenen Art und Weise angegriffen zu haben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Bei einer Haftentscheidung eines erkennenden Gerichts aufgrund einer vorangegangenen Hauptverhandlung ist die Nachprüfung durch das Beschwerdegericht darauf beschränkt, ob die Entscheidung auf die in der Hauptverhandlung gewonnenen wesentlichen Tatsachen gestützt ist und auf einer vertretbaren Bewertung des Beweisergebnisses beruht (BGH Strafverteidiger 1991, 525/OLG Karlsruhe Strafverteidiger 1997, 312). Da dem Senat die volle Kenntnis vom Ergebnis der Beweisaufnahme fehlt, kann der angefochtene Beschluss insoweit nur eingeschränkt überprüft werden (OLG Frankfurt/Main, Strafverteidiger 1995, 593).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Strafkammer hat sich in dem angefochtenen Beschluss mit den in der Hauptverhandlung gewonnenen Beweisergebnissen auseinandergesetzt und detailliert dargelegt, warum der Beschwerdeführer dringend tatverdächtig ist. Nach den Ausführungen im Haftbefehl vom 26. Februar 2003 wurde der Beschwerdeführer nicht nur vom Tatopfer (...) sondern auch von weiteren Zeugen als Angreifer identifiziert. In diesem Zusammenhang hat die Strafkammer ferner ausgeführt, dass sie Aussagen weiterer Zeugen, die dem Beschwerdeführer ein angebliches Alibi bestätigten, für Falschaussagen hält.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Diese Ausführungen der Strafkammer genügen den Anforderungen an eine in sich schlüssige und vertretbare Darlegung des dringenden Tatverdachts. Die weitergehende - und durch den Beschwerdeschriftsatz vom 03. März 2003 aufgeworfene - Frage, welche Wertung der aus dem Inbegriff der Hauptverhandlung gewonnenen Erkenntnisse rechtlich richtig ist, entzieht sich der Entscheidung des Senats im Beschwerdeverfahren (BGH aaO, OLG Karlsruhe aaO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Strafkammer hat ferner mit zutreffenden Erwägungen den Haftgrund der Fluchtgefahr gemäß § 112 Abs. 2 Nr. 2 StPO bejaht. Da das Maß der Fluchtgefahr maßgeblich von der Straferwartung indiziert wird und diese gleichermaßen wie der dringende Tatverdacht vorliegend allein aus dem Inbegriff der Hauptverhandlung zu beurteilen ist, ist der Senat in seiner Prüfungskompetenz insoweit ebenfalls auf die Frage beschränkt, ob die Bewertung der Fluchtgefahr auf die in der Hauptverhandlung gewonnenen Tatsachen gestützt ist und auf einer vertretbaren Bewertung des Beweisergebnisses beruht (OLG Karlsruhe aaO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Vorliegend hat die Strafkammer ausgeführt, dass der Beschwerdeführer zwar in Deutschland aufgewachsen, jedoch im Inland nicht derart verwurzelt ist, dass mit hinreichender Sicherheit erwartet werden kann, er werde sich der Strafvollstreckung stellen. Eine Flucht in die Türkei liegt nach der Bewertung der Strafkammer nahe, da eine ältere Schwester des Beschwerdeführers dort lebt. Über einen festen Arbeitsplatz im Inland verfügt der Beschwerdeführer nicht. Zudem hat er im Inland Schulden in einer Höhe von mehreren hunderttausend Euro, die er nicht bedienen kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Strafkammer setzt sich ferner mit der Tatsache auseinander, dass sich der bis dato auf freiem Fuß befindliche Beschwerdeführer der Hauptverhandlung gestellt hat, bejaht aber gleichwohl eine Fluchtgefahr. Sie führt dies in vertretbarer Weise auf die aus dem Inbegriff der Hauptverhandlung resultierende Bewertung zurück, dass der Beschwerdeführer bis zuletzt der Überzeugung gewesen sei, sich durch Aussagen von ersichtlich beeinflussten Zeugen aus der Verantwortung stehlen zu können. Es liegt auf der Hand, dass insoweit nach Verkündung des Urteils vom 21. Februar mit einem Strafmaß von 5 Jahren Freiheitsstrafe eine veränderte Bewertungsgrundlage vorliegt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Diese Ausführungen zur Fluchtgefahr sind in sich schlüssig und vertretbar und begegnen daher keinen Bedenken.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Soweit die Strafkammer im angefochtenen Beschluss neben dem Haftgrund der Fluchtgefahr auch den Haftgrund des § 112 Abs. 3 StPO bejaht, bedarf es einer diesbezüglichen Entscheidung des Senates nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Eine Außervollzugsetzung des Haftbefehls kommt nach den insoweit ebenfalls vertretbaren Ausführungen der Strafkammer nicht in Betracht. Bei dem hochverschuldeten Beschwerdeführer bietet die Stellung einer Sicherheit - welche von Dritten zu erbringen wäre - keine hinreichende Aussicht, den Fluchtanreiz auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Im Hinblick auf die erst wenige Tage andauernde Untersuchungshaft und die absehbare Zeitspanne bis zur Entscheidung über eingelegte Rechtsmittel ist der weitere Vollzug der Untersuchungshaft auch verhältnismäßig.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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133,748
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"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
4 W 4/03
| 2003-03-06T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:48
| 2019-02-12T12:16:45
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.   </td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auf die sofortige Beschwerde der Klägerin wird der Beschluss des Landgerichts Stuttgart vom 12.12.2002 dahingehend</td>
</tr>
</table>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>abgeändert,</p>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
<blockquote>
<p>dass die Beklagte 5/6 und die Klägerin 1/6 der erstinstanzlichen Kosten zu tragen haben.</p>
</blockquote>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.   </td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die Kosten des Beschwerdeverfahrens trägt die Beklagte.</td>
</tr>
</table>
<p>Beschwerdewert: EUR 1.958,–</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> Mit ihrer sofortigen Beschwerde wendet sich die Klägerin gegen die Kostenentscheidung des Landgerichts im angefochtenen Beschluss, mit welchem die Kosten des Rechtsstreits gegeneinander aufgehoben wurden. Die Klägerin beantragt eine Abänderung dahingehend, dass die Beklagte 5/6 und die Klägerin lediglich 1/6 der Kosten des Verfahrens zu tragen haben.
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Das Landgericht hat der sofortigen Beschwerde nicht abgeholfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die in zulässiger Weise eingelegte sofortige Beschwerde der Klägerin hat Erfolg und führt zur Abänderung des angefochtenen Beschlusses.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Klägerin weist zu Recht darauf hin, dass der geltend gemachte Unterlassungsanspruch gegen die Beklagte bereits deshalb begründet gewesen wäre, nachdem die Beklagte schon dadurch eine Urheberrechtsverletzung begangen hat, weil sie entgegen der ausdrücklich vereinbarten Auflage von 13.000 Vervielfältigungsstücken unstreitig 20.000 Vervielfältigungsstücke des streitgegenständlichen Werkes von Pablo Picasso hergestellt hat. Ausweislich der als Anlage K 6 (Bl. 16 d. A.) vorgelegten Reproduktionsgenehmigung wurde der Beklagten die Genehmigung erteilt, eine Weihnachtskarte mit einer Lithografie Picassos in einer Auflagenhöhe von 13.000 Stück zu reproduzieren. In den der Reproduktionsgenehmigung beigefügten allgemeinen Konditionen der Rechtevergabe wird ausdrücklich daraufhin hingewiesen, dass Nachauflagen über die genehmigte Auflage hinaus einer erneuten Genehmigung bedürfen. Dagegen hat die Beklagte unstreitig verstoßen. Nach § 32 UrhG kann der Urheber das Nutzungsrecht räumlich, zeitlich oder inhaltlich beschränken. Die Überschreitung einer Nutzungsbefugnis stellt eine Rechtsverletzung im Sinne des § 97 UrhG dar (vgl. Nordemann, Urheberrecht, 9. Aufl., § 97 Rn. 7), deren Unterlassung der Urheber daher verlangen kann. Dabei folgt aus der Tatsache der Rechtsverletzung ohne weiteres in aller Regel die Gefahr ihrer Wiederholung (vgl. Nordemann, § 97 Rn. 22). Anhaltspunkte, durch welche die Wiederholungsgefahr vorliegend widerlegt würde, wurden von der Beklagten nicht vorgetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Entgegen der Auffassung des Landgerichts hätte daher über den geltend gemachten Unterlassungsanspruch bereits ohne weitere Beweisaufnahme entschieden werden können. Da der Unterlassungsanspruch der Klägerin zum Zeitpunkt der übereinstimmenden Erledigungserklärungen der Parteien zulässig und begründet gewesen wäre, ist dies bei der Kostenentscheidung nach § 91a ZPO zu berücksichtigen. In Anbetracht des auf den Unterlassungsanspruch entfallenen Streitwertes in Höhe von 25.000,-- EUR waren daher im Ergebnis der Beklagten antragsgemäß 5/6 der erstinstanzlichen Kosten aufzuerlegen, während die Klägerin nur 1/6 der Kosten zu tragen hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Kostenentscheidung für das Beschwerdeverfahren beruht auf § 91 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,745
|
lg-tubingen-2003-03-05-6-o-13702
|
{
"id": 143,
"name": "Landgericht Tübingen",
"slug": "lg-tubingen",
"city": 95,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
}
|
6 O 137/02
| 2003-03-05T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:46
| 2019-01-17T11:53:43
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<h3>1. Die Klage wird abgewiesen.</h3>
<h3>2. Die Klägerin trägt die Kosten des Rechtsstreits.</h3>
<h3>3. Das Urteil ist für die Beklagte wegen der Kosten vorläufig ohne Sicherheitsleistung vollstreckbar; die Klägerin kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe des vollstreckbaren Betrages abwenden.</h3>
<h3>Streitwert: 8929,71 EUR</h3>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> <h3>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin begehrt von den Beklagten die Bezahlung des restlichen Kaufpreises für die von ihnen erworbene Eigentumswohnung in T.
</h3>
<h3>
<rd nr="2"/>
Im wesentlichen geht es um die mitverkaufte untere Ebene eines sogenannten „Doppelparkers".
</h3>
<h3>
<rd nr="3"/>
Mit notariellen Kaufvertrag vom 26. Oktober 1999 erwarben die Beklagten (geboren 1921 und 1919) von der als Bauträgerin tätigen Klägerin die Eigentumswohnung Nr. 3 sowie die untere Parkebene eines Doppelparkers, im Aufteilungsplan mit Nr. 9 bezeichnet, alles belegen im von der Klägerin zu errichtenden Gebäude in T. Der Kaufpreis betrug 499.000 DM; davon entfielen (- ohne gesonderten Ausweis im Kaufvertrag - ) 25.000 DM auf die untere Parkebene des Doppelparkers. Stellplätze bot die Klägerin damals für 10.000,00 DM an.
</h3>
<h3>
<rd nr="4"/>
Am 22. Februar 2001 nahmen die Beklagten die Wohnung ab. Die Wohnung wird von den Beklagten bewohnt, der Doppelparker, ein Modell „Wöhr Parklift 402 Kompakttyp“ entsprechend seinen Möglichkeiten genutzt. Die Schlüsselübergabe für den Doppelparker erfolgte am 1. Oktober 2001.
</h3>
<h3>
<rd nr="5"/>
Im notariellen Kaufvertrag werden die „Doppelparker“ wie folgt beschrieben:
</h3>
<h3>
<rd nr="6"/>
<em>„ ... errichtet .... ein Wohnhaus mit ... vier Garagenstellplätzen (zwei Doppelparkern) ...“.</em>
</h3>
<h3>
<rd nr="7"/>
In der Teilungserklärung ist vermerkt:
</h3>
<h3>
<rd nr="8"/>
<em>„4. Garagen ... dürfen nur zum Abstellen von Personenkraftwagen, Motorrädern und Fahrrädern benutzt werden. ...“</em>
</h3>
<h3>
<rd nr="9"/>
Die Baubeschreibung führt aus:
</h3>
<h3>
<rd nr="10"/>
<em>„Garagen </em>
</h3>
<h3>
<rd nr="11"/>
<em>Zufahrt und Ausführung nach Plan. ....  Parken jeweils auf Doppelparker, elektrogesteuert über Schlüsselschalter, Rolltor mit Elektroantrieb ...“</em>
</h3>
<h3>
<rd nr="12"/>
In einem Ansichtsplan „Süd-Ost“, Maßstab 1 : 100, sind für den Boden des Doppelparkers und für das Niveau der Unterkante der Toröffnung Höhenangaben über Normalnull
<em>(„438,20“ und „~ 439,90“)</em>
eingetragen.
</h3>
<h3>
<rd nr="13"/>
Weitergehende Beschreibungen des Doppelparkers oder Nutzungseinschränkungen sind weder im Kaufvertrag noch in den weiteren Unterlagen, auf die im Kaufvertrag Bezug genommen wurde, enthalten.
</h3>
<h3>
<rd nr="14"/>
Am 27. September 2001 erstellte die Klägerin ihre Schlußrechnung über 17.465,00 DM (entsprechend nunmehr 8.929,71 EUR). In der Folgezeit kam es zwischen den Parteien zum Streit über den Doppelparker: Während die Beklagten dessen Höhe und Benutzbarkeit bemängelten, ging die Klägerin von der Ordnungsgemäßheit des Doppelparkers aus.
</h3>
<h3>
<rd nr="15"/>
Die Klägerin trägt weiter vor:
</h3>
<h3>
<rd nr="16"/>
Der Doppelparker bzw. dessen untere Ebene entspreche einer unteren Doppelparkerebene mittlerer Art und Güte, weshalb die Klägerin die von ihr geschuldete Leistung insoweit mangelfrei erbracht habe.
</h3>
<h3>
<rd nr="17"/>
Die Klägerin stellt folgenden Antrag:
</h3>
<h3>
<rd nr="18"/>
Die Beklagten werden verurteilt, an die Klägerin 8.929,71 EUR nebst Zinsen hieraus in Höhe von 6 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 12. Oktober 2001 zu bezahlen.
</h3>
<h3>
<rd nr="19"/>
Die Beklagten beantragen
</h3>
<h3>
<rd nr="20"/>
Klagabweisung.
</h3>
<h3>
<rd nr="21"/>
Die Beklagten tragen weiter vor:
</h3>
<h3>
<rd nr="22"/>
Die untere Ebene des Doppelparkers sei erheblich mangelhaft. Eine Nutzung wäre mit vielen serienmäßigen Personenkraftwagen bereits wegen deren Abmessung nicht möglich; der Fahrer könne nur gebückt zur Fahrertür gelangen. Wegen dieser Umstände müsse eine Minderung von mindestens 15.000,00 DM vorgenommen werden.
</h3>
<h3>
<rd nr="23"/>
Daneben streiten die Parteien noch wegen der Höhe der Zurückbehaltung bzw. über die Ursache eines - ansonsten unstreitigen - Klemmens der Schlafzimmertür bei deren Schließen sowie über einen Anspruch auf eine Gutschrift wegen des Entfalls einer Tür.
</h3>
<h3>
<rd nr="24"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Schriftsätze der Parteien und deren Erklärungen in der Verhandlung vom 30. Januar 2003 Bezug genommen.
</h3>
<h3>
<rd nr="25"/>
Das Gericht hat am 30. Januar 2003 einen Augenschein durchgeführt. Wegen dessen Ergebnis wird auf das Protokoll vom 30. Januar 2003 Bezug genommen.
</h3>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td> </td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <h3><rd nr="26"/>Die zulässige Klage ist unbegründet.</h3>
<h3><rd nr="27"/>Die Beklagten sind zur Minderung des Kaufpreises in mindestens der Höhe der eingeklagten Forderung berechtigt.</h3>
<h3><rd nr="28"/>Der verkaufte untere Doppelparker - Garagenplatz ist mit einem Fehler behaftet, der sowohl seinen Wert als auch seine vertragsgemäße Nutzung und damit Tauglichkeit ganz erheblich beeinträchtigt.</h3>
<h3><rd nr="29"/>Geschuldet war laut Kaufvertrag ein Parkierungsmöglichkeit für einen Personenkraftwagen. Eine Einschränkung hinsichtlich des Typs oder der Größe des Personenkraftwagens war nicht Vertragsgegenstand.</h3>
<h3><rd nr="30"/>Unter Parken versteht man das Abstellen eines Fahrzeugs auf einer dafür vorgesehenen Fläche bzw. in einem dafür vorgesehenen Raum; der Fahrer steuert dabei das Fahrzeug zunächst auf diese Fläche bzw. in diesen Raum, steigt dann aus und verläßt zu Fuß die entsprechende Fläche bzw. diesen Raum. Beim späteren Beenden des Parkens verhält er sich umgekehrt.</h3>
<h3><rd nr="31"/>Ohne ausdrückliche Einschränkung kann ein Käufer eines Garagenparkplatzes, auch einer unteren Ebene eines sogenannten Doppelparkers, nicht nur davon ausgehen, daß er dort einen handelsüblichen Personenkraftwagen abstellen kann, sondern zudem, daß er als Fahrer zumindest nicht weit überdurchschnittlicher Körpergröße auch aufrechten Gangs zur Fahrertür hin und wieder weg gehen kann.</h3>
<h3><rd nr="32"/>Der vorliegend zu beurteilende Doppelparker ist laut Hersteller-Datenblatt, das nicht Gegenstand der vorvertraglichen Verhandlungen zwischen den Parteien und auch nicht Gegenstand des Kaufvertrags war, ein sogenannter Kompakttyp-Parklift, in seiner unteren Parkebene geeignet für Fahrzeuge bis 150 cm bei einem Plattformabstand zur oberen Parkeben von 155 cm. Er weist tatsächlich in seiner unteren Ebene eine lichte Höhe von - gemessen beim Augenschein - knapp 157 cm auf. Er kann damit nur mit Fahrzeugen bis 150 cm Höhe genutzt werden, zumal kein waagrechtes Einfahren möglich ist, sondern das Fahrzeug ab der Garagenschwelle schräg nach unten rollen muß und dabei im Heckbereich nach oben zeigt. Diese lichte Höhe läßt eine Nutzung mit einer Vielzahl serienmäßiger Personenkraftwagen nicht zu. Durch das Gericht konnten beispielsweise folgende Fahrzeughöhen auf den jeweiligen Herstellerseiten im Internet eingesehen, ausgedruckt und damit als gerichtsbekannt verwertet werden:</h3>
<h3><rd nr="33"/><em>Smart: 154,9 cm</em></h3>
<h3><rd nr="34"/><em>Mercedes - Benz A-Klasse: 157,5 cm bzw. 158,9 cm</em></h3>
<h3><rd nr="35"/><em>VW Sharan: 173,0 cm</em></h3>
<h3><rd nr="36"/><em>Opel Zafira: 168,4 cm</em></h3>
<h3><rd nr="37"/>Bei allen vorgenannten Fahrzeugen handelt es sich nur um Personenkraftwagen der Unter- und Mittelklasse; mit all diesen Fahrzeugen läßt sich die erworbene Parkierungsmöglichkeiten überhaupt nicht, auch nicht teilweise oder mit Einschränkungen, nutzen.</h3>
<h3><rd nr="38"/>Läßt sich aber eine Garage nicht einmal mit handelsüblichen (kleineren) Personenkraftwagen nutzen, ist ihre Tauglichkeit, Nutzbarkeit und auch ihr Verkehrswert massiv eingeschränkt.</h3>
<h3><rd nr="39"/>Aufgrund der lichten Höhe von knapp 1,57 m verlangt ein Parkierungsvorgang, daß der Fahrer - egal ob älter oder jünger - nur in deutlich gebückter Körperhaltung, seitlich vorangehend, den Oberkörper nach vorn oder hinten drehend und gleichzeitig deutlich beugend, zur Fahrertür gelangen kann. Auch dieser Umstand schränkt die Nutzbarkeit und Tauglichkeit einer Garage erheblich ein. Je nach körperlichem oder altersmäßigen Befinden kann damit eine Nutzbarkeit sogar gänzlich ausgeschlossen sein.</h3>
<h3><rd nr="40"/>Auf all diese ganz erheblichen Einschränkungen der regelmäßig zu erwartenden Nutzbarkeit wurde im Vertrag nicht hingewiesen. Allein aus den Höhenangaben über Normalnull kann und muß sich ein Erwerber derartige Einschränkungen nicht herauslesen. Wenn die Klägerin einen vorbeschriebenen Doppelparker-Garagenplatz als fehlerfrei verkaufen möchte, müßte sie auf die erheblichen Nutzungsbeschränkungen unmißverständlich hinweisen.</h3>
<h3><rd nr="41"/>Der Doppelparker wurde auch nicht rügelos angenommen. Bei der förmlichen Abnahme der Wohnung am 22. Februar 2001 war der Doppelparker noch nicht nutzbar, die Schlüssel wurden erst am 1. Oktober 2001 ausgehändigt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt keine rügelose Annahme.</h3>
<h3><rd nr="42"/>Die Beklagten sind zur Minderung der Werklohnforderung der Klägerin berechtigt, nachdem die Klägerin einerseits die Nachbesserung verweigert hat und von der Mangelfreiheit ausgeht und andererseits eine Nachbesserung der mit einem Sondernutzungsrecht für die Beklagten versehenen unteren Parkebene nachträglich weder technisch noch eigentumsrechtlich ohne weiteres möglich ist.</h3>
<h3><rd nr="43"/>Die Höhe der Minderung war wie folgt zu ermitteln:</h3>
<h3><rd nr="44"/>Zunächst war von einem auf den Garagenplatz entfallenden Kaufpreis von 25.000 DM auszugehen, der, nachdem er durch die Parteien als marktüblich durch den Vertragsabschluß akzeptiert worden war, auch dem Wert eines mangelfreien Garagenplatzes entsprach.</h3>
<h3><rd nr="45"/>Der Wert im vorliegenden mangelhaften Zustand hatte sich zum einen an der nur eingeschränkten Nutzbarkeit zu orientieren (keine Parkierungsmöglichkeit für zahlreiche handelsübliche Personenkraftwagen), zum andern an den Nutzungserschwernissen beim Ein- und Aussteigen aus dem Fahrzeug bzw. beim Betreten des Parkraums.</h3>
<h3><rd nr="46"/>Hierbei war zu sehen, daß die Parteien unstreitig von einem Wert von 10.000 DM für einen mangelfreien Außenabstellplatz ausgingen, wobei aber kein anderer Erwerber zum Tausch „Abstellplatz gegen Doppelparker“ mehr bereit war. Nachdem jedoch auch ein Abstellplatz eine Nutzung für regelmäßig alle handelsüblichen Personenkraftwagen (zumindest Großserienfahrzeuge) voraussetzt, konnte der Wert des vorliegenden mangelhaften Doppelparkers (untere Ebene) nur deutlich unter 10.000 DM liegen. Innerhalb dieses dann nur noch engen Rahmens hat die Kammer gemäß § 287 Abs. 2 ZPO (vgl. OLG Karlsruhe, 27. Januar 1984, 10 U 11/83 = OLGZ 1984, 250 ff) einen Minderungsbetrag in Höhe von mindestens der Klagforderung bzw. umgekehrt einen Wert der mangelhaften unteren Parkebene von höchstens 7.535,00 DM zugrundegelegt.</h3>
<h3><rd nr="47"/>Vor diesem Hintergrund kam es auf den weitergehenden Streit wegen des Klemmens der Schlafzimmertür und der Verrechnung einer etwaigen Gutschrift nicht mehr an.</h3>
<h3><rd nr="48"/>Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Nr. 11, 711 ZPO.</h3></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <h3><rd nr="26"/>Die zulässige Klage ist unbegründet.</h3>
<h3><rd nr="27"/>Die Beklagten sind zur Minderung des Kaufpreises in mindestens der Höhe der eingeklagten Forderung berechtigt.</h3>
<h3><rd nr="28"/>Der verkaufte untere Doppelparker - Garagenplatz ist mit einem Fehler behaftet, der sowohl seinen Wert als auch seine vertragsgemäße Nutzung und damit Tauglichkeit ganz erheblich beeinträchtigt.</h3>
<h3><rd nr="29"/>Geschuldet war laut Kaufvertrag ein Parkierungsmöglichkeit für einen Personenkraftwagen. Eine Einschränkung hinsichtlich des Typs oder der Größe des Personenkraftwagens war nicht Vertragsgegenstand.</h3>
<h3><rd nr="30"/>Unter Parken versteht man das Abstellen eines Fahrzeugs auf einer dafür vorgesehenen Fläche bzw. in einem dafür vorgesehenen Raum; der Fahrer steuert dabei das Fahrzeug zunächst auf diese Fläche bzw. in diesen Raum, steigt dann aus und verläßt zu Fuß die entsprechende Fläche bzw. diesen Raum. Beim späteren Beenden des Parkens verhält er sich umgekehrt.</h3>
<h3><rd nr="31"/>Ohne ausdrückliche Einschränkung kann ein Käufer eines Garagenparkplatzes, auch einer unteren Ebene eines sogenannten Doppelparkers, nicht nur davon ausgehen, daß er dort einen handelsüblichen Personenkraftwagen abstellen kann, sondern zudem, daß er als Fahrer zumindest nicht weit überdurchschnittlicher Körpergröße auch aufrechten Gangs zur Fahrertür hin und wieder weg gehen kann.</h3>
<h3><rd nr="32"/>Der vorliegend zu beurteilende Doppelparker ist laut Hersteller-Datenblatt, das nicht Gegenstand der vorvertraglichen Verhandlungen zwischen den Parteien und auch nicht Gegenstand des Kaufvertrags war, ein sogenannter Kompakttyp-Parklift, in seiner unteren Parkebene geeignet für Fahrzeuge bis 150 cm bei einem Plattformabstand zur oberen Parkeben von 155 cm. Er weist tatsächlich in seiner unteren Ebene eine lichte Höhe von - gemessen beim Augenschein - knapp 157 cm auf. Er kann damit nur mit Fahrzeugen bis 150 cm Höhe genutzt werden, zumal kein waagrechtes Einfahren möglich ist, sondern das Fahrzeug ab der Garagenschwelle schräg nach unten rollen muß und dabei im Heckbereich nach oben zeigt. Diese lichte Höhe läßt eine Nutzung mit einer Vielzahl serienmäßiger Personenkraftwagen nicht zu. Durch das Gericht konnten beispielsweise folgende Fahrzeughöhen auf den jeweiligen Herstellerseiten im Internet eingesehen, ausgedruckt und damit als gerichtsbekannt verwertet werden:</h3>
<h3><rd nr="33"/><em>Smart: 154,9 cm</em></h3>
<h3><rd nr="34"/><em>Mercedes - Benz A-Klasse: 157,5 cm bzw. 158,9 cm</em></h3>
<h3><rd nr="35"/><em>VW Sharan: 173,0 cm</em></h3>
<h3><rd nr="36"/><em>Opel Zafira: 168,4 cm</em></h3>
<h3><rd nr="37"/>Bei allen vorgenannten Fahrzeugen handelt es sich nur um Personenkraftwagen der Unter- und Mittelklasse; mit all diesen Fahrzeugen läßt sich die erworbene Parkierungsmöglichkeiten überhaupt nicht, auch nicht teilweise oder mit Einschränkungen, nutzen.</h3>
<h3><rd nr="38"/>Läßt sich aber eine Garage nicht einmal mit handelsüblichen (kleineren) Personenkraftwagen nutzen, ist ihre Tauglichkeit, Nutzbarkeit und auch ihr Verkehrswert massiv eingeschränkt.</h3>
<h3><rd nr="39"/>Aufgrund der lichten Höhe von knapp 1,57 m verlangt ein Parkierungsvorgang, daß der Fahrer - egal ob älter oder jünger - nur in deutlich gebückter Körperhaltung, seitlich vorangehend, den Oberkörper nach vorn oder hinten drehend und gleichzeitig deutlich beugend, zur Fahrertür gelangen kann. Auch dieser Umstand schränkt die Nutzbarkeit und Tauglichkeit einer Garage erheblich ein. Je nach körperlichem oder altersmäßigen Befinden kann damit eine Nutzbarkeit sogar gänzlich ausgeschlossen sein.</h3>
<h3><rd nr="40"/>Auf all diese ganz erheblichen Einschränkungen der regelmäßig zu erwartenden Nutzbarkeit wurde im Vertrag nicht hingewiesen. Allein aus den Höhenangaben über Normalnull kann und muß sich ein Erwerber derartige Einschränkungen nicht herauslesen. Wenn die Klägerin einen vorbeschriebenen Doppelparker-Garagenplatz als fehlerfrei verkaufen möchte, müßte sie auf die erheblichen Nutzungsbeschränkungen unmißverständlich hinweisen.</h3>
<h3><rd nr="41"/>Der Doppelparker wurde auch nicht rügelos angenommen. Bei der förmlichen Abnahme der Wohnung am 22. Februar 2001 war der Doppelparker noch nicht nutzbar, die Schlüssel wurden erst am 1. Oktober 2001 ausgehändigt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt keine rügelose Annahme.</h3>
<h3><rd nr="42"/>Die Beklagten sind zur Minderung der Werklohnforderung der Klägerin berechtigt, nachdem die Klägerin einerseits die Nachbesserung verweigert hat und von der Mangelfreiheit ausgeht und andererseits eine Nachbesserung der mit einem Sondernutzungsrecht für die Beklagten versehenen unteren Parkebene nachträglich weder technisch noch eigentumsrechtlich ohne weiteres möglich ist.</h3>
<h3><rd nr="43"/>Die Höhe der Minderung war wie folgt zu ermitteln:</h3>
<h3><rd nr="44"/>Zunächst war von einem auf den Garagenplatz entfallenden Kaufpreis von 25.000 DM auszugehen, der, nachdem er durch die Parteien als marktüblich durch den Vertragsabschluß akzeptiert worden war, auch dem Wert eines mangelfreien Garagenplatzes entsprach.</h3>
<h3><rd nr="45"/>Der Wert im vorliegenden mangelhaften Zustand hatte sich zum einen an der nur eingeschränkten Nutzbarkeit zu orientieren (keine Parkierungsmöglichkeit für zahlreiche handelsübliche Personenkraftwagen), zum andern an den Nutzungserschwernissen beim Ein- und Aussteigen aus dem Fahrzeug bzw. beim Betreten des Parkraums.</h3>
<h3><rd nr="46"/>Hierbei war zu sehen, daß die Parteien unstreitig von einem Wert von 10.000 DM für einen mangelfreien Außenabstellplatz ausgingen, wobei aber kein anderer Erwerber zum Tausch „Abstellplatz gegen Doppelparker“ mehr bereit war. Nachdem jedoch auch ein Abstellplatz eine Nutzung für regelmäßig alle handelsüblichen Personenkraftwagen (zumindest Großserienfahrzeuge) voraussetzt, konnte der Wert des vorliegenden mangelhaften Doppelparkers (untere Ebene) nur deutlich unter 10.000 DM liegen. Innerhalb dieses dann nur noch engen Rahmens hat die Kammer gemäß § 287 Abs. 2 ZPO (vgl. OLG Karlsruhe, 27. Januar 1984, 10 U 11/83 = OLGZ 1984, 250 ff) einen Minderungsbetrag in Höhe von mindestens der Klagforderung bzw. umgekehrt einen Wert der mangelhaften unteren Parkebene von höchstens 7.535,00 DM zugrundegelegt.</h3>
<h3><rd nr="47"/>Vor diesem Hintergrund kam es auf den weitergehenden Streit wegen des Klemmens der Schlafzimmertür und der Verrechnung einer etwaigen Gutschrift nicht mehr an.</h3>
<h3><rd nr="48"/>Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Nr. 11, 711 ZPO.</h3></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td/></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td>
</td></tr></table>
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133,744
|
olgkarl-2003-03-03-1-u-6702
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
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1 U 67/02
| 2003-03-03T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:45
| 2019-02-12T12:16:44
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Heidelberg vom 08.03.2002 - 2 O 65/01 - wird mit der Maßgabe zurückgewiesen, dass die Beklagte verurteilt wird, von dem Grundstück in S., eingetragen im Grundbuch von S., entsprechend dem Plan, der dem Urteil des Landgerichts Heidelberg vom 08.03.2002 angeheftet ist - eine Fläche von ca. 1000 m² in Planfeld D (Mischgebiet), beginnend von der südwestlichen Grundstückskante (Unland), ehemals Gleiskörper, in südwestlicher Richtung (B 50) einmessen zu lassen und diesen neu eingemessenen Grundstücksanteil an den Kläger zu übertragen Zug um Zug gegen Zahlung eines Betrages in Höhe von 1.129,64 EUR.</p>
<p>2. Die Beklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht der Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger verlangt aufgrund eines zwischen den Parteien geschlossenen notariellen Grundstückskaufvertrages Rückübertragung eines Grundstücksanteils von ca. 1.000,00 m² in S., das zuvor im Rahmen dieses Vertrages vom Kläger, dem ursprünglichen Eigentümer, an die Beklagte übereignet worden war. Die Beklagte wendet sich dagegen, diesen Grundstücksanteil übertragen zu müssen, ohne dass der Kläger im Gegenzug die Kosten trägt, die der Beklagten im Zusammenhang mit der Entsorgung einer Teerdecke auf dem Grundstück entstanden sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Auf die tatsächlichen Feststellungen des Urteils des Landgerichts Heidelberg vom 08.03.2002 wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Kläger hat beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Beklagte wird verurteilt, an den Kläger eine Fläche von 1000 m² im Planfeld D (Mischgebiet), beginnend von der südwestlichen Grundstückskante (Unland), ehemals Gleiskörper, in südwestlichen Richtung (B 50) einmessen zulassen und zu übertragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Beklagte hat beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die im Klageantrag bezeichneten Fläche zu übertragen, Zug um Zug gegen Zahlung eines Betrages in Höhe von DM 46.987,31.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Das Landgericht hat die Beklagte nach Einholung eines schriftlichen und mündlichen Gutachtens und nach Vernehmung des Zeugen St. zur Einmessung von 1.000 m² an dem Grundstück und Übertragung des neu zu bildenden Grundstücksteils Zug um Zug gegen Zahlung eines Betrages in Höhe von 1.129,64 EUR verurteilt. Es war der Auffassung, dass der Kläger zwar die Vermessungs- und Löschungskosten in Höhe von insgesamt 1.129,64 EUR zu zahlen habe, nicht jedoch die Kosten, die im Zusammenhang mit der Entfernung einer Teerdecke (nebst Gutachterkosten), die auf dem Grundstück vorhanden war, entstanden seien. Gewährleistungsrechte seien ausgeschlossen; es handele sich auch nicht um Altlasten im Sinne des § 8 Abs. 3 des notariellen Vertrages, zu deren Beseitigung sich der Kläger verpflichtet habe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Hiergegen wendet sich die Beklagte mit ihrer Berufung. Sie ist - unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vortrages - weiterhin der Auffassung, dass die Kosten, die im Zusammenhang mit der Entsorgung der Teerdecke entstanden sind, vom Kläger zu tragen sind, da es sich hierbei um Altlasten handle. Die Parteien hätten vertraglich vereinbart, dass der Kläger die Kosten für die Entsorgung sämtlicher Stoffe, die aufgrund umweltrechtlicher Vorschriften zu beseitigen gewesen seien, zu tragen habe und dass der Beklagten keine weiteren Kosten für das Herstellen eines bebauungsfähigen Zustandes des Grundstückes entstehen sollten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Beklagte beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Unter Abänderung des Urteils des Landgerichts Heidelberg vom 08.03.2002, Az. 2 O 65/01, wird die Beklagte verurteilt, an den Kläger von dem Grundstück in S., eingetragen im Grundbuch des Amtsgerichts S., entsprechend dem Plan, der dem Urteil des Landgerichts Heidelberg vom 08.03.2002 beigefügt ist - eine Fläche von ca. 1000 m² in Planfeld D (Mischgebiet), beginnend von der südwestlichen Grundstückskante (Unland), ehemals Gleiskörper, in südwestlicher Richtung (B 50) einmessen zu lassen und zu übertragen Zug um Zug gegen Zahlung eines weiteren Betrages i.H.v. 22.032,36 EUR. Die weitergehende Klage wird abgewiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Kläger beantragt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Zurückweisung der Berufung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Kläger wiederholt und vertieft sein erstinstanzliches Vorbringen und verteidigt das angefochtene Urteil.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die im Berufungsverfahren gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen, die Gegenstand der mündlichen Verhandlung waren.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die zulässige Berufung ist nicht begründet. Mit zutreffenden Gründen, die durch das Berufungsvorbringen der Beklagten nicht entkräftet werden, hat das Landgericht der Klage im zugesprochenen Umfang stattgegeben.
</td></tr></table>
<table><tr><td>A.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Der Kläger hat die der Beklagten durch die Entsorgung der Teerdecke entstandenen Kosten nicht zu tragen. Eine Kostentragungspflicht ergibt sich weder aus den vertraglichen Vereinbarungen noch aus (umwelt-)gesetzlichen Vorschriften.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
1. In nicht zu beanstandender Weise ging das Landgericht davon aus, dass es sich bei der Teerdecke nicht um eine Altlast im Sinne des § 8 Abs. 3 des Vertrages vom 29.7.1998 handelte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
a) Der Begriff der Altlast wurde im Vertrag nicht ausdrücklich definiert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Grundsätzlich bedarf es einer Auslegung dann nicht, wenn die Vertragsparteien übereinstimmend einem bestimmten Begriff eine Bedeutung beigemessen und diese Bedeutung ihrem vertraglichen Regelwerk zugrunde gelegt haben. Die Beklagte beruft sich zwar darauf, dass zwischen den Parteien vereinbart gewesen sei, dass unter "Altlast" jeder entsorgungspflichtige Stoff, auch Abfall, aus dem streitgegenständlichen Grundstück zu verstehen gewesen sei und dass der Kläger die Beklagte von sämtlichen Kosten freizustellen habe, die für die Herstellung der Bebaubarkeit des Grundstücks entstehen würden. Diese Vereinbarung wird seitens des Klägers bestritten. Eine solche Auslegung ergibt sich jedoch weder aus dem Wortlaut des Vertrages noch aus den sonstigen Umständen des Vertrages.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
So ist der Begriff der Altlast insbesondere nicht im dritten Absatz des § 8 Abs. 3 des notariellen Vertrages vom 28.7.1998 geregelt. Vielmehr legt der dritte Absatz fest, in welchem Umfang Sanierungskosten zu tragen sind, wenn feststeht, dass Altlasten vorliegen. Deswegen können aus dieser vertraglichen Vereinbarung gerade keine Rückschlüsse in umgekehrter Richtung (also in welchem Umfang Altlasten zu tragen sind) gezogen werden, da Altlasten vorausgesetzt werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Dass die Parteien auch nicht konkludent vom Altlastbegriff im Sinne der Beklagten ausgingen, ergibt sich im übrigen aus den sonstigen vertraglichen Regelungen. Denn es hätte keiner ausdrücklichen und gesonderten Vereinbarung über die Kostentragungspflicht bei der Dachentsorgung bzw. beim Öltank bedurft, wenn nach dem Willen der Vertragsparteien jeder Baustoff oder Bauschutt, der umweltrechtlich zu beanstanden ist, auch wenn es sich lediglich um entsorgungspflichtigen Abfall handelte, unter den Begriff "Altlast" zu fassen gewesen wäre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Auffassung der Beklagten, dass der Kläger auch die Kosten für den entsorgungspflichtigen Abfall oder gar sämtliche Kosten für die Herstellung eines bebauungsfähigen Zustandes des Grundstückes zu tragen habe, kann den vertraglichen Regelungen nicht entnommen werden. Dies gilt vor allem deswegen, weil sich die Parteien einig sind, dass der Kläger die Kosten für die Entsorgung von "unbelastetem" Bauschutt, der ebenfalls entfernt werden musste, bevor das Grundstück bebaubar wurde, nicht tragen musste.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
b) Es ist der im BBodSchG (§ 2 Abs. 5) verwendete Altlastbegriff zugrunde zu legen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Mangels ausdrücklicher Regelung und Definition durch die Vertragsparteien, was unter dem Begriff der Altlast zu verstehen ist, war daher vom Gericht auf Grund der für das Vertragsrecht geltenden Auslegungsregeln (§§ 133, 157 BGB) die Bedeutung und der Inhalt des von den Parteien verwendeten Begriffs der Altlast festzustellen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Hierzu ist grundsätzlich zunächst vom Wortlaut der Erklärung auszugehen, wobei maßgeblich im Zweifel der allgemeine Sprachgebrauch ist (Palandt/Heinrichs, BGB 61. Aufl., § 133 Rdnr. 14 m.w.N.); ebenso ist der Wille der Vertragsparteien zu berücksichtigen, falls dieser anhand der Gesamtumstände feststellbar ist. Vorliegend kann - wie bereits festgestellt - allein anhand der (ausdrücklichen oder konkludenten) vertraglichen Regelungen nicht abgegrenzt werden, welche Stoffe zu den Altlasten zählen sollten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Somit war auf die allgemein übliche Bedeutung des Begriffes Altlast zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses zurückzugreifen, unabhängig davon, ob den Parteien die Bedeutung in vollem Umfang und in jeder juristischen Feinheit bekannt war, da die Erklärung nach dem objektiven Empfängerhorizont auszulegen ist. Zu diesem Zweck war daher seitens des Gerichts festzustellen, mit welchem Sinngehalt zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses das Wort "Altlast" im Jahre 1998 verwendet wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Zutreffend weist die Beklagte darauf hin, dass das Bundesbodenschutzgesetz zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch nicht galt, da dieses erst ab 1.3.1999 in Kraft trat. Allerdings wurde auch im Jahre 1998 der Begriff der "Altlast" überwiegend mit einer festen Bedeutung verwendet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Die Bundesregierung (BT-Drucks. 10/2977, S. 27 f) versteht unter Altlasten "kontaminierte Standorte", d.h. verlassene und stillgelegte Ablagerungsplätze mit kommunalen und gewerblichen Abfällen (sog. Altablagerungen), wilde Ablagerungen, Aufhaldungen und Verfüllungen mit umweltgefährdenden Produktionsrückständen, ehemalige Industriestandorte sowie Bodenkontaminationen durch Korrosion von Leitungssystemen, defekte Abwasserkanäle, abgelagerte Kampfstoffe, unsachgemäße Lagerung von wassergefährdenden Stoffen usw.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (Sondergutachten für Altlasten II, 1995, BT-Drucks. 13/380, S. 18 ff) definiert Altlasten als Altablagerungen und Altstandorte, sofern von ihnen Gefährdungen für die Umwelt, insbesondere für die menschliche Gesundheit ausgehen oder zu erwarten sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Das Bundesbodenschutzgesetz (in der Fassung vom 17. März 1998), das seit dem 1.3.1999 bundeseinheitlich gilt, hat sich - ebenso wie die meisten Abfall- bzw. Bodenschutzgesetze der Länder, die den Begriff "Altlast" definieren - im Wesentlichen der Definition des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen angeschlossen. Nach § 2 Abs. 5 BBodSchG sind Altlasten im Sinne dieses Gesetzes Altablagerungen sowie Altstandorte, durch die schädliche Bodenveränderungen (§ 2 Abs. 3 BBodSchG) oder sonstige Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Altablagerungen sind nach dem Wortlaut des Gesetzes "stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind". Altstandorte schließlich sind "Grundstücke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist, ausgenommen Anlagen, deren Stilllegung einer Genehmigung nach dem Atomgesetz bedarf".
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Es ist somit davon auszugehen, dass auch im Jahre 1998, als das Bundesbodenschutzgesetz abgefasst und beschlossen wurde (Fassung vom 17.3.1998, gültig ab 1.3.1999) und als die Parteien den streitgegenständlichen Vertrag geschlossen haben, der Altlastbegriff im allgemeinen Sprachgebrauch so verwendet wurde, wie er im Bundesbodenschutzgesetz zum Ausdruck gebrachte wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Mit diesem Inhalt ist daher im Zweifel der Begriff Altlast von den Parteien verwendet worden, auch wenn sie sich beim Vertragsschluss hierüber keine konkrete Vorstellung gebildet hatten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
c) Nach der Definition des Bundesbodenschutzgesetzes handelt es sich bei der streitgegenständlichen Teerdecke nicht um eine Altlast.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Die Teerdecke war, solange sie sich im ursprünglichen Zustand befand, keine Altlast, da es an der Schädlichkeit der Bodenveränderung im Sinne des § 2 Abs. 3 BBodSchG fehlt. Daher kommt es auf die streitige Frage, ob die Beklagte den Nachweis erbracht hat, dass die Teerdecke nach dem Ausbau tatsächlich einen zu hohen PAK-Wert (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) aufwies, nicht an.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Frühestens mit ihrem Ausbau konnte die Teerdecke - nunmehr Bauschutt geworden - zum entsorgungspflichtigen Abfall werden, für dessen Entsorgung und Beseitigung die Beklagte nach § 11 KrW-/AbfG selbst Sorge zu tragen hatte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Bei der Frage, ob es sich bei einem Stoff um eine Altlast nach BBodSchG handelt, ist lediglich entscheidend, ob gemäß § 2 Abs. 5 letzter Halbsatz BBodSchG durch die Teerdecke schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden. Eine schädliche Bodenbeeinträchtigung nach § 2 Abs. 3 BBodSchG liegt erst vor, wenn die Bodenbeschaffenheit physikalisch, chemisch oder biologisch verändert wird (Sanden/Schoeneck, Bundesbodenschutzgesetz 1998, § 2 Rdnr. 36). Zwar kann die Versiegelung von Böden - z.B. wie vorliegend durch eine Asphaltdecke - theoretisch eine Bodenveränderung darstellen; Versiegelungen unterliegen jedoch den Einschränkungen des § 3 Abs. 1 Nr. 8 und 9 BBodSchG (Sanden/Schoeneck, a.a.O. § 2 Rdnr. 41). Daher ist davon auszugehen, dass, wenn ein bauliches Objekt - wie vorliegend - baurechtlich genehmigt ist, von dem keine sonstige umweltrechtliche Belastung oder Gefahren ausgehen, keine Altlast im Sinne von §§ 2 Abs. 5, 3 BBodSchG ist (vgl. Sanden/Schoeneck, a.a.O. § 3 Rdnr. 11 ff). Unabhängig davon wird vorliegend nicht die Versiegelung des Bodens durch die Teerdecke beanstandet, sondern eine Belastung durch die Teerdecke, die nur in ausgebautem Zustand auftritt; der Nachweis, dass die Teerdecke auch in eingebautem Zustand das Erdreich durch schädliche Stoffe kontaminieren würde, gelang der Beklagten nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Unter Zugrundelegung des in erster Instanz eingeholten Sachverständigengutachtens des Sachverständigen R. (AS. I, 173 ff, 259 ff), das vom Landgericht in nicht zu beanstandender Weise verwertet, ausgelegt und dem Urteil zugrunde gelegt wurde, steht fest, dass von der Teerdecke in eingebautem Zustand keine Umweltgefahr ausging, insbesondere, dass der umweltgefährliche PAK-Gehalt von 100 mg/kg nicht überschritten wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Da der Sachverständige ausschloss (AS I, 179), dass Regenwasserdurchsickerungen und damit verbundene vertikale Schadstoffverlagerungen in den darunter liegenden Boden bzw. Grundwasserleiter möglich sind, ist davon auszugehen, dass von der streitgegenständlichen Teerdecke weder für Menschen noch für das Grundwasser oder für den Boden selbst - somit weder für den Einzelnen noch für die Allgemeinheit im Sinne des § 2 Abs. 5 BBodSchG - eine Gefahr ausging, solange sie eingebaut war (so auch LG Karlsruhe, DÖV 2002, S. 349, 350).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Da es für die Frage, ob es sich um eine Altlast handelt, lediglich auf die Umweltauswirkungen in eingebautem Zustand ankommt, führt auch der von Beklagtenseite aufgeführte Umstand, dass bei Vertragsabschluss klar war, dass die Teerdecke von der Beklagten entfernt werden würde (um die von ihr gewünschte Bebauung zu ermöglichen), nicht zu einer anderen Würdigung des Sachverhalts. Andernfalls hätte es einer gesonderten Regelung der Kostentragungspflicht für die Dachentsorgung und den Öltank nicht bedurft.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
2. Überdies hat, unabhängig davon, ob der Ausschluss nach § 3 Abs. 1 BBodSchG Anwendung findet, die Beklagte keinen Anspruch aus § 24 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 BBodSchG, da der Eigentumswechsel an dem Grundstück vor dem 1.3.1999 stattfand. Denn es liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die besonderen Voraussetzungen des § 4 Abs. 6 BBodSchG gegeben sind; insbesondere ist zwischen den Parteien unstreitig, dass beide Vertragsparteien beim Abschluss des Vertrages nicht von einem zu hohen PAK-Gehalt der Asphaltdecke ausgingen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
3. Auch der von der Beklagten angeführte "Altlastverdacht" führt zu keiner anderen Beurteilung des Sachverhalts. Soweit die Beklagte meint, dass bereits ein Altlastverdacht ein Fehler im Sinne der §§ 459 ff BGB a.F. sei (vgl. OLG München, NJW-RR 1999, 455 ff), kann dies dahinstehen, denn im vorliegenden Sachverhalt wurde die Gewährleistung für Fehler ausgeschlossen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
Eine Haftung übernahm der Kläger in § 8 Abs. 3 des notariellen Vertrages nur für Altlasten selbst, nicht bereits für den Verdacht derselben. Insofern ist auch zum Sprachgebrauch auf §§ 2 Abs. 5 und Abs. 6 BBodSchG zu verweisen, wo einerseits "Altlast" (§ 2 Abs. 5 BBodSchG) und andererseits "altlastverdächtigen Flächen" (§ 2 Abs. 6 BBodSchG) definiert werden. Hätten die Parteien mit § 8 Abs. 3 des Vertrages auch die Entsorgung altlastverdächtiger Flächen regeln wollen, hätte es wegen des eindeutigen Gesetzeswortlauts einer ausdrücklichen Regelung bedurft (vgl. zur Auslegung Sanden/Schoeneck, a.a.O. § 2 Rdnr. 88 ff).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
4. Auch soweit sich die Beklagte auf § 8 Abs. 2 des Vertrages beruft, ist diese Regelung nicht einschlägig, da dort lediglich zugesichert wird, dass dem Kläger keine Mängel, wozu auch Altlasten und ggf. der Verdacht auf Altlasten gehören, bekannt sind. Von Beklagtenseite wird nicht einmal behauptet, dass dem Kläger eine eventuelle Schadstoffbelastung der Teerdecke bekannt gewesen sei. Vielmehr gingen beide Vertragsparteien nicht davon aus, dass in der Teerdecke eine zu hohe PAK-Konzentration enthalten gewesen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="45"/>
Die Beklagte hat somit eine - in der Tenorierung aus Gründen der Vollstreckbarkeit auch der Lage nach näher bezeichnete - Grundstücksfläche von ca. 1.000 m², die sich weiter aus dem dem landgerichtlichen Urteil beigefügten Lageplan ergibt, gegen Zahlung eines Betrages durch den Kläger von 1.129,64 EUR einmessen zu lassen und an den Kläger zu übereignen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>B.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
Die Kostenentscheidung ergibt sich aus § 97 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="47"/>
Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="48"/>
Gründe, die Revision zuzulassen, lagen nicht vor (§ 543 Abs. 2 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,741
|
olgkarl-2003-02-28-17-u-27101
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
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|
17 U 271/01
| 2003-02-28T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:44
| 2019-02-12T12:16:44
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des LG Mannheim vom 2.11.2001 - 9 O 58/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>II. Der Beklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>III. Das Urteil ist für die Klägerin im Kostenpunkt vorläufig vollstreckbar. Dem Beklagten wird nachgelassen, die Vollstreckung der Klägerin gegen Sicherheitsleistung i.H.v. 120 % des vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht die Klägerin vor der Vollstreckung Sicherheit i.H.v. 120 % des zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>IV. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Parteien, geschiedene Eheleute, sind Erbbauberechtigte zu 1/2 des im Erbbaugrundbuch von M. eingetragenen Grundbesitzes T., das sie mit Erbbaurechtsvertrag vom 18.1.1991 von der Stadt M. erworben haben. Im Zuge der Ehescheidung der Parteien kam es zwischen diesen zu zahlreichen Rechtsstreitigkeiten. Im vorliegenden Verfahren, das mit dem Verfahren 9 O 141/01 LG M. verbunden worden ist, streiten die Parteien darüber, ob die Klägerin für den Zeitraum von 1999 bis einschließlich 31.12.2005 anteiligen Erbbauzins für die Nutzung des gemeinsamen Wohnhauses schuldet und ob der vom Beklagten zwischenzeitlich außergerichtlich geltend gemachte Heimfallanspruch besteht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Ehe der Parteien wurde am 30.7.1998 geschieden. Aus der Ehe sind vier gemeinsame Kinder hervorgegangen; die jüngste Tochter S. wurde am 10.1.1994 geboren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Vor der Scheidung schlossen die Parteien mit notarieller Urkunde vom 10.12.1997 eine Scheidungsfolgenvereinbarung nebst schuldrechtlichem Übertragungsvertrag. Dabei wurde der Klägerin unter anderem ein bis zum 1.1.2010 befristeter monatlicher Ehegattenunterhalt von 2.200 DM zugesprochen, auf den sie sich ab dem 1.1.2006 (Vollendung des 12. Lebensjahres der jüngsten Tochter S.) ein fiktives Einkommen von 600 DM anrechnen lassen muss. Zur Auseinandersetzung des den Parteien jeweils zu 1/2 zustehenden Erbbaurechts wurde außerdem (schuldrechtlich) die Begründung von alleinigem Sondereigentum an bestimmten Wohnungen, jeweils verbunden mit einem Wohnungserbbaurecht vereinbart. Dabei erzielten die Parteien auch Einigkeit darüber, dass der Beklagte das Erbbaugrundstück von der Stadt M. zu Alleineigentum erwirbt und in diesem Falle in die Rechte und Pflichten des bestehenden Erbbaurechtsvertrags mit der Stadt M. eintritt bzw. dieser unter den Parteien fortgeführt wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Hinsichtlich der Zahlung des Erbbauzinses ist unter B III. 2. der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 folgende Regelung getroffen worden:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
„Wird der Ehemann Alleineigentümer des mit dem Erbbaurechts belasteten Grundbesitzes, so verzichtet er nach der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 auf eine Zahlung des Erbbauzinses durch die Ehefrau für die ihr zugeordneten Wohnungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Ab dem 1.1.2006 hat diese den Erbbauzins anteilig an den Ehemann zu leisten, entspr. den Bestimmungen des Erbbaurechtsvertrages mit der Stadt M.”
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Außerdem enthält der notarielle Vertrag vom 10.12.1997 unter B V.1. (Nutzungsregelung/Wohnrecht) folgende Bestimmung:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
„Bis zur geplanten Aufteilung des Erbbaurechts treffen die Beteiligten nachstehende Nutzungsvereinbarung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Der zu 1. erschienenen Ehefrau und den gemeinsamen Kindern wird die Erdgeschosswohnung und das Souterrain bis zur geplanten Aufteilung zur alleinigen unentgeltlichen Nutzung überlassen, mit der Maßgabe, dass Nutzung durch Dritte, insb. im Rahmen der Vermietung, zulässig ist …”
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die umlagefähigen Nebenkosten (Betriebskostenverordnung) sollten gem. den Flächenanteilen umgelegt und anteilig von der Ehefrau getragen werden. Außerdem wurde der Klägerin unter B V.3. ein im Grundbuch einzutragendes Wohnrecht an der Erdgeschoss- und Souterrainwohnung im Umfang der vereinbarten Nutzungsregelung bewilligt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten der notariellen Scheidungsvereinbarung wird auf die als Anl. K 1 (Anlagenband I LG) in Kopie vorgelegte notarielle Urkunde verwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Mit notariellem Kaufvertrag vom 28.1.1998 erwarb der Beklagte das Erbbaugrundstück zum Preis von 253.700 DM von der Stadt M. Seit dem 11.5.1998 ist er als Alleineigentümer im Grundbuch eingetragen. Die zwischen den Parteien vereinbarte Begründung von Sondereigentum ist bisher aus Gründen, die zwischen den Parteien streitig sind, nicht erfolgt. Die Klägerin bewohnt derzeit mit den gemeinsamen Kindern mietzinsfrei die ihr zugedachten Wohnungen im Erdgeschoss und Souterrain. Das Grundstück steht seit Februar/März 2002 unter Zwangsverwaltung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Beklagte erwirkte gegen die Beklagte einen rechtskräftigen Zahlungstitel, in dem ihm ein anteiliger Erbbauzins für das Jahr 1998 zugesprochen wurde. Die Klägerin lehnte es in der Folgezeit ab, für die Jahre 1999 und 2000 anteiligen Erbbauzins zu entrichten und vertrat dabei die Auffassung, dass sie aufgrund der im notariellen Auseinandersetzungsvertrag vom 10.12.1997 getroffenen Vereinbarungen jedenfalls bis zum 31.12.2005 von entsprechenden Zahlungsverpflichtungen befreit sei. Mit Anwaltsschreiben vom 19.3.2001 (AS 74 der Akte LG Mannheim - 9 O 141/01) machte der Beklagte hierauf den Heimfall des Erbbaurechts mit der Begründung geltend, die Klägerin befinde sich mit der Erbbauzinszahlung i.H.v. 2 Jahresbeträgen in Verzug.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Die Klägerin hat zunächst die Feststellung verlangt, dass sie nicht verpflichtet sei, in der Zeit von 1999 bis zum 31.12.2005 an den Beklagten anteiligen Erbbauzins zu bezahlen (9 O 58/01). Nachdem der Beklagte in einem gesonderten Verfahren Klage auf Zahlung von 5.707,56 DM als hälftigen Erbbauzins für das Jahr 1999 erhoben hatte (vgl. Verfahren LG Mannheim - 9 O 141/01), hat die Klägerin dort im Wege der Widerklage die Feststellung beantragt, dass der vom Beklagten mit Schreiben vom 19.3.2001 geltend gemachte Heimfallanspruch unwirksam sei und diesem kein Auflassungsanspruch zustehe. Das LG hat die beiden Verfahren verbunden und die Zahlungsklage des Beklagten in der Folgezeit als Widerklage behandelt. Mit Urt. v. 2.11.2001 hat es - unter Abweisung der Widerklage - dem Begehren der Klägerin weit gehend entsprochen und festgestellt, dass die Klägerin weder verpflichtet sei, Erbbauzins für den Zeitraum von 2000 bis einschließlich 2005 an den Beklagten zu entrichten, noch diesem ein Heimfall- und Auflassungsanspruch bezüglich des hälftigen Miterbbaurechts der Klägerin zustehe. Das LG hat dabei die Auffassung vertreten, die in der notariellen Scheidungsvereinbarung vom 10.12.1997 unter B III.2. getroffene Verzichtsregelung bis zum 31.12.2005 gelte zwar nach dem eindeutigen Wortlaut dieser Klausel nur für den Zeitraum nach der - bislang nicht erfolgten - Aufteilung in Wohnungserbbaurechte; für die Zeit bis zur geplanten Aufteilung des bestehenden Erbbaurechts weise die Regelung jedoch eine im Wege der ergänzenden Vertragsauslegung zu schließende Lücke auf. Hiergegen richtet sich die form- und fristgerechte Berufung des Beklagten, mit der er seinen Widerklageantrag und sein Klagabweisungsbegehren weiterverfolgt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Der Beklagte vertieft und ergänzt sein erstinstanzliches Vorbringen und macht insb. geltend: Die im notariellen Vertrag vom 10.12.1997 unter B III.2. enthaltene Regelung bestimme vom Wortlaut her eindeutig, dass ein Verzicht des Beklagten für anteilige Zahlung von Erbbauzins erst für die Zeit nach Aufteilung in Wohnungserbbaurechte gelten solle. Zwischen den Parteien sei keineswegs ein Konsens dahin erzielt worden, die Klägerin solle - in Anlehnung an die unterhaltsrechtlichen Regelungen - für den Zeitraum bis 1.1.2006 auf jeden Fall von der Zahlung anteiligen Erbbauzinses befreit sein sollte. Da der Beklagte Ende November 1997 in Erfahrung gebracht habe, dass ein Ankauf des Grundstücks von der Stadt M. und damit eine Aufteilung in Wohnungserbbaurechte früher und nicht erst, wie zunächst geplant, im Jahre 2006 möglich sein würde, sei zwischen den Parteien in Abänderung des ursprünglichen Vertragsentwurfs Einigkeit darüber erzielt worden, die Klägerin solle erst ab Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 von der Zahlung anteiligen Erbbauzinses befreit sein. Für die vom LG vorgenommene ergänzende Vertragsauslegung sei daher kein Raum. Der zwischen den Parteien getroffene Auseinandersetzungsvertrag weise bereits keine Regelungslücke auf. Zudem gehe die gesetzliche Regelung des § 748 BGB, die entgegen der Annahme des LG nicht abbedungen worden sei, dem Rechtsinstitut der ergänzenden Vertragsauslegung vor. Schließlich habe das LG auch den bei einer ergänzenden Vertragsauslegung zugrunde zu legenden hypothetischen Parteiwillen unzutreffend ermittelt und dabei vor allem den in der Vereinbarung vom 10.12.1997 zum Ausdruck gekommenen Parteiwillen in sein Gegenteil verkehrt.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Der Beklagte beantragt:
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
1. Das Urteil des LG Mannheim vom 2.11.2001 - 9 O 58/01 - wird in Ziffern 1, 2 und 4 des Tenors aufgehoben.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
2. Die Klage wird insgesamt abgewiesen.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
3. Die Klägerin wird verurteilt, an den Beklagten 2.918,23 Euro (= 5.707,56 DM) nebst Zinsen hieraus i.H.v. 5 % über dem Basiszinssatz seit 22.2.2001 zu zahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Die Klägerin beantragt, die Berufung des Beklagten zurückzuweisen.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Sie verteidigt das angefochtene Urteil und macht unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vorbringens im Wesentlichen geltend: Bei der endgültigen Formulierung der Bestimmungen in der Scheidungsfolgenvereinbarung vom 10.12.1997 seien sich die Parteien darüber einig gewesen, dass die Klägerin erstmals mit Beginn des Jahres 2006 zur Zahlung eines anteiligen Erbbauzinses verpflichtet sein sollte. Dies ergebe sich auch aus den im Vorfeld gewechselten Schreiben. Insbesondere habe die damalige Bevollmächtigte des Beklagten mit Schreiben vom 20.11.1997 nochmals klargestellt, auch der Vorschlag des Beklagten gehe davon aus, die Zahlung des Erbbauzinses durch die Klägerin solle erst im Jahre 2006 beginnen. Die ggü. dem ursprünglichen Vertragsentwurf vom 13.10.1997 vorgenommenen redaktionellen Änderungen seien ausschließlich darauf zurückzuführen, dass eine Aufteilung in Wohnungserbbaurechte aller Voraussicht nach zwar vor dem Jahr 2006 möglich gewesen sei, die Klägerin aber trotz dieser Entwicklung von einer Zahlungspflicht bis einschließlich 31.12.2005 habe befreit bleiben sollen. Folgerichtig habe man in der endgültigen Vereinbarung vom 10.12.1997 unter B III.2. statt des ursprünglich vorgesehenen Passus „verzichtet er bis zur Aufteilung in Wohnungserbbaurechte im Jahre 2006” die Formulierung gewählt „verzichtet er nach der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 auf eine Zahlung des Erbbauzinses”. Auch das Gesamtgefüge der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997, insb. die dort getroffenen Unterhalts- und Nutzungsregelungen, zeigten, dass eine finanzielle Belastung der Klägerin erst ab dem Jahre 2006 habe eintreten sollen. Damit sei schon im Wege der einfachen Auslegung ein Zahlungsanspruch des Beklagten zu verneinen. Im Übrigen kämen jedoch die vom LG herangezogenen Grundsätze der ergänzenden Vertragsauslegung zur Anwendung, die bei sachgerechter Abwägung der beiderseitigen Interessenlage zu dem vom LG gewonnenen Auslegungsergebnis führten. Schließlich sei auch zu berücksichtigen, dass die Parteien Inhaber des Erbbaurechtes zur gesamten Hand und daher der Stadt M. als Gesamtschuldner zur Zahlung des Erbbauzinses verpflichtet gewesen seien, weswegen der Beklagte mit dem Erwerb des Erbbaugrundstücks und dem Eintritt in den Erbbaurechtsvertrag zugleich Schuldner und Gläubiger der Erbbauzinsforderungen geworden sei. Angesichts dieser zum Erlöschen des Anspruchs führenden Konfusion könne eine Zahlungsverpflichtung der Klägerin ohnehin erstmals mit der - bislang nicht erfolgten - Aufteilung in Wohnungserbbaurechte begründet werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Das Gericht hat über die Absprachen der Parteien hinsichtlich der Erbbauzinsverpflichtung für die Zeit bis zum 31.12.2005 Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen Rechtsanwältin B., Rechtsanwältin H. und Notar Dr. J. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Verhandlungsprotokoll vom 4.12.2002 (II, 223-255) Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Bezüglich der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens zweiter Instanz wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen sowie auf die Verhandlungsprotokolle verwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Die zulässige Berufung ist nicht begründet. Aufgrund der unter B III.2. in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 getroffenen Regelung ist die Klägerin von einer Erbbauzinsverpflichtung für die Zeit bis einschließlich 31.12.2005 befreit. Dies ergibt sich aus einer sachgerechten, an den Grundsätzen der §§ 133, 157 BGB ausgerichteten Auslegung der vertraglichen Bestimmungen. Da sich der Inhalt der von den Parteien abgegebenen Willenserklärungen bereits im Wege der herkömmlichen Auslegung ermitteln lässt, bedarf es der vom LG herangezogenen Grundsätze der ergänzenden Vertragsauslegung nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
I. Bei Beachtung der allgemein anerkannten Auslegungsregeln ist der unter B III.2. in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 enthaltenen Bestimmung über die Zahlungsverpflichtung der Klägerin nicht die Bedeutung beizumessen, der bis zum 31.12.2005 befristete Verzicht des Beklagten auf Zinszahlungen erlange erst mit dem Zeitpunkt der Aufteilung des Erbbaurechts in Wohnungserbbaurechte Gültigkeit. Vielmehr ist bei sachgerechter Deutung der notariell beurkundeten Erklärungen unter Berücksichtigung der geführten Vorgespräche, der Interessenlage der Parteien und des gesamten Vertragszwecks davon auszugehen, dass die Klägerin für den Zeitraum bis 1.1.2006 von einer Zahlungsverpflichtung befreit wurde, und zwar unabhängig davon, ob in diesem Zeitraum eine Begründung von Wohnungserbbaurechten erfolgte oder nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
1. Nach § 133 BGB ist der wirkliche - möglicherweise ungenau oder sogar unzutreffend geäußerte - Wille des Erklärenden zu ermitteln. Sofern alle Beteiligten eine Erklärung übereinstimmend in dem selben Sinn verstanden haben, bestimmt dieser gemeinsame Wille den Inhalt des Rechtsgeschäfts, mit der Folge, dass eine hiervon abweichende Auslegung nicht in Betracht kommt (vgl. etwa BGH v. 7.12.2001 - V ZR 65/01, BGHReport 2002, 359 = NJW 2002, 1038 [1039]m.w.N.; Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Aufl., § 133 Rz. 8). Ein solches übereinstimmendes Verständnis der Parteien über den im notariellen Vertrag vom 10.12.1997 unter B III.2. enthaltenen befristeten Verzicht des Beklagten auf Zahlung von Erbbauzins lässt sich jedoch im Streitfall nicht nachweisen. Den Bekundungen der damaligen anwaltlichen Vertreterin der Klägerin, Frau Rechtsanwältin B., zufolge wurde diese Regelung aus Sicht der Klägerin so verstanden, ab dem Jahre 2006 solle erstmals Erbbauzins an den Beklagten gezahlt werden (vgl. insb. II 231). Demgegenüber sollte nach Auffassung der damaligen Bevollmächtigten des Beklagten, Frau Rechtsanwältin H., mit dem betreffenden Passus zum Ausdruck gebracht werden, erst ab Aufteilung in Wohnungserbbaurechte solle auf Zahlung von Erbbauzinsen verzichtet werden (vgl. AS II, 245). Damit ist der Bedeutungsgehalt der in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 getroffenen Bestimmung über die Zahlung von Erbbauzinsen unter Heranziehung der allgemein anerkannten Auslegungsmethoden und unter Berücksichtigung von Treu und Glauben sowie der Verkehrssitte zu bestimmen (§§ 133, 157 BGB).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
2. Die in der notariellen Urkunde vom 10.12.1997 unter B III.2. getroffene Verzichtsvereinbarung ist dahin auszulegen, dass die Klägerin im Falle des Erwerbs des Erbbaugrundstücks durch den Beklagten bis zum Beginn des Jahres 2006 von der Zahlung anteiligen Erbbauzinses befreit ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
a) Maßgeblich ist in erster Linie der gewählte Wortlaut und der diesem zu entnehmende objektiv erklärte Parteiwille (vgl. BGH v. 10.12.1992 - I ZR 186/90, BGHZ 121, 13 [16]= MDR 1993, 635; v. 3.4.2000 - II ZR 194/98, NJW 2000, 2099). Allerdings darf sich eine Auslegung - wie in § 133 BGB ausdrücklich geregelt - nicht auf eine sich ausschließlich am Wortlaut orientierende Interpretation beschränken (vgl. auch BGH v. 19.12.2001 - XII ZR 281/99, BGHReport 2002, 354 = NJW 2002, 1260 [1261]). Daraus folgt zugleich auch, dass sich die Feststellung, ob eine Erklärung eindeutig ist oder ihr mehrere Bedeutungsmöglichkeiten zukommen, nicht allein auf der Grundlage der gewählten Wortwahl, sondern erst durch eine alle Umstände berücksichtigende Auslegung treffen lässt (vgl. BGH v. 19.12.2001 - XII ZR 281/99, BGHReport 2002, 354 = NJW 2002, 1260 [1261]m.w.N.). Auch ein klarer und eindeutiger Wortlaut einer Erklärung bildet damit keine Grenze für eine Auslegung anhand der Gesamtumstände (BGH v. 19.12.2001 - XII ZR 281/99, BGHReport 2002, 354 = NJW 2002, 1260 [1261]m.w.N.). Im Streitfall ist bereits der Wortlaut der getroffenen Regelung - entgegen der Annahme des LG - nicht eindeutig. Der dort verwendete Passus „so verzichtet er nach der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 auf eine Zahlung des Erbbauzinses” enthält zwei zeitliche Komponenten, nämlich den kalendermäßig genau festgelegten Endzeitpunkt der Zahlungsbefreiung (31.12.2005) und die Bezugnahme auf eine datumsmäßig nicht näher bestimmte Aufteilung des Erbbaurechts in Wohnungserbbaurechte. Die letztgenannte Bezugnahme lässt von ihrer Wortbedeutung her mehrere Auslegungsmöglichkeiten zu. Zum einen kann in ihr die Festlegung eines Termins gesehen werden, ab dem der ausgesprochene Verzicht erstmals Rechtswirkungen entfalten soll (Zeitbestimmung i.S.v. § 163 BGB). Andererseits kann ihr aber auch die Bedeutung zukommen, dass der Beklagte selbst dann oder auch dann bis zum 31.12.2005 auf die Zahlung von Erbbauzins durch die Klägerin verzichtet, wenn innerhalb dieses Zeitraums eine Aufteilung in Wohnungserbbaurechte erfolgen sollte. Die Verwendung der Formulierung „nach der Aufteilung” lässt damit bereits aus grammatikalischer Sicht - anders als die Begriffe „von … bis” oder „ab” - grundsätzlich mehrere Interpretationen zu. Welcher Sinngehalt der Verzichtsvereinbarung letztlich beizumessen ist, hängt daher nicht entscheidend vom gewählten Wortlaut ab, sondern ist anhand der Gesamtumstände, in die der notarielle Vertrag vom 10.12.1997 eingebettet ist, zu beurteilen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
b) Eine wesentliche Erkenntnisquelle ist dabei die Entstehungsgeschichte der Vereinbarung vom 10.12.1997. Wie sich aus den übereinstimmenden Bekundungen der gehörten Zeugen ergibt, ist der Vertragstext von den damaligen anwaltlichen Vertreterinnen der Parteien, Frau Rechtsanwältin B. und Frau Rechtsanwältin H., ausgehandelt worden. Dabei waren die Vertragsverhandlungen noch ursprünglich in der Annahme erfolgt, dass eine Aufteilung in Eigentumswohnungen mit entsprechenden Wohnungserbbaurechten voraussichtlich erst ab 2006 erfolgen könne und ab diesem Zeitpunkt die Klägerin zur Zahlung von anteiligen Erbbauzinsen verpflichtet sein sollte. Dies ist nicht nur in einem internen Aktenvermerk von Frau Rechtsanwältin B. vom 1.7.1997 (Anl. K 5, S. 6) festgehalten, sondern auch in einem von Frau Rechtsanwältin B. an die Gegenanwältin gerichteten Schreiben vom 3.7.1997 ausdrücklich erwähnt worden (Anl. K 6, S. 4). Die zwischen beiden anwaltlichen Vertreterinnen geführten Gespräche mündeten dann in einen vom Notar Dr. J. auf Veranlassung der damaligen Beklagtenanwältin gefertigten Vertragsentwurf, den dieser mit Schreiben vom 13.10.1997 an Frau Rechtsanwältin H. übermittelt hat (Anl. BB 1). Dort ist unter B III.2. folgende Regelung enthalten:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
„Wird der Ehemann Alleineigentümer des mit dem Erbbaurecht belasteten Grundbesitzes, so verzichtet er bis zur Aufteilung in Wohnungserbbaurechte im Jahr 2006, auf eine Zahlung des Erbbauzinses durch die Ehefrau. Nach der Aufteilung und der wie vorstehend vereinbarten Berechtigungszuordnung an die Ehefrau, hat diese den Erbbauzins anteilig an den Ehemann zu leisten.”
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Mit der gewählten Formulierung sollte ersichtlich zum Ausdruck gebracht werden, nach Einschätzung der Parteien werde eine Aufteilung in Wohnungserbbaurechte erst im Jahre 2006 erfolgen. Dass diese zeitliche Vorgabe ursprünglich im Raume stand, haben auch die Zeuginnen Rechtsanwältin B. und Rechtsanwältin H. anlässlich ihrer Einvernahme am 4.12.2002 glaubhaft bestätigt (AS II 227, 241).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Der weitere Geschehensablauf zeigt, dass diese schon in einem frühen Stadium erzielte Übereinkunft über eine Zahlungsbefreiung bis 2006 trotz der später erkannten Möglichkeit, das Erbbaugrundstück vor dem Jahr 2006 zu erwerben und damit auch vor diesem Zeitpunkt Wohnungserbbaurechte zu begründen, in der Endphase der Verhandlungen keine entscheidende Veränderung erfahren hat. So enthält das von Frau Rechtsanwältin H. gefertigte Schreiben vom 20.11.1997 (Anl. BB 2 bzw. K 17) ausdrücklich die Mitteilung: „Ich möchte insofern klarstellend darauf hin(weisen), dass unser bisheriger Vorschlag davon ausgeht, dass die Zahlung des Erbpachtzinses durch ihre Frau Mandantin nicht bereits nach Vertragsschluss, sondern ebenfalls im Jahre 2006 beginnen soll.” Zu diesem Zeitpunkt war - so die glaubhaften Bekundungen der Zeugin Rechtsanwältin H. (AS II 243), die mit den Schilderungen der Zeugin B. übereinstimmen - bereits offenkundig, ein Erwerb des Erbbaugrundstückes durch den Beklagten werde schon vor dem Jahr 2006 möglich. Ein kurze Zeit später, nämlich im Schreiben von Frau Rechtsanwältin H. vom 24.11.1997 (vgl. Anl. BB 2 bzw. K 18) unternommener Verstoß des Beklagten, die Klägerin solle ab Abschluss der notariellen Vereinbarung einen anteiligen Erbpachtbetrag von derzeit 380 DM bezahlen, wurde von der Klägerseite umgehend abgelehnt und von der Gegenseite im nachfolgenden Schreiben vom 27.11.1997, das auf die mitgeteilte Ablehnung des neuen Vorschlages ausdrücklich Bezug nahm, nicht mehr aufgegriffen (vgl. Anl. K 19, BB 2). Stattdessen befasst sich dieses Schreiben mit anderen Streitpunkten und enthält am Schluss folgende Feststellung: „Von mir nicht erwähnte, aber besprochene Änderungen des vorliegenden Entwurfes halte ich eher für redaktioneller Art”. Wenige Zeit später übermittelte Frau Rechtsanwältin H. der gegnerischen Kollegin mit Schreiben vom 3.12.1997 (Anl. K 20) einen von ihr gefertigten weiteren Vertragsentwurf. Dieser enthielt unter B III.2. die im endgültigen notariellen Vertrag vom 10.12.1997 beurkundeten Regelungen, über deren Bedeutung zwischen den Parteien nunmehr Streit besteht (vgl. II 195, 213). Nach einigen von Frau Rechtsanwältin B. vorgenommenen handschriftlichen Veränderungen, die der Beklagtenvertreterin per Fax übermittelt wurden, übersandte letztere den endgültigen Vertragsentwurf mit Schreiben vom 4.12.1997 an den beurkundenden Notar, mit der Bitte, nur solche Änderungen vorzunehmen, die der Notar für unabdingbar halte, da bei dem Vertragsentwurf „um die Worte gerungen” worden sei (II 193). Weder vor der am 4.12.1997 erfolgten Übermittlung eines von der Beklagtenanwältin gefertigten neuen Vertragsentwurfs noch danach wurde zwischen den beiden anwaltlichen Vertreterinnen die Frage eines zeitlichen Hinausschiebens des geplanten Verzichts auf Erbbauzinszahlungen nochmals erörtert. Dies haben beide Anwältinnen bei ihren Zeugenaussagen übereinstimmend und glaubhaft bekundet. Dieses Verhalten und die aufgezeigte Vorgeschichte sprechen dafür, dass beide Verhandlungspartnerinnen nach dem erfolglos gebliebenen Verstoß der Beklagtenseite vom 24.11.1997 eine inhaltliche Abänderung der im ursprünglichen Entwurf enthaltenen Verzichtsregelungen aus Anlass einer früher möglichen Begründung von Wohnungserbbaurechten weder besprochen noch beabsichtigt hatten. Folgerichtig betonte Frau Rechtsanwältin H. im Schreiben vom 27.11.1997 nochmals ausdrücklich, die weiteren, von ihr in dem genannten Schreiben nicht erwähnten, aber besprochenen Änderungen des (ursprünglichen) Vertragsentwurfs seien aus ihrer Sicht rein redaktioneller Art. Dies würde auch erklären, warum Frau Rechtsanwältin H. im Nachhinein nicht mehr erklären konnte, weswegen sie eine vom früheren Vertragsentwurf abweichende Formulierung gewählt hatte (II 245). Es kommt hinzu, dass nach den Angaben von Frau Rechtsanwältin H. die zügige Ablösung des Erbbauvertrages mit der Stadt M. und die Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bei den mit der gegnerischen Anwältin geführten Gesprächen „eigentlich kein Thema” gewesen ist (II 245) und damit kein inhaltlicher Anlass für ein zeitliches Hinausschieben des Verzichts auf Erbbauzinszahlung bestand. Damit bleibt festzuhalten, dass bei der erfolgten Umformulierung der Regelung in B III.2. nicht - wie bei anderen Passagen - „um Worte gerungen wurde” und die Änderung des Vertragstextes nicht auf einer (streitigen) Verhandlung über die Dauer des Erbbauzinsverzichts beruhte. Der Gang der Vertragsverhandlungen spricht somit dafür, mit der endgültigen Fassung der Verzichtsvereinbarung sei keine inhaltliche Veränderung ggü. dem ursprünglichen Vertragsentwurf beabsichtigt gewesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
c) Dieses Auslegungsergebnis wird auch durch den systematischen Zusammenhang der in Frage stehenden Regelungen mit den übrigen Bestimmungen in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 bestätigt. So ist dort unter B V.1. vorgesehen, dass die Klägerin und die gemeinsamen Kinder die Erdgeschosswohnung und das Souterrain auch vor der geplanten Aufteilung unentgeltlich nutzen dürfen. In den weiteren Abschnitten folgen als Ausnahme zu diesem unentgeltlichen Nutzungsrecht Regelungen über die Kostentragungspflicht für Nebenkosten und Reparaturen. Die unter B V.1. des notariellen Vertrages vom 10.12.1997 enthaltene Nutzungsabrede erstreckt sich zwar nicht auf die unter B III2. gesondert geregelte Frage der Erbbauzinszahlung. Ein sachlicher Zusammenhang zwischen beiden Bestimmungen ist jedoch unverkennbar. Denn die unentgeltliche Nutzungsvereinbarung sollte ausdrücklich „bis zur geplanten Aufteilung des Erbbaurechtes” gelten. Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Vereinbarung über den Erbbauzins in zwei Abschnitte aufgeteilt ist, wobei im ersten Abschnitt das Ende der Zahlungsbefreiung auf den 31.12.2005 festgelegt wird und im nachfolgenden Abschnitt nochmals der 1.1.2006 gesondert als Beginn der Erbbauzinsverpflichtung hervorgehoben ist. Auch dies zeigt, dass der maßgebliche Wendepunkt im Rahmen der finanziellen Verpflichtungen der Parteien der Jahreswechsel 2005/2006 sein sollte, während der Zeitpunkt der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte für die Frage der Zinszahlungsverpflichtung keine entscheidende Rolle spielen sollte. Dies ergibt sich auch daraus, dass dieser Zeitpunkt datumsmäßig nicht näher eingegrenzt wurde (bspw. „frühestens ab”), obwohl ansonsten in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 durchweg die Entstehung von Rechten und Pflichten kalendermäßig bestimmt wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
d) Entscheidend für die Auslegung, mit der unter B III.2 des notariellen Vertrages vom 10.12.1997 enthaltenen Regelung sei ein unabhängig von der Begründung von Wohnungserbbaurechten geltender Verzicht auf Erbbauzinszahlung für die Zeit bis zum 1.1.2006 gewollt vereinbart worden, sprechen schließlich auch die beiderseitige Interessenlage und der mit dem notariellen Vertrag vom 10.12.1997 angestrebte Regelungszweck. Die vom Beklagten gewählte Deutung, der von ihm ausgesprochene Verzicht sollte erst ab der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte gelten, wäre mit dem allgemein anerkannten Auslegungsgrundsatz der beiderseits interessengerechten Auslegung (vgl. hierzu BGH v. 9.10.2000 - II ZR 345/98, MDR 2001, 98 = NJW 2001, 143; v. 27.11.1997 - IX ZR 141/96, MDR 1998, 441 = NJW 1998, 900 [901]) nicht zu vereinbaren. Sowohl in der geführten Vorkorrespondenz als auch in mehreren Stellen im endgültigen Vertrag vom 10.12.1997 kommt zum Ausdruck, dass die Klägerin als Mutter vierer Kinder für die Zeit bis 1.1.2006 von laufenden finanziellen Verpflichtungen weitgehend freigestellt werden sollte. So musste sie sich erst ab 1.1.2006 (Vollendung des 12. Lebensjahres des jüngsten Kindes) auf den vom Beklagten zu entrichtenden Kindesunterhalt von 2.200 DM monatlich ein fiktives Einkommen von 600 DM monatlich anrechnen lassen (vgl. A § 2 Ziff. 3). Außerdem durfte sie die Erdgeschosswohnung und das Souterrain bis zur geplanten Aufteilung des Gesamterbbaurechts unentgeltlich nutzen, wobei ihr nach diesem Zeitraum die Wohnungen - ebenfalls unentgeltlich - zu Alleineigentum zugewiesen werden sollten (B II2 a; B V 1.). Die Klägerin hatte sich lediglich an den Nebenkosten, den Lasten des gemeinschaftlichen Eigentums sowie den Kosten der Instandhaltung und Instandsetzung zu beteiligen. Außerdem verpflichtete sich der Beklagte, die Klägerin von sämtlichen Forderungen der dinglichen oder schuldrechtlichen Gläubiger freizustellen (B II.1.d). Eine Gesamtbetrachtung der genannten Regelungen ergibt folglich, dass den Parteien daran gelegen war, die von der Klägerin zu tätigenden finanziellen Aufwendungen möglichst gering zu halten, um auf diese Weise eine wirtschaftliche Absicherung der gemeinsamen Kinder und der Klägerin zu erreichen. Auch wenn der in der Erbbauzinsvereinbarung genannte Stichtag 1.1.2006 ursprünglich aus anderen Gründen als die ab diesem Tag ebenfalls vorgesehene Unterhaltskürzung erfolgt sein sollte (so die Bekundung der Zeugin H. im Gegensatz zu den Angaben der Zeugin B.), so ändert dies nichts daran, dass die zeitlich begrenzte Befreiung von der Erbbauzinsverpflichtung nur deswegen erfolgte, um die finanziellen Belastungen der Klägerin zu verringern. Ein anderer Anlass für die zeitweilige Befreiung der Klägerin von Erbbauzinsforderungen ist nicht ersichtlich. Im Gegenzug für die Freistellung der Klägerin von finanziellen Verpflichtungen während des Zeitraumes bis zum 1.1.2006 wurde zugunsten des Beklagten ein weitgehender Verzicht auf unterhaltsrechtliche Abänderungsmöglichkeiten vereinbart. Die notarielle Vereinbarung vom 10.12.1997 ist damit - wie sich auch aus der gewechselten Vorkorrespondenz zeigt - Ausdruck einer umfassenden Abwägung der finanziellen Belange der Parteien und der gemeinsamen Kinder. Hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass trotz dieses wirtschaftlichen Hintergrundes die Verzichtsvereinbarung hinsichtlich der Zahlung des Erbbauzinses auf den Zeitraum von der (ungewissen) Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 begrenzt sein sollte, bestehen nicht. Der Beklagte hat sich zwar darauf berufen, dass eine solche zeitliche Beschränkung vorgesehen worden sei, um die Klägerin zur schnellen Mitwirkung an der Begründung von Wohnungserbbaurechten zu veranlassen. In den von den Parteien vorgelegten Unterlagen ist dieser Punkt jedoch nie zur Sprache gekommen. Auch die Zeugin M.H. konnte eine entsprechende Motivation nicht bestätigen, sondern gab lediglich an, dies halte sie für möglich (II 247). Im Übrigen wäre aufgrund des aufgezeigten Gangs der Verhandlungen und dem zum Ausdruck gekommenen Bemühen beider Anwältinnen, eine umfassende Gesamtregelung unter Ausräumung aller möglichen Streitpunkte herbeizuführen, zu erwarten gewesen, dass diese Motivation in dem Vertragstext ihren Ausdruck gefunden hätte. Abschließend ist noch zu berücksichtigen, dass - wie das LG zutreffend ausgeführt hat - eine sachliche Rechtfertigung für eine unterschiedliche Regelung zur Verteilung des Erbbauzinses vor und nach dem Vollzug einer Aufteilung in Eigentumswohnungen und Wohnungserbbaurechte nicht ersichtlich ist. In beiden Fällen wäre die Klägerin zur Zahlung anteiligen Erbbauzinses verpflichtet, weswegen die zeitweilige Zahlungsbefreiung nicht von der Umwandlung der ursprünglichen Erbbaurechts in Wohnungserbbaurechte abhängen kann. Vor dem Vollzug der Teilungserklärung wäre die Klägerin aufgrund des mit ihrem Einverständnis erfolgten Eintritts des Beklagten in den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt M. (§§ 414, 415 BGB analog) zur Zahlung anteiliger Zinsen gehalten gewesen. Denn durch den Erwerb des Grundstücks ist weder das Erbbaurecht (vgl. § 889 BGB) untergegangen, noch sind die schuldrechtlichen Zahlungsverpflichtungen durch Konfusion erloschen. Dies gilt selbst dann, wenn die Parteien ursprünglich für den Erbbauzins gesamtschuldnerisch hafteten, denn eine Konfusion ist nicht anzunehmen, wenn eine besondere Interessenlage das Bestehen einer Forderung rechtfertigt (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, vor § 362 Rz. 4 m.w.N.). So liegen die Dinge hier. Die Parteien haben nämlich ausdrücklich im notariellen Vertrag vom 10.12.1997 vereinbart, die Rechte und Pflichten des Erbbaurechtsvertrages mit der Stadt M. sollten zwischen den Parteien weiter gelten. Nach der geplanten Begründung von Wohnungserbbaurechten wäre die Klägerin aufgrund der zwischen den Parteien i.E. zu treffenden Regelungen (vgl. B III.4. des Vertrags vom 10.12.1997) - ebenfalls zur Zahlung anteiligen Erbbauzinses verpflichtet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Nach alledem erstreckt sich der in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 vorgesehene Verzicht des Beklagten auf anteiligen Erbbauzins auf den Zeitraum ab Erwerb des Erbbaugrundstücks durch den Ehemann (11.5.1998) bis einschließlich 31.12.2005 und entfaltet nicht erst ab der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte Wirkung. Der Wirksamkeit dieses Verzichts steht auch nicht entgegen, dass er unter einer Bedingung stand (Erwerb des Erbbaugrundstücks durch den Beklagten), denn trotz seines Verfügungscharakters kann ein Erlassvertrag auch unter einer Bedingung vereinbart werden (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, § 397, Rz. 3 m.w.N.). Folglich hat das LG im Ergebnis zutreffend den Feststellungsanträgen der Klägerin entsprochen und die Widerklage des Beklagten abgewiesen. Der Frage, ob der Beklagte durch die im Frühjahr 2002 angeordnete Zwangsverwaltung nachträglich die Aktivlegitimation für die von ihm erhobene Widerklage verloren hat, kommt damit keine entscheidungserhebliche Bedeutung zu.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
II. Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. Die Anordnung über die vorläufige Vollstreckbarkeit stützt sich auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO. Gründe für die Zulassung der Revision gem. § 543 Abs. 2 ZPO n.F. liegen nicht vor. Der Rechtsstreit wirft keine Fragen rechtsgrundsätzlicher Bedeutung auf, sondern lässt sich auf der Grundlage gefestigter höchst- und obergerichtlicher Rechtsprechung unter Würdigung der Einzelfallumstände abschließend beurteilen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Dr. Müller-Christmann Prof. Dr. Seidel Dr. Fetzer
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
VorsRiOLG RiOLG RiLG
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Die zulässige Berufung ist nicht begründet. Aufgrund der unter B III.2. in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 getroffenen Regelung ist die Klägerin von einer Erbbauzinsverpflichtung für die Zeit bis einschließlich 31.12.2005 befreit. Dies ergibt sich aus einer sachgerechten, an den Grundsätzen der §§ 133, 157 BGB ausgerichteten Auslegung der vertraglichen Bestimmungen. Da sich der Inhalt der von den Parteien abgegebenen Willenserklärungen bereits im Wege der herkömmlichen Auslegung ermitteln lässt, bedarf es der vom LG herangezogenen Grundsätze der ergänzenden Vertragsauslegung nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
I. Bei Beachtung der allgemein anerkannten Auslegungsregeln ist der unter B III.2. in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 enthaltenen Bestimmung über die Zahlungsverpflichtung der Klägerin nicht die Bedeutung beizumessen, der bis zum 31.12.2005 befristete Verzicht des Beklagten auf Zinszahlungen erlange erst mit dem Zeitpunkt der Aufteilung des Erbbaurechts in Wohnungserbbaurechte Gültigkeit. Vielmehr ist bei sachgerechter Deutung der notariell beurkundeten Erklärungen unter Berücksichtigung der geführten Vorgespräche, der Interessenlage der Parteien und des gesamten Vertragszwecks davon auszugehen, dass die Klägerin für den Zeitraum bis 1.1.2006 von einer Zahlungsverpflichtung befreit wurde, und zwar unabhängig davon, ob in diesem Zeitraum eine Begründung von Wohnungserbbaurechten erfolgte oder nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
1. Nach § 133 BGB ist der wirkliche - möglicherweise ungenau oder sogar unzutreffend geäußerte - Wille des Erklärenden zu ermitteln. Sofern alle Beteiligten eine Erklärung übereinstimmend in dem selben Sinn verstanden haben, bestimmt dieser gemeinsame Wille den Inhalt des Rechtsgeschäfts, mit der Folge, dass eine hiervon abweichende Auslegung nicht in Betracht kommt (vgl. etwa BGH v. 7.12.2001 - V ZR 65/01, BGHReport 2002, 359 = NJW 2002, 1038 [1039]m.w.N.; Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Aufl., § 133 Rz. 8). Ein solches übereinstimmendes Verständnis der Parteien über den im notariellen Vertrag vom 10.12.1997 unter B III.2. enthaltenen befristeten Verzicht des Beklagten auf Zahlung von Erbbauzins lässt sich jedoch im Streitfall nicht nachweisen. Den Bekundungen der damaligen anwaltlichen Vertreterin der Klägerin, Frau Rechtsanwältin B., zufolge wurde diese Regelung aus Sicht der Klägerin so verstanden, ab dem Jahre 2006 solle erstmals Erbbauzins an den Beklagten gezahlt werden (vgl. insb. II 231). Demgegenüber sollte nach Auffassung der damaligen Bevollmächtigten des Beklagten, Frau Rechtsanwältin H., mit dem betreffenden Passus zum Ausdruck gebracht werden, erst ab Aufteilung in Wohnungserbbaurechte solle auf Zahlung von Erbbauzinsen verzichtet werden (vgl. AS II, 245). Damit ist der Bedeutungsgehalt der in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 getroffenen Bestimmung über die Zahlung von Erbbauzinsen unter Heranziehung der allgemein anerkannten Auslegungsmethoden und unter Berücksichtigung von Treu und Glauben sowie der Verkehrssitte zu bestimmen (§§ 133, 157 BGB).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
2. Die in der notariellen Urkunde vom 10.12.1997 unter B III.2. getroffene Verzichtsvereinbarung ist dahin auszulegen, dass die Klägerin im Falle des Erwerbs des Erbbaugrundstücks durch den Beklagten bis zum Beginn des Jahres 2006 von der Zahlung anteiligen Erbbauzinses befreit ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
a) Maßgeblich ist in erster Linie der gewählte Wortlaut und der diesem zu entnehmende objektiv erklärte Parteiwille (vgl. BGH v. 10.12.1992 - I ZR 186/90, BGHZ 121, 13 [16]= MDR 1993, 635; v. 3.4.2000 - II ZR 194/98, NJW 2000, 2099). Allerdings darf sich eine Auslegung - wie in § 133 BGB ausdrücklich geregelt - nicht auf eine sich ausschließlich am Wortlaut orientierende Interpretation beschränken (vgl. auch BGH v. 19.12.2001 - XII ZR 281/99, BGHReport 2002, 354 = NJW 2002, 1260 [1261]). Daraus folgt zugleich auch, dass sich die Feststellung, ob eine Erklärung eindeutig ist oder ihr mehrere Bedeutungsmöglichkeiten zukommen, nicht allein auf der Grundlage der gewählten Wortwahl, sondern erst durch eine alle Umstände berücksichtigende Auslegung treffen lässt (vgl. BGH v. 19.12.2001 - XII ZR 281/99, BGHReport 2002, 354 = NJW 2002, 1260 [1261]m.w.N.). Auch ein klarer und eindeutiger Wortlaut einer Erklärung bildet damit keine Grenze für eine Auslegung anhand der Gesamtumstände (BGH v. 19.12.2001 - XII ZR 281/99, BGHReport 2002, 354 = NJW 2002, 1260 [1261]m.w.N.). Im Streitfall ist bereits der Wortlaut der getroffenen Regelung - entgegen der Annahme des LG - nicht eindeutig. Der dort verwendete Passus „so verzichtet er nach der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 auf eine Zahlung des Erbbauzinses” enthält zwei zeitliche Komponenten, nämlich den kalendermäßig genau festgelegten Endzeitpunkt der Zahlungsbefreiung (31.12.2005) und die Bezugnahme auf eine datumsmäßig nicht näher bestimmte Aufteilung des Erbbaurechts in Wohnungserbbaurechte. Die letztgenannte Bezugnahme lässt von ihrer Wortbedeutung her mehrere Auslegungsmöglichkeiten zu. Zum einen kann in ihr die Festlegung eines Termins gesehen werden, ab dem der ausgesprochene Verzicht erstmals Rechtswirkungen entfalten soll (Zeitbestimmung i.S.v. § 163 BGB). Andererseits kann ihr aber auch die Bedeutung zukommen, dass der Beklagte selbst dann oder auch dann bis zum 31.12.2005 auf die Zahlung von Erbbauzins durch die Klägerin verzichtet, wenn innerhalb dieses Zeitraums eine Aufteilung in Wohnungserbbaurechte erfolgen sollte. Die Verwendung der Formulierung „nach der Aufteilung” lässt damit bereits aus grammatikalischer Sicht - anders als die Begriffe „von … bis” oder „ab” - grundsätzlich mehrere Interpretationen zu. Welcher Sinngehalt der Verzichtsvereinbarung letztlich beizumessen ist, hängt daher nicht entscheidend vom gewählten Wortlaut ab, sondern ist anhand der Gesamtumstände, in die der notarielle Vertrag vom 10.12.1997 eingebettet ist, zu beurteilen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
b) Eine wesentliche Erkenntnisquelle ist dabei die Entstehungsgeschichte der Vereinbarung vom 10.12.1997. Wie sich aus den übereinstimmenden Bekundungen der gehörten Zeugen ergibt, ist der Vertragstext von den damaligen anwaltlichen Vertreterinnen der Parteien, Frau Rechtsanwältin B. und Frau Rechtsanwältin H., ausgehandelt worden. Dabei waren die Vertragsverhandlungen noch ursprünglich in der Annahme erfolgt, dass eine Aufteilung in Eigentumswohnungen mit entsprechenden Wohnungserbbaurechten voraussichtlich erst ab 2006 erfolgen könne und ab diesem Zeitpunkt die Klägerin zur Zahlung von anteiligen Erbbauzinsen verpflichtet sein sollte. Dies ist nicht nur in einem internen Aktenvermerk von Frau Rechtsanwältin B. vom 1.7.1997 (Anl. K 5, S. 6) festgehalten, sondern auch in einem von Frau Rechtsanwältin B. an die Gegenanwältin gerichteten Schreiben vom 3.7.1997 ausdrücklich erwähnt worden (Anl. K 6, S. 4). Die zwischen beiden anwaltlichen Vertreterinnen geführten Gespräche mündeten dann in einen vom Notar Dr. J. auf Veranlassung der damaligen Beklagtenanwältin gefertigten Vertragsentwurf, den dieser mit Schreiben vom 13.10.1997 an Frau Rechtsanwältin H. übermittelt hat (Anl. BB 1). Dort ist unter B III.2. folgende Regelung enthalten:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
„Wird der Ehemann Alleineigentümer des mit dem Erbbaurecht belasteten Grundbesitzes, so verzichtet er bis zur Aufteilung in Wohnungserbbaurechte im Jahr 2006, auf eine Zahlung des Erbbauzinses durch die Ehefrau. Nach der Aufteilung und der wie vorstehend vereinbarten Berechtigungszuordnung an die Ehefrau, hat diese den Erbbauzins anteilig an den Ehemann zu leisten.”
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Mit der gewählten Formulierung sollte ersichtlich zum Ausdruck gebracht werden, nach Einschätzung der Parteien werde eine Aufteilung in Wohnungserbbaurechte erst im Jahre 2006 erfolgen. Dass diese zeitliche Vorgabe ursprünglich im Raume stand, haben auch die Zeuginnen Rechtsanwältin B. und Rechtsanwältin H. anlässlich ihrer Einvernahme am 4.12.2002 glaubhaft bestätigt (AS II 227, 241).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Der weitere Geschehensablauf zeigt, dass diese schon in einem frühen Stadium erzielte Übereinkunft über eine Zahlungsbefreiung bis 2006 trotz der später erkannten Möglichkeit, das Erbbaugrundstück vor dem Jahr 2006 zu erwerben und damit auch vor diesem Zeitpunkt Wohnungserbbaurechte zu begründen, in der Endphase der Verhandlungen keine entscheidende Veränderung erfahren hat. So enthält das von Frau Rechtsanwältin H. gefertigte Schreiben vom 20.11.1997 (Anl. BB 2 bzw. K 17) ausdrücklich die Mitteilung: „Ich möchte insofern klarstellend darauf hin(weisen), dass unser bisheriger Vorschlag davon ausgeht, dass die Zahlung des Erbpachtzinses durch ihre Frau Mandantin nicht bereits nach Vertragsschluss, sondern ebenfalls im Jahre 2006 beginnen soll.” Zu diesem Zeitpunkt war - so die glaubhaften Bekundungen der Zeugin Rechtsanwältin H. (AS II 243), die mit den Schilderungen der Zeugin B. übereinstimmen - bereits offenkundig, ein Erwerb des Erbbaugrundstückes durch den Beklagten werde schon vor dem Jahr 2006 möglich. Ein kurze Zeit später, nämlich im Schreiben von Frau Rechtsanwältin H. vom 24.11.1997 (vgl. Anl. BB 2 bzw. K 18) unternommener Verstoß des Beklagten, die Klägerin solle ab Abschluss der notariellen Vereinbarung einen anteiligen Erbpachtbetrag von derzeit 380 DM bezahlen, wurde von der Klägerseite umgehend abgelehnt und von der Gegenseite im nachfolgenden Schreiben vom 27.11.1997, das auf die mitgeteilte Ablehnung des neuen Vorschlages ausdrücklich Bezug nahm, nicht mehr aufgegriffen (vgl. Anl. K 19, BB 2). Stattdessen befasst sich dieses Schreiben mit anderen Streitpunkten und enthält am Schluss folgende Feststellung: „Von mir nicht erwähnte, aber besprochene Änderungen des vorliegenden Entwurfes halte ich eher für redaktioneller Art”. Wenige Zeit später übermittelte Frau Rechtsanwältin H. der gegnerischen Kollegin mit Schreiben vom 3.12.1997 (Anl. K 20) einen von ihr gefertigten weiteren Vertragsentwurf. Dieser enthielt unter B III.2. die im endgültigen notariellen Vertrag vom 10.12.1997 beurkundeten Regelungen, über deren Bedeutung zwischen den Parteien nunmehr Streit besteht (vgl. II 195, 213). Nach einigen von Frau Rechtsanwältin B. vorgenommenen handschriftlichen Veränderungen, die der Beklagtenvertreterin per Fax übermittelt wurden, übersandte letztere den endgültigen Vertragsentwurf mit Schreiben vom 4.12.1997 an den beurkundenden Notar, mit der Bitte, nur solche Änderungen vorzunehmen, die der Notar für unabdingbar halte, da bei dem Vertragsentwurf „um die Worte gerungen” worden sei (II 193). Weder vor der am 4.12.1997 erfolgten Übermittlung eines von der Beklagtenanwältin gefertigten neuen Vertragsentwurfs noch danach wurde zwischen den beiden anwaltlichen Vertreterinnen die Frage eines zeitlichen Hinausschiebens des geplanten Verzichts auf Erbbauzinszahlungen nochmals erörtert. Dies haben beide Anwältinnen bei ihren Zeugenaussagen übereinstimmend und glaubhaft bekundet. Dieses Verhalten und die aufgezeigte Vorgeschichte sprechen dafür, dass beide Verhandlungspartnerinnen nach dem erfolglos gebliebenen Verstoß der Beklagtenseite vom 24.11.1997 eine inhaltliche Abänderung der im ursprünglichen Entwurf enthaltenen Verzichtsregelungen aus Anlass einer früher möglichen Begründung von Wohnungserbbaurechten weder besprochen noch beabsichtigt hatten. Folgerichtig betonte Frau Rechtsanwältin H. im Schreiben vom 27.11.1997 nochmals ausdrücklich, die weiteren, von ihr in dem genannten Schreiben nicht erwähnten, aber besprochenen Änderungen des (ursprünglichen) Vertragsentwurfs seien aus ihrer Sicht rein redaktioneller Art. Dies würde auch erklären, warum Frau Rechtsanwältin H. im Nachhinein nicht mehr erklären konnte, weswegen sie eine vom früheren Vertragsentwurf abweichende Formulierung gewählt hatte (II 245). Es kommt hinzu, dass nach den Angaben von Frau Rechtsanwältin H. die zügige Ablösung des Erbbauvertrages mit der Stadt M. und die Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bei den mit der gegnerischen Anwältin geführten Gesprächen „eigentlich kein Thema” gewesen ist (II 245) und damit kein inhaltlicher Anlass für ein zeitliches Hinausschieben des Verzichts auf Erbbauzinszahlung bestand. Damit bleibt festzuhalten, dass bei der erfolgten Umformulierung der Regelung in B III.2. nicht - wie bei anderen Passagen - „um Worte gerungen wurde” und die Änderung des Vertragstextes nicht auf einer (streitigen) Verhandlung über die Dauer des Erbbauzinsverzichts beruhte. Der Gang der Vertragsverhandlungen spricht somit dafür, mit der endgültigen Fassung der Verzichtsvereinbarung sei keine inhaltliche Veränderung ggü. dem ursprünglichen Vertragsentwurf beabsichtigt gewesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
c) Dieses Auslegungsergebnis wird auch durch den systematischen Zusammenhang der in Frage stehenden Regelungen mit den übrigen Bestimmungen in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 bestätigt. So ist dort unter B V.1. vorgesehen, dass die Klägerin und die gemeinsamen Kinder die Erdgeschosswohnung und das Souterrain auch vor der geplanten Aufteilung unentgeltlich nutzen dürfen. In den weiteren Abschnitten folgen als Ausnahme zu diesem unentgeltlichen Nutzungsrecht Regelungen über die Kostentragungspflicht für Nebenkosten und Reparaturen. Die unter B V.1. des notariellen Vertrages vom 10.12.1997 enthaltene Nutzungsabrede erstreckt sich zwar nicht auf die unter B III2. gesondert geregelte Frage der Erbbauzinszahlung. Ein sachlicher Zusammenhang zwischen beiden Bestimmungen ist jedoch unverkennbar. Denn die unentgeltliche Nutzungsvereinbarung sollte ausdrücklich „bis zur geplanten Aufteilung des Erbbaurechtes” gelten. Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Vereinbarung über den Erbbauzins in zwei Abschnitte aufgeteilt ist, wobei im ersten Abschnitt das Ende der Zahlungsbefreiung auf den 31.12.2005 festgelegt wird und im nachfolgenden Abschnitt nochmals der 1.1.2006 gesondert als Beginn der Erbbauzinsverpflichtung hervorgehoben ist. Auch dies zeigt, dass der maßgebliche Wendepunkt im Rahmen der finanziellen Verpflichtungen der Parteien der Jahreswechsel 2005/2006 sein sollte, während der Zeitpunkt der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte für die Frage der Zinszahlungsverpflichtung keine entscheidende Rolle spielen sollte. Dies ergibt sich auch daraus, dass dieser Zeitpunkt datumsmäßig nicht näher eingegrenzt wurde (bspw. „frühestens ab”), obwohl ansonsten in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 durchweg die Entstehung von Rechten und Pflichten kalendermäßig bestimmt wurde.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
d) Entscheidend für die Auslegung, mit der unter B III.2 des notariellen Vertrages vom 10.12.1997 enthaltenen Regelung sei ein unabhängig von der Begründung von Wohnungserbbaurechten geltender Verzicht auf Erbbauzinszahlung für die Zeit bis zum 1.1.2006 gewollt vereinbart worden, sprechen schließlich auch die beiderseitige Interessenlage und der mit dem notariellen Vertrag vom 10.12.1997 angestrebte Regelungszweck. Die vom Beklagten gewählte Deutung, der von ihm ausgesprochene Verzicht sollte erst ab der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte gelten, wäre mit dem allgemein anerkannten Auslegungsgrundsatz der beiderseits interessengerechten Auslegung (vgl. hierzu BGH v. 9.10.2000 - II ZR 345/98, MDR 2001, 98 = NJW 2001, 143; v. 27.11.1997 - IX ZR 141/96, MDR 1998, 441 = NJW 1998, 900 [901]) nicht zu vereinbaren. Sowohl in der geführten Vorkorrespondenz als auch in mehreren Stellen im endgültigen Vertrag vom 10.12.1997 kommt zum Ausdruck, dass die Klägerin als Mutter vierer Kinder für die Zeit bis 1.1.2006 von laufenden finanziellen Verpflichtungen weitgehend freigestellt werden sollte. So musste sie sich erst ab 1.1.2006 (Vollendung des 12. Lebensjahres des jüngsten Kindes) auf den vom Beklagten zu entrichtenden Kindesunterhalt von 2.200 DM monatlich ein fiktives Einkommen von 600 DM monatlich anrechnen lassen (vgl. A § 2 Ziff. 3). Außerdem durfte sie die Erdgeschosswohnung und das Souterrain bis zur geplanten Aufteilung des Gesamterbbaurechts unentgeltlich nutzen, wobei ihr nach diesem Zeitraum die Wohnungen - ebenfalls unentgeltlich - zu Alleineigentum zugewiesen werden sollten (B II2 a; B V 1.). Die Klägerin hatte sich lediglich an den Nebenkosten, den Lasten des gemeinschaftlichen Eigentums sowie den Kosten der Instandhaltung und Instandsetzung zu beteiligen. Außerdem verpflichtete sich der Beklagte, die Klägerin von sämtlichen Forderungen der dinglichen oder schuldrechtlichen Gläubiger freizustellen (B II.1.d). Eine Gesamtbetrachtung der genannten Regelungen ergibt folglich, dass den Parteien daran gelegen war, die von der Klägerin zu tätigenden finanziellen Aufwendungen möglichst gering zu halten, um auf diese Weise eine wirtschaftliche Absicherung der gemeinsamen Kinder und der Klägerin zu erreichen. Auch wenn der in der Erbbauzinsvereinbarung genannte Stichtag 1.1.2006 ursprünglich aus anderen Gründen als die ab diesem Tag ebenfalls vorgesehene Unterhaltskürzung erfolgt sein sollte (so die Bekundung der Zeugin H. im Gegensatz zu den Angaben der Zeugin B.), so ändert dies nichts daran, dass die zeitlich begrenzte Befreiung von der Erbbauzinsverpflichtung nur deswegen erfolgte, um die finanziellen Belastungen der Klägerin zu verringern. Ein anderer Anlass für die zeitweilige Befreiung der Klägerin von Erbbauzinsforderungen ist nicht ersichtlich. Im Gegenzug für die Freistellung der Klägerin von finanziellen Verpflichtungen während des Zeitraumes bis zum 1.1.2006 wurde zugunsten des Beklagten ein weitgehender Verzicht auf unterhaltsrechtliche Abänderungsmöglichkeiten vereinbart. Die notarielle Vereinbarung vom 10.12.1997 ist damit - wie sich auch aus der gewechselten Vorkorrespondenz zeigt - Ausdruck einer umfassenden Abwägung der finanziellen Belange der Parteien und der gemeinsamen Kinder. Hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass trotz dieses wirtschaftlichen Hintergrundes die Verzichtsvereinbarung hinsichtlich der Zahlung des Erbbauzinses auf den Zeitraum von der (ungewissen) Aufteilung in Wohnungserbbaurechte bis zum 31.12.2005 begrenzt sein sollte, bestehen nicht. Der Beklagte hat sich zwar darauf berufen, dass eine solche zeitliche Beschränkung vorgesehen worden sei, um die Klägerin zur schnellen Mitwirkung an der Begründung von Wohnungserbbaurechten zu veranlassen. In den von den Parteien vorgelegten Unterlagen ist dieser Punkt jedoch nie zur Sprache gekommen. Auch die Zeugin M.H. konnte eine entsprechende Motivation nicht bestätigen, sondern gab lediglich an, dies halte sie für möglich (II 247). Im Übrigen wäre aufgrund des aufgezeigten Gangs der Verhandlungen und dem zum Ausdruck gekommenen Bemühen beider Anwältinnen, eine umfassende Gesamtregelung unter Ausräumung aller möglichen Streitpunkte herbeizuführen, zu erwarten gewesen, dass diese Motivation in dem Vertragstext ihren Ausdruck gefunden hätte. Abschließend ist noch zu berücksichtigen, dass - wie das LG zutreffend ausgeführt hat - eine sachliche Rechtfertigung für eine unterschiedliche Regelung zur Verteilung des Erbbauzinses vor und nach dem Vollzug einer Aufteilung in Eigentumswohnungen und Wohnungserbbaurechte nicht ersichtlich ist. In beiden Fällen wäre die Klägerin zur Zahlung anteiligen Erbbauzinses verpflichtet, weswegen die zeitweilige Zahlungsbefreiung nicht von der Umwandlung der ursprünglichen Erbbaurechts in Wohnungserbbaurechte abhängen kann. Vor dem Vollzug der Teilungserklärung wäre die Klägerin aufgrund des mit ihrem Einverständnis erfolgten Eintritts des Beklagten in den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt M. (§§ 414, 415 BGB analog) zur Zahlung anteiliger Zinsen gehalten gewesen. Denn durch den Erwerb des Grundstücks ist weder das Erbbaurecht (vgl. § 889 BGB) untergegangen, noch sind die schuldrechtlichen Zahlungsverpflichtungen durch Konfusion erloschen. Dies gilt selbst dann, wenn die Parteien ursprünglich für den Erbbauzins gesamtschuldnerisch hafteten, denn eine Konfusion ist nicht anzunehmen, wenn eine besondere Interessenlage das Bestehen einer Forderung rechtfertigt (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, vor § 362 Rz. 4 m.w.N.). So liegen die Dinge hier. Die Parteien haben nämlich ausdrücklich im notariellen Vertrag vom 10.12.1997 vereinbart, die Rechte und Pflichten des Erbbaurechtsvertrages mit der Stadt M. sollten zwischen den Parteien weiter gelten. Nach der geplanten Begründung von Wohnungserbbaurechten wäre die Klägerin aufgrund der zwischen den Parteien i.E. zu treffenden Regelungen (vgl. B III.4. des Vertrags vom 10.12.1997) - ebenfalls zur Zahlung anteiligen Erbbauzinses verpflichtet.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Nach alledem erstreckt sich der in der notariellen Vereinbarung vom 10.12.1997 vorgesehene Verzicht des Beklagten auf anteiligen Erbbauzins auf den Zeitraum ab Erwerb des Erbbaugrundstücks durch den Ehemann (11.5.1998) bis einschließlich 31.12.2005 und entfaltet nicht erst ab der Aufteilung in Wohnungserbbaurechte Wirkung. Der Wirksamkeit dieses Verzichts steht auch nicht entgegen, dass er unter einer Bedingung stand (Erwerb des Erbbaugrundstücks durch den Beklagten), denn trotz seines Verfügungscharakters kann ein Erlassvertrag auch unter einer Bedingung vereinbart werden (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, § 397, Rz. 3 m.w.N.). Folglich hat das LG im Ergebnis zutreffend den Feststellungsanträgen der Klägerin entsprochen und die Widerklage des Beklagten abgewiesen. Der Frage, ob der Beklagte durch die im Frühjahr 2002 angeordnete Zwangsverwaltung nachträglich die Aktivlegitimation für die von ihm erhobene Widerklage verloren hat, kommt damit keine entscheidungserhebliche Bedeutung zu.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
II. Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. Die Anordnung über die vorläufige Vollstreckbarkeit stützt sich auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO. Gründe für die Zulassung der Revision gem. § 543 Abs. 2 ZPO n.F. liegen nicht vor. Der Rechtsstreit wirft keine Fragen rechtsgrundsätzlicher Bedeutung auf, sondern lässt sich auf der Grundlage gefestigter höchst- und obergerichtlicher Rechtsprechung unter Würdigung der Einzelfallumstände abschließend beurteilen.
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</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
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Dr. Müller-Christmann Prof. Dr. Seidel Dr. Fetzer
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VorsRiOLG RiOLG RiLG
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26 O 396/02
| 2003-02-28T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:45
| 2019-01-17T11:53:43
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Der Beklagte wird verurteilt, an den Kläger EURO 7.669,38 nebst Zinsen hieraus in Höhe von 4 % seit 31.5.1995 und nebst Zinsen aus EURO 7.669,38 in Höhe von 6 % seit dem 22.8.2002 zu bezahlen.</p>
<p>2. Der Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p>
<p>3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 115 % des zu vollstreckenden Betrages, die auch durch unbedingte, unwiderrufliche, unbefristete, selbstschuldnerische Bürgschaft eines im Inland zum Geschäftsbetrieb befugten Kreditinstituts erbracht werden kann, vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Streitwert: EURO 7.669,38.</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Kläger macht im Rahmen einer Teilklage Schadensersatzansprüche aus einer fehlgeschlagenen Kapitalanlage geltend.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Der Beklagte war zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme zwischen den Parteien im März 1995 als selbständiger Finanzkaufmann tätig und vermittelte in diesem Rahmen unter anderem für die Firma K.- C. Gesellschaft für Konzeption und Marketing von Vermögensanlagen mbH (nachfolgend KC-GmbH) Beteiligungen am Dreiländerfonds "DLF 94/17 - W. F.- KG".</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Der am 27.2.2003 geborene Kläger erhielt im Jahre 1995 eine Erbschaft über ca. DM 350.000, die er anlegen wollte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Über den Zeugen B., der in den Vorjahren bereits für die Mutter des Klägers Beteiligungen an - anderen - Dreiländerfonds der W. F.- KG vermittelt hatte, kam es am 14.3.1995 zu einem Beratungsgespräch zwischen den Parteien, in dessen Verlauf der Beklagte dem Kläger einen Prospekt des Dreiländerfonds "DLF-W. F.- KG" (Anlage B 5, Bl. 89-124 d.A.) und ein Faltblatt betreffend die Investitionsteile (Anlage K 2, Bl. 21/22 d.A.) übergab, ebenso wie eine auf den Kläger zugeschnittene Berechnung (Anlage K1, Bl. 18 - 20 d.A.) und eine handschriftliche Notiz (Anlage B 6, Bl. 235 d.A.), anhand der der Beklagte dem Kläger erklärte, dass er, falls er nach 6 Jahren bspw. "aussteigen" wolle, für die beiden ersten Jahre 90 %, ab dem dritten bis einschließlich dem sechsten Jahr 95 % und ab dem siebenten Jahr 100 % erhalte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Am 5.5.1995 zeichnete der Kläger sodann eine Beteiligung in Höhe von nominal DM 300.000 an diesem Dreiländerfonds "DLF 94/17 - W. F. - KG", wofür er zusätzlich eine Abwicklungsgebühr in Höhe von 15.000 DM = EURO 7669,38 bezahlte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Bei dem Dreiländerfonds handelt es sich um einen in Form einer Kommanditgesellschaft organisierten geschlossenen Immobilienfonds, der Immobilien und Wertpapiere in Deutschland, der Schweiz und den USA unterhält, darunter das Freizeit- und Erlebniszentrum International in S., dessen Hauptmieterin die S.-AG ist, die 1999 insolvent wurde. In Folge von Mietausfällen reduzierten sich die Ausschüttungen des Fonds, die bis einschließlich 1998 monatlich 7 % betrugen, auf 3 % im Jahre 1999. Nachdem im Jahre 2000 keine Ausschüttungen erfolgt waren, werden seit Januar 2001 monatlich Ausschüttungen in Höhe von 2,5 % ausgekehrt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Seit Herbst 1994 war in der Wirtschafts- und Fachpresse ("kapital markt intern", "finanztip", "Platow-Brief"; "Wirtschaftswoche") mehrfach ausdrücklich vor einer Anlage am Dreiländerfonds, insbesondere im Hinblick auf die Unsicherheiten der S. AG, gewarnt worden. Wegen der Einzelheiten wird auf die jeweiligen Artikel, Bl. 26-33 d. A. und 144/145 d.A.. Bezug genommen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Der Kläger meint, der Beklagte habe seine Pflichten aus einem Anlageberatungsvertrag verletzt, indem er den Kläger, der ausdrücklich eine "sichere" Anlageform gewünscht habe und dem neben der erhaltenen Erbschaft kein weiteres nennenswertes Vermögen zur Verfügung gestanden habe, empfohlen habe, zur Steuerersparnis und Aufbau einer Altersrente die Investition in den Dreiländerfonds "DLF 94/17-W. F.- KG zu tätigen. Dabei habe es der Beklagte unterlassen, über das erhöhte Risiko dieser Beteiligungsart aufzuklären. Darüber hinaus habe der Beklagte dem Kläger versichert, dass er seine Beteiligung jederzeit ohne Verlust weiterverkaufen könne. Wegen der näheren Einzelheiten wird auf die Schriftsätze des Klägers vom 13.8.2002 (Bl. 1 -17 d.A.) und 10.12.2002 (Bl. 237-241 d. A.) verwiesen. Auch habe der Beklagte den Kläger nicht auf die negative Presseberichterstattung hingewiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Der Kläger hätte die Beteiligung nicht gezeichnet, wenn er gewusst hätte, dass seine Beteiligung bei negativer Entwicklung nicht veräußerbar ist; ebenso wenig hätte er die Fondsanteile erworben, wenn ihm die negativen Berichterstattungen aus der Presse bekannt gewesen wären. Auf beides habe der Beklagte ihn nicht hingewiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Der Kläger begehrt die Rückabwicklung der am 5.5.1995 gezeichneten Beteiligung, macht aber vorliegend im Wege der Teilklage lediglich die aufgewendete Abwicklungsgebühr in Höhe von DM 15.000 = EURO 7669, 38 geltend.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Der Kläger beantragt daher</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kläger EURO 7.669,38 nebst Zinsen in Höhe von 4 % hieraus seit 31.5.1995 und 6 % Zinsen aus EURO 7666,38 seit Rechtshängigkeit zu bezahlen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Der Beklagte beantragt Klagabweisung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Er ist der Auffassung, vorliegend nicht als Anlageberater, sondern nur als Anlagevermittler für den Kläger tätig gewesen zu sein. Die ihm dadurch obliegenden Pflichten - Aufklärung über die Umstände, die für den Anlageentschluss des Anlegers von besonderer Bedeutung sind - habe er ordnungsgemäß erfüllt. Er habe den Kläger auf die besonderen Risiken dieser Anlageform hingewiesen. Insbesondere habe er ihn darauf aufmerksam gemacht, dass das Risiko durch eine fehlende Streuung bestehe, das Risiko des Totalverlustes bestehe, sich ein besonderes Risiko aus den Immobilienanteilen in den USA ergebe, dass eine besondere Abhängigkeit vom Erfolg des Musicals der S. AG bestehe, dass hinsichtlich der Anteile in Deutschland sowohl in B. als auch in S. der Bonität der Mieterinnen ein entscheidendes Gewicht zukomme, hinsichtlich der Schweizer Wertpapiere eine Abhängigkeit von der Entwicklung der internationalen Kapitalmärkte und damit keine verlässliche Kalkulierbarkeit vorliege sowie dass im vorzeitigen Veräußerungsfalle ein Verlust eintreten könne, sowie insgesamt ein Totalverlust. Dazu habe er dem Kläger auch den Prospekt (Anlage B5, Bl. 89 - 124 d.A.), der die Risken der Anlageform umfassend darstelle, übergeben. Der Kläger sei jedoch "beratungsresistent" gewesen und habe ausdrücklich eine "spekulative" Anlageform gewünscht, da es ihm in erster Linie um möglichst hohe Steuerersparnisse und Ausschüttungen gegangen sein.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Auch habe der Beklagte den Kläger auf die entsprechende Negativpresse hingewiesen, insbesondere auf den Bericht in "kapitalmarkt-intern" vom 30.9.1994 und einen Bericht aus der S. Zeitung, obwohl er in seiner Eigenschaft als reiner Anlagevermittler hierzu nicht verpflichtet gewesen sei.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Abgesehen davon habe dem Beklagten eine Aufklärungspflicht gar nicht mehr oblegen, da der Kläger durch seine Mutter, die ja bereits Beteiligungen an Dreiländerfonds innehatte und v.a. den Zeugen B. bereits "vorberaten" gewesen sei. Die eigentliche Beratung des Klägers sei durch den Zeugen B. erfolgt; der Beklagte selbst sei nur eingeschaltete worden, da dem Zeugen die notwendige Vertriebslizenz für die Vermittlung des Dreiländerfonds gefehlt habe. So habe der Zeuge B. auch 7 % der dem Beklagten zustehenden Provision von insgesamt 8 oder 9 % verlangt und auch erhalten. Insoweit sei der Kläger auch beim Gespräch mit dem Beklagten am 15.3.1995 bereits fest zur Zeichnung des "DLF 94/17 - W.- F. - KG" entschlossen gewesen; der Kläger habe vom Beklagten weder eine Information noch eine Beratung mehr gewünscht oder erwartet; dessen Einschaltung sei lediglich deswegen erfolgt, weil dieser über die entsprechende Vertriebslizenz für die Vermittlung verfügt habe.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Der Beklagte meint weiter, daß sein Verhalten jedenfalls für einen Schaden des Klägers nicht ursächlich gewesen sei; zumindest müsse sich der Kläger ein Mitverschulden anrechnen lassen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>Letztlich beruft sich der Beklagte darauf, dass der Kläger uneingeschränkte Verurteilung nicht geltend machen könne, sondern lediglich Zug um Zug gegen Abtretung der Ansprüche aus der Gesellschaftsbeteiligung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Der Beklagte bestreitet des weiteren die vom Kläger geltend gemachten Zinsen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen B., K. und R. Sch. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Sitzungsprotokoll vom 11.11.2002 (Bl. 128-143 d.A. 9) Bezug genommen.</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Die (Teil-)Klage ist zulässig und begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Gegen die Zulässigkeit der Teilklage bestehen in vorliegendem Fall keine Bedenken, da der Kläger eine klar abgrenzbare Position seines Schadensersatzanspruches - Abwicklungsgebühr- geltend macht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Der Kläger hat gegen den Beklagten einen Schadensersatzanspruch wegen fehlerhafter Beratung im Zusammenhang mit der Beteiligung des Klägers am Dreiländerfonds "DLF 94/17 W. F. - KG" aus positiver Vertragsverletzung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Zwar stimmt das Gericht mit dem Beklagten darin überein, dass dieser vorliegend nicht als Anlageberater, sondern nur als Anlagevermittler für den Kläger tätig wurde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>a) Der Anlageberater tritt in der Regel als unabhängiger und individueller Berater auf und empfiehlt bestimmte Anlagen/Anlageformen, die auf die wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnisse der Anlageinteressenten zugeschnitten sind; übernimmt also die fachkundige Bewertung und Beurteilung, welche Anlageform bei den konkreten Verhältnissen des Anlageinteressenten sinnvoll erscheint. In einem solchen Vertragsverhältnis, das meist von Kapitalanlegern mit mangelnden eigenen wirtschaftlichen Kenntnissen und wenig Überblick gewählt wird, hat der Berater, dem deswegen weitreichendes persönliches Vertrauen entgegengebracht wird, die Pflicht zu besonders differenzierter und fundierter Beratung (vgl. BGH, NJW-RR 1993, 1114; BGH, NJW 1982, 1095f; OLG Düsseldorf, OLGR Düsseldorf 1997, 159/160).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Der Anlagevermittler übernimmt demgegenüber - für den Anlageinteressenten erkennbar- den Vertrieb für eine bestimmte Kapitalanlage. An ihn wendet sich der Anlageinteressent in der Regel in dem Bewusstsein, dass der werbende und anpreisende Charakter der Aussagen bzgl. der konkreten Anlageform wegen der zugunsten des Anlagevermittlers bestehenden Provisionsabrede im Vordergrund steht. Ihm tritt der Anlageinteressent daher von vornherein selbständiger gegenüber (OLG Naumburg, OLGR Naumburg 2001, 368-370; BGH, NJW 1990, 506,507).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>b) Der Beklagte war vorliegend für die Firma KC-GmbH mit der Vermittlung gerade der Beteiligungen am Dreiländerfonds tätig. Auch der Kläger hat nicht behauptet, dass im Rahmen des Gespräches mit dem Beklagten etwa die Anlage seines Geldbetrages in anderer Form im Zusammenhang mit der Frage nach den Wünschen und Anlageinteressen des Klägers im Vordergrund gestanden sei und der Beklagte sich als umfassender, selbständiger Berater dargestellt habe, von dem der Kläger eine Beratung über bspw. Vor- und Nachteile verschiedener Anlageformen, zugeschnitten auf seine persönlichen Bedürfnisse und Verhältnisse gewünscht habe; vielmehr ist durch den Beklagten - wie der Kläger selbst in deutlicher Form schildert- von Anfang an nur die eine Anlagemöglichkeit angeboten und angepriesen worden. Auch der Kläger hat lediglich Informationen über die ihm vorgestellte Anlageform der Beteiligung am Dreiländerfonds gewünscht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Letztlich kann aber vorliegend sogar dahingestellt bleiben, ob der Beklagte letztendlich als Anlageberater oder als Anlagevermittler tätig wurde, weil der Beklagte auch die Aufklärungs- und Hinweispflichten eines Vermittlers verletzt hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>a) Die Pflichtenkreise des Anlageberaters und des Anlagevermittlers decken sich nicht, Überschneidungen sind aber möglich. So schuldet auch der Anlagevermittler die richtige und vollständige Information über diejenigen Umstände, die für den Anlageentschluss des Anlageinteressenten von besonderer Bedeutung sind, wenn auch nicht deren Bewertung (vgl. BGH NJW-RR 1993, 1114 f; OLG Düsseldorf, a.a.O.; OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86; Schleswig-Holsteinisches OLG, OLGR Schleswig 1998, 1-2; BGH WM 2000, 426-429).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Im Rahmen der Anlagevermittlung kommt zwischen dem Anlageinteressenten und dem Anlagevermittler ein Auskunftsvertrag mit Haftungsfolgen zumindest stillschweigend zustande, wenn der Interessent deutlich macht, dass er, auf eine bestimmte Anlageentscheidung bezogen, die besonderen Kenntnisse und Verbindungen des Anlagevermittlers in Anspruch nehmen will und der Anlagevermittler die gewünschte Tätigkeit beginnt (BGH NJW-RR 1993, 1114 ff; BGH WM 2000, 426 ff; BGH, WM 2002, 1456-1458; OLG Naumburg, a.a.O.; LG Stuttgart, VuR 2001, 372-375). Insofern konnte und durfte der Kläger aufgrund des Charakters und Inhalt des Gespräches, insbesondere auch nach Erstellung des persönlichen Berechnungsbeispiels davon ausgehen, dass der Beklagte ihn über die für den Anlageentschluss wesentlichen Umstände richtig und vollständig informieren würde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>b) Der Beklagte war über das Anlageobjekt auskunftspflichtig. Seine sog. objektbezogene Beratung hatte sich auf diejenigen Eigenschaften zu beziehen, die für die jeweilige Anlageentscheidung wesentliche Bedeutung haben konnten.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Dabei ist zwischen den allgemeinen Risiken (Konjunkturlage, Entwicklung des Börsenmarktes) und den speziellen Risiken zu unterscheiden, die sich aus der individuellen Ausgestaltung des konkreten Anlageobjekts ergeben. Letztere aufzuzeigen ist Pflicht des Anlagevermittlers (OLG Naumburg, a.a.O.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Diese Pflicht hat der Beklagte vorliegend verletzt</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>c) Dies ergibt sich zur Überzeugung des Gerichts aus einer Gesamtwertung der Umstände insbesondere im Zusammenhang mit den Angaben des Beklagten selbst, die insgesamt betrachtet kein widerspruchsfreies, erhebliches Vorbringen auf die klägerischen Behauptungen darstellt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>(1) Zwar hat der Kläger grundsätzlich die Verletzung von Aufklärungs- und Hinweispflichten darzulegen und zu beweisen. Verlangt er Schadensersatz wegen unzureichender Aufklärung, muss er darlegen und beweisen, dass vertragliche oder vorvertragliche Verhaltenspflichten vorhanden waren und dass diese verletzt wurden. Beweisschwierigkeiten des Anlegers, die sich aus der Führung eines Negativbeweises bei behaupteter Nichtaufklärung ergeben, werden dadurch überwunden, dass der Vermittler die Behauptungen des Anlegers substantiiert bestreiten muss (BGH, WM 1990, 343; OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Der Beklagte hat dieser, ihm insoweit obliegenden Substantiierungspflicht für die Erfüllung seiner Aufklärungs- und Hinweispflicht nicht genügt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>(a) Zwar hat der Beklagte in der Klageerwiderung "lehrbuchmäßig" ausführen lassen, über welche Umstände im einzelnen und besonderen er den Kläger aufgeklärt habe. Das Gericht ist jedoch der Überzeugung, dass diese Ausführungen nicht zutreffen. So gaben im Rahmen der mündlichen Verhandlung sowohl die Parteien, als auch der Zeuge B. übereinstimmend an, dass das besagte Gespräch am 14. 3.1995 ca. eine halbe Stunde, auf jeden Fall unter einer Stunde, gedauert habe. Schon hierdurch stellt sich die Frage, wie es der Beklagte bewerkstelligt haben will, innerhalb dieses - doch recht kurzen- Zeitraums die von ihm behauptete umfassende Aufklärung der Klägers durchzuführen und ihm dabei die wesentlichen, der konkreten Anlageform immanenten, Risiken noch anhand des Prospektes, der die Punkte "Risiken und Chancen" (zumindest in der vom Beklagten vorgelegten Auflage Juni 1995) auf den Seiten 61-67 kleingedruckt und dreispaltig hinzieht, erläutert zu haben.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>(b) Jedenfalls hat der Beklagte den Kläger auch nachweislich unrichtig beraten. So gab der Beklagte selbst an, dass es dem Kläger wichtig gewesen sei, wann er frühestens aus dem Fonds "DLF 94/17 - W. F.- KG" aussteigen könne, woraufhin der Beklagte ihm erklärt habe, dass dies frühestens nach sechs Jahren der Fall sei; dabei aber dem Kläger die - als handschriftliche Notiz auf Bl. 235 d.A. vorliegende - Information gab, dass der Kläger, falls er nach 6 Jahren aussteigen wolle, für die beiden ersten Jahre 90 %, ab dem dritten bis einschließlich sechsten Jahr 95 % und ab dem siebten Jahr 100 % erhalten würde. Eine Erläuterung dahingehend, dass es durchaus auch möglich wäre, dass der Kläger deutlich weniger erhalten könnte, wie es nunmehr tatsächlich eingetreten ist, und dass der Kläger insoweit höchsten zu ca. 29 % verkaufen könnte, wurde vom Beklagten in diesem Zusammenhang nicht einmal vorgetragen und erscheint angesichts der konkreten, hierzu gefertigten Aufzeichnungen, deren Inhalt der Beklagte in der mündlichen Verhandlung nochmals zusammengefasst und bestätigt hat, wenig wahrscheinlich.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>(c) Hinzu kommt, dass der Beklagte -mehrfach- vorgetragen hat, dass der Kläger bei besagtem Gespräch "eigentlich nur noch habe zeichnen wollen". Insofern erscheint es für das Gericht wenig überzeugend, wenn der Beklagte andererseits behauptet, dem Kläger unter dieser Prämisse eine derart ausführliche Aufklärung, wie er sie in der Klagerwiderung darstellen lässt, zukommen ließ.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Insofern ist der Vortrag des Beklagten in sich widersprüchlich und daher nicht geeignet, zur Überzeugung des Gerichts die substantiierten und glaubhaften Behauptungen des Klägers bzgl. der mangelhaften Beratung ernsthaft in Zweifel zu ziehen. Denn der Vollbeweis für die Widerlegung der Behauptungen des Beklagten kann den Kläger nur treffen, wenn der Gang des Gespräches und die erteilten Auskünfte vom Beklagten substantiiert dargelegt wurden, was aufgrund der Widersprüchlichkeiten in den Angaben des Beklagten vorliegend nicht angenommen werden kann.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Soweit der Zeuge B. im Rahmen seiner Vernehmung angegeben hatte, es seien "wohl verschiedene Dinge durchgesprochen worden", lässt dies keinen Rückschluss auf den Inhalt und Umfang der Aufklärung durch den Beklagten zu.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>(2) Soweit sich der Beklagte darauf beruft, dass auch in dem Prospekt, dort "Risiken und Chancen", die wesentliche Gefahren der konkreten Anlageform dargestellt gewesen seien, insbesondere die Möglichkeit eines Verlustes im Veräußerungsfalle und die eingeschränkte Möglichkeit der Veräußerung, so gereicht dies nicht zu seiner Entlastung. Zunächst erscheint äußert fraglich, ob der vom Beklagten vorgelegte Prospekt in der Auflage Juni 1995 überhaupt Grundlage des streitigen Beratungsgespräches sein konnte, insbesondere, da auch die Zeugin K. angab, dass sie davon ausgehe, dass diese Auflage auch im Juni 1995 erschienen sei. Das fragliche Gespräch hatte jedoch unstreitig bereits am 14. März 1995 stattgefunden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Selbst wenn man zu Gunsten des Beklagten unterstellte, dass die Vorauflage gleiche oder ähnliche Angaben zu den "Chancen und Risiken" enthalten hätte, waren die Prospektangaben nicht geeignet, den Beklagten davon zu entbinden, eine eigene Prüfung, Gewichtung und Benennung der wesentlichen Risiken der Anlageform gegenüber dem Kläger aufzuzeigen. Dies muss insbesondere dann gelten, wenn die Angaben im Prospekt, wie hier, unübersichtlich und undeutlich sind (vgl. hierzu mit ausführlicher Begründung OLG Celle, Urt. v. 15.8.2002, Az 11 U 341/01, vorgelegt als Anlage K 17, Bl. 200-226 d.A.) und die Darstellung des Anlagevermittlers im übrigen, auch beispielsweise durch Erstellung des Berechnungsbeispiels, durchaus positiv ausfällt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>(3) Das Gericht ist überdies der Überzeugung, dass der Beklagte den Kläger nicht auf die negative Berichterstattung in der Presse hingewiesen hat, obwohl er hierzu nach Auffassung des Gerichtes verpflichtet gewesen wäre.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>(a) Dies gilt unbeachtet der Tatsache, dass der Beklagte vorliegend nicht als Anlageberater, sondern als Anlagevermittler tätig geworden ist. Denn auch den Anlagevermittler trifft innerhalb seiner Verpflichtung zur richtigen und vollständigen Information über die für den Anlageentschluss wesentlichen tatsächlichen Umstände die Pflicht, auf negative Presseberichterstattung hinzuweisen, zumindest soweit es sich, wie vorliegend, nicht nur um vereinzelte Pressemitteilungen handelt. Die Mitteilungen aus der Fachpresse sind, zumindest wenn sie, wie in vorliegendem Fall derart geballt auftreten und einen derart eindeutigen Inhalt haben, in besonders hohem Maße geeignet, auf die Entschlussfassung eines Anlageinteressenten Einfluss zu nehmen. Dies gilt umso mehr im Hinblick auf die Funktion des reinen Anlagevermittlers, der "seine" Anlageform ansonsten -gerade im Hinblick auf die von ihm zu erwartende Provision- so günstig und gut wie möglich anpreisen wird, so dass der werbende Charakter - neben der trotzdem gebotenen und geschuldeten Aufklärung - immer im Vordergrund steht. Gerade in einem solchen Falle ist der Anlageinteressent um so mehr darauf angewiesen, dass ihm objektive Meinungen zu der besagten Anlageform nicht verborgen bleiben. Sind derartige objektive Informationen in solcher Fülle und Aussagekraft wie vorliegend vorhanden und bestehen aufgrund dieser objektive Anhaltspunkte für Bedenken gegen die konkrete Anlageform, sind diese daher auch Teil der speziellen objektbezogenen Beratung und daher vom Anlagevermittler geschuldet. Insofern geht auch die Rechtsprechung der Obergerichte, soweit ersichtlich, unproblematisch von der Verpflichtung auch des Anlagevermittlers zur Offenlegung entsprechender negativer Presseveröffentlichungen aus (vgl. OLG Karlsruhe, OLGR Karlsruhe 2001, 11/12; OLG Stuttgart, Urt. v. 22.11.2002, Az 9 U 59/02, vorgelegt als K17, Bl. 242-249 d.A.; offengelassen von OLG Naumburg, a.a.O.; vgl. auch LG Memmingen, Urt. v. 3.5.2002, Az 3 0 1146/01, vorgelegt als K 15, Bl. 176-188 d.A.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>(b) Dass der Beklagte den Kläger entsprechend dieser Ausführungen auf die negative Fachpresse hingewiesen hat, glaubt ihm das Gericht nicht. Auch insoweit ist sein Vortrag teilweise in sich widersprüchlich: so lässt er zum einen in der Klageerwiderung vortragen, er habe den Kläger auf den Bericht in "kapitalmarkt intern" vom 30.9.1994 sowie auf einen Bericht in der "S. Zeitung" hingewiesen. Im Schriftsatz vom 2.12.2002 lässt der Beklagte pauschal erklären, er sei auf einzelne Negativ-Berichte eingegangen; betont aber immer wieder, dass er zur Bekanntmachung der negativen Berichterstattung gar nicht verpflichtet gewesen sei. Das Gericht nimmt dem Beklagten nicht ab, dass er, wenn und weil er der Ansicht ist, zur Offenlegung negativer Presseberichte nicht verpflichtet zu sein, diese dem Kläger trotzdem mitgeteilt hat und der Kläger sodann, obwohl die Warnungen in der Presse an Eindeutigkeit kaum zu überbieten waren (vgl. insbesondere den "Platow-Brief" vom November 1994, K 8: "DLF 94/17 schießt in negativer Hinsicht der Vogel ab...zu diesem Fond fällt uns wirklich nichts mehr ein" und Wirtschaftswoche 1995, K 12: "Anlageform mit black-box-Charakter"), die besagte Anlageform trotzdem gewählt hat. Dies widerspricht im übrigen auch jeder Lebenserfahrung, die das Gericht in seine Beweiswürdigung gem. § 286 ZPO durchaus mit einbeziehen kann.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Hinzu kommt, dass eine entsprechende Veröffentlichung in der S. Zeitung, wie sie der Beklagte dem Kläger zur Kenntnis gebracht haben will, nicht - zumindest nicht nachweisbar - erschienen ist, so dass sich die Vermutung aufdrängt, dass der Beklagte die von ihm dem Kläger angeblich zur Kenntnis gereichten Artikel "ins Blaue hinein" behauptet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>Ob dem Beklagten selbst die negative Berichterstattung in der Fachpresse bekannt war, kann dahingestellt bleiben, da er sich jedenfalls hätte kundig machen müssen oder dem Kläger seinen Informationsmangel hätte offenbaren müssen (vgl. OLG Naumburg, a.a.O.; BGH, WM 2002, 1456-1458; BGH WM 2000, 426-429; OLG Karlsruhe, a.a.O.; LG Memmingen, a.a.O.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="50"/>Bei all dem kommt es nicht darauf an, ob der Kläger als erfahrener oder unerfahrener Anleger einzustufen war (OLG Stuttgart, Urt. v. 27.11.2002, Az 9 U 59/02, vorgelegt als K 17). Auch die zwischen den Parteien im übrigen streitigen Fragen des anderweitigen Vermögens des Klägers oder nach dem Grund der beabsichtigten Anlage (Alterssicherung?) können dahingestellt bleiben, da diese lediglich für die Frage der Haftung bei einer geschuldeten Anlageberatung, die hier nicht vorlag, relevant wären, da dann der Beklagte, anders als vorliegend, nicht nur eine anlagegerechte, sondern auch eine anlegergerechte Beratung geschuldet hätte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="51"/>Mithin hat der Beklagte seine Pflichten zu anlagegerechten Beratung dadurch verletzt, dass er den Kläger zum einen nicht auf das Verlustrisiko bei vorzeitigem Ausstieg hingewiesen hat und zum anderen nicht auf die negative Berichterstattung in der Fachpresse.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="52"/>3. Der Beklagte kann sich auch nicht darauf berufen, dass seine Aufklärungspflicht und damit seine Haftungsverantwortlichkeit dadurch entfallen sei, weil der Kläger zum einen anderweitig beraten worden sei, zum anderen bereits mit dem gezielten Wunsch zur Zeichnung an besagtem Dreiländerfonds "DLF 94/17-W. F.- KG - an ihn herangetreten sei.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="53"/>a) Die anderweitige Beratung durch den Zeugen B. oder die Mutter des Klägers konnte der Beklagte, der hierfür beweispflichtig gewesen wäre, nicht nachweisen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="54"/>Die Zeugin S. gab bei ihrer Vernehmung an, den Kläger nicht entsprechend beraten zu haben, da sie dies nicht habe können, weil sie "selbst ja nichts wusste".</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="55"/>Dies erscheint für das Gericht auch aufgrund des Gesamteindrucks, den die Zeugin bei ihrer Vernehmung hinterlassen hat, glaubhaft. Die Zeugin vermittelte nicht den Eindruck einer Person, die sich in Finanzgeschäften besonders auskennt und sich daher anmaßen würde, ihren Sohn über Vorteile und Risiken einer - doch sehr komplexen- Fondsanlage zu "beraten". Vielmehr ist davon auszugehen, dass der Kläger zwar aufgrund der Tatsache, dass seine Mutter bereits in der Vergangenheit ähnliche Dreiländerfondsbeteiligungen erworben hatte, auf die Idee kam, selbst in dieser Anlageart zu investieren, eine konkrete Information oder gar Beratung durch seine Mutter -mangels entsprechender Kenntnis derselben- aber nicht erfolgt war.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="56"/>Auch von einer Vorberatung durch den Zeugen B. kann nach der durchgeführten Beweisaufnahme nicht zur Überzeugung des Gerichts ausgegangen werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="57"/>Zwar hat das Gericht gewisse Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussage des Zeugen B., der immer wieder betonte, wie schwer es ihm doch falle, die Wahrheit zu sagen und dass er dies vor Gericht ja aber wohl müsste und der dazuhin ein vom Gericht nicht übersehenes Interesse daran hat, nicht selbst wegen Falschberatung in Haftung genommen werden zu können.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="58"/>Selbst wenn aufgrund dieser Umstände der Aussage des Zeugen B., der in Abrede stellte, den Kläger über den besagten Dreiländerfonds "DLF 94/17-W. F.- KG" beraten zu haben, sich aber an die Einzelheiten des Verlaufes des Gespräches nicht mehr genau erinnern konnte, keine ausschlaggebende Bedeutung zuzumessen wäre, ist damit das Gegenteil, nämlich eine entsprechende (Vor-)Beratung durch den Zeugen B. nicht bewiesen. Hiergegen spricht im übrigen zum einen der eigene Vortrag des Beklagten, der eine umfassende Eigenberatung vortragen lässt und zum anderen auch das vom Beklagten erstellte Berechnungsbeispiel sowie die von ihm gefertigte Notiz, die beide konkret auf den Kläger zugeschnitten waren und derer es bei einer entsprechenden Vorberatung des Klägers dahingehend, dass dieser "nur noch habe zeichnen wollen", nicht mehr bedurft hätte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="59"/>Im übrigen kommt hinzu, dass der Beklagte, der - auch und gerade nach eigenem Vortrag - Beratungsleistungen erbracht haben will, diese, sobald er sie erbringt, dann auch richtig und vollständig zu erbringen hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="60"/>b) Soweit der Beklagte meint, ihn habe deshalb keine Beratungspflicht getroffen, da der Kläger bereits mit einem "gezielten Auftrag" - Anlage im konkreten Dreiländerfonds- an ihn herangetreten sei und bei Einschaltung des Beklagten zur Zeichnung bereits fest entschlossen gewesen sei, geht diese Auffassung fehl.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="61"/>Die vom Beklagten in diesem Zusammenhang zitierte Rechtsprechung bezieht sich eindeutig auf die Fälle des Anlageberaters, dergestalt, dass dieser, der eine Beratung grundsätzlich auch bzgl. unterschiedlicher Anlageformen, zugeschnitten auf die persönlichen Verhältnisse und Wünsche des Anlageinteressenten schuldet (sog. anlegergerechte Beratung), dann dem Anlageinteressenten nicht mehrere verschiedene Anlageformen erläutern muss, wenn er davon ausgehen kann, dass der Anlageinteressent sich bereits für eine Anlageform entschieden hat, so dass der Berater den Interessenten nur noch über die von ihm in Betracht gezogene Anlagemöglichkeit - dies aber richtig und vollständig, einschließlich sich etwa daraus ergebender Gefahren und Risiken- informieren muss (vgl. BGH, WM 1996, 664/665). Der Beklagte schuldete als Vermittler, worauf er sich selbst beruft, eh nur die Beratung bzgl. der einen Anlageform "DLF 94/17-W. F.- KG". Innerhalb dieses Rahmens muss er aber, wie sich auch aus der vorzitierten Entscheidung des BGH ergibt, wiederum richtig und vollständig unter Hinweis auf etwaige Gefahren und Risiken, aufklären.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="62"/>Im übrigen gilt auch hier, dass der Beklagte, sobald er eine tatsächliche Beratungsleistung vornimmt, diese richtig und vollständig erbringen muss.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="63"/>Der Beklagte hat somit die ihm als Vermittler obliegende Aufklärungs- und Beratungspflicht zumindest fahrlässig verletzt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="64"/>Nach ständiger Rechtsprechung des BGH ist er daher darlegungs- und beweispflichtig dafür, dass der Schaden auch eingetreten wäre, wenn er sich pflichtgemäß verhalten hätte (BGH, WM 1994, 149,151; WM 1993, 1457,1558; WM 1996, 1636, ausdrücklich für den Anlagevermittler OLG Naumburg, a.a.O.; OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86), d.h. der Kunde aufklärende und warnende Hinweise also nicht befolgt hätte. Insoweit fehlt es an entsprechend bewiesenem Vortrag des Beklagten. Soweit er vorträgt, der Kläger hätte aufgrund der bereits bestehenden Fondsbeteiligungen seiner Mutter und wegen Kenntnis des Verlustrisikos auf jeden Fall gezeichnet, so wird diese Behauptung durch nichts untermauert. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass der Kläger bei entsprechender Kenntnis der Risiken - insbesondere auch den Warnhinweisen in der Presse- die Fondsanteile nicht erworben hätte. Für den Kläger streitet somit der Grundsatz des aufklärungsrichtigen Verhaltens.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="65"/>5. Auch ein Mitverschulden des Klägers kommt vorliegend nicht in Betracht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="66"/>Unabhängig davon, dass der Vortrag des Beklagten hierzu wenig ergiebig ist - "die besondere Konstellation im Verhältnis des Anlegers zum Anlagevermittler begründet ein Mitverschulden des Klägers"(Bl. 74 d.A.)- ohne dass der Beklagte darlegt, worin im vorliegenden Falle denn konkret die ein Mitverschulden des Klägers begründenden Umstände liegen sollen, sind für das Gericht auch keine Anhaltspunkte hierfür ersichtlich. Der Anleger, der einen Sachkundigen hinzuzieht, gibt damit regelmäßig zu erkennen, dass er auf dem entsprechenden Fachgebiet nicht die erforderliche Kenntnis hat und auf fremde Hilfe angewiesen ist, so dass sein Vertrauen besonderen Schutz verdient (vgl. OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86) und er sich grundsätzlich auf den Sachverstand des Beratenden verlassen kann. Etwas anderes gilt nur dann, wenn der Geschädigte über eigene Sachkunde oder zusätzliche Informationen von Dritter Seite verfügt (vgl. LG Hannover, Urt. v. 9.11.2001, Az 13 0 303/01, vorgelegt als Anlage K 13, Bl. 148-161 d.A.). Beides trifft vorliegend nicht zu. Der Beklagte trägt selbst vor, dass dem Kläger aufgrund der Beteiligungen seiner Mutter aus der Vergangenheit bekannt war, dass die bei dieser Anlageform prognostizierten Ausschüttungen erfolgt seien.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="67"/>Dass der Kläger selbst über besondere eigene Sachkunde verfügte, behauptet nicht einmal der Beklagte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="68"/>6. Der Beklagte hat dem Kläger grundsätzlich das sogenannte negative Interesse zu ersetzen, d.h. ihn so zu stellen, wie er stehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre. Da der Kläger bei richtiger Aufklärung die Beteiligung am DLF 94/17 nicht gezeichnet hätte (Grundsatz des aufklärungsrichtigen Verhaltens, s.o.), hat er u.a. Anspruch auf die für den Vertragsschluss erforderlichen Kosten (vgl. Palandt/Heinrichs BGB, 61. Aufl. Vorb. Zu § 249 Rdnr. 32), also die Abwicklungsgebühr, die er hier im Wege der Teilklage auch nur geltend macht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="69"/>7. Der Beklagte war zur Bezahlung dieser Kosten an den Kläger ohne Einschränkung zu verurteilen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="70"/>Grundsätzlich sind im Rahmen der im Schadensersatzrecht geltenden "Differenztheorie" neben den durch das schädigende Ereignis eingetretenen Nachteilen auch die damit verbundenen Vorteile in die Schadensberechnung mit einzustellen. Denn der Geschädigte soll nur so gestellt werden, wie er ohne Vorliegen des schädigenden Ereignisses stehen würde. Dabei bedarf es für diese Anrechnung keiner besonderen (Gestaltungs-)Erklärung des Beklagten; vielmehr wird der Vorteil von vornherein vom Ersatzanspruch abgezogen; bzw. kann bei Ungleichartigkeit von Vor- und Nachteil der Geschädigte den Ersatzanspruch nur Zug um Zug gegen Leistung der Vorteile geltend machen. Vorliegend hat der Kläger durch die Zeichnung der Anlage entsprechende Kommanditanteile erworben. Grundsätzlich hätte daher nur eine Verurteilung des Beklagten Zug um Zug gegen Abtretung der Ansprüche aus der Gesellschaftsbeteiligung geltend machen können, und zwar auch bei Geltendmachung im Wege der Teilklage (vgl. hierzu BGHZ 27, 241; Münchner Kommentar zum BGB Keller, § 274 Rdnr. 4; Palandt/Heinrichs, a.a.O., § 274 Rdnr. 4; BGH NJW 1962, 628,629; Zöller, ZPO, 23. Aufl. § 301 Rdnr. 9).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="71"/>b) Vorliegend ist jedoch die Besonderheit gegeben, dass der Kläger mit seiner Teilklage nicht etwa einen Teilbetrag aus den für den Erwerb der Anlage aufgewendeten Kosten geltend macht, sondern eine Schadensposition für zusätzliche Aufwendungen, die aufgrund des schädigenden Ereignisse nutzlos geworden sind.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="72"/>Neben den verschiedenen Kriterien, die in der Vergangenheit und Gegenwart von der Rechtsprechung und der Lehre (vgl. zu Entwicklung und Stand ausführlich Lange, Handbuch des Schuldrechts, Schadensersatz, 2. Aufl. S. 485 ff) zur sog. Vorteilsausgleichung aufgestellt wurden, dürfte zumindest insoweit Einigkeit bestehen, dass eine gewisse Kongruenz von Vor- und Nachteilen bestehen muss, woraus folgt, dass ein anrechenbarer Vorteil nicht mit dem Gesamtschadensbetrag des Schadensausgleichs, sondern nur mit dem Schadensposten zu verrechnen ist, dem der Vorteil seiner Art nach entspricht (vgl. Lange, a.a.O. S. 498 m.w.N.; Palandt/Heinrichs, a.a.O., Vorb. Zu § 249 Rdnr. 123). Auch der BGH führt aus, dass die Vor- und Nachteile bei wertender Betrachtung gleichsam zu einer Rechnungseinheit verbunden sein müssen (BGHZ 91, 206,210; BGHZ 73,109-114).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="73"/>c) Insofern ist der Erwerb der Kommanditanteile durch den Kläger aber quasi "Gegenstück" zu seinen dafür aufgewandten Erwerbskosten, nämlich der Nominalbeteiligungssumme über DM 300.000.-. Auf diese Schadensposition müsste die Beteiligung des Klägers mithin angerechnet werden, nicht jedoch auf die nutzlos aufgewendete Abwicklungsgebühr, die dem Vorteil des Klägers sachlich nicht entspricht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="74"/>Gleiches gilt im Prinzip für die vom Kläger erhaltenen Ausschüttungen und eventuell bestehenden Steuervorteile, die sich der Kläger hier (noch) nicht abziehen lassen muss, wobei sich der Beklagte auf diese Vorteilsausgleichungen, für die er beweispflichtig wäre, im vorliegenden Rechtsstreit auch nicht beruft.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="75"/>Der Beklagte war daher uneingeschränkt zur Zahlung von EURO 7.669 zu verurteilen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="76"/>8. Der Zinsanspruch des Klägers folgt ab Rechtshängigkeit aus § 291 BGB; dem Kläger bleibt es unbelassen, niedrigere Zinsen als nach § 288 BGB geltend gemacht werden können, zu fordern. Sofern der Kläger 4 % Zinsen ab dem 31.5.1995 geltend macht, ist allgemein bekannt, dass bei entsprechender Anlage eines Geldbetrages mindestens Zinsen in Höhe von 4 % erzielt werden können (1995 wahrscheinlich noch mehr), so dass es insoweit trotz des entsprechenden Bestreitens durch den Beklagten keines Beweisantritts durch den Kläger bedurfte. Dem Kläger stehen mithin gem. § 252 BGB 4 % Zinsen aus EURO 7669,38 für entgangenen Anlagegewinn als Schadensersatz zu.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="77"/>III. Die Kostenentscheidung folgt aus § 91 ZPO, diejenige zur vorläufigen Vollstreckbarkeit aus § 709 S.1, 108 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Die (Teil-)Klage ist zulässig und begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Gegen die Zulässigkeit der Teilklage bestehen in vorliegendem Fall keine Bedenken, da der Kläger eine klar abgrenzbare Position seines Schadensersatzanspruches - Abwicklungsgebühr- geltend macht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Der Kläger hat gegen den Beklagten einen Schadensersatzanspruch wegen fehlerhafter Beratung im Zusammenhang mit der Beteiligung des Klägers am Dreiländerfonds "DLF 94/17 W. F. - KG" aus positiver Vertragsverletzung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Zwar stimmt das Gericht mit dem Beklagten darin überein, dass dieser vorliegend nicht als Anlageberater, sondern nur als Anlagevermittler für den Kläger tätig wurde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>a) Der Anlageberater tritt in der Regel als unabhängiger und individueller Berater auf und empfiehlt bestimmte Anlagen/Anlageformen, die auf die wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnisse der Anlageinteressenten zugeschnitten sind; übernimmt also die fachkundige Bewertung und Beurteilung, welche Anlageform bei den konkreten Verhältnissen des Anlageinteressenten sinnvoll erscheint. In einem solchen Vertragsverhältnis, das meist von Kapitalanlegern mit mangelnden eigenen wirtschaftlichen Kenntnissen und wenig Überblick gewählt wird, hat der Berater, dem deswegen weitreichendes persönliches Vertrauen entgegengebracht wird, die Pflicht zu besonders differenzierter und fundierter Beratung (vgl. BGH, NJW-RR 1993, 1114; BGH, NJW 1982, 1095f; OLG Düsseldorf, OLGR Düsseldorf 1997, 159/160).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Der Anlagevermittler übernimmt demgegenüber - für den Anlageinteressenten erkennbar- den Vertrieb für eine bestimmte Kapitalanlage. An ihn wendet sich der Anlageinteressent in der Regel in dem Bewusstsein, dass der werbende und anpreisende Charakter der Aussagen bzgl. der konkreten Anlageform wegen der zugunsten des Anlagevermittlers bestehenden Provisionsabrede im Vordergrund steht. Ihm tritt der Anlageinteressent daher von vornherein selbständiger gegenüber (OLG Naumburg, OLGR Naumburg 2001, 368-370; BGH, NJW 1990, 506,507).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>b) Der Beklagte war vorliegend für die Firma KC-GmbH mit der Vermittlung gerade der Beteiligungen am Dreiländerfonds tätig. Auch der Kläger hat nicht behauptet, dass im Rahmen des Gespräches mit dem Beklagten etwa die Anlage seines Geldbetrages in anderer Form im Zusammenhang mit der Frage nach den Wünschen und Anlageinteressen des Klägers im Vordergrund gestanden sei und der Beklagte sich als umfassender, selbständiger Berater dargestellt habe, von dem der Kläger eine Beratung über bspw. Vor- und Nachteile verschiedener Anlageformen, zugeschnitten auf seine persönlichen Bedürfnisse und Verhältnisse gewünscht habe; vielmehr ist durch den Beklagten - wie der Kläger selbst in deutlicher Form schildert- von Anfang an nur die eine Anlagemöglichkeit angeboten und angepriesen worden. Auch der Kläger hat lediglich Informationen über die ihm vorgestellte Anlageform der Beteiligung am Dreiländerfonds gewünscht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Letztlich kann aber vorliegend sogar dahingestellt bleiben, ob der Beklagte letztendlich als Anlageberater oder als Anlagevermittler tätig wurde, weil der Beklagte auch die Aufklärungs- und Hinweispflichten eines Vermittlers verletzt hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>a) Die Pflichtenkreise des Anlageberaters und des Anlagevermittlers decken sich nicht, Überschneidungen sind aber möglich. So schuldet auch der Anlagevermittler die richtige und vollständige Information über diejenigen Umstände, die für den Anlageentschluss des Anlageinteressenten von besonderer Bedeutung sind, wenn auch nicht deren Bewertung (vgl. BGH NJW-RR 1993, 1114 f; OLG Düsseldorf, a.a.O.; OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86; Schleswig-Holsteinisches OLG, OLGR Schleswig 1998, 1-2; BGH WM 2000, 426-429).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>Im Rahmen der Anlagevermittlung kommt zwischen dem Anlageinteressenten und dem Anlagevermittler ein Auskunftsvertrag mit Haftungsfolgen zumindest stillschweigend zustande, wenn der Interessent deutlich macht, dass er, auf eine bestimmte Anlageentscheidung bezogen, die besonderen Kenntnisse und Verbindungen des Anlagevermittlers in Anspruch nehmen will und der Anlagevermittler die gewünschte Tätigkeit beginnt (BGH NJW-RR 1993, 1114 ff; BGH WM 2000, 426 ff; BGH, WM 2002, 1456-1458; OLG Naumburg, a.a.O.; LG Stuttgart, VuR 2001, 372-375). Insofern konnte und durfte der Kläger aufgrund des Charakters und Inhalt des Gespräches, insbesondere auch nach Erstellung des persönlichen Berechnungsbeispiels davon ausgehen, dass der Beklagte ihn über die für den Anlageentschluss wesentlichen Umstände richtig und vollständig informieren würde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>b) Der Beklagte war über das Anlageobjekt auskunftspflichtig. Seine sog. objektbezogene Beratung hatte sich auf diejenigen Eigenschaften zu beziehen, die für die jeweilige Anlageentscheidung wesentliche Bedeutung haben konnten.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Dabei ist zwischen den allgemeinen Risiken (Konjunkturlage, Entwicklung des Börsenmarktes) und den speziellen Risiken zu unterscheiden, die sich aus der individuellen Ausgestaltung des konkreten Anlageobjekts ergeben. Letztere aufzuzeigen ist Pflicht des Anlagevermittlers (OLG Naumburg, a.a.O.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Diese Pflicht hat der Beklagte vorliegend verletzt</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>c) Dies ergibt sich zur Überzeugung des Gerichts aus einer Gesamtwertung der Umstände insbesondere im Zusammenhang mit den Angaben des Beklagten selbst, die insgesamt betrachtet kein widerspruchsfreies, erhebliches Vorbringen auf die klägerischen Behauptungen darstellt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>(1) Zwar hat der Kläger grundsätzlich die Verletzung von Aufklärungs- und Hinweispflichten darzulegen und zu beweisen. Verlangt er Schadensersatz wegen unzureichender Aufklärung, muss er darlegen und beweisen, dass vertragliche oder vorvertragliche Verhaltenspflichten vorhanden waren und dass diese verletzt wurden. Beweisschwierigkeiten des Anlegers, die sich aus der Führung eines Negativbeweises bei behaupteter Nichtaufklärung ergeben, werden dadurch überwunden, dass der Vermittler die Behauptungen des Anlegers substantiiert bestreiten muss (BGH, WM 1990, 343; OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Der Beklagte hat dieser, ihm insoweit obliegenden Substantiierungspflicht für die Erfüllung seiner Aufklärungs- und Hinweispflicht nicht genügt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>(a) Zwar hat der Beklagte in der Klageerwiderung "lehrbuchmäßig" ausführen lassen, über welche Umstände im einzelnen und besonderen er den Kläger aufgeklärt habe. Das Gericht ist jedoch der Überzeugung, dass diese Ausführungen nicht zutreffen. So gaben im Rahmen der mündlichen Verhandlung sowohl die Parteien, als auch der Zeuge B. übereinstimmend an, dass das besagte Gespräch am 14. 3.1995 ca. eine halbe Stunde, auf jeden Fall unter einer Stunde, gedauert habe. Schon hierdurch stellt sich die Frage, wie es der Beklagte bewerkstelligt haben will, innerhalb dieses - doch recht kurzen- Zeitraums die von ihm behauptete umfassende Aufklärung der Klägers durchzuführen und ihm dabei die wesentlichen, der konkreten Anlageform immanenten, Risiken noch anhand des Prospektes, der die Punkte "Risiken und Chancen" (zumindest in der vom Beklagten vorgelegten Auflage Juni 1995) auf den Seiten 61-67 kleingedruckt und dreispaltig hinzieht, erläutert zu haben.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>(b) Jedenfalls hat der Beklagte den Kläger auch nachweislich unrichtig beraten. So gab der Beklagte selbst an, dass es dem Kläger wichtig gewesen sei, wann er frühestens aus dem Fonds "DLF 94/17 - W. F.- KG" aussteigen könne, woraufhin der Beklagte ihm erklärt habe, dass dies frühestens nach sechs Jahren der Fall sei; dabei aber dem Kläger die - als handschriftliche Notiz auf Bl. 235 d.A. vorliegende - Information gab, dass der Kläger, falls er nach 6 Jahren aussteigen wolle, für die beiden ersten Jahre 90 %, ab dem dritten bis einschließlich sechsten Jahr 95 % und ab dem siebten Jahr 100 % erhalten würde. Eine Erläuterung dahingehend, dass es durchaus auch möglich wäre, dass der Kläger deutlich weniger erhalten könnte, wie es nunmehr tatsächlich eingetreten ist, und dass der Kläger insoweit höchsten zu ca. 29 % verkaufen könnte, wurde vom Beklagten in diesem Zusammenhang nicht einmal vorgetragen und erscheint angesichts der konkreten, hierzu gefertigten Aufzeichnungen, deren Inhalt der Beklagte in der mündlichen Verhandlung nochmals zusammengefasst und bestätigt hat, wenig wahrscheinlich.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>(c) Hinzu kommt, dass der Beklagte -mehrfach- vorgetragen hat, dass der Kläger bei besagtem Gespräch "eigentlich nur noch habe zeichnen wollen". Insofern erscheint es für das Gericht wenig überzeugend, wenn der Beklagte andererseits behauptet, dem Kläger unter dieser Prämisse eine derart ausführliche Aufklärung, wie er sie in der Klagerwiderung darstellen lässt, zukommen ließ.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>Insofern ist der Vortrag des Beklagten in sich widersprüchlich und daher nicht geeignet, zur Überzeugung des Gerichts die substantiierten und glaubhaften Behauptungen des Klägers bzgl. der mangelhaften Beratung ernsthaft in Zweifel zu ziehen. Denn der Vollbeweis für die Widerlegung der Behauptungen des Beklagten kann den Kläger nur treffen, wenn der Gang des Gespräches und die erteilten Auskünfte vom Beklagten substantiiert dargelegt wurden, was aufgrund der Widersprüchlichkeiten in den Angaben des Beklagten vorliegend nicht angenommen werden kann.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>Soweit der Zeuge B. im Rahmen seiner Vernehmung angegeben hatte, es seien "wohl verschiedene Dinge durchgesprochen worden", lässt dies keinen Rückschluss auf den Inhalt und Umfang der Aufklärung durch den Beklagten zu.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="43"/>(2) Soweit sich der Beklagte darauf beruft, dass auch in dem Prospekt, dort "Risiken und Chancen", die wesentliche Gefahren der konkreten Anlageform dargestellt gewesen seien, insbesondere die Möglichkeit eines Verlustes im Veräußerungsfalle und die eingeschränkte Möglichkeit der Veräußerung, so gereicht dies nicht zu seiner Entlastung. Zunächst erscheint äußert fraglich, ob der vom Beklagten vorgelegte Prospekt in der Auflage Juni 1995 überhaupt Grundlage des streitigen Beratungsgespräches sein konnte, insbesondere, da auch die Zeugin K. angab, dass sie davon ausgehe, dass diese Auflage auch im Juni 1995 erschienen sei. Das fragliche Gespräch hatte jedoch unstreitig bereits am 14. März 1995 stattgefunden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="44"/>Selbst wenn man zu Gunsten des Beklagten unterstellte, dass die Vorauflage gleiche oder ähnliche Angaben zu den "Chancen und Risiken" enthalten hätte, waren die Prospektangaben nicht geeignet, den Beklagten davon zu entbinden, eine eigene Prüfung, Gewichtung und Benennung der wesentlichen Risiken der Anlageform gegenüber dem Kläger aufzuzeigen. Dies muss insbesondere dann gelten, wenn die Angaben im Prospekt, wie hier, unübersichtlich und undeutlich sind (vgl. hierzu mit ausführlicher Begründung OLG Celle, Urt. v. 15.8.2002, Az 11 U 341/01, vorgelegt als Anlage K 17, Bl. 200-226 d.A.) und die Darstellung des Anlagevermittlers im übrigen, auch beispielsweise durch Erstellung des Berechnungsbeispiels, durchaus positiv ausfällt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="45"/>(3) Das Gericht ist überdies der Überzeugung, dass der Beklagte den Kläger nicht auf die negative Berichterstattung in der Presse hingewiesen hat, obwohl er hierzu nach Auffassung des Gerichtes verpflichtet gewesen wäre.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="46"/>(a) Dies gilt unbeachtet der Tatsache, dass der Beklagte vorliegend nicht als Anlageberater, sondern als Anlagevermittler tätig geworden ist. Denn auch den Anlagevermittler trifft innerhalb seiner Verpflichtung zur richtigen und vollständigen Information über die für den Anlageentschluss wesentlichen tatsächlichen Umstände die Pflicht, auf negative Presseberichterstattung hinzuweisen, zumindest soweit es sich, wie vorliegend, nicht nur um vereinzelte Pressemitteilungen handelt. Die Mitteilungen aus der Fachpresse sind, zumindest wenn sie, wie in vorliegendem Fall derart geballt auftreten und einen derart eindeutigen Inhalt haben, in besonders hohem Maße geeignet, auf die Entschlussfassung eines Anlageinteressenten Einfluss zu nehmen. Dies gilt umso mehr im Hinblick auf die Funktion des reinen Anlagevermittlers, der "seine" Anlageform ansonsten -gerade im Hinblick auf die von ihm zu erwartende Provision- so günstig und gut wie möglich anpreisen wird, so dass der werbende Charakter - neben der trotzdem gebotenen und geschuldeten Aufklärung - immer im Vordergrund steht. Gerade in einem solchen Falle ist der Anlageinteressent um so mehr darauf angewiesen, dass ihm objektive Meinungen zu der besagten Anlageform nicht verborgen bleiben. Sind derartige objektive Informationen in solcher Fülle und Aussagekraft wie vorliegend vorhanden und bestehen aufgrund dieser objektive Anhaltspunkte für Bedenken gegen die konkrete Anlageform, sind diese daher auch Teil der speziellen objektbezogenen Beratung und daher vom Anlagevermittler geschuldet. Insofern geht auch die Rechtsprechung der Obergerichte, soweit ersichtlich, unproblematisch von der Verpflichtung auch des Anlagevermittlers zur Offenlegung entsprechender negativer Presseveröffentlichungen aus (vgl. OLG Karlsruhe, OLGR Karlsruhe 2001, 11/12; OLG Stuttgart, Urt. v. 22.11.2002, Az 9 U 59/02, vorgelegt als K17, Bl. 242-249 d.A.; offengelassen von OLG Naumburg, a.a.O.; vgl. auch LG Memmingen, Urt. v. 3.5.2002, Az 3 0 1146/01, vorgelegt als K 15, Bl. 176-188 d.A.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>47 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="47"/>(b) Dass der Beklagte den Kläger entsprechend dieser Ausführungen auf die negative Fachpresse hingewiesen hat, glaubt ihm das Gericht nicht. Auch insoweit ist sein Vortrag teilweise in sich widersprüchlich: so lässt er zum einen in der Klageerwiderung vortragen, er habe den Kläger auf den Bericht in "kapitalmarkt intern" vom 30.9.1994 sowie auf einen Bericht in der "S. Zeitung" hingewiesen. Im Schriftsatz vom 2.12.2002 lässt der Beklagte pauschal erklären, er sei auf einzelne Negativ-Berichte eingegangen; betont aber immer wieder, dass er zur Bekanntmachung der negativen Berichterstattung gar nicht verpflichtet gewesen sei. Das Gericht nimmt dem Beklagten nicht ab, dass er, wenn und weil er der Ansicht ist, zur Offenlegung negativer Presseberichte nicht verpflichtet zu sein, diese dem Kläger trotzdem mitgeteilt hat und der Kläger sodann, obwohl die Warnungen in der Presse an Eindeutigkeit kaum zu überbieten waren (vgl. insbesondere den "Platow-Brief" vom November 1994, K 8: "DLF 94/17 schießt in negativer Hinsicht der Vogel ab...zu diesem Fond fällt uns wirklich nichts mehr ein" und Wirtschaftswoche 1995, K 12: "Anlageform mit black-box-Charakter"), die besagte Anlageform trotzdem gewählt hat. Dies widerspricht im übrigen auch jeder Lebenserfahrung, die das Gericht in seine Beweiswürdigung gem. § 286 ZPO durchaus mit einbeziehen kann.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>48 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="48"/>Hinzu kommt, dass eine entsprechende Veröffentlichung in der S. Zeitung, wie sie der Beklagte dem Kläger zur Kenntnis gebracht haben will, nicht - zumindest nicht nachweisbar - erschienen ist, so dass sich die Vermutung aufdrängt, dass der Beklagte die von ihm dem Kläger angeblich zur Kenntnis gereichten Artikel "ins Blaue hinein" behauptet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>49 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="49"/>Ob dem Beklagten selbst die negative Berichterstattung in der Fachpresse bekannt war, kann dahingestellt bleiben, da er sich jedenfalls hätte kundig machen müssen oder dem Kläger seinen Informationsmangel hätte offenbaren müssen (vgl. OLG Naumburg, a.a.O.; BGH, WM 2002, 1456-1458; BGH WM 2000, 426-429; OLG Karlsruhe, a.a.O.; LG Memmingen, a.a.O.).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>50 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="50"/>Bei all dem kommt es nicht darauf an, ob der Kläger als erfahrener oder unerfahrener Anleger einzustufen war (OLG Stuttgart, Urt. v. 27.11.2002, Az 9 U 59/02, vorgelegt als K 17). Auch die zwischen den Parteien im übrigen streitigen Fragen des anderweitigen Vermögens des Klägers oder nach dem Grund der beabsichtigten Anlage (Alterssicherung?) können dahingestellt bleiben, da diese lediglich für die Frage der Haftung bei einer geschuldeten Anlageberatung, die hier nicht vorlag, relevant wären, da dann der Beklagte, anders als vorliegend, nicht nur eine anlagegerechte, sondern auch eine anlegergerechte Beratung geschuldet hätte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>51 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="51"/>Mithin hat der Beklagte seine Pflichten zu anlagegerechten Beratung dadurch verletzt, dass er den Kläger zum einen nicht auf das Verlustrisiko bei vorzeitigem Ausstieg hingewiesen hat und zum anderen nicht auf die negative Berichterstattung in der Fachpresse.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>52 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="52"/>3. Der Beklagte kann sich auch nicht darauf berufen, dass seine Aufklärungspflicht und damit seine Haftungsverantwortlichkeit dadurch entfallen sei, weil der Kläger zum einen anderweitig beraten worden sei, zum anderen bereits mit dem gezielten Wunsch zur Zeichnung an besagtem Dreiländerfonds "DLF 94/17-W. F.- KG - an ihn herangetreten sei.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>53 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="53"/>a) Die anderweitige Beratung durch den Zeugen B. oder die Mutter des Klägers konnte der Beklagte, der hierfür beweispflichtig gewesen wäre, nicht nachweisen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>54 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="54"/>Die Zeugin S. gab bei ihrer Vernehmung an, den Kläger nicht entsprechend beraten zu haben, da sie dies nicht habe können, weil sie "selbst ja nichts wusste".</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>55 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="55"/>Dies erscheint für das Gericht auch aufgrund des Gesamteindrucks, den die Zeugin bei ihrer Vernehmung hinterlassen hat, glaubhaft. Die Zeugin vermittelte nicht den Eindruck einer Person, die sich in Finanzgeschäften besonders auskennt und sich daher anmaßen würde, ihren Sohn über Vorteile und Risiken einer - doch sehr komplexen- Fondsanlage zu "beraten". Vielmehr ist davon auszugehen, dass der Kläger zwar aufgrund der Tatsache, dass seine Mutter bereits in der Vergangenheit ähnliche Dreiländerfondsbeteiligungen erworben hatte, auf die Idee kam, selbst in dieser Anlageart zu investieren, eine konkrete Information oder gar Beratung durch seine Mutter -mangels entsprechender Kenntnis derselben- aber nicht erfolgt war.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>56 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="56"/>Auch von einer Vorberatung durch den Zeugen B. kann nach der durchgeführten Beweisaufnahme nicht zur Überzeugung des Gerichts ausgegangen werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>57 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="57"/>Zwar hat das Gericht gewisse Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussage des Zeugen B., der immer wieder betonte, wie schwer es ihm doch falle, die Wahrheit zu sagen und dass er dies vor Gericht ja aber wohl müsste und der dazuhin ein vom Gericht nicht übersehenes Interesse daran hat, nicht selbst wegen Falschberatung in Haftung genommen werden zu können.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>58 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="58"/>Selbst wenn aufgrund dieser Umstände der Aussage des Zeugen B., der in Abrede stellte, den Kläger über den besagten Dreiländerfonds "DLF 94/17-W. F.- KG" beraten zu haben, sich aber an die Einzelheiten des Verlaufes des Gespräches nicht mehr genau erinnern konnte, keine ausschlaggebende Bedeutung zuzumessen wäre, ist damit das Gegenteil, nämlich eine entsprechende (Vor-)Beratung durch den Zeugen B. nicht bewiesen. Hiergegen spricht im übrigen zum einen der eigene Vortrag des Beklagten, der eine umfassende Eigenberatung vortragen lässt und zum anderen auch das vom Beklagten erstellte Berechnungsbeispiel sowie die von ihm gefertigte Notiz, die beide konkret auf den Kläger zugeschnitten waren und derer es bei einer entsprechenden Vorberatung des Klägers dahingehend, dass dieser "nur noch habe zeichnen wollen", nicht mehr bedurft hätte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>59 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="59"/>Im übrigen kommt hinzu, dass der Beklagte, der - auch und gerade nach eigenem Vortrag - Beratungsleistungen erbracht haben will, diese, sobald er sie erbringt, dann auch richtig und vollständig zu erbringen hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>60 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="60"/>b) Soweit der Beklagte meint, ihn habe deshalb keine Beratungspflicht getroffen, da der Kläger bereits mit einem "gezielten Auftrag" - Anlage im konkreten Dreiländerfonds- an ihn herangetreten sei und bei Einschaltung des Beklagten zur Zeichnung bereits fest entschlossen gewesen sei, geht diese Auffassung fehl.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>61 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="61"/>Die vom Beklagten in diesem Zusammenhang zitierte Rechtsprechung bezieht sich eindeutig auf die Fälle des Anlageberaters, dergestalt, dass dieser, der eine Beratung grundsätzlich auch bzgl. unterschiedlicher Anlageformen, zugeschnitten auf die persönlichen Verhältnisse und Wünsche des Anlageinteressenten schuldet (sog. anlegergerechte Beratung), dann dem Anlageinteressenten nicht mehrere verschiedene Anlageformen erläutern muss, wenn er davon ausgehen kann, dass der Anlageinteressent sich bereits für eine Anlageform entschieden hat, so dass der Berater den Interessenten nur noch über die von ihm in Betracht gezogene Anlagemöglichkeit - dies aber richtig und vollständig, einschließlich sich etwa daraus ergebender Gefahren und Risiken- informieren muss (vgl. BGH, WM 1996, 664/665). Der Beklagte schuldete als Vermittler, worauf er sich selbst beruft, eh nur die Beratung bzgl. der einen Anlageform "DLF 94/17-W. F.- KG". Innerhalb dieses Rahmens muss er aber, wie sich auch aus der vorzitierten Entscheidung des BGH ergibt, wiederum richtig und vollständig unter Hinweis auf etwaige Gefahren und Risiken, aufklären.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>62 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="62"/>Im übrigen gilt auch hier, dass der Beklagte, sobald er eine tatsächliche Beratungsleistung vornimmt, diese richtig und vollständig erbringen muss.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>63 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="63"/>Der Beklagte hat somit die ihm als Vermittler obliegende Aufklärungs- und Beratungspflicht zumindest fahrlässig verletzt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>64 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="64"/>Nach ständiger Rechtsprechung des BGH ist er daher darlegungs- und beweispflichtig dafür, dass der Schaden auch eingetreten wäre, wenn er sich pflichtgemäß verhalten hätte (BGH, WM 1994, 149,151; WM 1993, 1457,1558; WM 1996, 1636, ausdrücklich für den Anlagevermittler OLG Naumburg, a.a.O.; OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86), d.h. der Kunde aufklärende und warnende Hinweise also nicht befolgt hätte. Insoweit fehlt es an entsprechend bewiesenem Vortrag des Beklagten. Soweit er vorträgt, der Kläger hätte aufgrund der bereits bestehenden Fondsbeteiligungen seiner Mutter und wegen Kenntnis des Verlustrisikos auf jeden Fall gezeichnet, so wird diese Behauptung durch nichts untermauert. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass der Kläger bei entsprechender Kenntnis der Risiken - insbesondere auch den Warnhinweisen in der Presse- die Fondsanteile nicht erworben hätte. Für den Kläger streitet somit der Grundsatz des aufklärungsrichtigen Verhaltens.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>65 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="65"/>5. Auch ein Mitverschulden des Klägers kommt vorliegend nicht in Betracht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>66 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="66"/>Unabhängig davon, dass der Vortrag des Beklagten hierzu wenig ergiebig ist - "die besondere Konstellation im Verhältnis des Anlegers zum Anlagevermittler begründet ein Mitverschulden des Klägers"(Bl. 74 d.A.)- ohne dass der Beklagte darlegt, worin im vorliegenden Falle denn konkret die ein Mitverschulden des Klägers begründenden Umstände liegen sollen, sind für das Gericht auch keine Anhaltspunkte hierfür ersichtlich. Der Anleger, der einen Sachkundigen hinzuzieht, gibt damit regelmäßig zu erkennen, dass er auf dem entsprechenden Fachgebiet nicht die erforderliche Kenntnis hat und auf fremde Hilfe angewiesen ist, so dass sein Vertrauen besonderen Schutz verdient (vgl. OLG Stuttgart, OLGR Stuttgart 2001, 83-86) und er sich grundsätzlich auf den Sachverstand des Beratenden verlassen kann. Etwas anderes gilt nur dann, wenn der Geschädigte über eigene Sachkunde oder zusätzliche Informationen von Dritter Seite verfügt (vgl. LG Hannover, Urt. v. 9.11.2001, Az 13 0 303/01, vorgelegt als Anlage K 13, Bl. 148-161 d.A.). Beides trifft vorliegend nicht zu. Der Beklagte trägt selbst vor, dass dem Kläger aufgrund der Beteiligungen seiner Mutter aus der Vergangenheit bekannt war, dass die bei dieser Anlageform prognostizierten Ausschüttungen erfolgt seien.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>67 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="67"/>Dass der Kläger selbst über besondere eigene Sachkunde verfügte, behauptet nicht einmal der Beklagte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>68 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="68"/>6. Der Beklagte hat dem Kläger grundsätzlich das sogenannte negative Interesse zu ersetzen, d.h. ihn so zu stellen, wie er stehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre. Da der Kläger bei richtiger Aufklärung die Beteiligung am DLF 94/17 nicht gezeichnet hätte (Grundsatz des aufklärungsrichtigen Verhaltens, s.o.), hat er u.a. Anspruch auf die für den Vertragsschluss erforderlichen Kosten (vgl. Palandt/Heinrichs BGB, 61. Aufl. Vorb. Zu § 249 Rdnr. 32), also die Abwicklungsgebühr, die er hier im Wege der Teilklage auch nur geltend macht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>69 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="69"/>7. Der Beklagte war zur Bezahlung dieser Kosten an den Kläger ohne Einschränkung zu verurteilen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>70 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="70"/>Grundsätzlich sind im Rahmen der im Schadensersatzrecht geltenden "Differenztheorie" neben den durch das schädigende Ereignis eingetretenen Nachteilen auch die damit verbundenen Vorteile in die Schadensberechnung mit einzustellen. Denn der Geschädigte soll nur so gestellt werden, wie er ohne Vorliegen des schädigenden Ereignisses stehen würde. Dabei bedarf es für diese Anrechnung keiner besonderen (Gestaltungs-)Erklärung des Beklagten; vielmehr wird der Vorteil von vornherein vom Ersatzanspruch abgezogen; bzw. kann bei Ungleichartigkeit von Vor- und Nachteil der Geschädigte den Ersatzanspruch nur Zug um Zug gegen Leistung der Vorteile geltend machen. Vorliegend hat der Kläger durch die Zeichnung der Anlage entsprechende Kommanditanteile erworben. Grundsätzlich hätte daher nur eine Verurteilung des Beklagten Zug um Zug gegen Abtretung der Ansprüche aus der Gesellschaftsbeteiligung geltend machen können, und zwar auch bei Geltendmachung im Wege der Teilklage (vgl. hierzu BGHZ 27, 241; Münchner Kommentar zum BGB Keller, § 274 Rdnr. 4; Palandt/Heinrichs, a.a.O., § 274 Rdnr. 4; BGH NJW 1962, 628,629; Zöller, ZPO, 23. Aufl. § 301 Rdnr. 9).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>71 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="71"/>b) Vorliegend ist jedoch die Besonderheit gegeben, dass der Kläger mit seiner Teilklage nicht etwa einen Teilbetrag aus den für den Erwerb der Anlage aufgewendeten Kosten geltend macht, sondern eine Schadensposition für zusätzliche Aufwendungen, die aufgrund des schädigenden Ereignisse nutzlos geworden sind.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>72 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="72"/>Neben den verschiedenen Kriterien, die in der Vergangenheit und Gegenwart von der Rechtsprechung und der Lehre (vgl. zu Entwicklung und Stand ausführlich Lange, Handbuch des Schuldrechts, Schadensersatz, 2. Aufl. S. 485 ff) zur sog. Vorteilsausgleichung aufgestellt wurden, dürfte zumindest insoweit Einigkeit bestehen, dass eine gewisse Kongruenz von Vor- und Nachteilen bestehen muss, woraus folgt, dass ein anrechenbarer Vorteil nicht mit dem Gesamtschadensbetrag des Schadensausgleichs, sondern nur mit dem Schadensposten zu verrechnen ist, dem der Vorteil seiner Art nach entspricht (vgl. Lange, a.a.O. S. 498 m.w.N.; Palandt/Heinrichs, a.a.O., Vorb. Zu § 249 Rdnr. 123). Auch der BGH führt aus, dass die Vor- und Nachteile bei wertender Betrachtung gleichsam zu einer Rechnungseinheit verbunden sein müssen (BGHZ 91, 206,210; BGHZ 73,109-114).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>73 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="73"/>c) Insofern ist der Erwerb der Kommanditanteile durch den Kläger aber quasi "Gegenstück" zu seinen dafür aufgewandten Erwerbskosten, nämlich der Nominalbeteiligungssumme über DM 300.000.-. Auf diese Schadensposition müsste die Beteiligung des Klägers mithin angerechnet werden, nicht jedoch auf die nutzlos aufgewendete Abwicklungsgebühr, die dem Vorteil des Klägers sachlich nicht entspricht.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>74 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="74"/>Gleiches gilt im Prinzip für die vom Kläger erhaltenen Ausschüttungen und eventuell bestehenden Steuervorteile, die sich der Kläger hier (noch) nicht abziehen lassen muss, wobei sich der Beklagte auf diese Vorteilsausgleichungen, für die er beweispflichtig wäre, im vorliegenden Rechtsstreit auch nicht beruft.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>75 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="75"/>Der Beklagte war daher uneingeschränkt zur Zahlung von EURO 7.669 zu verurteilen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>76 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="76"/>8. Der Zinsanspruch des Klägers folgt ab Rechtshängigkeit aus § 291 BGB; dem Kläger bleibt es unbelassen, niedrigere Zinsen als nach § 288 BGB geltend gemacht werden können, zu fordern. Sofern der Kläger 4 % Zinsen ab dem 31.5.1995 geltend macht, ist allgemein bekannt, dass bei entsprechender Anlage eines Geldbetrages mindestens Zinsen in Höhe von 4 % erzielt werden können (1995 wahrscheinlich noch mehr), so dass es insoweit trotz des entsprechenden Bestreitens durch den Beklagten keines Beweisantritts durch den Kläger bedurfte. Dem Kläger stehen mithin gem. § 252 BGB 4 % Zinsen aus EURO 7669,38 für entgangenen Anlagegewinn als Schadensersatz zu.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>77 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="77"/>III. Die Kostenentscheidung folgt aus § 91 ZPO, diejenige zur vorläufigen Vollstreckbarkeit aus § 709 S.1, 108 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,739
|
olgkarl-2003-02-27-1-ak-2902
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"id": 146,
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1 AK 29/02
| 2003-02-27T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:41
| 2019-02-12T12:16:44
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Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Auslieferung des Verfolgten nach Belgien wird für nicht zulässig erklärt.</p>
<p>2. Der Auslieferungshaftbefehl des Senats vom 21. Oktober 2002 wird aufgehoben. Die sofortige Freilassung des Verfolgten wird angeordnet.</p>
<p>3. Die Staatskasse trägt die Kosten des Auslieferungsverfahrens und die dem Verfolgten in diesem Verfahren entstandenen notwendigen Auslagen.</p>
<p>4. Eine Entschädigung für die erlittene Auslieferungshaft wird nicht bewilligt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der sich seit 14. September 2002 in Auslieferungshaft befindliche Verfolgte wurde durch Versäumnisurteil des Correctionele Rechtsbank des Gerichtsbezirks H. - 18. Kammer - vom 22. November 1996 in Abwesenheit wegen Betruges zu einer Gesamthaftstrafe von fünf Jahren verurteilt, weil er als Mitinhaber der Firma S. am Abtransport betrügerisch erlangter Waren aus Belgien mitgewirkt haben soll. Zu der am 18. Oktober 1996 begonnenen Verhandlung, bei welcher der Verfolgte weder durch einen Verteidiger seiner Wahl noch durch einen vom Gericht bestellten Verteidiger vertreten war, wurde der in den Niederlanden unter der Anschrift G-plein, Mas. wohnhafte Verfolgte durch Einschreibebrief des Strafgerichts in H. geladen, welcher mit dem Vermerk „nicht abgeholt“ wieder an die belgischen Behörden zurück gelangte. Das schriftliche Urteil, welches nicht mit einer Rechtsmittelbelehrung versehen war, wurde dem Verfolgten am 06. Februar 1997 durch die Polizei in Mas./Holland persönlich zugestellt, wobei der Verfolgte die Entgegennahme durch seine Unterschrift bestätigte. Der die festgestellten Betrugsstraftaten bestreitende Verfolgte hat sich im Auslieferungsverfahren dahingehend eingelassen, er habe weder von den gegen ihn in Belgien geführten Ermittlungen noch von der Hauptverhandlung vor der Correctionele Rechtsbank des Gerichtsbezirks H. gewusst.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Aufgrund dieser Einlassung hat der Senat mit Beschlüssen vom 21. November 2002 und 20. Januar 2003 bei den belgischen Behörden auf eine weitere Aufklärung des Sachverhalts hingewirkt. Zu den von der Staatsanwaltschaft des Prokurators des Königs in H. übermittelten Erklärungen vom 20. Dezember 2002, 24. Dezember 2002 und 07. Februar 2003 ist den Verteidigern des Verfolgten rechtliches Gehör gewährt worden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Diese haben beantragt, die Auslieferung für unzulässig zu erklären, da das in Belgien ergangene Versäumnisurteil nicht den völkerrechtlichen Mindeststandards und den unabdingbaren verfassungsrechtlichen Grundsätzen der öffentlichen Ordnung in der Bundesrepublik Deutschland genüge und die belgischen Behörden keine Zusicherung der Gewährleistung eines neuen Verfahrens nach Art. 3 des 2. Zusatzprotokolles vom 17. März 1978 zum Europäischen Auslieferungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 abgegeben hätten.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Auslieferung des Verfolgten nach Belgien kann nicht für zulässig erklärt werden, weil dieser vorliegend ein Auslieferungshindernis entgegensteht (§ 73 IRG).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Nach höchstrichterlicher Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland haben die deutschen Gerichte bei der Prüfung der Zulässigkeit eines Auslieferungsersuchens grundsätzlich die Rechtmäßigkeit des Zustandekommens eines ausländischen Strafurteils, zu dessen Vollstreckung der Verfolgte ausgeliefert werden soll, nicht nachzuprüfen. Findet jedoch eine Strafverhandlung in Abwesenheit eines Verfolgten statt, so besteht die Pflicht zu untersuchen, ob die begehrte Auslieferung mit dem nach Art. 25 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland (GG) verbindlichen völkerrechtlichen Mindeststandard und mit den unabdingbaren verfassungsrechtlichen Grundsätzen der öffentlichen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland vereinbar ist. Nach deutschem Verfassungsrecht gehört es zu den elementaren Anforderungen des Rechtsstaats, die insbesondere im Gebot der Gewährung rechtlichen Gehörs vor Gericht (Art. 103 Abs. 1 GG) Ausprägung gefunden haben, dass niemand zum bloßen Gegenstand eines ihn betreffenden staatlichen Verfahrens gemacht werden darf. Daraus ergibt sich für das Strafverfahren das zwingende Gebot, dass ein Verfolgter im Rahmen der von der Verfahrensordnung des ausländischen Staates aufgestellten angemessenen Regeln die Möglichkeit haben und auch tatsächlich nutzen können muss, auf das Verfahren einzuwirken, sich persönlich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu äußern, entlastende Umstände vorzutragen sowie deren umfassende und erschöpfende Nachprüfung und gegebenenfalls auch Berücksichtigung zu erreichen. Danach ist die Auslieferung zur Vollstreckung eines ausländischen, in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Strafurteils insbesondere dann unzulässig, wenn der Verfolgte weder über die Tatsache der Durchführung und des Abschlusses des ihn betreffenden Verfahrens in irgendeiner Weise unterrichtet war, noch ihm die Möglichkeit eröffnet ist, sich nach Erlangung dieser Kenntnis nachträglich rechtliches Gehör zu verschaffen und sich wirksam zu verteidigen (BVerfG NJW 1991, 1411 f.; BGH 47, 120 ff.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Beantwortung der Frage der Zulässigkeit der Auslieferung zur Vollstreckung eines Abwesenheitsurteils hängt dabei entscheidend von den konkreten Umständen des Einzelfalles und davon ab, ob und in welchem Umfang die in einem bestimmten Abwesenheitsverfahren ergangene Verurteilung gegen übergeordnete, von allen Rechtsstaaten anerkannte Grundsätze verstößt. Hatte der Verfolgte mangels konkreter Kenntnis von der Durchführung des gegen ihn gerichteten ausländischen Strafverfahrens und anstehender Hauptverhandlungstermine die Möglichkeit rechtlichen Gehörs und Wahrnehmung seiner Verteidigungsrechte nicht und wurde er in Abwesenheit verurteilt, so liegt ein durchgreifender rechtlicher Mangel vor, welcher - von der Möglichkeit der Heilung durch ein neues Verfahren abgesehen - eine Auslieferung zum Zwecke der Vollstreckung eines Abwesenheitsurteils unzulässig macht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Für einen Verfolgten, welcher sich jedoch einem ausländischen Strafverfahren willentlich entzieht und der Hauptverhandlung bewusst fernbleibt, besteht im Auslieferungsverfahren ein solcher weitgehender Rechtsschutz nicht (Senat NStZ 1983, 226 f.; Beschlüsse vom 29. Oktober 2001 - 1 AK 12/01 - 16. Januar 2002 - 1 AK 28/01 -; OLG Düsseldorf StV 1999, 270 ff.; OLG Hamm StraFo 2000, 422 ff. Uhlig/Schomburg/Lagodny, IRG, 3. Aufl. 1998, § 73 Rn. 77). So liegt ein Verstoß gegen völkerrechtliche Mindeststandards jedenfalls dann nicht vor, wenn der Betroffene von dem gegen ihn anhängigen Verfahren in Kenntnis gesetzt worden ist, sich ihm durch Flucht entzogen hat und im Verfahren von einem ordnungsgemäß bestellten Pflichtverteidiger unter Beachtung rechtsstaatlicher Mindestanforderungen verteidigt werden konnte (BVerfG NJW 1991, 404 f.). Hatte der Verfolgte aber nicht einmal Kenntnis von der förmlichen Einleitung eines gegen ihn gerichteten Verfahrens und musste sich daher nicht auf die Erhebung strafrechtlicher Vorwürfe einrichten, so würde die anschließende Durchführung eines Abwesenheitsverfahrens gegen allgemein anerkannte Grundsätze verstoßen, wenn dem Verfolgten keine ausreichende Kenntnis von weiteren gerichtlichen Terminen verschafft wird (OLG Düsseldorf StV 1999 270 f.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
1. Die Einlassung des Verfolgten, er habe vor dem Hauptverhandlungstermin von dem Verfahren keine Kenntnis gehabt, kann ihm nicht widerlegt werden. Der Senat hat aufgrund der eingeholten Stellungnahmen der belgischen Justizbehörden keine sichere und nachweisliche Überzeugung (vgl. hierzu Uhlig/Schomburg/Lagodny, a.a.O., Rn. 82 m.w.N.) davon gewinnen können, dass der Verfolgte vor dem Hauptverhandlungstermin von den gegen ihn geführten Ermittlungen gewusst und sich deshalb dem weiteren Verfahren bewusst entzogen hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Zwar hat der vormalige belgische Untersuchungsrichter in Hasselt bereits am 25. Juni 1996 ein Rechtshilfeersuchen an die Staatsanwaltschaft in Mas./Holland geschickt, zu einer Einvernahme des Verfolgten kam es dort aber erst am 20. Dezember 1996, mithin zu einem Zeitpunkt, als in Belgien am 22. November 1996 das Strafurteil bereits gefällt worden war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die an den Verfolgten gerichteten Einschreibesendungen der belgischen Justizbehörden vom 21. August 1996 (Mitteilung der Verdachtsgründe), 20. September 1996 (Behandlung der Sache durch Ratskammer) und 04. Oktober 1996 (Verweisung an Strafkammer und Mitteilung der Anschuldigungsschrift) kamen mit dem Vermerk „nicht abgeholt“ zurück, so dass ihm der Inhalt der Schriftstücke nicht zu Kenntnis kam.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Soweit eine Einschreibesendung vom 14. August 2002, in welcher der Untersuchungsrichter in H. den Verfolgten zu einem Anhörungstermin am 21. August 1996 geladen hatte, nicht mit dem Vermerk „nicht abgeholt“ an die belgischen Justizbehörden zurückgegeben wurde, reicht dies nicht aus, um die Einlassung des Verfolgten zu widerlegen und hieraus ein sicheren Schluss auf die Kenntnis des Verfolgten von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu gewinnen. So ist es - selbst wenn das Schriftstück in seinen Einflussbereich gelangt wäre - nicht auszuschließen, dass dieses von einer anderen Person entgegengenommen und nicht weitergereicht wurde. Einen Nachweis, dass der Verfolgte den Brief persönlich entgegengenommen hat, haben die belgischen Behörden nicht vorgelegt. Überdies ist nicht geklärt, ob die Ladung eine nähere Mitteilung der erhobenen Vorwürfe enthielt. Auch die Nichtabholung der späteren Einschreibesendungen lässt - trotz durchaus indizieller Wirkung eines solchen Verhaltens - nicht mit der notwendigen Sicherheit darauf schließen, dass der Verfolgte nach Erhalt des ersten Schreibens keine weiteren Briefe mehr aus Belgien entgegennehmen wollte. Insoweit ist nämlich zu sehen, dass ein solches Verhalten viele Ursachen haben kann und bei einem Fuhrunternehmer auch längere zeitliche Abwesenheiten von zuhause nicht ungewöhnlich wären.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Da auch eine Unterrichtung des Verfolgten über den Termin zur Hauptverhandlung auf dem Weg der Rechtshilfe, wie etwa bei der später veranlassten Zustellung des Urteils durch persönliche Übergabe der Urkunde, nicht erfolgt ist, genügt das Abwesenheitsurteil vorliegend nicht den nach den in der Bundesrepublik Deutschland zu beachtenden Mindestanforderungen, die an ein rechtsstaatliches und faires Strafverfahren zu stellen sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
2. Auch eine Heilung dieses Mangels ist vorliegend nicht möglich.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Dabei geht der Senat in Übereinstimmung mit dem von der Verteidigung vorgelegten Rechtsgutachten von Prof. V. von der Katholischen Universität in L./Belgien vom 11. Februar 2003 zunächst davon aus, dass das Versäumnisurteil des Correctionele Rechtsbank des Gerichtsbezirks H. - 18. Kammer - vom 22. November 1996 rechtskräftig ist, weil der Verfolgte entgegen Art. 187 der belgischen Strafprozessordnung gegen das Urteil nicht binnen einer Frist von fünfzehn Tagen Einspruch eingelegt hat, nachdem ihm dieses am 06. Februar 1997 durch die Polizei in Mas. durch persönliche Übergabe zugestellt worden war. Obwohl den belgischen Justizbehörden diese Rechtsansicht im Senatsbeschluss vom 20. Januar 2003 mitgeteilt wurde, haben sie in ihrer Stellungnahme vom 07.02.2003 weder rechtliche Argumente zur Entkräftung dieser Bewertung beigebracht noch eine Zusicherung entsprechend des Art. 3 des 2. Zusatzprotokolles vom 17. März 1978 zum Europäischen Auslieferungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 abgegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Allerdings wäre bei einem Abwesenheitsurteil eine Auslieferung auch dann als zulässig anzusehen, wenn dem Verfolgten generell die Möglichkeit eröffnet gewesen wäre, sich nachträglich rechtliches Gehör zu verschaffen und sich wirksam verteidigen zu können (BGHSt 47, 120 ff.; BVerfG NJW 1991, 404 f.). Die dem Verfolgten nach Art. 187 der belgischen Strafprozessordnung eingeräumte Möglichkeit des Einspruchs reichte in der derzeitigen Gesetzesfassung (vgl. hierzu aber Grützner/Pötz, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, Loseblattkommentar, 2. Auflage 1984, § 73 IRG unter Hinweis auf BGHSt 20,198 ff.) jedenfalls in vorliegender Sache zur Wahrung der angemessenen Verteidigungsrechte des Verfolgten nicht aus. Zwar handelt es sich bei dieser Norm um eine Bestimmung, welche bei ordnungsgemäßer Einlegung das Verfahren wieder in den ursprünglichen Zustand vor Ergehen des Abwesenheitsurteils zurückversetzt. Nach Auffassung des Senats beinhaltet die vom Bundesverfassungsgericht (NJW 1991, 404 f.) geforderte tatsächlich wirksame Möglichkeit der Gehörverschaffung aber auch, dass ein Verfolgter um die ihm zustehenden Rechte weiß bzw. zumindest wissen kann und dieser „nachträgliche Rechtsschutz“ im Sinne eines einfachen Rechtsmittels auch handhabbar ist, mithin der Verfolgte nicht wegen Besonderheiten der jeweiligen Verfahrensordnung trotz der generellen Gewährleistung sein Recht nicht effektiv wahrnehmen kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Warum der Verfolgte gegen das Versäumnisurteil der Correctionele Rechtsbank des Gerichtsbezirks H. - 18. Kammer - vom 22. November 1996 keinen Einspruch eingelegt hat, vermochte der Senat nicht abschließend zu klären. Aufgrund seiner schriftlichen Einlassung vom 17.12.2002, er habe einen belgischen Anwalt vergeblich mit der Wahrung seiner Rechte beauftragt, kann jedoch zumindest angenommen werden, dass er mit der erfolgten Verurteilung auch zum damaligen Zeitpunkt nicht einverstanden war und einzuhaltende Fristen möglicherweise aus Unkenntnis versäumt hat. Eine Rechtsmittelbelehrung war dem Urteil nicht beigefügt. Zwar sieht das belgische Recht die Übermittlung einer solchen nicht vor, vorliegend kommt es jedoch allein darauf an, ob das „Nachverfahren“ tatsächlich ausreichend die Rechte des Verfolgten auf ein faires Verfahren sichert. Insoweit schließt sich der Senat der Auffassung mehrerer anderer Oberlandesgerichte an, welche hierfür die Erteilung einer Rechtsmittelbelehrung für unerlässlich halten (OLG Düsseldorf NStZ 1987, 466 f.; OLG Bamberg, Beschluss vom 13.12.1984 - 3 AR 30/84 = E/L/W U 99; OLG Hamm, Beschluss vom 23.12.1986, -6- 4 Ausl. 27/78 = E/L/W U 140; Uhlig/Schomburg/Lagodny, a.a.O., § 73 Rn. 85 m.w.N.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Eine solche Unterrichtung wäre vorliegend auch deshalb erforderlich gewesen, weil es sich bei dem Einspruch nach Art. 187 der belgischen Strafprozessordnung nach der derzeit gültigen Fassung keineswegs um einen nach Form und Frist „einfach gelagerten Rechtsbehelf“ handelt. So unterscheidet das belgische Recht zwischen „einfachem“ und „außer-ordentlichem“ Einspruch, wobei für beide eine Einspruchsfrist von fünfzehn Tagen vorgesehen ist. Wird das Urteil nicht durch persönliche Übergabe zugestellt („außerordentlicher Einspruch“), dann beginnt die Einspruchsfrist ab Kenntnis vom Ergehen des Versäumnisurteils, wobei keine Abschrift der Entscheidung ausgehändigt sein muss. Nach den von den belgischen Behörden weiter übermittelten Erklärungen und Gesetzesauskünften ist die Einlegung des Einspruchs auch formgebunden. Er muss mittels Zustellungsurkunde durch einen Gerichtsvollzieher übermittelt werden, wobei Verzögerungen der Zustellung durch den Gerichtsvollzieher zu Lasten des Verfolgten gehen. Lediglich bei Inhaftierung einer Person kann dieser auch durch einfache Erklärung gegenüber dem Gefängnisdirektor geltend gemacht werden, wenn der Verhaftete nicht über die Geldmittel zur Bezahlung des Gerichtsvollziehers verfügt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Bei dieser Sachlage kann der Senat nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass dem Verfolgten als in Mas. wohnhaften niederländischen Staatsbürger das in Belgien gültige Recht derart bekannt gewesen sein könnte, dass er auch ohne Rechtsmittelbelehrung zeitgerecht (BGHSt 47, 120 ff.) seine Rechte hätte wirksam wahrnehmen können.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Kostenentscheidung folgt aus § 77 IRG i.V.m. § 467 Abs. 1 StPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Dagegen scheidet eine Entschädigungspflicht nach dem Gesetz über die Entschädigung in Strafverfolgungssachen der Staatskasse für die vollzogene Auslieferungshaft aus, weil eine entsprechende Anwendung dieses Gesetzes auf die Auslieferungshaft grundsätzlich ausgeschlossen ist (BGHSt 32, 221 ff.) und ein Fall, in welchem Behörden der Bundesrepublik Deutschland die nach deutschem Recht unberechtigte Verfolgung zu vertreten hätten, nicht vorliegt (OLG Hamm StraFo 1997, 93 ff.; BVerfG, Beschluss vom 05. Juni 1992, 2 BvR 1403/91).
</td></tr></table>
</td></tr></table>
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17 UF 277/02
| 2003-02-27T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:42
| 2019-02-12T12:16:44
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die sofortige Beschwerde des Antragstellers/Beschwerdeführers gegen den Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart - Familiengericht vom 8.11.2002 wird kostenpflichtig</p>
<p>zurückgewiesen.</p>
<p>Geschäftswert: 5.000 Euro</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Das Amtsgericht hat den Antrag des Antragstellers auf Rückgabe des Kindes A., geb. 29.8.1998, nach dem Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung vom 25.10.1980 (HKÜ) durch Beschluss vom 8.11.2002 zurückgewiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Seine Entscheidung hat das Gericht auf zwei Gesichtspunkte gestützt. Zum einen sei von einem gewöhnlichen Aufenthalt des Kindes sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland auszugehen; auf einen solchen Fall finde das HKÜ keine Anwendung. Zum andern stehe einer Rückführung entgegen, dass das zuständige französische Familiengericht durch Beschluss vom 25.9.2002 bestimmt hat, dass das Kind seinen Wohnsitz bei der in Deutschland wohnhaften Antragsgegnerin hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Der Antragsteller wendet sich mit seiner Beschwerde gegen die Auffassung des Amtsgerichts, das Kind A. habe zwei gewöhnliche Aufenthalte. Ein mehrfacher gewöhnlicher Aufenthalt sei im IPR ausgeschlossen, weil es auf die tatsächlichen Verhältnisse ankomme. Die Rechtsprechung des Ausgangsgerichts führe dazu, dass für den Fall mehrfacher gewöhnlicher Aufenthalte - sollte man dies zulassen - ein Schutz von Kindern nach dem HKÜ nicht stattfinde. Im Übrigen habe sich der gewöhnliche Aufenthalt von A. vor dem Zurückhalten im April 2002 in Frankreich befunden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Entscheidung des französischen Gerichts stehe gem. Art. 17 HKÜ einer Rückgabe des Kindes nicht entgegen. Insbesondere die Gründe dieser Entscheidung würden eine Ablehnung der Rückführung nach Art. 13 HKÜ nicht rechtfertigen. Ziel des HKÜ sei es, zur Sicherung des Kindeswohls eine sofortige Rückgängigmachung der Entführung zu ermöglichen. Dies sei nur möglich bei einer Unabhängigkeit des HKÜ-Verfahrens von etwaigen Sorgerechtsverfahren (bis zu deren rechtskräftigen Abschluss). Mit einer Anordnung der Rückgabe des Kindes nach Frankreich - und Rückkehr der Mutter nach Frankreich - lägen neue Tatsachenelemente vor, die eine Abänderung der bisherigen Entscheidung (des französischen Gerichts) ermöglichen würden. Der Antrag auf Rückgabe des Kindes habe sich auch nicht durch den Umgang des Antragstellers mit A. erledigt, weil das Kind nicht bleibend zurückgeführt worden sei.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Die Antragsgegnerin verteidigt die angefochtene Entscheidung, insbesondere unter Verweis auf die weitere Entscheidung des Tribunal de Grande Instance de Grasse vom 3.12.2002. In seinem Beschluss gestattet das Landgericht Grasse den Ehegatten, getrennt zu leben, dem Antragsteller in N., Frankreich, der Antragsgegnerin in G., Deutschland. Des weiteren wird angeordnet, dass das Sorgerecht für das gemeinsame Kind A. gemeinsam durch die Eltern ausgeübt wird. Der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes wird am Wohnsitz der Mutter (Antragsgegnerin) festgelegt. Weiter werden in dem Beschluss der Umgang des Vaters mit dem Kind sowie unterhaltsrechtliche Fragen geregelt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Darstellung des Sachverhalts in der angefochtenen Entscheidung verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Der Senat hat die Eltern am 11.2.2003 in Anwesenheit des Kindes A. angehört.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Die sofortige Beschwerde des Antragstellers ist gem. § 8 Abs. 2 des Sorgerechtsübereinkommens-Ausführungsgesetzes (SorgeRÜbkAG) statthaft und auch sonst zulässig, hat in der Sache aber keinen Erfolg.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts ist der Senat zwar der Auffassung, dass das HKÜ im vorliegenden Fall anwendbar ist, weil das Kind A. vor seinem Zurückhalten in Deutschland im April 2002 seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich hatte. Ob das Zurückhalten widerrechtlich war oder der Antragsteller einem Aufenthalt des Kindes in Deutschland zustimmte, kann aber dahingestellt bleiben. Denn jedenfalls steht einer Rückgabeanordnung nach dem HKÜ die Entscheidung des Landgerichts Grasse vom 3.12.2002 über den Aufenthalt des Kindes bei der Antragsgegnerin mit Blick auf Art. 13 I b HKÜ entgegen.</td></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Das HKÜ ist im vorliegenden Fall anwendbar, weil Frankreich und Deutschland Vertragsstaaten des HKÜ sind und A. vor seinem Zurückhalten in Deutschland im April 2002 seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich hatte. Der Senat teilt nicht die Auffassung des Amtsgerichts, dass wegen der wechselnden Aufenthalte der Eltern in Frankreich und Deutschland seit der Geburt des Kindes mit Blick auf den jeweiligen Gesamtumfang der Aufenthalte davon auszugehen ist, dass A. in beiden Ländern einen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Der Senat schließt sich vielmehr der Auffassung an, dass bei alternierenden Aufenthalten der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes jeweils wechselt (vgl. Baetge, Zum gewöhnlichen Aufenthalt bei Kindesentführungen, IPRax 2001, 573, 576; MünchKomm-Siehr, Art. 19 EGBGB Anhang II Rn 28 b). Diese Betrachtung trägt dem Schutzzweck des HKÜ Rechnung.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Nach h.A. ist der "gewöhnliche Aufenthalt" rein tatsächlich und nicht normativ zu bestimmen (vgl. BverfG FamRZ 99, 85, 88). Es kommt daher darauf an, wo der Daseinsmittelpunkt eines Kindes ist, d.h. der Ort des tatsächlichen Mittelpunktes seiner Lebensführung, des Schwerpunktes seiner sozialen Bindungen, insbesondere in familiärer und schulischer bzw. beruflicher Hinsicht (s. Palandt, BGB, 62. Aufl., Anhang zu Art. 24 EGBGB, Rn 10 m.w.N.). Eine solche soziale Integration setzt voraus, dass der Aufenthalt von einer gewissen Dauer ist, wobei in der Regel ein Zeitraum von sechs Monaten zugrunde gelegt wird. Je nach Umständen kann dieser Zeitraum auch länger oder kürzer sein. Da die Eltern von A. ab September 2001 einverständlich an einen ihnen vertrauten Ort in Frankreich zurückkehrten, der Antragsteller dort wieder als Lehrer arbeitete und sie somit keine größere Eingewöhnungsphase benötigten, kam dies auch der sozialen Integration von A. zugute. Unter diesen Umständen hatte A. seinen gewöhnlichen Aufenthalt jedenfalls in Frankreich, bevor er im April 2002 in Deutschland zurückgehalten wurde. Dass die Parteien mittelfristig beabsichtigten, wieder nach Deutschland zurückzukehren - sobald der Antragsteller dort eine Anstellung gefunden hat - ändert an diesem tatsächlichen Daseinsschwerpunkt nichts, weil ein sog. animus manendi für die Begründung eines gewöhnlichen Aufenthalts nicht erforderlich ist.</td></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Durch das Zurückhalten von A. wurde das (Mit-)Sorgerecht des Antragstellers, das sowohl nach französischem als auch nach deutschem Recht beiden Eltern zusteht, beeinträchtigt. Die Widerrechtlichkeit des Zurückhaltens i.S.v. Art. 3 HKÜ könnte allerdings entfallen, sollte der Antragsteller mit dem Verbleiben des Kindes bei seiner Mutter in Deutschland einverstanden gewesen sein. Der Senat neigt - in Übereinstimmung mit dem Amtsgericht - insoweit aber zu der Auffassung, dass sich aus dem - bestrittenen - Vorbringen der Antragsgegnerin nicht ableiten lässt, dass der Antragsteller einem dauerhaften Aufenthalt des Sohnes in Deutschland zugestimmt hat. Letztlich kann diese Frage aber dahinstehen, weil aus anderen Gründen eine Rückgabeanordnung nicht in Betracht kommt.</td></tr></table>
<table><tr><td>3.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Einer Anordnung der sofortigen Rückführung des Kindes A. nach Frankreich gem. Art. 12 HKÜ steht entgegen, dass eine Rückgabe das Kind dieses in eine unzumutbare Lage bringen würde (Art. 13 Abs. 1 lit. b). Auf die zutreffenden Ausführungen des Amtsgerichts wird verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Der Antragsteller weist zwar mit Recht darauf hin, dass die Entscheidung des Tribunal de Grande Instance de Grasse vom 3.12.2002 über den vorläufigen Aufenthalt des Kindes bei der Mutter in Deutschland gem. Art. 17 HKÜ für sich genommen keinen Grund darstellt, dass das Kind aufgrund dieses Übereinkommens nicht zurückzugeben ist. Allerdings können die Gerichte des ersuchten Staates gem. Art. 17 Hs. 2 HKÜ die Gründe einer solchen Entscheidung berücksichtigen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Soweit Art. 17 HKÜ bestimmt, dass Sorgerechtsentscheidungen im ersuchten Staat einer Rückgabeanordnung nicht entgegenstehen, ist dies nach dem Zweck des Übereinkommens - auch mit Blick auf Art. 16 HKÜ - ohne weiteres nachvollziehbar.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Soweit Art. 17 HKÜ nach seinem Wortlaut allerdings auch Sorgerechtsentscheidungen im Herkunftsstaat umfasst (vgl. Palandt, BGB, 62. Aufl., Anhang zu EGBGB 24, Rn 83), ist für das Verständnis dieser Bestimmung der Erläuternde Bericht von Elisa Perez-Vera zum HKÜ (s. Deutscher Bundestag, Drucksache 11/5314) zu beachten.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Danach entspreche die in diesem Artikel niedergelegte Lösung der Zielsetzung des Abkommens, die möglichen Entführer zu entmutigen, weil sie ihre Handlung weder auf eine vor dem Verbringen erlassene, aber nie vollstreckte "tote" Entscheidung noch auf eine nachher erwirkte Entscheidung stützen können, die in den meisten Fällen wegen Betrugs in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt sei. Die Behörden des ersuchten Staates seien verpflichtet, eine Entscheidung in Frage zu stellen, die nicht wirksam oder auf der Grundlage von Zuständigkeitsmissbrauch ergangen sei oder die schließlich nicht die Verteidigungsrechte aller betroffenen Parteien beachtet habe.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>All diese Gesichtspunkte für eine evtl. Nichtberücksichtigung der Entscheidung des Tribunal de Grande Instance de Grasse vom 3.12.2002 liegen hier nicht vor. Vielmehr hat das französische Gericht in einem vom Antragsteller selbst eingeleiteten, ordnungsgemäßen Verfahren nach Art. 242 ff. Code Civil nach einem gescheiterten Sühneversuch am 30.10.2002 durch Beschluss vom 3.12.2002 vorläufige Maßnahmen nach Art. 254 - 256 Code Civil angeordnet und diese Entscheidung in der Sache begründet. Unter anderem hat das Gericht - in Kenntnis des Vorwurfs der Kindesentführung - den gewöhnlichen Aufenthalt des Kindes A. bei der Mutter (Antragsgegnerin) in Deutschland festgelegt, weil sie über mehr Verfügbarkeit für das Kind und über zufriedenstellendere Unterbringungsmöglichkeiten verfüge als der Antragsteller. Der Umstand, dass die Antragsgegnerin den Sohn A. in Deutschland zurückgehalten hatte, hat dieses Verfahren nicht beeinträchtigt. Denn beide Elternteile waren in der Verhandlung am 30.10.2002 anwesend und konnten vom Gericht persönlich angehört werden. Auch A. hielt sich zu diesem Zeitpunkt - beim Antragsteller - in Frankreich auf und hätte vom Gericht angehört werden können. Es gibt somit keinen Anlass, diese Entscheidung des Tribunal de Grande Instance de Grasse vom 3.12.2002 im vorliegenden Verfahren nicht zu beachten.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>Der Zweck des HKÜ, entführte oder zurückgehaltene Kinder möglichst schnell wieder in den Herkunftsstaat zurückzuführen und auf diese Weise auch eine Sorgerechtsentscheidung des zuständigen Gerichts am gewöhnlichen Aufenthaltsort des Kindes sicherzustellen, erfordert im vorliegenden Fall - entgegen der Auffassung des Antragstellers - eine Rückführung gerade nicht. Denn das zuständige Gericht in Frankreich hat bereits eine - wenn auch vorläufige - Entscheidung über den Aufenthalt des Kindes getroffen und die Antragsgegnerin hätte aufgrund dieser vorläufig vollstreckbaren, also wirksamen Entscheidung jederzeit die Möglichkeit, den Sohn A. nach einer Rückführung nach Frankreich wieder zu sich nach Deutschland zu nehmen. An dieser Rechtslage ändert auch der Umstand nichts, dass noch keine rechtskräftige Entscheidung über das Sorgerecht vorliegt. Ein solches sinnloses Hin- und Her-Verbringen des Kindes ist auch nicht durch den präventiven Zweck des HKÜ zu rechtfertigen. Vielmehr würde das Kind als bloßes Streitobjekt ohne Rücksicht auf seine Bedürfnisse behandelt und somit durch eine Rückgabeanordnung in eine gem. Art. 13 Abs. 1 lit. b HKÜ unzumutbare Lage gebracht werden (so auch OGH, Beschluß vom 15.4.1998, IPRax 2000, 141; Baetge, Haager Kindesentführungsübereinkommen, IPRax 2000, 146; Staudinger/Pirrung, BGB, Vorbem. zu Art. 19 EGBGB, Rn 684).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>Auch der Antragsteller stellt nicht in Abrede, dass die Antragsgegnerin nach einer Rückführung des Sohnes nach Frankreich aufgrund der Entscheidung des französischen Gerichts berechtigt wäre, A. umgehend wieder mit zu sich nach Deutschland zu nehmen. Dies hat auch die entsprechende Handhabung der Parteien nach den in Frankreich erfolgten Umgangskontakten gezeigt. Soweit der Antragsgegner meint, eine unzumutbare Lage würde nicht durch die Anordnung der Rückgabe geschaffen, sondern erst durch eine "verantwortungslose" Entscheidung der Antragsgegnerin, seine sofortige Rückgabe nach Deutschland durchzusetzen, kann dem nicht gefolgt werden. Der Antragsteller verkennt insoweit, dass bereits eine Entscheidung eines französischen Gerichts über den Aufenthalt des Kindes vorliegt, die die Antragsgegnerin berechtigt und verpflichtet, den Sohn - weil er bei ihr seinen Aufenthalt hat - zu betreuen und zu erziehen und ihr die jederzeitige Rückkehr nach Deutschland mit dem Sohn ermöglicht. Eine Rückgabeanordnung würde daher - entgegen der Meinung des Antragstellers - nicht dazu führen, dass die Antragsgegnerin aufgrund des HKÜ faktisch gezwungen würde, für die nächsten Monate nach Frankreich zurückzukehren. Im Übrigen würde die Hin- und Rückführung das Kind nicht in eine belastende Situation bringen, wie die bereits erfolgten Umgangskontakte in Frankreich gezeigt haben. Der Vorgang wäre lediglich als solcher sinnlos und damit nicht zumutbar.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Soweit der Antragsteller schließlich noch erwägt, eine Rückgabeanordnung nach dem HKÜ könne auf eine - für den Vater positive - Sorgerechtsentscheidung in Frankreich Einfluss haben, liegt dies außerhalb des Zwecks des HKÜ. Die Entscheidung über den gewöhnlichen Aufenthalt von A. im Rahmen einer Sorgerechtsentscheidung ist allein Sache des französischen Gerichts und es ist nicht Aufgabe des Senats, eine - wie der Antragsteller meint - "fehlerhafte" Entscheidung in Frankreich zu korrigieren. Der Senat geht daher auch nicht auf die Angriffe des Antragstellers gegen die - von ihm selbst herbeigeführte - Entscheidung des Tribunal de Grande Instance de Grasse vom 3.12.2002 ein.</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Die Kostenentscheidung beruht auf § 13 a Abs. 1 S. 2 FGG.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Nach § 8 Abs. 2 S. 3 SorgeRÜbkAG findet eine weitere Beschwerde nicht statt. Die Erwägung des Senats im Termin über eine evtl. Zulassung der weiteren Beschwerde ist somit gegenstandslos.</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
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7 U 173/01
| 2003-02-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:41
| 2019-02-12T12:16:44
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Mannheim vom 29. 08.2001, 9 O 33/01, wird zurückgewiesen.</p>
<p>II. Der Beklagte trägt die Kosten des Berufungsrechtszugs.</p>
<p>III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>IV. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. § 543 Abs. 1 ZPO a.F. in Verbindung mit § 26 Nr. 5 EGZPO abgesehen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die zulässige Berufung des Beklagten bleibt in der Sache ohne Erfolg. Die Angriffe gegen das angefochtene Urteil, die darauf gestützt werden, dass der Geschädigte vollständig und richtig in die Bedienung des Bestrahlungsgerätes eingewiesen worden, dass der Bestrahlungsvorgang als solcher für den Beklagten nicht beherrschbar und dass die Schädigung allein auf das weisungswidrige Verhalten des Geschädigten zurückzuführen sei, überzeugen nicht:
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
1. In der Schädigung des Versicherten, des Zeugen F., hat sich ein Risiko aus einem Gefahrenbereich verwirklicht, den der Beklagte in Zusammenwirkung mit seinem Personal voll beherrschen konnte und musste. Hier stehen gerade nicht Vorgänge im lebenden Organismus in Frage, die auch bei größter Sorgfalt nicht immer beherrscht werden können. Es geht allein um den Einsatz eines medizinischen Gerätes zur Erreichung eines bestimmten Behandlungserfolgs, das von dem Beklagten und seinem Personal uneingeschränkt gesteuert und damit voll beherrscht werden konnte. Dies rechtfertigt es, dem Beklagten den Entlastungsbeweis aufzubürden, der damit nachzuweisen hat, dass der Vorfall nicht auf einem eigenem Fehlverhalten oder einem Fehlverhalten seines Personals beruht (BGHZ 89, 263, 266; VersR 1991, 310, 311; OLG Hamm VersR 1980, 1030). Diese aus der Art und Weise der Erfüllung der Behandlungsaufgabe folgende Beweislastverteilung wird nicht dadurch in Frage gestellt, dass der Beklagte (und sein Personal) nach seiner Schilderung aufgrund der konkreten Ausgestaltung der Räumlichkeiten, in denen die Bestrahlung mit UV-Licht stattfand, sich außer Stande setzte, den Vorgang tatsächlich zu kontrollieren, denn die Sorgfaltsanforderungen während der Durchführung einer Behandlung bestimmen sich nicht nach der konkreten Handhabung durch den behandelnden Arzt, sie sind allein nach objektiven Maßstäben zu bestimmen (BGH, BGHReport 2001, 374 = VersR 2001, 646). Gerade im Hinblick auf das hohe Schadensrisiko einer zu langen Bestrahlungsdauer für den Patienten war es geboten, sicher zu stellen, dass die korrekte Durchführung des Bestrahlungsvorgangs vom Personal überwacht wurde, insbesondere wenn wie hier Fehlverhalten eines Patienten zu einer Überschreitung der Bestrahlungsdauer und damit zu einer Schädigung führen kann (vgl. auch BGHZ 89, 263, 265; in diesem Fall hat es der BGH abgelehnt, einen voll beherrschbaren Gefahrenbereich deshalb nicht anzunehmen, weil die Entkopplung eines Infusionsschlauchs auf Eigenbewegung des Patienten zurückzuführen war.). Der Beklagte hätte deshalb in irgendeiner Form gewährleisten müssen, dass es zu einer Überschreitung der Bestrahlungszeiten mit dem Risiko einer Schädigung nicht kommen kann.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
2. Den ihm obliegenden Beweis für das Fehlen eines Pflichtenverstoßes und für fehlendes Verschulden (BGH VersR 1991, 310) hat der Beklagte nicht geführt. Das Landgericht hat sich zu Recht nicht davon zu überzeugen vermocht, dass eine die Schädigung des Patienten ausschließende Einweisung (und Überwachung) des Geschädigten durch die Zeugin C. erfolgt ist. Zwar hat die Zeugin C. angegeben, sie habe den Zeugen F. auf die Bedeutung der beiden Knöpfe an der Uhr hingewiesen und ihm gezeigt, wie er diese Uhr auf eine Minute einstellen und dass er nach dem Ertönen eines Pieptones die Kabine verlassen solle (I 46). Die nach der Auffassung des Beklagten daraus abzuleitende eingehende Belehrung wird jedoch durch die Darstellung des Zeugen F. in Frage gestellt, denn danach wurde ihm lediglich die Zeitschaltuhr und ein Knopf, an dem man die Bestrahlungszeit durch Drücken einstellen könne, gezeigt, dann habe die Zeugin C. den Raum wieder verlassen, ohne etwas von einem Piepton zu erzählen (I 49). Eine solche eher flüchtige Einweisung in die technische Handhabung des Bestrahlungsgerätes ist nicht ausreichend, um das aus dem Geräteeinsatz folgende Risiko für den Patienten auszuschließen. Es besteht entgegen der Meinung des Beklagten keine Veranlassung, der Aussage der Zeugin C. den Vorzug vor der des Zeugen F. zu geben, denn es sind keinerlei Anhaltspunkte dafür erkennbar, dass die Aussage der Zeugin glaubhafter oder glaubwürdiger wäre. Beide Angaben sind in sich stimmig und glaubhaft und bei beiden Zeugen ist ein Interesse am Ausgang des Rechtsstreits in Betracht zu ziehen (gegen die Zeugin war ein Strafverfahren anhängig und die Einräumung eines Fehlverhaltens könnte arbeitsrechtliche Konsequenzen für sie nach sich ziehen). Selbst wenn aber von der Schilderung der Zeugin C. ausgegangen würde, ergäbe sich nichts anderes. Die danach dem Geschädigten erteilte Belehrung beschränkte sich auf die Erläuterung, wie das Gerät zu bedienen ist und wann die Behandlung beendet ist (I 46). Dies war jedoch zur Abwendung der von der Behandlung ausgehenden Gefahren des Patienten nicht ausreichend, denn es fehlte ein Hinweis darauf, dass das Gerät auch nach dem Ertönen des Pieptones mit geminderter Leistung in Betrieb bleibt und dass dann innerhalb kurzer Zeit Schädigungen der Haut drohen. Darüber ist der Geschädigte auch nach den Behauptungen des Beklagten nicht belehrt worden, was deshalb erforderlich war, weil diese Gefährlichkeit des Gerätes (Hautverbrennung bereits nach wenigen Minuten Bestrahlungsdauer) für einen Laien nicht erkennbar war und dieses Wissen auch nicht vorausgesetzt werden konnte. Darüber hinaus war es zur Vermeidung von naheliegenden Missverständnissen notwendig, den Geschädigten darüber zu belehren, dass die Lampen bereits im halber Kraft arbeiteten, damit bei diesem nicht der Eindruck entsteht, das Gerät sei schon eingeschaltet, und er sich deshalb der Bestrahlung in der Erwartung aussetzt, der Piepton werde nach dem Ende der Bestrahlungszeit ertönen. Dass dies nicht geschieht, führt dann geradezu zwangsläufig dazu, dass der Patient im Warten auf den Piepton die Behandlungszeit überschreitet. So war es nach der Schilderung des Zeugen F. gewesen, der danach (da die Lampen geleuchtet haben) davon ausging, die Sprechstundenhilfe habe die Zeituhr schon bedient gehabt, und der sich deshalb in die Bestrahlungskabine begeben und dort drei bis vier Minuten auf den Piepton gewartet hat (I 48). Von diesem Schadenshergang geht auch der Beklagte aus (Schriftsatz vom 21.02.2002, S. 3, II 71). Daraus kann allerdings entgegen seiner Ansicht kein weisungswidriges Verhalten des Zeugen F. abgeleitet werden, denn darüber war er nicht belehrt worden. Es wäre Aufgabe des Personals des Beklagten gewesen, dieses aufgrund der Funktionsweise des Gerätes naheliegende Missverständnis gar nicht erst aufkommen zu lassen und entsprechend klare und zweifelsfreie Anweisungen zu geben, die einer Fehlinterpretation nicht zugänglich sind, und es wäre die Aufgabe des Beklagten gewesen, sein Personal entsprechend zu instruieren. Im Hinblick auf die unvollständige Belehrung und Einweisung des Zeugen F. in die Funktionsweise des Gerätes kann deshalb nicht vom einem weisungswidrigen Verhalten des Geschädigten unter Verstoß gegen ärztliche Anordnungen ausgegangen werden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Aufgrund dieser Erwägungen ist eine Wiederholung der (verfahrensfehlerfrei durchgeführten, Rügen werden insoweit nicht erhoben) Beweisaufnahme nicht notwendig, zumal auch die nach der Schilderung der Zeugin C. erfolgte Belehrung des Geschädigten nicht ausreichend ist und eine darüber hinausgehende ggf. ausreichende Belehrung nicht behauptet wird.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Eine Beweisaufnahme zur Frage der Notwendigkeit einer Überwachung ist ebenfalls nicht geboten, denn die Bestimmung der Sorgfaltspflichten des behandelnden Arztes im Rahmen eines voll beherrschbaren Risikos ist eine Rechtsfrage und deshalb der Beweisführung durch ein Sachverständigengutachten nicht zugänglich. Im Hinblick auf die objektive Bestimmung des Sorgfaltsmaßstabs (BGH, BGHReport 2001, 374 = VersR 2001, 646) ist es ohne Bedeutung, ob eine (unzureichende) Überwachung üblich ist. Entgegen der Auffassung des Beklagten lässt sich dem im Strafverfahren eingeholten Gutachten des Sachverständigen Prof. Dr. P. nicht entnehmen, dass eine Überwachung nicht erforderlich war. Dort ist vielmehr dezidiert ausgeführt, dass die Überwachung durch geschultes ärztliches Hilfspersonal ausreichend ist, was bedeutet, dass eine solche Überwachung aber auch durchgeführt werden muss.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Eine Haftung des Beklagten für die Zeugin C. ist nicht zweifelhaft. Sie folgt im vertraglichen Bereich aus § 278 BGB und im deliktischen aus § 831 BGB. Der Entlastungsbeweis hinsichtlich der Zeugin C. ist weder in erster Instanz noch im Berufungsrechtszug angetreten, Vortrag zu Schulung und Überwachung der Zeugin fehlt vollständig.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
3. Dem geschädigten Zeugen F. fällt auch kein Mitverschulden zur Last. Die übermäßig lange Verweildauer zwischen vier Minuten (so der Zeuge, I 48) oder zehn Minuten ist auf eine unzureichende Belehrung des Zeugen über die Funktionsweise des Geräts zurückzuführen und kann aus dem bereits dargelegten Gründen nicht als Verstoß gegen eindeutige Weisungen des ärztlichen Hilfspersonals gedeutet werden. Es war Bestandteil der Behandlungsaufgabe, den Patienten gerade auch vor solchen Schädigungen zu bewahren. Wegen dieses Schutzzwecks der Behandlungspflichten ist es nicht möglich, bei einer Verwirklichung dieses Risikos dem Patienten die Verantwortung für seine Schädigung aufzubürden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Damit hat das Landgericht zu Recht den auf § 116 SGB X i.V.m. Verletzung des Behandlungsvertrages und § 823 Abs. 1 BGB gestützten Anspruch der Klägerin in der geltend gemachten Höhe zuerkannt. Gegen die Berechnung des Anspruchs und dessen Höhe erhebt der Beklagte keine Einwendungen.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
4. Entgegen der Auffassung des Beklagten ist auch das Feststellungsbegehren begründet. Dabei ist ohne Bedeutung, ob die konkrete Gefahr einer Erkrankung an Hautkrebs besteht und ob das vom Geschädigten behauptete Schwitzen eine Folge des Behandlungsfehlers des Beklagten ist. Das Feststellungsbegehren ist bereits dann begründet, wenn weitere Folgen aus der Verletzung eines deliktsrechtlich geschützten absoluten Rechtsguts zu befürchten sind, bei verständiger Würdigung des Sachverhalts also kein Grund besteht, mit weiteren Verletzungsfolgen nicht rechnen zu müssen (BGH, BGH-Report 2001, 234, 235 = VersR 2001, 874, 875; BGH-Report 2001, 480 = VersR 2001, 876). Bei dem demnach anzulegenden großzügigen Maßstab (BGH, BGH-Report 2001, 656, 657) ist das Feststellungsbegehren nur dann unbegründet, wenn die Möglichkeit von Folgeschäden ernsthaft nicht mehr in Betracht kommt. Diese behauptet der Beklagte selbst nicht. Ein konkreter Ursachenzusammenhang zwischen der Schädigung und der Wahrscheinlichkeit von Spätfolgen muss zur Begründetheit des Feststellungsbegehrens nicht festgestellt werden.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO, die über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Revision wird nicht zugelassen. Der Beweiswürdigung und der Bestimmung der Sorgfaltspflichten im Einzelfall kommt weder grundsätzliche Bedeutung zu, noch wird die Zulassung aus Gründen der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortbildung des Rechts gefordert.
</td></tr></table></td></tr></table>
|
|
133,738
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olgstut-2003-02-26-9-u-15802
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{
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9 U 158/02
| 2003-02-26T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:41
| 2019-02-12T12:16:44
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">1.</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Auf die Berufung der Kläger wird das Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart vom 28.8.2002</td>
</tr>
</table>
<p/>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<blockquote>
<p>
<strong>abgeändert:</strong>
</p>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
</blockquote>
<p/>
<blockquote>
<p>Die Beklagte wird verurteilt, 13.593,97 EUR nebst 5 % Zinsen über dem Basiszinssatz seit 1.3.2001 an die Kläger zu bezahlen. Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
</blockquote>
<p/>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">2.</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Die weitergehende Berufung der Kläger wird zurückgewiesen.</td>
</tr>
</table>
<p/>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">3.</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Von den Kosten des Rechtsstreits in beiden Rechtszügen tragen die Kläger 15 %, die Beklagte 85 %.</td>
</tr>
</table>
<p/>
<table class="RspIndent">
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">4.</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"/>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</td>
</tr>
</table>
<p/>
<p>Streitwert des Berufungsverfahrens: 15.913,96 EUR,</p>
<p>Beschwer beider Parteien: jeweils unter 20.000,– EUR.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table style="margin-left:14pt"><tr><td>I.</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Kläger verlangen von der beklagten Bausparkasse die Rückzahlung eines Betrages von 15.913,96 EUR, welchen sie 1997 dem damaligen Hauptbezirksleiter der Beklagten – Herrn ... – zu Anlagezwecken überlassen hatten. ... hatte die Anlagesumme abredewidrig nicht an die Beklagte weitergereicht, sondern für eigene Zwecke verbraucht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="2"/>
Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Tatbestand des angefochtenen landgerichtlichen Urteils Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="3"/>
Das Landgericht hat die Klage mit der Begründung abgewiesen, dass vertragliche Rückzahlungsansprüche den Klägern nicht zustünden und dass auch Schadensersatzansprüche wegen eines zuzurechnenden Verschuldens bei der Anbahnung einer Festgeldanlage nicht bestünden, weil Zweifel an der Eigenschaft ... als Erfüllungsgehilfe der Beklagten verblieben. Insoweit wird auf die Entscheidungsgründe des angefochtenen Urteils verwiesen.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="4"/>
Mit ihrer Berufung verfolgen die Kläger ihr erstinstanzliches Begehren unverändert weiter.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="5"/>
Die Kläger beantragen,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td>
<rd nr="6"/>
die Beklagte zu verurteilen, an die Kläger 15.913,96 EUR nebst 5 % Zinsen über dem Basiszinssatz seit dem 1.3.2001 zu zahlen.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:6pt"><tr><td>
<rd nr="8"/>
die Berufung der Kläger zurückzuweisen.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="9"/>
Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die von den Parteien gewechselten Schriftsätze und die von ihnen vorgelegten Unterlagen verwiesen.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:14pt"><tr><td>II.</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die zulässige Berufung der Kläger hat überwiegend auch in der Sache Erfolg. Zwischen den Parteien ist zwar nicht ein Sparvertrag oder Festgeldanlagevertrag zustande gekommen, die Beklagte muß sich aber gem. § 278 BGB das betrügerische Verhalten des ... bei den mit den Klägern geführten Vertragsverhandlungen zurechnen lassen. Sie muß deshalb Schadensersatz wegen eines Verschuldens bei Vertragsverhandlungen an die Kläger leisten, wobei an die Kläger ausgezahlte Zinsen bei der Feststellung der Schadenshöhe zu berücksichtigen waren.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="11"/>
Dem Landgericht ist darin zuzustimmen, dass ein Vertrag zwischen den Parteien nicht zustande gekommen ist, so dass die Kläger nicht gem. §§ 607, 609 a. F. BGB die Rückzahlung der zur Verfügung gestellten Summe verlangen können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="12"/>
Es ist nicht ersichtlich, dass ... bei den Verhandlungen mit den Klägern als Abschlussbevollmächtigter der Beklagten aufgetreten wäre. Eine entsprechende ausdrückliche Erklärung ist nicht vorgetragen. Auch die weiteren Umstände des Falles lassen eine solche Schlussfolgerung nicht zu. Eine Bevollmächtigung ergibt sich auch nicht aus Aufgaben und Funktion eines Bezirksvertreters. Ausweislich des dem Senat bekannten Handelsvertretervertrages zwischen ... und der Beklagten hatte ... im wesentlichen die Aufgabe, den Abschluss von Verträgen zu vermitteln und Kunden der Beklagten zu betreuen. Insoweit hatte er auch Vertragsverhandlungen mit Vertragsinteressenten zu führen, wobei ausnahmslos aber Verträge jedweder Art mit der Beklagten und weiteren Konzerngesellschaften jeweils direkt abgeschlossen wurden. Dies war den Klägern unbestreitbar auch geläufig aufgrund der bestehenden langjährigen Geschäftsbeziehungen und der in der Vergangenheit zustande gekommenen Verträge.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Voraussetzung einer Rechtsscheinhaftung sind bei diesen Umständen ebenfalls nicht erkennbar. Eine Duldungsvollmacht hätte vorausgesetzt, dass die Beklagte es wissentlich hätte geschehen lassen, dass ... als ihr Vertreter auftrat. Auch eine Anscheinsvollmacht kann nicht angenommen werden, da nicht ersichtlich ist, dass ... für die Beklagte erkennbar häufig oder für eine gewisse Dauer als Vertreter aufgetreten wäre.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="14"/>
Für den konkreten Fall hat schließlich auch die Beweiserhebung des Landgerichtes keinen Anhaltspunkt dafür ergeben, ... habe sich als abschlußbevollmächtigter Vertreter der Beklagten geriert.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Beklagte haftet aber auf Schadensersatz aus dem Gesichtspunkt eines Verschuldens bei Vertragsverhandlungen, weil ihr die bewusst unrichtigen Angaben des ... gem. § 278 BGB zuzurechnen sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="16"/>
... war insoweit als Erfüllungsgehilfe der Beklagten tätig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="17"/>
Erfüllungsgehilfe ist, wer mit Wissen des Geschäftsherrn bei der Erfüllung einer dieser obliegenden Verbindlichkeit als Hilfsperson tätig wird, wobei schon der veranlasste Rechtsschein der Zustimmung zu dem Tätigwerden der Hilfsperson ausreicht. Ein Beitrag zur Erfüllung einer Verbindlichkeit kann auch eine Hilfstätigkeit bei der Erfüllung von Sorgfalts- und Schutzpflichten und Offenbarungspflichten bei der Vertragsanbahnung sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="18"/>
Erforderlich ist insoweit allerdings, dass sich die Beklagte bei Vertragsverhandlungen ihrer Bezirksvertreter als Hilfspersonen bedient und deren etwaiges Fehlverhalten in den Pflichtenkreis der Beklagten fällt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="19"/>
Diese Voraussetzungen sind vorliegend gegeben, weil ... den Klägern in seiner Eigenschaft als Bezirksvertreter der Beklagten anstelle einer bereits vorhandenen Spareinlage eine neuerliche lukrativere Anlage bei der Beklagten angeboten und mit letzteren hierüber Vertragsverhandlungen geführt hatte. Eine ordnungsgemäße, vollständige und richtige Anlageberatung gehörte in den Pflichtenkreis der Beklagten, weil sie diese vertragsspezifische Obliegenheit selbst hätte erfüllen müssen, hätte sie unmittelbar entsprechende Vertragsverhandlungen geführt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="20"/>
Die Beratung über Möglichkeiten, Spar- oder Festgeldanlagen bei der Beklagten zu tätigen, gehörte zu den Aufgaben, die die Beklagte ihrem Hauptbezirksvertreter ... nach dem Handelsvertretervertrag übertragen hatte, der dem Senat aus anderen Rechtsstreitigkeiten bekannt ist. Die Beklagte behauptet auch keineswegs, dass sie Filialen für den Publikumsverkehr eingerichtet habe. Vielmehr ist unstreitig, dass die Beklagte generell die Anbahnung sämtlicher Verträge, auch solcher, die mit anderen Konzernunternehmen abzuschließen sind, ihren Bezirksvertreters überlässt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="21"/>
War somit ... als Hauptbezirksvertreter der Beklagten tätig geworden und hatte er eine Geldanlagemöglichkeit bei der Beklagten empfohlen und die Verhandlungen zur Anbahnung eines entsprechenden Vertragsverhältnisses geführt, war er als Erfüllungsgehilfe der Beklagten tätig. Insoweit ist unerheblich, dass er von Weisungen der Beklagten abwich und in die eigene Tasche wirtschaften bzw. vorsätzlich strafbare Handlungen begehen wollte (BGH NJW 91, 3208).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="22"/>
Im vorliegenden Fall kann der Auffassung der Beklagten nicht gefolgt werden, eine Zurechnung des Verhaltens des ... müsse deshalb entfallen, weil sich dessen konkretes Fehlverhalten außerhalb seines allgemein ihm zugewiesenen Aufgabenbereichs bewegt habe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="23"/>
In der Tat hätte die Beklagte nicht zu haften, hätte ... nur bei Gelegenheit der Erfüllung ihm zugewiesener Aufgaben und somit ohne inneren sachlichen Zusammenhang damit gehandelt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="24"/>
Ein solcher Fall liegt aber nicht deshalb vor, weil ... auch der Beklagten gegenüber pflichtwidrig handelte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="25"/>
Die Zurechnung von Verhaltensweisen gem. § 278 BGB betrifft gerade pflichtwidrige Verhaltensweisen von Hilfspersonen. Entscheidend ist allein, ob das Handeln des ... noch in den Rahmen des ihm allgemein zugewiesenen Aufgabenbereichs fiel oder ob eine Überschreitung dieses Aufgabenbereichs objektiv vorlag und insbesondere auch für den Geschäftsgegner erkennbar geworden war, ob also die Kläger im vorliegenden Fall erkennen mussten, dass ... den ihm zugewiesenen Pflichtenkreis bei den Verhandlungen und der Ausführung des vorgeblichen Anlagegeschäftes verlassen hatte und tatsächlich ein eigenes Geschäft anbahnen und ausführen wollte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="26"/>
Letzteres vermag der Senat nach den tatsächlichen Gegebenheiten, wie sie sich aufgrund der Beweiserhebung des Landgerichts und der neuerlichen Anhörung der Kläger durch den Senat und aufgrund der vorliegenden Urkunden darstellt, nicht festzustellen (wobei hier ohne Belang ist, dass die Beweislast für eine Pflichtverletzung und für die Voraussetzungen der Zurechnung gem. § 278 BGB bei den Klägern liegt).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="27"/>
Vorliegend sind Umstände nicht vorhanden, die für sich allein betrachtet oder in einer Gesamtschau aus der Sicht der Kläger zu der Erkenntnis hätten führen müssen, ... wolle das streitgegenständliche Sparguthaben der Kläger ab Ende Februar 1997 für sich selbst vereinnahmen und selbst verzinsen (Eigengeschäft). Insoweit ist die langjährige Geschäftsbeziehung der Parteien zu berücksichtigen, die dadurch gekennzeichnet war, dass sämtliche vorausgegangene Vertragsschlüsse von ... vorbereitet und ausgehandelt worden waren. Das gilt insbesondere für die vorausgegangene Anlage einer Sparsumme im Rahmen eines Festgeldvertrages, die ebenfalls von ... angeregt und ausgehandelt worden war. Er hatte die Kläger auch bei der Abwicklung betreut. So hatte er die erste Bareinzahlung der Kläger am 5.7.1995 entgegengenommen und quittiert, indem er ein dafür nicht vorgesehenes Quittungsformular der Beklagten benutzte, welches er mit seinem Bezirksvertreterstempel versehen und sodann von einer Angestellten hatte unterzeichnen lassen (K 2, Bl. 7). ... hatte sich auch einschalten lassen bei der Beendigung dieses Sparverhältnisses, indem er sich die erforderliche Vollmacht für die Kündigung erteilen und zur Verfügung über den Sparbetrag ermächtigen ließ. Dementsprechend wurde unstreitig ein Teilbetrag der ursprünglichen Sparsumme von 6.623,35 DM von ... an die Kläger ausgezahlt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="28"/>
Vor diesem Hintergrund war es in keiner Weise auffällig, insbesondere war keine Abweichung von dem ... zugewiesenen Aufgabenbereich erkennbar, als er am 28.2.1997 wiederum ein Quittungsformular der Beklagten benutzte, welches ersichtlich für Auszahlungen seitens der Beklagten vorgesehen war, um eine neuerliche Anlage der verbliebenen Sparsumme von 30.000,– DM zu dokumentieren (K 8, Bl. 13).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="29"/>
Der Senat vermag dem von ... handschriftlich angebrachten Kurztext "7,5 % ..." in diesem Zusammenhang keine gesteigerte Bedeutung beizumessen. Verständlich hiervon ist lediglich die Festlegung des unstreitig vereinbart gewesenen Zinssatzes von 7,5 %. Dass die Bedeutung des Kürzels "..." im Sinne eines Eigengeschäftes des ... erläutert worden wäre, ist demgegenüber in keiner Weise erkennbar. Die Beklagte äußert insoweit lediglich eine Vermutung, die aber zur Überzeugung des Senates durch die wiederholten Bekundungen der Kläger bei ihren persönlichen Anhörungen und auch durch die Zeugenaussage des ... widerlegt ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="30"/>
Den Klägern ist auch nicht eine auffällig sinnlose Vorgehensweise des ... vorzuhalten. Entgegen der Auffassung der Beklagten ist keineswegs eine Auszahlung der ursprünglichen Sparsumme in ... die Verbringung der Gelder nach ..., deren erneute Einzahlung in ... und eine anschließende neuerliche Verbringung nach ... festzustellen. Vielmehr ist von der Darstellung der Kläger auszugehen, dass gerade keine Auszahlung der ursprünglichen Sparsumme über den Teilbetrag von 6.623,35 DM hinaus erfolgte, sondern dass auf entsprechenden Vorschlag des ... ohne jede Zwischenauszahlung das angelegte Guthaben zu besseren Konditionen wiederum bei der Beklagten angelegt werden sollte, wozu ... entsprechende Verfügungsberechtigung über das ursprüngliche Sparguthaben erhielt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="31"/>
Ein Eigengeschäft des ... musste sich den Klägern schließlich auch nicht deshalb aufdrängen, weil es vorliegend nicht zur Unterzeichnung von Formularverträgen kam, wie sie von der Beklagten oder weiteren Konzerngesellschaften verwendet werden, oder weil ... außerordentlich günstige Anlagekonditionen angeboten hatte. Dass ... für Kunden der Beklagten formlos tätig werden konnte, war den Beklagten sowohl bei der Einzahlung des ersten gewichtigen Teilbetrages der ursprünglichen Sparsumme am 5.7.1995 als auch bei der teilweisen Auszahlung des ursprünglichen Sparbetrages verdeutlicht worden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="32"/>
Keine entscheidende Bedeutung für die hier zu beurteilende Anbahnungsphase kann den von der Beklagten hervorgehobenen Auffälligkeiten bei der späteren Abwicklung beigemessen werden. Dies gilt für den Umstand, dass später Kontoauszüge von der Beklagten nicht erteilt wurden (wobei dies nach Darstellung der Kläger und des ... angekündigt und mit dem Hinweis auf die Einrichtung eines Sammelkontos auch plausibel erläutert worden war). Dies gilt ebenso für die späteren Zinsauszahlungen durch ... (wobei nicht ohne weiteres erkennbar war, dass das Konto bei der ..., auf welches sich die überlassenen Schecks bezogen, ein Privatkonto des ... war und wobei im Hinblick auf die Auszahlung des Teilbetrages von über 6.000,– DM aus dem ursprünglichen Sparkonto durch ... ebenfalls keine Veranlassung für Argwohn bestand).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="33"/>
Auch den hohen Zinssatz hatte ... den Klägern plausibel gemacht. Dies haben die Kläger bei ihren Anhörungen jeweils in Übereinstimmung mit der Aussage des Zeugen ... bekundet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="34"/>
Keine streitentscheidende Bedeutung vermag der Senat schließlich der von der Beklagten hervorgehobenen Äußerung des Klägers Ziff. 2 bei seiner persönlichen Anhörung durch das Landgericht beizumessen. Soweit dort gesagt wurde, ... sei so verstanden worden, dass er als Mitarbeiter der Beklagten das Geld besser anlegen könne, ist dies keineswegs zwingend dahingehend auszulegen, ... habe offenbart, er selbst lege als Mitarbeiter der Beklagten das Geld an. Die protokollierte Äußerung kann vielmehr schon ihrem Wortlaut nach den gegenteiligen Inhalt haben, nämlich ... habe bessere Anlagekonditionen nicht als Privatmann, sondern in seiner Eigenschaft als Bezirksvertreter der Beklagten zugesagt. Dass die protokollierte Aussage im letzteren Sinne gemeint war, hat die neuerliche persönliche Anhörung des Klägers durch den Senat ergeben. Der Kläger hat in diesem Sinne auf Vorhalt seine damalige Äußerung ausdrücklich erläutert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="35"/>
Es muss sonach dabei bleiben, dass stichhaltige und gewichtige Anhaltspunkte dafür, die Kläger hätten erkannt oder erkennen müssen, dass ... bei seinem Vorgehen den ihm von der Beklagten zugewiesenen Aufgabenbereich verlassen hatte, nicht bestehen.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td>3.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="36"/>
Die Beklagte ist verpflichtet, Schadensersatz dahingehend zu leisten, dass die Kläger so gestellt werden müssen, als hätten sie die auf der betrügerischen unrichtigen Beratung des ... beruhende vermeintliche Anlage bei der Beklagten nicht getätigt. In diesem Falle wäre es bei dem ursprünglichen Sparverhältnis jedenfalls im Umfange von 30.000,– DM mit dem damals vereinbarten Zinssatz von 4,25 % jährlich verblieben. Die Kläger hätten allerdings auch nicht die höheren Zinszahlungen, die von ... unstreitig erbracht wurden, vereinnahmen können. Die Kläger räumen insoweit ein, dass sie regelmäßig, zuletzt mit Scheck vom 20.7.2000 (K 11) Zahlungen erhielten, die dem von ... zugesagten Zins von 7,5 % jährlich entsprachen. Da die Zinsen jeweils halbjährlich zur Auszahlung kamen, sind insgesamt sieben Zinsraten zu je 1.125,– DM ausgezahlt worden. Bei gleichem Auszahlungsmodus hätten die Kläger aus dem ursprünglichen Sparkonto nur halbjährliche Zahlungen von 637,50 DM zu erwarten gehabt, so dass insgesamt 3.412,50 DM als zusätzlich vereinnahmte Zinseinkünfte anzurechnen sind. Der eingetretene Schaden beläuft sich sonach auf 26.587,50 DM, also 13.593,97 EUR.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td>4.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table style="margin-left:3pt"><tr><td>
<rd nr="37"/>
Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 92, 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.
</td></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
<table style="margin-left:3pt"><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,730
|
olgkarl-2003-02-25-15-u-402
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
15 U 4/02
| 2003-02-25T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:37
| 2019-02-12T12:16:42
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Baden-Baden vom 18.12.2001 - 2 O 332/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>Der Beklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Im Jahr 1999 benötigte der Kläger für die beiden Firmen S & S T. GmbH und B. Hausmeisterservice GmbH mit Sitz in M., deren Geschäftsführer und Gesellschafter er ist, Kredite. Er wandte sich an den als Finanzmakler tätigen Beklagten und schloss mit diesem einen schriftlichen "Geschäftsbesorgungsauftrag", mit welchem der Beklagte zur Vermittlung eines Darlehens mit einem Höchstbetrag von 800.000 DM beauftragt wurde. In einer gesonderten "Honorarvereinbarung" wurde festgehalten, dass der Beklagte im Falle einer erfolgreichen Vermittlung ein Honorar von 5 % des gewährten Darlehens erhalten sollte. Im übrigen beteilige sich der Kläger nach den schriftlichen Vereinbarungen "an den Kosten des Geschäftsbesorgung mit einer Pauschale von DM 910,00" (Anlagen LG K1, K2).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Kläger zahlte den vereinbaren Pauschalbetrag von DM 910,00 an den Beklagten und leistete darüber hinaus im Zusammenhang mit den Bemühungen des Beklagten weitere Zahlungen an diesen, nämlich DM 6.000,00 am 07.10.1999, einen weiteren Betrag von DM 6.000,00 am selben Tag sowie DM 6.960,00 am 03.03.2000. Zu einer erfolgreichen Kreditvermittlung kam es nicht.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Kläger hat erstinstanzlich von dem Beklagten Rückerstattung der geleisteten Zahlungen vom 07.10.1999 und vom 03.03.2000 in Höhe von insgesamt 18.960,00 DM verlangt. Mit Urteil vom 18.12.2001 hat das Landgericht Baden-Baden entsprechend dem klägerischen Antrag erkannt und ein früheres Versäumnisurteil vom 25.07.2001 in Höhe von 18.960,00 DM nebst 5 % über dem Basiszinssatz hieraus seit dem 27.05.2001 aufrecht erhalten. Zur Begründung hat das Landgericht ausgeführt, der Kläger habe die Zahlungen in Höhe von insgesamt 18.960,00 DM als Vorschuss auf Provisionsansprüche des Beklagten geleistet. Da es zu einer erfolgreichen Darlehensvermittlung nicht gekommen sei, sei jedoch ein Provisionsanspruch des Beklagten nicht entstanden, so dass er zur Rückerstattung der Provisionsvorschüsse verpflichtet sei.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Beklagten.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Er macht geltend, bei den Zahlungen des Klägers habe es sich nicht um Vorschüsse auf die Vermittlungsprovision gehandelt. Da die Vermittlung eines Kredits im konkreten Fall schwierig gewesen sei, habe der Beklagte - zur Darstellung der Situation der Unternehmen des Klägers gegenüber eventuellen Kreditgebern - einen sogenannten Business-Plan erstellen lassen und einen weiteren Berater, Herrn B. von der Firma I. eingeschaltet. In diesem Zusammenhang seien entsprechende Unkosten entstanden, nämlich DM 12.000,00 für den von der Firma D. C. G. C. erstellten Business-Plan und DM 6.960,00 als "Termingebühr" der Firma I. für einen Besprechungstermin des Herrn B. mit dem Kläger. Der Beklagte habe den Kläger über die Erforderlichkeit entsprechender Aufwendungen zum Zwecke einer erfolgreichen Kreditvermittlung informiert. Daraufhin habe der Kläger die entsprechenden Zahlungen an den Beklagten geleistet, die dieser - absprachegemäß - an die Firma D. C. G. C. und die Firma I. weitergeleitet habe.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Beklagte beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
auf die Berufung des Beklagten das Urteil des Landgerichts Baden-Baden vom 18.12.2001 (2 O 332/01) aufzuheben und die Klage abzuweisen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Der Kläger beantragt,
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
die Berufung des Beklagten gegen das Endurteil des Landgerichts Baden-Baden vom 18.12.2001 zurückzuweisen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Der Kläger verteidigt das Urteil des Landgerichts. Aus den schriftlichen Vereinbarungen der Parteien ergebe sich, dass sämtliche eventuellen Aufwendungen des Beklagten mit der Pauschale von DM 910,00 und der nur im Erfolgsfalle zu zahlenden Provision abgegolten seien. Der Kläger bestreitet im übrigen die vom Beklagten angegebenen Aufwendungen und die Weiterleitung der Gelder. In jedem Fall seien weder der "Business-Plan" noch der Besprechungstermin mit dem Herrn B in irgendeiner Art und Weise sinnvoll und geeignet gewesen, die Vermittlung eines Kredits vorzubereiten und zu fördern.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Wegen des weiteren Vorbringens wird auf die gewechselten Schriftsätze verwiesen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die zulässige Berufung des Beklagten ist nicht begründet.
</td></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Kläger kann Rückzahlung der 18.960,00 DM allerdings nicht mit der Begründung verlangen, die Zahlungen seien erfolgt als Vorschuss auf eine - vom Beklagten letztlich nicht verdiente - erfolgsabhängige Provision. Für die Voraussetzungen eines solchen Anspruchs - Anspruchsgrundlage für die Rückforderung wäre die Vorschussabrede - ist der Kläger darlegungs- und beweispflichtig. Für die Behauptung, die Zahlungen seien als Vorschuss auf eine - vom Beklagten noch zu verdienende - Provision geleistet worden, hat der Kläger keinen Beweis erbracht. Es ist - aus Beweislastgründen - vom Vortrag des Beklagten auszugehen, wonach die Zahlungen nicht als Provisionsvorschuss gedacht waren sondern konkrete Aufwendungen des Beklagten für Leistungen an Dritte im Zusammenhang mit den Bemühungen um eine Kreditvermittlung abdecken sollten. Für den Sachvortrag des Beklagten zu diesem Punkt sprechen auch die informatorischen Angaben des Klägers im Termin vom 05.11.2002.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Dem Kläger steht auch kein Rückforderungsanspruch zu gem. § 812 Abs. 1 Satz 1 BGB. Denn die Zahlungen in Höhe von DM 18.960 sind nicht ohne Rechtsgrund erfolgt. Rechtsgrund für die Zahlungen des Klägers war die Absprache der Parteien, wonach Aufwendungen des Beklagten, die durch erforderliche Zahlungen des Beklagten an Dritte entstanden, vom Kläger zu erstatten waren. (Der Sachvortrag des Beklagten hierzu ist aus den oben Ziffer 1 angegebenen Beweislastgründen der vorliegenden Entscheidung zu Grunde zu legen.) Mit dieser nachträglichen mündlichen Absprache über Aufwendungsersatz haben die Parteien in zulässiger Weise den schriftlichen "Geschäftsbesorgungsauftrag" nebst "Honorarvereinbarung" abgeändert. Die Schriftformklausel im Geschäftsbesorgungsauftrag steht der Abänderung nicht entgegen. Die Parteien haben im Zusammenhang mit den Zahlungen des Klägers an den Beklagten die Schriftformklausel aus dem Geschäftsbesorgungsauftrag konkludent abbedungen (vgl. hierzu Palandt/Heinrichs, Bürgerliches Gesetzbuch, 62. Aufl., 2003, § 125 BGB Rn. 14).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Der Beklagte ist jedoch gem. § 667 BGB zur Zahlung in Höhe von 18.960 DM verpflichtet.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die Parteien haben - nach dem Sachvortrag des Beklagten - eine Erstattung erforderlicher Aufwendungen durch den Kläger vereinbart, soweit es um die Erstellung eines Business-Planes und die Vereinbarung eines Beratungs-Termins mit Herrn B. ging. Der Aufwendungsersatz des Beklagten richtet sich in einem derartigen Fall nach § 670 BGB. Da die Voraussetzungen des § 670 BGB nicht erfüllt sind, muss der Beklagte gem. § 667 BGB diejenigen Gelder zurückzahlen, die der Kläger vorschussweise an den Beklagten im Hinblick auf zu erwartende Aufwendungen des Beklagten gezahlt hat.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Der Kläger ist aktiv legitimiert. Vertragspartner des Kreditvermittlungsvertrages und der späteren Abänderung (hinsichtlich des Aufwendungsersatzes) war der Kläger und nicht etwa die S & S T. GmbH oder die B. Hausmeister Service GmbH. Hinsichtlich des schriftlichen Vertrages ergibt sich dies unmittelbar aus der schriftlichen Vereinbarung, die den Kläger und nicht eine seiner Firmen als Auftraggeber ausweist. Da der Kläger Partner des ursprünglichen schriftlichen Vertrages war, ist davon auszugehen, dass auch die spätere mündliche Abänderung den Kläger im eigenen Namen betreffen sollte und nicht etwa seine beiden Firmen. Umstände, aus denen sich bei der Vereinbarung des Aufwendungsersatzes ein Handeln des Klägers als Vertreter der beiden Firmen ergeben würde, sind nicht ersichtlich und von dem - insoweit gem. § 164 Abs. 1 BGB beweispflichtigen - Beklagten nicht nachgewiesen. Der Umstand allein, dass die beiden Zahlungen über jeweils DM 6.000 vom 07.10.1999 aus dem Vermögen der beiden Firmen des Klägers erfolgten, kann ein Vertreterhandeln nicht begründen. Ebenso ist es ohne Bedeutung, dass mit dem Kredit den beiden Firmen des Klägers Betriebsmittel zugeführt werden sollten; insoweit ist entscheidend, dass der Kläger bei dem ursprünglichen schriftlichen Vertrag in eigenem Namen und nicht etwa als Vertreter der beiden Firmen aufgetreten ist.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Vereinbarung über einen Ersatz von Aufwendungen des Beklagten im Rahmen des zwischen den Parteien abgeschlossenen (Finanz-) Maklervertrages führt zu einer entsprechenden Anwendung der §§ 667, 670 BGB (Herausgabepflicht und Ersatz von Aufwendungen im Auftragsrecht).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Eine unmittelbare Anwendung des Auftragsrechts scheidet aus, da der Beklagte im Rahmen des Maklervertrages keine Verpflichtung eingegangen ist, bestimmte Tätigkeiten für die Kreditvermittlung zu entfalten (vgl. Palandt/Sprau, Bürgerliches Gesetzbuch, 62. Aufl., 2003, vor § 652 BGB Rn. 5). Die Regeln des Auftrags sind auch nicht unmittelbar über § 675 Abs. 1 BGB (Entgeltliche Geschäftsbesorgung) anzuwenden; denn auch § 675 Abs. 1 BGB setzt eine Tätigkeitspflicht des Geschäftsbesorgers voraus, die der Maklervertrag grundsätzlich nicht kennt (anders beim Maklerdienstvertrag oder beim Maklerwerkvertrag).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Das Maklerrecht sieht in § 652 Abs. 2 BGB zwar ausdrücklich die Möglichkeit vor, dass die Vertragspartner einen Aufwendungsersatz vereinbaren können. Nähere Ausgestaltungen zum Aufwendungsersatz finden sich in den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs zum Maklervertrag jedoch nicht. Das Maklerrecht enthält insoweit eine Lücke. Es fehlen Regelungen zu der Frage, nach welchen Maßstäben der Makler (erstattungspflichtige) Aufwendungen machen darf. Außerdem fehlen Regelungen zu den Rechten des Auftraggebers, der einen Vorschuss geleistet hat.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die Regelungslücke beim Aufwendungsersatz im Maklerrecht ist zu schließen durch eine entsprechende Anwendung der Vorschriften im Auftragsrecht (§§ 667, 670 BGB). Die Vorschriften des Auftragsrechts werden in einer Vielzahl von auftragsähnlichen Rechtsverhältnissen entsprechend angewandt, teilweise auf Grund gesetzlicher Anordnung, teilweise in analoger Anwendung ohne ausdrückliche gesetzliche Verweisung (vgl. Palandt/Sprau, a. a. O., vor § 662 BGB Rn. 9 mit einzelnen Beispielen). Wesentlicher Anknüpfungspunkt für die entsprechende Anwendung von Auftragsregeln ist der Umstand, dass jemand in einer bestimmten Rechtsbeziehung ein fremdes Geschäft wahrnimmt, das heißt, dass er eine - vielfach mit Aufwendungen verbundene - Tätigkeit ausführt, die sich als Wahrnehmung der Interessen eines anderen darstellt. So liegen die Dinge auch beim Maklervertrag: Der Makler ist zwar nicht zum Tätigwerden verpflichtet; sobald er tätig wird, muss er seine Tätigkeit allerdings an den Interessen des Auftraggebers ausrichten (vgl. Palandt/Sprau, a. a. O., § 652 Rn. 13); die Verpflichtung zur Interessenwahrung entspricht dem Pflichtenkreis eines Geschäftsbesorgers gem. § 675 Abs. 1 BGB (vgl. Staudinger/Martinek, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 1995, § 675 BGB, Rn. E 30). Wenn im Falle der Vereinbarung von Aufwendungsersatz ein Makler bestimmte Aufwendungen tätigt, unterscheiden sich die Interessenlagen der Vertragspartner nicht von den Interessenlagen der Parteien eines Auftrags im Sinne des § 662 BGB. Dies rechtfertigt die entsprechende Anwendung der maßgeblichen Auftragsregeln auf den vorliegenden Fall (vgl. auch OLG Hamm, NJW 1973, 1976; vgl. zur analogen Anwendung der Auftragsregeln in einer anderen Fallgruppe - Kostenvorschüsse des Unternehmers zur Mängelbeseitigung im Werkvertragsrecht - OLG Düsseldorf, Urteil vom 22.10.1987, 5 U 92/87).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Die Anwendung der Auftragsregeln wird durch eine weitere Überlegung bestätigt: Die Erstellung eines Business-Planes und die Vereinbarung eines Termins mit einem bestimmten Berater jeweils zur Vorbereitung eines Finanzierungsantrags für ein bestimmtes Unternehmen stellen - für sich allein betrachtet - Tätigkeiten aus dem Bereich der Unternehmensberatung dar. Hätte der Kläger den Beklagten nicht mit der Darlehensvermittlung beauftragt sondern nur mit bestimmten Vorbereitungsmaßnahmen wie der Beschaffung eines Business-Planes und der Durchführung einer bestimmten Unternehmensberatung, läge unzweifelhaft eine Geschäftsbesorgung im Sinne von § 675 Abs. 1 BGB vor, was zur unmittelbaren Anwendung der §§ 667, 670 BGB führen würde. Wenn der Beklagte eine derartige Tätigkeit im vorliegenden Fall im Rahmen eines Maklervertrages bei ausdrücklich vereinbartem Aufwendungsersatz ausgeführt hat, erscheint es sachgerecht, die gleichen rechtlichen Regeln auf den Aufwendungsersatz anzuwenden.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Gem. § 667 BGB (analog) kann der Kläger die geleisteten Zahlungen in Höhe von 18.960,00 DM von dem Beklagten zurück verlangen. Es handelt sich bei den Zahlungen des Klägers um Vorschüsse auf erwartete Aufwendungen des Beklagten. Der Anspruch des Auftraggebers aus § 667 BGB erstreckt sich insbesondere auf vom Auftraggeber geleistete Vorschüsse (vgl. Palandt/Sprau a. a. O., § 667 BGB Rn. 2).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Beklagte wäre nur dann nicht zur Rückzahlung der Vorschüsse verpflichtet, wenn die Vorschüsse für Aufwendungen im Sinne von § 670 BGB (analog) verbraucht worden wären. Dies ist jedoch nicht der Fall.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Für die Voraussetzungen des § 670 BGB ist der Auftragnehmer - auch dann, wenn der Auftraggeber Rückforderung der Vorschüsse verlangt - in vollem Umfang darlegungs- und beweispflichtig (vgl. Palandt/Sprau, a. a. O., § 667 BGB Rn. 10; § 669 BGB Rn. 3; § 670 BGB Rn. 7). Diesen Beweis hat der Beklagte nicht geführt, so dass eine bestimmungsgemäße Verwendung der Vorschüsse nicht festgestellt werden kann.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
aa) Ein Aufwendungsersatzanspruch des Beklagten könnte nur dann in Betracht kommen, wenn der Beklagte verpflichtet gewesen wäre, DM 12.000,00 an die D. C. G. C. und DM 6.960,00 an eine Firma I. zu zahlen. Ob eine solche Verpflichtung des Beklagten bestand, ist jedoch nicht feststellbar. Der Sachvortrag des Beklagten ist insoweit unzureichend.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Den nach Angaben des Beklagten getätigten Aufwendungen liegen - nach seinem Vortrag - mündliche Absprachen mit den Zahlungsempfängern zu Grunde. Rechnungen wurden von den Zahlungsempfängern - nach dem Vortrag des Beklagten - nicht gestellt. Es fehlen im Vortrag des Beklagten die erforderlichen Konkretisierungen zu den behaupteten mündlichen Absprachen mit den Zahlungsempfängern. Aus dem Sachvortrag des Beklagten ergibt sich nicht, welchen Anforderungen die Leistungen der D. C. G. C. und der Firma I. - im Hinblick auf die Absprachen mit dem Beklagten - entsprechen sollten. Es fehlen auch Darlegungen des Beklagten dazu, was er mit der D. C. G. C. und der Firma I. über die Fälligkeit der jeweiligen Honorare vereinbart hatte. Es ist daher nicht ersichtlich, inwieweit der erstinstanzlich vorgelegte "Finanzierungsantrag" (I 117 ff.) den Vereinbarungen zwischen der D. C. G. C. und dem Beklagten entsprach. Ebenso ist nicht ersichtlich, inwieweit das Gespräch zwischen Herrn B. und dem Kläger auf einer Autobahnraststätte - nach Angaben des Klägers ohne nennenswerten sachlichen Gehalt - der vorherigen Absprache zwischen dem Beklagten und der Firma I. entsprach. Nach dem Vortrag des Beklagten kann daher auch nicht nachvollzogen werden, ob und inwieweit er tatsächlich zur Zahlung von DM 12.000,00 an die Firma D. C. G. C. und von DM 6.960,00 an die Firma I. verpflichtet war.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Einem Aufwendungsersatzanspruch des Beklagten steht außerdem entgegen, dass sich seinem Vortrag nicht entnehmen lässt, inwieweit er die angegebenen Aufwendungen "den Umständen nach für erforderlich halten" durfte. Auch dies wirkt sich zu Lasten des darlegungspflichtigen Beklagten aus.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Die Erstellung eines Business-Planes war im Interesse des Klägers nur dann sinnvoll, wenn entweder eine bestimmte - als Kreditgeberin in Betracht kommende - Bank einen Business-Plan mit konkreten Anforderungen als Voraussetzung für eine Kreditentscheidung verlangt hätte oder wenn ein nach bestimmten Kriterien aufbereiteter Business-Plan generell im Bankenbereich Voraussetzung einer Kreditvergabe wäre. Hierzu hat der Beklagte jedoch nichts näheres vorgetragen. Es ist insbesondere nicht ersichtlich, welchen Anforderungen der Business-Plan nach Auffassung des Beklagten genügen sollte. Wenn der Beklagte hingegen einen Business-Plan bei der Firma D. C. G. C. zum Preis von DM 12.000,00 in Auftrag gegeben sollte ohne irgendeine inhaltliche Absprache, wären die Aufwendungen gem. § 670 BGB nicht ersatzfähig. Denn es ist evident, dass ein Business-Plan nur dann als Kreditunterlage geeignet sein kann, wenn der Plan hinsichtlich der Darstellung und Beschreibung der Unternehmen und der maßgeblichen Zahlen aus der Vergangenheit und der Zukunft bestimmte aus der Sicht der Bank erforderliche Kriterien erfüllt.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Entsprechendes gilt für die Terminvereinbarung mit der Firma I. Aus dem Sachvortrag des Beklagten ist nicht ersichtlich, inwieweit die bloße Vereinbarung eines Termins mit einem bestimmten Berater für die Kreditvermittlung in irgendeiner Art und Weise förderlich sein konnte, zumal der Beklagte zu der Qualifikation des Beraters, Herrn B., nichts näheres vorgetragen hat und die "Termingebühr" für ein einziges Gespräch auf einer Autobahnraststätte DM 6.960,00 betragen sollte.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Da aus den Darlegungen des Beklagten weder ersichtlich ist, inwieweit er zu den angegebenen Zahlungen tatsächlich verpflichtet war, noch inwieweit er die Aufwendungen für erforderlich halten durfte, kommt es nicht darauf an, ob der Beklagte die vom Kläger erhaltenen Gelder tatsächlich an die Firma D. C. G. C. und die Firma I. weitergeleitet hat. Insoweit ist allerdings darauf hinzuweisen, dass sich aus den vom Beklagten vorgelegten Kontoauszügen lediglich Zahlungen des Beklagten an die Firma D. C. G. C. in Höhe von jeweils 2/3 der vom Kläger erhaltenen Beträge (DM 8.000,00 bzw. DM 4.960,00) ergeben.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Die Voraussetzungen des § 670 BGB wären allerdings - eine Weiterleitung der Gelder durch den Beklagten unterstellt - dann unerheblich, wenn der Beklagte auf eine ausdrücklich Weisung des Klägers bei den Aufwendungen gehandelt hätte (vgl. Palandt/Sprau, a. a. O., § 670 BGB Rn. 7). Eine entsprechende Weisung des Klägers ist jedoch nicht ersichtlich, bzw. von dem - auch insoweit darlegungs- und beweispflichtigen (Palandt/Sprau a. a. O.) - Beklagten nicht nachgewiesen. Nach dem nicht widerlegten Sachvortrag des Klägers leistete dieser die Zahlungen lediglich im Hinblick auf relativ allgemein gehaltene Angaben des Beklagten, dass er Geld benötigte um (bei den Bemühungen um die Kreditvermittlung) "weitermachen" zu können. Eine ausdrückliche Weisung des Klägers im Sinne von § 665 BGB lässt sich unter diesen Umständen dem Verhalten des Klägers - auch im Hinblick auf den Termin mit Herrn B. - nicht entnehmen.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Die vom Landgericht zuerkannten Zinsen stehen dem Kläger unter dem Gesichtspunkt des Verzuges zu.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Ziff. 10, 713 ZPO.
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Für eine Zulassung der Revision bestand kein Anlass (§ 543 Abs. 2 ZPO).
</td></tr></table><table><tr><td/></tr></table></td></tr></table>
|
|
133,731
|
olgkarl-2003-02-25-16-wf-1603
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
16 WF 16/03
| 2003-02-25T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:37
| 2019-02-12T12:16:43
|
Beschluss
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<h2>Tenor</h2>
<p>Die sofortige Beschwerde des Antragsgegners gegen die Kostenentscheidung im Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 04. Dezember 2002 - 2B F 228/02 - wird verworfen.</p>
<p>Der Antragsgegner hat der Antragstellerin die im Beschwerdeverfahren entstandenen notwendigen außergerichtlichen Kosten zu erstatten.</p>
<p>Beschwerdewert: bis 600 EUR</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Antragstellerin hatte unter Berufung auf § 1 Gewaltschutzgesetz und § 64 FGG beantragt, dem Antragsgegner verschiedene Handlungen zu verbieten. Im Termin vom 04. Dezember 2002 schlossen die Beteiligten eine Vereinbarung, wonach sich der Antragsgegner verpflichtete, bestimmte Hausanwesen nebst Hofeinfahrten und Gehwegen nicht zu betreten, Zusammentreffen mit der Antragstellerin zu vermeiden und keinerlei Kontakt mit ihr aufzunehmen, außer brieflichen; kurzfristige elterliche Kontakte in Angelegenheiten der elterlichen Sorge sollten durch Vermittlung näher bezeichneter Dritter durchgeführt werden. Nach Genehmigung der Vereinbarung beschloss das Amtsgericht:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
1. Die Vereinbarung der Beteiligten zur Vermeidung von Belästigungen der Antragstellerin durch den Antragsgegner vom 04.12.2002 wird gerichtlich bestätigt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
2 Dem Antragsgegner wird vorsorglich für den Fall jeder Zuwiderhandlung gegen die Verpflichtungen in Ziff. 1 und 2 der bestätigten Vereinbarung ein
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Ordnungsgeld von bis zu 250.000,00 Euro
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
und für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Ordnungshaft bis zu 6 Monaten
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
angedroht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
3. Der Geschäftswert des Hauptsacheverfahrens wird auf 2.500,00 Euro festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
4. Eine Entscheidung über die Kosten ergeht am Ende der Sitzung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Am Schluss der Sitzung verkündete das Amtsgericht folgenden weiteren Beschluss:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
1. Die Kosten des Verfahrens einschließlich der außergerichtlichen Kosten der Antragstellerin trägt der Antragsgegner.
</td></tr></table>
<table><tr><td>4. ...</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Zur Begründung dieser Entscheidung nahm das Amtsgericht Bezug auf § 100 a KostO und § 13 a FGG.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die gegen die Kostenentscheidung eingelegte sofortige Beschwerde des Antragsgegners ist gem. § 20 a Abs. 1 S. 1 FGG unzulässig. Auf § 20 a Abs. 2 FGG kann sich der Antragsgegner nicht berufen. Nach dieser Bestimmung findet gegen die Entscheidung über den Kostenpunkt die sofortige Beschwerde statt, wenn eine Entscheidung in der Hauptsache nicht ergangen ist. Dies ist indessen der Fall. Die Entscheidung in der Hauptsache erschöpft sich zwar darin, dass das Amtsgericht die Vereinbarung vom 04. Dezember 2002 gerichtlich bestätigt hat. Offensichtlich schwebte dem Amtsgericht die Fallgestaltung vor, dass eine in einem FGG-Verfahren getroffene Vereinbarung, etwa zum Recht des Umgangs eines Elternteils mit seinem Kind, der gerichtlichen Bestätigung bedarf, damit die Umgangsregelung selbst gem. § 33 a FGG vollzogen werden kann. In diesem Fall ist die gerichtliche Bestätigung in Wahrheit eine gerichtliche Regelung des Umgangsrechts mit dem Inhalt der Vereinbarung. Eine solche Entscheidung in der Hauptsache ist offen-sichtlich auch mit Ziffer 1 des Beschlusses vom 04. Dezember 2002 gewollt. Die angefochtene Kostenentscheidung stellt sich dann dar als Nachholung der bei der Hauptsacheentscheidung zunächst bewusst unterlassenen. Wird über die Hauptsache entschieden ohne Verfügung im Kostenpunkt, obwohl dies veranlasst gewesen wäre, so kann die Kostenentscheidung nach § 18 Abs. 1 FGG nachgeholt werden. Sie gilt dann als Teil der Hauptsacheentscheidung mit der Folge, dass eine selbständige Anfechtung dieser nachträglichen Kostenentscheidung nicht zulässig ist (vgl. Keidel/Kuntze/Winkler/Zimmermann, FGG, 15. Aufl., § 20 a Rn. 14 mit zahlreichen weiteren Nachweisen).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Maßgeblich ist im Übrigen allein, dass eine Entscheidung in der Hauptsache getroffen worden ist, mag diese auch überflüssig gewesen sein. Überflüssig war sie deshalb, weil gem. § 64 b Abs. 4 FGG die Zwangsvollstreckung auch aus gerichtlichen Vergleichen nach den Vorschriften der Zivilprozessordnung stattfindet, dort insbesondere § 890 ZPO. Voraussetzung dafür, dass aus einem gerichtlichen Vergleich mittels Ordnungsgeld und Ordnungshaft die Zwangsvollstreckung betrieben werden kann, ist lediglich, dass das Ordnungsgeld angedroht ist (h. M.; vgl. etwa OLG Köln, OLGR 2000, 412; OLG Hamm, MDR 1988, 506; OLG Karlsruhe, 6. ZS, Die Justiz 1986, 407; OLG Koblenz, FamRZ 1978, 605; OLG Karlsruhe, 1. ZS, Beschluss vom 03.12.1974 1 W 88/74). Die gerichtliche Bestätigung der Vereinbarung war also jedenfalls nicht deshalb erforderlich, damit die Zwangsvollstreckung aus ihr eröffnet sein würde. Welche sonstigen Erwägungen dieser gerichtlichen Bestätigung zu Grunde gelegen haben mögen, bleibt dunkel. Daran ändert jedoch nichts, dass sie eine Hauptsacheentscheidung darstellt, welche die Anfechtung der nachgeholten Kostenentscheidung ausschließt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,732
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16 WF 177/02
| 2003-02-25T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:38
| 2019-02-12T12:16:43
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die sofortige Beschwerde der Antragsgegnerin wird der Prozesskostenhilfe versagende Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Mannheim vom 14. Oktober 2002 aufgehoben.</p>
<p>Die erneute Entscheidung über das Prozesskostenhilfegesuch der Antragsgegnerin wird dem Amtsgericht übertragen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Antragsgegnerin war nach formlos gestelltem Prozesskostenhilfegesuch am 08. Februar 2002 aufgegeben worden, die ausgefüllte Formularerklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse vorzulegen sowie „nachprüfbare Belege im Sinne des § 117 Abs. 2 ZPO“. Zu Beginn der einzigen mündlichen Verhandlung vom 25. September 2002 ließ die Antragsgegnerin die vollständig ausgefüllte Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse vom 20. August 2002 nebst Gehaltsabrechnung für März 2002, Mietvertrag und Nachweis über monatliche Belastungen im Sinne des § 115 Abs. 1 S. 3 Nr. 4 ZPO übergeben. Mit dem angefochtenen Beschluss hat das Amtsgericht das Prozesskostenhilfegesuch mit der Begründung zurückgewiesen, dass die Belege unvollständig seien; es fehlten Gehaltsabrechnungen mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld und für einen aktuellen Zeitraum Mai 2002 bis August 2002; ferner fehlten Belege für ein Bausparkonto und das Gehaltskonto.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die hiergegen gerichtete sofortige Beschwerde hat zunächst Erfolg.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Zutreffend ist allerdings die Feststellung des Familiengerichts, dass die vorgelegten Belege unvollständig seien. Auch wenn es sich angeboten hätte, die in Frage kommenden Belege näher zu beschreiben, also etwa vorsorglich zur Vorlage einer Gehaltsabrechnung für den letzten Dezember mit aufgelaufenen Jahreswerten vorzulegen, statt nur sehr allgemein „nachprüfbare Belege“ anzufordern, ist es jedenfalls der durch einen Rechtsanwalt vertretenen Partei klar, dass Einkommen im Sinne des Prozesskostenhilferechts das Durchschnittseinkommen ist, also einschließlich Urlaubs- und Weihnachtsgeld und dass deshalb ein Beleg für einen wahllos herausgegriffenen Monat oder den zufälligen Monat, in dem zur Vorlage von Belegen aufgefordert wird, nicht ausreicht.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Indessen ist die Pflicht zur Belegvorlage nach § 117 Abs. 2 ZPO nicht Selbstzweck. Insbesondere sind die der Formularerklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse beizufügenden Belege keine zusätzliche formelle Voraussetzung für die Prozesskostenhilfe wie die Formularerklärung selbst. Fehlen Belege, ist dies dann gänzlich ohne Belang, wenn Formularangaben auch ohne Beleg glaubhaft sind. Fehlt ein Beleg über eine besondere Belastung im Sinne des § 115 Abs. 1 S. 3 Nr. 4 ZPO, ist diese bei der rechnerischen Zusammenstellung der Einkommensverhältnisse außer Betracht zu lassen und Prozesskostenhilfe nicht schon wegen Fehlens dieses Beleges zu versagen, sondern nur dann, wenn die Voraussetzungen des § 115 Abs. 3 ZPO vorliegen. Werden zusätzliche Bezüge, etwa Urlaubs- und Weihnachtsgeld verschwiegen, von denen nach der Nämlichkeit des Arbeitgebers oder aus sonstigen Gründen anzunehmen ist, dass sie geflossen sind, können diese so hoch eingeschätzt werden, dass ein zu niedriger Ansatz von Monatsraten mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann; es kommt in Frage, den mitgeteilten einzelnen Monatsbezug mit 13,5/12 bis 14/12 zu multiplizieren. Erforderlich ist ganz allgemein eine vollständige Würdigung der von der Partei vorgelegten Zahlen und Belege. Diese Würdigung ist so sorgfältig vorzunehmen, dass sie nicht als einer unzulässigen Sanktion gegen mangelhafte Belegvorlage anzusehen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Ein ähnliches gilt soweit das Amtsgericht Belege über die Höhe eines Bausparguthabens und den Stand des Gehaltskontos vermisst. Aus der für März 2002 vorgelegten Gehaltsabrechnung ergibt sich, dass monatlich 39,88 EUR vermögenswirksam angelegt werden. Der Bausparvertrag ist in der Formularerklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse beschrieben mit „LBS-Bausparvertrag aus vermögenswirksamen Leistungen 1.900 EUR“. Bei dieser Sachlage liegt die Annahme fern, dass der Antragsgegnerin ein das Schonvermögen übersteigendes Bausparguthaben zustehen könnte. Das selbe gilt für das Gehaltskonto, welches folgendermaßen beschrieben ist: „Gehaltskonto bei der Sparkasse M. 463,50 EUR“.
</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Einkommensverhältnisse der Antragsgegnerin können nunmehr rein rechnerisch gewürdigt werden. Dabei spricht nichts dagegen, hierzu auch die mit der Beschwerdeschrift noch vorgelegten Gehaltsabrechnungen in eine Gesamtwürdigung einzubeziehen. Der Senat sieht von einer solchen ab, da das Amtsgericht folgerichtig auch die Rechtsverteidigung der Antragsgegnerin noch nicht gem. § 114 ZPO gewürdigt hat.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,733
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|
8 U 222/02
| 2003-02-25T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:39
| 2019-02-12T12:16:43
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>I. Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 17. Oktober 2002 - 8 O 269/02 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>II. Die Beklagte trägt die Kosten der Berufung.</p>
<p>III. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Beklagte darf die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 120 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages abwenden, wenn nicht der Kläger zuvor Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<p>Die Sicherheitsleistung kann durch selbstschuldnerische, unbefristete Bürgschaft eines als Zoll- und Steuerbürge zugelassenen Kreditinstituts erbracht werden.</p>
<p>IV. Die Revision wird zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Der Kläger verlangt von der Beklagten Rückzahlung zu Unrecht bezahlter Kreditzinsen aus einem endfälligen Festkredit, mit dem er den Beitritt zu einem geschlossenen Immobilien-Fonds (W.-Immobilienfonds Nr. 35) finanziert hat. Er hat erstinstanzlich mit Erfolg geltend gemacht, der Darlehensvertrag enthalte nicht die gemäß § 4 Abs. 1 Satz 4 Nr. 1b VerbrKrG a.F. notwendige Angabe des Gesamtbetrages, der zur Zahlung von Tilgung, Zinsen und sonstigen Kosten erforderlich sei, so dass er die über die Entrichtung gesetzlicher Zinsen hinausgehenden Zinszahlungen gemäß §§ 812 Abs. 1 Satz 1, 246 BGB, 6 Abs. 2 Satz 2 VerbrKrG a.F. zurückverlangen könne.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts, des Parteivorbringens und der Entscheidungsgründe wird auf das angefochtene Urteil Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Gegen die antragsgemäße Verurteilung wendet sich die Beklagte mit der Berufung, mit der sie beanstandet, das Landgericht habe ohne Beachtung der Unterschiede zur Fallkonstellation im Streitfall dieselben Gegebenheiten zugrunde gelegt, die Gegenstand der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 18.12.2001 (XI ZR 156/01, NJW 2002, 957) gewesen seien. Hierzu macht die Beklagte nähere Ausführungen, insbesondere unter Hinweis auf Peters, WM 1994, 1405, auf die unter II. eingegangen wird.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 17.10.2002 - 8 O 269/02 - abzuändern und die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Kläger beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
die Berufung zurückzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Er verteidigt das angefochtene Urteil unter Darlegung seines bisher vertretenen Rechtsstandpunkts.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Wegen des Vorbringens der Parteien im Einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Die zulässige Berufung ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
1. Der Senat teilt die Rechtsauffassung des Landgerichts in vollem Umfang und nimmt auf die Urteilsbegründung zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Berufungsangriffe bleiben ohne Erfolg. Das Landgericht hat zu Recht die im Urteil des BGH vom 18.12.2001 (NJW 2002, 957) dargelegten Grundsätze auf die vorliegende Fallgestaltung übertragen. Dies gilt insbesondere im Hinblick darauf, dass im wirtschaftlichen Ergebnis und nach dem Schutzzweck des VerbrKrG ein Ratenkreditvertrag im Sinne von § 4 Abs. 1 Satz 4 Nr. 1 b) VerbrKrG a.F. trotz Aufspaltung in ein endfälliges Darlehen und einen zu Tilgungszwecken in Betracht kommenden und auch vorgesehenen Lebensversicherungsvertrag gegeben ist. Hierzu enthält die Berufungsbegründung keine neuen Gesichtspunkte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
2. Zu erörtern bleibt hier allein, ob die Angabepflicht nach § 4 Abs. 1 Satz 4 Nr. 1 b) Satz 2 VerbrKrG a.F. auf eine sogenannte "unechte Abschnittsfinanzierung" (10 Jahre Zinsfestschreibung, Restlaufzeit von 10 Jahren zu angepassten Zinskonditionen mit Einverständnis des Darlehensnehmers, bei Widerspruch vorzeitige Fälligkeit der Darlehensrückzahlung) anzuwenden ist und deshalb die Gesamtteilzahlung unter Hochrechnung der Anfangskonditionen (fiktiv) zu erfolgen hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Senat bejaht dies mit der in der Literatur herrschenden Meinung (MüKo/Ulmer, BGB, 3. Auflage, § 4 VerbrKrG Rdn. 35a; Staudinger/Kessal-Wulf, BGB 13. Bearbeitung, § 4 VerbrKrG Rdn. 43; Erman/Rebmann, BGB 10. Auflage, § 4 VerbrKrG Rdn. 11; Palandt-Putzo, BGB 61. Auflage, § 4 VerbrKrG Rdn. 8; a.A. Peters WM 1994, 1405, 1408; Soergel/Häuser, BGB 12. Auflage, § 4 VerbrKrG Rdn. 28).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die Beklagte meint, von veränderlichen Bedingungen im Sinne der Vorschrift könne hier nicht gesprochen werden. Eine Zinsänderung solle nach Ablauf der Zinsfestschreibungsperiode nur einvernehmlich erfolgen, setze also neue Verhandlungen voraus (ebenso Peters WM 1994, 1408).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Dem Gesetzeswortlaut lässt sich aber keineswegs entnehmen, dass die Veränderlichkeit der Konditionen auf einseitiger Festsetzung durch den Kreditgeber beruhen muss. Einvernehmlichkeit oder Einseitigkeit der Änderung können auch deshalb nicht ausschlaggebend sein, weil es sich im einen wie im anderen Falle um die Fortsetzung ein und desselben Kreditvertrages handelt (BGH WM 1997, 2353 ff.; MüKo/Ulmer a.a.O., Rdn. 35 a)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Auch der Einwand der Beklagten, mit fiktiven (geschätzten) Abschnittsgesamtbeträgen (Hochrechnung auf der Grundlage der Anfangskonditionen) werde der Verbraucher eher verwirrt als informiert, weshalb die Gesamtbetragsangabe sinnlos sei (ebenso Peters a.a.O., Seite 1408 unter Berufung auf die Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses, BT-Drucksache 12/4526 unter III.3c. zu § 3 Abs. 2 Nr. 2 VerbrKrG, abgedruckt in ZIP 1993, 477, 478), schlägt nicht durch. Mag auch ungewiss sein, ob und gegebenenfalls zu welchen Zinsen der Vertrag nach Beendigung des ersten Kapitalnutzungsabschnitts fortgesetzt wird, ändert dies nichts daran, dass aus der allein maßgeblichen Sicht des Darlehensnehmers (BGHZ 111, 117, 121) im Zeitpunkt seiner Vertragsentschließung Klarheit über das (Mindest -)Maß der auf ihn zukommenden Gesamtlast bei vollständiger Durchführung des Vertrages herrschen soll. Der Gesetzgeber hat in Kenntnis der Ungenauigkeiten, die bei Abschnittsfinanzierungen mit der Berechnung der Gesamtbelastung verbunden sind, mit der VerbrKrG-Novelle 1993 (nur) die Realkredite gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 2 VerbrKrG von der Verpflichtung zur Gesamtbetragsangabe freigestellt. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass für alle anderen Abschnittsfinanzierungen die Angabe des (fiktiven) Gesamtbetrages erforderlich ist (MüKo/Ulmer a.a.O., Rdn. 35a; Ermann/Rebmann a.a.O., Rdn.11).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
"§ 4 Abs.1 Satz 4 Nr. 1 VerbrKrG a.F. enthält insofern ein geschlossenes System von Angabepflichten. Alle Kreditverträge, die nicht dem Grundtatbestand des Satzes 1 oder dem Ausnahmetatbestand des Satzes 3 sowie der Regelung des § 3 Abs. 2 Nr. 2 VerbrKrG unterfallen, unterliegen der modifizierten Angabepflicht des Satzes 2", sofern dessen tatbestandliche Voraussetzungen vorliegen (BGH NJW 2002, 957 ff.; Staudinger/Kessal-Wulf a.a.O., Rdn. 42).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Das ist der Fall. Bei der unechten Abschnittsfinanzierung ist im Unterschied zur echten das Darlehen zum Ende des Finanzierungsabschnitts nicht fällig. Vielmehr werden die Konditionen der Kapitalnutzung für die Zukunft geändert, gleichviel ob einseitig oder einvernehmlich (BGH WM 1997, 2353 ff.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Entscheidend ist nicht, dass der Zins während des 1. Abschnitts unveränderlich ist. Die Veränderlichkeit der Konditionen besteht hier darin, dass kein einheitlicher Zinssatz für die gesamte vereinbarte Kreditlaufzeit festgelegt ist und dass darüber hinaus die Laufzeit im Falle des Widerspruch des Kreditnehmers gegen eine Zinsanpassung vorzeitig endet. Insofern ist bereits bei Vertragsschluss die Veränderlichkeit der Konditionen angelegt, was für Satz 2 der erörterten Bestimmung ausreicht (Staudinger/Kessal-Wulf a.a.O., Rdn. 43).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die Veränderlichkeit betrifft danach im Ergebnis sowohl die Laufzeit wie den Zinssatz. Beide Faktoren stellen nach dem Willen des Gesetzgebers "veränderliche Bedingungen" im Sinne der Vorschrift dar (BGH NJW 2002, 957 ff.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Da der Gesamtbetrag der Belastungen bestehend aus dem Abschnittsgesamtbetrag aus allen Belastungen innerhalb der ersten Festschreibungsperiode einschließlich Einmalkosten (Geldbeschaffungskosten, Bearbeitungsgebühr) und dem restlichen Teil aus den für die vereinbarte Laufzeit noch zu leistenden Zahlungen auf der Grundlage der Anfangsbedingungen ohne Einmalkosten (siehe hierzu: MüKo/Ulmer a.a.O., Rdn. 35a; Staudinger/Kessal-Wulf a.a.O. Rdn. 44) von der Beklagten unstreitig nicht angegeben worden ist, konnte die Beklagte gemäß § 6 Abs. 2 Satz 2 VerbrKrG a.F. nur die gesetzlichen Zinsen berechnen. Die Überzahlung muss sie daher, wie das Landgericht zu Recht entschieden hat, zurückerstatten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Senat hat die Revision gem. § 543 Abs. 2 Nr. 1 ZPO im Hinblick darauf zugelassen, dass eine höchstrichterliche Entscheidung über die Gesamtbetragsangabe nach § 4 Abs. 1 Satz 4 Nr. 1 b Satz 2 VerbrKrG a.F. bei einer unechten Abschnittsfinanzierung bisher nicht ersichtlich ist.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,729
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|
10 O 87/01
| 2003-02-24T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:36
| 2019-01-17T11:53:42
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>
In dem Rechtsstreit hat die 1. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Ellwangen auf die mündliche Verhandlung vom 21. November 2002 für
<strong>Recht</strong>
erkannt:
</p>
<p style="text-align:left">1. Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 68.023.09 EUR nebst 5 % Zinsen über dem Basiszins hieraus seit 20.09.2001 zu bezahlen.</p>
<p style="text-align:left">2. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p style="text-align:left">3. Von den Kosten des Rechtsstreits einschließlich der Kosten des selbständigen Beweisverfahrens vor dem LG Duisburg -22 OH 1/01- tragen die Klägerin 1/10 und die Beklagte 9/10.</p>
<p style="text-align:left">4. Das Urteil ist für die Klägerin gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des zu vollstreckenden Betrages vorläufig vollstreckbar.</p>
<p style="text-align:left">Der Klägerin wird nachgelassen, die Vollstreckung der Beklagten hinsichtlich der Kosten gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 500,00 EUR abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<p style="text-align:left">Streitwert: 74.045,18 EUR.</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="1"/>
Die Klägerin verlangt von der Beklagten Schadensersatz wegen Lieferung mangelhafter Schokolade.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="2"/>
Die in K. / Österreich ansässige Klägerin handelt mit Lebensmittel. Die Beklagte stellt im Inland Schokolade her.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="3"/>
Die Beklagte veräußerte mit ihrer Rechnung vom 27.09.2000 an die Klägerin insgesamt 458.496 200g-Tafeln Schokolade á 0,70 DM zu einem Gesamtpreis von 348.656,50 DM. Die Rechnung ist bezahlt. Die Lieferung erfolgte mittels Lkw-Transport in 23.040 Kartons in der Zeit vom 16. bis 28.10.2000 an das Zentrallager der Klägerin in M..
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="4"/>
Mit ihrem Schreiben vom 07.12.2000 teilte die Klägerin der Beklagten mit, dass sie noch 255.390 Tafeln am Lager in M. habe, welche weiß angelaufen seien und verlangte deshalb eine Gutschrift von 0,35 DM pro Tafel. Mit ihrem Antwortschreiben vom 08.12.2000 wies die Beklagte die Reklamation zurück, wobei sie sich auf den Standpunkt stellte, dass das Auftreten von Fettreif nicht lebensmittelbedenklich sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="5"/>
Mit dem Anwaltsschriftsatz vom 08.01.2001 beantragte die Klägerin beim Landgericht Duisburg - 22 OH 1/01 - die Durchführung eines selbständigen Beweisverfahrens. Mit Beschluss vom 29.01.2001 ordnete das Landgericht Duisburg die Einholung eines schriftlichen Sachverständigengutachtens an. Der vom Landgericht Duisburg bestellte Gutachter M. kam aufgrund einer Untersuchung der Ware zu dem Ergebnis, dass sich an den Schokoladetafeln Fettreif gebildet hat, welcher auf Temperaturschwankungen bei der Lagerung über 18 Grad C zurückzuführen sei.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="6"/>
Die Klägerin trägt vor,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="7"/>
dass die ihr gelieferte Schokolade aufgrund des Befalls mit Fettreif mangelhaft gewesen sei. Sie habe diesen Mangel gegenüber der Beklagten auch sofort noch am 28.10.2000 fernmündlich gerügt und mit ihrem Telefax-Schreiben vom 07.12.2000 eine Minderung des Kaufpreises verlangt. Da die Schokolade bei ihr nicht bei Temperaturen über         15 Grad C gelagert worden sei, stehe fest, dass die Ware bei der Beklagten überhöhten Temperaturen ausgesetzt worden sei. Da sich die Beklagte geweigert habe, die Ware zurückzunehmen, habe sie, die Klägerin, diese mit Verlust weiter veräußert und zwar 23.040 Tafeln zu je 0,60 DM und weitere 295.648 Tafeln zu je 0,25 DM. Daraus sei ihr ein Verlust in Höhe von 144.819,79 DM entstanden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="8"/>
Die Klägerin beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="9"/>
die Beklagte zu verurteilen, an sie 74.045,18 EUR (144.819,79 DM) nebst 5 % Zinsen über dem Basiszinssatz seit dem 14.12.2000 zu bezahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="10"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="11"/>
die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="12"/>
Die Beklagte behauptet,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="13"/>
dass die Schokolade bei Auslieferung an die Klägerin nicht mit Fettreif überzogen oder sonst mangelhaft gewesen sei. Aufgrund der fernmündlichen Rüge der Klägerin hinsichtlich 2.053 von insgesamt 23.040 gelieferter Kartons habe sie den behaupteten Mangel vor Ort in M. prüfen wollen. Hierbei habe sie jedoch festgestellt, dass sich dort nur noch ein geringer Restbestand befunden habe. Erst am 07.12.2000 habe die Klägerin ihr mitgeteilt, dass sich an ihrem Lager weitere 255.390 Tafeln Schokolade befunden haben, welche ebenfalls weiß angelaufen seien. Eine Konkretisierung, auf welche Teillieferungen oder Kartons sich die Mängelrüge bezogen habe, sei nicht erfolgt. Ebenso wenig sei belegt, in welchem Umfang Fettreif aufgetreten sei. Es sei insoweit nicht ausgeschlossen, dass dieser durch eine unsachgemäße Lagerung bei der Klägerin aufgetreten sei, weil es sich bei deren Lager in M. um ein nicht klimatisiertes Blocklager gehandelt habe, sodass die Schokolade dort über einen längeren Zeitraum Temperaturen von deutlich über 18 Grad C ausgesetzt gewesen sei. Auch beim Weitertransport könne es zu einer Unterbrechung der Kühlkette gekommen sein. Jedenfalls seien Gewährleistungsansprüche der Klägerin ausgeschlossen, da diese den behaupteten Mangel nicht rechtzeitig gerügt habe. Auch die begehrte Minderung des Kaufpreises sei nicht hinreichend begründet. Schließlich werde bestritten, dass die Klägerin einen höheren Verkaufspreis nicht habe erzielen können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="14"/>
Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="15"/>
Die Parteien haben sich mit einer Entscheidung durch den Vorsitzenden gemäß § 349 Abs. 3 ZPO einverstanden erklärt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="16"/>
Das Gericht hat Beweis erhoben durch die Vernehmung der Zeugen W., Z., K und S. sowie durch die Einholung eines schriftlichen Sachverständigengutachtens. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschriften vom 20.12.2001 (Bl. 32-41 d.A.) und vom 18.07.2002 (Bl. 51-55 d.A.) sowie auf das Gutachten des Sachverständigen M. vom 07.09.2002 (Bl. 75-76 d.A.) verwiesen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="17"/>
Die Akten des Landgerichts Duisburg - 22 OH 1/01 - wurden beigezogen. Hierauf wird ebenfalls Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="18"/>
Die zulässige Klage ist überwiegend begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="19"/>
Die Klägerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Schadensersatz in Höhe von 68.023,09 EUR.
</td></tr></table>
<div>
<table><tr><td/></tr></table>
</div></td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="18"/>
Die zulässige Klage ist überwiegend begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table width="100%"><tr><td style="text-align:left">
<rd nr="19"/>
Die Klägerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Schadensersatz in Höhe von 68.023,09 EUR.
</td></tr></table>
<div>
<table><tr><td/></tr></table>
</div></td></tr></table>
|
|
133,727
|
lg-freiburg-2003-02-21-10-t-300
|
{
"id": 131,
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|
10 T 3/00
| 2003-02-21T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:36
| 2019-01-17T11:53:42
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Amtsgerichts -Registergericht- Emmendingen vom 21.7.1998 -HRB 974- wird als unbegründet zurückgewiesen.</p>
<p>Der Beschwerdewert wird auf 25.000,-- EUR festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. Mit Beschluss des Amtsgerichts -Registergericht- Emmendingen vom 9.3.1998 wurde der Antragstellerin mitgeteilt, dass beabsichtigt sei, sie wegen Vermögenslosigkeit zu löschen. Nachdem hiergegen kein Widerspruch eingelegt worden ist, wurde die Antragstellerin durch Beschluss des Amtsgerichts vom 21.7.1998 von Amts wegen gelöscht und die Löschung im Handelsregister eingetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Antragstellerin ist der Auffassung, die Löschung sei zu Unrecht erfolgt, weil sie zum Zeitpunkt der Eintragung der Löschung nicht vermögenslos gewesen sei. Sie beantragt daher, die Löschung wieder zu löschen. Letztmals durch Beschluss vom 16.5.2000 hat das Amtsgericht den Antrag der Antragstellerin auf Amtslöschung der Löschung zurückgewiesen. Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Antragstellerin vom 20.5.2000.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
II. Die Beschwerde der Antragstellerin gegen die Verweigerung der Amtslöschung ist zulässig (Keidel/Kuntze, FGG, 15. Aufl., § 142 Rdn. 8). Sie ist jedoch unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Die Voraussetzungen für eine Amtslöschung gem. § 142 Abs. 1 Nr. 1 FGG sind nicht gegeben. Nach dieser Bestimmung kann das Registergericht eine Eintragung im Handelsregister von Amts wegen löschen, wenn sie bewirkt wurde, obwohl sie mangels einer wesentlichen Voraussetzung unzulässig war. Voraussetzung einer Löschung ist, dass die Eintragung zur Zeit ihrer Vornahme unzulässig war oder nachträglich unzulässig geworden ist und diese Unzulässigkeit auf dem Fehlen einer wesentlichen Voraussetzung der Eintragung beruht. Es entspricht daher allgemeiner Auffassung, dass auch die Eintragung der Löschung einer Kapitalgesellschaft wegen Vermögenslosigkeit nach § 141a FGG im Amtslöschungsverfahren gem. § 142 FGG nur dann beseitigt werden kann, wenn die Eintragung der Löschung auf einer Verletzung wesentlicher Verfahrensvorschriften des Löschungsverfahrens beruht (OLG Frankfurt NJW-RR 1998, 612, 613; OLG Zweibrücken FGPrax 2002, 132 jeweils mit zahlreichen Nachweisen). Es reicht somit nicht aus, wenn sich nachträglich herausstellt, dass die Gesellschaft noch über Vermögen verfügt. Es ist also so, dass die Amtslöschung einer wegen Vermögenslosigkeit erfolgten Amtslöschung einer GmbH nach § 142 FGG nicht schon wegen doch noch vorhandenen Gesellschaftsvermögens, sondern nur dann stattfindet, wenn die Löschung auf einem wesentlichen Verfahrensfehler beruht (Scholz, GmbHG, 8. Aufl., Anh. § 60 Rdn. 23).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Wesentliche Verfahrensmängel bei der Durchführung des Amtslöschungsverfahrens sind aber von der Antragstellerin weder dargetan, noch aus den Umständen ersichtlich. Es bedarf daher für die Beschwerdeentscheidung keines Eingehens auf die Darlegungen der Antragstellerin zu den ihr angeblich zur Verfügung stehenden Vermögenswerten. Bemerkt sei immerhin, dass nach der Überzeugung des Gerichts die unbelegte Behauptung der Antragstellerin, ihr Vermögen belaufe sich auf mindestens 11 Millionen DM, ohne jede reale Grundlage ins Blaue hinein erfolgt ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Nach allem war die Beschwerde als unbegründet zurückzuweisen. Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst, weil sich die Kostenfolgen unmittelbar aus dem Gesetz ergeben (§§ 79, 88 KostO). Die Festsetzung des Beschwerdewerts beruht auf § 26 Abs. 4 Ziff. 1 KostO.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,728
|
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"id": 146,
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|
2 UF 107/02
| 2003-02-21T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:36
| 2019-02-12T12:16:42
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Beschwerde der Antragstellerin wird der Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Karlsruhe vom 5.7.2002, Az. 3 F ... unter Ziffer 2 dahingehend abgeändert, dass der schuldrechtliche Versorgungsausgleich vorbehalten bleibt.</p>
<p>2. Die Antragstellerin trägt die Hälfte, die Antragsgegner tragen jeweils 1/6 der Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens. Eine Erstattung der außergerichtlichen Kosten findet nicht statt.</p>
<p>3. Der Beschwerdewert wird auf 500 Euro festgesetzt.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Antragstellerin hat am 7. Juli 1983 mit T. P. die Ehe geschlossen. Diese Ehe ist mit Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Karlsruhe, Az. : 3 F ..., das am 20.5.1997 rechtskräftig wurde, nach griechischem Recht geschieden worden. Der Versorgungsausgleich wurde nicht durchgeführt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Antragstellerin hat im vorliegenden Verfahren die Durchführung des Versorgungsausgleichs gem. Art. 17 Abs. 3 S. 2 Nr. 1 EGBGB beantragt. Nachdem der Ehemann am 27.1.1999 gestorben ist, ist das Verfahren auf Seiten des Ehemannes von seinen Erben fortgeführt worden. Gegen die Durchführung des Versorgungsausgleichs wird eingewandt, dass dieser gem. Art. 17 Abs. 3 S. 2 letzter Halbsatz EGBGB unbillig sei, da die Antragstellerin von 1984 bis 1992 eine Näherei betrieben habe, ohne für eine Altersversorgung zu sorgen. Mit dieser Näherei habe sie Bruttoeinkünfte in Höhe von 2.000 DM bis 3.000 DM monatlich erwirtschaftet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Während der Ehe hat die Antragstellerin bei der Landesversicherungsanstalt Baden- Württemberg Versorgungsanwartschaften in Höhe von 224,05 DM, der Ehemann bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte Anwartschaften in Höhe von DM 1.104,69 monatlich erworben. Der Ehemann hat zusätzlich eine betriebliche Altersversorgung bei der Fa. Siemens erworben, aus der er ab dem 1.10.1996 monatliche Leistungen in Höhe von DM 1.322 brutto erhielt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Amtsgericht - Familiengericht - Karlsruhe hat mit Beschluss vom 5.7.2002 den Versorgungsausgleich durchgeführt und auf das Versicherungskonto der Antragstellerin monatliche Anwartschaften in Höhe von insgesamt 267,87 Euro übertragen. Im übrigen hat es den Versorgungsausgleich ausgeschlossen, soweit er dem schuldrechtlichen Versorgungsausgleich hätte vorbehalten bleiben müssen. Da die Ehefrau bei einer Ehe von 14 Jahren nur 4 Jahre versicherungspflichtig gearbeitet habe und den Ehemann, was die Haushaltskasse betreffe, nicht an ihren Einkünften aus der Näherei habe partizipieren lassen, sei die spätere Durchführung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleich grob unbillig.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Der Beschluss ist der Antragstellerin am 8.8.2002 zugestellt worden (I 235). Sie hat hiergegen am 9.9.2002 Beschwerde erhoben mit dem Antrag festzustellen, dass ein weitergehender Versorgungsausgleich zugunsten der Antragstellerin stattfindet. Entgegen der Feststellung des Amtsgerichts habe der verstorbene Ehemann während der Ehe sehr wohl an ihren Einkünften aus der Näherei partizipiert. Hiervon sei der gemeinsame Haushalt mit den Kindern aus erster Ehe des verstorbenen Antragsgegners mitfinanziert worden. Ihr Ehemann habe eine eigene Alterssicherung der Antragstellerin verhindert, da er diese nicht für nötig erachtete (II 17). Zwar habe sie eine Lebensversicherung abschließen wollen, dies habe aber der verstorbene Antragsgegner, der sich um alle Steuer- und Versicherungsangelegenheiten gekümmert habe, nicht durchgeführt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Die Erben des verstorbenen Antragsgegners, die jetzigen Antragsgegner, wenden ein, für den Haushalt und den Unterhalt der Kinder aus erster Ehe des verstorbenen Antragsgegners seien die Mutter der Kinder und der Antragsgegner aufgekommen, während die Antragstellerin ihre Einkünfte für sich, ihre in Griechenland lebende Mutter sowie die aus einer früheren Ehe stammende Tochter G. aufgewandt habe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Wegen der Einzelheiten wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen verwiesen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die form- und fristgerecht eingelegte Beschwerde (§§ 621 e Abs. 1 und Abs. 3, 517 ZPO) ist begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Zu Recht stellt das Amtsgericht fest, dass durch den Tod des ausgleichspflichtigen Ehemannes der öffentlich-rechtliche Versorgungsausgleichsanspruch der Antragstellerin nicht erlischt (§ 1587 e Abs. 4 BGB; Palandt/Brudermüller, BGB, 62. Aufl., § 1587 e Rn. 10, 11). Entsprechend ist auch der Anspruch der Antragstellerin auf Feststellung, dass der schuldrechtliche Versorgungsanspruch vorbehalten bleiben soll, durch den Tod des Ehemannes während des Verfahrens über den öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich nicht erloschen. Zwar ist dies nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt. Die Frage, ob neben dem öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich eventuell Raum für einen schuldrechtlichen Versorgungsausgleich bleibt, ist aber als Annex zum Verfahren über den öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich zu regeln, denn mit der Entscheidung über die Art und Weise der Durchführung des öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleichs ist festzustellen, ob z.B. wegen der Grenzen des § 1587 b Abs. 3 S. 1 oder Abs. 5 BGB oder bestehender noch verfallbarer betrieblichen Altersversorgung ein Teil des Versorgungsausgleichs schuldrechtlich durchzuführen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Zwar ist allgemein anerkannt, dass beim Tod des Verpflichteten der Anspruch auf Durchführung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs erlischt (vgl. nur BGH, NJW 1989, S. 950 (951); Palandt/Brudermüller, a.a.O., § 1587 k Rn. 4; Borth, Versorgungsausgleich, 3. Aufl., Kap. 6, Rn. 690). Um den Berechtigten in dieser Leistungsphase des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs (vgl. Palandt/Brudermüller, a.a.O., § 1587 f Rn. 1) durch den Tod des Verpflichteten nicht zu benachteiligen, regelt § 3 a VAHRG den verlängerten schuldrechtlichen Versorgungsausgleich, der dem Berechtigten einen direkten Anspruch gegen den Versorgungsträger einräumt (vgl. Borth, a.a.O., Kap. 6 Rn. 690). Voraussetzung dieser Regelung ist aber auch, dass grundsätzlich ein Fall des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs vorliegt (§ 3 a Abs. 1 1. Halbsatz VAHRG). Wollte man die oben zitierte Rechtsprechung auch auf den Fall anwenden, dass der Verpflichtete während des Verfahrens über den öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich stirbt, dann wäre der Berechtigte in Bezug auf den schuldrechtlichen Versorgungsausgleich rechtlos gestellt, da die Voraussetzung des § 3 a VAHRG, nämlich ein Fall des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs, nicht gegeben wäre. Deshalb ist die oben genannte Rechtsprechung nur auf die beabsichtigte konkrete Durchführung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs in seiner Leistungsstufe nach den §§ 1587 f ff. BGB zu beziehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Die Feststellung, ob überhaupt ein schuldrechtlicher Versorgungsausgleich neben dem öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich vorzubehalten ist, ist dagegen als Annexregelung des öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleichs entsprechend § 1587 e Abs. 4 BGB unabhängig vom Tod des Verpflichteten zu treffen (so auch OLG Karlsruhe, OLGR Karlsruhe 2000, S. 263 (264)), da andernfalls der Berechtigte durch den Tod des Verpflichteten in diesem Punkt rechtlos gestellt wäre. Der Feststellungsanspruch, dass der schuldrechtliche Versorgungsausgleich entgegen der Entscheidung des Amtsgerichts vorzubehalten ist, ist deshalb durch den Tod des Ehemannes der Antragstellerin nicht erloschen. Ob ihr tatsächlich ein verlängerter schuldrechtlicher Versorgungsausgleichsanspruch zusteht, braucht dagegen hier nicht entschieden zu werden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Gem. Art. 17 Abs. 3 S. 2 letzter Halbsatz EGBGB findet der Versorgungsausgleich statt, soweit seine Durchführung im Hinblick auf die beiderseitigen wirtschaftlichen Verhältnisse auch während der nicht im Inland verbrachten Zeit der Billigkeit nicht widerspricht. Da die Eheleute 1983 geheiratet haben und die Antragstellerin jedenfalls ab 1984 ihre Näherei in Deutschland geführt hat, sind keine Anhaltspunkte dafür ersichtlich, dass die Parteien ihre Ehe im Ausland geführt haben. Es ist deshalb nur auf die Verhältnisse im Inland abzustellen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Aus der Formulierung von Art. 17 Abs. 3 EGBGB ergibt sich, dass grundsätzlich der Versorgungsausgleich durchzuführen ist, es sei denn, dies wäre ausnahmsweise wegen der besonderen Umstände des Einzelfalles unbillig (Palandt/Heldrich, a.a.O., EGBGB 17 Rn. 23 m.w.N.). Insbesondere wirtschaftliche Belange können einen Ausschluss oder eine Reduzierung des Versorgungsausgleichs rechtfertigen, z.B. wenn ein Ehegatte inländische Versorgungsanrechte erworben hat, während der andere Ehegatte Vermögen im Ausland erworben hat, das nicht in den Versorgungsausgleich einzubeziehen ist (Palandt/Heldrich, a.a.O., EGBGB 17 Rn. 23). Hierfür liegen aber keine Anhaltspunkte vor.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Auch dass die Antragstellerin in der Zeit, in der sie selbständig tätig war, keine Altersversicherung erworben hat, begründet keine grobe Unbilligkeit. So rechtfertigt die von einem Selbständigen unterlassene Begründung einer Altersversorgung nur dann den Ausschluss des Versorgungsausgleichs, wenn dies als illoyal und grob leichtfertig zu bewerten ist (OLG Bremen, FamRZ 2002, S. 466). Dies ist in der Regel nicht der Fall, wenn der andere Ehegatte die Gestaltung der ehelichen Lebensverhältnisse mitzuverantworten hat und an der Erhöhung des Lebensstandards partizipiert hat (Palandt/Brudermüller, a.a.O., § 1587 c Rn. 23). Selbst wenn die Antragstellerin während des Zusammenlebens der Eheleute mit ihrem Einkommen nicht zum Haushalt beigetragen hat, wie dies die Erben des verstorbenen Antragsgegners behaupten, so könnte dies allenfalls dann als grob unbillig anzusehen sein, wenn sie damit gegen den Willen des Ehemannes über ihr Einkommen verfügt hat. Sollte sie ihr Einkommen allein für sich oder zum Aufbau eines Vermögens für sich ohne Absprache mit ihrem Ehemann oder gegen seinen Willen verwandt haben, so wäre das eventuell zu berücksichtigen. Hierfür liegen jedoch keine Anhaltspunkte vor. Der Senat geht vielmehr davon aus, dass die Antragstellerin mit Zustimmung des Ehemannes selbständig tätig war, wofür im übrigen spricht, dass die Antragstellerin ihre Näherei im Haus des Ehemannes betrieben hat, nachdem er es entsprechend umgebaut hatte (II 41). Es ist nicht ersichtlich, dass die fehlende Alterssicherung in dieser Zeit nicht auf einer gemeinsamen Entscheidung der Eheleute beruht. Dafür, dass der Ehemann nicht mit der Verwendung der Einkünfte der Antragstellerin einverstanden war, gibt es keine Anhaltspunkte. Da auch in anderer Weise nicht für die Altersversorgung der Antragstellerin gesorgt ist, hält der Senat eine Reduktion oder einen Teilausschluss des Versorgungsausgleichs für nicht gerechtfertigt. Der Versorgungsausgleich ist daher insgesamt entsprechend den gesetzlichen Vorschriften durchzuführen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Insoweit begegnen die Berechnungen des Amtsgerichts hinsichtlich des öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleichs keinen Bedenken. Insbesondere können die an Hand der Barwertverordnung ermittelten Werte weiter zugrundegelegt werden, da sich erst bei der Durchführung des schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs mögliche Änderungen auswirken, vorliegend diese Möglichkeit aber nur grundsätzlich vorbehalten werden soll.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Neben dem öffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich bleibt damit der schuldrechtliche Versorgungsausgleich vorbehalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Beschwerde der Antragstellerin ist deshalb begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Kostenentscheidung folgt aus § 13 a Abs. 1 FGG, auch wenn das Rechtsmittel vollen Erfolg gehabt hat (vgl. Keidel/Kuntze/Winkler/Zimmermann, FGG, 14. Aufl., § 13 a Rn. 20). Es bleibst insofern bei der Ermessensentscheidung nach Billigkeit. Angesichts der unterschiedlichen Entscheidungen der ersten und zweiten Instanz erscheint es insofern billig, dass die Parteien ihre außergerichtlichen Kosten selbst und die Gerichtskosten anteilig tragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Der Beschwerdewert wurde gemäß §§ 131 a, 99 Abs. 3 S. 1 Nr. 2 KostO entsprechend festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,725
|
olgkarl-2003-02-20-12-u-21602
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
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}
|
12 U 216/02
| 2003-02-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:35
| 2019-02-12T12:16:42
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 22.08.2002 - 8 O 623/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Der Kläger trägt die Kosten des Berufungsverfahrens einschließlich der Kosten der Streithelferin.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. (§ 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Der Kläger begehrt von dem Beklagten Schadensersatz für ein (behauptetes) Fischsterben am 17.07.2000.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Kläger ist Pächter des K.-baches auf der Gemarkung der Stadt K.-tal. Am 17.07.2000 kam es in dem vom Kläger angepachteten Bereich des K.-baches zu einer von der Kläranlage der Beklagten ausgehenden Gewässerverunreinigung mit "Belebtschlamm", deren Folgen zwischen den Parteien streitig sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Auf die tatsächlichen Feststellungen des angefochtenen Urteils, das die Klage auf Schadensersatz in Höhe von 20.460,27 EUR nach Einnahme eines Augenscheins sowie Vernehmung von Zeugen und Einholung eines Sachverständigengutachtens als unbegründet mangels Nachweises eines durch die Verunreinigung verursachten Schadens abgewiesen hat, wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Im Berufungsrechtszug verfolgt der Kläger sein Begehren auf volle Entschädigung weiter. Er trägt ergänzend vor, die Haftung des Beklagten ergebe sich daraus, dass für den Fall des Ausfalls der Kläranlage oder einer Reparatur der selben keine Vorkehrung gegen das Auftreten von Belebtschlamm getroffen worden wäre. Der Fischereisachverständige Dr. Keim habe festgestellt, dass nach elektrischem Abfischen der K.- ein totales Fischsterben stattgefunden habe, auch wenn nur vier tote Fische festgestellt worden seien. Der Kläger bemängelt die Sachkunde des vom Landgericht herangezogenen Gutachters.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
II. (§ 540 Abs. 1 Nr. 2 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Berufung des Klägers ist zulässig, in der Sache hat sie keinen Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Nach § 22 Abs. 1 WHG ist derjenige, der in ein Gewässer Stoffe einbringt oder einleitet oder auf ein Gewässer derart einwirkt, dass die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit des Wassers verändert wird, zum Ersatz des daraus einem anderen entstandenen Schadens verpflichtet. Dem Kläger steht der geltend gemachte Schadensersatzanspruch (§ 22 Abs. 1 WHG) jedoch nicht zu. Es fehlt - wie auszuführen sein wird - am Nachweis dafür, dass der am 17.07.2000 aus der Kläranlage des Beklagten ausgetretene sogenannte "Belebtschlamm" ursächlich für ein Fischsterben gewesen ist. Deshalb kann auch dahingestellt bleiben, ob es im zeitlichen Zusammenhang mit der Gewässerverunreinigung überhaupt zu der behaupteten drastischen Verminderung des Fischbestandes gekommen ist, was schon deshalb fraglich erscheint, weil lediglich vier tote - und damit erheblich weniger als noch bei der späteren Elektrobefischung gezählte - Fische im Pachtgebiet des Klägers aufgefunden wurden, dort aber zuvor nach den Behauptungen des Klägers über 3 to Fische vorhanden gewesen sein sollen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Der Senat ist nach Überprüfung mit dem Landgericht nicht davon überzeugt, dass es zum Fischsterben im Fischgebiet der Klägerin durch das Einleiten von Abwasser mit Belebtschlamm gekommen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Sachverständige Dr. E. hat in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt, dass der Belebtschlamm nicht toxisch war und sich bei den in Frage kommenden Mengen (kurzzeitige Einleitung) bei Einleitung in das Gewässer K.-bach nur so ausgewirkt haben könnte, dass direkt an der Einleitungsstelle und damit vor Verdünnung durch das K.-bachwasser der Sauerstoffgehalt absank und Fische dort in unmittelbarer Nähe (wenige Meter) andere Sauerstoff-Verhältnisse antrafen, die sich negativ hätten auswirken können. Dieser Effekt verliert sich - falls vorhanden - nach den Ausführungen des Sachverständigen schon wenige Meter nach der Einleitung von Belebtschlamm in den K.-bach, da eine Verdünnung des Feststoffgehaltes von drei bis 5 g Feststoff/l stattfindet. Der Gesamteffekt einer Belebtschlammeinleitung in den K.-bach nimmt mit zunehmendem Abstand und Verdünnung von der Einleitungsstelle somit ab und es gibt keine realistische Annahme, dass irgendein Effekt, der sich auf Fische auswirken könnte, zeitlich später oder in einem größeren Abstand von der Einleitungsstelle verstärkt oder erstmalig auftreten könnte. Mangels sonstiger greifbarer Anhaltspunkte gibt es - so der Sachverständige - somit keine noch so unwahrscheinliche Erklärung dafür, dass beim K.-bach mit den vor Ort geprüften Gegebenheiten ein durch Belebtschlamm bedingtes Fischsterben 400 m nach der Einleitungsstelle auftreten konnte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
In diesem Zusammenhang kann - wie das Landgericht zutreffend ausgeführt hat - außerdem nicht außer Betracht gelassen werden, dass am 17.07.2000 - wie die Vernehmung der Zeugen erster Instanz ergeben hat - im Rechen der vor dem Fischgebiet der Klägerin liegenden Mühle keine toten Fische angetroffen werden konnten. Ausgehend hiervon kann deshalb - so auch der Sachverständige - das Material der Kläranlage nicht zu einem Fischsterben im K.-bach unterhalb der Mühle geführt haben. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird im übrigen auf die zutreffenden Ausführungen des Landgerichts verwiesen (Urteilsgründe S. 5, Ziff. 3).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Der Einholung eines weiteren Sachverständigengutachtens durch einen Sachverständigen für das Fischereiwesen bedarf es nicht. Das Gutachten des Sachverständigen Dr. E. weist keine seine Überzeugungskraft beeinträchtigende Mängel auf und ist logisch, nachvollziehbar und einleuchtend begründet. Auch die sonstigen, für ein weiteres Gutachten erforderlichen Voraussetzungen wie mangelnde Sachkunde oder Widersprüche im Gutachten liegen nicht vor (§ 412 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Eine andere Beurteilung ergibt sich auch nicht aus der Erwägung, dass der Sauerstoffgehalt auch erst einige hundert Meter nach der Einleitungsstelle abgesunken sein könnte und deshalb erst einige hundert Meter nach der Einleitungsstelle zum Tod von (vier) Fischen geführt hat. Die Klägerin führt in diesem Zusammenhang weiter aus, dass die Schädlichkeit auch dann eintrete, wenn im Laufe der Einwirkung des Belebtschlammes auf das Wasser diesem der Sauerstoff entzogen werde, und bezieht sich für ihre Argumentation auf die Entscheidung des OLG Stuttgart vom 28.02.1973 (1 U 138/70). Der Entscheidung des OLG Stuttgart lag der Sachverhalt zugrunde, dass aus der Abwasseranlage der dortigen Beklagten zuckerhaltiges Löschwasser in den Neckar gelangt war und dessen biologische Beschaffenheit nachteilig beeinflusst hatte. Der in dem dortigen Verfahren beauftragte Sachverständige war zu dem Ergebnis gelangt, dass der Abbau der mit dem Abwasser in den Vorfluter gelangten organisch-fäulnisfähigen Substanzen erst nach einer bestimmten Anlaufzeit eingesetzt hatte und der dabei auftretende, das Fischsterben auslösende Sauerstoffschwund deshalb nicht unmittelbar an der Einlaufstelle in Erscheinung getreten war. Die räumliche Entfernung und die Zeitspanne zwischen Einleiten des Abwassers und den beobachteten Auswirkungen des Sauerstoffmangels auf den Fischbestand hatte der Sachverständige im Verfahren vor dem OLG Stuttgart durch die von ihm vorgenommenen Messungen und Berechnungen für den Verlauf der Sauerstoffzehrung ermitteln können.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
An Messungen und deren Auswertung zum Absinken des Sauerstoffgehaltes im K.-bach fehlt es im vorliegenden Falle. Der Sachverständige Dr. E. hat ausgeführt, dass selbst dann, wenn K.-bachwasser mit Belebtschlamm über das Wehr geflossen wäre, sich auf der Höhe der Mühle wieder eine Durchmischung der Wässer aus dem Bachbett und dem Mühlkanal ergäbe, so dass auch dann mehrere hundert Meter unterhalb der Mühle kein Effekt denkbar wäre, den es nicht oberhalb der Mühle auch gegeben hätte. Dies ist - so weiter der Sachverständige - unabhängig von der Menge des Belebtschlammes und es ist auch keine Belebtschlammmenge denkbar, die unterhalb der Mühle zu einer Fischtoxizität führen könnte, ohne in der Nähe der Einleitungsstelle ein gravierenderes gleichartiges Fischsterben zu bewirken. Der Sachverständige E. hat somit auch zu der Frage der Anlaufzeit und einem erst möglicherweise späteren Sauerstoffschwund Stellung genommen und solche Umstände hier gleichwohl als Ursache ausgeschieden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Soweit im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft K. (55 Js 32454/00) im Polizeibericht vom 18.07.2000 festgehalten ist, dass das Gewässer offensichtlich mit Schlamm stark verdreckt war (As. 5 der staatsanwaltschaftlichen Akte), besagt dies nur, dass Belebtschlamm in den K.-bach - wie unstreitig - ausgetreten war. Zu Umfang, Menge und der genauen Örtlichkeit des Bachbettes lässt sich den Ermittlungsakten nichts weiter entnehmen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Dass vier, maximal sechs tote Fische etwa vierhundert Meter nach der Einleitungsstelle der Kläranlage angetroffen worden sind, beweist - wie der Sachverständige Dr. E. eingehend dargelegt hat - noch nicht, dass eine toxische Einwirkung auf das Gewässer des K.-bachs durch den Belegschlamm erst mit einer gewissen Verzögerungszeit aufgetreten ist. Letzteres ist aufgrund der Ausführungen des Sachverständigen Dr. E. im vorliegenden Falle - wie oben im einzelnen ausgeführt - als widerlegt anzusehen. Dem Kläger kommt damit auch keine Beweiserleichterung oder die Grundsätze des Anscheinsbeweises zugute. Den Anspruchsteller trifft im Rahmen von §§ 823, 839 BGB und damit auch hier bezüglich § 22 Abs. 1 WHG grundsätzlich die Darlegungs- und Beweislast für den Ursachenzusammenhang zwischen der Pflichtverletzung (Einleiten von Belebtschlamm in den K.-bach) und dem (behaupteten) Schaden in Form des Fischsterbens und des Fischrückgangs (haftungsbegründende Kausalität; § 286 ZPO). Danach muss der Anspruchsteller die Kausalität des haftungsbegründenden Umstandes für den Schaden beweisen. Die Grundsätze des Beweises des ersten Anscheins kommen dem Kläger schon deshalb nicht zugute (Baumgärtel, Handbuch der Beweislast im Privatrecht, Band 1, § 839 Rn. 11 und 26), weil es bei der vorliegenden Fallkonstellation schon an einem typischen Geschehensablauf fehlt. Denn hierzu genügt es nicht, dass vier tote Fische 400 m nach der Einleitungsstelle angetroffen werden konnten. Anders verhielte es sich, wenn im engen zeitlichen Zusammenhang mit der Gewässerverunreinigung beträchtliche Mengen an Fischkadavern aufgetaucht wären wie beispielsweise in dem erwähnten Fall des Oberlandesgerichts Stuttgart, wo bei einem ungefähren Fischbestand von 37 to 24 to verendeter Fische geländet wurden. Dagegen lässt sich ein typischer Geschehensablauf nicht dadurch darlegen, dass nach einer Gewässerverunreinigung kein wesentlicher Fischbestand mehr vorgefunden worden sein soll, wenn dabei annähernd 3 to Fisch spurlos verschwunden sein müssten.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 ZPO; die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO. Gründe für eine Zulassung der Revision gem. § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
133,726
|
lg-mannheim-2003-02-20-3-o-34002
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{
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3 O 340/02
| 2003-02-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:33:35
| 2019-01-17T11:53:42
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Es wird festgestellt, dass die zwischen den Parteien vereinbarten Darlehen Nr. 59832687 und 59832688 nur zu 4 % zu verzinsen sind und in der Darlehensurkunde (ohne Zusatzblatt) vom 19.12.1991 nicht angegebene Kosten von der Klägerin nicht geschuldet werden.</p>
<p>Im übrigen wird die Klage abgewiesen.</p>
<p>2. Die Klägerin trägt die durch die Anrufung des Landgerichts Konstanz entstandenen Mehrkosten. Die übrigen Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Der Klägerin wird gestattet, die Zwangsvollstreckung durch die Beklagte gegen Sicherheitsleistung von 500,00 EUR abzuwenden, wenn nicht zuvor die Beklagte Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p>
<h2>Tatbestand</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Klägerin, eine 1939 geborene Köchin, begehrt von der Beklagten insbesondere die Rückabwicklung zweier Darlehensverträge, die für den Erwerb einer Eigentumswohnung in Oldenburg abgeschlossen worden sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Im September des Jahres 1991 kam die Mitarbeiterin G. der Firma TS auf die Klägerin zu, um ihr den Erwerb einer Eigentumswohnung zu erläutern. In einem Auftrag vom gleichen Monat wurde die Firma TS mit der Vermittlung eines Kaufvertrages, der Finanzierung des Objektes und eines "Festmietsicherungsvertrages" beauftragt (Anlage B 1). Dem Geschäftsführer der Firma TS wurde unter dem 1.10.1991 eine notarielle Vollmacht erteilt (Anlage B 2).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
In einer Beispielrechnung vom 19.09.1991 war der Klägerin für den Erwerb des Objekts ein Aufwand einschließlich 1 % Tilgung von monatlich 218,00 DM zuzüglich Beitrag zur Lebensversicherung errechnet (Anlage K 2 a).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
In ihren Angaben zur Finanzierung vom 12.09.1991 hatte die Klägerin ein Nettoeinkommen von 2.144,00 DM genannt (Anlage B 3). Die Beklagte übersandte ihr im Anschluss den Antrag für zwei persönliche Hypothekendarlehen über 60.000,00 DM und 80.500,00 DM, den die Klägerin unter dem 19.12.1991 unterzeichnete (Anlage B 4). Am 18.12.1991 wurde der Kaufvertrag mit der Firma M. geschlossen (Anlage K 23, Bl. 46 des Anlagenbandes I). Mit Schreiben vom selben Tage erbat die Verkäuferin die Begleichung des Kaufpreises, welches die Klägerin mit dem Vermerk "Bitte bezahlen" an die Beklagte weiterleitete. Gemäß Auftrag der Klägerin vom 19.12.1991 sollte die Beklagte die Darlehensbeträge für Kaufpreis und Kosten auszahlen (Anlage B 8, Bl. 24 des Anlagenbandes II).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Unter dem 23.12.1991 "zahlte" die Beklagte aus den beiden Darlehen Teilbeträge über 6.000,00 DM und 8.050,00 DM in Höhe des jeweiligen Disagios "aus" unter Hinweis auf die mit Wirkung vom 23.12.1991 zugesagten Darlehen (Bl. 7 und 8 des Anlagenbandes II).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Mit Schreiben vom 28.01.1992 überreichte die Beklagte "eine Abschrift des von uns unterschriebenen Darlehensvertrages mit Zusatzblatt." Es folgte eine Zusammenstellung wesentlicher Einzelheiten der Darlehen ohne Angabe des Gesamtbetrages der von der Klägerin zu erbringenden Leistungen. In dem genannten Schreiben heißt es weiter: "Die übrigen Kosten im Zusammenhang mit dem Darlehen entnehmen Sie bitte dem Darlehensvertrag mit Zusatzblatt." In dem beigefügten "Zusatzblatt zum Darlehensantrag Baukreditsystem" heißt es : "Dieses Zusatzblatt ist wesentlicher Bestandteile des Darlehensvertrages." Beigefügt war ferner für die Klägerin u.a. ein Beiblatt (vgl. Originalurkunden in gesonderter Anlage).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Bis 1999 wurden an die Beklagte 113.833,56 DM (114.873,56 DM - 1.040,00 DM) geleistet. Da die Klägerin in Zahlungsrückstand geriet, wurden die Darlehen unter dem 03.04.2000 gekündigt (Bl. 18 des Anlagenbandes II). Die Beklagte errechnete zu diesem Zeitpunkt einen restlichen Sollsaldo von 99.337,17 DM. Die Klägerin bezieht inzwischen gemäß Rentenbescheid der LVA Württemberg vom 27.08.1999 eine monatliche Rente von 1.740,20 DM (Anlage K 15, Bl. 37 des Anlagenbandes I).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Parteien streiten über die Unwirksamkeit der Verträge wegen Sittenwidrigkeit, eines Verstoßes gegen das Haustürwiderrufsgesetzes oder § 310 BGB a.F., die Einstandspflicht der Beklagten für die Verletzung eigener Beratungspflichten sowie solcher der Vermittlerin gem. § 278 und die Einhaltung der Bestimmungen des Verbraucherkreditgesetzes.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Klägerin hält insbesondere einen Verstoß gegen die Schriftform des § 4 Abs. 1 S.4 bzw. 5 Nr. 1 b VerbrKrG für gegeben und errechnet einen ihr entstandenen Schaden von 35.000,00 EUR.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Nach mehreren Klagänderungen und teilweiser Klagrücknahme beantragt sie zuletzt
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
die Beklagte zu verurteilen, Zug um Zug gegen Übereignung der Wohnung (eingetragen im Grundbuch beim Amtsgericht Oldenburg, Band x Bl. y) der Klägerin 35.000,00 EUR zu bezahlen und die als Kreditsicherheit abgetretenen Rechte aus der Lebensversicherung Nr. 22282 121- 30 bei der Lebensversicherungs AG an die Versicherungsnehmerin Z. abzutreten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Hilfsweise beantragt sie festzustellen, dass die zwischen den Parteien vereinbarten Darlehensverträge mit 4 % zu verzinsen sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Die Beklagte beantragt,
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
die Klage abzuweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Sie hält insbesondere die Darlehensverträge für formwirksam und eine Herabsetzung des Zinssatzes für unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivortrages wird auf die gewechselten Schriftsätze samt Anlagen Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Entscheidungsgründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Klage ist zulässig und bezüglich des Hilfsantrages begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die von der Klägerin verfolgten Klagänderungen sind zulässig, nachdem ihnen die Beklagte nicht widersprochen hat. Sie sind im übrigen sachdienlich (§ 263 ZPO). Für den fürsorglich gestellten Feststellungsantrag besteht das erforderliche rechtliche Interesse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Ein Anspruch der Klägerin auf Schadensersatz oder Rückabwicklung ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Zunächst scheidet eine Nichtigkeit der Darlehensverträge gem. § 138 BGB aus.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Soweit die Klägerin die Nichtigkeit darauf stützt, dass bei Vertragsschluss ihre Unsicherheit, Vertrauensseligkeit und Unerfahrenheit ausgenutzt worden sei, sind keinerlei Anhaltspunkte dafür gegeben, dass dies der Beklagten bekannt war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Soweit der Beklagten zur Last gelegt wird, schon aus dem Antragsformular habe sich ergeben, dass die Klägerin langfristig die Verträge nicht einhalten könne, folgt hieraus keine Sittenwidrigkeit der Darlehensverträge, weil es grundsätzlich Sache des Darlehensnehmers ist, seine eigene Leistungsfähigkeit zu überprüfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Auch ein Verstoß gegen das Haustürwiderrufsgesetz ist nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Unabhängig von der Frage, ob die zwischen den Parteien per Post geschlossenen Darlehensverträge überhaupt entfernt auf eine Haustürsituation zurückgeführt werden können, scheitert eine Widerrufsmöglichkeit für die Klägerin schon daran, dass sie nicht i.S.d. § 1 HWiG zum Abschluss der Darlehensverträge bestimmt worden ist. Denn die Widerrufsmöglichkeit soll den Verbrauchern nur dann zustehen, wenn die Überraschungswirkung der Haustürsituation noch fort dauert oder der Kunde in seiner Entschließungsfreiheit beeinträchtigt ist (vgl. Palandt Putzo BGB, 60. Aufl., § 1 HWiG RN 4; BGH NJW 1994, S. 262).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Im vorliegenden Fall muss dies verneint werden. Zwischen der behaupteten Haustürsituation und dem Abschluss der Darlehensverträge liegt ein Zeitraum von immerhin ca. 3 Monaten. Anhaltspunkte für eine Fortdauer der Haustürsituation oder eine Beeinträchtigung der Entschließungsfreiheit der Klägerin sind danach nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Auch eine Nichtigkeit der Verträge gem. § 310 BGB a.F. ist nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Denn die Klägerin hat sich gegenüber der Beklagten nicht verpflichtet, über ihr künftiges Vermögen oder einen Bruchteil hiervon zu verfügen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Auch ein Anspruch auf Rückabwicklung wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 1 S.4 Nr. 1 b VerbrKrG a.F. ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Nach Auffassung der Kammer hat die Beklagte allerdings die Schriftform des § 4 VerbrKrG nicht eingehalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Dieses Gesetz sah in der bei Vertragsschluss maßgeblichen Fassung vom 1.1.1990 vor, dass gem. § 4 Abs. 1 S.4 Nr. 1 b auch bei Realkrediten der Gesamtbetrag aller vom Verbraucher zu entrichtenden Teilzahlungen einschließlich Zinsen und Kosten anzugeben und von der Schriftform der Willenserklärung zu erfassen war (vgl. Bülow NJW 1993, S. 1617, 1618). Die spätere Abänderung hat keine rückwirkende Bedeutung (vgl.Staudinger - Kessal-Wulf, BGB 2001 § 3 VerbrKrG RZ 37).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Die Anforderungen an die Schriftform richten sich grundsätzlich nach § 126 BGB. Danach ist für die Einhaltung der Schriftform eine körperliche Verbindung der Vertragsurkunde mit einer ihr beigefügten Anlage nicht zwingend erforderlich. Die Form ist vielmehr auch dann gewahrt, wenn die Einheit der Blätter aus ihrer fortlaufenden Paginierung, der fortlaufenden Nummerierung der einzelnen Bestimmungen, ihrer einheitlichen grafischen Gestaltung, dem inhaltlichen Zusammenhang des Textes oder vergleichbaren Merkmalen sich zweifelsfrei ergibt (BGH NJW 1999, S.1104 f.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Im vorliegenden Fall ist das Erfordernis der Einheit der Urkunde nicht gewahrt. Im Anschreiben der Beklagten vom 28.01.1992 ist zwar erwähnt, dass eine Abschrift des Darlehensvertrages mit Zusatzblatt überreicht wird. Auch ist das bei der Beklagten verbliebene Zusatzblatt von der Klägerin unterzeichnet. Es enthält im übrigen den Hinweis, dass es wesentlicher Bestandteil des Darlehensvertrages sein soll, ferner die Namen der Parteien und die Kontonummern der Darlehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Dennoch reicht dies für die Annahme einer einheitlichen Urkunde nicht aus. Hier sind nämlich Darlehensantrag, Darlehensbewilligung und Zusatzblatt weder fortlaufend paginiert noch nummeriert. Sie besitzen auch keine einheitliche grafische Gestaltung in dem Darlehensantrag und -bewilligung, die auf blau/weiß gehaltenem Dünndruckpapier aufgeführt sind. Gerade das von der Klägerin unterzeichnete Exemplar des Zusatzblattes ist demgegenüber auf starkem grau-beige gefärbtem Papier aufgedruckt. Eine Zusammengehörigkeit ist danach äußerlich nicht erkennbar. Da auch auf der eigentlichen Darlehensurkunde ein Hinweis auf dieses Zusatzblatt nicht enthalten ist, drängt sich für einen Verbraucher die Zusammengehörigkeit dieser Urkunden nicht auf.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Hinzu kommt folgendes:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Nach dem Vortrag der Klägerin hat sie mit dem Schreiben vom 28.01.1992 nicht nur die darlehensbegründenden Urkunden erhalten. Sie erhielt darüber hinaus die Urkunden betreffend Darlehensauszahlung, ein Beiblatt zur Darlehensbestätigung, eine auf blau- weißem Dünndruckpapier gehaltene Abtretungserklärung von Lebensversicherungsansprüchen sowie eine in gleicher Art gehaltene Abtretung von Ansprüchen aus einem Bausparvertrag. Lediglich das Zusatzblatt und das Beiblatt zur Darlehensbestätigung fielen danach äußerlich aus dem üblichen Rahmen. Diesen Vortrag hat die Beklagte nicht ausreichend bestritten und gem. § 138 Abs. 3 ZPO damit zugestanden. Sie hat den Vortrag der Klägerin insoweit zwar mit Nichtwissen bestritten. Dies ist aber gem. § 138 Abs. 4 ZPO unzulässig, da der gesamte diesbezügliche Vortrag der Klägerin Gegenstand eigener Wahrnehmung der Beklagten war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Gleiches gilt für den Vortrag der Klägerin, dass sie auf ihre Bitte wegen nicht greifbarer Unterlagen mit dem Schreiben der Beklagten vom 9.11.1993 zwar Kopien des Antrags mit Unterschriften, den Lebensversicherungen mit einem Anpassungsnachtrag, sowie die Abtretungen von Lebensversicherungsansprüchen und aus einem Bausparvertrag, nicht aber die Zusatzerklärung erhalten hat. Alle diese Umstände lassen für einen Verbraucher den Zusammenhang von Darlehensurkunde und Zusatzblatt nicht zweifelsfrei erkennen und sprechen daher gegen die Annahme einer einheitlichen Urkunde, so dass die erforderliche Schriftform gem. § 4 Abs. 1 VerbrKrG nicht gewahrt ist. Die Kreditverträge waren danach zunächst unwirksam (§ 6 Abs. 1 VerbrKrG).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Sie werden aber dadurch geheilt, dass die Klägerin die Darlehen empfangen hat (§ 6 Abs. 2 S.1). Denn die Beklagte hat die Darlehensverträge auf ausdrückliche Weisung der Klägerin ausgezahlt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Gem. § 6 Abs. 2 S.2 ermäßigt sich aber der vereinbarte Zinssatz auf den gesetzlichen Zinssatz von 4 %, weil gerade der Gesamtbetrag aller Zahlungen des Verbrauchers in der eigentlichen Darlehensurkunde nicht aufgeführt ist. Der Hilfsantrag ist danach begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Schadensersatzansprüche gegen die Beklagte wegen Verletzung ihrer eigenen Beratungspflicht sind unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Denn grundsätzlich obliegt einer Bank keine allgemeine Aufklärungspflicht über die Zweckmäßigkeit eines Kredits und über die mit der Kreditaufnahme verbundenen Risiken und Folgen. Ausnahmen hiervon ergeben sich nur dann, wenn die Bank über ihre Rolle als Kreditgeberin hinausgeht, für den Kunden einen über die allgemeinen Risiken des Geschäfts hinausgehenden besonderen Gefährdungstatbestand schafft, in schwerwiegende Interessenkonflikte verwickelt ist oder in Bezug auf die speziellen Risiken des finanzierten Vorhabens einen konkreten Wissensvorsprung hat (z.B. BGH NJW 1999, S. 2032 ff; OLG Karlsruhe WM 2001, S.1210 ff.). Ausreichende Anhaltspunkte für die Annahme eines solchen Ausnahmetatbestandes hat die Klägerin nicht vorgetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
6. Ob, ggf. inwieweit der Kreditvermittlerin eine Verletzung von Aufklärungspflichten oder arglistige Täuschung zur Last zu legen ist, ist im vorliegenden Verfahren unerheblich. Denn ein Kreditvermittler ist im Regelfall kein Erfüllungsgehilfe der Bank. Er ist nur dann als Hilfsperson des Kreditgebers anzusehen, wenn er in dessen Pflichtenkreis tätig geworden ist (BGH NJW 2001, S. 358). Falsche Angaben über Rentabilität des Objekts, Steuerersparnis o.ä. können hierzu nicht gezählt werden. Ein Schadensersatzanspruch steht der Klägerin danach nicht zu.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
7. Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 92 Abs. 1, 269 Abs. 3, 281 Abs. 3, 708 Ziffer 11, 108 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
Beschluss:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Der Streitwert für das Verfahren bis 06.11.2002
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="45"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">wird auf 140.500,00 DM =</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">71.836,51 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">ab 07.11.2002 bis 27.11.2002 auf</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">62.565,84 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">und ab 28.11.2002 auf</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">35.000,00 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
</table>
<br/>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Klage ist zulässig und bezüglich des Hilfsantrages begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Die von der Klägerin verfolgten Klagänderungen sind zulässig, nachdem ihnen die Beklagte nicht widersprochen hat. Sie sind im übrigen sachdienlich (§ 263 ZPO). Für den fürsorglich gestellten Feststellungsantrag besteht das erforderliche rechtliche Interesse.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Ein Anspruch der Klägerin auf Schadensersatz oder Rückabwicklung ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Zunächst scheidet eine Nichtigkeit der Darlehensverträge gem. § 138 BGB aus.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Soweit die Klägerin die Nichtigkeit darauf stützt, dass bei Vertragsschluss ihre Unsicherheit, Vertrauensseligkeit und Unerfahrenheit ausgenutzt worden sei, sind keinerlei Anhaltspunkte dafür gegeben, dass dies der Beklagten bekannt war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Soweit der Beklagten zur Last gelegt wird, schon aus dem Antragsformular habe sich ergeben, dass die Klägerin langfristig die Verträge nicht einhalten könne, folgt hieraus keine Sittenwidrigkeit der Darlehensverträge, weil es grundsätzlich Sache des Darlehensnehmers ist, seine eigene Leistungsfähigkeit zu überprüfen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Auch ein Verstoß gegen das Haustürwiderrufsgesetz ist nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Unabhängig von der Frage, ob die zwischen den Parteien per Post geschlossenen Darlehensverträge überhaupt entfernt auf eine Haustürsituation zurückgeführt werden können, scheitert eine Widerrufsmöglichkeit für die Klägerin schon daran, dass sie nicht i.S.d. § 1 HWiG zum Abschluss der Darlehensverträge bestimmt worden ist. Denn die Widerrufsmöglichkeit soll den Verbrauchern nur dann zustehen, wenn die Überraschungswirkung der Haustürsituation noch fort dauert oder der Kunde in seiner Entschließungsfreiheit beeinträchtigt ist (vgl. Palandt Putzo BGB, 60. Aufl., § 1 HWiG RN 4; BGH NJW 1994, S. 262).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Im vorliegenden Fall muss dies verneint werden. Zwischen der behaupteten Haustürsituation und dem Abschluss der Darlehensverträge liegt ein Zeitraum von immerhin ca. 3 Monaten. Anhaltspunkte für eine Fortdauer der Haustürsituation oder eine Beeinträchtigung der Entschließungsfreiheit der Klägerin sind danach nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Auch eine Nichtigkeit der Verträge gem. § 310 BGB a.F. ist nicht gegeben.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Denn die Klägerin hat sich gegenüber der Beklagten nicht verpflichtet, über ihr künftiges Vermögen oder einen Bruchteil hiervon zu verfügen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Auch ein Anspruch auf Rückabwicklung wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 1 S.4 Nr. 1 b VerbrKrG a.F. ist nicht begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Nach Auffassung der Kammer hat die Beklagte allerdings die Schriftform des § 4 VerbrKrG nicht eingehalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Dieses Gesetz sah in der bei Vertragsschluss maßgeblichen Fassung vom 1.1.1990 vor, dass gem. § 4 Abs. 1 S.4 Nr. 1 b auch bei Realkrediten der Gesamtbetrag aller vom Verbraucher zu entrichtenden Teilzahlungen einschließlich Zinsen und Kosten anzugeben und von der Schriftform der Willenserklärung zu erfassen war (vgl. Bülow NJW 1993, S. 1617, 1618). Die spätere Abänderung hat keine rückwirkende Bedeutung (vgl.Staudinger - Kessal-Wulf, BGB 2001 § 3 VerbrKrG RZ 37).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Die Anforderungen an die Schriftform richten sich grundsätzlich nach § 126 BGB. Danach ist für die Einhaltung der Schriftform eine körperliche Verbindung der Vertragsurkunde mit einer ihr beigefügten Anlage nicht zwingend erforderlich. Die Form ist vielmehr auch dann gewahrt, wenn die Einheit der Blätter aus ihrer fortlaufenden Paginierung, der fortlaufenden Nummerierung der einzelnen Bestimmungen, ihrer einheitlichen grafischen Gestaltung, dem inhaltlichen Zusammenhang des Textes oder vergleichbaren Merkmalen sich zweifelsfrei ergibt (BGH NJW 1999, S.1104 f.).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Im vorliegenden Fall ist das Erfordernis der Einheit der Urkunde nicht gewahrt. Im Anschreiben der Beklagten vom 28.01.1992 ist zwar erwähnt, dass eine Abschrift des Darlehensvertrages mit Zusatzblatt überreicht wird. Auch ist das bei der Beklagten verbliebene Zusatzblatt von der Klägerin unterzeichnet. Es enthält im übrigen den Hinweis, dass es wesentlicher Bestandteil des Darlehensvertrages sein soll, ferner die Namen der Parteien und die Kontonummern der Darlehen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Dennoch reicht dies für die Annahme einer einheitlichen Urkunde nicht aus. Hier sind nämlich Darlehensantrag, Darlehensbewilligung und Zusatzblatt weder fortlaufend paginiert noch nummeriert. Sie besitzen auch keine einheitliche grafische Gestaltung in dem Darlehensantrag und -bewilligung, die auf blau/weiß gehaltenem Dünndruckpapier aufgeführt sind. Gerade das von der Klägerin unterzeichnete Exemplar des Zusatzblattes ist demgegenüber auf starkem grau-beige gefärbtem Papier aufgedruckt. Eine Zusammengehörigkeit ist danach äußerlich nicht erkennbar. Da auch auf der eigentlichen Darlehensurkunde ein Hinweis auf dieses Zusatzblatt nicht enthalten ist, drängt sich für einen Verbraucher die Zusammengehörigkeit dieser Urkunden nicht auf.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Hinzu kommt folgendes:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Nach dem Vortrag der Klägerin hat sie mit dem Schreiben vom 28.01.1992 nicht nur die darlehensbegründenden Urkunden erhalten. Sie erhielt darüber hinaus die Urkunden betreffend Darlehensauszahlung, ein Beiblatt zur Darlehensbestätigung, eine auf blau- weißem Dünndruckpapier gehaltene Abtretungserklärung von Lebensversicherungsansprüchen sowie eine in gleicher Art gehaltene Abtretung von Ansprüchen aus einem Bausparvertrag. Lediglich das Zusatzblatt und das Beiblatt zur Darlehensbestätigung fielen danach äußerlich aus dem üblichen Rahmen. Diesen Vortrag hat die Beklagte nicht ausreichend bestritten und gem. § 138 Abs. 3 ZPO damit zugestanden. Sie hat den Vortrag der Klägerin insoweit zwar mit Nichtwissen bestritten. Dies ist aber gem. § 138 Abs. 4 ZPO unzulässig, da der gesamte diesbezügliche Vortrag der Klägerin Gegenstand eigener Wahrnehmung der Beklagten war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="36"/>
Gleiches gilt für den Vortrag der Klägerin, dass sie auf ihre Bitte wegen nicht greifbarer Unterlagen mit dem Schreiben der Beklagten vom 9.11.1993 zwar Kopien des Antrags mit Unterschriften, den Lebensversicherungen mit einem Anpassungsnachtrag, sowie die Abtretungen von Lebensversicherungsansprüchen und aus einem Bausparvertrag, nicht aber die Zusatzerklärung erhalten hat. Alle diese Umstände lassen für einen Verbraucher den Zusammenhang von Darlehensurkunde und Zusatzblatt nicht zweifelsfrei erkennen und sprechen daher gegen die Annahme einer einheitlichen Urkunde, so dass die erforderliche Schriftform gem. § 4 Abs. 1 VerbrKrG nicht gewahrt ist. Die Kreditverträge waren danach zunächst unwirksam (§ 6 Abs. 1 VerbrKrG).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="37"/>
Sie werden aber dadurch geheilt, dass die Klägerin die Darlehen empfangen hat (§ 6 Abs. 2 S.1). Denn die Beklagte hat die Darlehensverträge auf ausdrückliche Weisung der Klägerin ausgezahlt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="38"/>
Gem. § 6 Abs. 2 S.2 ermäßigt sich aber der vereinbarte Zinssatz auf den gesetzlichen Zinssatz von 4 %, weil gerade der Gesamtbetrag aller Zahlungen des Verbrauchers in der eigentlichen Darlehensurkunde nicht aufgeführt ist. Der Hilfsantrag ist danach begründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="39"/>
Schadensersatzansprüche gegen die Beklagte wegen Verletzung ihrer eigenen Beratungspflicht sind unbegründet.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="40"/>
Denn grundsätzlich obliegt einer Bank keine allgemeine Aufklärungspflicht über die Zweckmäßigkeit eines Kredits und über die mit der Kreditaufnahme verbundenen Risiken und Folgen. Ausnahmen hiervon ergeben sich nur dann, wenn die Bank über ihre Rolle als Kreditgeberin hinausgeht, für den Kunden einen über die allgemeinen Risiken des Geschäfts hinausgehenden besonderen Gefährdungstatbestand schafft, in schwerwiegende Interessenkonflikte verwickelt ist oder in Bezug auf die speziellen Risiken des finanzierten Vorhabens einen konkreten Wissensvorsprung hat (z.B. BGH NJW 1999, S. 2032 ff; OLG Karlsruhe WM 2001, S.1210 ff.). Ausreichende Anhaltspunkte für die Annahme eines solchen Ausnahmetatbestandes hat die Klägerin nicht vorgetragen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="41"/>
6. Ob, ggf. inwieweit der Kreditvermittlerin eine Verletzung von Aufklärungspflichten oder arglistige Täuschung zur Last zu legen ist, ist im vorliegenden Verfahren unerheblich. Denn ein Kreditvermittler ist im Regelfall kein Erfüllungsgehilfe der Bank. Er ist nur dann als Hilfsperson des Kreditgebers anzusehen, wenn er in dessen Pflichtenkreis tätig geworden ist (BGH NJW 2001, S. 358). Falsche Angaben über Rentabilität des Objekts, Steuerersparnis o.ä. können hierzu nicht gezählt werden. Ein Schadensersatzanspruch steht der Klägerin danach nicht zu.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="42"/>
7. Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 92 Abs. 1, 269 Abs. 3, 281 Abs. 3, 708 Ziffer 11, 108 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>43 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="43"/>
Beschluss:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>44 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="44"/>
Der Streitwert für das Verfahren bis 06.11.2002
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>45 </td></tr></table></td><td><table class="Rsp">
<tr>
<th colspan="2" rowspan="1">
<rd nr="45"/>
</th>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">wird auf 140.500,00 DM =</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">71.836,51 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">ab 07.11.2002 bis 27.11.2002 auf</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">62.565,84 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
<tr>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top">und ab 28.11.2002 auf</td>
<td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><table width="100%"><tr><td style="text-align:right">35.000,00 EUR</td></tr></table></td>
</tr>
</table>
<br/>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>46 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="46"/>
festgesetzt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,306
|
olgkarl-2003-02-20-1-ss-12102
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
1 Ss 121/02
| 2003-02-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:38
| 2019-02-12T13:09:54
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des Amtsgerichts U. vom 23. Mai 2002 mit den dazugehörigen Feststellungen aufgehoben.</p>
<p>2. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten der Revision, an eine andere Abteilung des Amtsgerichts U. zurückverwiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Das Amtsgericht U. hat den Angeklagten wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je EUR 35 verurteilt, dem Angeklagten die Fahrerlaubnis entzogen und der Verwaltungsbehörde auferlegt, ihm vor Ablauf von fünf Monaten keine neue Fahrerlaubnis zu erteilen. Nach den getroffenen Feststellungen hatte der Angeklagte am 26.01.2002 gegen 3.05 Uhr mit seinem Kraftfahrzeug in L. am öffentlichen Straßenverkehr teilgenommen, obwohl er nicht mehr fahrtüchtig gewesen sei. Die ihm um 3.40 Uhr entnommene Blutprobe habe eine BAK von 1,81 Promille im Mittel ergeben, wohingegen die um 3,25 Uhr vorgenommene Atemalkoholmessung eine AAK von 0,64 mg/l aufgewiesen habe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Hiergegen wendet sich das Rechtsmittel des Angeklagten, mit welchem er die Verletzung formellen und materiellen Rechts beanstandet.
</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Revision hat mit der Rüge der fehlerhaften Ablehnung eines Beweisantrags Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Verteidiger hat im Rahmen seines Schlussvortrags die Einholung eines Sachverständigengutachtens zum Beweis der Tatsache beantragt, dass die BAK des Angeklagten um 3.40 Uhr nicht (gemeint: weniger als) 1,81 %o betragen habe. Er bestritt damit die Zuverlässigkeit des Ergebnisses des in der Hauptverhandlung verlesenen Blutalkoholgutachtens und berief sich hierzu darauf, dass eine Atemalkoholmessung um 3.25 Uhr eine Atemalkoholkonzentration von 0,64 mg/l ergeben habe. Beide Ergebnisse seien miteinander unvereinbar.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Das Amtsgericht hat diesen Antrag im Urteil - unter Hinweis auf § 244 Abs. 4 S. 2 StPO - abgelehnt, weil das Gegenteil der Beweisbehauptung bereits durch das Blutalkoholgutachten bewiesen sei und - unter Heranziehung eigener Sachkunde - ein Widerspruch zwischen gemessener     Atemalkoholkonzentration und Blutalkoholkonzentration nicht bestehe.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Diese Behandlung des Beweisantrags begegnet durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Das Amtsgericht durfte ohne nähere Abklärung durch Nachfrage beim Antragsteller nicht davon ausgehen, dass der Verteidiger mit seinem Hinweis auf die Atemalkoholkonzentration den Beweiswert der Blutalkoholmessung generell zu Gunsten einer Atemalkoholmessung in Zweifel ziehen wollte. Das erschiene im Hinblick auf den Diskussionsstand zur Verlässlichkeit beider Messmethoden auch wenig sinnvoll. Es ist daher davon auszugehen, dass der Hinweis allein dazu dienen sollte, den Zweifel am Ergebnis des Blutalkoholgutachtens zu erklären, um nicht bloß eine ins Blaue hinein aufgestellte Vermutung zu äußern. Die Behauptung des Verteidigers, die im verlesenen Blutalkoholgutachten festgestellte Blutalkoholkonzentration könne nicht zutreffen, zielte somit in erster Linie darauf, die Unvereinbarkeit beider Messergebnisse unter Zugrundelegung der Umstände des Falles sachverständig belegen zu lassen und - gegebenenfalls - auf eine Überprüfung, ob das Blut, das dem Gutachten zugrunde lag, mit dem des Angeklagten identisch war oder ob bei der Blutprobenauswertung etwaige Fehler aufgetreten waren.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Die so zu verstehenden Beweisbehauptungen konnten mit der amts-gerichtlichen Begründung nicht abgelehnt werden. Zur Frage der Vereinbarkeit mit einer Atemalkoholmessung und zur Identität des untersuchten Blutes äußert sich das Blutalkoholgutachten nicht. Durch das Gutachten konnte das Gegenteil der Beweisbehauptung somit nicht erwiesen sein.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Vereinbarkeit der Ergebnisse der Blut- und Atemalkoholmessungen miteinander bedurfte sachverständiger Beurteilung. Ob die Sachkenntnis eines Gerichts zur Beurteilung einer Beweisfrage ausreicht, richtet sich grundsätzlich nach deren Schwierigkeit sowie der Art und dem Ausmaß der auf fremden Wissensgebiet beanspruchten Sachkunde (BGHSt 12, 18, 20; KG, Beschluss vom 29.01.1997, 1 Ss 304/96). Die Vereinbarkeit der Messergebnisse von Blut- und Atemalkohol bei Abweichungen von mehr als umgerechnet 0,4 Promille (vgl. Iffland DAR 2000, 9 ff.) beinhaltet schwierige medizinische Fragen, die im Regelfalle die Sachkunde eines Richters übersteigen und nur durch einen ausgebildeten Experten zutreffend beurteilt werden können. In einer solchen Situation kann das Gericht einen Beweisantrag nicht im Hinblick auf die eigene Sachkunde zurückweisen, ohne die Quellen seiner Erkenntnis näher mitzuteilen (BGH NStZ-RR 2001, 332; Meyer-Goßner, a.a.O., § 244 Rn. 73). Auch wenn eine direkte Konvertierbarkeit der Atemalkoholkonzentration in BAK-Werte nicht möglich ist (BGH NJW 2001, 1952 ff.; Hentschel, Straßenverkehrsrecht, a.a.O., § 316 Rn 52 a), ergäbe sich bei einem Umrechnungsfaktor von 1:2100 (BGH a.a.O) aus der gemessenen Atemalkoholkonzentration von 0,64 mg/l ein umgerechneter BAK-Wert von 1,34 Promille, was im Hinblick auf den tatsächlich gemessenen BAK-Wert von 1,81 Promille eine signifikante und außerhalb der üblichen Bandbreite liegende Abweichung von mehr als 0,4 Promille ergäbe (vgl. Iffland DAR 2000, 9 ff.). Soweit das Amtsgericht zur Klärung dieser Differenz in den Urteilsgründen davon ausgeht, der Angeklagte habe sich zum Zeitpunkt der Blutabnahme noch in der Anflutungsphase befunden, erklärt dies den Widerspruch nicht hinlänglich. Zwar haben Untersuchungen (vgl. Bilzer/Hatz, BA 1998, 321 ff., 323, Abb. 1) ergeben, dass bei Probanden, bei denen der Alkohol auf dem Weg vom Magendarmtrakt bis zur Lunge und nach der Lungenpassage normal in das umliegende Gewebe diffundiert und sich danach verteilen kann, innerhalb eines Zeitintervalls von 60 bis 100 Minuten nach Trinkbeginn die Atemalkoholkonzentration durchaus unterhalb der Blutalkoholkonzentration liegen kann. Entsprechende Feststellungen zum Ablauf der Alkoholaufnahme des Angeklagten oder zu dessen persönlicher Disposition hat das Amtsgericht aber nicht getroffen, so dass eine verlässliche Beurteilung nicht möglich ist. Zudem erscheint die Annahme des Amtsgerichts, dass sich der Angeklagte während aller drei Messungen in der Anflutungsphase befand, nicht abgesichert. Aus dem Ansteigen der beiden festgestellten Atemalkoholwerte ergibt sich das nicht zweifelsfrei, weil zwischen beiden Werten das Maximum der Atemalkoholkurve und die zweite Messung somit bereits im abfallenden Bereich liegen kann. Ob für diesen Fall die Blutalkoholkonzentration noch erklärbar ist, bedurfte ebenfalls sachverständigen Beurteilung.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Das Urteil war daher insgesamt aufzuheben und zur neuen Verhandlung und Entscheidung an eine andere Abteilung des Amtsgerichts U., die auch über die Kosten der Revision zu befinden haben wird, zurückzuverweisen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Der neue Tatrichter wird auch über die vom Angeklagten angestrebte Aufhebung der
<span style="text-decoration:underline">vorläufigen</span>
Entziehung der Fahrerlaubnis zu befinden haben, da der Senat nicht endgültig über die Rechtmäßigkeit der vom Amtsgericht angeordneten Maßregel entschieden hat (OLG Naumburg DAR 1999, 420.; BayObLG NZV 1993, 239 f.; OLG Koblenz OLGSt StPO, § 111a Nr. 3; OLG Schleswig SchlHA 1984, 99; Meyer-Goßner, a.a.O., § 111 a Rn. 11 und 12; vgl. hierzu auch jüngst: BVerfG NStZ-RR 2002, 377).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Insoweit weist der Senat aber darauf hin, dass der zwischenzeitlich eingetretene Ablauf der vom Amtsgericht vorgesehenen Sperrfrist von fünf Monaten für die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis einer erneuten Anordnung der Entziehung der Fahrerlaubnis und damit auch einer Fortdauer der vorläufigen Entziehung nach § 111a StPO
<span style="text-decoration:underline">nicht</span>
entgegenstünde, wenn der Angeklagte weiterhin als ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeuges anzusehen wäre (Senat DAR 2001, 469; Tröndle/Fischer, StGB, 51. Auflage 2003, 69 a Rn. 9 a ; zum Ablauf der Sperrfrist während des Rechtsmittelverfahrens: OLG Düsseldorf NZV 1999, 389 f.; OLG Dresden OLG-Nl 1997, 71; KG, Beschluss vom 30.10.1998, 3 Ws 620/08; Meyer-Goßner, a.a.O., § 69 Rn. 17 a).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Sollte sich in der neuen Hauptverhandlung ergeben, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt eine Blutalkoholkonzentration von mehr als 1,5 Promille aufgewiesen hat, so spricht dies jedenfalls
<span style="text-decoration:underline">dann</span>
für eine erhebliche Alkoholgewöhnung, wenn er zum Zeitpunkt der Kontrolle keine deutlichen Ausfallerscheinungen aufwies (OLG Naumburg DAR 2001, 379 f.). Der Gesetzgeber geht überdies davon aus, dass ein Fahrer, der im Straßenverkehr ein Fahrzeug mit einer Blutalkoholkonzentration von 1,6 Promille oder mehr führt, erst wieder als zum Führen von Kraftfahrzeugen geeignet angesehen werden kann, wenn er durch ein medizinisch-psychologische Gutachten nachweist, dass er seinen Alkoholmissbrauch beendet hat und die Änderung seines Trinkverhaltens gefestigt ist (§ 13 Nr. 2 c FeV i.V.m. Anlage 4 FeV Ziffer 8 „Alkohol“). Diese gesetzgeberische Wertung kann bei der Beurteilung der Eignungsfrage nicht außer Betracht bleiben, wenn eine derart erhebliche Alkoholaufnahme im Raume steht, was auch der in § 69 a Abs. 4 Satz 2 StGB vorgesehenen Mindestsperrfrist Rechnung trägt. In solchen Fällen wird deshalb die Indizwirkung des § 69 Abs.2 Nr. 2 StGB auch nach Ablauf der ursprünglichen Sperrfrist fortdauern und Rechtswirkungen erzeugen können, wenn nicht die Feststellungen in der neuen Hauptverhandlung ergeben, dass der Eignungsmangel zwischenzeitlich entfallen ist, etwa weil der Angeklagte eine Beendigung oder wesentliche Veränderung seines Alkoholkonsums nachweist (OLG Naumburg a.a.O.), die Anlasstat besondere entlastende Umstände aufweist (Senat a.a.O.; OLG Düsseldorf StV 1991, 21 f.; Tröndle/Fischer, a.a.O., § 69 Rn. 10), eine sich auf seinen Alkholkonsum tatsächlich auswirkende Nachschulung vorgenommen wurde oder eine Fortdauer des Entziehung der Fahrerlaubnis wegen deren Dauer oder aus sonstigen Umständen als unverhältnismäßig anzusehen wäre.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,307
|
olgkarl-2003-02-20-12-u-20202
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
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"state": 3,
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"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
12 U 202/02
| 2003-02-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:38
| 2019-02-12T13:09:54
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Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 13.08.2002 - 2 O 3/02 - im Kostenpunkt aufgehoben und wie folgt abgeändert:</p>
<p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin EUR 255.645,94 nebst 5 % Zinsen über dem Basiszinssatz seit dem 26.02.2001 zu zahlen.</p>
<p>2. Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
I. (§ 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die Klägerin nimmt die Beklagte auf Versicherungsleistung aus einer sogenannten Eigenschadenversicherung in Anspruch.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Klägerin hat im Jahre 1998 bei der Beklagten neben einer Haftpflichtversicherung auch eine Haftpflicht-Vermögensschaden-Versicherung abgeschlossen. Vertragsbestandteile dieser Vermögensschaden-Versicherung sind die Allgemeinen Versicherungsbedingungen zur Haftpflichtversicherung für Vermögensschäden (AVB) sowie die Besonderen Bedingungen mit Risikobeschreibung (HV 475/08). Der Klägerin ist ein Schaden in Höhe von mehr als DM 500.000,00 (die Versicherungssumme ist im Versicherungsvertrag für den jeweiligen Versicherungsfall auf DM 500.000,00 begrenzt) entstanden, weil die damalige Geschäftsführerin der Klägerin im Rahmen ihrer Tätigkeit als Wohnungsbauunternehmen an die von ihr als Generalunternehmerin beauftragte P. Bau GmbH in der Zeit vom 30.11.1999 bis 30.12.1999 in 27 Teilbeträgen insgesamt DM 646.000,00 vorfällig ausgezahlt hat. Die Parteien streiten darüber, ob sich die Beklagte mit Erfolg auf die in § 4 Ziff. 5 AVB und Ziff. IV 1 c der Besonderen Bedingungen geregelten Ausschlüsse berufen kann.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Auf die tatsächlichen Feststellungen des klagabweisenden Urteils, das einen Ausschluss im vorliegenden Versicherungsfall bejaht hat, wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Im Berufungsrechtszug verfolgt die Klägerin ihr Begehren auf Zahlung der Versicherungsleistung in Höhe von DM 500.000,00 = EUR 255.645,94 weiter und führt aus, das Landgericht habe die Versicherungsbedingungen falsch ausgelegt. Eine allgemeine Pflicht, nicht vorfällig zahlen zu dürfen, bestehe nicht. Anknüpfungspunkt für die Wissentlichkeit sei nicht die Tatsache der vorfälligen Zahlung, sondern die Pflichtverletzung, d.h. nicht die vorfällige Zahlung müsse wissentlich sein, sondern die darin angeblich liegende Pflichtverletzung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
II. (§ 540 Abs. 1 Nr. 2 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Die Klägerin kann Gewährung von Versicherungsschutz beanspruchen. Versicherungsschutz aus der Vermögenshaftpflichtversicherung, der sich unstreitig auch auf Organe und Angestellte des Versicherungsnehmers erstreckt, wird gewährt, wenn der Versicherte wegen eines bei Ausübung der versicherten Tätigkeit begangenen Verstoßes aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen privatrechtlichen Inhalts für einen Vermögensschaden haftpflichtig gemacht wird, auch wenn dieser dem Versicherungsnehmern unmittelbar entsteht (sogenannter Eigenschaden). Die Klägerin ist hier aufgrund der vorfälligen Zahlung an die P. Bau GmbH ein Schaden von über DM 500.000,00 entstanden, weil die P. Bau GmbH infolge ihrer Insolvenz das Sanierungsobjekt nicht mehr fertig stellen konnte und die Klägerin ein Nachfolgeunternehmen beauftragen und bezahlen musste.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
1. Risikoausschuss gem. § 4 Nr. 5 AVB Vermögen:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Gem. § 4 Nr. 5 der Allgemeinen Versicherungsbedingungen zur Haftpflichtversicherung für Vermögensschäden (AVB) besteht der Versicherungsschutz dann nicht, wenn bei der Schadensstiftung von einer wissentlichen Pflichtverletzung des Versicherten oder eines seiner Organe (hier Geschäftsführerin) auszugehen ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Bei der Auslegung dessen, was im Sinne von § 4 Nr. 5 AVB unter wissentlichem Abweichen von Gesetz, Vorschrift, Anweisung oder Bedingung des Machtgebers (Berechtigen) oder sonstigen wissentlichen Pflichtverletzungen zu verstehen ist, ist von dem Grundsatz auszugehen, dass Ausschlussklauseln nicht weiter ausgedehnt werden dürfen, als ihr Sinn unter Beachtung ihres wirtschaftlichen Zwecks und der gewählten Ausdrucksweise erfordert (BGHZ 65, 142; BGH VersR 1986, 132; Senat VersR 2002, 842).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Die Risikoausschlussklausel des § 4 Nr. 5 AVB Vermögen ändert die Bestimmung des § 152 VVG einmal zugunsten des Versicherungsnehmers ab, in dem der Risikoausschluss nur die Fälle der in der Klausel umschriebenen wissentlichen Verstöße gegen (Berufs-) Pflichten erfasst und diesbezüglich als Verschuldensform nicht schon bedingten Vorsatz genügen lässt, sondern Dolus directus ("wissentlich") erfordert. Zum Nachteil des Versicherungsnehmers wird § 152 VVG durch die Klausel dahin geändert, dass es nicht zum Tatbestand gehört, dass der schädigende Erfolg des Pflichtverstoßes gewollt ist. Wegen dieser Ausgestaltung verstößt die Ausschlussklausel des § 4 Nr. 5 AVB Vermögen nicht gegen das AGBG und ist rechtswirksam. Voraussetzung für ihr Eingreifen ist jedoch eine wissentliche Pflichtverletzung. Eine solche Pflichtverletzung begeht aber nur derjenige Versicherungsnehmer bzw. Versicherte, der die verletzte Pflicht positiv gekannt und sie zutreffend gesehen hat. Der Versicherungsnehmer muss das Bewusstsein gehabt haben, gesetz-, vorschrifts- oder pflichtwidrig zu handeln. Nur wer bewusst verbindliche Handlungs- oder Unterlassungsanweisungen nicht beachtet hat, mit denen ihm ein bestimmtes Verhalten vorgeschrieben worden ist, muss sich den Risikoausschluss der wissentlichen Pflichtverletzung entgegenhalten lassen (BGH VersR 1986, 647; VersR 1987, 174; VersR 1991, 176 und VersR 1992, 994). Der Versicherte muss daher das Bewusstsein gehabt haben, pflichtwidrig zu handeln. Anzulasten sein muss dem Versicherten danach die Verletzung einer - für ihn verbindlich begründeten - Pflicht. Ein derartiger Pflichtverstoß lässt sich nur dadurch geltend machen, dass aufgezeigt wird, wie sich der Versicherte hätte verhalten müssen. Für einen bewussten Pflichtenverstoß muss darüber hinaus dargelegt werden, der Versicherte habe gewusst, wie er sich hätte verhalten müssen. Wusste der Versicherte gar nicht, was er hätte tun oder unterlassen müssen, um dem Vorwurf pflichtwidrigen Verhaltens zu entgehen, so kommt ein bewusster Pflichtenverstoß nicht in Betracht (BGH VersR 1987, 174).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Unter Berücksichtigung dieser Kriterien stellt die unstreitig entgegen dem Zahlungsplan im Bauvertrag der Klägerin mit der P. Bau GmbH nur aus steuerlichen Gründen vorgenommene vorfällige Zahlung im Zeitraum vom 30.11.1999 bis 30.12.1999 (27 Teilbeträge) in Höhe von insgesamt DM 646.000,00 keine solche wissentlichen Pflichtverletzung im Sinne von § 4 Nr. 5 AVB dar.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Ein Verstoß durch die Zahlung gegen eine Bedingung oder Anweisung liegt nicht vor, ebenfalls kein Gesetzesverstoß. Eine allgemeine Pflicht, nicht vorfällig zahlen zu dürfen, besteht auch unter Kaufleuten nicht. Der Klägerin ist durch den Zahlungsplan auch nicht verboten gewesen, eine abweichende Zahlung gegenüber der P. Bau GmbH vorzunehmen. Hierbei handelt es sich um eine Vereinbarung zwischen der Klägerin und dem Bauunternehmer über Abschlagszahlungen und deren Fälligkeit nach Bauvorschriften. Der Bauvertrag mit Zahlungsplan begründet Pflichten in Bezug auf Zahlungen lediglich im Verhältnis zur P. Bau GmbH. Der Bauvertrag beinhaltet danach lediglich die schuldrechtliche Pflicht der Klägerin, bei Fälligkeit an das Bauunternehmen zu zahlen, nicht jedoch ein Verbot vorfälliger Zahlungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Richtig ist allerdings, dass hier auch Pflichten der versicherten Geschäftsführerin gegenüber der Klägerin in Rede stehen. Diese umfassen auch die Verpflichtung, ohne begründeten Anlass keine vorfälligen Leistungen zu Lasten des Geschäftsherrn zu erbringen, insbesondere bei noch nicht erbrachter oder nicht gesicherter Gegenleistung. Im vorliegenden Fall fehlt es aber insoweit an einem wissentlichen Pflichtenverstoß. Denn Anknüpfungspunkt für die Wissentlichkeit ist die Pflichtverletzung. Nicht die vorfällige Zahlung muss wissentlich sein, sondern die darin angeblich liegende Pflichtverletzung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die Geschäftsführerin der Klägerin hat - wie ihre Vernehmung in erster Instanz ergeben hat - in dem Bewusstsein gehandelt, nur durch die vorfällige Zahlung bei Fertigstellung des Bauvorhabens im wesentlichen im Jahre 1999 - wie ihr durch den Steuerberater angeraten worden sei - die ihren Kunden in Aussicht gestellten Sonderabschreibungen erhalten zu können. An eine Absicherung der vorfälligen Zahlung habe sie hierbei nicht gedacht. Auch habe der Zuständige der P. Bau GmbH zugesichert, das Bauvorhaben 1999 im wesentlichen fertig zustellen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die Geschäftsführerin der Klägerin hat somit in der Annahme, das im Interesse auch der Klägerin Gebotene zu veranlassen, und im Vertrauen auf die Richtigkeit ihres Vorgehens bei der vorfälligen Zahlung gehandelt. Die Fehlerhaftigkeit ihres Tuns war ihr damit nicht bewusst.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
2. Ziff. IV 1 c Besondere Bedingungen (HV 475/08):
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Entgegen der Ansicht des Landgerichts ist auch der Ausschlusstatbestand der Ziff. IV 1 c Besondere Bedingungen nicht erfüllt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Gem. Ziff. IV 1 c der Besonderen Bedingungen mit Risikobeschreibung (HV 475/08) sind Schäden vom Versicherungsschutz ausgeschlossen, die bei der Bearbeitung von eigenen oder fremden Bauvorhaben dadurch entstehen, dass Kostenanschläge, Finanzierungspläne, Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Bauzeiten oder Lieferfristen nicht eingehalten oder falsch berechnet werden. Abgedeckt ist jedoch der Fall, dass der Versicherungsnehmer fahrlässig entgegen den Festlegungen des Finanzierungsplanes oder der ihm erteilten Weisungen Geldbeträge zur Unzeit oder an unrichtige Empfänger überweist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Nicht abgesichert sind danach solche Schäden, die die Sphäre der Gesellschaft (Klägerin) und damit die von dieser aufgestellten Kalkulationsunterlagen wie Kostenanschläge, Finanzierungspläne, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und deren falsche Berechnung betreffen. Hierbei handelt es sich um das insbesondere auch nach der Erläuterung im Merkblatt zur Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Wohnungsunternehmen nicht abgedeckte, sogenannte kaufmännische Unternehmerrisiko. Im Merkblatt der Beklagten ist in diesem Zusammenhang ausdrücklich ausgeführt, was nicht versichert ist, nämlich Schäden durch unzutreffende Renditeerwägungen, Verkennung der Marktlage, Fehlkalkulation, unrichtige Beurteilung der Bonität und Stilllegung des Baus wegen fehlender Mittel. Dagegen ist vom Versicherungsschutz der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung die rechtliche und finanzielle Bearbeitung eigener und fremder Bauvorhaben, die Verwaltung von eigenem und fremdem Grundbesitz sowie die Bearbeitung von Personal- und Gehaltssachen umfasst. Ausdrücklich heißt es weiter in dem Merkblatt hierzu, dass vom Versicherungsschutz als Haftpflichtgefahr insbesondere die finanzielle Abwicklung, Rechnungsprüfung und Auszahlungen bei der Durchführung eines Bauvorhabens umfasst sind. Nach Ziff. IV 1 c der Besonderen Bedingungen ist auch der Fall gedeckt, dass der Versicherungsnehmer fahrlässig entgegen den Festlegungen im Finanzierungsplan Geldbeträge zur Unzeit überweist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Der Zahlungsplan regelt im vorliegenden Fall die Fälligkeit der Vergütung, insbesondere der Abschlagszahlungen nach Bauvorschriften mit dem Bauunternehmer, der P. Bau GmbH, und stellt damit schon keinen Finanzierungsplan im Sinne von Ziff. IV 1 c der besonderen Bedingungen dar. Sachlich besteht insoweit kein Unterschied zu den zweifelsfrei vom Versicherungsschutz umfassten Fällen, in denen ein Zahlungsplan nicht vereinbart ist, Zahlungen aber gleichwohl vorfällig erbracht werden. Zwar kann der Zahlungsplan Teil des in den Bedingungen genannten Finanzierungsplanes sein, nämlich dann, wenn der Finanzierungsplan auf den Zahlungsplan abstellt. Dies ist dann der Fall, wenn die Teilzahlungen in Form von Abschlagszahlungen an den Unternehmer jeweils mit dem Finanzierungsplan des Versicherten gekoppelt ist, d.h. der Versicherte die Finanzierung des Bauvorhabens durch seine Bank z.B. erst nach Baufortschritten entsprechend dem Zahlungsplan vornimmt. Dass dies hier so der Fall ist, hat die Beklagte weder dargelegt noch unter Beweis gestellt (zur Beweislast für den Risikoausschluss auf Seiten des Versicherers: BGH VersR 1986, 847).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Abgesichert durch die Vermögenshaftpflichtversicherung sind (gerade) Fälle, die bei der rechtlichen und finanziellen Bearbeitung eigener und fremder Bauvorhaben unterlaufen. Die vorfällige Zahlung an den Bauunternehmer, hier die P. Bau GmbH, ohne entsprechende Absicherung - etwa durch eine Bankbürgschaft - stellt einen Fehler bei der rechtlichen und finanziellen Abwicklung des Bauvorhabens dar. Die vorfällige Zahlung, die aufgrund der Beratung des Steuerberaters wegen der notwendigen Abschreibungen für die Kunden des Versicherten noch in 1999 vorgenommen werden mussten, stellt danach eine vertragliche Abweichung hinsichtlich der mit der P. Bau GmbH vereinbarten Zahlungsmodalitäten im Bauvertrag dar, anlässlich derer jedoch seitens der Klägerin bzw. der Geschäftsführerin fahrlässig zum Nachteil der Klägerin eine Absicherung durch Bankbürgschaft nicht vorgenommen worden ist. Diese Vorgehensweise betrifft damit nicht das nicht versicherte kaufmännische Unternehmensrisiko, sondern den versicherten Fall der fehlerhaften rechtlichen/finanziellen Bearbeitung eines eigenen Bauvorhabens durch fehlerhafte Auszahlung von Abschlagszahlungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Soweit die Beklagte meint, aus dem in Ziff. IV 1 c der Besonderen Bedingungen vorgenommenen Einschluss von fahrlässigen unzeitigen Überweisungen in den Versicherungsschutz schließen zu können, vorsätzliche Überweisungen seien immer ausgeschlossen, übersieht sie die Systematik ihrer Versicherungsbedingungen. Danach sind unzeitige Auszahlungen grundsätzlich vom Versicherungsschutz umfasst. Dadurch verursachte Haftungsfälle unterliegen nur dann dem bedingungsgemäßen Ausschluss, wenn sie gleichzeitig einen Verstoß gegen einen Finanzierungsplan darstellen, wovon wiederum eine Ausnahme in den Fällen gemacht wird, in welcher der Verstoß fahrlässig erfolgt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
3. Zinsen von 5 % über dem Basiszinssatz kann die Klägerin aus Verzugsgesichtspunkten ab 26.02.2001 (Ablehnung der Eintrittspflicht durch die Beklagte; Anlage K 15) verlangen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Die Entscheidung über die Kosten folgt aus § 91 ZPO; die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO. Gründe für eine Zulassung der Revision gem. § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,308
|
olgkarl-2003-02-20-12-u-20502
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
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"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
12 U 205/02
| 2003-02-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:39
| 2019-02-12T13:09:54
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 9.8.2002 - 6 O 309/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Die Klägerin trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die zulässige Berufung hat keinen Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
(§ 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Die Klägerin begehrt als Begünstigte einer Lebensversicherung die Auszahlung der Versicherungssumme (994.691,00 DM abzüglich geleisteten Rückkaufswert in Höhe von DM 117.431,76 = 877.259, 24 DM bzw. 448.535,52 EUR)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Versicherte, Ehemann der Klägerin, beging am 19.07.2000 Selbstmord. Die Beklagte lehnte mit Schreiben vom 15.05.2001 unter Berufung auf § 10 der zum Inhalt des Versicherungsvertrages gemachten Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die kapitalbildende Lebensversicherung (ALB) die Auszahlung der Versicherungssumme ab (sog. Selbsttötungsklausel). Die Klägerin vertritt die von einem Privatgutachten gestützte Auffassung, ihr Ehemann habe unter Depressionen gelitten und sich in einem die freie Willensbildung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit umgebracht. Das Landgericht hat nach der Vernehmung von Zeugen und Einholung eines Sachverständigengutachtens die Klage mit der Begründung abgewiesen, die Klägerin sei für ihren Vortrag beweisfällig geblieben. Auf die tatsächlichen Feststellungen des angefochten Urteils wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Mit ihrer Berufung verfolgt die Klägerin ihr Klagebegehren in vollem Umfang weiter. Sie greift die Beweiswürdigung des Landgerichts an, meint, ihr Privatgutachter müsse im Rahmen einer Beweisaufnahme gehört werden und benennt zwei in erster Instanz verhinderte Zeugen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Der Senat hat den Privatgutachter Prof. Dr. S. als sachverständigen Zeugen vernommen und die gerichtliche Sachverständige Prof. Dr. K. erneut angehört.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
II. (§ 540 Abs. 1 Nr. 2 ZPO)
</td></tr></table>
<table><tr><td>A.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Die Berufung rügt Verfahrensfehler des Landgerichts im Zusammenhang mit den Tatsachenfeststellungen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Zum einen beanstandet die Klägerin, das Landgericht habe den Privatgutachter Prof. Dr. S. nicht angehört, obwohl sie dies beantragt habe. Insoweit liegt jedoch kein Verfahrensfehler vor. Es ist jeder Partei unbenommen, die fehlende eigene Sachkunde in der mündlichen Verhandlung dadurch auszugleichen, dass sie sich eines Privatgutachters als Erklärungs-, Befragungs- und Darlegungshelfers bedient. Die Gerichte haben in Fällen fehlender eigener Sachkunde auf einen gerichtlich beauftragten Sachverständigen zurückzugreifen. Soweit ins Wissen des Privatgutachters strittige Befundtatsachen gestellt werden, hat das Gericht allerdings den Privatgutachter als sachverständigen Zeugen zu hören. Verhält es sich so nicht, eröffnet die Zivilprozessordnung, die insoweit auch in der letzten umfangreichen Novellierung die bekannte Problematik nicht abweichend geregelt hat, keine Befugnis, am Verfahren nicht beteiligte Personen, die weder Zeuge noch Sachverständige noch Dolmetscher sind, zu einem Gerichtstermin zu laden (vgl. auch OLG Karlsruhe VersR 1990, 53). Für den hoheitlichen Akt einer Ladung des Privatgutachters fehlt es somit an einer Ermächtigungsgrundlage. Dass das Landgericht im Gegensatz zum Senat die ins Wissen des Privatgutachters gestellten Befundtatsachen für unerheblich gehalten hat, begründet keinen Verfahrensfehler.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Zum anderen beanstandet die Klägerin, dass das Landgericht die Zeugen nicht in Gegenwart der gerichtlichen Sachverständigen angehört habe; eine umfassende Exploration der beteiligten Personen habe nicht stattgefunden. Die von ihr zum Beleg herangezogene Entscheidung des BGH in NJW-RR 1997, 664 gibt allerdings nur den Hinweis, dass ein solches Vorgehen sinnvoll sei, und beschränkt im Einklang mit der Zivilprozessordnung die Beweisaufnahme durch Zeugenbeweis auf die bestrittenen Befundtatsachen. Dabei geht der Senat davon aus, dass zwar an das Vorbringen, der Versicherte habe sich in einem seine freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit getötet, ein unzulässig strenger Maßstab angelegt wird, wenn eine von vornherein umfassende und in sich stimmige Schilderung aller in Betracht kommenden Indiztatsachen verlangt wird, eine solche jedoch nachgeholt werden muss, wenn der gerichtliche Sachverständige erkennen lässt, dass er in bestimmten Punkten weiteres und für den Anspruchsteller verfügbares Tatsachenmaterial benötigt. So verhält es sich hier jedoch nicht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Eine Exploration im eigentlichen Sinn findet in der mündlichen Verhandlung nicht statt. Für eine derartige umfassende Tatsachenerhebung bietet der Zivilprozessordnung nicht die geeigneten Mittel. Dies belegt schon der vorliegende Fall. Ein Blick in die beigezogenen Strafakten zeigt, dass die Parteien weitere für eine umfassende Sachverhaltsaufklärung zur Verfügung stehende Zeugen gar nicht benannt haben. In den Strafakten befinden sich Stellungnahmen der Verwandten des Versicherten zu dessen seelischer Situation, die über den verwertbaren Text hinaus weitergehende Erkenntnisse zumindest möglich erscheinen lassen. Als Beweismittel werden diese Personen jedoch von keiner Partei angeboten. Die Gründe hierfür können nur vermutet werden. Die Auswahl der Zeugen obliegt allein dem Dafürhalten der Parteien. Das Gericht darf im Bereich des Zeugenbeweises nur die angebotenen Zeugen vernehmen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Richtig ist allerdings, dass das Gericht sich mit den Einwendungen einer Partei gegen ärztliche Gutachten auch eines gerichtlich bestellten Sachverständigen sorgfältig auseinander zusetzen hat. Das gilt erst recht, wenn die Partei sich auf ein von ihr vorgelegtes ärztliches Privatgutachten stützt, das im Gegensatz zu den Erkenntnissen des gerichtlichen Sachverständigen steht. Der Tatrichter muss daher die Gründe darlegen, warum er einem Gutachten den Vorzug gibt. Deshalb muss der gerichtliche Sachverständige auch zu den aus den Privatgutachten ergebenden Einwänden und Zweifeln Stellung nehmen. Letztlich sind die Gründe darzulegen, warum einem Gutachten der Vorzug gegeben wird (BGH VersR 1994, 162). Hieran fehlt es im ersten Rechtszug, weshalb der Senat dies nachzuholen hat.
</td></tr></table>
<table><tr><td>B.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Der Selbstmord des Ehemanns der Klägerin fällt innerhalb des Zeitraums der ersten drei Jahre nach Einlösung des Erstbeitrags, weshalb die Beklagte vereinbarungsgemäß nur dann zur Leistung verpflichtet wäre, wenn die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist. Diesen ihr obliegenden Nachweis hat die Klägerin nicht erbracht.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Ein Ausschluss der freien Willensbestimmung liegt vor, wenn jemand nicht imstande ist, seinen Willen frei und unbeeinflusst von der vorliegenden Geistesstörung zu bilden und nach zutreffend gewonnenen Einsichten zu handeln. Abzustellen ist dabei darauf, ob eine freie Entscheidung nach Abwägung des Für und Wider bei sachlicher Prüfung der in Betracht kommenden Gesichtspunkte möglich ist oder ob umgekehrt von einer freien Willensbildung nicht mehr gesprochen werden kann, etwa weil infolge der Geistesstörung äußere Einflüsse den Willen übermäßig beherrschen (BGH WM 1996, 104; BGH NJW 1970, 1680, 1681 BGH WM 1984, 1063, 1064). Als krankhafte Störung der Geistestätigkeit i.S. von § 169 VVG (dem insoweit § 10 der maßgebenden ALB entspricht) können alle Störungen der Verstandestätigkeit sowie des Willens, des Gefühls und des Trieblebens in Betracht kommen (BGH NJW 60, 1393.). Das Vorliegen einer Geisteskrankheit ist nicht erforderlich (OLG Hamm VersR 1977, 928; OLG Stuttgart VersR 1989, 794). Voraussetzung ist nur, dass eine freie Entscheidung aufgrund einer nachvollziehbaren Abwägung von Für und Wider ausgeschlossen ist und eine sachliche Prüfung der in Betracht kommenden Gesichtspunkte nicht möglich ist (BGH NJW 1970, 1680; BGH NJW 53, 1342; KG VersR 2000, 86). Dafür kommt es vornehmlich darauf an, ob der Versicherte imstande war, seinen Willen unbeeinflusst von der vorliegenden Störung zu bilden, ob ihm also eine freie Willensentscheidung möglich war oder ob umgekehrt von einer freien Willensbildung nicht mehr gesprochen werden kann, etwa weil die Willensbestimmung von unkontrollierten Trieben und Vorstellungen gesteuert worden ist (BGH VersR 1994, 162).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Die Beweislast für das Vorliegen eines derartigen Zustands im Zeitpunkt der Tat trifft den Anspruchsteller (Senat RuS 1995, 79; BGH VersR 1994, 162; Römer/Langheid, VVG, 2. Aufl. § 169 Rdn. 10). Allein die Tatsache, dass ein Selbstmörder "nicht normal" ist, reicht für den Nachweis der Unzurechnungsfähigkeit nicht aus. Es lässt sich nicht von vornherein sagen, dass jeder, der sich das Leben nimmt, krankhaft in seiner Geistestätigkeit gestört gewesen sein muss (Senat VersR 78, 657). Dass die Tat unerklärlich scheint, dass ein bestimmter und ausreichender Beweggrund nicht dargetan werden kann, reicht allein ebenfalls nicht aus (OLG Köln OLGR 2002, 25; OLG München VersR 1955, 610).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Erhebliche psychische Störungen des Verstorbenen in der Zeit vor seiner Tat erlauben für sich genommen keine sicheren Schlüsse darauf, dass der Suizid begangen wurde im Zustand einer krankheitsbedingten Willensstörung, die eine freie Willensentscheidung unmöglich gemacht hat. Gegen die Annahme, dass ein Selbstmörder von unkontrollierbaren Trieben und Vorstellungen in den Tod getrieben wurde, spricht es, wenn seine Tat als "Bilanzselbstmord" nachfühlbar ist. Die nicht hinreichend auszuschließende Möglichkeit nachfühlbarer Motive für eine Selbsttötung wird von der Rechtsprechung als Zeichen dafür angesehen, dass der Verstorbene nicht in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit gehandelt hat, sondern dass der von einfühlbaren Motiven gelenkte Wille noch Einfluss auf die Entscheidung des Verstorbenen hatte (OLG Stuttgart VersR 1989, 794; OLG Frankfurt/M. VersR 62, 821 m. w. Nachw.; OLG Nürnberg VersR 69, 149).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Allerdings ist es erforderlich, diese Merkmale nicht isoliert, sondern in einer Gesamtschau in die Überzeugungsbildung einfließen zu lassen. Insbesondere muss dem Zusammentreffen von vorherigen gewichtigen psychischen Störungen und dem Fehlen nachvollziehbarer Beweggründe hohes indizielles Gewicht beigemessen werden. Dabei ist zu beachten, dass an die Beweisführung keine zu strengen Anforderungen gestellt werden dürfen. Verlangt wird keine unumstößliche Gewissheit, sondern lediglich ein brauchbarer Grad von Gewissheit, der Zweifeln Schweigen gebietet, ohne sie völlig auszuschließen (BGHZ 100, 214; Langheid/Römer, a.a.O., Rdn. 12). Dies gilt insbesondere im Hinblick darauf, dass die Ausnahmebestimmung des § 169 Satz 2 VVG nur dann den vom Gesetzgeber verfolgten Zweck dienen kann, wenn zum Nachweis schon eine hohe Wahrscheinlichkeit für den Ausschluss der freien Willensbestimmung ausreicht (Bruck/Möller/Winter, VVG, 8. Aufl., Bd. V/2, Anm. G 129 m.w.N.). In der Begründung zu § 169 VVG (Verhandlungen des Reichstags, XII. Legislaturperiode, Bd. 241 Nr. 364, S. 170f) wird dargelegt, dass mit § 169 Satz 1 VVG keine eigenständigen gesetzgeberischen Ziele verfolgt werden, sondern lediglich einer im Grundsatz nicht zu beanstandenden Praxis der Versicherer kein Riegel vorgeschoben werden sollte. Um allerdings einer unbilligen Strenge entgegen zu wirken, müsse § 169 Satz 2 VVG zur angemessenen Ausgleichung der beiderseitigen Interessen eingeführt werden. In diesem Zusammenhang ist ferner zu berücksichtigen, dass die Beklagte - wie andere Versicherer auch - mit der befristeten Selbstmordregelung ihre Leistungsfreiheit auf eine Zeit von drei Jahren verkürzt hat. Sinn der Frist von drei Jahren ist es, die Versicherer davor zu schützen, dass ein Versicherter auf ihre Kosten zugunsten von Hinterbliebenen mit seinem Leben spekuliert (BGH VersR 1991, 574; BGH VersR 1954, 281). Damit aber wird das Selbstmordrisiko insgesamt in den Versicherungsschutz eingezogen, die Karenzzeit dient allein dazu, das subjektive Risiko beim Versicherten zu begrenzen, insbesondere zu verhindern, dass Lebensversicherungen mit dem Ziel abgeschlossen werden, die finanzielle Situation der Hinterbliebenen zu verbessern (BGHZ 13, 237; Bruck/Möller/Winter, a.a.O.; G 131). Nach Auffassung des Senats entfällt im Weg der teleologischen Reduktion eine Leistungsfreiheit des Versicherers allerdings nicht schon immer dann, wenn nachgewiesen ist, dass dieses subjektive Risiko sich im konkreten Fall nicht verwirklicht hat bzw. der Versorgungsgedanke beim Suizidentschluss keine Rolle gespielt hat. Ansonsten würde im Weg des Zirkelschlusses der Zweck der Selbstmordklausel, dem eine Anerkennung nicht versagt werden kann, gänzlich vereitelt. In diesen Fällen besteht aber zumindest kein Bedürfnis für zu strenge Beweisanforderungen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>C.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Sachverständige Prof. Dr. K., hat in ihrem Gutachten vom 14.05.2002 ausgeführt, dass aufgrund der ihr vorliegenden Unterlagen, zu denen auch die Ergebnisse der Zeugenvernehmung, der Anhörung der Klägerin und das Privatgutachten gehörten, bei dem Verstorbenen Symptome einer depressiven Episode vorlagen, die ihrem Ausmaß nach als zumindest mittelschwer einzuschätzen sind, wenn man einbezieht, dass der Ehemann der Klägerin seine beruflichen Aufgaben offenbar nur noch unter Zuhilfenahme von Aufputschmitteln bewältigen konnte. Die anamnestisch von Zeugen geschilderten Auffälligkeiten gegenüber Freunden und Bekannten bzw. die aggressiven Impulsdurchbrüche, die offenbar nicht seiner Primärpersönlichkeit entsprachen, legten eine krankheits- bzw. zusätzlich medikamentenbedingte Einschränkung kognitiver wie affektiver Fähigkeiten in der letzten Zeit vor seinem Tode durchaus nahe. Mit diesen Einschränkungen bezüglich realitätsgerechter Kognition, der Stimmungslage und der affektiven Steuerungsfähigkeit sei der Verstorbene offenbar erneut unter Druck geraten, als er meinte, der Bekannte seiner Frau, mit der sie im Jahr vor dem Tode des Versicherungsnehmers eine außereheliche Beziehung pflegte, habe mit seiner Frau Kontakt aufnehmen wollen oder aufgenommen. Gleichzeitig seien möglicherweise starke Ängste von einem von ihm (wie schon zuvor in seinem Brief geäußert) als bedrohlich erscheinenden Scheitern der Ehe wach geworden und hätten zugleich aggressive Impulsdurchbrüche bedingt. Die in kurzem zeitlichen Abstand danach erfolgte Selbsttötung (eineinhalb bis zweieinhalb Stunden nach Beginn der angegebenen Auseinandersetzung) könnte für eine Handlung unter starkem affektiven Druck sprechen. Eine Affekthandlung mit erheblich eingeschränkten Kognition und Handlungsmöglichkeiten sei auf dem Boden eines vorbestehenden depressiven Syndroms und in Wirkung von zentral wirksamen Medikamenten nicht sicher auszuschließen. Aus psychiatrischer Sicht sei zum Zeitpunkt der Selbsttötung von einer wahrscheinlichen Beeinträchtigung des Denkens, des schlussfolgernden Handels und der Affektsteuerung auszugehen. Der Ausschluss einer freien Willensbestimmung lasse sich allerdings aus dem vorliegenden Materialien nicht belegen. Hierzu wäre der Nachweis erforderlich, dass sich der Impuls zur Suizidhandlung im gleichen Affekt und abrupt entwickelt hat, als der Verstorbene unter akutem psychischem Druck stand - gleichsam als plötzlich aufschießender Affektimpuls, und der Beweis, dass der Handlungsvorgang im gleichen Affekt vollzogen und auch nicht durch kritische Reflexion unterbrochen gewesen wäre. Für einen derartigen Nachweis reichten die vorliegenden Materialien und Informationen nicht aus. Immerhin habe der Verstorbene nach dem ehelichen Streit und den aggressiven Handlungen noch den Weg zu seiner Praxis zurücklegen und zielgerichtet die tödliche Infusionsmischung richten und sich zuführen können. Das Fehlen eines Abschiedsbriefes sowie das kurze zeitliche Intervall zwischen der angegebenen, aggressiv geführten ehelichen Auseinandersetzung mit eingetretener Tür und der Selbsttötung schließe andererseits auch die Möglichkeit einer durchgängigen Affektlage mit fehlender zwischenzeitlicher kritischer Reflexion nicht aus. Im Ergebnis lasse sich der Ausschluss von freier Willensbestimmung aufgrund krankhafter Störung der Geistestätigkeit aufgrund der vorliegenden Unterlagen medizinisch nicht belegen, aber auch nicht mit hinreichender Sicherheit ausschließen. Für einen Bilanzselbstmord gebe es keine Hinweise. Bei der Erläuterung des Gutachtens in erster Instanz hat die Sachverständige ihr Gutachten nochmals ausdrücklich - auch unter Berücksichtigung des weiteren Sachvortrages - bestätigt. Der Verstorbene sei berufstätig gewesen. Diese Berufstätigkeit sei mit einer schweren Depression nicht vereinbar, weshalb eine schwere Depression bei dem Ehemann der Klägerin nicht nachgewiesen sei. Auch der gesamte situative Kontext lasse nicht auf Ausschluss seiner freien Willensbestimmung schließen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
In der Beweisaufnahme vor dem Senat hat der Privatgutachter Prof. Dr. S. bestätigt, dass seiner Stellungnahme durchaus auch Angaben der Klägerin zu ihrem außerehelichen Verhältnis zugrunde lagen, er dieses allerdings aus bestimmten Gründen nicht erwähnte und als belanglos für die von ihm in erster Linie als bedeutsam angesehen Feststellung einer depressiven Erkrankung einstufte. Dagegen konnte sich Prof. Dr. S. nicht daran erinnern, dass ihm die Klägerin mitteilte, dass sich der Streit vom 18.07.2000 auch daran entzündet hatte, dass der Versicherte annahm, die Klägerin habe an diesem Tag wiederum telefonischen Kontakt mit dem Partner ihrer außerehelichen Beziehung aufgenommen. Der Privatgutachter betont ferner, er habe seine Stellungnahme nicht so sehr als Gutachten verstanden, sondern als eine Möglichkeit für die Klägerin, die Vorgänge innerlich zu verarbeiten. Er habe sich auch im Rahmen dieser Tätigkeit in erster Linie als Therapeut gesehen. Der Privatgutachter betont ferner, dass er mit den Schlussfolgerungen des ihm erst jetzt bekannt gewordenen gerichtlichen Gutachtens durchaus konform gehe. Seine Beurteilung zur Frage des Ausschlusses der freien Willensbetätigung habe er eher allgemein gehalten.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die Sachverständige Prof. Dr. K. hat bei der Erläuterung ihres Gutachtens vor dem Senat auch bei Berücksichtigung des weiteren Vortrags der Klägerin und im Hinblick auf die ins Wissen der angebotenen Zeugen T. gestellten Tatsachen - die nachvollziehbar als nicht weiterführend bezeichnet werden - nachdrücklich dargelegt, dass einerseits davon auszugehen sei, dass der Suizid des Versicherten im Rahmen einer depressiven Reaktion erfolgt sei, dass aber für die Beurteilung, ob dabei die freie Willensbestimmung ausgeschlossen gewesen sei, die notwendigen Befunde nicht vorlägen. Die Tat falle durchaus nicht aus dem Kontext und könne mit der Entwicklung der Lebensumstände des Versicherten, mit dessen seelischen Zustand, seiner familiären und ehelichen Situation, aber auch mit dem Streit am 18.07.2000 derart in einem Zusammenhang gesehen werden, dass er als Ereignis nicht als völlig fremdartig herausrage. Dass der Suizid in einem Zustand des Ausschlusses der freien Willensbestimmung begangen worden sei, könne wie der gegenteilige Sachverhalt nicht ausgeschlossen werden. Eine Wahrscheinlichkeit könne aber nicht angegeben werden. Prof. Dr. S. hat hierzu erklärt, er sehe eher Anhaltspunkte dafür, dass die Tat letztlich krankhaft gesteuert war. Wahrscheinlichkeiten könne er hierzu allerdings auch nicht angeben Er meine jedoch, dass die Befunde eher für eine krankheitsbedingte Tat sprechen als gegen eine krankheitsunabhängige Tat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Damit unterscheiden sich die Beurteilungen nur graduell. Weitergehende Aufklärung ist nicht zu erwarten. Die Voraussetzungen für die Einholung eines weiteren Gutachtens liegen nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Der Senat hat bereits im Termin klargestellt, dass er die Frage nach dem Vorliegen eines Ausschlusses der freien Willensbestimmung nach Ausschöpfung der angebotenen Beweismittel und auf Basis der sachkundigen Unterstützung in eigener Verantwortung nach rechtlichen Kriterien zu entscheiden hat. Dazu werden keine naturwissenschaftlichen Gewissheiten benötigt, zumal solche dem Sachgebiet entsprechend kaum zu erlangen sein werden. Der Senat geht dabei davon aus, dass die freie Willensbestimmung nicht nur in den von Prof. Dr. S. angeführten Fällen wahnhafter Bestimmung als ausgeschlossen angesehen werden kann. Vielmehr kommen hier auch sonstige Sachverhalte in Betracht, in denen beim Versicherten eine seelische Erkrankung oder ein krankhafter Zustand diagnostiziert werden können. Für den Senat würde es bei solchen Sachlagen, auch wenn letzte Gewissheit über das im Zeitpunkt des Suizids vorhandene Befinden - beispielsweise den von der Sachverständigen dargelegten Impulskontrollverlust - nicht zu erlangen ist, zur Überzeugungsbildung ausreichen, wenn nachvollziehbare Motive für einen Suizid außerhalb jeder beachtenswerten Wahrscheinlichkeit stünden. So verhält es sich hier jedoch nicht. Die Möglichkeit, dass der Versicherte sich unter dem Eindruck enttäuschter Erwartungen auf Besserung seiner ehelichen Situation und unter dem Eindruck der aktuellen Auseinandersetzung mit der Klägerin noch eigenverantwortlich dazu entschied, aus dem Leben zu scheiden, ist durchaus gegeben. Dafür, dass er die tatsächlichen Umstände aufgrund kognitiver Ausfälle falsch erfasste, und er somit in diesem Bereich der Willensbildung krankhaft gestört war, bestehen - wie die Sachverständige bestätigt - keine hinreichenden Anhaltspunkte.
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Die Entscheidung über die Kosten folgt aus § 97 ZPO. Die Entscheidung über die Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO. Gründe für eine Zulassung der Revision gemäß § 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,309
|
olgkarl-2003-02-20-12-u-21002
|
{
"id": 146,
"name": "Oberlandesgericht Karlsruhe",
"slug": "olgkarl",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
12 U 210/02
| 2003-02-20T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:39
| 2019-02-12T13:09:55
|
Urteil
|
<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 14.08.2002 - 10 O 290/01 - wird zurückgewiesen.</p>
<p>2. Der Kläger trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Zwangsvollstreckung kann durch Sicherheitsleistung in Höhe 110 % des aus dem Urteil vollstreckbaren Betrages abgewendet werden, wenn nicht die Gegenseite vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird nicht zugelassen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die zulässige Berufung hat keinen Erfolg.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
(§ 540 Abs. 1 Nr. 1 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Der Kläger ist ein im Jahre 1982 gegründeter Verbraucherschutzverein auf dem Gebiet des Versicherungswesens. Er nimmt gemäß seiner Satzung Interessen der Versicherten wahr und gehört zu den qualifizierten Einrichtungen gemäß §§ 3 Abs. 1 Nr. 1, 4 UklaG (bislang § 22 a AGBG). Er begehrt das Verbot der künftigen Verwendung von insgesamt vier Klauseln und im Bestand das Verbot der Berufung auf diese Klauseln in ihren Allgemeinen Versicherungsbedingungen für Rentenversicherungsverträge, die sich mit den wirtschaftlichen Folgen im Falle einer Kündigung der Verträge, deren Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung und über die Erhebung der Abschlusskosten und deren Ausgleich befassen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Das Landgericht hat die Klage im Wesentlichen mit der Begründung abgewiesen, es bestehe keine Wiederholungsgefahr. Auf die tatsächlichen Feststellungen des angefochten Urteils wird Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Hiergegen wendet sich die Berufung des Klägers.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Der Kläger beantragt - wobei ein Verbot der in [] gesetzten Textteile nicht angestrebt wird:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Das Urteil des Landgerichts Karlsruhe vom 14.08.2002 - 10 O 290/01 - wird abgeändert.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Der Beklagten wird es bei Meidung eines vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes - für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, einer Ordnungshaft - oder einer Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten (Ordnungsgeld im Einzelfall höchstens DM 500.000.-; Ordnungshaft insgesamt höchstens zwei Jahre, zu vollziehen an den Vorstandsmitgliedern der Beklagten) verboten, beim Abschluss von privaten Rentenversicherungen die nachfolgend genannten Allgemeinen Versicherungsbedingungen zu verwenden und/oder sich bei der Abwicklung bereits abgeschlossener Versicherungsverträge aus der Zeit ab dem 22. Juli 1994 auf die nachfolgend genannten Allgemeinen Versicherungsverträge zu berufen, soweit dies nicht gegenüber einer natürlichen oder juristischen Person oder einer rechtsfähigen Personengesellschaft geschieht, die beim Abschluss des Versicherungsvertrages in Ausübung ihrer gewerblichen oder selbständigen beruflichen Tätigkeit handelt:
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
1.[" § 6 Wann können Sie Ihre Versicherung kündigen oder beitragsfrei stellen?
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Kündigung
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
(1) Liegt zwischen dem Termin des Beginns der Versicherung und dem Termin des Beginns der Rentenzahlung mehr als ein Jahr, können Sie Ihre Versicherung bis zum Termin des Rentenbeginns ganz oder teilweise schriftlich kündigen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Auszahlung eines Rückkaufswerts bei Kündigung]
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
(3) Ist eine Kündigung möglich und für den Todesfall eine Beitragsrückgewähr vereinbart, so haben wir nach § 176 VVG - soweit bereits entstanden - den Rückkaufswert zu zahlen. Er beträgt nicht die Summe der gezahlten Beiträge, sondern wird nach den anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik als Zeitwert Ihrer Versicherung berechnet, wobei ein als angemessen angesehener Abzug erfolgt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
[Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung anstelle einer Kündigung
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
(4) Anstelle einer Kündigung nach Absatz 1 können Sie unter den dort genannten Voraussetzungen schriftlich verlangen, ganz oder teilweise von der Beitragszahlungspflicht befreit zu werden.] In diesem Fall setzen wir die versicherte Rente ganz oder teilweise auf eine beitragsfreie Rente herab, die nach den anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik ... errechnet wird. Der aus Ihrer Versicherung für die Bildung der beitragsfreien Rente zur Verfügung stehende Betrag mindert sich um einen als angemessen angesehenen Abzug.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
["§ 15 Wie werden die Abschlusskosten erhoben und ausgeglichen?]
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Die mit dem Abschluss Ihrer Versicherung verbundenen und auf Sie entfallenden Kosten, etwa die Kosten für Beratung, Anforderung von Gesundheitsauskünften und Ausstellung des Versicherungsscheins, werden Ihnen nicht gesondert in Rechnung gestellt. Auf den Teil dieser Kosten, der bei der Berechnung der Deckungsrückstellung ³ angesetzt wird, verrechnen wir nach einem gesetzlich geregelten Verfahren Ihre ab Versicherungsbeginn eingehenden Beiträge, soweit diese nicht für Versicherungsleistungen und Verwaltungskosten vorgesehen sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
3) Eine Deckungsrückstellung müssen wir für jeden Versicherungsvertrag bilden, um zu jedem Zeitpunkt den Versicherungsschutz gewährleisten zu können. Deren Berechnung wird nach § 65 VAG und §§ 341 e, 341 f HGB sowie den dazu erlassenen Rechtsverordnungen geregelt."
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Die Beklagte beantragt Zurückweisung der Berufung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Wegen der Einzelheiten des Parteivortrags wird auf die vorbereitenden Schriftsätze Bezug genommen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
II. (§ 540 Abs. 1 Nr. 2 ZPO)
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Das Landgericht hat der Klage mit zutreffenden Erwägungen den Erfolg versagt. Allerdings ist klarzustellen, dass gemäß § 16 Abs. 1 UKlaG der vorliegende Rechtsstreit nach den Vorschriften des UKlaG abzuschließen ist. Ferner ergibt sich aus Art. 225 EGBGB § 5 Satz 2, dass der Rechtsstreit in materieller Hinsicht jedenfalls auch nach den neuen Regeln der §§ 305 ff BGB zu beurteilen ist (BGH VersR 2002, 1546). Sachlich ergibt sich hieraus jedoch kein Unterschied, weil insoweit eine Änderung der Rechtslage durch die Novellierung des Schuldrechts nicht eingetreten ist.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Das Landgericht hat der Klage deshalb den Erfolg versagt, weil sich zu dem für die Beurteilung maßgeblichen Zeitpunkt eine Wiederholungsgefahr weder für das Neugeschäft noch für die Abwicklung des Bestandes feststellen lässt. Diese Beurteilung teilt der Senat. Das Vorbringen des Klägers im Berufungsrechtszug vermag eine abweichende Feststellung nicht zu rechtfertigen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>A.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="24"/>
Der Unterlassungsanspruch nach § 1 UKlaG (vormals § 13 AGBG) setzt das Bestehen einer Wiederholungsgefahr voraus (BGH WM 1983, 595; Palandt/Bassenge, BGB, 62. Aufl., UklaG § 1 Rdn. 6). Die Verwendung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die unzulässige Klauseln enthalten, begründet eine tatsächliche Vermutung für das Vorliegen einer Wiederholungsgefahr (BGH WM 1990, 1339; BGHZ 81, 222). An die Beseitigung der Wiederholungsgefahr sind strenge Anforderungen zu stellen (BGHZ 119, 152). Die Änderung der beanstandeten Klauseln allein lässt die Wiederholungsgefahr nicht entfallen. Auch die bloße Absichtserklärung des Verwenders, die beanstandeten Klauseln nicht weiter zu verwenden, reicht regelmäßig nicht aus. Es sind vielmehr Umstände erforderlich, bei deren Vorliegen nach allgemeiner Erfahrung mit einer Wiederholung nicht mehr zu rechnen ist. Ein Wegfall der Wiederholungsgefahr ist nur ausnahmsweise anzunehmen, wenn Umstände vorliegen, deretwegen nach allgemeiner Erfahrung mit einer Wiederverwendung nicht gerechnet werden kann. Demgegenüber spricht es für das Fortbestehen der Wiederholungsgefahr, wenn der Verwender noch im Rechtsstreit die Zulässigkeit der von ihm benutzten Allgemeinen Geschäftsbedingungen verteidigt und nicht bereit ist, eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben (BGH WM 2000, 1967).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="25"/>
Zutreffend geht das Landgericht davon aus, dass hier die besonderen Umstände des Einzelfalls ausnahmsweise die Überzeugung vom Fehlen einer Wiederholungsgefahr auch ohne Vorliegen einer strafbewehrten Unterlassungserklärung begründen.
</td></tr></table>
<table><tr><td>B.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="26"/>
Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass die Unwirksamkeit der beanstandeten Klauseln bereits Gegenstand höchstrichterlicher Entscheidungen war. Die Beklagte hat durch ihr Verhalten nach Bekanntwerden der Urteile des Bundesgerichtshofs vom 09.05.2001 (BGHZ 147, 354; BGHZ 147, 373) deutlich zu erkennen gegeben, dass sie sich der höchstrichterlichen Beurteilung beugen will und zwar ohne zuvor von Dritter Seite hierzu aufgefordert worden zu sein. Die Beklagte hat - wie im ersten Rechtszug unstreitig war - ab den ersten Julitagen des Jahres 2001 im Neugeschäft geänderte Bedingungen verwendet. Soweit der Kläger diesbezüglich mit der Berufungsbegründung eine Unrichtigkeit des Tatbestandes des angefochtenen Urteils beanstandet, ist dies unbehelflich. Unrichtigkeiten des Tatbestandes sind einer Korrektur über § 529 ZPO nicht zugänglich. Hier steht der Partei allein der gesetzliche Weg des § 320 ZPO offen (Musielak/Ball, ZPO, 3. Aufl., § 529 Rdn. 6). Wird ein Antrag nach § 320 ZPO auf Berichtigung des Tatbestands unterlassen, so muss wegen der Beweiskraft des Tatbestands von der Richtigkeit des dort wiedergegebenen Tatsachenvortrags ausgegangen werden (BGH NJW 2001, 448). Das Bestreiten in der Berufungsbegründung stellt demnach neues Vorbringen dar, welches nur unter den Voraussetzungen des § 531 Abs. 2 ZPO zuzulassen ist. Bei einer Unterlassung eines möglichen Antrags nach § 320 ZPO wird regelmäßig von einer Nachlässigkeit der Partei und damit von der Unzulässigkeit des neuen Vortrags auszugehen sein. Letztlich kann diese Frage jedoch offen bleiben, weil sich die Beurteilung des Sachverhalts auch nicht ändern würde, wenn lediglich unstreitig wäre, dass die Beklagte im Neugeschäft die beanstandeten Klauseln bereits in den ersten Julitagen des Jahres 2001 nicht mehr verwendet. Beide Sachverhalte lassen die Feststellung zu, dass die Beklagte ohne weiteren Anlass im Neugeschäft umgehend auf die Entscheidungen des Bundesgerichtshof - in der Sache sich diesen beugend - reagierte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="27"/>
Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Beklagte nach den Entscheidungen des Bundesgerichtshofs - teilweise im Gegensatz zu anderen Versicherern - ihre Klauseln nicht mehr verteidigte. Für die Beurteilung der Wiederholungsgefahr im Neugeschäft bleibt deshalb lediglich die theoretische Möglichkeit, dass die Beklagte zu ihren alten Bedingungen zurückkehrt. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Denkmodell, dem keine Wahrscheinlichkeit zukommt und das deshalb letztlich unbeachtlich ist. Dabei muss nicht auf ein besonderes Vertrauen auf die Rechtstreue von Versicherern zurückgegriffen werden. Die Beklagte weist durchaus überzeugend darauf hin, dass ein derartiges Geschäftsgebaren keinen Sinn ergebe. Selbst ein böswilliger Versicherer könnte sich keinen - auch nur geringen - Nutzen von einer Rückkehr zu mittlerweile von ihm geänderten, auch schon seinem Neugeschäft nicht mehr zugrunde gelegten und von der höchstrichterlichen Rechtsprechung beanstandeten Klauseln versprechen. Dagegen liegen die zu erwartenden wirtschaftlichen Nachteile auf der Hand. Im Rahmen der Tatsachenfeststellung ist deshalb davon auszugehen, dass die besonderen Umstände der Beklagten hinreichend zwingend vorgeben, nicht mehr auf die beanstandeten Klausel zurück zu greifen (§ 286 ZPO).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="28"/>
Die vielleicht nur versehentliche Verwendung der alten Klauseln, die in manchen Entscheidungen erörtert wird, kommt hier schon nach dem Vortrag des Klägers zum Policenverfahren der Beklagten nicht in Betracht. Ob dieses Verfahren selbst - wie der Kläger meint - zu beanstanden ist, steht hier nicht zur Entscheidung.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="29"/>
Nach allem ist hier deshalb nicht von einer Wiederholungsgefahr auszugehen, weil die Beklagte bereits vor der Abmahnung des Klägers aus eigener Einsicht in die Rechtslage alle Anstalten getroffen hatte, die - eine Vermutung der Wiederholungsgefahr rechtfertigende - Verwendung der unwirksamen Klauseln einzustellen. Dem kann auch nicht entgegen gehalten werden, die neuen Klauseln enthielten wortgleiche Passagen. Eine solche Argumentation würde übersehen, dass die Neufassung versucht, den Beanstandungen des Bundesgerichtshofs gerecht zu werden. Diese zielen auf die mangelnde Transparenz und fordern eine nachvollziehbare, die wahren Abreden nicht verschleiernde Darstellung der Rechtsfolgen von Kündigung und Beitragsfreistellung. Die neuen Klauseln sind demnach mit den beanstandeten trotz teilweise übereinstimmenden Wortlauts nicht inhaltsgleich. Ob die neuen Klauseln einer Inhaltskontrolle stand halten, ist nicht Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits.
</td></tr></table>
<table><tr><td>C.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="30"/>
Ob hinsichtlich des Bestandsgeschäfts bei Klagerhebung eine Wiederholungsgefahr vorgelegen hat, kann offen bleiben. Für den Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung vor dem Senat kann sie jedenfalls nicht mehr festgestellt werden. Der Kläger hält jedoch auch insoweit an seinem Verbotsantrag fest und hat keine Erledigung der Hauptsache erklärt.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="31"/>
Auch hier ist zu beachten, dass die Beklagte alles unternommen hat, was eine vielleicht auch nur versehentliche Berufung auf die beanstandeten Klauseln verhindert. Insbesondere folgt der Senat der Beweiswürdigung des Landgerichts, dass nach Abschluss des Treuhandverfahrens an alle Versicherungskunden, deren Verträgen die beanstandeten Klauseln zugrunde lagen, die Mitteilung gemäß Muster Anlageheft 267-271 versandt wurden, die die beanstandeten Klauseln aufführen und diese eindeutig als unwirksam bezeichnen. Dass diese Mitteilung im Zusammenhang mit der Benachrichtigung über ein rechtlich problematisches Treuhandverfahren erfolgte, spielt für die Frage der Wiederholungsgefahr keine Rolle. Entscheidend ist vielmehr, dass die Beklagte ihren Versicherungsnehmern freiwillig und zweifelsfrei das Instrument in die Hand gegeben hat, sich gegen die Verwendung der beanstandeten Klausel zu wehren. Wer sich so verhält, begründet auch die Vermutung, dass er sich im Massengeschäft nicht doch wieder auf die alten Bedingungen zurückzieht. Hierin liegt auch der Unterschied zu dem im Urteil des OLG Stuttgart vom 6.4.2001 - 2 U 175/00 - behandelten Rundschreiben eines anderen Versicherers, das die gerichtliche Unwirksamkeitsfeststellung verharmlost mit der Wendung "nicht verständlich genug formuliert" und zudem hervorhebt, "inhaltliche oder materielle Änderungen" seien "mit den neuen Formulierungen" nicht verbunden. Eine solche Erklärung müsste wohl als weiteres Berufen auf die unwirksamen Klauseln gewertet werden, zumindest aber würde sie die Gefahr begründen, dass bei der Abwicklung von Versicherungsverhältnissen doch wieder auf die in Wahrheit unverbindliche Regelung zurück gegriffen wird. Die Beklagte ist dieser Gefahr jedoch mit der Mitteilung der Unwirksamkeit hinreichend entgegengetreten. Ob das an alle betroffenen Versicherungsnehmer gerichtete Rundschreiben diese auch ausnahmslos erreicht hat, kann offen bleiben, weil lediglich die Beklagte sich auf die alten Klauseln berufen könnte, diese aber davon ausgehen muss, dass der jeweilige Kunde das Rundschreiben erhalten hat. Dass die Beklagte zudem mit dem wachsamen Auge des Klägers hier ebenso rechnen muss wie bei Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung und eine weitere Verwendung bzw. ein Berufen nachteilige Folgen für die Beklagte zeitigte, spielt bei der Beurteilung nur eine untergeordnete Rolle.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="32"/>
Für die Entscheidung über das streitgegenständliche Begehren des Klägers ist es ferner ohne Bedeutung, ob die neuen Bedingungen der Beklagten im Weg des Treuhandverfahrens zum verbindlichen Vertragsbestandteil gemacht werden konnten, ob die Verträge wegen einer Lücke der ergänzenden Auslegung bedürfen oder ob die Unwirksamkeit der Klauseln - wie der Kläger meint - eine Vertragslücke gar nicht öffnet. Die Art der Einbeziehung neuer Klausel gemäß § 172 Abs. 2 VVG kann nicht im Wege der Klage nach § 1 UklaG überprüft werden (BGH VersR 2002, 1498). Nicht zu erörtern ist ferner die Frage, ob und gegebenenfalls wie die Beklagte im Bestandsgeschäft einen Ausgleich für die bei Vertragsschluss unzureichende Information der Versicherungsnehmer schaffen muss.
</td></tr></table>
<table><tr><td>D.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="33"/>
Der Senat kann ohne Anhörung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen entscheiden. Nach § 8 Abs. 2 Nr. 1UKlaG (bislang § 16 AGBG) ist deren Anhörung im Verfahren nach § 1 UklaG vorgesehen. Dies gilt allerdings nur dort, wo die Wirksamkeit einer Klausel zur Entscheidung steht. Diese Frage ist in den Entscheidungen des Bundesgerichtshofs jedoch bereits beantwortet. Hier geht es allein um die tatsächliche Frage einer Wiederholungsgefahr (vgl. auch Palandt, a.a.O., UKlaG § 8 Rdn. 6).
</td></tr></table>
<table><tr><td>III.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="34"/>
Die Entscheidung über die Kosten folgt aus § 97 ZPO. Die Entscheidung über die Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 711, 108 Abs. 1 Satz 2 ZPO.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="35"/>
Gründe für eine Zulassung der Revision gemäß § 543 Abs. 2 ZPO liegen entgegen der Anregung des Klägers nicht vor. Die Entscheidung beruht auf den festgestellten Besonderheiten des vorliegenden Falls. Die grundsätzlichen Fragen der Wiederholungsgefahr bei der Verwendung unwirksamer Klausel sind höchstrichterlich geklärt. Der Senat weicht bei seiner Entscheidung auch nicht von Entscheidungen des Bundesgerichtshofes oder anderer Oberlandesgerichte ab.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,302
|
lg-karlsruhe-2003-02-19-1-s-17202
|
{
"id": 135,
"name": "Landgericht Karlsruhe",
"slug": "lg-karlsruhe",
"city": 42,
"state": 3,
"jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
"level_of_appeal": "Landgericht"
}
|
1 S 172/02
| 2003-02-19T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:37
| 2019-01-17T11:52:11
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des Amtsgerichts Bruchsal vom 21.08.2002 – 3 C 265/01 – abgeändert:</p>
<p/>
<p>1. Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, die Klägerin von der (restlichen) Mietwagenforderung der Firma Autohaus ..., <noindex>...straße</noindex> ..., Rechnungs-Nr. ..., vom 04.05.2001 in Höhe von 1.246,99 EUR (= 2.438,90 DM) freizustellen.</p>
<p>2. Von den Kosten des Rechtsstreits erster Instanz trägt die Klägerin 34%, die Beklagten tragen 66%. Die durch die Säumnis der Beklagten seit dem Verhandlungstermin vom 09.10.2001 veranlassten Mehrkosten tragen die Beklagten als Gesamtschuldner. Die Beklagten tragen die Kosten der Berufung.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p/>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Die – zulässige – Berufung ist begründet:</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Die Kammer nimmt Bezug auf die tatsächlichen Feststellungen der angegriffenen Entscheidung, soweit nicht nachfolgend Änderungen oder Ergänzungen dargestellt sind (§ 540 Abs. 1 ZPO).</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Das Amtsgericht hat in der angegriffenen Entscheidung ausgeführt, dass der zuletzt gestellte Klageantrag auf Freistellung von den Mietwagenkosten nicht begründet sei. Es bestehe zwar grundsätzlich ein Anspruch auf Freistellung von der Forderung der Mietwagenfirma, soweit diese berechtigt sei und der Schädiger gegenüber dem Geschädigten zu einem Schadensausgleich verpflichtet sei. Der Mietvertrag zwischen der Klägerin und der Firma ... sei jedoch wegen Verstoßes gegen das Rechtsberatungsgesetz nichtig, so dass lediglich ein Bereicherungsanspruch der Firma ... gegen die Klägerin gegeben sei, der durch die bereits geleistete Zahlung auf die Mietwagenkosten erfüllt sei. Die Firma ... habe durch ihre über die vertraglich geschuldeten Leistungen hinausgehende Hilfe bei der Unfallschadensregulierung gegen Artikel 1 § 1 RBerG verstoßen. Dieser Verstoß führe zur Nichtigkeit gemäß § 134 BGB. Nach der herrschenden Rechtsprechung liege bei der Unfallhilfe ein Verstoß gegen Artikel 1 § 1 RBerG vor, wenn die Unfallhilfe die Entlastung des Geschädigten von der gesamten, auch rechtlichen Schadensabwicklung bezwecke. Die Information der Klägerin durch die Firma ... und deren Zusammenwirken mit den klägerischen Prozessbevollmächtigten und dem Sachverständigen sei darauf gerichtet gewesen, der Geschädigten die Schadensabwicklung und hierbei auch die rechtliche Durchsetzung ihrer Ansprüche im Wesentlichen abzunehmen. Die Firma ... habe damit nicht nur rechtliche Angelegenheiten, die mit ihrem Gewerbebetrieb im unmittelbarem Zusammenhang gestanden hätten, erledigt, sondern fremde Rechtsangelegenheiten besorgt. Für die Annahme eines derartigen Verstoßes reiche bereits die Beauftragung des Gutachters durch die Firma ... aus, weil die eigenständige Begründung von Vertragsverhältnissen zu Gunsten eines Dritten stets die Besorgung von dessen Rechtsangelegenheiten darstelle und jedenfalls die Beauftragung eines Gutachters eine Beziehung begründe, die wesentlich auch von Vertrauen geprägt sei und demgemäß eine entschieden rechtliche Ausgestaltung verlange.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Die Kammer nimmt zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug auf die Gründe der angegriffenen Entscheidung.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>3.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Auf das Berufungsvorbringen war einen Abänderung des Urteils geboten.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts ist der zwischen der Klägerin und der Firma ... angeschlossene Mietvertrag nicht wegen eines Verstoßes gegen Artikel 1 § 1 RBerG nichtig. Nach der Rechtsprechung des BGH (vgl. BGH NJW, 2000, 2108 ff.) liegt eine – erlaubnispflichtige – Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten im Sinn des Artikel 1 § 1 RBerG vor, wenn eine geschäftsmäßige Tätigkeit darauf gerichtet und geeignet ist, konkrete fremde Rechtsangelegenheiten zu verwirklichen oder konkrete fremde Rechtsverhältnisse zu gestalten. Zur Abgrenzung erlaubnisfreier Geschäftsbesorgung von erlaubnispflichtiger Rechtsbesorgung ist, weil eine Besorgung fremder Geschäfte außer mit wirtschaftlichen Belangen vielfach auch mit rechtlichen Vorgängen verknüpft ist, auf den Kern und den Schwerpunkt der Tätigkeit abzustellen. Es ist danach zu fragen, ob die Tätigkeit überwiegend auf wirtschaftlichem Gebiet liegt und die Wahrnehmung wirtschaftlicher Belange bezweckt oder ob die rechtliche Seite der Angelegenheit im Vordergrund steht und es wesentlich um die Klärung rechtlicher Verhältnisse geht. Für die Einstufung als erlaubnispflichtige Rechtsbesorgung kann in Anbetracht der Tatsache, dass nahezu alle Lebensbereiche rechtlich durchdrungen sind und kaum eine wirtschaftliche Betätigung ohne rechtsgeschäftliches Handeln möglich ist oder ohne rechtliche Wirkung bleibt, nicht allein auf die rechtlichen Formen und Auswirkungen des Verhaltens abgestellt werden. Es bedarf vielmehr einer abwägenden Beurteilung des jeweils beanstandeten Verhaltens danach, ob es sich hierbei um Rechtsbesorgung handelt oder ob es um eine Tätigkeit geht, welche von anderen Dienstleistern erfüllt werden kann, ohne dass die Qualität der Dienstleistung oder die Funktionsfähigkeit der Rechtspflege und die zu ihrer Aufrechterhaltung benötigten Rechtsberater beeinträchtigt werden. Würde jede eigenständige Begründung von Vertragsverhältnissen für Dritte, die sich nicht – wie bei den Bargeschäften des täglichen Lebens – im einmaligen sofortigen Leistungsaustausch erschöpft oder die sonst unerhebliches Gewicht hat, als erlaubnispflichtige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten angesehen, so wären weite Bereiche des stellvertretenden Handelns, mit dem seit jeher und anstandslos erlaubnisfrei Geschäften des Vertretenen besorgt werden, durch das Rechtsberatungsgesetz blockiert. Das entspricht nicht dem Sinn und Zweck des Gesetzes. Maßgebend ist, ob der Auftraggeber eine besondere rechtliche Prüfung von Geschäftsinhalt oder Geschäftsrisiken ausdrücklich wünscht oder zumindest erkennbar erwartet. Ist beim Abschluss von Verträgen für Dritte eine besondere rechtliche Prüfung weder verkehrsüblich noch im Einzelfall offensichtlich geboten oder vom Auftraggeber ausdrücklich gewünscht, so entbehrt die Geschäftsbesorgung in der Regel der Besonderheiten einer Rechtsbesorgung.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Unter Heranziehung dieser Gesichtspunkte kann im vorliegenden Fall nicht von einer unerlaubten Rechtsbesorgung durch die Firma ... ausgegangen werden. Im Gegensatz zu dem im Rahmen unerlaubter Unfallhilfe regelmäßig auftretenden Sachverhalt, dass der Geschädigte Schadensersatzforderungen an die Unfallhelfer abtritt, und diese von diesen für ihn geltend gemacht werden, hat sich die Tätigkeit der Firma ... im vorliegenden Fall darauf beschränkt, der Klägerin ein Mietfahrzeug zu vermieten, ihr auf ihren ausdrücklichen Wunsch einen Rechtsanwalt zu empfehlen, bei diesem eine Prozessvollmacht per Fax anzufordern, die, nach dem Ausfüllen durch die Klägerin, an diesen zurückgefaxt wurde, ihr beim Ausfüllen des Unfallberichtes behilflich zu sein, einen Sachverständigen zu beauftragen und das Fahrzeug zu reparieren. Damit hat die Firma ... zwar einen großen Bereich notwendiger Tätigkeiten im Anschluss an einen Verkehrsunfall für die Geschädigte übernommen, doch handelte es sich dabei stets um Tätigkeiten, bei denen nicht die rechtliche Seite der Angelegenheit im Vordergrund stand und es auch nicht um die Klärung rechtlicher Verhältnisse ging. Die Bereitstellung von Büromaterial, Schreibkraft, Telefon und Fax ist eine rein tatsächliche Hilfeleistung, ebenso wie die Empfehlung eines Rechtsanwaltes auf den ausdrücklichen Wunsch eines Kunden. Auch die Beauftragung eines Sachverständigen erfordert im Regelfall bei einem Verkehrsunfall zur Schadensschätzung keine besondere rechtliche Prüfung, eine solche wird auch von Auftraggeber üblicherweise nicht erwartet, so dass auch hierin eine Rechtsbesorgung nicht gesehen werden kann. Ein kollusives Zusammenwirken zwischen den Prozessbevollmächtigten der Klägerin und der Firma ... zum Nachteil der Klägerin ist weder dargetan noch ersichtlich. Dass die weitere Regulierung des Verkehrsunfallschadens für die Klägerin seitens ihres späteren Prozessbevollmächtigten erfolgte, ist Kern seiner Mandatierung und führt nicht zu einer Nichtigkeit des Mietvertrages, dessen Tätigkeit kann auch der Firma ... nicht als eigene zugerechnet werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Da die Anmietung eines Ersatzfahrzeuges nach einem Verkehrsunfall regelmäßig in einem so frühen Stadium erfolgt, dass die Geschädigten einen Anwalt noch gar nicht eingeschaltet haben, hätte auch ein im Sinne des amtsgerichtlichen Urteils "neutraler" Rechtsanwalt den möglichen Interessenkonflikt zwischen der Geschädigten und dem Vermieter nicht verhindern können. Dass bei der späteren Feststellung eines möglichen Interessenkonfliktes zwischen der Geschädigten und dem Mietwagenunternehmen der Rechtsanwalt nur die Interessen des Geschädigten wahrnehmen darf, ist ein Sachverhalt, der dem Regime des anwaltlichen Berufsrechtes unterliegt, jedoch nicht über die Anwendung des Rechtsberatungsgesetzes zu verhindern ist.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Zutreffend hat das Amtsgericht festgestellt, dass sich der klägerische Anspruch auf Ersatz des unfallbedingt entstandenen Schadens aus den §§ 7, 17, 18 StVG, § 3 Pflichtversicherungsgesetz ergibt, der Umfang des Schadensersatzanspruches richtet sich nach § 249 Satz 2 BGB. Hiernach darf der Geschädigte vom Schädiger den Geldbetrag verlangen, der zur Herstellung des Zustandes erforderlich ist, wie er ohne das schädigende Ereignis bestanden haben würde. Die Herstellung umfasst auch die Anmietung eines Ersatzfahrzeuges, sofern der Geschädigte hierzu zum Ausgleich des Nutzungsausfalls infolge des schädigenden Ereignisses befugt war. Wenn, wie hier, die Mietwagenrechnung noch nicht bezahlt ist, besteht auch ein Anspruch auf Freistellung von der Forderung der Mietwagenfirma, soweit diese berechtigt ist und der Schädiger gegenüber dem Geschädigten zu einem Schadensausgleich verpflichtet ist.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>Zwischen der Klägerin und der Firma ... war wirksam ein Mietvertrag über die Anmietung des Ersatzfahrzeuges zustande gekommen. Auch wenn in der schriftlichen Fassung des Mietvertrages die Miethöhe nicht festgehalten war, ist der Vertrag nicht wegen eines offenen Einigungsmangels nichtig, da für das Zustandekommen eines Mietvertrages, die Einigung über eine entgeltliche Überlassung genügt, auch wenn deren Höhe nicht vereinbart ist (vgl. Palandt, BGB, 62. Auflage, § 535 Randziffer 74 m. w. N.). Die Entgeltlichkeit ergibt sich aus den Ausführungen im Mietvertrag, wonach der Mietpreis aus einer Grundgebühr und einer Gebühr für jeden gefahrenen Kilometer besteht. Allerdings war nicht, wie im Formular vorgesehen, die Höhe nebenstehend angegeben worden. Da die Klägerin bei ihrer Anhörung vor dem Amtsgericht jedoch äußerte, dass über Mietpreise gesprochen worden sei, kann an einer entgeltlichen Überlassung des Fahrzeuges nicht gezweifelt werden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Nach der Anhörung der Klägerin steht darüber hinaus fest, dass der Mietvertrag zu dem von der Firma ... angebotenen Unfallersatztarif der Gruppe 2 zustande gekommen ist. Die Klägerin hat bei ihrer Anhörung nämlich angegeben, dass über Preise gesprochen worden sei, es sei ihr nicht aufgefallen, dass diese im Vertrag nicht festgehalten worden seien, es sei ihr lediglich darauf angekommen, so schnell wie möglich einen Mietwagen zur Verfügung zu haben, da sie sich auf dem Weg zum Büro befunden habe und noch in der Probezeit gewesen sei. Sie sei der Auffassung gewesen, an dem Unfall unschuldig gewesen zu sein. Dies spricht dafür, dass die Klägerin mit Unterzeichnung des Mietvertrages konkludent in den Unfallersatztarif der Firma ... einwilligte, da es ihr auf die Höhe der Miete sowohl wegen der Dringlichkeit des Anliegens als auch auf Grund der Überzeugung, dafür letztendlich nicht einstehen zu müssen, nicht ankam. Aber auch wenn man wegen des Fehlens einer ausdrücklichen Vereinbarung zur Höhe des Mietzinses davon ausgeht, dass damit ein angemessener oder ortsüblicher Mietzins vereinbart worden ist (vgl. BGH NJW 02, 3016 <3018>), führt dies nicht zu einem anderen Ergebnis. Ortsüblich ist nach Kenntnis der Kammer im Gerichtsbezirk beim Unfall-Ersatzwagen-Geschäft, dass unfallgeschädigten Verkehrsteilnehmern allein der Unfallersatztarif angeboten wird. Mit der Vorlage von Vergleichspreisen aus den Unfallersatztarifen sechs anderer örtlicher Anbieter hat die Klägerin auch nachgewiesen, dass der geforderte Tarif der Firma ... sich im Bereich der üblichen Tarife bewegt und damit angemessen ist. Die in Rechnung gestellten Mietwagenkosten der Firma ... betrugen 4.529,80 DM. Die Klägerin hat durch die Vorlage von Vergleichspreisen von weiteren 6 Mietwagenfirmen in ... und dessen Umgebung belegt, dass bei einer Anmietung dort der Mietwagenpreis zwischen 4.145,14 DM und 4.617,96 DM geschwankt habe. Der in Rechnung gestellte Preis bildet demnach das vertraglich geschuldete Entgelt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>Der Klägerin steht damit ein Freistellungsanspruch in der von ihr begehrten Höhe zu. Es kann der Klägerin nicht entgegengehalten werden, dass sie vor Abschluss des Mietvertrages nicht mindestens 2 Vergleichsangebote eingeholt hat, um die Angemessenheit des vorgeschlagenen Tarifes zu überprüfen, da sich ein etwaiger Verstoß gegen Erkundigungspflichten nicht ausgewirkt hätte.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Auch die Dauer der Anmietung von 22 Tagen ist nicht zu beanstanden. Nach dem vorliegenden Sachverständigengutachten schätzte der Sachverständige die Reparaturdauer auf 12 - 14 Arbeitstage. Die Klägerin hat substantiiert dargelegt, dass nach dem Unfall am 05.04.2001 – einem Donnerstag – auf Grund der Wochenenden, der Feiertage – Karfreitag und Ostermontag – der 14. Arbeitstag, ausgehend von einem Reparaturbeginn am Unfalltag, am 26.04.2001 lag, dem Tag der Rückgabe des Mietwagens.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Die Klägerin hat in ihre Berechnung bereits einen Abzug von ersparten Eigenaufwendungen in Höhe von 10% der Mietwagenkosten eingestellt. Nachdem die Kammer in ständiger Rechtsprechung in Übereinstimmung mit dem OLG Karlsruhe den Abzugsbetrag gemäß § 287 Abs. 1 ZPO auf 5% schätzt (vgl. Urteil vom 20.02.2002 – 1 S 140/01 – ; Urteil vom 11.09.2002 – 1 S 54/02 –), führte auch die Berücksichtigung der Vorteilsausgleichung nicht zu einer Reduzierung des Betrages.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
<table><tr><td>4.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 97 Abs. 1, 91, 91 a, 269, 344 ZPO, die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit auf §§ 708 Ziffer 10, 713 ZPO.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Es lagen keine Gründe vor, gemäß § 543 Abs. 2 ZPO die Revision zuzulassen.</td></tr></table>
<table><tr><td/></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,304
|
olgstut-2003-02-19-13-u-1902002-13-u
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
"jurisdiction": null,
"level_of_appeal": "Oberlandesgericht"
}
|
13 U 190/2002; 13 U 190/02
| 2003-02-19T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:37
| 2019-02-12T13:09:54
|
Beschluss
|
<h2>Tenor</h2>
<p>Der Antrag des Beklagten vom 27.12.2002 auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für das Berufungsverfahren wird zurückgewiesen.</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> </td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="1"/>
Die Berufung des Beklagten hat nach dem bisherigen Vorbringen der Parteien keine hinreichende Aussicht auf Erfolg.
</td></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="2"/>
Die vom Beklagten gerügte Rechtsverletzung durch unrichtige Anwendung des materiellen Rechts liegt nicht vor.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="3"/>
Dem Kläger steht der durch Urteil des Landgerichts Heilbronn vom 25.10.2002 zuerkannte Anspruch gegen den Beklagten in Höhe von EUR 14.014,29 zuzüglich zugesprochener Zinsen aus Pachtvertrag zu.
</td></tr></table>
<table><tr><td>a)</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="4"/>
Der Beklagte ist verpflichtet, an den Kläger rückständigen Pachtzins gemäß § 581 BGB für die Monate Februar 2002, April 2002 (teilweise) und Mai - September 2002 zu zahlen, der sich unstreitig insgesamt auf EUR 13.601,87 beläuft.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="5"/>
Zu Recht kommt das Landgericht zu dem Ergebnis, daß dem Beklagten weder Gewährleistungsrechte auf Minderung (§§ 581, 536 BGB, § 536 b BGB analog i.V.m. Artikel 229 § 3 EGBGB) oder auf Schadensersatz (§§ 581, 536 a BGB, § 536 b BGB analog i.V.m. Artikel 229 § 3 EGBGB) zustehen, noch dass das Pachtverhältnis durch die fristlose Kündigung des Beklagten vom 30.4.2002 (§§ 581, 543 Abs. 2 BGB, § 536 b BGB analog i.V.m. Artikel 229 § 3 EGBGB) beendet worden ist. Deshalb steht dem Beklagten auch keine Forderung auf Ersatz von Sachverständigenkosten in Höhe von EUR 1.139,00 zu, mit denen er die Aufrechnung gegen die Pachtzinsforderung erklärt hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="6"/>
Dabei kann dahingestellt bleiben, ob die vom Beklagten mit Anwaltsschriftsatz vom 9.4.2002 behaupteten Umstände vorliegen und als Mängel zu bewerten sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="7"/>
Mit dem Landgericht kann auch dahingestellt bleiben, ob der Beklagte entsprechend dem Vortrag des Klägers bereits bei Vertragsschluß Kenntnis von diesen Umständen hatte oder ob er diese Kenntnis erst danach erlangt hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="8"/>
Im ersten Fall folgt der Ausschluß der Gewährleistungsrechte und des Kündigungsrechtes aus der unmittelbaren Anwendung des § 536 b BGB. Im zweiten Fall folgt dies aus dem Gesichtspunkt des Verzichts in analoger Anwendung des § 536 b BGB.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="9"/>
Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zu § 539 BGB a.F. führt die vorbehaltslose Zahlung des Mietzinses über eine längere Zeit in Kenntnis eines nach Übergabe der Mietsache entstandenen Mangels zu einem Verlust des Gewährleistungsrechts und des Rechtes zur fristlosen Kündigung. Denn der Mieter gibt hierdurch zu erkennen, daß ihm die Mietsache trotz ihrer Mangelhaftigkeit den vereinbarten Preis wert ist und er die Gewährleistungsrechte in Zukunft nicht geltend machen werde (BGH NJW 1997, Seite 2674).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="10"/>
Bei dieser Rechtsprechung hat es nach Auffassung des Senates auch nach der Reform des Mietrechtes zu verbleiben, wobei für die Zeit ab 1.9.2001 an die Stelle des § 539 BGB a.F. analog nunmehr § 536 b BGB analog getreten ist. Zum einen sind sich § 539 BGB a.F. und § 536 b BGB n.F. inhaltlich gleich. Zum anderen hat der Gesetzgeber in Kenntnis dieser Rechtsprechung anläßlich der Reform des Mietrechts keine anderweitige Regelung getroffen (OLG Naumburg, NJW 2002, Seite 1132; OLG Celle, NJW 2002, Seite 657).
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="11"/>
Der Beklagte hat vorbehaltslos über 7 Monate hinweg (Juli 2001 - Januar 2002) den Pachtzins bezahlt, obwohl er zumindest seit 6 Monaten, nämlich ab 1.8.2001 Kenntnis von den Mängeln hatte.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="12"/>
Soweit der Beklagte Mängel an der Kücheneinrichtung rügt, betrifft dies lediglich die Kapazität, nicht aber die Funktionsfähigkeit der einzelnen Geräte (Schriftsatz des Beklagtenvertreters vom 11.2.2003, dort Seite 3). Soweit der Beklagte die Kapazität in räumlicher Hinsicht sowie die Kücheneinrichtung insbesondere nach Art und Anzahl der einzelnen Geräte meint, kann nach allgemeiner Lebenserfahrung davon ausgegangen werde, dass dies der Beklagte anlässlich der Besichtigungen vor Vertragsabschluß, der am 22.5.2001 stattfand, wahrgenommen hat, weil diese Umstände ohne weiteres erkennbar und für den Betreiber einer Gaststätte bei der Entscheidung zum Abschluss des Pachtvertrages von erheblicher Bedeutung sind. Von einem erfahrenen Gastwirt, der nach eigenem Vortrag hochwertige Gastronomie in den Pachträumen betreiben wollte, kann aber auch angenommen werden, dass er -wenn nicht schon bei Besichtigung anläßlich des Vertragsabschlusses- spätestens anläßlich der Vorbereitungen zur Eröffnung, die nach dem Vortrag des Beklagten am 1.8.2001 stattgefunden hat, die Leistungsfähigkeit der einzelnen Geräte in technischer Hinsicht wahrgenommen hat. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Beklagte nach dem Inhalt des Parteigutachtens des Sachverständigen B., das er ausdrücklich zum Gegenstand seiner Berufungsbegründung gemacht hat, bereits seit Juni 2001 das Pachtobjekt genutzt hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="13"/>
Auch hinsichtlich der Feuchtigkeit im Kellerraum muss davon ausgegangen werden, dass der Beklagte diese spätestens im Zeitpunkt der Eröffnung gekannt hat. Dafür spricht, dass der Beklagte selbst vorträgt, dass das Wasser buchstäblich die Wände herunterrann (Seite 5 des Schriftsatzes des Beklagtenvertreters vom 11.2.2003). Zwar behauptet er, dass dies erst lange Zeit (wie lange?), nach dem das Objekt von ihm betrieben worden sei, eingetreten sei, während er anfangs lediglich einen leichten Feuchtigkeitsgeruch wahrgenommen habe. Das Vorbringen des Beklagten ist jedoch insoweit widersprüchlich. Ohne besondere Umstände, die zum Beispiel in baulichen Veränderungen im Gebäude oder an den Außenanlagen bestehen können, treten derart massive Feuchtigkeitseinwirkungen in einem alten Gewölbekeller nicht erst nach "langer Zeit" ein. Solche besonderen Umstände hat der Beklagte nicht dargelegt. Angesichts dieser Sachlage muss nach allgemeiner Lebenserfahrung der Schluss gezogen werden, dass die Feuchtigkeitseinwirkungen im wesentlichen von Anfang bestanden.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="14"/>
Mit dem Landgericht muss auch davon ausgegangen werden, dass es dem Beklagten spätestens im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Lokals aufgefallen ist, dass für das Lokal kein separater Stromzähler vorhanden war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="15"/>
Die behauptete Gefährdung des Betriebs der Gartenwirtschaft durch die Fachwerkwand des angrenzenden Nachbargebäudes war dem Beklagten spätestens seit Mitte Juli 2001 bekannt. Im Parteigutachten des Sachverständigen B., dessen Inhalt der Beklagte ausdrücklich zum Gegenstand seiner Berufungsbegründung gemacht hat, geht hervor (Bl. 80 d.A.), dass schon Mitte Juli 2001 ein Feld aus dem Fachwerk herausgebrochen war.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="16"/>
Dass dem Beklagten die Mietsache trotz der behaupteten Mängel den vereinbarten Preis wert ist und er keine Gewährleistungsrechte geltend machen will, wird im übrigen auch daran deutlich, dass er sich zur Begründung seiner Zahlungsverweigerung für den Monat Februar nicht auf die Mängel bezogen hat (vgl. Schreiben des Beklagten vom 24.1.2002 in Anlage K 2). Vielmehr hat der Beklagte erstmals durch Schreiben seines Prozessbevollmächtigten vom 9.4.2002 Mängel geltend gemacht. Der aus den Akten deutlich gewordene Verlauf des Pachtverhältnisses, insbesondere das Schreiben des Beklagten vom 24.1.2002 lässt den Schluss zu, dass die geschäftlichen Erwartungen des Beklagten enttäuscht worden sind und er nach dem vergeblichen Versuch, im Einvernehmen mit dem Kläger aus dem Pachtverhältnis auszuscheiden, ihm bekannte Mängel herangezogen hat, um eine fristlose Kündigung zu rechtfertigen. Dies wird auch dadurch deutlich, dass der Beklagte im Schreiben seines Prozessbevollmächtigten eine so kurze Frist zur Mängelbeseitigung setzen ließ, die keinesfalls vom Kläger hätte erfüllt werden können, dass nicht von einem ernsthaften Interesse des Beklagten an der Mängelbeseitigung ausgegangen werden kann, zumal er zu diesem Zeitpunkt (9.4.2002) nach seinem eigenen Vortrag die Gaststätte schon geschlossen hatte.
</td></tr></table>
<table><tr><td>b)</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="17"/>
Der Beklagte ist verpflichtet, an den Kläger Nebenkosten für Wasser in Höhe von EUR 412,45 zu zahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="18"/>
Der Beklagte hat sich in § 5 des Pachtvertrages verpflichtet, an den Kläger die Betriebskosten für Wasser zu bezahlen.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="19"/>
Der Kläger hat mit Schreiben vom 24.10.2001, vom 14.2.2002 und 10.6.2002 (Anlagen K 7-9) entsprechende Abrechnungen erteilt, die zusammen den Betrag vom EUR 412,45 ergeben und bisher vom Beklagten nicht bezahlt worden sind.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="20"/>
Entgegen der Auffassung des Beklagten sind die geltendgemachten Nebenkosten fällig. Zu Unrecht beruft sich der Beklagte darauf, dass die Abrechnungen nicht prüfbar und nicht nachvollziehbar seien.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="21"/>
Die von der Rechtsprechung aufgestellten Anforderungen an Nebenkostenabrechnungen (beispielsweise KG NJW-RR 1998, Seite 1305), die auf der Anwendung von § 259 BGB beruhen, sind erfüllt. Aus den Abrechnungen geht der Abrechnungszeitraum, der Verbrauch, der Einzelpreis und die zu zahlende Summe hervor. Die Abrechnungen sind in sich prüfbar und nachvollziehbar. Dass die jeweils abgelesenen Wasserzählerstände, aus denen der Kläger den Verbrauch errechnet hat, falsch seien, hat der Beklagte nicht behauptet. Soweit sich seine Rüge auf den Einzelpreis für den verbrauchten Kubikmeter Wasser oder die monatliche Grundgebühr bezieht, hat er keinen Anspruch auf Übersendung der dem Kläger vom Versorger übersandten Rechnung. Er kann allenfalls auf seine Kosten die Anfertigung von Fotokopien verlangen (Bub/Treier, Hb. der Wohnraum- und Geschäftsraummiete, 2. Aufl., III Rdnr. 50). Ein entsprechendes Verlangen hat der Beklagte nicht behauptet.
</td></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="22"/>
Soweit der Beklagte eine Rechtsverletzung wegen eines Verfahrensfehlers rügt, kann dahingestellt bleiben, ob der Beklagte in seinem rechtlichen Gehör dadurch verletzt worden ist, dass das Landgericht mit dem angegriffenen Urteil eine überraschende Entscheidung erlassen hat.
</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td>
<rd nr="23"/>
Selbst im Falle des vom Beklagten vorgetragenen Verfahrensfehlers hätte dieser nicht zu einer inhaltlichen Unrichtigkeit des Urteiles des Landgerichts geführt. Auch wenn der Beklagte den Vortrag in seiner Berufungsbegründung auf einen entsprechenden Hinweis des Landgerichts bereits in erster Instanz vorgebracht hätte, hätte dies nicht zu einer anderen als der vom Landgericht vorgenommenen Bewertung der Rechtslage geführt.
</td></tr></table>
</td></tr></table>
|
|
132,305
|
olgstut-2003-02-19-3-u-13502
|
{
"id": 147,
"name": "Oberlandesgericht Stuttgart",
"slug": "olgstut",
"city": null,
"state": 3,
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}
|
3 U 135/02
| 2003-02-19T00:00:00
| 2019-01-07T10:14:38
| 2019-02-12T13:09:54
|
Urteil
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<h2>Tenor</h2>
<p>1. Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil der 25. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart vom 5.7.2002 (25 O 68/01) wird</p>
<p>zurückgewiesen.</p>
<p>2. Der Beklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>
<p>3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.</p>
<p>Der Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht der Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>
<p>4. Die Revision wird zugelassen.</p>
<p>Berufungsstreitwert: 44.993,69 EUR</p>
<h2>Gründe</h2>
<table><tr><td> </td><td> <table><tr><td>I.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>1 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="1"/>Der Kläger verlangt vom Beklagten Rückzahlung des von ihm für einen Pkw Mercedes-Benz S 500 L gezahlten Kaufpreises - abzüglich bereits bezahlter 10.000,00 DM - in Höhe von 44.993,69 EUR (88.000,00 DM). Wegen des Sach- und Streitstandes in erster Instanz wird auf die tatsächlichen Feststellungen im landgerichtlichen Urteil Bezug genommen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>2 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="2"/>Das Landgericht hat der Klage - abgesehen von einer geringfügigen Kürzung beim Zinsanspruch - stattgegeben. Es hat angenommen, dass der Beklagte seine Rechtsverschaffungspflicht im Sinne von § 434 BGB nicht erfüllt habe, sodass sich der Kläger auf § 440 Abs. 1 BGB berufen könne. Der Beklagte habe im eigenen und nicht in fremdem Namen einen Kaufvertrag mit dem Kläger geschlossen, welcher wirksam sei. Der Kläger habe ein Rücktrittsrecht aufgrund der Beschlagnahme des Fahrzeugs. In dieser strafrechtlichen Beschlagnahme, welche u.a. auch der Sicherung des Verfalls gedient habe, sei ein Rechtsmangel zu sehen. Die Frage, ob der Kläger sein Rücktrittsrecht daraus herleiten könne, dass der Beklagte ihm kein Eigentum an dem Fahrzeug verschafft habe, da dieses dem Eigentümer gestohlen worden sei, könne unbeantwortet bleiben. Wegen der weiteren Einzelheiten der Begründung wird auf die Entscheidungsgründe des Urteils des Landgerichts verwiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>3 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="3"/>Gegen dieses den Prozessbevollmächtigten des Beklagten am 29.7.2002 zugestellte Urteil hat der Beklagte am 7.8.2002 Berufung eingelegt und diese nach Verlängerung der Berufungsbegründungsfrist bis zum 30.10.2002 am 24.10.2002 begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>4 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="4"/>Der Beklagte, der mit der Berufung seinen Klagabweisungsantrag weiterverfolgt, macht zur Begründung seiner Berufung im Wesentlichen geltend:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>5 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="5"/>Der Auffassung des Landgerichts, dass die Beschlagnahme des Fahrzeugs zu einem Mangel nach § 434 BGB mit der Rechtsfolge des § 440 Abs. 1 BGB führe, könne nicht gefolgt werden. Unzutreffend gehe das Landgericht von einer Beschlagnahme gemäß §§ 94, 98 Abs. 2, 111 b, 111 c, 111 e StPO i.V.m. § 73 StGB aus. Ein Sachverhalt, der die Annahme einer Beschlagnahme zum Zwecke der Sicherstellung rechtfertige, liege nicht vor, im Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt sei kein diese Maßnahme rechtfertigender Sachverhalt dargetan und in seiner Begründung zwar klargestellt, dass die Sicherstellung des Pkw erfolge, da er als Beweismittel für das Verfahren von Bedeutung sein könne, die in diesem Beschluss zugleich angesprochenen Voraussetzungen des Verfalls aber nicht dargelegt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>6 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="6"/>Das Landgericht habe den Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt mit der Maßgabe aufrechterhalten, dass die Voraussetzungen der Beschlagnahme im Sinne der §§ 94 ff StPO vorlägen. Aus der weiteren Begründung des Beschlusses des Landgerichts ergebe sich unzweideutig, dass das Fahrzeug letztlich nicht eingezogen, sondern seinem Eigentümer zurückgegeben werden sollte. Aus der Begründung des Landgerichts ergebe sich, dass die Sicherstellung zum Zwecke der Wiederherstellung der zivilrechtlichen Rechtslage erfolgt sei, also Einziehung oder Verfall nicht in Rede gestanden seien. Nachdem das Ermittlungsverfahren gegen den Kläger und den Beklagten mangels Tatverdachts eingestellt worden sei, seien die Voraussetzungen einer Verfallerklärung in Wegfall geraten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sei eine Verfallerklärung in Bezug auf die Streitparteien nicht mehr möglich gewesen, sie hätte, für den Fall ihres Fortbestehens, aufgehoben werden müssen. Hierauf komme es streitentscheidend jedoch deshalb nicht an, weil im Beschluss des Landgerichts Frankfurt klargestellt worden sei, dass die Beschlagnahme nach § 94 StPO erfolgt sei, somit nicht zum Zwecke des Verfalls.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>7 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="7"/>Die Rechtsauffassung, dass eine Beschlagnahme auch zum Zwecke der Sicherung von Beweisen zu einem Rechtsmangel nach §§ 434, 440 BGB führe, habe keine rechtsdogmatische Grundlage, sie erweise sich letztlich als willkürlich und nicht praktikabel. Der Auffassung des Landgerichts Bonn in seinem sorgfältig begründeten Urteil NJW 1977, 1822 (1823), wonach die Beschlagnahme nach § 94 StPO eine Beeinträchtigung der Rechtsposition des Käufers, für die der Verkäufer nach §§ 434, 440 BGB einzustehen habe, nicht darstelle, sei zu folgen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>8 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="8"/>Im Übrigen könne im gegenständlichen Fall der Zeitablauf zu einem Rechtsmangel deshalb nicht führen, weil das Fahrzeug nur kurzfristig beschlagnahmt gewesen sei. Das Landgericht übersehe zudem, dass der Kläger in Kenntnis der ungeklärten Zusammenhänge mit der Herkunft des Fahrzeuges dieses angekauft habe. Dem Kläger sei klar gewesen, dass diese Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Erwerb des Fahrzeugs ggf. auch zu strafrechtlichen Ermittlungen und damit zur Beschlagnahme des Fahrzeugs führen konnten, insbesondere zur Beschlagnahme zum Zwecke der Sicherung von Beweisen. Auf einen hierin liegenden Mangel könne er sich aus diesem Grunde nicht berufen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>9 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="9"/>Der Beklagte beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>10 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="10"/>das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 5.7.2002 - 25 O 68/01 - wird abgeändert; die Klage wird abgewiesen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>11 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="11"/>Der Kläger beantragt,</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>12 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="12"/>die Berufung zurückzuweisen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>13 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="13"/>Der Kläger verteidigt das landgerichtliche Urteil und trägt hierzu vor:</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>14 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="14"/>Das Fahrzeug sei nicht nur angeblich in Frankreich gestohlen worden, sondern die Fakten lägen nachweisbar auf der Hand. Das Landgericht habe klar ausgeführt, dass im vorliegenden Fall eine Beweislastumkehr aufgrund verschiedener Fakten anzunehmen sei, insbesondere auch aufgrund der eindeutig gegebenen Manipulationen. Unabhängig hiervon habe er auch Zeugenbeweis angeboten, wobei dann zumindest diesen Beweisangeboten hätte nachgegangen werden müssen, stelle man auf den Vortrag der Beklagtenseite ab. Im maßgeblichen Beschluss des Landgerichts werde klar darauf hingewiesen, dass der Kläger nie Eigentümer des Fahrzeugs habe werden können, da eben das Fahrzeug gestohlen gewesen sei. Deshalb sei das Fahrzeug auch sicherzustellen gewesen. Allein aus dieser Begründung ergebe sich, dass eben hier nicht nur eine Beschlagnahme zur Sicherung von Beweismitteln erfolgt sei, sondern das Fahrzeug sichergestellt worden sei, um es an den wirklichen Eigentümer herauszugeben.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>15 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="15"/>Wegen des weiteren Parteivortrags im Berufungsverfahren wird auf die eingereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen. Die Strafakten der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Az.: 21 Js 49194/00 und der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, Az.: 31 Js 10291/00 waren zu Informationszwecken beigezogen.</td></tr></table>
<table><tr><td>II.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>16 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="16"/>Die Berufung des Beklagten ist zulässig, hat in der Sache jedoch keinen Erfolg.</td></tr></table>
<table><tr><td>1.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>17 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="17"/>Dem Kläger steht gegen den Beklagten ein Anspruch auf Rückzahlung des gezahlten Kaufpreises abzüglich der bereits bezahlten 10.000,00 DM gemäß §§ 434, 440 Abs. 1, 325, 327 S. 1, 346 S. 1 BGB a.F.* <*Die Bestimmungen des BGB werden im Folgenden ohne den Zusatz "a.F." in der Fassung vor Inkrafttreten des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes zitiert.> in Höhe von 44.993,69 EUR zu.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>18 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="18"/>a) Nach dem Ergebnis der erstinstanzlichen Beweisaufnahme steht für den Senat fest, dass die Parteien einen Kaufvertrag über den streitgegenständlichen Pkw Mercedes-Benz geschlossen haben. Für die Darstellung des Klägers spricht entscheidend der vorgelegte Kaufvertrag vom 2.5.2000 (Bl. 23 d.A.), der den Beklagten als Verkäufer ausweist. Diese Urkunde hat die Vermutung der Richtigkeit und Vollständigkeit für sich (vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, 62. Aufl., § 125 Rn. 15 unter Hinweis auf BGH NJW 1980, 1680; 1991, 1750). Diese Vermutung ist zwar widerleglich, an den Beweis der Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit sind aber strenge Anforderungen zu stellen. Das Landgericht hat zur Frage des Vertragsschlusses den Zeugen A vernommen, der u.a. ausgesagt hat, dass der Kläger den Beklagten aufgefordert habe, einen Kaufvertrag untereinander abzuschließen, nachdem der Beklagte zuvor einen französischen Kaufvertrag vorgelegt habe; der Vertrag sei dann zwischen den beiden abgeschlossen worden (Bl. 94 d.A.). Der Beklagte greift mit der Berufungsbegründung die vom Landgericht vorgenommene Beweiswürdigung nicht an. Nach Auffassung des Senats können deshalb diese Feststellungen des Landgerichts im Berufungsverfahren zu Grunde gelegt werden, da keine konkreten Anhaltspunkte Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der Feststellungen des Landgerichts begründen (§ 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>19 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="19"/>b) In seinem rechtlichen Ausgangspunkt hat das Landgericht zu Recht die Bestimmungen der §§ 440 Abs. 1, 325 Abs. 1 BGB herangezogen. Da der Kaufvertrag vor dem 1.1.2002 abgeschlossen wurde, ist im Streitfall nach Art. 229 § 5 Satz 1 EGBGB das Bürgerliche Gesetzbuch in der vor Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung des Schuldrechts vom 26.11.2001 geltenden Fassung anzuwenden. In der höchstrichterlichen Rechtsprechung zum Kaufrecht in der Fassung vor Inkrafttreten des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes war anerkannt, dass für den Fall, dass der Verkäufer bei dem Versuch zur Erfüllung seiner Leistungsverpflichtung zur Eigentumsverschaffung (§ 433 Abs. 1 S. 1 BGB) scheitert, er hierfür wegen dauernden anfänglichen Unvermögens gemäß §§ 440 Abs. 1, 325 Abs. 1 BGB einzustehen hat (BGH NJW 1997, 3164 m.w.N.). Während ein Anspruch des Käufers auf Schadensersatz die Erfüllung der Vorgaben des § 440 Abs. 2 BGB voraussetzt, kann der Käufer unabhängig davon gemäß § 325 Abs. 1 S. 1 BGB von dem Vertrag zurücktreten und die von ihm bereits erbrachte Leistung nach §§ 327 S. 1, 346 S. 1 BGB zurückfordern (BGH, a.a.O.). Wegen der anwendbaren Vorschriften der §§ 350, 351 BGB braucht in einem solchen Fall ein Kläger seinen Rückzahlungsantrag nicht zwingend mit dem Angebot, Zug um Zug den Pkw zurückzugeben, zu verbinden (BGH, a.a.O.). Es bestehen insoweit keine Bedenken, in dem Schreiben vom 7.6.2000 (Bl. 21 d.A.) eine Rücktrittserklärung zu sehen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>20 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="20"/>c) Zu Recht hat das Landgericht auch angenommen, dass die erfolgte Beschlagnahme einen Rechtsmangel begründet.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>21 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="21"/>Nach § 434 BGB ist der Verkäufer verpflichtet, dem Käufer den verkauften Gegenstand frei von Rechten zu verschaffen, die von Dritten gegen ihn geltend gemacht werden können. In der höchstrichterlichen Rechtsprechung ist im Grundsatz anerkannt, dass auch öffentlich-rechtliche Einziehungs- und Beschlagnahmebefugnisse, wenn sie der Benutzung der Kaufsache entgegenstehen, einen Rechtsmangel begründen können (vgl. etwa BGH NJW 1991, 915). Für die Beurteilung von öffentlich-rechtlichen Beschlagnahmen auf dem Gebiet des Strafverfahrensrechts ist allerdings davon auszugehen, dass nach überwiegender Auffassung eine allein auf § 94 StPO gestützte Beschlagnahme keinen Rechtsmangel begründet (vgl. OLG Köln, OLG-Report 2002, 169; LG Bonn NJW 1977, 1822; Palandt/Putzo, BGB, 62. Aufl., § 435 Rn. 13; Staudinger/Köhler, BGB, 13. Bearb., § 434 Rn. 26; a.A. etwa Erman/Grunewald, BGB, 10. Aufl., § 434 Rn. 5). Die wesentlichen Gesichtspunkte, die für diese überwiegende Auffassung sprechen, sind in der Entscheidung des Landgerichts Bonn, NJW 1977, 1822 genannt. Nach den überzeugenden Ausführungen des Landgerichts Bonn, denen sich der Senat anschließt, ist maßgeblich, dass durch die vorläufige Beschlagnahme im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens, durch die sich die Staatsanwaltschaft vorübergehend den Besitz an Gegenständen verschafft, die für ihre Ermittlungen von Bedeutung sind, keine Beeinträchtigung der Rechtsposition des Käufers entsteht, für die der Verkäufer nach §§ 434, 440 BGB einzustehen hätte. Öffentlich-rechtliche Befugnisse hinsichtlich eines Gegenstandes stellen sich nicht regelmäßig als Rechtsmängel im Sinne von § 434 BGB dar. Vielfach handelt es sich dabei um allgemeine Einschränkungen der Privatrechte, die der Gesetzgeber zu Gunsten des Gemeinwohls für notwendig erachtet hat und hinsichtlich derer es nicht angebracht erscheint, den Verkäufer haften zu lassen. Wenn eine Strafverfolgungsbehörde von der Befugnis nach § 94 Abs. 2 StPO Gebrauch macht, so realisiert sich für den Betroffenen ein allgemeines Lebensrisiko, das ihm im Interesse der Allgemeinheit an der Aufklärung von Straftaten auferlegt ist. Ein solches Opfer ist vom jeweiligen Besitzer zu tragen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>22 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="22"/>Demgegenüber führt aber nach Auffassung des Senats eine Beschlagnahme nach den Bestimmungen der §§ 111 b, 111 c StPO dazu, dass im Regelfall durch diese ein Rechtsmangel der Kaufsache begründet wird. Nach § 111 b Abs. 1 S. 1 StPO können Gegenstände durch Beschlagnahme nach § 111 c StPO sichergestellt werden, wenn Gründe für die Annahme vorhanden sind, dass die Voraussetzungen für ihren Verfall oder ihre Einziehung vorliegen. Der hier allein in Betracht kommende Verfall setzt nach § 73 Abs. 1 StGB grundsätzlich voraus, dass eine rechtswidrige Tat begangen worden und der Täter oder Teilnehmer für die Tat oder aus ihr etwas erlangt hat. In einem solchen Fall wird dem Staat die Befugnis zuerkannt, das Eigentum an der beschlagnahmten Sache auf sich zu übertragen (vgl. § 73 e Abs. 1 S. 1 StGB), was dafür spricht, diese Art der strafprozessualen Beschlagnahme den Fällen gleichzustellen, in denen etwa aufgrund steuer- oder zollrechtlicher Vorschriften Gegenstände beschlagnahmt werden und in denen es letztlich zu einem Untergang des Eigentums des von der Anordnung Betroffenen kommt (vgl. dazu etwa Staudinger/Köhler, a.a.O., § 434 Rn. 26 m.w.N.; BGH NJW 1991, 915). Das Landgericht Bonn hat in der oben genannten Entscheidung zutreffend darauf verwiesen, dass schon das Reichsgericht wiederholt ausgesprochen hat, dass die staatliche Befugnis der Beschlagnahme einen Rechtsmangel der betroffenen Sache darstelle, für den der Verkäufer einstehen müsse, soweit von diesem Recht tatsächlich Gebrauch gemacht worden sei und die Beschlagnahme zu Recht erfolgte. Der Staat macht in den zu Grunde liegenden Sachverhalten von seiner Befugnis Gebrauch, einzelne Gegenstände ihrem jeweiligen Besitzer auf Dauer zu entziehen und seinem Vermögen zuzuführen, worin eine Beeinträchtigung der Rechtsstellung des Käufers zu sehen ist, die derjenigen durch privatrechtliche Rechtspositionen gleichzustellen ist.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>23 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="23"/>Im Streitfall besteht nun aber die Besonderheit, dass der beschlagnahmte Pkw nicht in das Vermögen des Staates überführt wurde, sondern noch während des Beschwerdeverfahrens von der Strafverfolgungsbehörde an eine Versicherung herausgegeben wurde mit dem Ziel, den Pkw wieder dem rechtmäßigen Eigentümer zuzuführen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>24 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="24"/>Für den Senat steht fest, dass die maßgebliche Beschlagnahmeanordnung, die durch den Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt vom 15.8.2000 (Bl. 18 d.A.) und den Beschluss des Landgerichts Frankfurt vom 9.9.2000 (Bl. 25 d.A.) bestätigt wurde, sowohl auf der Grundlage von § 94 StPO, als auch gestützt auf § 111 b Abs. 5 StPO ergangen ist. Ein Gegenstand kann gleichzeitig zu Beweiszwecken und zur Sicherung des Verfalls oder der Einziehung sichergestellt werden (Meyer-Goßner, StPO, 46. Aufl., § 111 b Rn. 1; § 94 Rn. 2). Zwar dürfen der Schadloshaltung des Verletzten dienende Gegenstände nach der Bestimmung des § 73 Abs. 1 S. 2 StGB nicht für verfallen erklärt werden, weshalb diese Bestimmung der Verfallserklärung entgegensteht, wenn es sich um eine Tat handelt, bei der es notwendigerweise einen individuellen Verletzten gibt, wie insbesondere bei den Eigentums- und Vermögensdelikten (Meyer-Goßner, a.a.O., § 111 b Rn. 5). Zu beachten ist aber, dass in solchen Fällen § 111 b Abs. 5 StPO die Sicherstellung nach den Abs. 1 und 2 der Bestimmung gleichwohl zulässt. Die Sicherstellung kann deshalb auch angeordnet werden, wenn von vornherein nur die Sicherung der Interessen möglicher Verletzter in Betracht kommt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>25 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="25"/>Das Amtsgericht Frankfurt hat in seinem Beschluss ohne nähere Begründung unter Zitierung der §§ 111 b, 111 c, 111 e StPO i.V.m. § 73 StGB die Auffassung vertreten, dass die Voraussetzungen des Verfalls zu bejahen seien. In dem auf die Beschwerde ergangenen Beschluss des Landgerichts wird zwar einerseits ausgeführt, dass die Voraussetzungen der Beschlagnahme im Sinne der §§ 94 ff StPO vorlägen. Weiter heißt es in dem Beschluss aber wie folgt: "Ausweislich eines Fax von Interpol Frankreich vom 5.7.2000 ist der streit-gegenständliche Pkw in Paris von seinem Eigentümer als gestohlen gemeldet. Mag das Fahrzeug von dem Beschwerdeführer selbst gestohlen oder gehehlt sein oder ohne Wissen der Hintergründe erworben sein, Eigentümer konnte er keinesfalls werden (§ 935 BGB). Das Auto war also in jedem Falle sicherzustellen." Zwar werden in dem Beschluss des Landgerichts die angewandten strafprozessualen Bestimmungen nicht genannt. Nach Auffassung des Senats lässt sich den Ausführungen des Landgerichts aber entnehmen, dass es neben der Sicherstellung zu Beweiszwecken nach § 94 StPO auch eine Sicherstellung unter dem Gesichtspunkt, die Interessen des bestohlenen Eigentümers zu sichern, für geboten gehalten hat. Für ein solches Verständnis der Begründung des genannten Beschlusses spricht insbesondere die Formulierung, dass das Auto in jedem Fall sicherzustellen gewesen sei. Hinzu kommt, dass ausweislich des Tenors des Beschlusses die Beschwerde vollumfänglich für nicht begründet erachtet wurde und das Landgericht davon abgesehen hat, etwa den Beschluss des Amtsgerichts mit der Maßgabe aufrechtzuerhalten, dass die Beschlagnahme nur auf § 94 StPO gestützt werde. Für eine Auslegung des Beschlusses des Landgerichts im Sinne einer Anordnung auch nach § 111 b Abs. 5 StPO spricht weiter, dass das Landgericht in der Begründung mit keinem Wort anspricht, ob etwa ein Verfall nach § 73 StGB zu Gunsten des Staates in Betracht kommt. Nachdem vertreten wird (Meyer-Goßner a.a.O., § 111 b Rn. 7 auch mit Nachweisen zur Gegenansicht), dass der Beschlagnahmebeschluss dahinstehen lassen kann, ob der Verfall nach § 73 StGB zu sichern ist oder ob es sich um eine Sicherstellung nach § 111 b Abs. 5 StPO handelt, ist vorliegend nach Auffassung des Senats von einer Beschlagnahmeanordnung auch auf der Rechtsgrundlage des § 111 b Abs. 5 StPO auszugehen.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>26 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="26"/>Die auf die §§ 94, 111 b Abs. 5 StPO gestützte Beschlagnahmeanordnung ist rechtmäßig gewesen. Die Beschlagnahme von Gegenständen im Ermittlungsverfahren zur Sicherung einer späteren Verfallsanordnung erfordert gemäß §§ 111 b Abs. 1, 111 c StPO i.V.m. § 73 StGB einen "Grund für die Annahme", dass die Voraussetzungen des Verfalls gegeben sind. Es muss also der Verdacht bestehen, dass der Betroffene für oder aus einer bestimmten rechtswidrigen Tat einen wirtschaftlichen Wert unmittelbar erlangt hat (vgl. Malitz NStZ 2002, 337). Zu beachten ist aber, dass § 111 b Abs. 5 StPO im Ermittlungsverfahren die Beschlagnahme von Vermögenswerten im Interesse des Verletzten erlaubt, auch wenn eine spätere Verfallsanordnung zu Gunsten des Staates wegen der Regelung des § 73 Abs. 1 S. 2 StGB nicht in Betracht kommt (Malitz, a.a.O., 338). Die Gesetzesformulierung lässt nunmehr den Anfangsverdacht als Anordnungsvoraussetzung ausreichen. Durch das Gesetz zur Verbesserung der Bekämpfung der organisierten Kriminalität (BGBl I 1998, S. 845) ist das bis dahin bestehende Erfordernis, dass die Gründe "dringend" sein müssten, gestrichen worden, sodass die Prognosewahrscheinlichkeit aus dem Bereich des dringenden Tatverdachts auf das Niveau des einfachen Tatverdachts abgesenkt wurde (vgl. Lemke in HK-StPO, 3. Aufl., § 111 b Rn. 7). Der danach zur Anordnung erforderliche einfache Tatverdacht braucht sich, da Verfall und Einziehung auch im Verfahren nach den §§ 431 ff, 440, 442 StPO zulässig sind, noch nicht gegen einen bestimmten Beschuldigten zu richten (Meyer-Goßner, a.a.O., § 111 b Rn. 8).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>27 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="27"/>Auch wenn vorliegend die Ermittlungen gegen die Parteien zu keiner Anklageerhebung bzw. zu einem Strafbefehlsantrag wegen eines Vergehens der Hehlerei nach § 259 Abs. 1 StGB geführt haben, ist doch davon auszugehen, dass zum Zeitpunkt der Beschlagnahme ein solcher einfacher Tatverdacht bestand. Der einfache Tatverdacht, der dem Anfangsverdacht im Sinne von § 152 Abs. 2 StPO gleichzustellen ist (Lemke, a.a.O., Rn. 7), ist gegeben, wenn der Strafverfolgungsbehörde konkrete Tatsachen bekannt sind, die einen begründeten Anhalt für eine Straftat liefern. Das Amtsgericht Frankfurt hat in dem genannten Beschluss vom 15.8.2000 insoweit die Auffassung vertreten, dass auch gegen die im Rubrum des Beschlusses als Beschuldigte aufgeführten Parteien der Verdacht besteht, den am 10.2.2000 in Paris als gestohlen gemeldeten Pkw im Inland verschoben zu haben. Auch wenn das Ermittlungsverfahren letztlich zu keiner strafgerichtlichen Ahndung geführt hat, weil den Parteien nicht nachzuweisen war, dass sie zum Zeitpunkt der Verkäufe gewusst haben, dass das Fahrzeug gestohlen war, ändert dies nichts daran, dass zum Beschlagnahmezeitpunkt vom Bestehen eines einfachen Tatverdachts ausgegangen werden konnte. Wie sich aus dem Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt und auch aus dem diesem vorangegangenen Antrag der Staatsanwaltschaft ergibt, wurde das Ermittlungsverfahren wegen Verdachtes der Hehlerei nicht nur gegen den Beklagten, sondern auch gegen den Kläger geführt.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>28 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="28"/>Dass der streitgegenständliche Pkw noch während des Beschwerdeverfahrens und vor der Entscheidung des Landgerichts am 25.8.2000 an die ... Versicherung herausgegeben wurde, ändert nichts daran, dass trotz der fehlenden Ausführungen im amtsgerichtlichen Beschluss zu den Voraussetzungen des § 111 b Abs. 5 StPO von einer Sicherstellung auch nach dieser Bestimmung auszugehen ist.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>29 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="29"/>Der Senat ist der Auffassung, dass eine Sicherstellung zur Sicherung der Interessen des Verletzten nach § 111 b Abs. 5 StPO regelmäßig geeignet ist, einen Rechtsmangel im Sinne von § 434 BGB zu begründen. Dies gilt jedenfalls dann, wenn der Kaufgegenstand nach der Beschlagnahme an den aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden Verletzten herausgegeben wird.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>30 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="30"/>Es ist anerkannt (vgl. Staudinger/Köhler, a.a.O., § 434 Rn. 26), dass unter § 434 BGB etwa Beschlagnahmebefugnisse aufgrund strafrechtlicher, steuer- oder zollrechtlicher Befugnisse fallen. In der in NJW 1991, 915 veröffentlichten Entscheidung hat der Bundesgerichtshof einen Rechtsmangel in einem Fall angenommen, in dem wegen unzulässiger Vermischung Kraftstoff von der Zollbehörde sichergestellt und veräußert worden war. Nach Auffassung des Bundesgerichtshofs wird der Rechtsmangel dadurch gekennzeichnet, dass der Verkäufer nur Eigentum ohne rechtlichen Bestand verschaffen kann. Letztlich hat er damit auf die Befugnis des Staates abgestellt, einen Übergang des Eigentums auf sich zu bewirken. Demgemäß stellen solche öffentlichen Rechte einen Rechtsmangel dar, die zu einem Entzug der Kaufsache führen (so Erman/Grunewald, a.a.O., § 434 Rn. 5). Auch wenn im Fall des § 111 b Abs. 5 StPO die Entziehung der Kaufsache nicht zu einer Bereicherung des Staates führt, sondern letztlich über die Herausgabe nach § 111 k StPO der Befriedigung des Verletzten dient, ändert dies nichts daran, dass durch eine solche Beschlagnahme dem Käufer die Kaufsache entzogen wird. Dies rechtfertigt nach Auffassung des Senats im Streitfall die Annahme, dass die auch auf § 111 b Abs. 5 StPO gestützte Beschlagnahme die Rechtsmängelhaftung des Beklagten als Verkäufers auslöst, nachdem der Kaufgegenstand nach der erfolgten Beschlagnahme an die aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden berechtigte Versicherung des Verletzten herausgegeben wurde.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>31 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="31"/>d) Der Rücktritt des Klägers vom Kaufvertrag ist nicht nach § 351 BGB ausgeschlossen, da keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür bestehen, dass der Kläger den streitgegenständlichen Pkw in zurechenbarer Weise einer über das normale Maß hinausgehenden Gefahr ausgesetzt hat.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>32 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="32"/>Soweit der Beklagte vorbringt, dass sich der Kläger auf einen Mangel nicht berufen könne, da er das Fahrzeug in Kenntnis der ungeklärten Zusammenhänge hinsichtlich der Herkunft gekauft habe, kann dem nicht beigetreten werden. Es bestehen keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür, dass der Kläger im maßgeblichen Zeitpunkt über die nach § 439 Abs. 1 BGB erforderliche Kenntnis verfügte.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>33 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="33"/>Der Kläger kann deshalb vom Beklagten die Rückzahlung des Kaufpreises verlangen. Da der Beklagte auf die bezahlten 98.000,00 DM bereits 10.000,00 DM zurückgezahlt hat, steht dem Kläger noch ein Anspruch in Höhe von 88.000,00 DM = 44.993,69 EUR zu.</td></tr></table>
<table><tr><td>2.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>34 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="34"/>Im Streitfall kann offen bleiben, ob der Pkw tatsächlich - wie vom Kläger behauptet - im Februar 2000 in Paris gestohlen wurde. Falls der Pkw dem Vorbesitzer nicht gestohlen wurde, sondern etwa von diesem zum Zweck eines Betrugs zum Nachteil der Versicherung weggegeben wurde - wie der Beklagte geltend macht -, hätte der Kläger nach den §§ 932 Abs. 1, 935 Abs. 1 BGB gutgläubig Eigentum an dem Pkw erworben. Der Beklagte würde in diesem Fall nicht für die Nichterfüllung der ihm nach § 433 Abs. 1 S. 1 BGB obliegenden Eigentumsverschaffungspflicht haften (vgl. etwa OLG Köln OLG-Report 2002, 169).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>35 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="35"/>Die Frage eines wirksamen Erwerbs vom Nichtberechtigten ist nach deutschem Recht zu beurteilen. Das Fahrzeug wurde nach Deutschland verbracht, sodass es durch die Einfuhr zu einem Statutenwechsel (vgl. Art. 43 EGBGB) gekommen ist. Da ein Eigentumserwerb des Klägers in Frankreich noch nicht stattgefunden hat, richtet sich die Vollendung des Eigentumserwerbs nach Verbringung des Pkws ins Inland gemäß dem auch schon vor Inkrafttreten des Art. 43 EGBGB (Gesetz vom 21. Mai 1999, BGBl I, S. 1026) geltenden Regeln des internationalen Sachenrechts nach deutschem Recht (vgl. BGH WM 2000, 1640 ff unter Hinweis auf BGHZ 100, 321, 326; vgl. auch BGH VersR 2000, 462, 463). Für die auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland erfolgte Veräußerung des Pkw ist deshalb in sachenrechtlicher Hinsicht § 935 Abs. 1 BGB anzuwenden.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>36 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="36"/>Beweispflichtig ist insoweit der Kläger (vgl. § 442 BGB a.F.; OLG Köln, a.a.O.; BGH NJW 1997, 3164 ff; Baumgärtel, Handbuch der Beweislast im Privatrecht, 2. Aufl., § 442 Rn. 2, § 434 Rn. 1), wobei allerdings in Fällen erwiesener Manipulation an Identitätsnachweisen des Fahrzeugs unter Umständen ein Anscheinsbeweis für den Diebstahl eines Pkws sprechen kann (vgl. dazu BGH NJW 1997, 3164 ff).</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>37 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="37"/>Der Kläger trägt hierzu vor, dass das Fahrzeug zum Diebstahlszeitpunkt auf eine Firma T mit Sitz in Paris zugelassen gewesen sei und wegen des Kfz-Diebstahls am 10.2.2000 Strafanzeige erstattet worden sei. Zum Beweis für diese Behauptungen beruft sich der Kläger auf die Zeuginnen G und K (Bl. 158 d.A., 104 d.A.). Demgegenüber behauptet der Beklagte (Bl. 62 d.A.), dass der Pkw mit Einverständnis des Eigentümers zum Verkauf angeboten worden sei. Er hat sich insoweit auf den im Bestellformular und weiteren Dokumenten genannten Zeugen P bezogen, der allerdings unstreitig am 6.4.2001 verstorben ist.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>38 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="38"/>Nach Auffassung des Senats sprechen für die Darstellung des Klägers, dass der streitgegenständliche Pkw im Februar 2000 in Paris der Firma T entwendet worden sei, gewichtige Umstände. So ist davon auszugehen, dass der Pkw Mercedes-Benz S 500 L mit der FIN WDB 22011751A02500 mit dem amtlichen Kennzeichen am 10.2.2000 bei einem Polizeirevier in Paris als gestohlen gemeldet wurde (vgl. die Diebstahlsanzeige, Bl. 148 d.A.; vgl. auch die Nachricht von Interpol France vom 10.8.2001, Bl. 151 d.A.). Auch die Schreiben der beiden Versicherungen vom 31.5.2001 und 8.8.2001 (Bl. 108, 147 d.A.) stützen die Version des Klägers. Schließlich hat Rechtsanwalt K, der sich für den Sohn des verstorbenen P gemeldet hat, ein an den Prozessbevollmächtigten des Klägers gerichtetes Schreiben vom 5.9.2001 (Bl. 165 ff d.A.) vorgelegt, in dem mitgeteilt wird, dass S (der Sohn von P) am 11.5.2001 als Erbe einen Pkw Mercedes-Benz mit der Fahrzeugnummer WDB 2200751A040657 an die Firma F verkauft habe. Hierzu hat er eine Verkaufsbestätigung sowie eine Kopie des Fahrzeugscheins vorgelegt (Bl. 170/171 d.A.). Trotz dieser die Darstellung des Klägers stützenden Indizien kann nach Auffassung des Senats nicht davon ausgegangen werden, dass ein Anscheinsbeweis für den Diebstahl des Pkws spricht, da etwa Manipulationen an Identitätsnachweisen des Fahrzeugs nicht sicher feststehen. Demgemäß obliegt es dem Kläger, nachzuweisen, dass der Pkw tatsächlich im Februar 2000 in Paris gestohlen wurde. Hierzu wären die vom Kläger benannten Zeuginnen K und G zu vernehmen. Da der Beklagte jedoch schon aus den unter Ziff. 1 genannten Gründen verpflichtet ist, den Kaufpreis an den Kläger zurückzuzahlen, kommt eine Beweiserhebung angesichts der Entscheidungsreife (§ 301 Abs. 1 ZPO) des Rechtsstreits nicht in Betracht.</td></tr></table>
<table><tr><td>3.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>39 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="39"/>Die Entscheidung über den Zinsanspruch wird von der Berufung nicht angegriffen.</td></tr></table>
<table><tr><td>4.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>40 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="40"/>a) Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>41 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="41"/>b) Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in den §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.</td></tr></table>
</td></tr><tr><td valign="top"><table><tr><td>42 </td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr="42"/>c) Der Senat lässt die Revision zu. Die Sache hat rechtsgrundsätzliche Bedeutung (§ 543 Abs. 2 S. 2 Nr. 1 ZPO), da sie eine entscheidungserhebliche, klärungsbedürftige und klärungsfähige Rechtsfrage aufwirft, die über den Einzelfall hinaus Bedeutung für die Allgemeinheit hat (vgl. BGH MDR 2003, 104, 106). Im Streitfall kommt es auf die Beantwortung der Rechtsfrage an, ob durch eine auf der Grundlage von § 111 b Abs. 5 StPO durchgeführte Beschlagnahme ein Rechtsmangel im Sinne des § 434 BGB begründet wird, mit der Folge, dass der Käufer vom Verkäufer die Rückzahlung des Kaufpreises verlangen kann. Die Rechtsfrage ist auch klärungsbedürftig, da sie von der höchstrichterlichen Rechtsprechung bislang noch nicht entschieden wurde.</td></tr></table>
</td></tr></table>
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